DotASource RPG II - Kapitel I - Das Experiment

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    Novus System
    Notos
    abgelegene Wüste mit Dünen
    18. Juli 305 A.N.
    23:24 Uhr


    Langsam öffnet er die Augen, unblinzelnd. Seine stahlblauen Augen geben einen wunderschönen Kontrast zu seiner sehr hellen Haut und den blonden Haaren ab. Langsam stellt er sich auf und wagt einen Blick in die Ferne. Wirklich etwas sehen geschweige denn erkennen kann er nichts. Es ist dunkel. Die Temperatur liegt bei etwa 278 K. Durch den Wind werden verschwommene Stimmen an ihn herangetragen. Verstehen kann er jedoch nichts. Wo bin ich? Wer bin ich? Was bin ich? Berechtigte Fragen, auf die er von selbst keine Antwort wusste. Mit tapsigen Schritten bewegt er sich gen Wind. Es wirkt so, als wäre er noch nie im Leben gelaufen. Mehrmals verliert er das Gleichgewicht und fällt um. Das Aufraffen fällt ihm schwer, weil der Wind ihn fast wieder umbläst. Nach ein wenig Übung hat er gelernt stabil zu gehen. Doch der Wind machte ihm weiter zu schaffen, denn er wehte ihm kleinste Sandkörnchen direkt in die Augen, Nase, Mund, Ohren und jede Einzelne Pore. Er sehnt sich nach Flüssigkeit. Doch solches kann er in dieser Einöde nicht finden. Zwei Tage marschiert er ohne Richtungsänderung weiter. Das Sehnen nach Flüssigkeit wird so groß, dass er zusammensackt und ohnmächtig wird.

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    Novus System
    Notos
    Medizinabteil der ECL
    3. August 305 A.N.
    13:37 Uhr


    Es fühlt sich kalt an. Er liegt auf einem Stahltisch in einem dunklen Raum von etwa 10 m². In der linken Ecke neben der Tür steht ein Plastikstuhl. Auf der Brust befinden sich mehrere Elektroden, an denen verschiedene Geräte angeschlossen sind. Er schaut auf einen Monitor und sieht eine grüne Linie, die in regelmäßigen Abständen ausschlägt. Er kann fühlen, dass etwas in ihm drin, den genau gleichen Rhythmus hat wie diese grüne Linie, nur dass Linie 0,00001 ms später ausschlägt. Er ist mit Shoop an den Tisch festgebunden. Shoop ist ein Material, welches strapazierfähig wie Leder und fest wie Beton ist. Lösen kann er sich nicht. Nach etwa 23 Minuten kommt ein kleinwüchsiger glatzköpfiger Mensch, mit einem Mob in der Hand und wischt mit diesem den Boden sauber. Er hat schon fast den ganzen Raum gewischt, bevor er zu dem Tisch aufsieht, weiter wischt, noch einmal hinsieht und ohne Rücksicht auf Verluste schreiend hinausstürmt. Der Mob fällt zu Boden und macht betörenden Lärm. Keine Minute später betreten drei Männer den Raum tuscheln etwas unverständliches. Der Mittlere ist knapp zwei Meter groß, hat Falten und weißgraue Haare hat einen Nadelstreifenanzug an, die beiden an den Außen tragen Doktorkittel. Mit zwei Handgesten lässt der Mann im Anzug die zwei im Doktorkittel aus dem Raum gehen und setzt ein verschmitztes Lächeln auf. “Hallo Laz! Dass ich diesen Moment erleben darf. Ich bin Firin, Schöpfer.” Gerade als Laz anfangen wollte, etwas zu erwidern, sprach Firin weiter: “Du magst dich vielleicht fragen, was das alles hier soll. Doch dies wird sich alles bald aufklären. Lass mich dein Freund sein.” Laz wusste zwar nicht, worüber Firin sprach, doch irgendetwas sagte ihm, dass er Firin nicht trauen sollte. Man könnte es Eingebung oder Intuition nennen, doch weder das eine noch das andere war Schuld daran. Ein leises “Ok”, zischte von seinen Lippen und er schlief erneut ein.

    Alles um ihn herum ist verschwommen. Er befindet sich in einer Art flüssigem Wackelpudding. Inmitten der grasgrünen Masse taucht auf einmal ein schwarzer Punkt auf, welcher sich rasch nach allen Seiten ausbreitet und so unaufhaltsam auf Laz hinzubewegt. Kurz danach japst er auf. Er befindet sich nun an der Luft. Er stellt sich auf und wagt einen Blick. Er sieht einen braungrünen Raum, mit Grubenlampen an den Wänden. Fenster: Fehlanzeige. Er ist in einem unterirdischen Raum. In dem Raum sind mehrere Bildschirme befestigt, auf denen man mehrere Tunnel erkennen kann, welche immer wieder rot aufblinken. Es sind Überwachungskameras und das Tunnelsystem befindet sich in Alarmstufe Rot, doch das weiß Laz nicht. Er steht vor einer Kapsel mit grasgrüner zäher Flüssigkeit. Die Kapsel ist geöffnet. Neben der Kapsel stehen mehrere Geräte, welche ihn stark an die Geräte in dem Raum erinnern, in dem er Firin traf. Ein paar Meter neben ihm steht ein blonder blauäugiger Junge, der ihm selbst sehr ähnlich sieht. Er sieht ihm nicht nur ähnlich. Es scheint er selbst zu sein. Während ein ohrenbetäubendes Heulen seine innere Ruhe zerbricht, rennt der zweite Laz zur Holztür raus und verschwindet im Tunnelsystem. Kurze Zeit später erscheinen mehrere Leute in weißen Kitteln, welche unaufhörlich immer wieder “Er ist geflohen! Ach du Scheiße, er ist geflohen! Alles abriegeln! Wir müssen ihn finden!” schreien. Er fühlt einen Schmerz in der Brust und die Szenerie friert ein. Die Leute stehen wie eingefroren rum. Das rote Blinken hört auf. Nur Laz juckt das alles nicht, er kann sich weiter bewegen und kann sich in Ruhe umsehen. Er schaut an das Schild von einem der Leute schaut, sieht er groß die Buchstaben ECL. Die gleichen Buchstaben hatte auch Firin an einem Schild an sich.

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    Novus System
    Notos
    Medizinabteil der ECL
    04. August 305 A.N.
    07:11 Uhr


    Es fühlt sich bequem an, zumindest bequemer als der Stahltisch vom vorherigen Tag. Auch das Shoop, mit dem er gefesselt wurde, ist weg. Der Raum, in dem sich Laz nun vorfindet, ist sehr klein, jedoch gut beleuchtet. Neben dem Feldbett, auf dem er geschlafen hat, ist noch ein Waschbecken, eine Toilette und ein Tisch mit Stuhl untergebracht. Über der Tür befindet sich eine Kamera und ein Lautsprecher. Als Laz sich aufsetzt, wird direkt aus dem Lautsprecher gesprochen: “Guten Morgen, Laz! Zieh dir bitte die Kleidung an, die auf dem Tisch für dich bereit liegt. Wir kommen gleich!” Laz schaut zu dem Tisch und sieht die Kleidung. Er versucht sie anzuziehen, doch dies stellt sich jedoch als schwieriger aus, wie angenommen. Schließlich hatte er sich noch nie angezogen. Nach ein wenig experimentieren hat er dann die graue Jogginghose, das weiße Feinrippunterhemd, eine Sportjacke mit drei Streifen drauf und Badelatschen mit den gleichen Streifen angezogen. Nach einer Weile kommt Firin zum Zimmer rein, mit seinem typischen verschmitzten Lächeln und dem ECL-Schild. “Na Laz, was schönes geträumt?” - “Was ist ‘geträumt’?” - “Einen Traum hast du während des Schlafens, wo du Dinge siehst, die eigentlich nicht wahr sind.” Unwahrheit also. Doch Laz’ Traum war keine Fantasie seinerseits. Es kam ihm alles so bekannt vor, quasi ein Déja-Vu. “Was heißt eigentlich ECL?” - “Experiment CharginLaser.” [...]
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    20:55
    13. Juli 305 a.N.
    Novashington
    Borias



    Der bärtige Mann zu seiner Linken sagte: "Enrique Hernandez, richtig?", woraufhin jener nur ein mürrisches "hmm" brummte. "Mein Name ist John Smith, Mitarbeiter bei Veridian Dynamics, Kontrollbehörde. Ich glaube, wir sollten uns unterhalten. Fällt Ihnen ein geeigneter Ort als dieser ein, um ein 4-Augen-Gespräch zu führen? Barkeeper? Hallo? BARKEEPER! Wir suchen einen Nebenraum!" John Smith heißt wahrscheinlich jeder bei Veridian Dynamics, aber was wollen die bloß von mir? Ihm fiel keine passende Antwort ein, weshalb er erfahren musste, was sein Gegenüber ihm zu sagen hatte.
    Enrique sagte nur: "Kein Grund so rumzubrüllen, der versteht sie ohnehin gerade nicht, aber ich kenn hier einen Nebenraum, wenn sie kein Problem damit haben, dass wir was auch immer zwischen Gitarrenverstärkern und Schlagzeughockern besprechen.".
    Er führte Mr. Smith wiederum in Richtung Toilette, wo er wiederum von den beiden Wichtigtuern genau gemustert wurde. Sollen sie doch Löcher in mich schauen, sind ohnehin nur dressierte Gorillas. Kurz vor den Toiletten verschwand er in einer kleinen kaum beachtenswerten Tür. Der Raum war voll mit allerlei Instrumenten, Verstärkern. Kabel verliefen wahllos über dem Boden und kringelten sich in diversen Mustern. "Hier wären wir." meinte Quique und ließ Smith eintreten, bevor er die Tür schloss. Jener setzte sich auf einen Schlagzeughocker, während es sich Quique auf einem altmodischen Hocker bequem machte.

