Lied von Eis und Feuer - Theorienthread (SPOILERTHREAD!)

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    • Holy shit, die Nordverschwörung ist auf jeden Fall richtig geil zusammengefasst! Wenns so kommt, Chapeau an die Leute, die sich das zusammengedacht haben und an Martin, was wäre das für eine geile Story. Kann mich gar nicht entscheiden, ob ich diese Fassung jetzt einfach so lesen, oder ob ich doch vollkommen überrascht werden möchte.
      Wenn doch bloß endlich die nächsten Bücher erscheinen würden...
    • Ich drop euch mal die dt. Version die freundlicherweise von einem User im ASOIAF Forum übersetzt wurde:

      Grand Northern Conspiracy

      Teil 1
      Der Norden erinnert sich
      Unter den einprägsamsten großartigen Höhepunkten in ADWD befinden sich die Nordmänner, welche ihre unsterbliche Liebe und Loyalität für das Haus Stark darbieten, ungeachtet dessen, dass das Haus am Rande der Vernichtung steht – die Erben tot, vermisst oder in Gefangenschaft, der Stammsitz in Trümmern und von Feinden besetzt.

      Die zehnjährige Lyanna Mormont lehnt Stannis als ihren König rundherum ab:

      Die Bäreninsel anerkennt keinen anderen König außer dem König des Norden, und dessen Name lautet STARK. (Der Sohn des Greifen, S. 83 [Jon I])


      Wylla Manderly, ein Mädchen von gerade einmal 15 Jahren, empfindet die verräterischen Lügen der Freys als unerträglich und prangert diese für den gesamten Hof ihres Großvaters hörbar an.

      „Tausend Jahre vor der Eroberung wurde ein Versprechen gegeben, und Eide wurden im Wolfsbau geschworen, vor den alten und den neuen Göttern. Als wir in großer Bedrängnis waren und keine Freunde mehr hatten, als wir aus unseren Häusern gejagt wurden und in Lebensgefahr waren, da haben die Wölfe uns aufgenommen, uns zu essen gegeben und uns vor unseren Feinden beschützt. Diese Stadt wurde auf dem Land erbaut, das sie uns geschenkt haben. Im Gegenzug haben wir geschworen, auf ewig die Ihren zu sein. Männer der Starks!“ (Der Sohn des Greifen, S. 379 [Davos III])


      Männer der nördlichen Bergstämme ertragen sowohl den Tod durch den Winter als auch durch das Schwert, hunderte unternehmen einen grausamen Marsch nach Winterfell für die Möglichkeit, Ned Starks Tochter zu retten.

      „Der Winter ist fast über uns, Junge. Und der Winter ist der Tod. Lieber will ich mit meinen Männern im Kampf um Neds kleines Mädchen fallen, als einsam und hungrig im Schnee zu verrecken., während die Tränen auf meinen Wangen zu Eis gefrieren. Keiner singt Lieder über Männer, die so sterben. Und was mich betrifft, so bin ich alt. Das wird mein letzter Winter sein. Lasst mich in Bolton-Blut baden, ehe ich sterbe. Ich will spüren, wie es mir ins Gesicht spritzt, wenn sich meine Axt tief in den Schädel eines Bolton beißt. Ich will es mir von den Lippen lecken und dann mit dem Geschmack auf der Zunge sterben.“ (Ein Tanz mit Drachen, S. 102 [Asha II, Des Königs Beute])


      Und natürlich Wyman Manderly, der so wagemutig ist, seine Feinde in Frey-Pasteten zu verarbeiten und sie den unrechtmäßig herrschenden Boltons auf einer Hochzeit zu servieren.

      „Ich bin umgeben von Feinden und falschen Freunden, Lord Davos. Sie sind über meine Stadt hergefallen wie die Küchenschaben, und des Nachts spüre ich, wie sie auf mir herumkrabbeln.“ Die Finger des fetten Mannes ballten sich zur Faust, das vielfache Kinn wabbelte heftig. „Mein Sohn Wendel kam als Gast auf die Zwillinge. Er hat Lord Walders Brot und Salz gegessen und sein Schwert an die Wand gehängt, um mit Freunden zu feiern. Und sie haben ihn ermordet. Ermordet, sage ich, und mögen die Freys an ihren Lügenmärchen ersticken. Ich trinke mit Jared, ich scherze mit Symond, ich verspreche Rhaegar die Hand meiner geliebten Enkeltochter... Aber denkt niemals, das hieße, ich hätte irgendetwas vergessen. Der Norden erinnert sich, Lord Davos. Der Norden erinnert sich, und der Mummenschanz ist fast vorüber.“ (Der Sohn des Greifen, S. 589 [Davos IV])


      Das alles ist ziemlich anregend, und nach der Erkenntnis von Manderlys Täuschung und wie stark der Hass auf die Boltons und Freys ist , haben sich manche zu fragen begonnen, ob da nicht mehr dahintersteckt. So wurde die Grand Northern Conspiracy geboren. Wie die Theorie besagt, ist nahezu jedes Haus im Norden miteinander verschworen, um die Starks wieder an die Macht zu bringen, wobei sie Stannis und die Boltons gegeneinander ausspielen, mit dem willkommenen Zusatz, etliche Freys töten zu können. Darüber hinaus wird vermutet, dass die Verschwörer nicht nur wieder einen Stark auf Winterfell sondern erneut einen König des Nordens haben wollen. Und die Nordmänner haben sich bereits geeinigt, wessen Kopf Robbs Krone schmücken soll, wobei sie den glücklichen Bastard noch nicht infomiert haben.

