DotASource RPG II - Kapitel I - Das Experiment

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  • DotASource RPG II - Kapitel I - Das Experiment

    Dunkelheit, nichts als Dunkelheit umgab ihn. Nicht etwa eine bedrohliche Präsenz von Finsternis, nein; vielmehr eine Leere, wie die unendliche Leere des Universums, und ein kleiner Stern, ein winzig kleiner Funke war inmitten dieses nicht endenden schwarzen Raums.
    Dieser kleine Funke, wie ein Kerzenfeuer flackerte er im tosenden Wind der Leere, immer wieder kurz vor dem Erlischen, doch immer wieder entfachte sich der Funke neu, stieß immer wieder ein impulsives Flämmchen aus, um dem wilden, leeren Wind des weiten Nichts zu trotzen. Dieser Funke war er.
    Er konnte nicht sehen, nicht hören, nicht sprechen, nicht riechen, nicht fühlen. Doch er wusste.
    Er konnte sich nicht beschreiben, was genau er wusste. Doch er wusste irgendetwas. Er war am Leben, der Funke glühte immer heller, wuchs immer weiter an in diesem unendlich groß wirkenden, pechschwarzen Himmel. Es war, als könne er diesen Funken – sich selbst – von weiter Ferne sehen, als könne er beobachten, wie er unaufhörlich weiterglimmte und immer größter und heller wurde. Raumlos, zeitlos, gefühllos.
    Der Funke wuchs immer schneller heran und hörte nicht auf, wilde Flammen abzusondern, als würde etwas ihn dazu treiben, weiterleben zu wollen. Wie eine Blase, bis zum Rand gefüllt und kurz vor dem Platzen, schien nun dieser Funke wild darum zu kämpfen, aus seinem Gefängnis zu entkommen. Einen kurzen Moment schien es so, als würde die Blase wieder schrumpfen, immer kleiner werden, und damit das verzweifelt um sein Leben kämpfende Feuer in ihrem Inneren ersticken zu versuchen. Doch das Feuer kämpfte dagegen an. Wie ein Menschensäugling in einer Fruchtblase, strampelte der Funke wild mit seinen lodernden Flammen in der Blase umher, verzweifelt auf der Suche nach einer Öffnung. Immer größer wurde die Ansammlung tosender Flammen, sehnsüchtig nach dem Licht des Lebens.
    Die Blase platzte.
    Wie in einer gewaltigen, geräuschlosen Explosion verwandelte sich der Funke inmitten des schwarzen Nichts in einen betäubend hellen Stern. Wie eine Supernova stieß er perfekt geformte, kreisrunde Wellen gleißenden Lichts von seinem Körper. Die Finsternis wich, es wurde heller und heller bis sein gesamtes Bewusstsein umhüllt war vom puren, Kraft spendenden Licht des Lebens.

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    Irgendwo inmitten des Weltalls
    Raumstation Vanguard
    Hauptquartier des Wächterprotektorats
    9. Juni 305 A.N.
    2:38 Uhr


    Eingebaut in einen gigantischen Asteroiden ist die Raumstation Vanguard, der Mittelpunkt des Protektorats. Wie eine riesige Festung im einem Berg, welches aus einem Meer ragt – dem unendlich großen Meer des Universums. Die Station ist in verschiedene Sektoren eingeteilt und dient als Hauptquartier der Wächterflotte sowie Sitz des Obersten Gremiums und des Tribunals.

    Sektor 2 – Hallen des Tribunals

    Mit einem markanten, pfiffartigen Geräusch öffnete sich eine große Tür, gefolgt von einem lauten, schrillen Nachhall. Ein Wächter schritt hinein, sein Rüstungsähnlicher Körper – ungleich der der meisten anderen Wächter – lackiert mit unverwechselbaren Streifen in diversen dunklen Grüntönen. Er blieb inmitten eines runden Saals stehen, aufrecht und nach oben blickend, beleuchtet durch das blendend weiße Licht eines großen kristallförmigen Gebildes hoch oben an der Decke des Raumes angebracht. Vor ihm drei meterhohe Gebilde, welche als eine Art Richtertische fungieren und hinter diesen Tischen, jeweils ein weiterer Wächter, ebenfalls ungewöhnlich bemalt, in diesem Fall in schwarz und weiß, mit genauso ungewöhnlichen Kopfhauben in Form eines seltsamen Flügelpaars.
    „Das Tribunal hat nach mir Verlangt?“, fragte der Wächter in grün.
    „In der Tat, Executor“, erwiderte der Richter am linken Tisch.
    „Was verlangt Ihr von mir?“, fragte der Wächter, dessen Rang offenbar der eines Executors war.
    „Befindet Euch unverzüglich in Sektor 9 ein, heute erwacht das vorerst letzte Subjekt von Projekt ’Entity’, ETT0175. Seine Unterlagen wurden vor wenigen Minuten hochgeladen und sind nun auf der internen ETT-Datenbank verfügbar und abrufbereit“, erwiderte nun der Richter am Tisch auf der rechten Seite des Executors.
    „Ich bin unterwegs“, sagte der Executor.
    Er schaute kurz hinauf zum Richter am mittleren Tisch, dieser blickte auf hin herunter, dessen Augen schneeweiß leuchtend unter dem nachtschwarzen Visier. Der Executor drehte sich langsam, mit dem Kopf zuerst, um 180° nach links und wollte gerade wieder zur Tür hinausschreiten, als eine weibliche Stimme ertönte.
    „Executor Platiza“, er bleib stehen ohne sich umzudrehen. „Ich möchte Euch die Überraschung ersparen, wenn Ihr die Daten von Z0175 abruft. Alles was wir von ETT0175 wissen, ist der Grund für seine Transplantation, seine Vergangenheit ist uns gänzlich unbekannt“, sagte die Richterin mit einem scheinbar gefühllosen Unterton.
    Der Executor, der offenbar auf den Namen Platiza hörte, schwieg einen kurzen Moment lang, anschließend drehte er seinen Kopf zur Seite, seine Augen gelb leuchtend. „Ich verstehe, Judicator Tytannial.“ Mit diesen Worten ging er weiter. Judicator Tytannial – so offenbar Titel und Name der Richterin – blickte dem Executor mit sanftgrün leuchtenden Augen nach, während sich die beiden schweren Türhälften langsam wieder aufeinander zubewegten, bis sich die Tür mit einem donnernden Nachhall schloss.

    Sektor 9 – Laboratorium

    Ein großer Raum, spärlich beleuchtet und ausgestattet mit einer schier unendlichen Menge an Maschinerie, wie eine winzige Fabrik, überall große Zahnräder an den Wänden, dicke Kabel und Rohre quer durch den Raum gespannt. Und im Zentrum all dieser seltsamen Geräte befand sich ein großes, ovales, sargähnliches Objekt, die einzig aktive Lichtquelle genau über diesem Sarg angebracht.
    Eine Tür am anderen Ende des Raums öffnete sich. In der Dunkelheit schritten ein Dutzend Gestalten herein und stellten sich in einem Halbkreis um den Sarg auf. Eine weitere Person trat in den Raum ein, seine Augen in einem matten weiß. Als würden die Maschinen auf das Eintreten dieser Person reagieren, gingen mehr Lichter an, bis der Raum nun völlig beleuchtet war. Ein Dutzend Wächter standen um den Sarg herum und in der Mitte Executor Platiza, seine Augen auf den Behälter gerichtet.
    Die Maschinen an der Wand aktivierten sich, die großen Zahnräder und Getriebe setzten sich in Bewegung und der Sarg wurde langsam aufgerichtet. Lichter durchzogen das Äußere des Sarkophags wie Adern, pulsierten langsam in verschiedenen, ineinander nahtlos übergehende Farben. Ein tiefer Alarm ertönte und der Sarg öffnete sich. Darin, in einer Vielzahl an Maschinen und Kabeln eingebettet, befand sich ein weiterer Wächterkörper, die Rüstung lackiert mit dunkelroten Streifenmustern, die Kopfhaube hochragend, ungleich den Hauben der meisten anderen Wächter, das Visier schwarz wie der dunkle Himmel des Weltalls. Eine weiblich wirkende, mechanische Stimme hallte im Raum: „Animationssequenz eingeleitet. Initiiere Projekt Z - Entity 0175.“
    Ein dumpfes Surren war zu hören. Der gerade noch leblos wirkende Wächterkörper fing an sich zu bewegen. Zuerst eines der langen, schmalen, spitz zulaufenden Finger, dann die ganze Hand, dann beide Hände. Die Augen leuchteten auf, ein mattes gelb welches zu einem leuchtenden weiß wurde.
    „Willkommen Z0175“, begrüßte ihn der Executor.
    Er sah Platiza fragend an und sagte nichts.
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    Novus-System
    Sephyros
    In der Hauptstadt Shoudu
    11. Juli 305 A.N.


    Yumao kratzte sich am Kinn. Würde alles nach Plan verlaufen und seine Kontrahenten fehlerfrei spielen, so würde er in ein Kong bekommen und das Spiel gewinnen. Was ihm aber an Mahjongg, diesem eigentlich relativ simplen Spiel gefiel, war die einfache Tatsache, dass seine Kontrahenten Fehler machten. Obwohl sein Gegenüber, Li Dongzhu, Neffe von Li Dongyin, dem offiziellem Oberhaupt der Li Familie, sich für besonders schlau und raffiniert hielt, waren seine taktischen und planerischen Fähigkeiten für Yumao ein Witz. Doch eben dieses Manko verschaffte ihm einen taktischen Vorteil, denn Yumao war tatsächlich nicht im Stande alle ungünstigen Schachzüge einzubeziehen. Dies lag nicht etwa an der Unfähigkeit, so eine Menge Spielzüge innerhalb weniger Sekunden im Kopf durchzuspielen, oh nein, das war in der Tat ein Leichtes für Yumao, doch war sein Gehirn so geschult, nur die besten Methoden und Wege zu wählen, dass er diese Fehlzüge einfach automatisch ignorierte. Trotzdem konnte er beinahe jedes Spiel gegen Dongzhu gewinnen - ihre beiden Mitspieler, dümmlich wirkende Leibwächter von Dongzhu rechnete er gar nicht mit, der eine hatte noch nicht einmal die Regeln begriffen und ahmte nur die Aktionen seines Herren nach.
    Kurz darauf war es auch schon vorbei, und Li Dongzhu klatschte leise in die Hände. „Meinen Glückwunsch Ma Baifu, wieder einmal exzellentes Spiel von Euch. Mir ist durchaus bewusst warum ihr der Lieblings Mahjongg-Partner meines Onkels wart. Wenn ihr mich nun entschuldigen müsst, ich habe noch einige wichtige Treffen heute Abend.“ „Aber natürlich habt Ihr das, Ihr seid schließlich praktisch der wichtigste Mann in ganz Shoudu seit Euer Onkel erkrankt ist.“ „In der Tat... Ich fürchte, er wird bald von uns gehen. Sein Zustand scheint sich zu verschlechtern.“ Natürlich tut er das, du vergiftest ihn ja auch jeden Tag ein wenig mehr... Falscher Hund... Obwohl es Dongyin auch nicht immer mit der Ehrlichkeit hatte, muss wohl in der Familie liegen... Er ließ sich nichts anmerken und antworte mit bedrückter Stimme: „Das tut mir Leid zu hören. Ich werde es vermissen mit ihm zu spielen. Werde ich wenigstens die Ehre haben mit Euch zu spielen?“
    „Aber natürlich, sofern es die Geschäfte zulassen. Wenn Ihr mich nun entschuldigt, Tian wird euch nach draußen begleiten.“ „Aber natürlich, ich wünsche Euch noch erfolgreiche Geschäfte!“
    „Seid bedankt.“
    Mit einem kurzen Wink bedeutete Tian, der nicht ganz so dümmlich wirkende Wächter, dass Yumao ihm durch den Gang nach draußen folgen sollte. Als sie zu dem kleinen Vorzimmer kamen, wo den Besuchern sämtliche technischen Gegenstände und Waffen abgenommen wurden, fragte Tian nur: „Wie immer?“ „Ja.“ Tian ging in den Nebenraum um Yumaos Mantel zu holen, doch anders als sonst kam er mit leeren Händen zurück. „Euer Mantel ist nicht hier. Ihr müsst ihn anderswo vergessen haben.“ Yumao war sich absolut sicher dass er den Mantel dort abgegeben hatte, aber er zuckte mit den Schultern und meinte „Muss wohl stimmen.“ Wahrscheinlich war er nur zu dumm um den Mantel zu finden, und da Yumao sich so oder so nichts aus Geld und Wertgegenständen machte, war es ihm auch relativ egal.
    Kurz bevor sie jedoch den Ausgang erreichten, schrillte plötzlich der Alarm los, und die Sicherheitstüren aus Stahl fielen ins Schloss. Dutzende Leute stürmten durch die Gänge, und binnen Sekunden waren Tian und er von bewaffneten Wächtern umringt. Tian brüllte: „Was zum Teufel ist hier los?“ und einer der Männer, offenbar der Leiter des Sicherheitsdienstes trat mit gezückter Waffe vor und sagte: „Li Dongyin wurde ermordet, und in seinem Zimmer wurde ein Mantel gefunden der als Ma Baifus identifiziert wurde.“ Natürlich. Deswegen hat er mich eingeladen, nach all der Zeit in der er mich ignoriert hatte. Er braucht seinen Sündenbock, einen der nicht zur Familie gehört. Was für ein Pech, dabei hatte ich solange an der Identität gearbeitet...
    „Da muss ein Missverständnis vorliegen. Ich hatte meinen Mantel bei mir als ich vorhin hierher kam. Prüfen sie die Videoüberwachung.“ „Leider ist das Überwachungssystem seit gestern außer Betrieb – 'technischer Defekt'. Sie wissen ja wie das mit der Technik ist, da könnte sie einmal hilfreich sein, und dann so etwas...“ „Aber nein, im Gegenteil, das ist äußerst hilfreich!“ Verdutzt blickte der Sicherheitshauptmann auf Yumao. „Warum das denn?“ „Nun, es wäre durchaus nicht von Vorteil, wenn die Kameras das hier aufzeichnen würden.“ Mit diesen Worten griff er in seine Tasche und drückte auf den Knopf eines nicht einmal walnussgroßen Gerätes. Sofort sanken alle Personen um ihn herum zu Boden und bewegten sich nicht mehr. Innerlich war Yumao sehr verärgert, schließlich war soeben die Arbeit von Jahrzehnten zu Nichte gemacht worden, und dann konnte er sich nicht einmal ein klein wenig dafür revanchieren, indem der die Gedächtnisse des Sicherheitsdienstes komplett auslöschte, er hatte einfach zu wenig Zeit gehabt, sein Betäubungsgerät weiter zu entwickeln, so dass es auch tatsächlich den Langzeitspeicher angriff. Er hatte es sogar liebevoll „stun bun“ getauft, in Anlehnung an die durchaus bei der Sicherheitsdiensten beliebten Stun guns. Aber er konnte nicht länger darüber sinnieren, die Betäubung hielt nicht allzulange vor, und selbst dem größten Idioten musste auffallen das etwas nicht stimmte, wenn etwa zwei Dutzend Personen gleichzeitig aufwachten und sich an nichts erinnerten... Innerhalb weniger Sekunden, vermutlich hatte es nicht einmal eine halbe Minute gedauert, hatte er sich in das Überwachungssystem gehackt, vergewissert dass es tatsächlich aus war, sowie die Türen geöffnet. Dann dachte er nach, und darauf spazierte er als junger, schlaksiger Mann mit stark indischem Aussehen aus der Tür und verschwand in der aufgeregten Menschenmenge. Ein Sicherheitsalarm im Hauptquartier der Li Familie, das kam schließlich nicht jeden Tag vor. Er huschte an Menschen vorbei, direkt auf dem Weg in Richtung des Stadtviertels, in dem der Großteil der Bevölkerung mit russischen Wurzeln wohnte. In einer Seitengasse veränderte er nochmals sein Aussehen, nur für den Fall der Fälle – als er die Gasse wieder verließ, hatte er ein für dieses Viertel typische Aussehen: Europide Gesichtszüge, Haar das wohl einmal schwarz gewesen war, jetzt aber nur noch eine dunkle Strähnen enthielt, sowie gletscherblaue Augen. Sein weg führte ihn tiefer in das russische Viertel, bis schließlich zu einem verlassen wirkendem Wohngebäude. Shoudu hatte sich schneller und größer ausgebreitet als die anderen menschlichen Hauptstädte, und das merkte man auch. Während das Gebiet um das ehemalige Kolonisationsschiff aus engen, verwinkelten Gassen bestand, weil man einfach das ganze Schiff in die Stadt integriert hatte, hatten sich Minderheiten wie z.B. die russische Bevölkerung größtenteils auf der anderen Seite des Flusses Huihé, der die Stadt in zwei Teile spaltete, angesiedelt. Hier waren die Straßen breiter, aber auch dreckiger, die Häuser weitläufiger, aber im Gegensatz zu den fein säuberlich erbauten Häuser waren sie eher ein Sammelsurium diverser Baumaterialien – man hatte einfach verbaut was man bekommen konnte.
    Er ging zu der Tür, die sogar offen stand, und dann direkt in den großen Innenhof des Hauses. Dort stand, etwas einsam und verlassend wirkend, ein kleines Häuschen, das so aussah als wäre es wohl früher eine Art Hinterhofhaus gewesen, aber dem war nicht so. Yumao ging zu dem Haus, berührte es sacht, und plötzlich veränderte sich das Aussehen – die Illusion des Hauses fiel zusammen, und stattdessen stand dort Yumaos Raumschiff. Es war nicht groß, aber für seine Zwecke mehr als ausreichend. Nachdem er es betreten hatte und sich auf seinem Sitz niedergelassen hatte, drückte er einige Knöpfe, und das Raumschiff tarnte sich wieder hinter der Illusion des Hauses.
    Dann erst, bemerkte er es. Er hatte schon lange damit gerechnet, eigentlich schon mehr als hundert Jahre lang, und mittlerweile hatte er schon fast gedacht dass es gar nicht mehr passieren würde, aber da war es. Ein einfaches, blinkendes Symbol auf dem Holobildschirm. Eine Kommunikationsanfrage des Großen Rates. Er fasste sich, schloss die Augen und nahm die Anfrage an.
    Als er sie wieder Aufschlug stand er auf dem inmitten des Rates. Natürlich befand er sich nicht tatsächlich dort, das ganze war nur eine extrem komplexe Projektion, aber von so vielen Ersten umrundet zu sein war selbst als Projektion kein angenehmes Gefühl.
    Der Ratspräsident Marzy brachte die Ratsmitglieder mit einer Handbewegung zum Schweigen und ergriff das Wort. „Ratsmitglied Yumao, seid ihr euch bewusst warum ihr heute vor dem Großen Rat steht?“ „Nein, Ratspräsident Marzy.“ „Es geht um Eure Aktionen mit den Menschen.“ „Ist das eine Anklage?“ „Nein, noch nicht. Wir möchten nur unsere Missbilligung gegenüber Euren Taten aussprechen, und wir würden gerne Eure Rechtfertigungen hören.“ Was für Rechtfertigungen, ich denke nicht dass ich etwas falsch gemacht habe.“ „Ihr habt den Menschen die Hyperraumtechnologie überlassen, und somit ihre Aufnahme in das Protektorat bewirkt. Ihre frühzeitige Aufnahme, wohlgemerkt.“
    „Nein, ihr versteht das falsch, ich habe ihnen die Technologie nicht überlassen, ich habe bloß ein Raumschiff von mir auf diesem Mond, Auxo, vergessen.“ „Und rein zufällig befand sich in diesem Raumschiff keine andere Technologie als der Hyperraumantrieb? Und rein zufällig hat die Tarnung dieses Raumschiffes nicht funktioniert?“ „Sind das Anschuldigungen?“ „Ja , in der Tat, das sind Anschuldigungen! Jeder hier weiß was Ihr geleistet habt. Jeder hier ist sich bewusst wie sehr Ihr eigenständiges Handeln bevorzugt, aber das geht zu weit!“ „Aber, ich habe nicht gegen ein einziges Gesetzt verstoßen, oder seid Ihr da anderer Meinung?“ „In der Tat, Ihr habt kein einziges Gesetzt gebrochen – oder zumindest kein Gesetz das es bereits gab.“ „Soll das heißen, ihr habt solange gewartet, nur um ein neues Gesetz zu schaffen, um mich aufzuhalten? Denkt ihr, ihr könnt mich überhaupt aufhalten?“ „Das ist der andere Grund warum wir solange gewartet haben. Yumao, niemand möchte Euch als Feind haben. Das neue Gesetzt zur Interaktion mit anderen Rassen, ausgenommen der Wächter, untersagt es dem Rat, Handlungen durchzuführen die große Veränderungen bei den anderen Rassen auslösen, sei es nun direkt oder indirekt. Ihr, als Teil dieses Rates habt dagegen verstoßen. Die Strafe hierfür ist keine geringe: Der Ausschluss aus dem Großen Rat, sowie Exil für drei Ratsperioden. Nehmt ihr das Urteil an?“ Yumao war erstaunt - das war keine Strafe, sondern praktisch ein Freifahrtschein. Die Sache musste einen Haken haben. „Das Exil, schließt das mein Forschungslabor ein?“ „Soweit wir wissen besitzt Ihr kein Forschungslabor innerhalb unseres Territoriums. Wenn Ihr eines außerhalb habt, dürft ihr es selbstverständlich weiter benutzen. Yumao konnte sein Grinsen nicht mehr unterdrücken. Sie haben es noch nicht einmal gefunden. Wie unfähig. . Er fasste sich wieder und antwortete: „Hoher Rat, ich nehme dieses Urteil an. Wenn Ihr mich nun entschuldigen würdet, ich habe noch ein Experiment zu beaufsichtigen.“
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    Novus-System
    Euros
    NVatikan ( NeuVatikan)
    15. Juli 2775 n.C. ( 305 A.N. ) 10:00 Uhr