    Anderthalb Stunden verließen beide den Raum. Während Mr. Smith die Bar so schnell wie möglich zu verlassen suchte, ging Quique schnurstracks auf die Bar zu und sagte: "Bob!Jetzt brauch ich einen Doppelten!". Während er spürte, wie der Alkohol diesen Eisbrocken, der sich in seinem Magen angesammelt hatte, schmolz, konnte er nicht aufhören über dieses Gespräch zu sinnieren.
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    Novus-System
    Euros
    NVatikan
    18. Juli 2775 n.C. ( 305 A.N. ) Abends


    Der Mann in Schwarz saß auf einem Sessel und genoss die Aussicht die er von seinem Platz auf den weiten Sternenhimmel hatte. Durch die Gegebenheiten seines Standortes hatte man auf freier Fläche im Vergleich zum Planeten Erde oder anderen Orten auf Euros und den umliegenden Planeten mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit einen freien Blick auf die Sterne. Wolken wurden eher selten gesichtet in diesen Breitengraden. Doch die Umwelt gedieh auch ohne den Regen. Ein Mysterium, welches man seit Jahren nachging. Auch Pflanzen der Erde hatten keinerlei Probleme hier zu wachsen. Der Vatikan gab 2765 n.C. die offiziellen Ergebnisse der eigenen Untersuchung frei. Gott hätte diesen Ort gesegnet. Und die Menschen wären, wie damals bei der Schöpfung, dazu ersehen Euros sich Untertan zu machen. Der Mann in Schwarz wusste es besser.

    Es war nun knapp 7 Monate her seit seinem letzten Auftrag. Das Kind. Seine Auftraggeber waren sehr erfreut über seine Ergebnisse. Das Kind hatte nichts gewusst. Der einzige Makel war der tote Agonaner. Es bedeutete für Ihn, dass Leute nach ihm und seinen Auftraggebern suchte. Der Agonaner war jedoch ausgeschaltet. Durch seine eigene Dummheit. Tagelang hatte der Mann in Schwarz ihm Nahrung gespickt mit kleinen Eisenstücken liegen gelassen.
    Ein sehr christlicher Zug, wie der Mann in Schwarz fand. Wäre da nicht die Kleinigkeit das Eisen stromleitend ist. Dadurch das Agonaner selbst viel Eisen durch die Nahrung zu sich nehmen, fiel es dem Agonaner nicht besonders auf. Eisen für Agonaner ist wie Zucker für die Menschen. Ein Geschmacksverstärker. Das führte zu seinem Verderben.

    Plötzlich spürte der Mann in Schwarz eine Berührung. „Das Alter“, dachte der Mann in Schwarz, „Schlechtes Gehör, es wird mir doch zum Verhängnis.“ Er drehte sich um. Vor ihm stand ein relativ junger Gardist. „Man hat mir gesagt sie bräuchten jemanden der Ihnen bei etwas hilft, Sir.“ sagte der Gardist laut. Der Mann in Schwarz nickte. Das hatte er ganz vergessen. „Folgen sie mir“ sagte der Mann in Schwarz kurz angebunden. Auf seinen Stock gestützt ging der Mann in Schwarz los. Langsam um nicht unhöflich zu erscheinen folgte der Gardist den Mann in Schwarz, konnte es sich jedoch nicht verkneifen zu versuchen ein Gespräch anzufangen. „ Der Befehl kam von ganz weit oben. Sie müssen wahrlich gute Verbindungen haben, Sir.“ Der Mann in Schwarz nickte wieder. Der Gardist blieb still. Scheinbar hatte er gemerkt, dass der Mann in Schwarz nicht reden wollte. Oder es nicht konnte. Schließlich war der ältere Herr auch blind. So sah es zumindest aus. Alles in allem musste der Gardist den Mann in Schwarz für eine Person halten, die vor vielen Jahren dem Vatikan einige große Dienste erfüllt hatte, jedoch nun im Ruhestand war und sein Leben geniest. Nur die unglaublich hohe Geschwindigkeit des Schrittes des Herrn passte nicht so ganz ins Bild. Doch das könnte auch an der schweren Rüstung des Gardisten liegen. Alles in allem musste ein Außenstehender denken, dass der Gardist während der Dienstzeit seinen Opa zum Einkaufen ausführte.

    Nach ungefähr 45 Minuten Fußweg erreichten der Gardist und der Mann in Schwarz ein kleineres Geschäft im äußeren Rand von NVatikan. Die Gegend war eher verrucht und von den meisten Gläubigen gemieden, doch der Mann in Schwarz ging zielstrebig die Straßen entlang bis er vor seinem Ziel stand. Der Gardist öffnete dem Mann in Schwarz die Tür. „Sir, ich weiß zwar nicht wieso ich Sie bis hierhin begleiten sollte, aber ich nehme an, dass dies nicht zu meiner Aufgabe gehört. Keinesfalls würde der Papst höchstpersönlich einen Gardisten für eine Shoppingtour abstellen.“ Der Mann in Schwarz lächelte dann sprach er: „And forgive us our trespasses. As we forgive those who trespass against us. “
    Der Gardist schaute verwirrt. “Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern. Ich bin mit dem Vater Unser und der Bibel vertraut, Sir.“, entgegnete der Gardist, während der Mann in Schwarz in ein leises Flüstern überging. Nun fing der Mann in Schwarz lauthals an zu lachen. Er richtete seinen Blick gen Himmel und rief laut: „AMEN!“
    Der Gardist blieb daraufhin still. Nur eine Krähe zog langsam ihre immer enger werdenden Runden über den zweien, bis sie schließlich auf der Schulter des Mannes landete und dort verweilte, auch als der Mann in Schwarz in das Geschäft eintratt.

    „Sir, Sie ist angekommen!“, sagte der Mann hinter den Tresen. Scheinbar der Besitzer des Ladens. “Wollen Sie Sie begutachten, Sir?“, fragte er. Der Mann in Schwarz schüttelte den Kopf und sprach: „Führen Sie mich nur zu Ihm“. Dann drehte er sich zu dem Gardisten um und deutete auf ein Paket in einem Regal hinter den Tresen. „Nehmen Sie dieses Paket und tragen Sie es bitte den gesamten Weg zurück zu dem Ort an dem Sie mich angetroffen haben. Danach können sie zurück zu Ihrem Dienst gehen. Sie werden merken: Man hat sie befördert.“ Verwirrt griff der Gardist über die Tresen und zog das Paket hervor. Nur schwer konnte er die Aufschrift erkennen. „MARA“. Der Gardist schaute dem Mann in Schwarz, welcher dem Verkäufer durch eine Hintertür folgte, noch kurz hinterher ehe er sich umdrehte und den Weg den er gekommen war auch zurückging.
    If the king doesn't lead, how can he expect his subordinates to follow
    And forgive us our trespasses.
    As we forgive those who trespass against us.

    tree^ schrieb:

    was seid ihr alles für hässliche megaspasten. k3 ist der boss!
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    Irgendwo inmitten des Weltalls
    Raumstation Vanguard
    Hauptquartier des Wächterprotektorats
    Sektor 6 - Übungsgelände
    10. Juli 305 A.N.
    11:28 Uhr


    Staub wirbelte auf. Silhouetten von geometrischen Figuren waren langsam darin zu erkennen. Sepyungroße, kristall- und prismenförmige Maschinen schwebten einen knappen Meter über dem Halbwüstenboden, ihr Äußeres in einem hochglänzenden, nächtlichen Schwarz, an der unteren Spitze ihres Körpers leuchtend grüne Lichter, welche diese Maschinen zum schweben zu befähigen schienen. Kleine antennenförmige Fühler befanden sich an den seitlichen Kanten der Körper und erzeugten ein leises jedoch tiefes Summen. Und außer diesem Summen war nichts zu hören – absolute Stille.
    Plötzlich ein Schuss – ein dosenförmiges Geschoss schoss aus dem Staubnebel in hohem Bogen hervor und landete inmitten der großen schwarzen Kristalle. Ein kurzes, hohes Surren war zu hören und nur einen Augenblick später explodierte die Granate in einem blendend hellen Licht, zeitgleich mit einer Druckwelle, welche die Schallmauer mit einem großen Knall durchbrach. Noch mehr Staub wirbelte auf und wurde von der Überschallwelle wie durch einen Windstoß hinweggedrückt.

