Novus System
Notos
abgelegene Wüste mit Dünen
18. Juli 305 A.N.
23:24 Uhr
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abgelegene Wüste mit Dünen
18. Juli 305 A.N.
23:24 Uhr
Langsam öffnet er die Augen, unblinzelnd. Seine stahlblauen Augen geben einen wunderschönen Kontrast zu seiner sehr hellen Haut und den blonden Haaren ab. Langsam stellt er sich auf und wagt einen Blick in die Ferne. Wirklich etwas sehen geschweige denn erkennen kann er nichts. Es ist dunkel. Die Temperatur liegt bei etwa 278 K. Durch den Wind werden verschwommene Stimmen an ihn herangetragen. Verstehen kann er jedoch nichts. Wo bin ich? Wer bin ich? Was bin ich? Berechtigte Fragen, auf die er von selbst keine Antwort wusste. Mit tapsigen Schritten bewegt er sich gen Wind. Es wirkt so, als wäre er noch nie im Leben gelaufen. Mehrmals verliert er das Gleichgewicht und fällt um. Das Aufraffen fällt ihm schwer, weil der Wind ihn fast wieder umbläst. Nach ein wenig Übung hat er gelernt stabil zu gehen. Doch der Wind machte ihm weiter zu schaffen, denn er wehte ihm kleinste Sandkörnchen direkt in die Augen, Nase, Mund, Ohren und jede Einzelne Pore. Er sehnt sich nach Flüssigkeit. Doch solches kann er in dieser Einöde nicht finden. Zwei Tage marschiert er ohne Richtungsänderung weiter. Das Sehnen nach Flüssigkeit wird so groß, dass er zusammensackt und ohnmächtig wird.
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Medizinabteil der ECL
3. August 305 A.N.
13:37 Uhr
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Medizinabteil der ECL
3. August 305 A.N.
13:37 Uhr
Es fühlt sich kalt an. Er liegt auf einem Stahltisch in einem dunklen Raum von etwa 10 m². In der linken Ecke neben der Tür steht ein Plastikstuhl. Auf der Brust befinden sich mehrere Elektroden, an denen verschiedene Geräte angeschlossen sind. Er schaut auf einen Monitor und sieht eine grüne Linie, die in regelmäßigen Abständen ausschlägt. Er kann fühlen, dass etwas in ihm drin, den genau gleichen Rhythmus hat wie diese grüne Linie, nur dass Linie 0,00001 ms später ausschlägt. Er ist mit Shoop an den Tisch festgebunden. Shoop ist ein Material, welches strapazierfähig wie Leder und fest wie Beton ist. Lösen kann er sich nicht. Nach etwa 23 Minuten kommt ein kleinwüchsiger glatzköpfiger Mensch, mit einem Mob in der Hand und wischt mit diesem den Boden sauber. Er hat schon fast den ganzen Raum gewischt, bevor er zu dem Tisch aufsieht, weiter wischt, noch einmal hinsieht und ohne Rücksicht auf Verluste schreiend hinausstürmt. Der Mob fällt zu Boden und macht betörenden Lärm. Keine Minute später betreten drei Männer den Raum tuscheln etwas unverständliches. Der Mittlere ist knapp zwei Meter groß, hat Falten und weißgraue Haare hat einen Nadelstreifenanzug an, die beiden an den Außen tragen Doktorkittel. Mit zwei Handgesten lässt der Mann im Anzug die zwei im Doktorkittel aus dem Raum gehen und setzt ein verschmitztes Lächeln auf. “Hallo Laz! Dass ich diesen Moment erleben darf. Ich bin Firin, Schöpfer.” Gerade als Laz anfangen wollte, etwas zu erwidern, sprach Firin weiter: “Du magst dich vielleicht fragen, was das alles hier soll. Doch dies wird sich alles bald aufklären. Lass mich dein Freund sein.” Laz wusste zwar nicht, worüber Firin sprach, doch irgendetwas sagte ihm, dass er Firin nicht trauen sollte. Man könnte es Eingebung oder Intuition nennen, doch weder das eine noch das andere war Schuld daran. Ein leises “Ok”, zischte von seinen Lippen und er schlief erneut ein.