    Ich bin Ruben. Möge mein Schwert der Gerechtigkeit scharf sein . . .“ Vorsichtig zog Ruben sein Schwert aus der Scheide.
    Möge meine Rüstung der Rechtschaffenheit makellos sein . . .“ Langsam machte er sich zum Sprung bereit, seine Robe spannte sich über seine Oberschenkel.
    Und möge mein Schild des Glaubens stark sein.“ Kaum waren seine Gedanken in seinem Kopf verklungen sprang er hinter seiner Deckung hervor.
    Sein erster Hieb traf den Wächter unvorbereitet. Seine Schwert drang seitlich in den Hals ein, sofort zog Ruben die Klinge heraus, und ging fließend in die Knie,
    wobei er eine 360°-Drehung vollführte. Der zweite Hieb war auf das Knie des Wächters gerichtet. Sein Gegner, der ins Taumeln geraten war,
    hatte dort momentan sein gesamtes Gewicht verlagert. Die Klinge perforierte spielend die Panzerung und zerstörte das mechanische Gelenk darunter.
    Der Wächter brach ein, und prallte mit einem lauten Krachen auf die Marmorplatten des Ganges, in dem Sie sich befanden.
    Ruben zögerte nicht und holte zum tödlichen Schlag aus. Sein Schwert surrte nach oben, wo es kaum das Es zur Ruhe gekommen war,
    schon wieder auf den Hals des am Boden liegenden Wächters zuschoss. Kurz bevor die Klinge in den Hals eindrang, schlug dieser danach, und lenkte sie ab.
    Statt seinem Gegner, den tot zu bringen, zerstörte sein Schwert, mit einem hellem singenden Ton, eine der bereits in Mitleidenschaft gezogenen Marmorplatten,
    von der einige Brocken abplatzten. Ruben zog, kaum das die Klinge den Boden berührt hatte, mit der andere Hand seine SIG Sauer, und richtete sie auf den Kopf des Wächters.

    Die Schüsse halten noch laut den Gang entlang, während Ruben bereits Richtung Privatgemächer des Papstes rannte. Auf halber Strecke stieß ein anderer Seraphim zu ihm.
    Ruben erkannte, dass es sich um Jules handelte. Jules blutete ziemlich heftig, seine Robe war am Oberarm bereits vollgesogen, und das sich dort befindende weiße Kreuz,
    hatte einen dunklen roten Ton angenommen, der Arm hing schlaff herunter. Er lies ihn durch Zeichensprache wissen, dass er einen Eindringling erledigt hatte.
    Jules tat dasselbe, und beide bewegten sich schweigend auf einen der Seiteneingänge der Paptsgemächer zu. Die Tür war aus den Angeln gerissen, und lag halb zersplittert auf dem Boden.
    Jules zog seine Waffe und drang als Erster in den Raum ein. Ruben folgte ihm leicht versetzt. Vorsichtig bewegten sich beide durch den Vorraum.

    Es drangen gedämpfte Stimmen aus dem Nebenraum, sie waren nicht zu verstehen. Jules und Ruben schlichen zum Durchgang,
    und stellten sich mit dem Rücken links und rechts an die angrenzenden Wände. Beide zückten jeweils eine EMP-Granate, zogen die stifte raus und warfen sie knapp versetzt in den Raum,
    aus dem die Stimmen drangen. Kaum das man den Aufprall der Granaten auf dem Boden hören konnte, waren plötzlich Schüsse zu hören, erst knapp danach detonierten die Granaten.

    Plötzlich begannen die Wände zu beben, und kurz darauf zu verblassen, als hätte man ihnen die Farbe entzogen, wenige Sekunden darauf waren sie ganz verschwunden.
    Ruben blickte Jules an, dessen Robe war auf einmal wieder vollkommen normal, der vorher blutgetränkte Stoff hatte wieder seine gewöhnliche Farbe,
    von der roten Färbung war nichts mehr zu sehen. Beide fanden sich in einem sehr großen Raum wieder, die Wände waren mit unzähligen Hologrammsonden übersät,
    die ein wirres Muster zogen, dem das Auge kaum folgen konnte. Eine blecherne weibliche Stimme erklang: „Mission fehlgeschlagen, Geisel tot, Simulation beendet“

    „Zu langsam,“ erklang eine männliche Stimme „schon wieder zu langsam!“
    „Wie kann man den bitte über eine Minute, auf das Töten EINES Wächters verschwenden!“
    Ruben und Jules erkannten die Stimme, es war Ihr Ausbilder.
    „Und sich dann noch verletzten lassen.“
    Jules hob zu einer Erwiderung an. „Ich will Ihre faulen Ausreden nicht hören“ zischte es aus den Lautsprechern, noch bevor Jules auch nur ein Wort gesagt hatte.
    Die Tür des Holoraums öffnete sich. Herein traten Rob und Pius, zwei weiter Seraphine. Ruben und Jules gingen auf den Ausgang zu, wo die beiden anderen nur grinsend warteten.
    „Nicht euer Tag heute?“ sagte Rob hämisch. Ruben würdigte ihm keines Blickes, während Jules in nur feindselig ansah. Beide gingen schweigend an Ihnen vorbei, und Verliesen den Holoraum.
    Die Tür schloss sich geräuschlos hinter Ihnen.

    „Wie hast du dich am arm verletzt?“ fragte Ruben. „Der Wächter hat es geschafft mein Schwert zerspringen zu lassen,“ seufzte Jules „und mir ist ein Splitter davon in den Oberarm geschossen."
    Hab ihn dann mit der SIG erledigt. Ich sag dir die haben die Schmerzsimulatoren auf Maximum gedreht mir tut der Arm jetzt noch weh.“
    „Und das ist auch verdammt richtig so.“ Urplötzlich war Ihr Major hinter Ihnen aufgetaucht. Ruben und Jules wollten beide salutieren, doch der Major winkte ab.
    „Ruben,“ sagte er „kommen Sie mit.“ Er drehte sich um und lief los, Ruben folgte ihm umgehend. Jules sah den beiden nach, während er anfing, sich den schmerzenden Oberarm zu massieren.

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    Novus-System
    Sephyros
    New Tokio
    17. Juli 2775 n.c. ( 305 a.n. ) 5:30 Uhr



    *Beep Beep Beep Beep* Er machte die Augen auf. *Beep Beep* Langsam erhob er sich von seinem Bett und rieb sich die Augen *Beep Beep Beep* Er schaltete den nervtötenden Wecker aus und ging anschließend ins Bad. Das kalte Wasser weckte seine Lebensgeister und er spürte wie sein Kreislauf allmählich in Schwung kam. Nach dem Duschen folgte die Rasur und das Gesichtspeeling. Früher empfand er das als lästige Nebentätigkeit die man für seinen Beruf brauchte, mittlerweile ist es zu einem allmorgendlichem Ritual geworden. Aber er musste eben ein seriöses Bild abgeben in seinem Beruf. Falls einer mit verfilzten Haaren oder stinkenden Achselhöhlen zu wichtigen Meetings auftauchte, ist es nicht selten das man seinen Job los wird und vom Vorstand abgesägt wird. Allerdings darf man sich eben keine Fehltritte leisten wenn man in seinem Geschäftszweig unterwegs ist. Jaja sein Beruf. Er hatte schon so viele schöne und passende Umschreibungen gefunden und auch auf Meetings mit nicht eingeweihten Geschäftspartnern zum Besten gegeben. Am liebsten erzählte er das er ein Geschäftsmann sei (was im Prinzip stimmte), er arbeite für eine sehr große Firma, die mit Wertpapieren handelt und auch gewisse Dienstleistungen zur Verfügung stellt. Danach dachten die meisten er wäre irgendein Bürohengst der bei einer normalen Firma seine Brötchen verdient. In Wahrheit sah die Realität ein kleines bisschen anders aus. Diese ,,Dienstleistungen'' basieren keinesfalls auf freiwilliger Basis. Es geht schlicht und ergreifend um Schutzgeld. Der Bäcker nebenan, der Barbesitzer nächste Ecke links, all diese Menschen bekamen diese Dienstleistungen von seiner Firma auferlegt. Die Firma bot Schutz und der Kunde zahlte. Wenn der Kunde nicht zahlte zerlegten Leute der Firma den Laden in Schutt und Asche und ab und an verschwanden auch ein paar Barbesitzer und wurden nie wieder gesehen. Aber so funktionierte die Welt. Schon wie vor 1000 Jahren, als der Starke über den Schwachen herrschte. Der Schwache war dem Starken vollkommen ausgeliefert und hoffte auf seine Gnade. Bis heute hat sich das nicht geändert. Vielleicht war das nur seine Sichtweise und irgendwo gab es eine Welt inder alle Händchen haltend über die Wiese rannten und Geld keinen Wert besaß. Das war aber nicht seine Welt. In seiner Welt drehte es sich meist nur um Geld. Um Geld und Informationen. Ja, Information. Er hatte schon früh gelernt das Informationen teuer sind. Manchmal unbezahlbar. Und manche Informationen sind mehr wert als ein Menschenleben...

    Er ließ sich sein Frühstück auf sein Zimmer bringen. Seit seinem 18. Lebensjahr wohnte er nur noch in Hotels. Es war gefährlich immer an einem Ort zu bleiben, wenn man für seine Firma arbeitete. Die Polizei setzt alles daran die Geschäfte der Firma zu unterbinden. Jeder noch so kleine Fisch wurde in den Tiefen des Staatsgefängnisses gefoltert und anschließend getötet. Als Mitglied seiner Firma durfte man kein Mitleid oder sonstige Hilfe von der Polizei, Rechtsanwälten und Staatsmitgliedern erwarten. Jedenfalls nicht von denen die nicht auch bei der Firma arbeiteten. Aber in solchen Ausmassen wie heute morgen dachte er normalerweise nicht nach. Wahrscheinlich lag es daran, dass er heute Abend wieder einen Alptraum hatte. Den gleichen den er seit seinem 7. Lebensjahr immer wieder durchleben muss.
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    Dieser Traum handelte von seinem Vater und blutroter Dämonengestalt der auf ihn zulief und schrie ,,Die Familienehre ist ausgelöscht bis du sie wieder hergestellt hast. Und was tust du schlafen und nichts tun. Meine Mörder laufen da draußen ungestraft rum und du unternimmst nichts sie zu finden. Schande über dich, Schande über dich. Du warst es nicht wert, das ich dich in die Welt gesetzt habe, schau was du bisher erreicht hast. Du bist eine Schande für die Familie...''

    Im laufe der Jahre hat sich der Traum immer weiterentwickelt. Als kleines Kind hat sein Vater natürlich nichts gesagt, aber im Laufe der Jahre, hat sein Vater immer mehr Passagen, die er ihm in seinem Zorn vorwarf. Das Verletzende war allerdings, das sein Vater recht hatte. Er konnte die Familienehre noch nicht wiederherstellen, obwohl er schon 15 Jahre bei der Firma arbeitete. Allerdings ist er nicht gerade ein großer Fisch, der im Firmenrat hoch angesehen ist, geschweige den auserplanetarische Verbindungen hatte. Mit seinen 33 Jahren hat er nicht gerade die Vorzeigekarriere gelandet, wie es einige seine Förderer aus Kindertagen erhofft hatten. Aber ihm gefiel sein Leben bisher, er hatte keine Feinde die ihn tot sehen wollten, er war in seiner Abteilung geachtet und alle Bemühungen bisher den Mörder seines Vaters zu finden waren im Sand verlaufen. Er gab es nicht gerne zu, doch er befand sich momentan in einer sogenannten Midlife-Crisis. Er war müde und träge geworden im Laufe der letzten Jahre. Vielleicht nahmen deswegen in letzter zeit seine Alpträume immer mehr zu...?