    Die Maschinen bewegten sich nicht länger, ihre Sensoren anscheinend ohne jegliche Aktivität.
    Der Staub legte sich und inmitten der Drohnen stand nun ein Wächter, gebückt, mit dem Oberkörper Richtung Boden gewandt und anstatt zweier Hände zwei armlange Klingen und einem kettenartigen paar Armen auf dem Rücken, jedes Kettenglied davon einer kleinen Turbine ähnelnd und am Ende dieser Ketten waren jeweils drei größere Turbinen angebracht, welche bereits wie unförmig ummantelte Raketen aussahen. Wie ein Raubvogel stand er nun inmitten dieser nachtschwarzen Figuren, der Oberkörper gesenkt, die federlosen Flügel auf dem Rücken in einem geschwungenen Bogen gespreizt, deren Turbinen nach hinten gerichtet und die langen Klingen nach außen zeigend.
    Die Drohnen bewegten sich wieder. Augenblicklich wandten sie sich alle dem Wächter zu, längliche Luken öffneten sich überall auf den Oberflächen der Maschinen und etliche Gewehrläufe fuhren aus. Ein paar Sekunden lang stand nun dieses Bild still während zunehmend deutlich ein hohes Pfeifen zu hören war, welches sich alsbald zu einem markanten Heulen entwickelte.

    Plötzlich stießen die insgesamt zwanzig Turbinen der Wächterflügel einen gewaltigen Luftstrom nach hinten aus, und mit einem kraftvollen Satz nach vorne stieß sich der Wächter blitzschnell vom Boden ab. Die Drohnen eröffneten ohne zu zögern das Feuer, während das große zweibeinige Wesen bereits die erste Drohne mit einem gezielten Hieb entzwei schlug und dessen Überreste lautstark auf dem Boden aufschlugen.
    Mittlerweile war nichts mehr außer Gewehrfeuer zu vernehmen und der Wächter manövrierte sich durch einen Hagelsturm aus Kugeln. Die wenigen Projektile, die ihn getroffen hätten, prallten einfach am Kugelförmigen Energieschild ab und so kämpfte er sich durch die Horden an Drohnen. Wie ein Wirbelwind aus Klingen, getragen von seinen großen mechanischen Flügeln, glitt er anmutig über den Boden und streckte eine Abwehrdrohne nach der anderen nieder.

    Einige Minuten später war es wieder still, überall lagen die zerstörten Überreste der Abwehrdrohnen auf dem Boden. Eine mechanische Stimme ertönte.
    „Trainingsprogramm Nummer 292 erfolgreich beendet – Effizienz: 99,2%“
    „Ich gratuliere Euch Z0175, damit habt Ihr das letzte Programm des Einführungstrainings erfolgreich absolviert“, merkte eine bekannte Stimme an. Z0175 drehte überrascht und hastig seinen Kopf in die Richtung, aus welcher er die Stimme vernahm. Ein weiterer Wächter stand auf einer Art Tribüne, etwa 5 Meter über dem Boden, seine Rüstung war mit grünen Streifenmustern versehen, offenbar hatte er das Training von Z0175 beobachtet.
    „Platiza“, sagte er, „abermals überrascht Ihr mich mit Eurer Anwesenheit.“
    „Ich sehe Ihr werdet nicht umsonst ’Mirage’ genannt, selbst für uns Entities scheint uns Eure Art zu kämpfen eine unbeschreibliche Einmaligkeit zu besitzen“, lobte er Z0175, während die Plattform, auf der Platiza stand, langsam Richtung Boden fuhr und schließlich sanft und fast geräuschlos unten aufkam.
    „Und doch scheint es, als sei eine Effizienz von 100% einfach nicht im Bereich des Möglichen zu liegen. Sind wir etwa die Minderwertigeren?“, fragte Mirage mit einem rhetorischen Unterton, während er seinen rechten Arm in die röhrenförmige Halterung einer Maschine legte, welche daraufhin unter leisem Rattern die Klinge vom Unterarm entfernte.
    Eine kleine Lampe an dem Gerät leuchtete auf und Mirage zog seinen Arm wieder heraus, in seiner Hand hielt er nun die Klinge, mit der er zuvor unzählige Abwehrdrohnen der Obsidian-Klasse niedergestreckt hatte.
    „Die MPUs arbeiten tatsächlich effizienter als wir Entities, jedoch wurden wir erschaffen, um über sie zu befehlen“, antwortete Platiza. „Die Schöpfer wussten, dass rationale Entscheidungen nicht von Maschinen allein getroffen werden können, dazu werden lebende, fühlende Individuen benötigt. Ihr seht also, es …“
    „… gibt für alles einen Grund“, unterbrach Mirage. „Wie oft habt Ihr mir in diesem vergangenen Monat diese Tatsache erklären wollen. Ich kenne diesen Satz mittlerweile zu gut.“ Platizas Augen leuchteten in einem milden grün auf.
    „Warum seid Ihr hier?“, fragte Mirage, nachdem er nun auch seinen linken Arm von der Klinge befreit hatte und die Waffen an eine Halterung an der Wand befestigte, die daraufhin in jene Wand zurückfuhr und anschließend von drei Metallplatten eingeschlossen wurde.
    Das Licht in Platizas Augen wurde zu einem leuchtenden gelb.
    „Euer Training ist abschlossen, Ihr erhaltet nun Eure nächste Aufgabe. Begebt Euch zum Hörsaal des obersten Gremiums!“
    Mit diesen Worten drehte sich Platiza um und verließ das Trainingsgelände. Mirage, der dem Executor noch nachblickte bis sich die Tür des großen Übungsraums schloss, schaute nun auf das Trainingsfeld, auf dem er eben noch ein ganzes Dutzend Obsidiandrohnen binnen Sekunden zerstört hatte, während die ersten Putzroboter den Raum durch kleine Luken an den Wänden betraten und ihren Aufräumtätigkeiten nachgingen.
    Er starrte ein paar Sekunden lang auf seine rechte Hand, zog die langen, schlanken Finger langsam zur Handfläche bis sie eine Faust formten. Sein Blick löste sich wieder von der Hand, er lockerte wieder seine Finger und schritt langsam zur Tür hinaus, während die Putzroboter den staubigen Boden der Trainingsfläche weiterhin unermüdlich nach Schrott absuchten.

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    Am Rand des Wächterprotektoreats
    PX1787569X
    Labor 3-X
    21. Juli 305 A.N.
    20:14 Uhr