      Jon Stark, König des Winters

      Rufen wir uns in Erinnerung, dass zwei Bücher und fünfzehn Jahre vorher Robb wahrscheinlich Jon legitimiert und seinen Halbbruder als König des Nordens benannt hat, sollte er kinderlos sterben.

      [Robb:] „Ein König braucht einen Erben. Wenn ich in meiner nächsten Schlacht falle, darf das Königreich nicht mit mir sterben. Dem Gesetz nach wäre Sansa die Nächste in der Thronfolge, also würden Winterfell und der Norden an sie übergehen.“ Er presste die Lippen aufeinander. „An sie und ihren Hohen Gemahl. Tyrion Lannister. Das darf ich nicht zulassen. Ich werde es nicht zulassen. Dieser Zwerg darf den Norden niemals in die Finger bekommen.“
      „Nein“, Stimmte Catelyn zu. „Du musst einen anderen Namen benennen, bis Jeyne dir einen Sohn geschenkt hat.“ Sie dachte einen Augenblick nach. „Der Vater deines Vaters hatte keine Geschwister, doch sein Vater hatte eine Schwester, die einen der jüngeren Söhne von Lord Raymar Royce aus dem jüngeren Zweig geheiratet hat. [...]“
      „Mutter.“ Robbs Ton klang scharf. „Du hast etwas vergessen. Mein Vater hatte vier Söhne.“
      Sie hatte es nicht vergessen; sie wollte es nicht wahrhaben, obwohl es auf der Hand lag. „Ein Schnee ist kein Stark.“
      „Jon ist mehr ein Stark als jeder dieser kleinen Lords aus dem Grünen Tal, die Winterfell nie zu Gesicht bekommen haben.“
      „Jon ist ein Bruder der Nachtwache, der geschworen hat, kein Weib zu nehmen und kein Land zu besitzen. Diejenigen, die das Schwarz anlegen, dienen ein Leben lang.“
      „Die Ritter der Königsgarde auch. Das hat die Lannisters jedoch nicht davon abgehalten, Ser Barristan Selmy und Ser Boros Blount die weißen Mäntel zu entreißen, nachdem sie keine Verwendung mehr für sie hatten. Wenn ich der Nachtwache hundert Mann als Ersatz für Jon schicke, werden sie bestimmt eine Möglichkeit finden, ihn von seinem Gelübde zu entbinden.“
      Er hat sich entschieden. Catelyn wusste, wie starrsinning ihr Sohn sein konnte. „Ein Bastard kann nicht erben“
      „Es sei denn, er würde durch königlichen Erlass legitimiert“, erwiderte Robb. […]
      „Hast du an deine Schwestern gedacht? Was ist mit ihren Rechten? Der Norden darf nicht an den Gnom gehen, da stimme ich dir zu, aber was ist mit Arya? Dem Gesetz nach steht sie hinter Sansa in der Erbfolge... Deine eigene, legitime Schwester...“
      „ … die tot ist. Niemand hat Arya mehr gesehen, seit sie Vater geköpft haben. Warum belügst du dich selbst? Arya lebt nicht mehr, genau wie Bran und Rickon, und Sansa werden sie ebenfalls töten, sobald der Zwerg ein Kind von ihr hat. Jon ist mir als einziger Bruder geblieben. Sollte ich ohne Nachkommen sterben, möchte ich, dass er mir als König des Nordens nachfolgt. Ich hatte gehofft, du würdest meine Entscheidung unterstützen.“
      „Das kann ich nicht“, sagte sie. „Alles andere, ja Robb. Alles. Aber nicht diese... diese Torheit. Bitte mich nicht darum.“
      „Das muss ich nicht. Ich bin der König.“ Robb wandte sich ab und ging davon, Grauwind sprang von dem Grabmal herunter und setzte ihm nach. (Die Königin der Drachen, S. 136 ff. [Catelyn V])


      Nun haben advocati diaboli argumentiert, dass Robb möglicherweise seine Meinung ändert, Jon als Erben zu bennen, nachdem ihn Catelyn in dieser Unterhaltung an sein fälschlicherweise in Theon gesetztes Vertrauen erinnert - noch jemand, den er einmal als Bruder angesehen hat. Nebenbei scheinen die Lannisters nur schwerlich als Vorbild herhalten zu können, wie man jemanden ehrenvoll von seinem Eid entbindet, und der Norden bringt der Nachtwache im Allgemeinen wesentlich mehr Hochachtung entgegen als zu was sich der Rest von Westeros herablässt.
      Ich denke, der Wille der Lords im Norden, Jon von jahrealten Gesetzen und Traditionen freizustellen, verhält sich proportional dazu, wie sehr sie die Vorstellung an Sansas Kind mit Tyrion, (fake)Aryas Kind mit Ramsey oder an einen kleinen Lordling aus dem Tal verabscheuen, der Winterfell und ihre Lehnstreue erhält. Weiterhin gibt es einen Präzedenzfall für einen Rat von Adeligen, einen Maester von seinem Eid zu befreien – sehr ähnlich zum Eid der Nachtwache hinsichtlich der Punkte Enthaltsamkeit, politischer Neutralität und lebenslangem Dienst – mit dem Wohlwollen einer anerkannten religiösen Institution.