    *Klopf Klopf* ,,Zimmerservice!''
    Er öffnete die Tür und gab dem Angestellten 700 Yuan Trinkgeld. Dieser bedankte und entfernte sich entsprechend. ,,Was gibt es denn heute Feines?'' sprach er zu sich selbst und vermutete schon die Nudelsuppe die es die letzten 3 Tage auch gegeben hatte. Doch er wurde überrascht. Es gab Sushi mit vielerlei Auswahl an gewürztem Fleisch und Fisch. Er wunderte sich zwar warum es heute ein so üppiges Mahl gab, aber er wollte sich nicht beschweren. Er nahm einen kleinen Bissen vom frisch zubereitetem Kugelfisch und eine Rolle Sushi. Er liebte Kugelfisch und ließ sich dementsprechend oft welchen bringen. Dann bemerkte er den Zettel der auf den Deckel des Tellers geklebt war:
    ,,Ich hoffe dir mundet deine Henkersmahlzeit. Ich nehme einfach mal an das du den Kugelfisch zuerst gegessen hast, schließlich weiß ich wie sehr du ihn magst, diesmal habe ich leider vergessen kleine Teile der Haut zu entfernen. Genieße die restlichen Minuten als Block7 Besitzer, von nun an werde ich mich um deine Geschäfte kümmern!''

    Vergiftet! ER! Das Blut kochte in seinen Venen das Adrenalin stieg ihm zu Kopf. Wie lange befand sich das Kugelfischgift schon in seinem Körper? 10 Sekunden? Eine halbe Minute? Er griff sich den Salzstreuer und das Glas Wasser, er lehrte das Salz in das Wasser und trank es. Er hechtete zum Waschbecken und übergab sich. Er verlor die Orientierung, im wurde Schwarz vor Augen. Er fühlte wie die Kraft aus seinen Gliedern wich. War es zu spät? Würde er hier sterben? Wer hat ihn vergiftet? Das verächtliche Duzen lässt darauf schließen das es einer seiner Angestellten war, der scharf auf seinen Posten war. Außerdem ließ er nur 3 Leute regelmäßig Kugelfisch beschaffen, also ist der Kreis seiner Mörder relativ klein. Wer es war wusste er auf anhieb nicht, doch er würde es herausfinden...falls er das hier überhaupt überlebte.

    ,,Vater!'' dachte er (zumindest soweit es ihm möglich war) ,,Falls ich das hier überlebe werde ich mit aller Kraft nach deinen Mördern suchen, unsere Familienehre wiederherstellen und leben wie du es für mich vorgesehen hattest...hilf mir''
    Dann verlor er sein Bewusstsein.

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    Novus-System
    Borias
    15. Juli 305 A.N. 21:00 Uhr

    Ich muss den Auftrag der Ersten erfüllen: Friede kann nicht nur durch ein Protektorat geschehen, man muss Frieden im Einzelnen, durch das Ausschalten von Schelmen erwirken. Die Wächter können dem kleinen Mann nicht vorschreiben, was er zu denken hat. Sie können nicht in seinen Kopf sehen, sein Verhalten beobachten während er sich sicher wähnt. Hier komme ich ins Spiel. Ich muss die Menschheit von Grund auf bessern, damit das Novus-System friedlich den Vorstellungen der Wächter gemäß bestehen bleibt.

    Die Nacht zog an ihm vorbei… Ein Schritt und die Lichter aus den Wirtshäusern der Menschen verschwanden in der Dunkelheit. Der Menschen … seit so langer Zeit hatte er sich keiner Rasse zugehörig gefühlt – er war gewillt, den Plan der Ersten umzusetzen, doch war er nichts als ein kleiner Gehilfe der Vorsehung. Ein weiterer Schritt – er hörte das Gebell eines Hundes an einem einsam gelegenen Bauernhof, den er passierte. Sein Rapier klang leicht nach, so er sprach zu ihm: „Keine Sorge, ich finde heute schon noch eine Verwendung für dich!“

    Die Einsamkeit machte Andrej nichts aus, er war sie gewohnt. Seit seiner Erleuchtung kurz nach der Ankunft auf dem mittlerweile stark besiedelten Planeten Sephyros hatte er eine Distanz zu den Menschen gewahrt, die er nicht einmal bei eigenen Verwandten aufgegeben hatte. Diese hatten die „Resozialisierungsversuche“, wie sie sie nannten, nach kurzer Zeit aufgegeben, und akzeptierten widerwillig, dass Andrej ein hoffnungsloser Fall sei. Welch einfach gestrickten Geschöpfe, die er passierte. Sie kümmerten sich um nichts als ihr eigenes unwichtiges Leben. So wie Andrej vor mehreren hundert Jahren, als er noch davon träumte, den Planeten mit seinen Brüdern und der Familie auszukundschaften. Diese Vorstellung wurde ihm bald aus dem Kopf gefegt, und durch sein übermenschlich langes Leben wurde ihm die Nichtigkeit der menschlichen Existenz vor Augen geführt.

    Doch nun war er am Ziel seiner Reise, ein Gasthaus das er heute Abend besuchen wollte. Er hatte von dem Wirt gehört, der die Besucher mit einem Roboter, der sie kurzzeitig in einen Schlummer versetzte, zu berauben pflegte. Der Umstand, dass dies den Behörden nicht bekannt war, brachte Andrej nicht in Verlegenheit, so waren die Gerichte doch immer schon auf der Seite der reichen Unternehmer und Kaufleute gewesen, während der kleine Bürger völlig auf der Strecke blieb. Welch soziale Ungerechtigkeit, doch darum würde er sich zumindest heute nicht zu kümmern haben.

    Das Schild vor der Tür des etwas heruntergekommenen Gebäude zeigte „Gans und gar“ in großen Lettern mit einer kopflosen Gans als Logo – der Humor schien immer trivialer zu werden. Er betrat das Haus und bemerkte, dass an der Bar nur einige Männer mit grauer Arbeitskleidung, ein Zeichen der Arbeiter in den Bergwerken auf Thallo, sowie ein recht wohlhabend wirkender Mann mit brauner Lederjacke in Begleitung eines hübschen Mädchens an einem Fensterplatz am anderen Ende des Raums saßen. Die vielen Details, der Roboter der an der Garderobe zuständig war, der leicht getönte Lichteinfall von Energiesparlampen an der Decke und der geschmacklos zitronengelb gestrichenen Wand prasselten auf ihn ein, in Momenten wie diesem zog er sich lieber in eine Nische möglichst weit weg von den Menschen zurück um ihre Gesinnung herauszufinden.

    Andrej nahm an einer Stelle Platz, von der er das gesamte Gasthaus überblicken konnte. Die anderen Gäste schauten ihn misstrauisch an, aber er ignorierte sie. Die Kapuze tief übers Gesicht gezogen, sodass niemand seinen gespannten Gesichtsausdruck bemerken würde, wartete er, bis der besagte Bartender an seinen Tisch kam. Dieser war selbst schon leicht angeheitert und brüllte ihm mit einer Fahne, die jedes freilebende Tier und vermutlich auch einige Roboter erlegen könnte, ins Gesicht: „‘n komischer Kauz hier, nimm doch’n Mantel ab. Is‘ ja viel zu warm!“ und schlug ihm mit einer fettigen Hand auf die Schulter. „Was möcht’st d‘denn hab’n?“

    Andrej blickte ihm mit einem eiskalten Blick tief in seine Augen. Das hämisch grinsende Gesicht des Wirtes erstarrte langsam und machte einer Miene von unverhohlener Angst Platz. Das Wesen des Mannes lag vor seinen Augen im Dreck, kümmerlich und unbedeutend. Das gestohlene Geld hatte er nur verprasst, für weitere elektronische Einrichtung, die er absolut nicht brauchte, für eine Vergrößerung dieses Dreckslochs, welche nicht notwendig war, da sich ohnehin kaum Gäste hierher verirrten. Der Mann hatte keine Familie, war also weder privat noch im öffentlichen Leben von irgendeinem Nutzen, welch ein unrühmlicher Tölpel.

    Andrej stand langsam auf, hielt den Blick weiterhin ohne zu blinzeln auf ihn gerichtet, offenbarte ihm kurz mit einem Schlenker seines Armes seinen Waffenrock, stieß ihn dann vor die Tür. Die Gäste, denen der Spaß am Bier wohl endgültig vergangen war, starrten ihnen fassungslos nach.

    Draußen fing der Wirt an zu betteln: „Ich flehe Euch an, verschont mich. Ich werde die Kosten selbstverständlich rückerstatten. Ich kann meine Familie nicht im Stich lassen“ und so weiter. Andrej brachte das Gerede des verängstigten Mannes nur noch weiteren Grund zu einer sehr strikten Bestrafung – wie beide wussten hatte er keine Familie. Er hob ihn auf Augenhöhe, was bei dem Unterschied von mehr als dreißig Zentimetern bedeutete, dass der Schankwirt anfing mit den Füßen zu zappeln und um Luft zu röcheln. Doch Andrej zeigte kein Erbarmen – Erbarmen war einer der größten Fehler die die Wächter begingen. Das Statuieren eines Exempels war unumgänglich zur Besserung der gesamten Menschheit. Der Wirt lief langsam blau an, der Rotschopf ließ ihn verächtlich in den Matsch fallen, wo er sich wie ein Wurm am Boden wand. Die Tür des Wirtshaus öffnete sich langsam und Andrej erkannte das Gesicht der jungen Frau, der er vorher begegnet war. Um ihr keinen zusätzlichen Schreck zu verpassen zückte er den Degen und durchbohrte das Herz des betrügerischen Schankwirts und bereitete seiner traurigen Existenz ein Ende. Dann, bevor ihn der Schrei des Mädchens ganz erreicht hatte, machte er einen Satz und ließ das Gasthaus in Sekundenbruchteilen hinter sich zurück, bevor die Umgebung wegen des Leichnams erneut zu geschäftigem Treiben erwachen würde.

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    Novus System
    Planet Euros
    Tief im Dschungel in der
    Nähe der Hauptstadt NeuVatikan

    16. Juli 305 A.N.
    9:34 Uhr


    „AUFSTEHEN FAULPELZ!“
    Ein stechender Schmerz in der seiner Magengegend weckte in unsanft aus seinen Träumen. Sein gesamter Oberkörper zuckte nach oben und er konnte einen Würgeanfall gerade noch so unterdrücken.
    Die Last auf seinem Bauch fing an sich zu bewegen und während er begann seine Umgebung langsam wahr zu nehmen, spürte er zwei kleine Händchen, die an seinen Schultern rüttelten.

    „Jetzt steh endlich auf, Schnarchnase.“
    Er blickte in die haselnussbraunen Augen eines kleinen, rothaarigen Mädchens.
    „Romy“
    Er keuchte ihren Namen mit der ersten Luft die ihm dafür zur Verfügung stand.
    „Guten Morgen Nate. Steh endlich auf, du wolltest mir heute den Dschungel zeigen“
    Ihre Augen leuchteten, als sie ihn daran erinnerte.
    „Du kannst erstmal froh sein, dass ich noch nichts gegessen habe, Fräulein. Sonst könnte ich dich geradewegs wieder zu Martha schleifen und die Wanne stecken lassen.“
    Er hob das neunjährige Mädchen von seinem Bauch herunter und drehte sich aus dem Bett heraus.
    „Jetzt beeil dich doch mal. Sonst kommt Mami und die Sache ist gegessen“
    „Hör mal, ich hab dir versprochen, dass ich dir den Dschungel um das Lager herum zeige. Aber nur wenn Martha es auch erlaubt. Das war die Bedingung bei der Sache“
    Romy seufzte tief und ließ sich zurück auf das Bett fallen.
    „Die erlaubt das doch nieeeeee“
    Nate musste lachen. Allerdings tat ihm der Bauch immer noch weh, sodass er es sofort bereute.
    „Schön, dass du mir so vertraust, Prinzessin“
    Nate erschrak als eine Frauenstimme hinter ihm in der Tür ertönte. Er wirbelte herum und blickte in das Gesicht einer breit grinsenden Frau. Sie lehnte sich an eine Seite des
    Türrahmens und hatte die Hand auf der anderen Seite in die Hüften gestemmt.

    „Martha“
    Nate lächelte etwas gekünstelt.
    „Dir auch einen schönen guten Morgen.“
    Romy sprang vom Bett herunter und schlurfte Richtung Tür.
    „Na toll. Das war’s dann wohl mit dem Dschungel“
    Martha legte einen Arm um sie, als Romy bei ihr ankam. Nate gefiel das Ganze nicht. So wie er das mitbekommen hatte wusste Martha gar nichts von der ganzen Sache.
    Und das bedeutete in der Regel einen Haufen Ärger für ihn. Doch das Marthas unverwechselbares Lächeln zierte weiter ihr Gesicht, als sie sich wieder ihm zu wandte.

    „Nate hat schon Recht, Kleines. Du hättest vorher fragen sollen“
    „Heißt das ich darf mit Nate in den Dschungel?“
    Ihr Kopf schnellte nach oben und das Leuchten in ihren Augen entflammte abermals.
    „Wenn er dabei ist muss ich mir keine Sorgen um dich machen“
    Sie riss die Arme in die Luft und machte einen Satz nach oben.
    „Wuuhuuuu. Hast du das gehört? Wir können also doch los ziehen“
    Sofort stand sie neben Nate, dem soeben ein Stein von der Größe eines Agonans vom Herzen gefallen war. Romy griff nach seiner Hand und wollte ihn aus seiner Hütte ziehen.
    Doch Marthas Lächeln schwand auf einmal aus ihrem Gesicht. Sie fuhr sich durchs schwarze Haar und seufzte.

    „Tut mir Leid, Kleines, aber Nate hat heute zu tun.“
    Jetzt wurde er stutzig. Er hatte heute frei. Oder anders gesagt, er hatte heute keine Aufgaben zu erledigen. Natürlich fand sich immer jemand, der etwas für ihn zu tun hatte,
    aber an seinen freien Tagen dauerte das für gewöhnlich länger las sonst.
    Bevor er fragen konnte fing Martha auch schon wieder an zu sprechen.
    „Rico will dich sehen. Er meinte es wäre wichtig. Du beeilst dich also besser.“
    Romy ließ ihren Kopf abermals hängen. Nate trat einen Schritt vor und ging ihn die Knie.
    „Hey, ich verspreche dir wir beide gehen auf unsere große Erkundungstour. Aber du hast ja gehört, dass ich zu Rico muss“
    Romy schaute ihn vorwurfsvoll an, sagte aber immer noch nichts. Nate seufzte. Schließlich hielt er ihr den kleinen Finger hin.
    „Was..“
    Nate griff nach ihrer Hand und hakte ihren kleinen Finger in seinen Finger ein.
    „Ich verspreche dir hiermit, dass ich dich an meinem nächsten freien Tag mit in den Dschungel nehme. Martha ist unsere Zeugin und wenn ich das Versprechen breche sollen mich die Affen
    holen und an ihre Jungen verfüttern“

    Romy fing wieder an zu lachen und auch Martha stimmte mit ein.
    „Also komm. Nate muss noch zu Rico“
    „Na gut, aber wehe du hältst dein Versprechen nicht“
    „Ja ja, ich weiß. Die Affen“
    Nate lächelte und richtete sich wieder auf.
    „Danke“
    Martha schenkte ihm ein letztes Lächeln und verschwand schließlich mit Romy zwischen den vielen Hütten.
    Oh man. Ich hätte schwören können, dass Martha mich in Stücke reißt.
    Er schlug beide Hände vors Gesicht und seufzte tief.
    Na dann wollen wir doch mal sehen, was der Chef von mir will.

