Dunkelheit, nichts als Dunkelheit umgab ihn. Nicht etwa eine bedrohliche Präsenz von Finsternis, nein; vielmehr eine Leere, wie die unendliche Leere des Universums, und ein kleiner Stern, ein winzig kleiner Funke war inmitten dieses nicht endenden schwarzen Raums.
Dieser kleine Funke, wie ein Kerzenfeuer flackerte er im tosenden Wind der Leere, immer wieder kurz vor dem Erlischen, doch immer wieder entfachte sich der Funke neu, stieß immer wieder ein impulsives Flämmchen aus, um dem wilden, leeren Wind des weiten Nichts zu trotzen. Dieser Funke war er.
Er konnte nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen, nicht riechen, nicht fühlen. Doch er wusste.
Er konnte sich nicht beschreiben, was genau er wusste. Doch er wusste irgendetwas. Er war am Leben, der Funke glühte immer heller, wuchs immer weiter an in diesem unendlich groß wirkenden, pechschwarzen Himmel. Es war, als könne er diesen Funken – sich selbst – von weiter Ferne sehen, als könne er beobachten, wie er unaufhörlich weiterglimmte und immer größter und heller wurde. Raumlos, zeitlos, gefühllos.
Der Funke wuchs immer schneller heran und hörte nicht auf, wilde Flammen abzusondern, als würde etwas ihn dazu treiben, weiterleben zu wollen. Wie eine Blase, bis zum Rand gefüllt und kurz vor dem Platzen, schien nun dieser Funke wild darum zu kämpfen, aus seinem Gefängnis zu entkommen. Einen kurzen Moment schien es so, als würde die Blase wieder schrumpfen, immer kleiner werden, und damit das verzweifelt um sein Leben kämpfende Feuer in ihrem Inneren ersticken zu versuchen. Doch das Feuer kämpfte dagegen an. Wie ein Menschensäugling in einer Fruchtblase, strampelte der Funke wild mit seinen lodernden Flammen in der Blase umher, verzweifelt auf der Suche nach einer Öffnung. Immer größer wurde die Ansammlung tosender Flammen, sehnsüchtig nach dem Licht des Lebens.
Die Blase platzte.
Wie in einer gewaltigen, geräuschlosen Explosion verwandelte sich der Funke inmitten des schwarzen Nichts in einen betäubend hellen Stern. Wie eine Supernova stieß er perfekt geformte, kreisrunde Wellen gleißenden Lichts von seinem Körper. Die Finsternis wich, es wurde heller und heller bis sein gesamtes Bewusstsein umhüllt war vom puren, Kraft spendenden Licht des Lebens.
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Eingebaut in einen gigantischen Asteroiden ist die Raumstation Vanguard, der Mittelpunkt des Protektorats. Wie eine riesige Festung im einem Berg, welches aus einem Meer ragt – dem unendlich großen Meer des Universums. Die Station ist in verschiedene Sektoren eingeteilt und dient als Hauptquartier der Wächterflotte sowie Sitz des Obersten Gremiums und des Tribunals.
Sektor 2 – Hallen des Tribunals
Mit einem markanten, pfiffartigen Geräusch öffnete sich eine große Tür, gefolgt von einem lauten, schrillen Nachhall. Ein Wächter schritt hinein, sein Rüstungsähnlicher Körper – ungleich der der meisten anderen Wächter – lackiert mit unverwechselbaren Streifen in diversen dunklen Grüntönen. Er blieb inmitten eines runden Saals stehen, aufrecht und nach oben blickend, beleuchtet durch das blendend weiße Licht eines großen kristallförmigen Gebildes hoch oben an der Decke des Raumes angebracht. Vor ihm drei meterhohe Gebilde, welche als eine Art Richtertische fungieren und hinter diesen Tischen, jeweils ein weiterer Wächter, ebenfalls ungewöhnlich bemalt, in diesem Fall in schwarz und weiß, mit genauso ungewöhnlichen Kopfhauben in Form eines seltsamen Flügelpaars.
„Das Tribunal hat nach mir Verlangt?“, fragte der Wächter in grün.
„In der Tat, Executor“, erwiderte der Richter am linken Tisch.
