Angepinnt Der lolpics Thread

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    • Das Interessante an Deutsch aus meiner persönlichen Sicht ist gar nicht die starke Neigung zu Komposita an sich, sondern dass es extreme viele Verben gibt, die im Grunde ein Kompositum aus einer Präposition und einem simpleren Verb sind und manchmal gar keinen Bezug zu diesem Verb haben:

      Beispiel:

      anhören, abhören, weghören haben einen Bezug zu "hören", aber aufhören nur noch sehr bedingt/nicht.

      es gibt ge-lesen, be-lesen, er-lesen, ab-lesen, aus-lesen.

      man kann Dinge unter-lassen, über-lassen, sein-lassen, auf-lassen, ab-lassen,, an-lassen, ver-an-lassen, ver-lassen, nach-lassen, aber Z.b nicht "neben-lassen".

      ein Schild auf-stellen oder eine Tasche abstellen ist nahe an "stellen", eine Aufstellung oder Ausstellung ist etwas auf- oder aus-Gestelltes, jemanden "anstellen", eine Anstellung, oder Wild "nach-stellen" aber sehr weit hergeholt.





      Königsklasse für nicht-Muttersprachler: Welche Präfixe sind trennbar, welche nicht, wann ist es gar kein Präfix?

      Man kann sagen: "Ich will morgen die Tür aufmachen, oder "ich mache die Tür morgen auf" . "Ich muss morgen aufstehen" ist ebenso möglich wie "ich stehe morgen, um 5.00, vor dem Frühstück, im Hotel, pünktlich zum Dienstbeginn, auf. (Präfix trennt sich).

      Man kann sagen "ich unterlasse die Reise" aber nicht "ich lasse die Reise unter", in Redewendungen wie "ich lasse die Reise unter den Tisch fallen" geht es dann aber wieder.

      aber: statt "die Raupe verwandelt sich" kann man bspw. nicht sagen "die Raupe wandelt sich ver" .

      Als Vogel "auf den Baum fliegen" ist nicht das gleiche wie "als Vogel auffliegen" usw usw.


      Das finde ich an unserer Sprache mit das Einzigartigste. Danke für eure Aufmerksamkeit.
    • Kolibri schrieb:

      im Grunde ein Kompositum aus einer Präposition und einem simpleren Verb sind und manchmal gar keinen Bezug zu diesem Verb haben:
      darüber ärgern sich auch die meisten Leute, die Deutsch lernen, vor allem dass die Verben wie du schön zeigst auseinander gepflückt werden. Da die dsde Elite aber sicherlich großteils Latinun hat wird es hier die wenigsten überraschen, dass es in romanischen Sprachen mit dem Zusammensetzen genau so ist, siehe refer und prefer, submit und ommit etc. Da der Präfix nicht woanders hingestellt werden kann ist es nur weniger obvious
      Let's Play: CK2, Patrizier 2, Anno 1800
    • Meinolf Moldenhauer schrieb:

      wurde bereits der letze kolle track gepumpt?
      Soeben. Kann man sich geben.

      Bighead schrieb:

      Da der Präfix nicht woanders hingestellt werden kann ist es nur weniger obvious
      Das ist denke ich aber eines der Kernprobleme für Deutsch-Lerner (wie du ja auch sagst), mit großem Abstand. Viele Lehrkräfte denken darüber überhaupt nicht nach.

      Z.b. In "Rechne die Aufgabe auf dem Arbeitsbogen aus" oder "Lies dir zunächst im Buch den Abschnitt durch".

      Lesen die Leute dann im Kopf/in Gedanken weiter "Rechne die Aufgabe aus ....der Tasche" oder "lies dir zunächst den Abschnitt...durch die Tür" so, weil man ihnen zuerst beibringt was "aus" oder durch" als Positionsangabe bedeuten ("Ich hol den Apfel aus der Tasche, Peter kommt durch die Tür" etc.) und sind dann völlig verwirrt.

      Hier würden ja Formulierungen ohne Verb-Trennung wie "du sollst es ausrechnen" oder schlicht "Lies Abschnitt XY zuerst" schon enorm beim Leseverständnis helfen, Muttersprachler oder Laien denken häufig aber nicht an sowas, obwohl hier echt kleinste Änderungen enorme Barrierefreiheit schaffen.

      Mein syrischer Bekannter z.B. durfte sich bei seiner Ausbildung (mittlerweile erfolgreich bestanden) häufig anhören, warum ihm die Übersetzung wichtig sei, Technik/Physik sei doch in der arabischen Übersetzung das Gleiche, weil Physik gilt ja weltweit.

      Das trennbare Verben oder die erhebliche Bedeutungsveränderung durch das Präfix etwas ist, was viele Sprachen gar nicht kennen, bedenken viele schlicht nicht.
      Zudem gibt es Verben in denen es gar kein Sinn macht (ausarten) und viele subtile Bedeutungen/Muster sind demgegenüber kaum beschreibbar, dem Muttersprachler aber trotzdem irgendwie klar (aber den wenigsten bewusst).
      So deutet z.B "ver" auf einen Wandel des Zustandes hin: "Verändern, verwandeln, verzaubern, verkehren, verhexen, verteufeln usw..." und "zer" auf eine (gewaltsame) Beendigung oder Aufteilung: Zerstören, zerteilen, zerlegen, zersägen, zerreißen usw...
      und die die Endungen "...keit, ...heit...oder schaft..." erzeugen häufig kollektive Substantive "Gemeinschaft, Allgemeinheit, Gesamtheit, Gesellschaft, Partnerschaft, Mannschaft" (aber auch: Gelassenheit, Heiterkeit etc...)

      Das ist aber mehr subjektives Sprachgefühl als dass es sinnvolle Regeln oder Definitionen gibt und somit für fremde Deutsch-Lerner nicht so einfach.

      Weiterer Funfact:

      Fast jedes deutsche Verb hat im Infinitiv 2 Vokale und der erste ist betont und der zweite davon ist ein "verschluckte, kaum gesprochenes e" (sogenannter "Schwa"-Laut). "Lesen, sehen, gehen, mähen, drehen, hören, riechen" uvm.

      Wenn man Leute darauf hinweist, betonen sie fast alle Verben in der Grundform richtig, mir fällt gerade keine (regelmäßige) Verbform in, die eine Ausnahme hiervon darstellt.

      Ein weiteren Schwa-Laut zeigt das Schriftbild der Silbe "-er" am Ende eines Wortes/Wortteils in vielen Substantiven (Meister, Geier, Leiter, Schreiner) oder Namen (Meier, Peter, Jäger, Hofer etc.). In vielen/den meisten Regionen Deutschlands, wo man das R nicht rollt, wird diese Silbe nicht wie "e" + "r" gesprochen sondern als ein weiterer Schwa laut, ähnlich dem unbetonten e oder ä.

      Arabische, russische, englische Sprecher uvm. sollte man darauf hinweisen sonst sprechen die jedes mal ein deutlich hörbares "R" am Wortende.

      Ist kein "witziger Content" aber der vorherige "Sprach-Post" stieß ja auf gewisse Resonanz , daher kleiner Nachschlag.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kolibri ()



















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      and combined with this image of what we should be doing there comes the inability to read or appreciate anybody who does something entirely different.
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