      [Mormont:] „Weißt du, dass er fast einmal König geworden wäre?“
      Das überraschte Jon. „Er hat mir erzählt, sein Vater sei König gewesen, aber nicht... Ich dachte, er wäre einer der jüngeren Söhne gewesen.“
      „So war es auch. […] Aemon saß also bereits über seinen Büchern, da starb der älteste seiner Onkel, der rechtmäßige Erbe, bei einem Unfall während eines Turniers. Er hatte zwei Söhne, doch diese folgtem ihm bald ins Grab, während der Großen Frühjahrsseuche. König Daeron fand ebenfalls den Tod, und so ging die Krone an Daerons zweiten Sohn Aerys. […] Aemon legte sein Gelübde ab und trat in die Dienste eines kleinen Lords... bis sein königlicher Onkel ohne Nachkommen verschied. Der Eiserne Thron ging an den letzten von König Daerons vier Söhnen. Das war Maekar, Aemons Vater. […] Kaum ein Jahr danach [ein Jahr nachdem Aerion Leuchtflamme Seefeuer drinkend starb] fiel König Maekar in einer Schlacht gegen einen abtrünnigen Lord.“
      Jon war in der Geschichte seines Landes durchaus bewandert; dafür hatte sein Maester gesorgt. „Das war das Jahr des Großen Rates“, sagte er. „Die Lords übergingen Prinz Aerions kleinen Sohn und Prinz Daerons Tochter [welche schwachsinnig war] und gaben die Krone an Aegon [V, der Unwahrscheinliche] weiter.“
      "Ja und nein. Zuerst haben sie die Krone in aller Stille Aemon angeboten. Und in aller Stille hat er sie abgelehnt. Die Götter hätten ihn zum Dienen bestellt, nicht zum Herrschen, sagte er ihnen. Er habe ein Gelübde abgelegt und würde es nicht brechen, obwohl der Hohe Septon ihn davon entbinden wollte.“ (Der Thron der Sieben Königreiche, S. 130 ff. [Jon I])


      Robbs loyale Gefolgsleute könnten möglicherweise das gleiche für Jon tun, da sie den Norden als unabhängiges Königreich deklarieren. Dass Jon seine Eide bei den Alten Göttern schwört, ist entweder eine Erschwernis oder eine Hürde weniger, die man bewältigen muss. Bran und Blutrabe, welcher ein besonderes Interesse daran hat, Jon als gekrönten König zu sehen, würden den Nordmännern ohne Zweifel ein Zeichen senden, wenn es das ist, was diese oder Jon voraussetzen.

      Das alles außen vor gelassen vermittelt Robbs Grundhaltung in seinen Entgegnungen auf Catelyns Vorbehalte mir den Eindruck, dass er seine Entscheidung bereits getroffen hat. Er wird Jon als seinen Erben benennen, ganz unabhängig was seine Mutter oder irgendjemand sonst dazu zu sagen hat. Dass Robb Jon formal als wahren Sohn von Eddard Stark anerkennt, bringt ebenso den Vorteil, dass endlich der Handlungsbogen für Jons Charakter aufgelöst wird, der in ASOS begonnen hat, als Stannis ihm angeboten hat, ihn zu legitimieren.

      Jeden Morgen hatten sie [Jon und Robb] zusammen geübt, seit sie groß genug waren, um laufen zu können; Schnee und Stark wirbelten durch die Höfe von Winterfell, schlugen mit den Schwertern aufeinander ein, schrien und lachten und weinten manchmal, wenn niemand anderes in der Nähe war. Wenn sie kämpften, waren sie keine kleinen Jungen mehr, sondern Ritter und mächtige Helden. „Ich bin Prinz Aemon der Drachenritter!“, rief Jon, und Robb antwortete: „Und ich bin Florian der Narr.“ Oder Robb sagte: „Ich bin der Junge Drache“, worauf Jon erwiderte: „Und ich Ser Ryam Redwyne.“
      An diesem Morgen war er der Erste. „Ich bin der Lord von Winterfell!“ rief, wie er schon hunderte Male zuvor einen Titel für sich beansprucht hatte. Nur dieses Mal, dieses Mal hatte Robb geantwortet: „Du kannst nicht Lord von Winterfell werden, du bist ein Bastard. Meine Hohe Mutter hat gesagt, du kannst niemals Lord von Winterfell werden.“
      Ich dachte, ich hätte das vergessen. (Die Königin der Drachen, S. 728 [Jon XII])


      Weder Jons Verlangen nach Winterfell noch seine Scham- und Schuldgefühle dafür, dass er seinen geliebten Geschwistern, wenn auch indirekt, Böses wünscht, haben in ADWD nachgelassen.