    Yumao saß in seinem Kontrollsessel und tippte sachte über die Paneele an den Armlehnen. Das jähe Aufblinken eines Displays ließ ihn seine Arbeit für ein paar Sekunden unterbrechen.
    Nicht schon wieder… Langsam nervt es tatsächlich. PX1787569X war zwar aufgrund seiner stark ätzenden Atmosphäre, seinen Temperaturen knapp über dem absoluten Nullpunkt, seine extrem starken Magnetfelder sowie Aufgrund der zahlreichen, äußerst starken Sonneneruptionen des Fixsterns in diesem Sonnensystem alles andere als ein lebensfreundlicher Planet, eignete sich aber geradezu einzigartig um ein Forschungslabor unbemerkt zu betreiben. Wäre da nicht die kleine Tatsache, dass die Sensoren, die für die Messungen der Atmosphäre zuständig waren ständig ausfielen, weil sie eben außerhalb des Schildes, der das Labor schützte, sein mussten um die Atmosphäre überhaupt messen zu können. Ein wahrer Teufelskreis, doch Yumao war es egal. Er hatte seine Arbeit fast beendet, sollten sich die Sensoren doch auflösen, jetzt war es egal.
    Er fertigte einen Kristallspeicher seiner Arbeit an, aktivierte die verzögerte Selbstzerstörung des Labors und bestieg sein Raumschiff. Üblicherweise verfuhr er nicht so, da selbst für ihn ein gut ausgerüstetes Labor mittlerweile Mangelware war – und damit war selbstverständlich ‘gut ausgerüstet‘ nach seinen Standards gemeint, nicht nach den jämmerlichen Standards der Menschen - oder sogar denen der anderen Ersten. Reumütig blickte er aus dem Orbit auf PX1787569X zurück, er konnte gerade noch beobachten, wie der Selbstzerstörungsmechanismus sich auflud, als ein heller Lichtstrahl von dem Planeten ausging und sich rasch in Richtung der Sonne bewegte, trat sein Raumschiff in den Hyperraum ein. Manche mochten behaupten, dass die künstliche Herbeiführung einer Supernova um ein Forschungslabor übertrieben sein mochte, geradezu dieses ‘Mit einer Railgun auf einen Gleiter schießen‘, wie es die Menschen seit einiger Zeit zu sagen pflegten. Trotzdem, lange hätte der Stern sowieso nicht mehr existiert, er hatte nur etwas nachgeholfen. Eine Sonne zu zerstören, die sich gerade einmal die Hälfte ihrer Lebensdauer erreicht hat, beispielsweise die Sonne des Novussystems (natürlich abgesehen davon dass sie nebenbei noch viel zu klein war um überhaupt eine Supernova zu erzeugen), das war eine Aufgabe, bei der er sich nicht mal selbst sicher war, ob er es schaffen würde. Mit viel Ressourcen und massenhaft Zeit vielleicht – aber wozu?
    Er merkte, wie er immer in abstrusere Gedankengänge abschweifte, und als er schließlich dabei war zu überlegen, ob es ihm eigentlich möglich war, eines dieser ‘Kängurus‘, die er aus Aufzeichnungen der Menschen kannte, künstlich zu erschaffen, meldete ihm ein akustisches Signal des Bordcomputers dass er sein Ziel erreicht hatte.
    Vor ihm, inmitten der Finsternis des Alls, befand sich Vanguard.
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    Planet Euros