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    Novus System
    Notos
    15. Juli 305 A.N. 15:00


    Vigeos blickte sich noch einmal um, doch von dem Raumschiff das ihn auf diesen Planeten gebracht hatte war bereits nichts mehr zu sehen. Er wäre gerne auf einen der anderen Planeten, von denen er gehört hatte, geflogen, seine Waren, Schmiedeerzeugnisse seines Vaters, hatten jedoch nur bis hierher gereicht. Ein rascher Blick zeigte, wie trostlos die Umgebung war: Er stand auf einem kleinen Hügel inmitten eines Meeres aus weichem Boden, in den er aufgrund seiner massigen Gestalt bei jedem Schritt einsinken würde. Nur vereinzelt sah man verkrüppelte Bäume, die es in der unbarmherzigen hitze geschafft hatten, irgendwie zu überleben. Trotz der brennenden Hitze, die Vigeos den Schweiß aus allen Poren trieb, entschied er sich loszuziehen und einen angenehmeren Platz zu suchen. Tauschbare Waren hatte er nicht mehr, das hier genutze Geld, von dem ihm seine Mutter erzählt hatte auch nicht. Er sollte sich also mit dem Planeten besser schnell anfreunden, da er ihn vermutlich nicht schnell wieder verlassen konnte, denn Raumschiffe waren teuer. Nur in einer Richtung sah Vigeos ein abweichendes Bild, eine Art See, der von ihm unbekannten Bäumen umringt war. Er entschied sich, dass dieses Plätzchen erheblich angenehmer aussah als der Rest der weiten Ebene, und begann in Richtung des Sees zu traben.

    Einige Minuten später hatte er seinen Entschluss, sich von seinem Hügel fortzubewegen, bereits bereut. Bei jedem Schritt brannte die Sonne unbarmherzig von Himmel, er sank tief in den trockenen, weichen Untergrund ein und jeder Schritt kostete mehr Kraft. Auch hatte die Entfernung von dort oben deutlich geringer ausgesehen als sie es tatsächlich war. Aus dem lockeren Traben war ein angestrengtes Schreiten geworden, dass nicht nur seine Kraft aufzehrte, sondern ihn auch kaum weiter in Richtung des Ziels brachte. Doch, wie sehe es aus wenn ich bereits jetzt, nach einigen Minuten, aufgeben würde? Auf der Reise, die mir meine Ehre zurückgeben soll? Dieser Gedanke brachte Vigeos dazu, kräftiger auszuschreiten, er hatte sich in letzter Zeit bereits oft genug selbst enttäuscht. Einige Minuten später erreichte er keuchend den See.

    Erst jetzt fiel ihm auf, dass er noch keinem Lebewesen begegnet war .. und das an der, so hatte es zumindest von oben ausgesehen, einzigen Stelle, an der das Leben einigermaßen erträglich war.. Er schritt wachsam weiter Richtung seines Ziels, als plötzlich rund um ihn herum zweibeinige Gestalten aus dem Boden sprangen. Sie sind schwächlich .. keine Gegner deren Ende mir Ehre einbringen würden.. Es waren sechs gebeugte Gestalten, die ihre Gesichter trotz der brütenden Hitze mit Kapuzen bedeckten. Alle hielten gefährlich aussehenden Schusswaffen in den Händen. Vigeos hatte keine Angst vor einem Kampf mit Gegnern, die ihm augenscheinlich weit unterlegen waren, hatte jedoch auch kaum Erfahrungen mit Waffen wie sie sie in den Händen hielten. Seine Mutter hatte ihn auf ähnliches vorbereitet und Vigeos folgte ihrem Rat, zog sein Energieschild vom Rücken, aktiverte es und legte eine Hand an die Waffe seines ehemaligen Lehrmeisters. Mochte sie in seiner Heimat auch eine Zierwaffe sein, hier würde sie ihm gute Dienste leisten. In dieser Haltung, ein über 2,50 Meter großes Koloss, verharrte er und wartete ab, dass die Gestalten, es mussten Menschen sein, seine Mutter hatte ihm von ihnen erzählt, etwas unternahmen.

    Kleine, schwächliche Gestalten .. in diesem Moment richtete einer der Menschen, es mochte ihr Anführer sein, das Wort an ihn. "Wer, nein was seid ihr? Und vorallem, was wollt ihr hier an unserer Oase?" Oase, das war also der Name für diese lockenden Plätze im Meer von Hitze. "Mein name ist Vigeos, ich komme vom Volk der Agonan und suche keinen Streit mit euch. Ich unternehme eine lange Reise und möchte an eurer "Oase" verweilen.." noch bevor er ausgeredet hatte, wusste er dass sie ihn angreifen würden. Ihre Haltung spannte sich an, wurde aufrechter, sie hoben ihre Waffen und aus ihren Augen sprach Entschlossenheit. "Hiermit verhafte ich euch wegen unbefugten ..", begann der Mensch, doch Vigeos lachte nur, stieg auf zwei Hufe, wirbelte seine Waffe in der Luft und stieß einen hallenden Kriegsschrei aus. Die Menschen, die noch nie einen Agonan gesehen hatten, wichen entsetzt zurück, fingen sich dann jedoch und ließen ein wahres Gewitter an Schüssen auf ihn los. Er ließ die Schüsse an seinem Schild abprallen, stürmte auf zwei der Menschen zu, einer, der ihm in den Weg kam flog wie eine Puppe davon, weg geschleudert von der Masse seines Körpers. Wieder stieg Vigeos, hämmerte einem der Menschen seine Hufe auf die Brust, die daraufhin wie trockenes Geäst brach. Im gleichen Moment spaltete er mit seiner Waffe einen weiteren Menschen, der weiche Körper setzte der Waffe nahezu keinen Widerstand entgegen. Unmenschliche Laute wimmernd sanken beide langsam zu Boden, der Boden unten ihnen färbte sich hellrot. Einen Moment war Vigeos erstaunt über die Flüssigkeit die aus ihren Körper sprudelte.. sie war viel heller als seine.. aber trotzdem von der gleichen farbe. Bevor er sich weiter damit auseinander setzen konnte traf ihn jedoch ein Schlag am rechten hinteren Lauf. Eine der Kugeln aus den Waffen der Menschen musste ihn getroffen haben. Hinkend warf er sich dem nächsten entgegen, auch er fiel unter seiner Waffe. Einen weiteren konnte er mit einem Huftritt töten, im gleichen Moment gab jedoch sein Lauf nach, der das Gewicht nicht mehr trug. Vigeos fiel nieder, eine riesige Staubwolke versperrte ihm die Sicht. Als er ein geräusch hörte nahm er nocheinmal seine Kraft zusammen, hob seine Waffe und warf sie in Richtung des Tons; Sekunden später hörte er einen kreischenden Aufschrei und das Geräusch eines fallenden Körpers. Im gleichen Moment hörte er einen Schuss und einen erneuten Aufschrei, wieder fiel ein Körper zu Boden. Hatte sich der Feigling selber gerichtet, um nicht mehr gegen das unbekannte Wesen, dass ihm wie ein Monster escheinen musste zu kämpfen? Vigeos wusste es nicht. Er spürte die brennende Hitze auf seiner Haut, spürte wie sein Blut aus der Wunde am Lauf sprudelte. Die Kugel muss die Aterie getroffen haben .. war sein letzter Gedanke, dann empfing ihn Dunkelheit.

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    Novus-System
    Borias
    Werksgelände von Veridian Dynamics
    17. Juli 305 A.N.
    11.00 Uhr

    Behäbigen Schrittes begab sich der X 7 Prototyp in Position. Mit jedem Schritt war deutlich das Surren der Servomotoren zu hören.
    „Zielerfassung aktiviert. Maximale Energie.“ vermeldete der eingebaute Kopfhörer die Einsatzbereitschaft. Der X 7 sah fast ein bisschen wie eine zu groß geratene Ritterrüstung aus. Nur die sechsläufige Gatling-Kanone und die futuristisch anmutende Railgun an den Armen passten nicht ganz zu diesem Bild.
    „Feuerbereitschaft hergestellt.“
    Kleine rote Ziffern auf dem Head-Up-Display zeigten die Entfernung. 1512 Meter. Ross fixierte die Markierung genau über dem Ziel. Der Anzug war direkt an sein Nervensystem angeschlossen. Er musste nur denken, worauf der schießen wollte und der Anzug tat es. Krieg war längst nicht mehr der Kampf zwischen Soldaten, er war zum Duell der Technologie geworden. Und mächtige Konzerne wie Veridian Dynamics kontrollierten die Technologie.
    „Ziel erfasst.“
    Der Kampfanzug hob langsam seinen rechten Arm, an dem eine gewaltige Railgun montiert war. Diese mächtige Waffe war in der Lage, intelligente Munition mit einer Mündungsgeschwindigkeit von mehr als zweitausend Metern pro Sekunde zu verschießen. Die Technik dafür gab es eigentlich schon seit Jahrhunderten, doch die Probleme bei der Energieversorgung und dem enormen Verschleiß der Stromschienen waren erst vor wenigen Jahren zufriedenstellend gelöst worden.
    „Feuer frei.“
    Mit einem lauten Überschallknall verließ das Urangeschoss den Lauf der Railgun, einen Feuerschweif hinter sich herziehend. Kleine Finnen klappten am Ende auf und stabilisierten es auf seiner Flugbahn. In Bruchteilen von Millisekunden reagierte der intelligente Hochleistungsprozessor in der Spitze auf die kleinste Abweichung vom idealen Weg. Absolut zielsicher und unaufhaltsam flog das Projektil auf sein Ziel zu. Scheinbar mühelos durchdrang es die schwere Panzerung Ziels, das in einem gewaltigen Feuerball verging, als sich die feinen, beim Einschlag entstandenen Uranpartikel entzündeten.
    Ein kurzer Moment der Stille.
    Dann klatschten die wenigen Gäste, allesamt hochrangige Militärs und Politiker, in die Hände. Der Test war erfolgreich verlaufen.
    Wenn alles nach Plan lief, würde das Militär der Allied States of America bald ein neues Spielzeug haben. Und Veridian Dynamics weitere Milliarden.
    Der X 7 war die neuste Errungenschaft in einem Arsenal von Tötungsmaschinen des wohl mächtigsten Rüstungskonzerns der Menschheit.
    Die schwere Panzerung war in der Lage, den Piloten vor dem meisten Beschuss zu bewahren.
    Mit modernster Sensorik und Elektronik sowie durchschlagskräftige Waffen sollten der X 7 die militärische Überlegenheit der ASA auf jedem zukünftigen Schlachtfeld sicherstellen.

    „Ross, Sie und ihr Team begeben sich morgen um null sechshundert an Bord der New Orleans. Gehen sie zum Leitstand, Dr. Jefferson wird Ihnen alles weitere mitteilen.“ sagte Ross' Vorgesetzter, ein kleiner aber stämmiger Mann. Wie Ross war er früher Offizier und jetzt Leiter der Sicherheit bei Veridian Dynamics.
    „Jawohl Sir.“ erwiderte Ross und begann sich aus dem Kampfanzug zu schälen.
    Ross betrat den Leitstand der Anlage, wo mehrere Wissenschaftler in weißen Kitteln damit beschäftigt waren, die Aufzeichnungen der Hochgeschwindigkeitskamera zu betrachten.
    Auf Ross' Gesicht war der Anflug eines Grinsens zu sehen, als das Geschoss auf dem Holoschirm in Zeitlupe die Mauer durchdrang und in einem Feuerball den Raum zerstörte.
    „Dr. Jefferson?“ fragte Ross und ging auf einen dicklichen Mann mit Brille zu.
    „Sind Sie James Ross?“ fragte eine weibliche Stimme von hinten. Erstaunt drehte sich Ross zum Eingang.
    „Dr. Jefferson?“
    „Das bin ich. Lassen Sie uns die Mission durchspielen. Kommen Sie mit in mein Labor.“
    Mit der würde ich gerne ganz andere Dinge durchspielen. Hab mich wohl doch für den falschen Beruf entschieden.
    Ross folgte ihr durch den von weißem Kunstlicht erhellten Flur in einen großen Raum mit mehreren Computerbildschirmen und diversen Messgeräten und Maschinen, deren Funktion er nicht kannte und eigentlich auch nicht wirklich wissen wollte.

    „Gestern Nacht wurde unser Forschungsteam auf der Icarus Basis angegriffen. Wir haben keinen Funkkontakt mehr. Kurz zuvor haben sie gemeldet, etwas gefunden zu haben, was unsere Technologie revolutionieren könnte.“ sagte Dr. Jefferson.
    „Was soll das sein?“ fragte Ross.
    „Wir wissen es nicht mit absoluter Sicherheit, aber es ist wichtig. Sehr wichtig. Die New Orleans wird Sie 20 Kilometer vor dem Ziel absetzen.“
    „Was ist mit den Wissenschaftlern?“
    „Das Artefakt hat Priorität.“

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    Novus System
    Notos
    23. Dezember 2774 n.C. ( 304 A.N.) 20:00
    Wüste
    Nahe Gefängnisstadt New Alcatraz


    Der Mann in Schwarz glitt regelrecht durch die Wüste, mit dem Wissen das ihm jemand oder etwas folgte. Da hier der Sand, im Gegensatz zu anderen Gegenden auf Notos, eine relativ hohe Stabilität hatte konnte der Mann in Schwarz seinen Verfolger nicht auf ein gewisses Körpergewicht einstufen. Es konnte alles sein. Mensch, Agonan, Wächter oder sonstiges Getier. Der Mann in Schwarz hoffte auf Letzteres.

    Gleichmäßig näherte er sich dem größten Gefängnis der Menschheitsgeschichte, mit Ausnahme Australiens. New Alcatraz hatte eine Gesamtnutzfläche von 100 Quadrat-
    kilometern und war in verschiedene Sektoren eingeteilt. Der Mann in Schwarz hatte das Glück das er einen Sektor relativ nahe am Südlichen Eingang von New Alcatraz aufzusuchen hatte. Dort wurden meist Verwirrte und Spinner gelagert. Denn nur von einer Lagerung konnte man sprechen. Meist wurden fragliche Insassen entweder direkt nach Ihrer Inhaftierung getötet oder für weitere Zwecke innerhalb von New Alcatraz an andere Firmen oder Gefängnissektoren verkauft. So konnte es sein, dass ein Gefangener, welcher in einem Sektor als hochgefährlich einzustufen war im nächsten als Wächter eine relativ gute Anstellung erreichen konnte. Ein System was trotz ihrer Unberechenbarkeit und Einzigartigkeit bis heute einwandfrei funktionierte. Der Mann in Schwarz war sich jedoch sicher, dass unter der äußeren Schale der Perfektion eine vielschichtigere Schale der Korruption und Machtverschiebung steckte. New Alcatraz war in den Jahren zu einem regelrechten Wirtschaftswunder aufgestiegen. Die vielseitigen Arbeiten, bedingt durch die Bodenstruktur des Gebietes, führten zu einer großen Anzahl an Ressourcen welche sonst nirgendwo auf diesem Planeten mit so einem großen Reinheitsgrad abgebaut werden konnten.

    Der Mann in Schwarz stand mittlerweile direkt vor dem Tor des Gefängnis und wurde nach kurzer Diskussion mit einem Mann der scheinbar der Türwächter war hineingelassen. Ein Mann, dem man trauen konnte. So zumindest schätzte ihn der Mann in Schwarz ein. Ein kurzes Gespräch und schon befand sich der Mann in Schwarz auf dem Weg zum Sektor J. Dank eines kleinen Gliders dauerte der Weg dahin nur 50 Minuten. Der Mann in Schwarz blieb die gesamte Zeit stillschweigend in seinem Sitz. Er brauchte sich nicht unterhalten mit dem Mann. Er wusste bereits alles über Ihn. Man hatte ihn genügend über jegliche Personen mit denen er in Kontakt kommen würde aufgeklärt, als das es den Mann in Schwarz interessieren würde was der Türwächter zu sagen hätte. Er wusste nur eins. Der Türwächter war zu schützen. Er hatte Familie.

    Der entsprechende Fall wurde aufgerufen und nach 5 Minuten wurde ein Kind in Richtung des Mannes in Schwarz gezehrt und mit Fesseln an den Stuhl, welcher gegenüber des Mannes stand, befestigt. Daraufhin verließen die Männer, welche das Kind herbrachten, den Raum. Der Mann in Schwarz und das Kind waren allein. Vollkommen allein. Der Mann in Schwarz hatte den Raum natürlich gründlichst auf Abhörmechanismen untersucht und mit Bedauern feststellen müssen, das es keinerlei Wanzen oder Ähnliches gab. Für ihn ein Vorteil, für die meisten Gefangenen ein Nachteil. Doch das durfte ihn heute nicht interessieren. Er musste schnell machen. Zum einen wurde er verfolgt. Zum anderen war morgen Weihnachten. Das Kind schaute ihn an und der Mann in Schwarz konnte in dem Blick des Kindes erkennen, das er es hier mit dem richtigen Kind zu tun hatte.
    Im Blick des Kindes sah er ein Alter, welches sein eigenes um Weiten überschritten hatte und womöglich auch das Alter der Ersten überschreiten dürfte. Das Kind war alt. Innerlich.

