Nach dem die Diskussion hier gewissermaßen ins Dümpeln gekommen ist, möchte ich mich nun doch auch nach anfänglicher Skepsis einschalten.
Beziehen möchte ich mich auf folgendes Zitat:
Das die Welt ein Problem der Überbevölkerung bei gleichzeitig stagnierendem Nahrungsmittelertrag hat ist nicht von der Hand zu weisen, dass gentechnisch verändertes Hybridsaatgut zu einer Lösung beitragen kann offenbar ebensowenig. Jedoch sollte der Horizont der Diskussion deutlich über Nordamerika und Europa ausgeweitet werden: der größte Teil der Menschheit lebt gerade nicht in Nordamerika oder in Europa sondern in klimatisch und wirtschaftlich ungünstigen Regionen der Erde. Bekannterweise leben die meisten Menschen der Erde im mindestens ebenso wenig fruchtbaren Asien. Zur Lösung des Nahrungsmittelproblemes werden zurecht intensive Anbaumethoden und verbessertes Saatgut angeführt - jedoch unter ökonomisch fatalen Gesichtspunkten: Gensaatgut beruht auf Hybridkulturen - die Saat muss also von Ernte zu Ernte neu gekauft und gesät werden. Für nordamerikanische oder europäische Landwirte kein Problem - sie profitieren vom Argarproktektionismus der EU-Technokraten, der es erlaubt Agrarprodukte deutlich unter Weltmarktpreisen zu verkaufen und dennoch vergleichsweise hohe Erträge einzufahren. Bleibt jede Menge Geld für Hybridsaatgut das zur nächsten Ernte zu säen ist.
Die Asiatische Anbaukultur beruht mit wenigen Ausnahmen auf feudalen Anbaumethoden über die jeder westlich geprägter Agrarier doch nur lachen kann: der asiatische Kleinbauer verfügt über kaum nennenswerte Anbaufläche, geschweige denn Landmaschinen noch Knowhow zur Ertragssteigerung. Sein Leid wird durch extreme Fluktuationen des regionalen Klimas noch gesteigert: einer Rekordernte können mehrere Jahre Dürre folgen und umgekehrt. Er ist auf traditionelles Saatgut, dass den Anforderungen der klimatischen Bedingungen gewachsen ist, angewiesen. Vorteil dieses Saatgutes gegenüber Hybridsaatgut ist wie oben genannt die Wiederverwendbarkeit - er kann ohne nennenswerte finanzielle Einschnitte Ernten und zum nächsten Jahr wieder säen. Den meisten Bauern in Asien reicht das zur Selbstversorgung+ ein kleines X, das auf lokalen Märkten zu verkaufen versucht wird (in Asien klappt das weitaus besser als in Afrika, da die EU mit ihren Subventionen und ihrer Entwicklungshilfe die Preise für Agrarprodukte ins Bodenlose fallen lässt - kein afrikanischer Kleinbauer kann auch nur ansatzweise konkurrenzfähige Produkte herstellen, die er zu konkurrenzfähigen Preisen verkaufen kann.) Als vor 10 Jahren Monsanto im Besonderen, begann asiatischen Bauern (die indischen sind hier hervorzuheben) Hybridsaatgut zu verkaufen, stürzten die Ernteerträge regional dramatisch ein - gleichzeitig rutschen die Kleinbauern immer mehr in die finanzielle Abhängigkeit von Wucherern und Monsanto. Der Grund: Saatguthersteller verkaufen den Bauern kostengünstiges Hybridsaatgut, das (nicht ganz zu Unrecht) höhere Ernteerträge verspricht. Der Durchschnittsbauer leiht sich überteuertes Geld um diese Saat zu kaufen und sät sie in der Hoffnung auf wachsende Erträge und Profite aus. Vielerorten stellt sich jedoch heraus, dass das im Labor ach so erfolgreiche Saatgut den harten und rauen klimatischen Verhältnissen in den Bedürfnisgegenden nicht gewachsen ist. Die Folge: Ernteausfälle bei gleichzeitig finanziellen Aufwendungen die für die kommende Ernten zu leisten sind - der arglose Bauer wird zum Pleitier, kann seine Kredite nicht bezahlen und wird schlimmstenfalls von seinen Gläubigern enteignet. Mit traditionellem Saatgut wäre das nicht passiert. Monsanto (stellvertretend für alle Agrarriesen) nutzen die Unwissenheit von Kleinbauern der dritten Welt schamlos aus, um ihre Profite zu maximieren. Der eigentlichen Problemlösung ist man somit nicht näher gekommen - im Gegenteil: Indien musste bspw. in der letzen Dekade unverhältnismäßig viel Getreide nachkaufen um den sinkenden Ertrag der Bauern kompensieren zu können. Ähnliche Fälle wurden vor einigen Monaten auch in der ZEIT dargelegt, dabei ging es ebenfalls um die Geschäftspraktien Monsantos, jedoch bezog sich der Artikel auf indonesische, nicht auf indische Bauern.