      In dieser Nacht träumte er […]
      Jon war in schwarzes Eis gerüstet, doch seine Klinge brannte rot in seiner Faust. Als die toten Männer oben auf der Mauer ankamen, schickte er sie zum Sterben wieder hinunter.. Er erschlug einen Graubart und einen bartlosen Knaben, einen Riesen, einen hageren mann mit spitzgefeilten Zähnen, ein Mädchen mit dichtem rotem Haar. Zu spät erkannte er Ygritte. Sie verschwand so schnell, wie sie aufgetaucht war.
      Die Welt löste sich in einem roten Nebel auf. Jon stach zu, schlug zu und teilte Hiebe aus. Er hackte Donal Noye in Stücke und schlitzte dem Tauben Dick Follard den Bauch auf. Qhorin Halbhand taumelte auf die Knie und versuchte vergeblich, das Blut aufzuhalten, das ihm aus dem Hals sprudelte. „ich bin der lord von Winterfell“, schrie Jon. Jetzt stand Robb vor ihm, sein Kopf war nass von geschmolzenem Schnee. Langklaue trennte ihm den Kopf von den Schultern. (Ein Tanz mit Drachen, S. 414 f. [Jon XII])


      Was Jon wirklich ersehnt, ist ähnlich wie Theon die Bestätigung, dass er trotz seiner unehelichen Geburt ein Stark ist. Robbs letzter Wunsch, dass Jon ihm als König des Nordens nachfolgen soll, würde dieses Bedürfnis befriedigen. [...]

      Nur zwei Faktoren können meiner Meinung nach tatsächlich Jons Anspruch auf Winterfell zunichte machen: 1) Jeyne Westerling ist schwanger mit Robbs Kind und Erben. 2) Diejenigen, die Zeugen von Robbs Beschluss waren, sind tot oder andersweitig verhindert, die Nachrichten zu verbreiten.

      Einige Zeit lang war ersteres eine recht anerkannte Theorie, darauf basierend, dass Catelyn und Jaime Jeynes Hüften unterschiedlich beurteilten. Der Schwarzfisch schmuggelt Jeyne also angeblich aus Schnellwasser mit der Hilfe von Eleyna Westerling, die vorgibt, ihre Schwester zu sein. Ein etwas zweifelhafter Fanbericht besagt, dass GRRM zugegeben habe, dass die unterschiedlichen Beschreibungen ein Fehler seien.

      Dayne fasst den nächsten Absatz kurz und knapp zusammen: In der Serie ist Talisa tot, Benioff und Weiss kennen das grobe Ende => Jeyne als Buch-Äquivalent nicht schwanger

      Ehrlich gesagt habe ich die Jeyne Westerling-Theorie nie sonderlich gemocht. Jedwedes Kind von Jeyne könnte nichts anderes als ein Marionettenkönig sein, auf Jahre hinaus unfähig, selber zu regieren, und es würde Rickon derart überflüssig machen, dass vermutlich jeder damit aufhören sollte, sich daran zu erinnern, dass er ebenfalls ein Stark ist. Daher habe ich keine Gewissensbisse, Jeyne als Hilfsmittel von GRRM zu sehen, um Robb zu töten, und werde sie von weiteren Diskussionen über die politische Perspektive des Nordens aussparen.

      Die Lords, welche Zeugen für Robbs Beschluss waren, sind die folgenden: Großjon Umber, Galbart Glover, Maege Mormont, Edmure Tully, und Jason Mallister (Catelyn V, ASOS). Alle leben noch, aber der Großjon ist eine Geisel der Freys und Lannisters, um den Gehorsam seiner Verwandten sicherzustellen, und Mallister ist ein Gefangener in seiner eigenen Festung mit freundlicher Genehmigung des Schwarzen Walder. (Jaime VI, AFFC). Lord Galbart und Lady Maege? Edmure? Nun, woran diese seit ASOS sind, wird Bestandteil der nächsten Teile sein.



      Teil 2
      Lady Steinherz' Rache

      Es existiert ein Spion in Schnellwasser, der der Bruderschaft ohne Banner Bericht erstattet. Sein Name ist Tom Sieben (Tom aus Siebenbächen oder auch Tom Siebensaiten) und, seit Jaime Gefallen an ihm gefunden hat, hört er Neuigkeiten von feindlichen Truppenbewegungen direkt aus der Höhle des Löwen und schleicht ebenso durch das Lager und die Festung.

      Ser Ryman [Frey] stapfte die Treppe zum Galgen hinauf, in Begleitung einer strohhaarigen Schlampe, die ihm an Trunkenheit in nichts nachstand. […] Auf dem Kopf der Frau saß schief ein geschmiedeter Bronzereif mit eingravierten Runen und einem Ring aus kleinen schwarzen Schwertern. […]
      [Jaime:] Ein Säufer, ein Narr und ein Feigling. Lord Walder sollte diesen Kerl besser überleben, sonst sind die Freys am Ende. „Ihr seid entlassen, Ser.“
      „Entlassen?“
      „Ihr habt mich gehört. Verschwindet.“
      „Aber... wohin soll ich denn gehen?“
      „Zur Hölle oder nach Hause, ganz wie Ihr mögt. Sorgt nur dafür, dass Ihr nicht mehr im Lager seid, wenn die Sonne aufgeht. Ihr dürft Eure Königin der Huren mitnehmen, aber nicht ihre Krone. Jaime wandte sich von Ser Ryman an seinen Sohn. „Edwyn, ich übergebe Euch den Befehl, den bisher Euer Vatter innehatte. Bemüht Euch, nicht so dumm zu sein wie Euer Erzeuger.“
      „Das sollte nicht allzu schwierig sein, Mylord.“
      „Schickt außerdem eine Nachricht an Lord Walder. Die Krone fordert all seine Gefangenen.“ […]
      Vor dem Galgen hatte sich eine Menschenmenge versammelt, darunter auch ein Dutzend Marketenderinnen in unterschiedlich entkleidetem Zustand. Jaime sah einen Mann mit einer Holzharfe. „Ihr. Sänger. Kommt mit mir.“
      Der Mann lüftete den Hut. „Wie Mylord befiehlt.“
      Niemand sagte auch nur ein Wort, während sie zur Fähre zurückkehrten. Ser Rymans Sänger trottete hinter ihnen her. (Die dunkle Königin, S. 366 ff. [Jaime VI])