„Was verlangt Ihr von mir?“, fragte der Wächter, dessen Rang offenbar der eines Executors war.
„Befindet Euch unverzüglich in Sektor 9 ein, heute erwacht das vorerst letzte Subjekt von Projekt ’Entity’, ETT0175. Seine Unterlagen wurden vor wenigen Minuten hochgeladen und sind nun auf der internen ETT-Datenbank verfügbar und abrufbereit“, erwiderte nun der Richter am Tisch auf der rechten Seite des Executors.
„Ich bin unterwegs“, sagte der Executor.
Er schaute kurz hinauf zum Richter am mittleren Tisch, dieser blickte auf hin herunter, dessen Augen schneeweiß leuchtend unter dem nachtschwarzen Visier. Der Executor drehte sich langsam, mit dem Kopf zuerst, um 180° nach links und wollte gerade wieder zur Tür hinausschreiten, als eine weibliche Stimme ertönte.
„Executor Platiza“, er bleib stehen ohne sich umzudrehen. „Ich möchte Euch die Überraschung ersparen, wenn Ihr die Daten von Z0175 abruft. Alles was wir von ETT0175 wissen, ist der Grund für seine Transplantation, seine Vergangenheit ist uns gänzlich unbekannt“, sagte die Richterin mit einem scheinbar gefühllosen Unterton.
Der Executor, der offenbar auf den Namen Platiza hörte, schwieg einen kurzen Moment lang, anschließend drehte er seinen Kopf zur Seite, seine Augen gelb leuchtend. „Ich verstehe, Judicator Tytannial.“ Mit diesen Worten ging er weiter. Judicator Tytannial – so offenbar Titel und Name der Richterin – blickte dem Executor mit sanftgrün leuchtenden Augen nach, während sich die beiden schweren Türhälften langsam wieder aufeinander zubewegten, bis sich die Tür mit einem donnernden Nachhall schloss.
Sektor 9 – Laboratorium
Ein großer Raum, spärlich beleuchtet und ausgestattet mit einer schier unendlichen Menge an Maschinerie, wie eine winzige Fabrik, überall große Zahnräder an den Wänden, dicke Kabel und Rohre quer durch den Raum gespannt. Und im Zentrum all dieser seltsamen Geräte befand sich ein großes, ovales, sargähnliches Objekt, die einzig aktive Lichtquelle genau über diesem Sarg angebracht.
Eine Tür am anderen Ende des Raums öffnete sich. In der Dunkelheit schritten ein Dutzend Gestalten herein und stellten sich in einem Halbkreis um den Sarg auf. Eine weitere Person trat in den Raum ein, seine Augen in einem matten weiß. Als würden die Maschinen auf das Eintreten dieser Person reagieren, gingen mehr Lichter an, bis der Raum nun völlig beleuchtet war. Ein Dutzend Wächter standen um den Sarg herum und in der Mitte Executor Platiza, seine Augen auf den Behälter gerichtet.
Die Maschinen an der Wand aktivierten sich, die großen Zahnräder und Getriebe setzten sich in Bewegung und der Sarg wurde langsam aufgerichtet. Lichter durchzogen das Äußere des Sarkophags wie Adern, pulsierten langsam in verschiedenen, ineinander nahtlos übergehende Farben. Ein tiefer Alarm ertönte und der Sarg öffnete sich. Darin, in einer Vielzahl an Maschinen und Kabeln eingebettet, befand sich ein weiterer Wächterkörper, die Rüstung lackiert mit dunkelroten Streifenmustern, die Kopfhaube hochragend, ungleich den Hauben der meisten anderen Wächter, das Visier schwarz wie der dunkle Himmel des Weltalls. Eine weiblich wirkende, mechanische Stimme hallte im Raum: „Animationssequenz eingeleitet. Initiiere Projekt Z - Entity 0175.“
Ein dumpfes Surren war zu hören. Der gerade noch leblos wirkende Wächterkörper fing an sich zu bewegen. Zuerst eines der langen, schmalen, spitz zulaufenden Finger, dann die ganze Hand, dann beide Hände. Die Augen leuchteten auf, ein mattes gelb welches zu einem leuchtenden weiß wurde.
„Willkommen Z0175“, begrüßte ihn der Executor.
Er sah Platiza fragend an und sagte nichts.