    Der Mann in Schwarz sah auf das Kind und fragte mit ruhiger Stimme: „Wie alt bist du? Wie viele Jahre hast du verbracht im Limbus[1]? In der Schwärze?“
    Das Kind antwortete nicht. Das genügte dem Mann in Schwarz. Der Mann in Schwarz löste die Fesseln des Kindes und drehte sich dann zur Wand. Er hörte, wie sich das Kind mit seinen Fingern die Augen auskratzte und mit den Fingernägeln immer tiefer in sein eigenes Fleisch drückte. Dann hörte er einen Aufprall. Er drehte sich um und sah wie der reglose Körper des Kindes auf dem Boden lag. Tot. Daran bestand kein Zweifel. Er beugte sich hinunter zu dem Körper des Kindes wischte ihm die restlichen weißen zerzausten Haare aus dem Gesicht. Griff dann kurz in seine Tasche und holte 2 der 30 Silbermünzen heraus, welche er dem Kind dann auf die faltigen Augen legte. So gebeugt blieb der Mann in Schwarz noch 15 Minuten und betete, bevor er den Raum verließ.

    Vor ihm baute sich eine riesige vierfüßige Gestalt auf. „Mensch“, sprach der Agonaner. „Zu aller erst bedanke ich mich für die Nahrungsreste welche du mir auf dem weg hierhin immer liegen gelassen hast. Ein wahrlich christliches Zeichen der Güte“,sagte der Agonaner und sprach das Wort „christlich“ dabei mit voller Verachtung aus. Der Mann in Schwarz grinste, sagte jedoch nichts. „Ist dort das Kind, welches eine Teleportation überlebt hat?“ fragte das vierbeinige Geschöpf. Es war kräftig gebaut. Eindeutig ein etwas hochrangigeres Geschöpf seiner Rasse. „Ja. Das Kind welches durch den Limbus ging und den Schock des Wiedereintrittes überlebte. Ein Kind unserer Art, Agonaner!“ sagte der Mann in Schwarz leise. „ Auch eure Rasse sollte das Wissen haben, das eine Teleportation von Lebewesen unmöglich ist, beziehungsweise zwangsläufig den Tod zu Folge hat. Die Reise der Teleportation dauert für den Körper zwar nur einen Sekundenbruchteil, der Geist durchlebt die reise jedoch als endlose Ewigkeit.“ Der Mann in Schwarz erinnerte sich nur zu ungern an die Videodatei, welche das Erwachen des Jungens nach der Teleportation zeigte. Immer noch halten die Worte des Jungens: „ Es dauert länger als ihr denkt!“ durch die Gedanken des Mannes. „Das Kind ist tot.“, Sprach der Mann in Schwarz schließlich. Aber ich habe meine Informationen, dachte er sich. Der Agonaner erwiderte etwas auf seine Worte. Der Mann in Schwarz jedoch hörte nicht mehr zu und ging langsam auf seinen Stock gebückt am Agonaner vorbei, welcher die Tür des Verhörraumes eintrat und dort zu Fluchen begann. Ein Alarm ertönte und Sekunden später wahren Gefängniswärter um den Raum versammelt. Die Gefängnisinsassen drängten sich an ihre Zellenwände, ehe man das laute Gebrüll des Agonaners und das Geräusch von mehreren Pistolen in den Gängen vernehmen konnte.

    Die Wächter hatten keine Chance. Das wusste der Mann in Schwarz. Jedoch wusste der Mann in Schwarz auch, dass die Wächter alles Gefängnisinsassen waren. Es war ihm egal, wie es endete. Er wusste nur, dass schlussendlich der Agonaner tot wäre. Er hätte die Nahrung, welche der Mann im Schwarz ihm die letzten 27 Tage auf seinem Weg hierhin tagtäglich liegen ließ nicht zu sich nehmen sollen. Der Mann in Schwarz hörte ein Schnauben. Der Agonaner stand direkt hinter ihm. Der Mann in Schwarz grinste. Leichte Spuren von Kugeln in der haut des Agonaners waren zu erkennen. „Umso besser.“, sagte der Mann in Schwarz ehe er den Strom durch seinen Körper fließen ließ. Von dort wanderte der Strom über einen kleinen Stahlfaden, welchen der Mann in Schwarz beim vorübergehen um den Agonaner geschwungen hatte, in die von Eisen gesättigte haut des Agonaners, stieß dort auf die Pistolenkugeln oder auf die Muskeln des Wesens, was dazu führte das der Agonaner zusammenbrach. Die Augen des Agonaners erloschen. Der Mann in Schwarz schweifte seinen Blick über den Gang und erkannte die paar Wächter, welche sich erdreistet hatten es gegen einen Agonaner zu versuchen, tot verstreut über den Boden. Der Mann in Schwarz beugte sich über den starren Körper des Agonaners. „ Eisen in der Nahrung, mein Lieber. Lernt ihr nie dazu?“. Dann machte sich der Mann in Schwarz auf dem Weg zum südlichen Tor. Von dort hatte er noch 40 Tage vor sich. Ohne Nahrung und Wasser. Aber so wie Jesus damals, würde auch er seines Körpers ein weiteres Mal Herr werden und die Wüstentage unbeschadet überstehen.


    _______________________________________________________________________________________________________________________________________________________

    [1] Limbus (Latein für „Rand, Saum, Umgrenzung“) bezeichnet in der katholischen Theologie zwei Orte am Rande der Hölle, wo sich Seelen aufhalten, die ohne eigenes Verschulden vom Himmel ausgeschlossen sind.

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    Novus-System
    Euros
    NVatikan
    17. Juli 305 A.N.
    2:23 p.m.




    In einem etwas heruntergekommenen Stadtteil von NeuVAtikan betreten zwei Männer in schwarzem Anzug und mit verspiegelten Sonnenbrillen eine kleine Kneipe.
    Hinter einem Tresen steht ein schlanker Mann mit langem dunklem Haar das er zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden hat.
    Als er die beiden eintreten hört wischt er den Zettel auf dem er gerade geschrieben hatte von der Theke und hebt den Kopf und nickt ihnen zu:
    “Hallo meine Herren“
    Die beiden blicken sich kurz an.
    “Mr. Krenin, wir…“
    Verdutzt bricht der Sprecher ab als der Mann hinter der Bar wie bewusstlos zusammenbricht.

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    Novus-System
    Euros
    NVatikan
    17. Juli 305 A.N.
    2:23 p.m. (zeitgleich)


    Niemand kennt mich unter diesem Namen
    In dem Moment in dem sein Oberkörper hinter dem Tresen verschwindet schlägt Sergej Sokow sich mit der rechten Faust auf den linken Bizeps. Die kleine Nadel seines Ringes durchdringt problemlos das nicht mehr ganz weiße Kochhemd und die von der Injektion ausgelöste chemische Kettenreaktion breitet sich brennend innerhalb von Sekundenbruchteilen in die Fingerspitzen der linken Hand und dann über die Schulter in den Ganzen restlichen Körper aus.
    Noch bevor er auf dem Boden aufschlägt sieht er den grellen Lichtblitz und hört das ohrenbetäubende Pfeifen als sich die Schärfe seiner Sinne vervielfältigt.
    Mit dem rechten Fuß tritt er gegen einen hinter dem Tresen angebrachten Schalter, stößt sich mit der gerade gewonnen Kraft ab und hechtet durch die Tür in den Lagerraum.
    Er hört noch den verwunderten Aufschrei eines der beiden Männer dann kracht eine mehrere Zentimeter dicke Stahlplatte oben durch den Türrahmen und verschließt den Durchgang zum Lokal hinter ihm.
    Michail schiebt das voll beladene Regal problemlos zur seite und tritt durch den Mauerdurchbruch in sein Labor. Dort reißt er sich das Hemd von der Brust, schlüpft in die immer voll bestückt bereithängende Weste schließt sie sorgfältig und zieht den langen schwarzen Mantel darüber.
    Hinter sich hört er dumpf Schläge gegen die Metallplatte prasseln und muss beim Gedanken an die Legierung aus der ihre Oberfläche besteht kurz grinsen. Sie sollten besser versuchen durch die Wand zu brechen.
    Er öffnet einen Wandtresor betätigt den versteckten Knopf an dessen Oberseite und lässt als er sich umdreht und zur Tür läuft noch einmal den Blick über seine Arbeit der letzten Jahre schweifen. Das zweite Schiebeschloss reißt er beim öffnen aus der Tür und sprintet dann das Treppenhaus nach oben.
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    Novus-System
    Euros
    NVatikan
    17. Juli 305 A.N.
    2:27 p.m. (4 Minuten nachdem die beiden Männer den Laden betraten)


    Einige Passanten stehen gegenüber einem kleinen Restaurant aus dem seit wenigen Minuten Lärm der, nach einer großkaliberigen Waffe klingt dröhnt und starren auf das mit dem Namen des Lokals beklebte Fenster. Plötzlich gibt es eine kleine Explosion und eine Sekunde später steht das Lokal in Flammen. Zwei bewaffnete Männer in angesengten dunklen Anzügen stürmen fluchend aus der Tür und die kleine Gruppe an Schaulustigen sucht beim Anblick ihrer wütenden Gesichter schnell das Weite.
    Auch im Nebengebäude bei dem im unteren Stockwerk alle Fenster verklebt sind scheint es zu brennen und wenige Sekunden später schrillt in beiden Häusern der Feueralarm.


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    Novus-System
    Euros
    NVatikan
    17. Juli 305 A.N.
    2:28 p.m. (5 Minuten nachdem die beiden Männer den Laden betraten)


    Als er sich durch die Falltür aufs Dach hievt beginnt der Feueralarm zu schrillen. Timing ist alles.
    Er nimmt Anlauf und setzt über die 10 Meter breite Straße. Alles scheint sich in Zeitlupe zu bewegen. 20 Meter unter sich sieht er die ersten im Menschen aus den brennenden Häusern stürmen und entschuldigt sich im Geiste bei ihnen. Die beiden Männer stehen mit gezogenen Waffen auf der Straße. Einer Scheint in seinen Ärmel zu sprechen.
    Regierungsmänner sonst würden sie auch flüchten.
    Er landet mit einer Rolle die perfekte Körperbeherrschung vermuten lässt auf dem Dach des gegenüberliegenden Hauses und rennt die Häuserzeile entlang Richtung Osten.


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    Novus-System
    Euros
    NVatikan
    17. Juli 305 A.N.
    2:29 p.m. (6 Minuten nachdem die beiden Männer den Laden betraten)


    Schreit:
    “Einfach nur Aufsammeln?! Der Verrückte hätte uns beinahe in die Luft gesprengt“

    “Ja verdammt, er ist entkommen! Entweder ihr riegelt den gesamten Stadtteil ab oder er ist weg! Der war mehr als nur gut auf unseren Besuch vorbereitet!“



    ___________________________________________________________________________


    Weitere 5 Minuten später fliegen die beiden Häuser in die Luft (“Gasexplosion…“).
    Michail legt auch in seiner Wohnung Feuer und erreicht 17 Minuten nachdem die beiden Männer in seinen Laden getreten waren den Notfallraum in der Kanalisation unter der Stadt. Dort bricht er von meterdickem Stahlbeton und Erdreich umgeben auf einer alten Matratze zusammen.
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    20:35
    13. Juli 305 a.N.
    Novashington
    Borias


    Irgendwann bringt mich diese Schichtarbeit noch ins Grab. Tag für Tag dasselbe und oft genug bin ich dann doch nur ein Packesel.
    Egal, einfach versuchen zu entspannen. Genieß es einfach


    Quique setzte sein Bier an und trank in großen Schlucken. Es war mal wieder ein harter Tag gewesen. Um 4 hatte seine Schicht begonnen, 17 Uhr war er erst wieder zu Hause und nun saß er in seiner Lieblingsbar, weil er partout nicht einschlafen konnte. Böser Unfall heute, Die Raumschiffinsassen waren kaum noch erkennbar gewesen, was eine blutige..Verdammt! Jetzt lenk dich doch endlich mal ab, schau dich einfach um! Doch was gab es für ihn zu sehen, an einem Platz an dem er 3mal die Woche war? Bob stand wie immer an seiner Bar und schenkte aus, die gut aussehende Kellnerin Nancy schaffte es auf unerklärlicheweise sich durch dieses Getümmel einen Weg zu bahnen und dabei das Tablett nicht fallen zu lassen und am Tresen saßen wie gewohnt die oberflächlichen Jungspunde mit mindestens einer Tube Gel in den Haaren, in der Hoffnung eine der anwesenden Frauen würde sich für sie interessieren.
    Enrique fühlte sich gerade nicht besonders wohl. Aus einem unerfindlichen Grund war es heute so viel voller als sonst und das konnte wohl kaum an der Jam Session liegen. Die war ja schließlich regelmäßig, wie damals als Bob noch seine alte Bar gegenüber Quique's Wohnung besaß. Enrique stand auf, um sich ein weiteres Bier zu bestellen, musste jedoch vorher kurz die gekachelten Räume aufsuchen. 2 Personen in schwarz standen davor, die sich augenscheinlich für viel zu wichtig nahmen:
    "Halt!"
    "Was ist denn?"
    "Du musst warten bis Mr. Gopow herausgekommen ist!"
    "Wer bitte?"
    "Mr. Gopow, ein Diplomat der Panasiatischen Allianz."
    Dieser Blödmann! Wer eröffnet auch ein neues Geschäft an der Grenze zum Industrieviertel. War ja zu erwarten, dass es da von Idioten nur so wimmelt!
    "Jaja, ist mir auch egal! Fakt ist, ich muss jetzt wirklich dringend da rein, sonst wird das für uns alle hier unangenehm!"
    "Pardon, aber das geht nicht. Nehmen sie doch stattdessen die Damentoilette, die ist meines Wissens nach leer."
    Das wird ja immer schöner!
    Quique ging der Sturheit der Bodyguards wegen auf das Damenklo und erledigte dort sein Geschäft. Beim Herausgehen kam ihm ein attraktive junge Dame entgegen.
    "Verlaufen?"
    "Nein" antwortete er und ließ die Dame mit höchst irritiertem Blick zurück. Er ging schnurstracks auf Bob zu und wollte schon den Mund aufmachen, um ihm die Predigt seines Lebens zu halten, wurde jedoch mit einem "Sorry Quique, keine Zeit zu reden, hier ist grad die Hölle los!" mundtot gemacht und statt des Wutanfalls, den er zu bekommen gedachte, gab er nur ein "Noch ein Bier, bitte!" über die Lippen, während sich eine Person direkt neben ihn setzte und ihn ansprach.
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    Novus-System
    Planet Notos
    Unbedeutende Untergrundstadt nahe Neu Dubais
    17. Juli 305 A.N. 16:00 Uhr



    Einem in der ansteigenden Hitze hypnotisch gleichendem Rhythmus klackerten die Schuhe des schwarzhaarigen, jungen Mannes, der sich gerade seinen Schal über den Mund zog, auf dem warmen Boden der Höhle aus der er trat. Die braunen Augen blickten der heißen Nachmittagssonne entgegen als man jenen Untergrund letztendlich verlassen hatte und er legte eine Hand über seine Augen um sie vor dem Licht zu schützen und sich an den hellen Schein zu gewöhnen. Eine heftige Windbö stieß ihm entgegen, wenige Sekunden nachdem er dem kühlen Schutz des Untergrunds gewichen war und brachte ihn dazu sich den Schal noch weiter ins Gesicht zu ziehen um sich vor den unzähligen Sandkörnern zu schützen, die auf seine gebräunte Haut prasselten. Die Augenlider halb geschlossen schob man die Hände in die Taschen des Stoffmantels, kurz nachdem man den Wasserschlauch am Gürtel überprüft hatte. Amar seufzte. Das würde ein unangenehmer Marsch werden, auch wenn Neu Dubai nicht unbedingt weit entfernt war und er vielleicht einen halben Tag lang gehen müsste. Der Händler in dem kleinen Untergrundstädtchen hatte ihm noch viel Glück gewünscht und spätestens jetzt sah er ein, dass er es auch brauchen würde. Es half jedoch kein Klagen und kein Jammern, denn Neu Dubai war der einzige Ort an dem er auch nur die kleinste Chance hätte irgendwie wieder richtig Fuß zu fassen. Und das war das wichtigste im Moment.
    Während die Sonne sich langsam dem Horizont näherte und die Dünenlandschaften in ein prachtvolles Rot tauchte, hob der Mann nur alle paar Minuten den Blick um sich zu vergewissern, das sonst niemand war, in dieser unendlich scheinenden Wüste. Der Wind hatte inzwischen etwas nachgelassen und erleichterte ihm das Marschieren ungemein, wobei er sich nun auch keine Sorgen machen musste, etwa nicht vor Anbruch der Nacht in eine der wenigen Städte anzukommen, die sich an der Oberfläche befanden. In seiner Kindheit hatte Amar sich oft an jener recht großen Oase erfrischt, die die Grundlage für Neu Dubai darstellte und der Ort wurde nicht zuletzt aufgesucht, weil es wenigstens einer war, an dem man sich gut auskannte. Dort würde er vielleicht zu etwas Ruhe kommen, sei es auch nur für ein paar Tage.