      Tom erfährt in dieser Situation zwei Dinge: 1) Ryman Frey, Erbe von Lord Walder, verlässt Schnellwasser, um wahrscheinlich zu den Zwillingen zurückzukehren. 2) Die Gefangenen von der Roten Hochzeit, die in den Zwillingen festgehalten werden, dürften wohl bald an die Lannisters übergeben und wahrscheinlich nach Königsmund gebracht werden. Eine mögliche dritte Erkenntnis könnte darin bestehen, dass der Königsmorder ein fähiger Kommandant ist, der einzige Mann mit genügend Einfluss, um die zänkischen Freys gefügig zu machen. Tom verliert wenig Zeit – nicht mehr als zwei Tage braucht es, um Schnellwasser zur Aufgabe zu bewegen – um seine gesetzlosen Kameraden über Rymans Reisepläne zu unterrichten. In Jaimes nächstem Kapitel hat Lady Steinherz Ryman und seine Gesellschaft überfallen.

      [Jaime] kehrte nicht gleich zur Burg zurück, sondern überquerte den Trommelstein, um Edwyn Frey einen Besuch abzustatten und die Übergabe der Gefangenen seines Urgroßvaters zu besprechen. Das Frey-Heer hatte schon Stunden nach der Aufgabe von Schnellwasser begonnen, das Lager abzubrechen, da Lord Walders Vasallen und freie Ritter nach Hause wollten. Die Freys, die noch geblieben waren, bauten die Zelte ab, doch Jaime fand Edwyn mit seinem Bastardonkel im Pavillon von Letzterem.
      Die beiden hatten sich über eine Karte gebeugt und waren in ein hitziges Gespräch vertieft, das sie unterbrachen, als Jaime eintrat. „Lord Kommandant“, sagte Strom höflich und kalt, aber Edwyn platzte heraus: „Das Blut meines Vaters klebt an Euren Händen, Ser.“
      Das bestürzte Jaime ein wenig. „Wie das?“
      „Ihr wart es, der ihn nach Hause geschickt hat, oder nicht?“
      Jemand musste es ja tun. „Ist Ser Ryman etwas zugestoßen?“
      „Er wurde mitsamt seiner Gesellschaft gehängt“, berichtete Walder Strom. „Die Geächteten haben ihn sechs Meilen südlich von Schönmarkt erwischt.“
      „Dondarrion?“
      „Er oder Thoros oder diese Frau, diese Steinherz.“
      Jaime runzelte die Stirn. […] Diese Geächteten werden übermütig, wenn sie es wagen, Lord Walders Erben zu hängen, und das nicht einen Tagesritt von den Zwillingen entfernt. „Wie viele Männer hatte Ser Ryman bei sich?“, fragte er.
      „Drei Ritter und ein Dutzend Soldaten“, sagte Strom. „es ist fast, als hätten sie gewusst, dass er zu de Zwillingen zurückkehren wollte und nur eine kleine Eskorte hatte.“ […]
      „Wenn Ihr mir verzeiht, Euch in Eurer Trauer zu stören“, sagte [Jaime] trocken, „es gäbe da noch andere Angelegenheiten zu besprechen. Wenn Ihr zu den Zwillingen zurückkehrt, teilt Lord Walder mit, dass König Tommen alle Gefangenen verlangt, die Ihr bei der Roten Hochzeit genommen habt.“
      Ser Walder runzelte die Stirn. „Diese Gefangenen sind wertvoll, Ser.“
      „Seine Gnaden würden sie nicht fordern, wenn sie keinen Wert hätten.“
      Frey und Strom wechselten einen Blick. Edwyn sagte: „Mein Hoher Urgroßvater wird Entschädigung erwarten.“
      Und sie erhalten, sobald mir eine neue Hand gewachsen ist, dachte Jaime. „Jeder von uns erwartet das eine oder andere“, erwiderte er milde. (Die dunkle Königin, S. 504 ff. [Jaime VII])


      Viele der Flusslords haben nur deshalb widerwillig das Knie gebeugt, weil ihre Verwandten noch immer Gefangene sind, ähnlich wie Manderly Lippenbekenntnisse für die Boltons abgibt und sogar die Anwesenheit von Freys an seinem Hof duldet, bis sein ältester Sohn und Erbe, Wylis, zu ihm zurückgekehrt ist. Lord Piper beispielsweise, der aus Jaimes Kriegsrat stürmt, will wahrscheinlich nichts mehr als Edwyn mit seinem Schwert zu durchstechen, sofern es eine Heimkehr für seinen erstgeborenen Sohn Marq gibt. Kein Frey wäre mehr sicher vor blutiger Rache, sollten die Gefangenen von der Roten Hochzeit auf dem Weg nach Königsmund fliehen. Und die Bruderschaft ohne Banner dürfte bald in der Lage sein, solch einen Ausbruch zu unterstützen, da sie über die Absichten von Tom informiert worden sind.
      Das ist aber nicht die einzige Aktion, die die BoB durchführen könnte, da Tom am Ende von AFFC in Schnellwasser bleibt.