    Eine Suite im Hotel "Palace", NVatikan
    22. Juli 305 A.N.
    11:26 Uhr





    Von seinem neuen PDA und dessen Melodie begleitet, stöhnte Nate laut auf. Er vergrub seinen Kopf unter dem Kissen und lauschte dem dumpfen Klingeln. Die letzten Nächte waren für seinen Geschmack viel zu kurz gewesen und er hatte dringend etwas Schlaf nötig. Er wollte einfach liegen bleiben und weiter schlafen. Sein gesamter Körper fühlte sich schwer wie Blei an. Doch das Klingeln verstummte nicht und schließlich nahm er all seine Kraft zusammen und raffte sich auf. Das Klingeln war mittlerweile lauter geworden und die Vibration war mittlerweile so stark, dass der PDA wild auf dem Nachttisch umher tanzte.
    „Ja, ja, schon gut“
    Schlaftrunken und mit schweren Armen griff er nach dem Gerät und raunte hinein.
    „Hmmm“
    „Nate“
    Er wurde schlagartig wach. Die Schwere war wie verflogen und auch sein linker Arm, der eingeschlafen war, interessierte ihn nicht mehr. Diese Stimme würde er überall wieder erkennen. Es gab nur einen Mann, der sanft wie eine Feder und zugleich bedrohlich wie ein Rudel Wölfe klang.
    „Rico. Na, endlich.“
    „Tut mir leid, Nate. Aber wir mussten die ganze Sache noch mit dem Boss besprechen.“
    Nate hatte Rico von dem Treffen erzählt, vom nicht existierenden Syndikat, von Scarecrow selbst und ihren Plänen bei anticristo Mitglied werden zu wollen. Sie wussten immer noch nicht was sie wirklich plante, deshalb hatte er auch nie im Leben damit gerechnet sofort eine Antwort oder genaue Befehle von Rico zu bekommen. Mittlerweile war aber fast eine Woche vergangen und Nate war kurz davor zu glauben, man hätte ihn vergessen.
    Der Chef also höchstpersönlich huh?
    „Hör mir zu Nate! Wir haben keine Ahnung was diese Frau vorhat und auch der Boss meint wir müssen extrem vorsichtig sein. Wir können uns keinen Fehler erlauben. Vor allem wenn sie so gefährlich ist, wie alle behaupten“
    Also immer noch nichts Handfestes? Wo bin ich da bloß wieder rein geraten?
    „Soll ich sie weiter hinhalten?“
    „Das könnte gefährlich werden, aber wir haben im Moment keine Alternativen.“
    „Was soll ich ihr dann sagen?“
    „Denk dir irgendetwas aus. Du bist momentan der Einzige, der eine Chance hat, etwas Genaues heraus zu finden“
    Nate atmete tief durch. Das bedeutet er würde noch eine Weile hier fest sitzen. Allerdings blieb ihm nichts anderes übrig.
    „Gut, Informationsaustausch im üblichen Intervall?“
    „Nein, nur wenn du was heraus findest. Ich weiß nicht ob und wie sie die Verbindung abhören können. Immerhin stammt der PDA von ihr.“
    „Sonst noch etwas?“
    „Nein, das war alles.“
    „Ok, ich meld mich dann wenn…“
    Piep, piep, piep. Rico hatte bereits aufgelegt.
    Hinter Nate bewegte sich jemand im Bett und stöhnte ebenfalls in ein Kissen hinein.
    Ein blonder Haarschopf stieg zwischen Kissen und Decke hervor. Die Dame blickte ihn mit ihren leuchtend gelben Augen an.
    „Musst du so einen Krach machen?“
    Ihre Augen machten den Blick um Längen schlimmer, aber in den letzten Tagen hatte er sich an diesen stechenden Blick gewöhnen können. Ihr wirklicher Name war Karen, so viel hatte Scarecrow ihm bisher verraten, und sie schlief bei ihm um ihn zu überwachen. Oder zumindest behauptete sie das. Warum gerade sie auf Nate aufpassen musste und nicht einer ihrer Handlanger das Ganze übernahm war ihm ebenfalls schleierhaft. Auf seine Frage hin antwortete sie nur, sie wolle dass der Job ordentlich gemacht wird. Die erste Nacht hatte er allerdings kaum ein Auge zugetan, weil er schlichtweg Angst hatte, sie würde ihn umbringen. Er hatte ihren Bruder getötet und er würde vermutlich genauso reagieren wenn jemand seiner Schwester auch nur ein Haar krümmt. Allerdings stellte sich Nate immer wieder die Frage warum Karen ihn nicht sofort getötet hatte. Sie hatte jetzt fast eine Woche Zeit gehabt und es war schlichtweg nichts passiert. Sie waren immer wieder zu ihr ins Appartement gefahren und hatten dort die restlichen Mitglieder ihres kleinen Pseudo-Syndikats getroffen, sie hatten ihm erklärt was sie so trieben und wie sie das ganze bewerkstelligten. Karen kehrte immer wieder mit ihm zurück ins Hotel. Jedenfalls hatte sie bereits zig Möglichkeiten gehabt ihm etwas anzutun und das beunruhigte ihn ein wenig. Er wusste nicht was sie vorhatte und musste besonders auf der Hut sein.
    „Wer war denn so wichtig, dass er uns unbedingt aufwecken musste?“
    Karen riss ihn aus den Gedanken. Nate saß immer noch auf der Bettkante des riesigen Ehebettes und drehte sich zur ihr um.
    „Das war Rico. Es wird wahrscheinlich noch eine ganze Weile dauern bis wir zurück können. Sie müssen erst alles überprüfen und dann ist da noch genug im Lager zu tun.“
    Das war die erstbeste Lüge, die ihm einfiel. Er konnte nur hoffen, dass sie ihm glaubte.
    „Na von mir aus. Auf die paar Tage kommt’s auch nicht mehr drauf an.“
    Sie streckte die Arme in Luft und anschließend nach vorne. Sie seufzte einmal ausgelassen und kroch schließlich aus dem Bett.
    „Ich geh duschen. Wehe du schaust!“
    Sie warf ihm ein verstohlenes Grinsen zu. Nate nickte nur und setzte ein gekünsteltes Lächeln auf. Karen verschwand im Bad und er sank rücklings zurück in das Bett. Er starrte an die Decke und dachte nach. Es waren immer noch dieselben Fragen wie vor einigen Tagen, aber er konnte bis heute noch keine Antworten finden. Es wurden von Tag zu Tag mehr Fragen und er wusste einfach nicht mehr wohin damit. Die ganze Situation hatte sich kein Stück verändert, nur dass er jetzt noch zusätzlich berechtigte Todesängste hatte. Er richtete sich abermals auf und öffnete die Vorhänge an den Fenstern. Er starrte hinaus auf die Dächer der Stadt und während die Minuten vergingen lauschte er dem plätschernden Wasser aus dem Bad, das langsam verstummte. Als Karen aus dem Bad kam drehte er sich zu ihr um. Sie hatte ein Handtuch um den Oberkörper gewickelt und rubbelte mit einem kleineren Tuch noch immer ihre Haare trocken. Ihre Blicke trafen sich und sie lächelte abermals. Er wusste nicht warum aber irgendetwas sagte ihm, dass sie das ganze Lächeln ernst meinte.
    „Darf ich dich was fragen?“
    Er erwartete keine Antwort auf die Frage, die er gleich stellen würde. Aber im Moment hatte er nichts zu verlieren. Er hatte keine Lust mehr auf diese Spielereien. Eigentlich dachte er Karen würde ihn über die Tage Stück für Stück in alles einweihen, erklären was das alles soll. Stattdessen blickte sie ihn leicht fragend an und starrte ihn verdutzt an.
    „Kommt ganz drauf an was“
    „Warum ich? Ich meine…ich habe deinen Bruder getötet. Was hast du mit mir vor? Um ehrlich zu sein dachte ich im ersten Moment du würdest mich abknallen oder zu sonst wie um die Ecke bringen. Wir waren die letzten fünf Tage ohne Pause zusammen und ich verstehe einfach nicht was das alles soll.“
    Es schoss nur so aus ihm heraus. Alles was sich die letzten Tage angesammelt hatte bahnte sich einen Weg nach draußen. Unwissenheit, Neugier, Verzweiflung, Angst. Man sah Karen die Überraschung an. Sie hatte vermutlich nicht damit gerechnet, dass er so offen sprechen würde. Sie setzte sich auf die Bettkante und verzog die Mundwinkel.
    „Um ehrlich zu sein bin ich verwundert, weil du mich das erst jetzt fragst.“
    Sie schaute ihn fragend an, doch Nate blieb stumm. Nach einer kurzen Pause fuhr sie sich durch das noch feuchte Haar und seufzte.
    „Also schön. Ich verrate dir warum. Irgendwie bin ich dir das schuldig“
    Nate verstand nicht ganz worauf sie hinaus wollte, aber er wartete bis sie anfing zu erzählen.
    „Um es mal vorweg zu nehmen. Indem du meinen Bruder getötet hast, hast du mir mein Leben gerettet.“
    Seine Kinnlade klappte herunter und ein dumpfes Gefühl breitete sich in seinem Körper aus. Auch wenn das deutlich erfreulicher als irgendwelche Rachepläne war, hatte er so was als Letztes erwartet.
    „Ich glaube ich versteh’ nicht ganz“
    „Dann lass mich fertig erzählen.“
    Sie schaute für einen Moment zu Boden. Schließlich hob sie ihren Blick ein wenig.
    „Lass mich zuerst erklären warum mich der Tod meines Bruders gerettet hat. Hat er dir erzählt wofür er in den Knast gekommen ist?“
    „Er hat was von einer verpatzten Aktion erzählt. Mehr nicht.“
    „Da hat er nicht ganz Unrecht gehabt. Diese ganze Syndikatsgeschichte war Philip’s Idee. Er hatte wirklich vor es aufzubauen und ein Leben in Saus und Braus zu führen. Ohne Rücksicht auf Verluste. Alles begann langsam Form anzunehmen. Aber…..die gepatzte Entführung von dieser Bérnard-Tochter damals….die geht auf unsere Kappe.“
    „Das seid ihr gewesen?“
    Nate erinnerte sich. Sie war die Tochter einer Adelsfamilie gewesen. Er und seine Schwester hatten sie ein paar Mal getroffen als sie noch klein waren. Wenn er so darüber nachdachte machte die Sache plötzlich Sinn. Kurz nach der Entführung hatte er das erste Mal von Scarecrow gehört. Bei der Lösegeldübergabe wurde das Mädchen von einem Polizisten angeschossen und starb daraufhin im Krankenhaus. Wenig später hatte man einen Täter gefasst und weggesperrt. Die Medien wurden mit dem Nötigsten abgefertigt und der Fall so gut es ging vertuscht.
    „Ja, das haben wir verbockt. Und darauf bin ich keinesfalls Stolz. Wir haben echt viel Mist gebaut, aber das ist die einzige Sache die ich bereue.“
    „Ich sehe aber immer noch keinen Zusammenhang.“
    „Der kommt jetzt. Nach der gescheiterten Übergabe waren wir natürlich auf der Flucht. Um seinen Hintern zu retten wollte Philip mich hintergehen. Die andern haben mir allerdings davon erzählt. Sie hatten Angst, dass er mit ihnen das Gleiche tun würde. Tja, und so haben wir den Spieß umgedreht. Alles verlief scheinbar nach seinem Plan und am Ende war er der Dumme.“
    Der Groschen fiel so langsam. Wenn das alles stimmte hatte er sie zwar nicht wirklich gerettet, aber immerhin ihre Angst vor ihrem Bruder genommen. Sie starrte wieder zu Boden. Tränen schimmerten in ihren Augen aber noch konnte sie sie zurückhalten.
    „So leid mir die Geschichte auch tut. Das alles erklärt zwar warum du dich nicht an mir rächen willst, aber woher kennst du meinen echten Namen. Niemand außerhalb der Organisation könnte ihn kennen.“
    Ein müdes Lächeln kehrte zurück in ihr Gesicht.
    „Eigentlich hast du Recht. Niemand sollte deinen Namen kennen. Aber du hast ein ziemlich wichtiges, wenn auch kleines, Puzzleteil vergessen. Den Zufall“
    Er schaute abermals verdutzt.
    „Während dem Brand und dem Massenausbruch in eurem Gefängnis gab es natürlich viele Tote. Durch das Feuer und das Chaos natürlich auch viele Unidentifizierte. Wir sind damals relativ unbeschadet aus der Entführungssache raus gekommen und deshalb wurde ich benachrichtigt und sollte mir die Toten ansehen, da Philips Name nirgends zu finden war. Ich war natürlich geschockt. Ich hatte plötzlich Todesangst. Was wenn er ausgebrochen war? Das würde alles wieder kaputt machen. Ich musste also dorthin, und ich habe gebetet, dass er unter den Toten war. Als sie mir aber einen nach dem anderen zeigten schwand die Hoffnung. Er war nirgends dabei und ich schmiedete schon Pläne wie ich die Stadt verlassen könnte. Ich hatte sogar überlegt den Planeten zu verlassen. Und dann geschah es. Aus rechtlichen Gründen mussten sie mir auch die identifizierten Leichen zeigen um eventuelle Verwechslungen auszuschließen. Ich war natürlich ganz woanders mit den Gedanken. Ich mein wie hoch sind bitte die Chancen, dass da eine Verwechslung vorliegt? Und wie ich so durch die Reihen geführt werde passiert das schier Unmögliche. Da lag er, blass und kalt. Dieselbe unverwechselbare Aura umgab ihn immer noch. Ich blieb natürlich wie angewurzelt stehen. Ich wurde sofort gefragt ob ich die Person kenne und einer der Leute las sofort Namen, Vergehen und so weiter von seinem Datenblatt ab. Aber das stimmte alles nicht. Vor mir lag mein Bruder, tot und mir wurde erzählt das wäre irgendein anderer Kerl. Ich weiß nicht wieso aber plötzlich antwortete ich mit nein. Es platzte einfach aus mir heraus. Und plötzlich war diese Kälte weg, mir war wieder warm ich spürte mein Herz wieder schlagen. Ich habe mich einfach gefreut. Ich habe mich gefreut, dass mein Bruder tot ist verstehst du? Die anderen wollten mir nicht glauben und haben mich für verrückt erklärt. Matt hat aber ein paar Beziehungen spielen lassen und den ein oder anderen Beamten bestochen. Schließlich haben wir erfahren, dass der Typ, der da eigentlich liegen sollte, Philip’s Zellenpartner war. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Wenn mein Bruder unter falschen Namen dort lag, wo war dann sein Zellenpartner? Wir haben also weiter geforscht und heraus gefunden, dass es keine Verwechslungen gab und alle Toten identifiziert wurden.“
    Nate hatte sich in der Zwischenzeit hingesetzt. Er starrte mit offenem Mund in Karen’s stechende, gelbe Augen. Das ganze war so Verrückt, dass es wirklich stimmen konnte und gleichzeitig stellte sich ihm die Frage: Wieso sollten die sich so eine Geschichte ausdenken, wenn sie mich einfach umlegen könnten? Es passte einfach alles, bis ins kleinste Detail, erschreckend gut um ehrlich zu sein. Nate fing an seinen Kopf zu schütteln.
    „Das passt viel zu gut. Woher weiß ich, dass das alles stimmt?“
    Er war wieder aufgestanden. Er wusste nicht was er glauben sollte. Wenn die Geschichte stimmt, hätte das Ganze nicht besser laufen können, für beide Parteien. Vertraute er ihnen aber, brachte er nicht nur sich sondern auch die gesamte Organisation in Gefahr.
    Jetzt stand auch Karen auf und trat bis auf wenige Zentimeter an ihn heran. Sie fokussierte seine Augen. Nate wich keinen Schritt zurück.
    „Ich habe meinen Bruder geliebt und er hat uns verraten. Kannst du dir vorstellen wie es sich anfühlt Geschwister, die du über alles liebst, zu verlieren? Die einzige Person, die dir noch etwas bedeutet verschwindet aus deinem Leben und alles was du tun kannst ist dabei zusehen. Weißt du wie ich mich gefühlt habe? Warum sollte ich so was erfinden?“
    Mittlerweile flossen Tränen ihr Gesicht herab. Sie vergrub ihr Gesicht in seiner Brust und weinte. Nate wusste, dass diese Tränen echt waren und für den Moment, dachte er, hatte er genug Fragen gestellt. Er fühlte sich so nutzlos. Er wollte ihr helfen, aber ihre Worte hatten ihn wie ein Stich ins Herz getroffen. Er konnte nur hoffen, dass er nicht den Spatenstich für sein eigenes Grab setzte. Er tat das Einzige, was er im Moment für richtig hielt. Heftiges Schluchzen erfüllte den Raum als er sie in den Arm nahm und fest an sich drückte.
    „Ich weiß wie sich das anfühlt, glaub mir“
    Und auch bei ihm floss eine einzelne Träne.
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    Raumstation Vanguard - Hauptquartier des Wächterprotektorats
    Sektor 1 – Oberstes Gremium
    Hörsaal des obersten Gremiums
    10. Juli 305 A.N.
    11:59 Uhr