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    Novos System
    Planet Notos
    Kurz vor Neu Dubai
    am gleichen Tag, 20:00 Uhr



    Der Schall eines Sekunden zuvor vorbeigeflogenen Fliegers riss ihn unangenehm aus tief verstrickten Gedankengängen, die vor allem mit immer wieder aufblitzenden Bildern zu tun hatten, die man eigentlich zu vergessen versuchte. Ungewöhnlich hell leuchteten die Augen auf als er sich umsah, den Sternenhimmel erblickte und dann auch die Umrisse Neu Dubais erkannte, die er nach einigen Lidschlägen als Fata Morgana ausschloss. Zu dem Zeitpunkt war ihm noch nicht aufgefallen dass es merklich kühler geworden war, aber dass er sogleich was trinken sollte. Langsam glitt der Arm unter dem schwarzen Stoff seines Mantels um den Wasserschlauch zu lösen als er abrupt stehen blieb. Amar unterdrückte das Verlangen sich zur Strafe auf die Stirn zu schlagen und sank schnell auf die Knie und wagte es erst nach einigen Sekunden den Blick zu heben. Er sah einige Gestalten näher kommen. Patrouillen. Und nicht unbedingt leicht bewaffnet. Nur eine einzige Minute länger und sie hätten ihn gesehen. Langsam, gar vorsichtig ließ er sich ganz auf den Bauch fallen, sich dem Schutz der Düne bewusst, die sich vor ihm befand. Der einzige Schutz der ihm eine Menge neuer Probleme ersparte. Die Patrouille kam nicht direkt auf ihn zu, was ihn einfach nur abwarten ließ bis sie ihre Richtung gewechselt hatten. Naiver Schreiberling. Er hatte gar nicht bedacht dass er sich in so eine große Oasenstadt hätte schleichen müssen. Es half nichts. Er würde einige Stunden warten müssen, ehe er es wagen konnte näher zu kommen. Abermals glitt der Arm unter den Mantel um nach dem Wasserschlauch zu greifen.
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    Novus System
    Nord-Borais
    16 Juni 305 A.N.

    Bewerbungsgespräch. 9:00.
    Wie üblich zeichnete hektische Betriebsamkeit die allgemeine Stimmung in den Docks der Raumwerft Wiolant auf Borias ab.
    Rüüt Daidalos war hier der Chef Aller und da die Raumwerft mittlerweile die Größe einiger Metropolen überschritten hatte wurde er von der Öffentlichkeit wie ein Staatschef gehandhabt.
    "Wie ich aus ihrer Bewerbung heraus lesen kann sind sie an dem Beruf als Schiffs- und Shuttlemechaniker interessiert. He... Fra... Ähm.."
    "Nennen sie mich bitte Tiu." half ihm >Tiu< weiter.
    "...Tiu", Rüüt warf erneut einen Blick auf die Unterlagen. "Sie müssen verstehen, dass ihre Bewerbung etwas ungewöhnlich ist. Wir hatten noch niemals jemanden wie sie und ich weiß selbst nicht, ob das positiv gemeint ist."
    "Sir, 6 Jahre Erfahrung mit dem Flug und der Instandhaltung einer B-D, Ihnen bekannt als Drone1, 13 mit dem Nachfolgermodell B-E, Ihnen bekannt als Drone2, weitere 12 mit dem Raumgleiter F-R, Ihnen bekannt als Typhoon4.
    Dazu 2 Jahre mit der von mir kreierten Vulcanus. Ich glaube, dass ich für den Bau an ihren Modellen geeignet bin, Sir." Tius Blick war nach vorne gerichtet, so verhielt sie sich immer Leuten, die sie als Vorgesetze akzeptieren konnte. Es war nicht nur die Statur, die Haltung, die Art zu Reden. Nein, diese Person hatte es in seinen knapp 40 Jahren im Kampfeinsatz zu einem Teil ihres Ichs übernommen.
    "DAS glaube ich Ihnen..." Rüüts Blick verließ noch einmal die Bewerbungsunterlagen, die einigen Lexika der heutigen Zeit durch den reichhaltigen Gebrauch von Fachbegriffen eine Konkurrenz darstellen könnte.
    Sein Blick traf zum gefühlt tausendsten mal in diesen wenige Minuten, in denen sich diese... Persönlichkeit in seinem Büro befindet. Eine Persönlichkeit die wahrscheinlich nicht mal von einer planetaren Explosion erschüttert werden würde und wenn der Tod sie abholen wollen würde, würde er einfach ein nein hören (aber auch nur eine, mehrere planetare Explosionen ist etwas für Shine- xaxa). Er nahm einen Schluck vom Kaffeesurrogat. Echter Kaffee wuchs nicht auf diesem verdammt kalten Planeten und von diesen Kinderficker Christen importieren war keine Option für ihn.
    Tiu ergriff erneut die Initiative: "Sir, Ich bin mir vollkommen im Klaren, dass sie in ihrem Inserat nach kräftigen Männern für ihre Werft gesucht haben und deshalb bin ich auch bereit vorerst zu einem geringeren Lohn, als die übrigen Mitarbeiter zu arbeiten." Rüüt verschluckte sich und musste husten. Tiu hingegen fuhr fort: "Außerdem bin ich bereit Ihnen die überarbeiteten Pläne der Vulcanus zu überlassen, bis hin zu dem bearbeitbaren Grad für sie." Rüüt musste Rülpsen um nicht an dem Schluck zu ersticken. Tiu fuhr unbeeindruckt fort: "Zu dem kann ich den Wachdienst unterstü..."
    "HALT!" unterbrach Rüüt, "halt, du bringst mich ja noch um, fuck." Tius Blick neigte sich zum ersten mal zu dem Stuhl mit dem noch etwas hüstelnden Vorsitzenden, der wahrscheinlich größten Raumwerft des Novus Systems, "Verzeihung, Sir?" brachte sie hervor.
    Rüüt konnte sich langsam wieder fassen: "Du bist ein Agonan, nicht nur irgendeiner, mit deinen Qualifikationen könntest du Offizier sein, oder wie auch immer das bei euch heißt."
    Tius Blick ging wieder in Ausgangsstellung, mit etwas bedrückter Stimme rezitierte sie etwas aus ihren Gedanken.
    "Kulturelle und geistliche Wertegüter sind nur dem Erbträger des agonanschen Volkes zugänglich." Eine kurze Pause folgte, "Wenn es das ist, weshalb sie meine agonanschen Wurzeln benennen. Es ist nicht nur so, dass ich unsere Technologie nicht mit Ihnen teilen möchte, weil es Verrat gegen mein Volk wäre, als feminines Mitglied der Agonan ist es mir unmöglich, da ich nicht über das Wissen verfüge, Sir."
    "Meine Mitarbeiter werden fürs arbeiten bezahlt, nicht fürs spionieren." entgegnete Rüüt, "aber darf ich dir noch zwei Fragen stellen? Wolltest du nicht die Plände der Vulcanus aushändigen?"
    "Sir, die Vulcanus ist zu 85% von mir selbst entwickelt, einzig die Waffensysteme sowie die Lebenserhaltungssysteme sind >Traditionell Agonan<, doch diese sind wahrscheinlich eh nicht für menschliche Schiffstypen geeignet, Sir." verteidigte sich Tiu.
    "Wow, na dann wirst uns sicher bei unseren Schiffen weiterhelfen können ohne deine Pläne opfern zu müssen, Einzelstücke sollten solche bleiben" gab Rüüt grinsend zurück, "aber eine Frage ist da noch." Der Chef bewies das rhetorische Talent eines Politikers und ließ eine genau abgestimmte Pause folgen, um Spannung aufzubauen.
    "Wieso?"
    Tiu wirkte verwirrt. Sie hatte sich selbst nie die Frage gestellt. Ihr Ich verlangte es. Sie musste es tun, so wie ein Lagerfeuer rauchen musste, so wie man nicht einfach zur Gravitation nein sagen konnte... Für die Christen unter euch, so wie man zu Weihnachten vor der Familie selbst mit 30 noch ein Kind war. Ihre Persönlichkeit nahm sich das Recht dies zu entscheiden, ohne den umständlichen Weg der Überlegung einzuschlagen.
    "Ich... Ich musste es tun... weibliche Intuition würde ich sagen."
    Rüüt musste lachen. "Schau mir mal in die Augen." Rüüt wusste nichts über agonansche Sitte, doch er kannte die menschliche. Er streckte ihr die Hand entgegen.
    Die Agonan senkte etwas beschämt den Kopf, Augenkontakt war ein Vertrauensbeweis der Agonan. Tiu nahm seine Hand an, "Ich danke Ihnen, Sir."

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    Novus System
    Wiolant
    Borais
    17 Juli 305 A.N.


    "Live in 3.2.1. Willkommen bei den planetaren Nachrichten auf NoSys TV. Dem ersten Kanal im Novus System. Heute berichten wir über eine der erstaunlichsten Personen auf dem Planeten Borias." Eine Menschenmenge hatte sich an dem Dock der großen Raumwerft versammelt, die meisten waren Werft Mitarbeiter, die sich als Schaulustige dazu gesellten. Die heutige Technik ermöglichte der Reporterin mit einem kleinen faustgroßen Gerät optimale Licht- und Soundverhältnisse für eine Aufnahme zu erlangen, deshalb war die Sie ohne Crew da.
    "Tiu, sie gehören zu den ersten Aliens, die jeglichen Vorurteilen zum trotz zu interrassialen Arbeitsbedingungen bereit sind. Und nicht nur das, nein, sie arbeiten auch noch als femininer Agonan in einer Männerdominierten Arbeitswelt, dem Schiffsbau. Wie kam es zu dieser Entwicklung."
    <Alien> dachte sich Tiu. "Nun, ich denke nicht das sich die Agonan und die Menschen momentan in einer angespannten Lage befinden, deswegen ist eine Zusammenarbeit meiner Meinung nach gar nicht so überraschend. Ich danke dennoch meinem Chef Herr Diadalos für sein Vertrauen." Tiu war nicht sehr begeistert von ihren 15 Minuten Ruhm.
    "Aber ist die stolze Rasse der Agonan nicht gegen einen Austausch der Technologie?" Die Reporterin sprach noch weiter über Kultur und sogar über Liebe zu Menschen, doch der fast doppelt so große Agonan hörte nur halb zu. Zu sehr irritierte sie das Outfit der Ollen (Tiu eignete sich langsam den Slang ihrer Mitarbeiter an und genoss es). Überall waren Werbeaufkleber und Slogans aufgedruckt. Toys4U, eine Spielzeugfirma, hatte ihrem Slogan auf der linken Brust, der dazu gehörige Aufkleber war direkt auf dem Nippel der Gegenbrust. Nur wenige Zentimeter drunter war die Bauchfläche anscheinend von einem Zusammenschluss aus Casino und Strip Bar erstanden worden. Sie musste kurz den Kopf schütteln, als die äh... Reporterin sie mit der Frage, "ist das nicht so?" wieder ansprach.
    "Ähm, um ehrlich zu sein... Sie haben sich irgendwie wohl falsch informiert. Es kommt weder zum Austausch von Technologie noch will ich ein Mensch sein oder mit einem eine Beziehung eingehen. Das hier ist ein Job für mich. Ich kann neues dazulernen und nebenbei an meinem Gleiter arbeiten." Ihre Worte schienen die Reporterin zu enttäuschen. Diese hatte sich wohl einen großen Bericht erwünscht mit Sexskandalen oder ähnlichem.
    Doch Professionalität bahnte sich einen Weg durch die Emotionen der gepflasterten Reporterin: "Ihr Gleiter, die Vulcanus? Ich habe davon gehört, ein selbst kreierter Raumgleiter. Eine außergewöhnliche Leistung selbst für Agonan stimmt das nicht?"
    "Es ist definitiv nichts alltägliches", bestätigte Tiu, "doch ich muss zugeben, dass nicht alle Teile von mir selbst stammen und dass mein Liebling den Agonanschen Standards hinterher hinkt, aber er ist auch noch nicht vollendet. Ich bastle so oft ich kann an ihm." Sie begann etwas zu schwärmen, der Vulcanus war ihr ganzer Stolz. "Er hat mich mühelos hierher gebracht, also auch interstellare Reisen wären möglich."
    "Und die Agonan stört es nicht im geringsten, dass ihr Wissen, also der Raumgleiter, gestohlen werden könnte?" Unterbrach sie die Werbenutte.
    "Als Agonan folgen sie unserem Brauch. Wenn sie etwas dagegen haben, so müssen sie schon herkommen und mich in einem Duell besiegen und wer meinen Vulcanus haben will, dem steht das selbe Schicksal bevor." Tius Stimme wurde ernst, unbewusst nahm sie die alte Militärhaltung ein. Sie wuchs ein gutes Stück nach oben und ihr Kreuz nahm fast das ganze Bild ein.
    "Welch geeigneter Schlusssatz. Danke für das Interview." Hastig eilte Werbetafel auf Stöckelschuhen davon. Auf ihrem Hintern sah Tiu ein ihr bekanntes M, dass passend die Pobacken umrahmte.
    Die Anderen gratulierten ihr und gingen dann wieder an die Arbeit. Leider durfte sie ihr Prachtstück nicht vorführen, dachte sie. Die Vulcanus blieb wohl im Hanger, ungesehen.
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    Novus-System
    Euros
    NVatikan
    15. Juli 2775 n.C. ( 305 A.N. ) 10:30 Uhr



    Ruben befand sich in genau dem Vorraum zu den Papstgemächern, den das Trainingsprogramm vorhin nachgebildet hatte.
    Diese Programme gab es noch gar nicht so lange, und dennoch hatten sie bereits alle herkömmlichen Trainingsmethoden ersetzt,
    zumindest was die Ausbildung der Schweizer Garde anging. Die täuschend echte Darstellung und die integrierten Schmerzeditoren
    machten diese Trainingseinheiten realistischer und effektiver als alles bisher da gewesene, man konnte sogar eine erhöhte Schwerkraft erzeugen.
    Die für Raumschiffe entwickelte Gravitationstechnologie war durch ein paar Modifikationen problemlos in das Hologrammsystem eingefügt worden.
    Man konnte bis jetzt eine dreifach so hohe Schwerkraft erzeugen wie die, die in Raumschiffen für gewöhnlich eingesetzt wurde.
    Allerdings war das eine enorme körperliche Zusatzbelastung, und es gab strikt begrenzte Zeiten, die man in erhöhter Schwerkraft trainieren durfte.
    Das Wächter-Abwehrprogramm, das er und Jules vorhin durchlaufen hatten, war brandneu und noch in der Entwicklungsphase.
    Ruben war sich sicher das die Wächter in dieser frühen Version zu schwach eingestellt waren, er konnte sich einfach nicht vorstellen,
    dass diese Kolosse, über die so gut wie nichts bekannt war, normalen Attacken so schnell erliegen würden.
    Aber deswegen machte man ja diese Testläufe, um eine realistische Gegnerstärke zu ermitteln.

    Er wartete zwar erst seit wenigen Minuten, dass er zum Papst gebeten wurde, allerdings war er trotzdem sehr nervös.
    Der Major hatte ihm keine weiteren Informationen gegeben. Und er war dazu verdammt unwissend zu warten, bis sich endlich die Tür öffnete und man ihn hereinbat.

    Kurz darauf trat der Kardinalstaatssekretär durch die Tür, winke ihn wortlos herein, und verschwand auch schon wieder im Nebenzimmer.
    Wenige Sekunden später stand Ruben im Arbeitszimmer des Papstes. Der Kardinalstaatssekretär und der Papst saßen ihm Gegenüber
    und blickten ihn erwartungsvoll an. Ruben war sich sicher das Er selbst den gleichen Gesichtsausdruck zur schau trug wie die beiden,
    auch wenn er keinen blassen Schimmer hatte, warum man ihn vorgeladen hatte.

    Nach knapp zwei Stunden war Ruben auf dem Rückweg. Im schwirrte immer noch der Kopf von all dem, was er gehört hatte.
    Doch seine Mission lag klar vor ihm, und nichts nicht einmal Lucifer höchstselbst würde ihn davon abhalten diese zu erfüllen.