      Lord Emmon [Frey] versammelte ganz Schnellwasser im Hof, Lord Edmures Volk und seine eigenen Leute, und sprach fast geschlagene drei Stunden darüber zu ihnen, was nun, da er ihr Lord und Herr war, von ihnen erwartet wurde. Von Zeit zu Zeit wedelte er mit seinem Pergament, während Stallburschen und Schmiede und Dienstmädchen mürrisch und schweigend zuhörten und leichter Regen über allen niederging.
      Der Sänger lauschte ebenfalls, der, den Jaime von Ser Ryman Frey mitgenommen hatte. Jaime traf ihn in einer offenen Tür, wo es trocken war. […] Ich hätte gedacht, Ihr würdet mit den Freys ziehen.“
      „Da oben ist ein Frey“, erwiderte der Sänger und deutete mit dem Kopf auf Lord Emmon, „und seine Burg macht den Eindruck, als könne man hier gemütlich überwintern. […]
      „Da solltet Ihr hervorragend mit meiner Tante auskommen“, sagte Jaime. „Wenn Ihr hier überwintern wollt, muss Euer Spiel Lady Genna gefallen. Sie ist diejenige, auf die es ankommt.“
      „Nicht Ihr?“
      „Mein Platz ist beim König. Ich werde nicht mehr lange hierbleiben.“
      „Das höre ich nicht gern, Mylord. Ich kenne bessere Lieder als „Regen von Castamaer“. Ich hätte sie Euch vortragen können... oh, alles Mögliche.“ (Die dunkle Königin, S. 512 f. [Jaime VII])


      Nun erinnere man sich daran, dass Daven Lannister mit einer Frey verlobt ist: „Ich werde heiraten und mein Wiesel betten, keine Angst. Schließlich weiß ich, was Robb Stark widerfahren ist.“ Die dunkle Königin, S. 249 [Jaime V]) Jaime reitet nach Rabenbaum, wo er in ADWD mit den Brackens und Schwarzhains zu tun hat, Daven aber wird das letzte Mal in Schnellwasser gesehen, und es wird vermutet, dass er dort vorhat zu heiraten, bevor er die Flusstraße nach Hause nach Casterlystein nimmt. Sollte das stimmen, hat Lady Steinherz möglicherweise vor, sich und ihre Männer unangemeldet selber zu einer zweiten roten Hochzeit einzuladen. Lady Genna wird es Jaime nicht danken, dass er eine große, fette Zielscheibe auf ihren Rücken geheftet hat, und Lord Walder selber dürfte die Feierlichkeiten besuchen, um sich nicht die Möglichkeit entgehen zu lassen, sich mit der unterworfenen Burg seiner früheren Lehnsherrn, den Tullys, zu brüsten. Dass Tom von anderen Liedern spricht – besseren als „Regen von Castamaer“, diesem schändlichen musikalischen Signal für Schlachterei und Chaos – ist ziemlich unheilverkündend.
      Dahinter steckt mehr! Und hier beginnen die Dinge meiner Meinung nach wirklich interssant zu werden..

      [Jaime] wandte sich wieder an Lady Mariya [Darry, Frau von Merrett Frey]. „Die Geächteten, die Euren Gemahl ermordet haben... War das Lord Berics Bande?“
      „Das dachten wir zunächst.“ Obwohl Lady Mariya bereits graue Strähnen im Haar hatte, war sie noch immer eine ansehnliche Frau. „Die Mörder hatten sich aufgeteilt, nachdem sie Alsteinen verlassen haben. Lord Vypren verfolgte die eine Bande bis nach Schönmarkt, hat dort aber ihre Spur verloren. Der Schwarze Walder führte Jäger und Bluthunde nach Hexensumpf auf der Suche nach den Übrigen. Die Bauern behaupteten, sie nicht gesehen zu haben, doch als man sie verhörte, sangen sie ein anderes Lied. Sie berichteten von einem einäugigen Mann und einem in einem gelben Mantel... und einer verhüllten Frau mit Kapuze. […] Die Bauern wollten uns einreden, ihr Gesicht sei zerfetzt und vernarbt, und ihre Augen seien gar schrecklich anzusehen. Sie haben behauptet, die Frau würde die Geächteten anführen.“
      „Sie anführen?“ das mochte Jaime kaum glauben. „Beric Dondarrion und der Rote Priester...“
      „... wurden nicht gesehen.“ Lady Mariya klang sehr überzeugt. […]
      „Wie weit hat der Schwarze Walder diese verhüllte Frau und ihre Männer verfolgt?“
      „Seine Hunde haben die Witterung nördlich von Hexensumpf wieder aufgenommen“, erzählte die ältere Frau. „Er schwört, er habe nicht mehr weiter ihnen zurückgelegen als einen halben Tag, doch da sind sie in der Eng verschwunden.“ […]
      „Ich würde es den Pfahlbaummenschen durchaus zutrauen, Geächteten Unterschlupf zu gewähren“, [sagte Ser Danswell Frey]. (Die dunkle Königin, S. 193 ff. [Jaime IV])


      Der einäugige Mann ist Hans im Glück, der andere ist Zit Zitronenmantel und die verhüllte Frau natürlich Lady Steinherz. Und es ist keineswegs das erste Mal, dass […] Catelyn Hexensumpf aufgesucht hat.

