Der -Was mich aufregt- Thread

jedem das seine

Ist kein so einfaches Thema und weiß selbst nicht genau, wie ich dazu stehen soll. Wenn man den Suizid rein logisch betrachten will, ist er ja allein schon dadurch gerechtfertigt, dass der Mensch über die Eigenschaft verfügt ihn zu vollziehen. Alles darüber hinaus findet dann auf einer moralisch/ethischen Ebene statt und auch auf dieser kann man wohl Argumente bringen, welche eine Verurteilung oder Rechtfertigung dieser Entscheidung ablehnen. Ein fantastisches und einflussreiches Werk zu diesem Thema ist "Hand an sich legen" von Jean Améry.

Einige seiner Kernthesen, die er in diesem Werk niedergelegt hat, sind beispielsweise:
- Der Suizid ist eine Möglichkeit des menschlichen Seins und nur dem Menschen eigen.
- Der Suizid bewahrt dem Menschen Humanität, Würde und Freiheit, denn er bewahrt ihn vor einem inhumanen, unwürdigen und unfreien Leben.
- Im Augenblick vor Begehen des Suizids sind alle Suizidenten gleich unabhängig von ihrer Biographie.
- Auch wenn der Suizident nach erfolgreicher Therapie das Leben als lebenswert empfindet, so ist er nicht mehr derselbe Mensch wie vor dem Suizidversuch. Er hat sich der Erwartung der Gesellschaft angepaßt und ist wieder zur Logik des Lebens zurückgekehrt.
-Mit dem Suizid ist das Dogma, daß das Leben der Güter höchstes ist, aufgehoben. Der Tod steht gleichberechtigt neben dem Leben.
- Der Suizid ist der Ausdruck der absoluten Identität, des Sich-selbst-Gehörens, und kann Ausdruck der absoluten Identität sein.

Sicher ist das eine sehr kritische Auseinandersetzung mit dem Thema "Freitod" (ein Begriff, den es ja nicht umsonst gibt, afaik wurde er in Nietzsches Zarathustra erstmalig gebildet bzw dem darin enthaltenen Kapitel "Vom freien Tode") und eine, die manchen übel aufstößt, jedoch sollte man das Begreifen des Suizides als freie Willensentscheidung nicht per se einfach ablehnen.
Auch heute ist das noch ein aktuelles Thema, siehe z.B. die Debatten über die aktive Sterbehilfe, welche meiner Ansicht nach ein eher progressiver Gedanke ist.

edit damit sich keiner sorgen macht:
Habe noch mal kurz gechillt und nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass ich, wenn man mich dazu auffordern sollte mich genau zu dem Thema zu positionieren, sagen würde, dass ich eine Art vernunftgegebene Selbstverpflichtung zum Leben habe, obgleich mir bewusst ist, dass diese im Kern kein freier Gedanke ist. Das Leben, welches ja im Kontrast zum Tode steht, ist nämlich tatsächlich keine freie Willensentscheidung; niemand hat mich vorab gefragt ob ich hier sein will, ich war es einfach. Die einzig freie Entscheidung liegt dann darin begründet, dass man als Mensch die Wahl hat, seinem bereits vorhandenen Leben einen persönlichen Sinn zu geben.

Bin nicht suizidgefährdet, keine Sorge.

lmao wurde mir jetzt erst bewusst, daher unintended. habe auch nicht vor da drauf rumzureiten, wurde ja im thread bereits behandelt und schätze wolle als nutzer.

Welchen contest hast du so gewonnen?