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    Sephyros
    Familienanwesen der Familie Lin
    19.September 301 A.N.
    5:22 Uhr


    Aiko kam gerade von seinem nächtlichen Training zurück, da hörte er bereits die ersten Tumulte aus dem Familienanwesen. Da er nicht wusste, was vorsich ging, schlich durch die Abwässerkanäle auf den Ursprung des Lärms zu, in der Hoffnung zunächst unbemerkt zu bleiben.Unterwegs stellte sich heraus, dass eine Gruppe bewaffneter Männer in das Anwesen eingedrungen war und allle Familienmitglieder gefangen im Zentrum des Geländes festgehalten wurden. Er belauschte das Gespräch einer Gruppe von Eindringlingen, die er auf dem Weg traf, welche, wie er annahm zu den Anführern gehören mussten.
    „Habt ihr inzwischen alle Gefunden, oder verstecken sich immer noch einige dieser Feiglinge auf dem Gelände?“, hörte er eine gereizt wirkende Stimme.
    „Nein, Sir, laut der Liste, auf der alle Familienmitglieder aufgezählt werden, haben wir nun jeden einzelnen von ihnen gefangen.“, ertönte eine weitere Stimme
    „Gut, dann sollte es ja nicht mehr lange dauern bis wir unseren Auftrag hier erledigt haben.Sucht trotzdem nochmal das Gelände ab, falls sich irgendwer davongeschlichen hat. Ich gebe euch noch 10 Minuten, dann beginnen wir mit der Exekution, wie es die Li-Familie von uns erwartet.“, erwiderte die erste Person.
    Wieso will die Li-Familie uns loswerden? Wir sind für die doch keine Bedrohung, oder etwa doch? Jedenfalls haben sie sich einige Mühe gemacht um das ganze hier auf die Beine zu stellen, obwohl ihre Informationen über die Familienmitglieder nicht ganz korrekt zu sein scheinen.
    Wie dem auch sei, vielleicht kann ich das ja zu meinem Vorteil nutzen und einigen meiner Freunde zur Flucht verhelfen.
    Bei den Gefangenen angekommen sondierte Aiko zunächst die Lage, wie er es während seiner Ausbildung gelernt hatte. Aus seinem Versteck konnte er sehen, dass die Eindringlinge in regelmäßigen Abständen schwer bewaffnete Wachposten stationiert hatten. Er sah auf Anhieb keine Möglichkeit wie er seiner Familie und seinen Freunden helfen konnte. Noch während er nach einer Schwachstelle suchte, ertönte eine der Stimmen, die er zuvor belauscht hatte, durch einen Lautsprecher:
    „Wir sind soweit, beginnt mit der Exekution.“
    Panik brach unter den Gefangenen aus und plötzlich ertönten aus allen Richtungen um Aiko Schüsse. Das einzige was Aiko noch war nahm, war die blutrote Färbung, die der Abwasserkanal um ihn herum annahm.....


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    Auxo
    Intergalaktischer Markt, Wohnbezirk
    Quatier von Aiko
    17. Juni 305 A.N.
    2:27 Uhr


    Aiko schrak schweißgebadet und mit ausgetrockneter Kehle auf. Es dauerte einige Augenblicke bis er sich zurecht fand.
    Schon wieder dieser Alptraum, ich dachte, ich hätte das endlich hinter mir.
    Er schaute auf die Uhr.
    Kurz vor halb drei. Mein Flug geht erst um 9, aber schlafen werd ich jetzt wohl vergessen können.
    Er schaltet kurzer Hand den Wecker aus und stand auf.
    Erstmal ne schöne warme Dusche, nach diesem bescheuerten Traum. Danach sehen wir weiter.
    Er begab sich also ins Badezimmer, trank noch einen großen Schluck Wasser und duschte ausgiebig. Als er das Badezimmer wieder verließ sah er erneut auf die Uhr.
    Viertel nach vier, noch genügend Zeit um ein kleines Frühstück zu zubereiten und ein letztes mal das Gepäck sowie die Ausrüstung durch zu gehen.
    Er entschied sich für ein englisches Frühstück, da er nicht wusste, wann er wieder etwas zu essen bekommen würde. Dann machte er sich an seine beiden Koffer.
    Schauen wir zu erstmal ob das normale Gepäck in Ordnung ist. Kleidung für zwei Wochen sind dabei. Ein paar Handtücher auch. Der Kulturbeutel mit allen wichtigen Hygieneartikeln ebenso wie die vier Paar Schuhe. Damit sollte ich eigentlich nichts wichtiges vergessen haben. Nun zur Ausrüstung. Die Einzelteile des Gewehr, sowie des Anzugs sind da. Die Kristalle befindet sich in einem versteckten Fach hier an der Seite, falls jemand unbefugtes den Koffer durchsucht, und die beiden Dolche sind hier im Frontbereich des Koffers. Gut, ein letzter Blick auf die Uhr, 6:45, dann mach ich mich mal besser auf den Weg, dass ich rechtzeitig am Raumhafen bin, sonst wird mein Auftraggeber noch wütend.
    Also ging Aiko mit seinen beiden Koffern zu seinem Wagen, lud diese ein und fuhr los.

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    Novus-System
    Euros
    NVatikan (Kanalisation)
    18. Juli 305 A.N.
    5:15 p.m.


    "du musst!"
    Schwerfällig öffnen sich die Augen des am Rücken liegenden Mannes.
    Das kleine am rohen Beton befestigte Display neben der niederen Stahltür zeigt 25:07.
    Michail hatte mehr als einen ganzen Tag geschlafen und fühlt sich trotzdem wie gerädert. Mit Mühe setzt er sich auf öffnet eine der Wasserflaschen trinkt ein paar Schlucke und legt dann langsam seinen Mantel und die Weste ab.
    Im schwachen bläulichen Licht des mit einer chemolumineszenten Flüssigkeit gefüllten Glaszylinders öffnet er einen kleinen Metallkoffer nimmt einen der mit klarer Flüssigkeit gefüllten Plastikbeutel heraus und schraubt mit fahrigen Bewegungen einen dünnen Schlauch in das kleine Gewinde an seiner Unterseite bis der Dorn das Plastik durchdringt und die Flüssigkeit beginnt in den Infusionsschlauch zu laufen. Er hängt den Beutel an den Harken an der Wand und setzt die Nadel aus der schon der erste Tropfen fällt an seinem Unterarm an.
    "Hör auf zu zittern"
    Im zweiten Versuch schafft er es eine der Venen die sich klar unter der hellen Haut der Innenseite seines Arms abzeichnen zu treffen.
    Michail sinkt zurück auf die Matratze und fällt wenige Sekunden später wieder in einen tiefen traumlosen Schlaf.

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    Novus System
    Planet Euros
    Lager der Organisation "anticristo"
    16. Juli 305 A.N.
    10:22 Uhr





    Nate hatte es tatsächlich noch geschafft, nach all er Aufruhr von vorhin, sich auf den Weg zu Rico zu machen. Rico war einer von 8 Generälen in „anticristo“ und Nate war Mitglied seiner Einheit. Natürlich war die Einheit in kleinere Gruppen aufgeteilt, die alle einen stellvertretenden Anführer hatten, aber Nate stand unter direktem Befehl von Rico. Normalerweise erhielt man Aufträge von einem Boten und die gegebenen Details reichten aus. Aber wenn Rico jemanden direkt zu sich rief bedeutete das entweder, dass er einen äußerst heiklen Auftrag hatte, oder, wie es oft der Fall war, eine Menge Ärger. Vor allem die Tatsache, dass Nate heute frei hatte, beunruhigte ihn ziemlich.
    Wieso zum Teufel will er mich ausgerechnet heute sehen? Er selbst hat mir doch frei gegeben….Nate lief durch die Gassen zwischen den vielen Hütten und blickte nach oben. Über das gesamte Lager zog sich ein gewaltiges Blätterdach. Nur vereinzelt drangen größere Mengen Licht hindurch, doch es reichte um die gesamte Lichtung in einen goldenen Glanz zu tauchen. Ron hatte ihm damals bei seiner Aufnahme erzählt wie sie die Lichtung in den Dschungel gerodet hatten. Sie hatten Ewigkeiten gebraucht, vor allem da das Blätterdach und die Urwaldriesen, die es trugen, erhalten bleiben mussten. Über die Jahre gelang es ihnen die Lichtung so zu perfektionieren, dass die den perfekten Schutz bot, ganz ohne Technik. Sie waren so tief im Dschungel, dass nur wahre Kenner den Weg ins Lager fanden. Außerdem hatten sie ja noch die Wachposten außerhalb. Nate erstaunte es immer wieder, dass in einer Zeit von Hyperraumantrieb und modernster Technologie, noch immer niemand in der Lage war dieses Lager aufzuspüren. In der Stadt wären sie wahrscheinlich schon längst aufgeflogen. Aber hier? Keine Chance! Aufklärungsflieger waren nutzlos, da das Blätterdach des gesamten Dschungels undurchdringlich war, Wärmebildkameras spielten verrückt, da der Dschungel ein einziges Gewächshaus war, und die restlichen Sensoren kamen einfach nicht mit der hohen Luftfeuchtigkeit klar. Doch das ganze hatte auch seinen Preis. Der Informationsfluss und die Verbindung zur Stadt ließen zu wünschen übrig. Aber sie arbeiteten auch bereits daran. Sie hatten bereits ein Tunnelsystem unter dem Lager und mehrere Abzweigungen tief in den Dschungel hinein. So konnten sie Schlüsselpositionen relativ einfach erreichen. Unter dem Lager selbst entstand so ein riesiges Höhlennetzwerk, das sie zu Wohnräumen und Lagerstätten ausgebaut hatten. Das ganze war wie eine kleine Stadt, die sich in den Dschungel herein fraß, der sich allerdings heftig wehrte. Sie hatten alle Hände voll zu tun die Lichtung in Stand zu halten, sonst hätte sie der Dschungel wahrscheinlich schon längst wieder zu gewuchert. Für Außenstehende und Neulinge wirkte das Ganze wahrscheinlich wie eine Art Zeitreise. Hütten, die aus allem gebaut wurden was man so fand, und überall provisorische Notlösungen, die nur darauf warteten ausgebaut zu werden oder einfach in sich zusammen fielen. Aber für ihn war das Alltag. Das war nun sein Leben und er hatte es sich selbst ausgesucht.
    Nate war hatte endlich Ricos Hütte erreicht. Eigentlich war es mehr ein Haus, denn es überragte die umstehenden Bauten um Längen und war zum größten Teil aus Metallteilen gebaut. Alte Gerätschaften, eingeschmolzener Schrott. Alles wurde verbaut. Aus dem Haus selbst drang ein monotones Summen.
    Da drin muss die Hölle los sein…Er trat in die Hütte ein und sah sich kurz um. Überall wuselten Leute aus Ricos Informations- und Technikteam herum. Sie hämmerten auf Tastaturen ein, trugen Papierstapel durch die Gegend und standen sich dabei hauptsächlich selbst im Weg herum.
    „Ah Nate, gut, dass du kommst. Rico ist unten und wartet schon“
    Die Person deutete ans andere Ende des Zimmers, drehte sich sofort um und war genau so beschäftigt wie zuvor.
    „Danke Lenny“
    Nate zwängte sich in Richtung Treppe hindurch und stieg schließlich hinab. Hier unten war es angenehm kühl und die Luft war extrem feucht. Ganz anders als die stickige Suppe oben. Er ging einen kleinen beleuchteten Gang entlang. Zu beiden Seiten gab es Abzweigungen, die, soweit er wusste, zu Technik- und Besprechungsräumen führte. Er kam an eine Metalltür. Er kam nicht oft hierher, deshalb musste er jedes Mal grinsen, wenn er die Aufschrift der Sicherheitstür las.
    „Gentechnisches Labor: Stufe 3! Nur mit ausreichender Schutzkleidung betreten!“
    Wir würden hier, glaube ich, sogar mit Großmüttern bauen, wenn wir könnten.
    Er schüttelte den Kopf, hämmerte zweimal gegen die Tür und trat schließlich, mit einem tiefen Atemzug, ein.



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    Novus System
    Planet Euros
    Lager der Organisation "anticristo"/ Arbeitszimmer von Rico
    16. Juli 305 A.N.
    10:38 Uhr




    „DIE Scarecrow?“
    Nate hatte bereits erfahren warum er herbestellt wurde. Aber das hatte er nicht erwartet. Vor ihm stand ein großer dunkelhäutiger Mann mit Dreitagebart und nickte.
    „Jep, genau die.“
    Er fuhr sich durch die schwarzen Locken und fügte hinzu.
    „Ich dachte mir schon, dass er oder sie Kontakt zu uns suchen würde. Allerdings…“
    Er hielt kurz inne und setzte sich hinter seinen Schreibtisch. Nate hatte Rico noch nie so erlebt. Er war ein großer stämmiger Mann, seine Vorfahren kamen aus Lateinamerika. Er war die Ruhe in Person und hatte zugleich eine respekteinflößende Aura. Das verlieh im auch eine kleine mysteriöse Note, aber von all dem war im Moment keine Spur sichtbar. Rico standen tiefe Sorgenfalten auf der Stirn.
    „Was? Wieso allerdings?“
    Nate wollte wissen was Sache ist. Alles was er bisher erfahren hatte war, dass Scarecrow Kontakt zu Rico aufgenommen hatte und ein Treffen verlangte. Nate wusste nicht viel über diese Person. Sie war der Anführer eines Verbrechersyndikats in der Hauptstadt. Kaum jemand wusste etwas Genaues oder lebte lang genug um darüber zu berichten.
    „Hier. Lies selbst“
    Rico reichte ihm einen Brief, anscheinend von diesem Typen. Er griff sofort danach und begann zu lesen. Er überflog den Text so schnell er konnte. Da war aber nichts außergewöhnliches, nur ein paar Anweisungen, wann und wo das Treffen wäre und…
    Das kann nicht sein. Woher….?
    Seine Eingeweide krümmten sich, ihm wurde schlagartig eiskalt. Nate blickte wieder auf und sah Rico in die Augen. Beide verstanden sich, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Es war ein Satz, der aus einem ganz normalen Brief, eine äußerst gefährliche Sache machte. Drei Wörter, die alles über den Haufen warfen.
    „Bitte schickt Nathanael“
    Rico griff unter seinen Schreibtisch und holte eine Kiste hervor. Er schob sie Nate zu.
    „Das hat der Kerl mitgeschickt. Alles für dich und das Treffen.“
    Nate war immer noch ein wenig perplex. Woher kannten die seinen echten Namen? Selbst hier in der Organisation gab es nur wenige, die seinen wahren Namen kannten.
    „Ich soll also gehen?“
    Seine Stimme zitterte ein wenig, was Rico natürlich nicht entging. Rico seufzte tief und stützte sein Kinn auf seine beiden Hände.
    „Ich überlasse dir die Entscheidung. Aber ich will ehrlich sein, wenn es stimmt was er schreibt, dann können wir uns nicht leisten seine Nachricht zu ignorieren.“
    Nate schwirrte der Kopf. All die Jahre hatte alles perfekt geklappt. Es konnte niemand wissen, dass er noch lebte. Die Wärter damals kannten keine Namen. Es war ihnen einfach schlichtweg egal gewesen. Und Nate hatte es zu seinem Vorteil genutzt. Aber wie zum Teufel war er aufgeflogen? Er warf einen Blick in die Kiste.
    „Was zum..?
    In der Kiste lag ein feiner Nadelstreifenanzug. Oben auf thronten eine Pistole und ein PDA, wie er vermutete. Er griff in die Kiste und begutachtete die Waffe.
    „Das neuste Teil aus dem Hause Glock. Die Typen haben schon auf der Erde Waffen hergestellt. Glaub mir, die wissen wie man so was macht.“
    Nate wollte gar nicht wissen woher der Kram stammte. Doch eines wusste er bereits. Die Eiseskälte war fort. Stattdessen machte sich eine Hitze in seinem Körper breit, die ihn schier verbrannte.
    „Gut, wann soll ich los?“
    Er musste wissen was da los war. Um jeden Preis, selbst wenn es eine Falle war.
    „Du brichst am besten sofort auf. Geh aber vorher noch zu Martha, sie hilft dir mit deinem Hals.“
    Nate fasste sich an sein Brandmal und nickte stumm. Er stand auf und blickte Rico noch ein letztes Mal fragend an. Er lächelte ihn an, kramte unter dem Schreibtisch den Deckel der Kiste hervor und verschloss sie wieder. Nate nahm sie unter den Arm und ging zur Tür.
    „Pass auf dich auf!“
    Nate hielt noch einmal kurz inne, lächelte leise in sich hinein und ging ohne ein weiteres Wort aus der Tür.