      Fünf Tage später kamen ihnen plötzlich [Robbs] Kundschafter entgegen und warnten, dass die Holzbrücke bei Schönmarkt von den steigenden Fluten unterspült worden war. […]
      Robb sah Catelyn an. „Gibt es noch andere Brücken?“
      „Nein. Und die Furten dürften unpassierbar sein.“ Sie kramte in ihrem Gedächtnis. „Wenn wir den blauen Arm nicht überqueren können, müssen wir ihn ungehen, durch Siebenbächen und Hexensumpf.“ (Die Königin der Drachen, S. 133 f. [Catelyn V])


      Am Ende des Kapitels hat Robbs Armee Altensteinen und Siebenbächen passiert, bevor sie in Hexensumpf stecken bleibt. Jason Mallister stößt zu ihnen, und dort ruft Robb seine letzte Ratsversammlung als König des Nordens zusammen. Leser haben sich schon länger gefragt, was mit Robbs unterzeichnetem und bezeugtem Beschluss passiert ist, in dem er seinen Erben benennt, wahrscheinlich einen legitimierten Jon.

      [Robb] nahm ein Pergament zur Hand. „Eines noch. Lord Balon hat ungeordnete Verhältnisse hinterlassen, wie wir hoffen dürfen. Ich möchte dies für den Fall meines Ablebens vermeiden. Doch bislang habe ich keinen leiblichen Sohn, meine Brüder Bran und Rickon sind tot, und meine Schwester ist mit einem Lannister verheiratet. Ich habe lange und gründlich darüber nachgedacht, wer mein Nachfolger werden könnte. Jetzt befehle ich Euch als meinen treuen und loyalen Lords, dieses Dokument als Zeugen meiner Entscheidung mit Euren Siegeln zu versehen. (Die Königin der Drachen, S. 147 [Catelyn V])
      Der Beschluss geht nicht nach Norden zusammen mit Galbart Glover und Maege Mormont, welche ausdrücklich falsche Briefe mit sich führen. Es wird oft befürchtet, dass er auf den Zwillingen in dem Chaos verloren gegangen ist, welches auf die Rote Hochzeit folgte. Eine andere Möglichkeit wäre, dass das Dokument in Hexensumpf verborgen worden und nun von Lady Steinherz wiedergefunden worden ist. Welche ironischerweise wiederum den vermuteten Beweis hinsichtlich Jons Königtum nach Grauwasserwacht in Sicherheit bei Howland Reed bringt, der dann mehr über die Kronen weiß, auf die Jon einen Anspruch hat, als jeder andere lebende Mensch in der Welt von Eis und Feuer.

      Wäre das alles wahr, würde es bedeuten, dass Lady Steinherz mehr zu rationalen Gedanken fähig ist als gedacht. Wie die Theorie besagt, ist ihr ursprünglicher Blutdurst gestillt worden, UnCat hat begonnen, sich mehr an ihr früheres Leben zu erinnern, insbesondere an Robbs Willen, dass Jon ihm als König nachfolgen soll. Catelyn war knallhart dagegen, aber nach der Roten Hochzeit und da sie durch die Wiederauferstehung aus ihrem Wassergrab fürchterlich verändert ist, hat sie weitaus bessere Ziele für ihren Hass als den Bastard ihres verstorbenen Ehemannes. Jon hat ihre Familie ebenfalls innig geliebt und Ned als Vater und Robb als Bruder gesehen. Er würde Sansa und Arya vor allen beschützen, die diese verletzen wollten, wenn die Mädchen jemals gefunden werden sollten. Und nach eigener Aussage will er Tod und Zerstörung über das Haus Lannister bringen (Samwell I, AFFC / Jon II, ADWD), er wird nur durch seine starrköpfige Ehre und seinen Eiden der Nachtwache gegenüber von seinen Rachegelüsten zurückgehalten.

      Die Zeit läuft gegen die Bruderschaft ohne Banner. Der Winter naht, und sogar mit der Unterstützung durch das einfache Volk wird ein Bandenleben gegen die Lannisters und Freys nur schwer fortzuführen sein. Wer kann Lady Steinherz' Bestreben nach Rache fortführen? Und vielleicht die Hoffnungen der besiegten Lords im Norden und den Flusslanden in die Sache erneuern, für die Robb gestorben ist? Für Unabhängigkeit vom Eisernen Thron, da dieser den Bruch des heiligen Gastrechts gebilligt hat, bei dem ihre Verwandten ermordet wurden?

      Auf jeden Fall habe ich das Gefühl, dass UnCat in ihrer Schlussszene in AFFC ungewöhnlich nachdenklich scheint. Und auffälligerweise besitzt sie das, was anhand der Beschreibung als Robbs Krone erkannt worden ist, welche von Ser Ryman zurückgeholt worden ist, den keiner vermissen wird.