    Sektor 1 stellte den zentralen Sektor der Raumstation dar. Das Oberste Gremium war die höchste Instanz des Wächterprotektorats und bestand aus den hochrangigsten Mitgliedern einzelner Entity-Untergruppen. Von den momentan 175 aktiven Entities gehörte jeder einzelne einer speziellen Untergruppe an, bestimmt durch die individuellen Fähigkeiten jedes Einzelnen. Entities waren – im Gegensatz zu den MPUs, den sogenannten ’Mass Production Units’ – keine universell einsetzbaren Arbeitskräfte, sondern waren an ihre Erfahrung aus einem früheren Leben gebunden.
    Und obwohl es für Entities möglich war, sich mehr Wissen durch eine universelle Datenbank anzueignen, war es doch für jeden einzelnen wichtiger, so weit wie möglich ein Individuum zu bleiben. Dies war wohl auch der Grund, warum sich viele Entities früher oder später eigene, maßgeschneiderte Rüstungen anfertigten, einfach um sich nicht wie ein Massenprodukt fühlen zu müssen. Dies war immerhin der Grund ihrer Existenz: die Fähigkeit zu fühlen und Vernunft und Verstand in das emotionslose Programm des Wächterprotektorats zu bringen.
    Mirage stand vor einer Gabelung, der rechte Korridor führte den Kartendaten nach nach Sektor 2, den Hallen des Tribunals. Er erinnerte sich noch gut an jenen Ort, Platiza führte ihn kurz nach seiner Wiedergeburt dorthin, wo er von den Judicatoren empfangen und eingewiesen wurde: ein großer, hoher Raum, beleuchtet durch einen großen Kristall, die Judicatoren hatten hinter immens hohen Tribünen gestanden und auf ihn herabgeblickt, nur einige Minuten nachdem er in sein neues Leben geworfen wurde.
    Er drehte sich zum linken Korridor und ging weiter, den Kartendaten folgend, bis er vor einem hohen Tor haltmachte, wovor vier MPUs standen. Das matte weiß unter seinem Visier leuchtete blitzartig auf, eine Sekunde später öffnete sich das Tor und die Wächter machten ihm Platz.

    Im Hörsaal des obersten Gremiums fanden sich inzwischen mehrere Wächter ein. Jeweils ein Wächter betrat den kreisrunden Saal durch eine der vielen Türen und stellte sich auf eine Plattform, welche einen Augenblick später nach oben fuhr und mehrere Meter über dem Boden stehen blieb. Der Blick aller war auf eine einzige Tür gerichtet, wodurch noch niemand den Hörsaal betrat.
    „Euer Schützling ist spät dran, Executor Platiza“, merkte eine Stimme an.
    „Ungeduldig wie eh und je, Generalkonsul Wysel“, entgegnete eine andere Stimme amüsiert.
    „Ruhe!“, ordnete eine dritte, tiefe Stimme an.
    Just in diesem Moment öffnete sich jene Tür und Mirage trat in den Hörsaal ein. Wie zuvor vor dem Tribunal wurde er nun umringt von Wächtern hinter meterhohen Tribünen. An einigen dieser Plätze stand kein Wächter in Person, sondern ein Hologramm an dessen Stelle.
    „Das oberste Gremium hat nach mir verlangt?“, fragte Mirage in die Runde und blickte dabei halb auf Platiza. Dieser kippte lediglich nur den Kopf und blickte direkt in Mirages Augen zurück.
    „In der Tat, Z0175“, erwiderte die tiefe Stimme von gerade eben. „Da Ihr nun Euer Training beendet habt, erhaltet Ihr nun eine Aufgabe, der Ihr von nun an nachzugehen habt.“
    „Und diese wäre?“, fragte Mirage den Generalkonsul, der auf den Namen Gran’el hörte.
    „Es ist keine Aufgabe im eigentlichen Sinn“, sprach Skiel, der Wächter zu Gran’els linken.
    „Um es auf den Punkt zu bringen“, sagte nun Wysel, welcher rechts von Gran’el saß, „Ihr werdet in ein anderes System versetzt und untersteht fortan dem direkten Befehl von …“
    „… mir!“, unterbrach die Stimme eines Wächters, welcher nur als Hologramm zu sehen war.
    „Ich werde nicht gerne unterbrochen Executor Caius!“
    „Erspart mir Eure Lektion, man sieht es diesem Frischling förmlich, an wie sehr er von Eurer Formalität gelangweilt ist“, sagte dieser Executor und wendete sich an Mirage, der sich nun langsam anfing zu fragen, wie viele von diesen insgesamt 175 Entities überhaupt hier sein wollte.
    „Euer Name ist Mirage nicht wahr?“
    Mirage nickte.
    „Dann sollt Ihr auch so genannt werden! Egal wie sehr sich unsere Körper verändert haben, wir sind immer noch individuelle Wesen, folglich soll jeder Entities, nein jedes Wesen sich auch bewusst machen, dass es eine Demütigung für uns alle ist, wenn wir uns gegenseitig mit Nummern ansprechen!“
    „Ihr habt genug gesprochen Executor Caius“, mahnte Gran’el an. Doch Mirage gefiel was er hört. Die letzten Wochen waren für ihn gefüllt mit Trainingssimulationen und trockener Theorie. Und obwohl er körperlich in keinster Weise überfordert wurde, merkte er nicht viel von dem neuen Leben, welches ihm von den Schöpfern geschenkt wurde. Er fragte sich immer wieder, wie viel Individualität noch in ihm übrig blieb und wie viel von ihm nur noch ein Werkzeug des Systems war.
    „Was genau ist meine Aufgabe? Welchem Zweck soll ich unter Eurer Aufsicht dienen, Caius?“
    Executor Tytannial meldete sich nun zu Wort: „Mirage, vor nicht allzu langer Zeit wurde das System M0-N412-CH von einer neuen Rasse besiedelt. Sie nennen sich Menschen, und stammen aus einer weit entfernten Galaxie. Unsere Forschungen ergaben, dass Sie Ihre damalige Heimatwelt – die Erde – durch ihr eigenes, selbstgefälliges Treiben zerstörten. Da die benachbarten Systeme M0-N412-CHs von den Agonan und den Sepyun bewohnt sind, müssen wir als Mediatoren eingreifen, wann immer es nötig erscheint. Zwar zeigen die Menschen keinerlei böswillige Absichten den Agonan und Sepyun gegenüber – im Gegenteil, sie stehen sogar teilweise in Handelskontakt – jedoch haben wir Grund zur Sorge, dass die Menschen aufgrund ihres rudimentären Standards ein leichtes Ziel für Agonan und Sepyun darstellen könnten. Einige Zeit vor der Ankunft der Menschen in M0-N412-CH hatten sowohl die Agonan als auch die Sepyun die Absicht, eben jenes System zu besiedeln. Wir als Mediatoren konnten die beiden Fraktionen zwar von einem Krieg abhalten, allerdings blieb vielen dieser Konflikt in Erinnerung und die Völker ihrer Nachfahren sind geplagt von Gerüchten und Vorurteilen. Aus diesem Grund stationieren wir vermehrt Truppen in jenem Gebiet.“
    „Ich verstehe.“
    „Mirage“, fuhr Wysel plötzlich fort „Ihr – als Entity – habt das Privileg auf ein eigenes Schiff, in Sektor 8 stehen dutzende verschiedene Modelle in Hangar 4, eines davon dürft Ihr von nun an Euer eigen nennen. Reist so schnell wie möglich ab, sämtliche relevanten Daten sind für Euch abrufbereit. Das oberste Gremium wünscht Euch eine Erfolgreiche Reise.“
    Mit diesen Worten drehten sich sämtliche Gremiumsmitglieder um und die Plattformen, auf welchen sie standen begannen nach unten zu fahren. Das Hologramm von Caius verwand nun ebenfalls. Nur Platiza stand noch oben auf seiner Tribüne und schaute auf Mirage herab.
    „Euer Gremium ist … interessant, es wird mir eine Freude sein, unter Executor Caius zu dienen.“
    Platizas Augen leuchteten grün auf. „Viel Erfolg, Mirage“, sagte Platiza, dann drehte er sich um und verließ ebenfalls den Raum.