Nahrungsmittel verhalten sich nicht wie das Wasser in unseren Ozeanen: kippe ich einen Eimer Wasser in die Nordsee, steigt der globale Meeresspiegel an. Ernte ich in Europa einen Scheffel Weizen mehr, erhöht sich leider nur die lokale Nahrungsmittelmenge - global ist niemandem geholfen. Und genau hier liegt die Crux in der Entwicklung von gentechnisch veränderten Saatguten: Das Problem der Nahrungsmittelknappheit muss global betrachtet werden. Was man von etwaigen Geschäftspraktiken und Saatguten auch halten möchte - in der westlichen Welt können solche Saatguten sicher helfen den Ernteertrag pro Fläche zu steigern. Jedoch können wir unsere Situation nicht 1:1 auf die obengenannten "Bedürfnisgegenden" übertragen. Hier muss die lokale Nahrungsmittelmenge gesteigert werden, nicht wie oben bereits geschildert die globale (langfristig ist das auch sicher sinniger als das Verteilungsproblem zu lösen, das sich in der Zukunft durch steigende Energiepreise noch verschärfen sollte). Jeder fernöstliche Agrarwissenschaftler wird dir den Fatalismus des Glaubens Saatgut alleine, können das Nahrungsmittelproblem lösen, klagen: die universitäre Forschung in Asien ist daher zurecht von der Erstellung von Gensaaten abgewichen und zur traditionellen Kreuzzüchtung bewährter Saaten zurückkehrt. Diese sind klimatisch affin und den Anbaubedingungen der dortigen Böden angepasst. Der Glaube eine im Labor erstellte Saatgut, könne sich unter veränderten Bedingungen ebenso gut entwickeln ist daher ein Irrglaube: die Laborbedingungen sind den klimatischen Bedingungen der westlichen Welt (ökologisch wie ökotrophologisch im Vergleich zum Rest der Welt, ohnehin das Paradies) angepasst. Also gehören sie auch auf diese Felder. Ich sehe also keine Probleme damit, solche Saatguten zuzulassen und im Feldversuch zu testen. Wer jedoch glaubt, damit könne man globalen Problemen Herr werden, der irrt gewaltig.
Fangt also bitte an, die Zulassung von Gensaaten auf EU-Feldern und dem Lösen der Nahrungsknappheit auseinander zu dividieren...
Kleiner Nachschlag gefällig? Reise durch den Selbstmordgürtel
Beziehen möchte ich mich auf folgendes Zitat:
Der weltweite Saatgutmarkt wird heute nach Belieben von Großkonzernen wie Monsanto oder Syngenta beherrscht. Die Agro-Giganten drängen scheinbar großzügig den Ärmsten der Welt ihr ertragreiches Gentechgetreide auf – anfangs oft zu Spottpreisen. Seit jeher bewährte, einheimische Natursorten in Drittweltländern drohen auf diese Weise für immer verdrängt zu werden und auszusterben.
Das die Welt ein Problem der Überbevölkerung bei gleichzeitig stagnierendem Nahrungsmittelertrag hat ist nicht von der Hand zu weisen, dass gentechnisch verändertes Hybridsaatgut zu einer Lösung beitragen kann offenbar ebensowenig. Jedoch sollte der Horizont der Diskussion deutlich über Nordamerika und Europa ausgeweitet werden: der größte Teil der Menschheit lebt gerade nicht in Nordamerika oder in Europa sondern in klimatisch und wirtschaftlich ungünstigen Regionen der Erde. Bekannterweise leben die meisten Menschen der Erde im mindestens ebenso wenig fruchtbaren Asien. Zur Lösung des Nahrungsmittelproblemes werden zurecht intensive Anbaumethoden und verbessertes Saatgut angeführt - jedoch unter ökonomisch fatalen Gesichtspunkten: Gensaatgut beruht auf Hybridkulturen - die Saat muss also von Ernte zu Ernte neu gekauft und gesät werden. Für nordamerikanische oder europäische Landwirte kein Problem - sie profitieren vom Argarproktektionismus der EU-Technokraten, der es erlaubt Agrarprodukte deutlich unter Weltmarktpreisen zu verkaufen und dennoch vergleichsweise hohe Erträge einzufahren. Bleibt jede Menge Geld für Hybridsaatgut das zur nächsten Ernte zu säen ist.