Alles um ihn herum ist verschwommen. Er befindet sich in einer Art flüssigem Wackelpudding. Inmitten der grasgrünen Masse taucht auf einmal ein schwarzer Punkt auf, welcher sich rasch nach allen Seiten ausbreitet und so unaufhaltsam auf Laz hinzubewegt. Kurz danach japst er auf. Er befindet sich nun an der Luft. Er stellt sich auf und wagt einen Blick. Er sieht einen braungrünen Raum, mit Grubenlampen an den Wänden. Fenster: Fehlanzeige. Er ist in einem unterirdischen Raum. In dem Raum sind mehrere Bildschirme befestigt, auf denen man mehrere Tunnel erkennen kann, welche immer wieder rot aufblinken. Es sind Überwachungskameras und das Tunnelsystem befindet sich in Alarmstufe Rot, doch das weiß Laz nicht. Er steht vor einer Kapsel mit grasgrüner zäher Flüssigkeit. Die Kapsel ist geöffnet. Neben der Kapsel stehen mehrere Geräte, welche ihn stark an die Geräte in dem Raum erinnern, in dem er Firin traf. Ein paar Meter neben ihm steht ein blonder blauäugiger Junge, der ihm selbst sehr ähnlich sieht. Er sieht ihm nicht nur ähnlich. Es scheint er selbst zu sein. Während ein ohrenbetäubendes Heulen seine innere Ruhe zerbricht, rennt der zweite Laz zur Holztür raus und verschwindet im Tunnelsystem. Kurze Zeit später erscheinen mehrere Leute in weißen Kitteln, welche unaufhörlich immer wieder “Er ist geflohen! Ach du Scheiße, er ist geflohen! Alles abriegeln! Wir müssen ihn finden!” schreien. Er fühlt einen Schmerz in der Brust und die Szenerie friert ein. Die Leute stehen wie eingefroren rum. Das rote Blinken hört auf. Nur Laz juckt das alles nicht, er kann sich weiter bewegen und kann sich in Ruhe umsehen. Er schaut an das Schild von einem der Leute schaut, sieht er groß die Buchstaben ECL. Die gleichen Buchstaben hatte auch Firin an einem Schild an sich.
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Medizinabteil der ECL
04. August 305 A.N.
07:11 Uhr
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Medizinabteil der ECL
04. August 305 A.N.
07:11 Uhr
Es fühlt sich bequem an, zumindest bequemer als der Stahltisch vom vorherigen Tag. Auch das Shoop, mit dem er gefesselt wurde, ist weg. Der Raum, in dem sich Laz nun vorfindet, ist sehr klein, jedoch gut beleuchtet. Neben dem Feldbett, auf dem er geschlafen hat, ist noch ein Waschbecken, eine Toilette und ein Tisch mit Stuhl untergebracht. Über der Tür befindet sich eine Kamera und ein Lautsprecher. Als Laz sich aufsetzt, wird direkt aus dem Lautsprecher gesprochen: “Guten Morgen, Laz! Zieh dir bitte die Kleidung an, die auf dem Tisch für dich bereit liegt. Wir kommen gleich!” Laz schaut zu dem Tisch und sieht die Kleidung. Er versucht sie anzuziehen, doch dies stellt sich jedoch als schwieriger aus, wie angenommen. Schließlich hatte er sich noch nie angezogen. Nach ein wenig experimentieren hat er dann die graue Jogginghose, das weiße Feinrippunterhemd, eine Sportjacke mit drei Streifen drauf und Badelatschen mit den gleichen Streifen angezogen. Nach einer Weile kommt Firin zum Zimmer rein, mit seinem typischen verschmitzten Lächeln und dem ECL-Schild. “Na Laz, was schönes geträumt?” - “Was ist ‘geträumt’?” - “Einen Traum hast du während des Schlafens, wo du Dinge siehst, die eigentlich nicht wahr sind.” Unwahrheit also. Doch Laz’ Traum war keine Fantasie seinerseits. Es kam ihm alles so bekannt vor, quasi ein Déja-Vu. “Was heißt eigentlich ECL?” - “Experiment CharginLaser.” [...]