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    Irgendwo inmitten des Weltalls
    Raumstation Vanguard
    Hauptquartier des Wächterprotektorats
    Sektor 8 - Raumhafen
    14. Juli 305 A.N.
    13:38 Uhr


    „Ich nehme dieses“, sagte Mirage zu Shimmer, dem Oberaufseher von Sektor 8 und zeigte dabei auf ein kleineres Mehrpersonenschiff. Die obere Seite des Schiffes ähnelte einem großen Vogel, während die untere Hälfte einer Sphinx ähnelte.
    „So sei es, die Trident soll ab sofort Euer sein.“
    Ein passender Name dachte sich Mirage, von oben sah das Schiff tatsächlich aus wie ein Dreizack. Nachdem auch seine Ausrüstung verstaut war betrat Mirage sein neues Schiff.
    Shimmer, der die Hangartore öffnen ließ, verabschiedete sich mit einem langen Nicken bei Mirage, welcher noch seinen Kopf zur Seite drehte und in Shimmers Richtung blickte. Das Schiff hob vom Untergrund ab, schwebte langsam auf eine Art Startbahn und begann zu beschleunigen. Mirage richtete seinen Blick wieder nach vorne und kurz darauf verließ die Trident Vanguard und trat in den Hyperraum ein, auf dem Weg in das System, welches von den Menschen Novus genannt wurde.

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    Novus System
    Notos
    15. Juli 305 A.N. 22:15


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    Im gleichen Moment hörte er einen Schuss und einen erneuten Aufschrei, wieder fiel ein Körper zu Boden. Hatte sich der Feigling selber gerichtet, um nicht mehr gegen das unbekannte Wesen, das ihm wie ein Monster escheinen musste zu kämpfen? Vigeos wusste es nicht. Er spürte die brennende Hitze auf seiner Haut, spürte wie sein Blut aus der Wunde am Lauf sprudelte. Die Kugel muss die Aterie getroffen haben .. war sein letzter Gedanke, dann empfing ihn Dunkelheit.


    Als Vigeos wieder erwachte war es bereits Abend, das Licht war beinahe verschwunden, auch die brütende Hitze hatte abgenommen. Trotzdem fühlte er sich völlig ausgetrocknet, da die Sonne stundenlang auf seiner Haut gebrannt hatte.
    Als er sich umdrehte um seine Wunde am Hinterlauf zu betrachten war er schlagartig hellwach: Sie war bereits verbunden! Jemand hatte die Wunde mit einem ihm unbekannten, weißen Material verbunden.. der Sand rings um seinen Lauf war dunkelrot von Blut, jedoch bereits getrocknet. Somit hatte er schon lange nicht mehr geblutet .. blitzartig kam die Erinnerung zurück: Der Schuss! Jemand hatte ihn gerettet .. doch wer? Vigeos betrachtete die nähere Umgebung und sah einige Fußspuren vom Ort des Kampfes wegführen .. es war jedoch zu dunkel um diese genauer inspizieren zu können.

    Er erhob sich und belastete vorsichtig sein Bein. Es schmerzte sehr, doch er konnte es belasten. Vigeos schleppte sich zum Wasserloch und begann, nachdem er gierig einige große Schlucke getrunken hatte, den Verband zu entfernen. Nach einer eigehenden Betrachtung seufzte er erleichtert auf. Ein Durchschuss, die Wunde wird schnell verheilen.. Vigeos reinigte sie, bedeckte sie mit einigen der Kräuter seiner Mutter und verband sie mit einem Stück aus der Kleidung seiner gefallenen Feinde. Er entschied sich, die Nacht an der Oase zu verbringen und holte etwas Proviant hervor. Es war Kruu, fades Wegbrot, das jedoch idealer Reiseproviant war, da es einen Agonan mit allem nötigen versorgte. Trotzdem schmeckte es nicht sonderlich .. Was gäbe ich für ein gebratenes Stück Fleisch, von was für einer Kreatur auch immer ..

    Grade als er den Rest des Brotes verstaute und seine Waffe aufhob, begann der Sand um ihn herum zu beben. Mehrere Dutzend dieser Menschen sprangen im Kreis um ihn herum aus der Erde, zusammen mit einem der etwas anders aussah. Er war schmaler gebaut und trug keinerlei Waffen. Dieser richtete das Wort an Vigeos: "Großer Agonan, bitte verzeih dass wir dich so lange warten ließen. Wir beobachteten deinen Kampf gegen diese Männer, die zur Elite unserer Krieger gehörten. Nie sahen wir ein vergleichbares Wesen .. Unser Herrscher bietet dir freies Geleit und bittet dich, uns zu folgen. Er möchte dich sehr gerne kennen lernen. Zum Zeichen unseres Vertrauens sollst du deine Waffe behalten. Nimmst du das Angebot an?" Nach kurzem Zögern stimmte Vigeos, der sich ein ordentliches Stück Fleisch erhoffte, schließlich zu und folgte den Männern in den sich öffnenden Bogen.
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    Novus System
    Notos
    Bibliothek des ECL
    07. August
    20:34


    In seinen neuen Klamotten wird Laz von Firin in eine große Halle voller Regale mit Büchern geführt, eine Bibliothek also. Dies ist die letzte Bibliothek überhaupt, denn alles wurde im Laufe der Jahre digitalisiert. Doch die Leute von ECL sind ein wenig Kulturbewusst und hoben von jedem Buch genau ein Exemplar auf und all diese befinden sich nun in dieser Halle. An kleinen Tischen an den Enden der Regale sitzen ein paar Leute und lesen Bücher. Laz fällt auf, dass jeder von ihnen ungefähr 150 Herzschläge braucht, um weiterzublättern. “Nun Laz, ich möchte mit dir einen Test machen! - Siehst du diese Reihe von Büchern?” Laz nickte kräftig mit dem Kopf. “Ich möchte, dass du alle 111 davon liest, bis Mitternacht.” Laz konnte jede einzelne Seite sehen. Jedes Buch hatte genau 594 Seiten, keine mehr, keine weniger. Völlig überzeugt von sich selbst, fasst Laz das erste Buch aus dem Regal und liest die Aufschrift - “Enzyklopädie Wing - Teil 1”. Er setzt sich an einen Tisch und liest. Nach nur zwei Minuten steht er auf, stellt das Buch wieder ins Regal und nimmt das zweite heraus. So geht es mit allen weiteren Bänden. Exakt um 23.59 Uhr stellt Laz das 111. Buch zurück ins Regal und geht zu Firin und zeigt ihm an, dass er fertig sei. Firin zeigt sich unbeeindruckt und stellt Laz diverse Fragen zu allen möglichen Themen. Laz kann alle ohne Zögern beantworten. Er hat tatsächlich 65934 Seiten in nur 222 Minuten gelesen. Firin legt ein zufriedenes Grinsen auf und sagt: “Mit dir haben wir noch viel vor!”. Sie verlassen die Bibliothek und machen sich auf den Weg in den Keller. “Da du nun über alles Bescheid weißt, einschließlich der Zeugung und Geburt eines menschlichen Wesens wirst du dich sicherlich fragen, wie du gezeugt wurdest, denn du siehst anders aus als die Geburten!” Er hatte schließlich schon das Aussehen eines Erwachsenen. “Ich nehme wohl stark an, du bist mein Vater!” - “In gewisser Weise schon, ja. - Vor über 600 Jahren hat das ECL mit dir angefangen. Du bist der letzte Überlebende des ECL.” - “Ich bin ein Experiment?” - “Richtig. Anstatt dich auf natürlichem Wege zu gebären, haben wir eine Kammer entwickelt, welche eine Gebärmutter simuliert. In der Gebärmutter entwickelt das Embryon seine ganzen Organe aus. Nach 9 Monaten ist das Embryon dann bereit, eingenständig zu leben, da alle Organe vollständig ausgebildet sind. Du warst 600 Jahre in der Gebärmutter. Dadurch haben sich auch deine Organe weitergebildet, allen voran das Gehirn.” […]