Die Asiatische Anbaukultur beruht mit wenigen Ausnahmen auf feudalen Anbaumethoden über die jeder westlich geprägter Agrarier doch nur lachen kann: der asiatische Kleinbauer verfügt über kaum nennenswerte Anbaufläche, geschweige denn Landmaschinen noch Knowhow zur Ertragssteigerung. Sein Leid wird durch extreme Fluktuationen des regionalen Klimas noch gesteigert: einer Rekordernte können mehrere Jahre Dürre folgen und umgekehrt. Er ist auf traditionelles Saatgut, dass den Anforderungen der klimatischen Bedingungen gewachsen ist, angewiesen. Vorteil dieses Saatgutes gegenüber Hybridsaatgut ist wie oben genannt die Wiederverwendbarkeit - er kann ohne nennenswerte finanzielle Einschnitte Ernten und zum nächsten Jahr wieder säen. Den meisten Bauern in Asien reicht das zur Selbstversorgung+ ein kleines X, das auf lokalen Märkten zu verkaufen versucht wird (in Asien klappt das weitaus besser als in Afrika, da die EU mit ihren Subventionen und ihrer Entwicklungshilfe die Preise für Agrarprodukte ins Bodenlose fallen lässt - kein afrikanischer Kleinbauer kann auch nur ansatzweise konkurrenzfähige Produkte herstellen, die er zu konkurrenzfähigen Preisen verkaufen kann.) Als vor 10 Jahren Monsanto im Besonderen, begann asiatischen Bauern (die indischen sind hier hervorzuheben) Hybridsaatgut zu verkaufen, stürzten die Ernteerträge regional dramatisch ein - gleichzeitig rutschen die Kleinbauern immer mehr in die finanzielle Abhängigkeit von Wucherern und Monsanto. Der Grund: Saatguthersteller verkaufen den Bauern kostengünstiges Hybridsaatgut, das (nicht ganz zu Unrecht) höhere Ernteerträge verspricht. Der Durchschnittsbauer leiht sich überteuertes Geld um diese Saat zu kaufen und sät sie in der Hoffnung auf wachsende Erträge und Profite aus. Vielerorten stellt sich jedoch heraus, dass das im Labor ach so erfolgreiche Saatgut den harten und rauen klimatischen Verhältnissen in den Bedürfnisgegenden nicht gewachsen ist. Die Folge: Ernteausfälle bei gleichzeitig finanziellen Aufwendungen die für die kommende Ernten zu leisten sind - der arglose Bauer wird zum Pleitier, kann seine Kredite nicht bezahlen und wird schlimmstenfalls von seinen Gläubigern enteignet. Mit traditionellem Saatgut wäre das nicht passiert. Monsanto (stellvertretend für alle Agrarriesen) nutzen die Unwissenheit von Kleinbauern der dritten Welt schamlos aus, um ihre Profite zu maximieren. Der eigentlichen Problemlösung ist man somit nicht näher gekommen - im Gegenteil: Indien musste bspw. in der letzen Dekade unverhältnismäßig viel Getreide nachkaufen um den sinkenden Ertrag der Bauern kompensieren zu können. Ähnliche Fälle wurden vor einigen Monaten auch in der ZEIT dargelegt, dabei ging es ebenfalls um die Geschäftspraktien Monsantos, jedoch bezog sich der Artikel auf indonesische, nicht auf indische Bauern.
Nahrungsmittel verhalten sich nicht wie das Wasser in unseren Ozeanen: kippe ich einen Eimer Wasser in die Nordsee, steigt der globale Meeresspiegel an. Ernte ich in Europa einen Scheffel Weizen mehr, erhöht sich leider nur die lokale Nahrungsmittelmenge - global ist niemandem geholfen. Und genau hier liegt die Crux in der Entwicklung von gentechnisch veränderten Saatguten: Das Problem der Nahrungsmittelknappheit muss global betrachtet werden. Was man von etwaigen Geschäftspraktiken und Saatguten auch halten möchte - in der westlichen Welt können solche Saatguten sicher helfen den Ernteertrag pro Fläche zu steigern. Jedoch können wir unsere Situation nicht 1:1 auf die obengenannten "Bedürfnisgegenden" übertragen. Hier muss die lokale Nahrungsmittelmenge gesteigert werden, nicht wie oben bereits geschildert die globale (langfristig ist das auch sicher sinniger als das Verteilungsproblem zu lösen, das sich in der Zukunft durch steigende Energiepreise noch verschärfen sollte). Jeder fernöstliche Agrarwissenschaftler wird dir den Fatalismus des Glaubens Saatgut alleine, können das Nahrungsmittelproblem lösen, klagen: die universitäre Forschung in Asien ist daher zurecht von der Erstellung von Gensaaten abgewichen und zur traditionellen Kreuzzüchtung bewährter Saaten zurückkehrt. Diese sind klimatisch affin und den Anbaubedingungen der dortigen Böden angepasst. Der Glaube eine im Labor erstellte Saatgut, könne sich unter veränderten Bedingungen ebenso gut entwickeln ist daher ein Irrglaube: die Laborbedingungen sind den klimatischen Bedingungen der westlichen Welt (ökologisch wie ökotrophologisch im Vergleich zum Rest der Welt, ohnehin das Paradies) angepasst. Also gehören sie auch auf diese Felder. Ich sehe also keine Probleme damit, solche Saatguten zuzulassen und im Feldversuch zu testen. Wer jedoch glaubt, damit könne man globalen Problemen Herr werden, der irrt gewaltig.
Fangt also bitte an, die Zulassung von Gensaaten auf EU-Feldern und dem Lösen der Nahrungsknappheit auseinander zu dividieren...
Kleiner Nachschlag gefällig? Reise durch den Selbstmordgürtel
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von dUrChGeNuD3Lt ()
"Der Kapitalismus basiert auf der merkwürdigen Überzeugung, dass widerwärtige Menschen aus widerwärtigen Motiven irgendwie für das allgemeine Wohl sorgen werden."
John Maynard Keynes
John Maynard Keynes