Dieser kleine Funke, wie ein Kerzenfeuer flackerte er im tosenden Wind der Leere, immer wieder kurz vor dem Erlischen, doch immer wieder entfachte sich der Funke neu, stieß immer wieder ein impulsives Flämmchen aus, um dem wilden, leeren Wind des weiten Nichts zu trotzen. Dieser Funke war er.
Er konnte nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen, nicht riechen, nicht fühlen. Doch er wusste.
Er konnte sich nicht beschreiben, was genau er wusste. Doch er wusste irgendetwas. Er war am Leben, der Funke glühte immer heller, wuchs immer weiter an in diesem unendlich groß wirkenden, pechschwarzen Himmel. Es war, als könne er diesen Funken – sich selbst – von weiter Ferne sehen, als könne er beobachten, wie er unaufhörlich weiterglimmte und immer größter und heller wurde. Raumlos, zeitlos, gefühllos.
Der Funke wuchs immer schneller heran und hörte nicht auf, wilde Flammen abzusondern, als würde etwas ihn dazu treiben, weiterleben zu wollen. Wie eine Blase, bis zum Rand gefüllt und kurz vor dem Platzen, schien nun dieser Funke wild darum zu kämpfen, aus seinem Gefängnis zu entkommen. Einen kurzen Moment schien es so, als würde die Blase wieder schrumpfen, immer kleiner werden, und damit das verzweifelt um sein Leben kämpfende Feuer in ihrem Inneren ersticken zu versuchen. Doch das Feuer kämpfte dagegen an. Wie ein Menschensäugling in einer Fruchtblase, strampelte der Funke wild mit seinen lodernden Flammen in der Blase umher, verzweifelt auf der Suche nach einer Öffnung. Immer größer wurde die Ansammlung tosender Flammen, sehnsüchtig nach dem Licht des Lebens.
Die Blase platzte.
Wie in einer gewaltigen, geräuschlosen Explosion verwandelte sich der Funke inmitten des schwarzen Nichts in einen betäubend hellen Stern. Wie eine Supernova stieß er perfekt geformte, kreisrunde Wellen gleißenden Lichts von seinem Körper. Die Finsternis wich, es wurde heller und heller bis sein gesamtes Bewusstsein umhüllt war vom puren, Kraft spendenden Licht des Lebens.
Irgendwo inmitten des Weltalls
Raumstation Vanguard
Hauptquartier des Wächterprotektorats
9. Juni 305 A.N.
2:38 Uhr
Raumstation Vanguard
Hauptquartier des Wächterprotektorats
9. Juni 305 A.N.
2:38 Uhr
Eingebaut in einen gigantischen Asteroiden ist die Raumstation Vanguard, der Mittelpunkt des Protektorats. Wie eine riesige Festung im einem Berg, welches aus einem Meer ragt – dem unendlich großen Meer des Universums. Die Station ist in verschiedene Sektoren eingeteilt und dient als Hauptquartier der Wächterflotte sowie Sitz des Obersten Gremiums und des Tribunals.
Sektor 2 – Hallen des Tribunals
Mit einem markanten, pfiffartigen Geräusch öffnete sich eine große Tür, gefolgt von einem lauten, schrillen Nachhall. Ein Wächter schritt hinein, sein Rüstungsähnlicher Körper – ungleich der der meisten anderen Wächter – lackiert mit unverwechselbaren Streifen in diversen dunklen Grüntönen. Er blieb inmitten eines runden Saals stehen, aufrecht und nach oben blickend, beleuchtet durch das blendend weiße Licht eines großen kristallförmigen Gebildes hoch oben an der Decke des Raumes angebracht. Vor ihm drei meterhohe Gebilde, welche als eine Art Richtertische fungieren und hinter diesen Tischen, jeweils ein weiterer Wächter, ebenfalls ungewöhnlich bemalt, in diesem Fall in schwarz und weiß, mit genauso ungewöhnlichen Kopfhauben in Form eines seltsamen Flügelpaars.
„Das Tribunal hat nach mir Verlangt?“, fragte der Wächter in grün.
„In der Tat, Executor“, erwiderte der Richter am linken Tisch.
„Was verlangt Ihr von mir?“, fragte der Wächter, dessen Rang offenbar der eines Executors war.