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    Vor Vanguard
    22. Juli 305 A.N.
    1:37



    Ein letzter prüfender Blick über die Kartendaten von Vanguard und die Wacheprotokolle bestätigte Yumao dass eigentlich gar nichts schief gehen konnte, dann lenkte er sein getarntes Raumschiff bis zur Startbucht von Sektor 8. Das war der schwierigste Teil des Unterfangens, es war ihm zwar durchaus möglich einfach eine der Landebuchten zu öffnen, aber dann hätte er gleich einen roten Teppich ausrollen können und in der ganzen Station Fanfaren ertönen lassen können – nein, diesmal musste er etwas heimlicher zur Sache gehen. Pünktlich, genau nach der Vorgabe des Wacheprotokolls startet ein kleines Aufklärungsschiff aus Sektor 8 – genau darauf hatte er gewartet. So wunderbar zuverlässig… Deswegen muss man die Wächter einfach lieben. Als sich die Startbucht langsam schloss manövrierte Yumao geschickt sein noch immer getarntes Schiff direkt in den Schiffshangar von Sektor 8. Ein Blick durch den Hangar sagte ihm dass sich zurzeit kaum MPUs, geschweige denn Entities außerhalb von Vanguard befanden. ‘Perfekt.‘war sein erster Gedanke, doch dann sah er, dass gerade die Trident fehlte… Irgendetwas musste ja nicht so sein wie er sich es erhofft hatte… Wäre sie dagewesen, hätte er alles binnen Minuten erledigen können, so würde es etwas aufwendiger werden. Die Trident war eigentlich ein ganz normales Wächterschiff, bestimmt zur Benutzung durch Entities, aber Yumao hatte noch bevor es überhaupt Entities gab, ein kleines, unscheinbares Terminal eingebaut, dass einen direkten Kontakt zum Wächterkern ermöglichte – vorausgesetzt, das Schiff befand sich innerhalb Vanguards (und der Benutzer war Yumao, aber das war ja selbstverständlich). Außerdem sagte ihm das Design des Schiffes außerordentlich zu – wäre es nicht für seine Zwecke zu groß und sperrig, hätte er sich damals längst behalten. Er landete sein Schiff in der Ecke des Hangars und lies es einfach getarnt, als er es verließ.
    Schneller als er es ursprünglich beabsichtigt hatte eilte er durch die Korridore von Vanguard geradewegs in Richtung Sektor 7, dem MPU Lager, und konnte sich gerade noch rechtzeitig einbremsen um nicht geradewegs in eine Wachpatrouille zu laufen. Kurz nachdem er das MPU-Lager erreichte und sich vergewisserte, dass seine Informationen korrekt waren und sich hier gerade keine einzige aktive MPU, geschweige denn ein Entity befand, begann er auch schon über das Sektorhauptpaneel sich in ‘Knowledge‘, das sowohl die Datenbank war, aber auch einen nicht unwesentlichen Teil der MPUs steuerte: Ihre Fähigkeit, Dinge und Personen einzuordnen.
    Obwohl Yumao seit seiner Verbannung offiziell keinen Zugriff mehr auf Knowledge hatte (geschweige denn alle anderen Technologien der Wächter & Ersten), war es eine Aufgabe von ungefähr 15 Sekunden den Zugriff zurückzuerlangen. Der nächste Teil war zwar um einiges Anspruchsvoller, es dauerte trotzdem keine zwei Minuten bis Yumao die MPUs soweit umprogrammiert hatte, dass sie ihn als Entity erkannten. Einfach, aber wirksam – so liebte er es. Er vergewisserte sich, dass sich keine Entity-Einheit im und auf dem Weg zu Sektor 0 befand, und machte sich schließlich auf dem Weg zu seinem eigentlichem Ziel – Sektor 0. Dieser beinhaltete einzig und allein ‘Instinct‘, das Grundprogramm der Wächter. Über dies waren alle MPUs verbunden, es gab ihnen sämtliche elementaren Aufträge und Verhaltensweisen, ohne Instinct wären sie nur hübsche Statuen. Zwar brauchten sie für den effektiven Einsatz auch Knowledge, aber ohne Knowledge würden sie noch immer ihren Tätigkeiten nachgehen – würde jedoch Instinct fehlen, wäre Knowledge nutzlos. Doch Yumao hatte nicht vor, Instinct zu zerstören, im Gegenteil, es hatte sogar es zu verbessern. Zugegebenermaßen, die Verbesserung kam auf den Betrachtungswinkel an, aber für ihn war es definitiv eine Verbesserung.
    Er betrat Sektor 0 und durchquerte die erste Verwaltungshalle bis er sich direkt vor dem Hauptterminal von Instinct befand. Was eigentlich eine beinahe unmögliche Aufgabe war, wurde mittels der Programme die er zuvor kreiert hatte zum Kinderspiel. Er musste lediglich die Daten des Speicherkristalls ins System bringen, und die eigentliche Arbeit machte ein relativ komplexes Programm, das beinahe wie ein Computervirus der Menschen funktionierte und das System langsam infizierte. Binnen Minuten hatte er sein Werk erfüllt. Das Ergebnis: Eine vollständige Reprogrammierung der Grundaufgaben der Wächter. Die Wächter sahen es nun nicht mehr als ihre Aufgabe an, den Frieden zwischen den Rassen zu wahren, sie waren jetzt nur noch Beobachter. Dies traf natürlich nur auf die MPUs zu, die Entities konnten aufgrund ihres biologischen Kerns nicht umprogrammiert werden, doch sie waren nun auch keine Gefahr mehr – Instinct lies nun die MPUs glauben, dass die Entities ihre Todfeinde waren. Eine böse Überraschung für alle Entities die sich gerade auf Vanguard befanden, vermutlich von MPUs umringt… Außerdem erkannten die MPUs nun Yumao als obersten und einzigen Befehlshaber an, die Ersten würden sie ignorieren, aber das war ja beinahe selbsterklärend.
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    Novus-System
    Euros
    NVatikan
    18. Juli 2775 n.C. ( 305 A.N. ) Spät-Abends


    "Du bist das letzte Glied in der Kette, Walter!" sagte der alte gebrechliche Mann, welcher auf einem Altar gebürdet war und nur noch durch ein paar Geräte, die an Ihm angeschlossen waren, am Leben gehalten wurde. "Die letzte Karte" . Auf dem nackten Bauch des Mannes lagen mehrere Tarotkarten, welche einen geschlossenen Kreis bildeten. Die Karten hatte der kranke Mann im Laufe des Gespräches nach und nach aufdecken lassen. Die Tarotkarten, so hatte er erklärt, zeigten die Geschichte des Christentums dar. Dann deckte er die erste Karte auf. Der Gehängte. Judas Iscariot. Der Jünger, welcher die Menschheit durch einen Kuss, ein Zeichen der grenzenlosen Liebe, von allen Sünden befreite und dafür starb und jetzt mit den 7.405.926 Dämonen[2] der Hölle kämpfte um die Menschheit vor dem riesigen Fehler zu bewahren, den Sie noch begehen würde. Auf den Gehängten folgten Seefahrer und der Verfall. Zeichen für die Verbreitung des Christentums übers Meer und des Untergangs Roms. Langsam bedeckte die Geschichte des Christentums den Körper des alten Mannes, bis schließlich die letzte Karte aufgedeckt wurde. Der Tod.


    [2] The Talmud declares that there are 7,405,926 demons, divided in 72 companies.
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