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    Novus System
    Planet Euros
    NeuVatikan; Das Hotel "Palace"
    17. Juli 305 A.N.
    20:46 Uhr






    Es war nun einen Tag her seitdem er eingecheckt hatte. Zwischen den Sachen in der Kiste lag noch einiges an Karten und Kleinkrams. Unter anderem ein Beleg über eine Reservierung im ’’Palace’’, dem wohl teuersten Hotel in der gesamten Hauptstadt. Während er sich im Badezimmer für heute Abend fertig machte, schossen tausend Fragen durch seinen Kopf. Er hoffte Antworten zu finden, aber seiner Ankunft wurden es stetig mehr. Er hatte vorher eine Nachricht auf seinen neuen PDA erhalten.
    „Heute Abend um 9 im Hotelrestaurant. Ich trage ein grünes Kleid.“
    Ein Kleid? Er traf sich wohl mit einer Frau. Wär ja auch zu einfach gewesen, wenn der Kerl selbst kommen würde. Es war jedenfalls Zeit für ihn auf zu brechen. Er kontrollierte noch einmal seinen Hals und ob sein Brandmal auch vollständig verdeckt war. Martha hatte ihm gezeigt, wie er mit Schminke und einem Stück Latex das Kreuz verbergen konnte. Schließlich zog er noch einmal seinen frisch geschnittenen Scheitel nach, schlüpfte in sein Jackett und machte sich auf den Weg nach unten.

    Alles oder nichts.
    Er schritt durch den Eingangsbereich des Restaurants. Zarte Klänge von klassischer Musik erfüllten die Luft untermalt von einem angenehmen Summen der Gäste. Ein Ober empfing ihn sofort. Und machte eine kleine Verbeugung.
    „Hat der Herr reserviert?“
    Nate schenkte ihm ein Lächeln.
    „Danke vielmals, aber ich werde bereits erwartet.“
    Der Ober verbeugte sich abermals.
    „Gewiss, mein Herr. Gewiss“
    Nate hatte erst Angst gehabt, er würde seine Verabredung nicht finden. Aber zum Glück gab es im gesamten Restaurant nur eine Person, die ein grünes Kleid trug. Er blieb noch eine Weile stehen und musterte die junge Dame. Sie saß mit dem Rücken zu ihm. Sie hatte leuchtend rotes Haar, das im Licht unzählige Farbtöne reflektierte. Ihr Kleid schimmerte in feinen Grüntönen wies aber auch Nuancen von einem leichten blau auf. Das Kleid entblößte den größten Teil ihres Rückens und zeigte so ihre seidig glänzende Haut. Nate nahm einen Tiefen Atemzug und ging schließlich auf sie zu.
    „Ich sehe Sie mögen grün“
    Die Dame blickte ihn an und lächelte. Nate ergriff ihre Hand, beugte sich hinunter und küsste sie.
    „Aber nur zu gegebenem Anlass“
    Nate richtete sich auf, erwiderte das Lächeln und nahm ihr gegenüber Platz.
    „Ich mag Männer die pünktlich sind. Das zeigt, wie wichtig Ihnen eine Verabredung ist.“
    Der Anblick der Frau war überwältigend. Sie würde glatt als Modell oder Schauspielerin durchgehen. Dazu kam dieser unwiderstehliche Blick. Ihre kristallblauen Augen hatten etwas Magisches. Die Art, wie sie mit ihren Blicken spielte, zog die meisten Männer vermutlich sofort in ihren Bann. Nate hatte Schwierigkeiten einen klaren Kopf zu behalten, aber im Hintergrund behielt er den Namen Scarecrow und seinen eigentlichen Auftrag. Ein anderer Ober war mittlerweile erschienen und hatte ihm ein Glas Wein eingeschenkt. Sie erhob ihr Glas und Nate tat es ihr gleich.
    „Ich glaube Sie haben sich jetzt satt gesehen. Ich würde einen gut aussehenden Mann wie Sie gerne besser kennen lernen“
    Nate lächelte abermals und stieß mit ihr an.
    „Einer so schönen Dame, wie Sie es sind, kann ich einen solchen Wunsch wohl kaum abschlagen“
    Sie will also spielen. Meinetwegen…


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    Novus System
    Planet Euros
    NeuVatikan; irgendein Reichenviertel
    23:34 Uhr





    Sie gehörten zu den letzten, die das Restaurant verließen. Marie, so hieß die Dame, oder zumindest behauptete sie es, wurde von einem Taxi abgeholt und Nate bestand darauf sie nach Hause zu begeleiten. Sie sträubte sich erst, aber Nate musste wissen was vor sich ging. Das ganze war immer noch ein lächerliches Spiel und er hatte keine andere Wahl als mitzuspielen. Sie hielten schließlich in einer der reicheren Wohngegenden. Nate bezahlte den Taxifahrer und sah sich nach Marie um.
    Sie wartete vor einer Eingangstür und lächelte ihn an.
    „Wie sieht’s aus mein Lieber? Wollen wir noch zu mir hinauf gehen und den Abend ausklingen lassen?“
    „Nichts lieber als das?“
    Er legte seinen Arm um ihre Hüfte und sie betraten gemeinsam das Gebäude.
    Das Restaurant war also nur Ablenkung, huh? Wollten die mich von Anfang an hier her locken?
    Sie traten aus dem Aufzug direkt in ein riesiges Apartment. Eine riesige Glasfront erstreckte sich über die eine Seite des Zimmers, das eine Art Lounge oder Wohnzimmer sein sollte. Direkt daneben war eine offene, groß gehaltene Küche und eine Treppe auf der gegenüberliegenden Seite führte noch weiter nach oben. Nate wusste immer noch nicht ob Marie die richtige Person war. Sie hatte im Restaurant zwar auf seinen Code geantwortet, aber sie machte keinen Anschein auch nur irgendetwas Geschäftliches besprechen zu wollen. Nate stand mittlerweile an der Glasfront und blickte hinaus, während Marie in der Küche Drinks vorbereitete.
    „Wie ich sehe haben sich die Turteltäubchen entschlossen den restlichen Abend in meiner Wohnung zu verbringen“
    Nate wirbelte herum und blickte in das Gesicht einer weiteren Frau. Sie etwa so groß und wahrscheinlich auch so alt, wie er selbst. Sie hatte schulterlanges, strahlend blondes Haar. Aber das beunruhigende an ihr waren nicht etwa die zwei Typen, von Gorillas, die hinter hier standen. Es waren ihre Augen. Leuchtend gelb, fast wie die einer Katze, aber so stechend wie ein Dolch der einem geradewegs ins Herz gerammt wurde.
    „Ich vermute, dieses Mal habe ich die Ehre, die echte Scarecrow kennen zu lernen?
    Auch wenn ich hinzu fügen muss, dass Vogelscheuche nicht gerade ein passende Bezeichnung für jemanden wie dich ist.“
    „Oho, wir sind also schon per du?“
    Sie nahm auf der weißen Couch hinter ihr Platz und wies ihn mit einer einladenden Handbewegung an, das gleiche zu tun. Nate spielte lieber mit, denn so wie er die Situation einschätzte, war sie deutlich gefährlicher als die zwei Möchtegernmöbelpacker. Sie blickten sich eine ganze Weile in die Augen. Auch wenn es für Nate ziemlich schwer war, dieses leuchtende gelb lange zu fixieren.
    Er beschloss die initiative zu ergreifen. Es war zwar riskant, aber im Moment sahen seine Chancen nicht gerade rosig aus.
    „Eure Augen, was ist damit?“
    Ein breites Grinsen tauchte auf ihrem Gesicht auf. Es war ziemlich schwer, gleich zwei bildhübsche Damen zu treffen, dabei einen kühlen Kopf zu bewahren und auch noch seinen Auftrag im Hinterkopf zu behalten.
    „Du besitzt einen ziemlich eigenartigen Charme. Das gefällt mir.“
    Sie stütze ihre Ellen auf die Oberschenkel und schlug die Finger ineinander.
    „Meine Eltern sind daran schuld. Sie haben an mir herumpfuschen lassen, weil sie Angst hatten, dass ich blind auf die Welt komme.“
    Ihr Grinsen verschwand plötzlich.
    Oh, oh, wenn ich da mal keinen wunden Nerv getroffen habe.
    „Nun gut, ich denke es ist so langsam an der Zeit, dir zu erklären warum du eigentlich hier bist“
    Sie stand auf und setzte ich auf den Wohnzimmertisch direkt vor seine Nase.
    „Mich würde allerdings interessieren warum der Anführer eines Verbrechersyndikats unbedingt mich sehen will.“
    Scarecrow brach in schallendes Gelächter aus.
    „Siehst du? Genau das ist euer Problem in der Organisation. In dieser Welt kommt es nicht darauf an, wer oder was du bist. Es kommt drauf an was die andern von dir glauben.“
    Sie tippte mit ihrem Finger direkt auf seine Stirn.
    „Auf dieser Welt könntest du Scheiße verkaufen. Alles was du brauchst ist die richtige Verpackung.“
    „Es gibt gar kein Syndikat.“
    Nate hatte zwar verstanden worauf sie hinaus wollte, wusste aber immer noch nicht, was das Ganze mit „anticristo“ zu tun hatte. Er wartete, in der Hoffnung, dass sie irgendwie mit Hilfe ihres Fingers seine Gedanken las.
    „Gar nicht so dumm, mein Lieber. Und jetzt endlich komme ich ins Spiel“
    „Aha..“
    Sie stand abermals auf und ging ein paar Schritte Richtung Fensterfront.
    „Wir wollen bei euch mitmachen“
    „Was? Ihr…“
    „Ja, du hast richtig gehört. Wir wollen uns euch anschließen. Ich glaub ich kann einiges zu eurer ’’Verpackung’’ beitragen“
    Sie drehte sich zu ihm um und wartete auf eine Reaktion.
    „Mal abgesehen davon, dass sicher einfachere Wege gibt bei uns aufgenommen zu werden. Warum ich? Und woher kennst du meinen Namen?“
    Sie seufzte tief und verschränkte die Arme.
    „Ganz einfach. Ich wollte den Mann kennen lernen, der meinen Bruder getötet hat“

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    Novus System
    Borias-Orbit
    le Wrack
    4. August 305 A.N.
    19:43 Uhr


    Das letzte bisschen Sauerstoff verabschiedete sich mit einem Zischen aus der Kammer und hinterließ Tiu in ihrer kleinen rötlich schimmernden Kugel alleine in der Dekompressionskammer ihres Raumgleiter. Das langsam weichende Tor vor ihr eröffnete ihr den Blick auf die kalte, weite Leere des Alls. Nur ihr darauf kalibrierter Schild schützte ihre Innereien davor getrennt voneinander für die Ewigkeit Borias zu umkreisen.
    Per Fernsteuerung ließ sie ihre Vulcanus einige Grad weiter drehen und das Wrack des Prototypen kam zum Vorschein. Auf der Hülle waren klar Einschlaglöcher zu sehen, vermutlich von einem Schrotthagel, diese sind erstaunlich schwer zu erfassen für die Scanner.
    Der Prototyp entstand aus ihrer Zusammenarbeit mit dem Entwicklungsteam aus Wiolant und es war nun ihre Aufgabe den Grund für das >Versagen< heraus zu finden.
    Tiu legte die Vorrichtung an und schoss den Grav-Anker an das umher irrende Wrack, der nun die beiden Schiffe verband. Sie atmete noch einmal kräftig durch ihre Atemmaske, sah zum anderen Schiff hinüber und sprang los in das Nichts. Am Sicherheitsseil gleitend schwebte sie langsam auf ihr Ziel zu.
    Das war das schlimmste, dachte sich Tiu. Alles war so langsam, man hat zu viel Zeit zum überlegen. Sie wusste noch wie sie einmal während eines solchen Spaziergangs ausgerechnet hat, dass sie noch etwa 14 Stunden im All umher schwirren würde bis das Schild nachlassen würde und sie schlussendlich erfrieren würde. Unwahrscheinlich das man in dieser Zeit gerettet werden würde.
    Das Schiff näherte sich und sie versuchte sich wieder auf die Aufgabe zu konzentrieren, als sie mit einem dumpfen Aufprall landete und sich die Grav-Schuhe an der Oberfläche des Prototyps landete. Oh, ja. Der dumpfe Ton ihres Aufpralls beruhigte sie auf vielerlei Weisen.
    Innerhalb ihres Kraftschildes war Luft und diese konnte Schall übertragen. Natürlich atmete sie durch eine Maske, die mit einem Sauerstoffbehälter verbunden war, eine technische Feinheit zur Energieeinteilung. Die Luft im Schild war für konstante Wärme und Druck zuständig und hatte den angenehmen Nebenfaktor, dass beim Ausfallen der Maske noch einige Minuten übrig blieben und eben Schall.
    Der agonansche Verstand war nicht für absolute Stille geschaffen und Tiu schätzte, dass niemandes Gehirn dafür gedacht war, außer vllt. dass der Sepyun diese fiesen kleinen Dinger.
    Sie nahm den Plasmaschneider aus der Tasche auf ihrem Rücken und übernahm den Job des Dosenöffner für die größte Dose der Dosen-Historie, viel interessanter als die meisten Menschen annahmen. Es dauerte ein Weilchen bis sie endlich einen Eingang frei geschweißt hat. Das letzte Bisschen wurde per Sprenglandung und etwas Abstand von seiner angedachten Position entfernt und schoss mit der Restluft aus dem Raum in Richtung Borias wo es in der Atmosphäre verbrennen würde.
    "Ich gehe jetzt hinein, Funkstille von nun an" Funkte sie an den Planeten runter.
    "Was ja SO eine große Änderung ist, seit du los geflogen bist hab ich quasi einen 6 stündigen Monolog geführt." hörte sie Sam über die Kommunikationsanlage in ihrer Maske. Sie mochte ihn aber er sprach doch etwas viel. Ohne Antwort stellte sie die Kommunikation ab und stieg durch das Loch.
    Natürlich hatte sie sich bei der Auswahl des Eingangpunktes für das Bad entschieden, stellte sie mies gelaunt fest. Sie quetschte sich in den Raum und versiegelte mit einem weiteren Kraftfeld das agonanförmige Loch hinter ihr und begab sich dann in Richtung Cockpit.
    Sie fand es nicht gerade wie erhofft vor. Zwar war das die Hülle hier nicht durchbrochen, dennoch herrschte absolutes Chaos. Anders als im Rest des Schiffs, den sie bereits durchquert hatte flogen hier Trümmer umher. Fast die komplette Kontrolleinrichtung war herausgerissen worden und glitt durch den Raum, doch nicht nur das. Zwei ein halb leblose Körper gesellten sich zu diesem langsamen Tanz. Der obere Teil des Captains schien zu fehlen. Tiu war mit dem Tod gut vertraut, dennoch wurde ihr ohnehin schon von der Schwerelosigkeit angeschlagener Magen nochmal geprüft. Nur die Angst davor, schwerelose Kotze erblicken zu müssen, bewahrte sie davor sich zu übergeben.
    Sie wollte sich schnell zur Blackbox vorarbeiten, um von hier verschwinden zu dürfen. Das Raumschiff würde dannach langsam in die Atmosphere Borias trudeln und dann verpuffen.
    Doch was sie an dem Ort, an dem die Blackboxsich befinden sollte, vorfand war leider etwas anderes.
    Eine gülden schimmernde Axt hatte sich tief in das Steuerelement gegraben.

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    Novus System
    Borias
    Wiolant
    4. August 305 A.N.
    23:12 Uhr


    "Es war ein Überfallkommando?" fragte Rüüt verdutzt in die Runde.
    "Aber was wofür? Das Schiff war zu klein um Güter zu führen und jeder Scanner hätte gezeigt, dass es unbewaffnet war. Das Wertvollste auf dem Schiff waren wahrscheinlich die Twinkies. "
    "Die Axt sollte wohl ne Art Visitenkarte sein, definitiv agonansche Bauart." Tiu sprach ruhig, sie versuchte sich nebenbei zu erinnern, welche Gruppierung der Agonan so etwas tun würde.
    "Genaueres kann ich noch nicht sagen, aber ich vermute es ist die CCC, Clan for Cosmic Cleansing. Die agonansche Antwort auf Rassismus, stell dir einfach so etwas wie einen zu groß geratenen Redneck mit 4 Beinen vor."
    Man sah Rüüt an wie er sich ein Bild machte... und es sofort wieder abzuschütteln versuchte. "Ok, was nun?"
    "Ich wollte sowieso auf die Pride fliegen. Nur auf dem agonanschen Außenposten kriege ich einige der Werkzeuge die ich noch brauche und so kann ich direkt einige Fragen stellen. Macht ihr hier einfach weiter, aber wartet mit den Testflügen bis ich wieder hier bin."
    Tiu verließ den Raum. Sie war müde, deshalb bat sie Sam die Annonce online zu stellen und ging dann zu Bett.

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