„Befindet Euch unverzüglich in Sektor 9 ein, heute erwacht das vorerst letzte Subjekt von Projekt ’Entity’, ETT0175. Seine Unterlagen wurden vor wenigen Minuten hochgeladen und sind nun auf der internen ETT-Datenbank verfügbar und abrufbereit“, erwiderte nun der Richter am Tisch auf der rechten Seite des Executors.
„Ich bin unterwegs“, sagte der Executor.
Er schaute kurz hinauf zum Richter am mittleren Tisch, dieser blickte auf hin herunter, dessen Augen schneeweiß leuchtend unter dem nachtschwarzen Visier. Der Executor drehte sich langsam, mit dem Kopf zuerst, um 180° nach links und wollte gerade wieder zur Tür hinausschreiten, als eine weibliche Stimme ertönte.
„Executor Platiza“, er bleib stehen ohne sich umzudrehen. „Ich möchte Euch die Überraschung ersparen, wenn Ihr die Daten von Z0175 abruft. Alles was wir von ETT0175 wissen, ist der Grund für seine Transplantation, seine Vergangenheit ist uns gänzlich unbekannt“, sagte die Richterin mit einem scheinbar gefühllosen Unterton.
Der Executor, der offenbar auf den Namen Platiza hörte, schwieg einen kurzen Moment lang, anschließend drehte er seinen Kopf zur Seite, seine Augen gelb leuchtend. „Ich verstehe, Judicator Tytannial.“ Mit diesen Worten ging er weiter. Judicator Tytannial – so offenbar Titel und Name der Richterin – blickte dem Executor mit sanftgrün leuchtenden Augen nach, während sich die beiden schweren Türhälften langsam wieder aufeinander zubewegten, bis sich die Tür mit einem donnernden Nachhall schloss.
Sektor 9 – Laboratorium
Ein großer Raum, spärlich beleuchtet und ausgestattet mit einer schier unendlichen Menge an Maschinerie, wie eine winzige Fabrik, überall große Zahnräder an den Wänden, dicke Kabel und Rohre quer durch den Raum gespannt. Und im Zentrum all dieser seltsamen Geräte befand sich ein großes, ovales, sargähnliches Objekt, die einzig aktive Lichtquelle genau über diesem Sarg angebracht.
Eine Tür am anderen Ende des Raums öffnete sich. In der Dunkelheit schritten ein Dutzend Gestalten herein und stellten sich in einem Halbkreis um den Sarg auf. Eine weitere Person trat in den Raum ein, seine Augen in einem matten weiß. Als würden die Maschinen auf das Eintreten dieser Person reagieren, gingen mehr Lichter an, bis der Raum nun völlig beleuchtet war. Ein Dutzend Wächter standen um den Sarg herum und in der Mitte Executor Platiza, seine Augen auf den Behälter gerichtet.
Die Maschinen an der Wand aktivierten sich, die großen Zahnräder und Getriebe setzten sich in Bewegung und der Sarg wurde langsam aufgerichtet. Lichter durchzogen das Äußere des Sarkophags wie Adern, pulsierten langsam in verschiedenen, ineinander nahtlos übergehende Farben. Ein tiefer Alarm ertönte und der Sarg öffnete sich. Darin, in einer Vielzahl an Maschinen und Kabeln eingebettet, befand sich ein weiterer Wächterkörper, die Rüstung lackiert mit dunkelroten Streifenmustern, die Kopfhaube hochragend, ungleich den Hauben der meisten anderen Wächter, das Visier schwarz wie der dunkle Himmel des Weltalls. Eine weiblich wirkende, mechanische Stimme hallte im Raum: „Animationssequenz eingeleitet. Initiiere Projekt Z - Entity 0175.“
Ein dumpfes Surren war zu hören. Der gerade noch leblos wirkende Wächterkörper fing an sich zu bewegen. Zuerst eines der langen, schmalen, spitz zulaufenden Finger, dann die ganze Hand, dann beide Hände. Die Augen leuchteten auf, ein mattes gelb welches zu einem leuchtenden weiß wurde.
„Willkommen Z0175“, begrüßte ihn der Executor.
Er sah Platiza fragend an und sagte nichts.