      Auf der anderen Seite der Höhle war ein Tisch in einer Felsspalte aufgebaut. Dahinter saß eine ganz in Grau gehüllte Frau, in Mantel und Kapuze. In den Händen hielt sie eine Krone, einen Bronzereif, der von Eisenschwertern umringt war. Diese Krone betrachtete sie, während ihre Finger über die kleinen Klingen strichen, als wolle sie die Schärfe prüfen. Unter der Kapuze glommen ihre Augen. (Die dunkle Königin, S. 467 [Brienne VIII])


      Lady Steinherz ist zweifellos aufrichtig in ihrem Verlangen, Jaime tot zu sehen. Man bedenke, dass sie - ob sie ihn ohne Umschweife tötet oder ihn auf ein hoffnungsloses Unterfangen entsendet, weil sie Gerüchte um Sansa gehört hat – den einzig fähigen feindlichen Kommandanten vom Feld genommen haben wird, der ordnungsgemäß als Repräsentant des Eisernen Thrones ernannt worden ist. Und das zu der Zeit, zu der die BoB offensichtlich bereit ist in Aktion zu treten, ein Spion gegenwärtig in Schnellwasser ist, während die Truppen der Lannisters und Freys quer über die Flusslande verteilt sind, im (zu) zuversichtlichen Glauben, dass der Krieg erfolgreich beendet ist.

      Gibt es Vernunft in Lady Steinherz' Wahnsinn? Vielleicht. Beric Donadarrion war dazu fähig, aber UnCat war bereits viel länger tot, als sie wiederbelebt wurde und außerdem wahnsinnig vor Trauer in dem Moment als sie starb. Auf der anderen Seite ist sie rational genug, die BoB anzuführen, ihre Feinde zu erkennen und Brienne an ihr Versprechen zu binden, ihr zu dienen, auch wenn sie es auf grausame Weise tut.

      Unglücklicherweise für die Lannisters und Freys und vielleicht auch Boltons, obwohl diese nördlich der Eng sind, ist sie nicht die einzige, die ihren Untergang plant.
    • Teil 3
      Wo in Westeros ist der Schwarzfisch?

      Am Ende von AFFC entkam Ser Brydnen Tully aus dem belagerten Schnellwasser, indem er unter einem heruntergelassenen Fallgitter wie ein Fisch durchtauchte, und läuft nun frei in den Flusslanden oder der näheren Umgebung herum. Wohin ist er verschwunden? Und was macht er im Moment? Verfechter der Grand Northern Conspiracy haben einige ganz gute Vermutungen.

      [Schwarzfisch:] „Werde ich durch die Straßen von Königsmund geführt, um das gleiche Schicksal zu erleiden wie Eddard Stark?“
      [Jaime:] „Ich stelle Euch frei, das Schwarz anzulegen. Ned Starks Bastard ist Lord Kommandant an der Mauer.“
      Der Schwarzfisch kniff die Augen zusammen. „Hat Euer Vater auch dafür gesorgt? Catelyn hat dem Jungen nie vertraut, wie ich mich entsinne, nicht mehr als Theon Graufreud. Mir scheint, sie hat sich in beiden nicht getäuscht.“ (Die dunkle Königin, S. 355 f. [Jaime VI]


      Erstens beinhaltet die Theorie, dass der Schwarzfisch über Robbs Absicht Bescheid weiß, Jon zum Erben zu ernennen. Über Schnellwasser flattert immer noch trotzig „eine lange weiße Standarte mit dem Schattenwolf der Starks" (Die dunkle Königin, S. 257 [Jaime V]) vom höchsten Turm, aber wenn Jeyne Westerling nicht schwanger ist, für wen flattert dann die Fahne? Der Schwarzfisch kann nicht denken, dass Robbs Königreich ohne einen König überleben kann, was für ein sturer alter Mann er auch sein mag.

      Jon wird während Jaimes Schlagabtausch mit dem Schwarzfisch kurz erwähnt. Viele Leser sehen in diesem Auszug den Beweis dafür, dass Tully eine geringe Meinung von Jon hat, dass sein Eindruck von Ned Starks Bastard durch Catelyns Abneigung negativ geprägt worden ist, obwohl die zwei sich nie getroffen haben. Eine andere Erklärung wäre, dass Ser Brynden versucht, das Augenmerk der Lannisters von Jon abzulenken.

      Catelyns Urteil über Jon ist verständlicherweise völlig von ihrer Frustration gegenüber Ned gefärbt. Während man vom Schwarzfisch als Robbs engstem Ratgeber erwarten dürfte, dass er darüber Bescheid weiß, wie sehr Robb seinen Bruder schätzt. Meiner Meinung nach erscheint es doch recht lächerlich, Jon die Kooperation mit Tywin zu unterstellen. Für den zweifelhaften Lohn, die Verbrecher und Ausgestoßenen der Nachtwache zu kommandieren? Selbst Theon verrät die Starks nicht an die Lannisters, sondern stellt sich auf die Seite seiner Familie, welche für Jon die Starks wären. Theon hofft auch, Winterfell als Beute für sich selber zu gewinnen. Was noch dazu kommt: Dieses ist die einzige Stelle in dem Gespräch mit Jaime, wo es Sinn ergibt, dass der Schwarzfisch seine gesamte Aufmerksamkeit auf Jaimes Worte richtet und ihn ernst nimmt anstatt ihn zu verspotten. Warum so zurückhaltend?

      Angenommen, dass der Schwarzfisch zwar glaubt, dass Jon nun König ist, sich aber nicht sicher sein kann, weil er kein Zeuge von Robbs endgültiger Entscheidung ist, so bestätigt Edmure wahrscheinlich seine Vermutung, als Jaime Edmure zur Verhandlung über die Aufgabe Schnellwassers zu ihm schickt. Und es steckt noch mehr hinter der vermuteten Ratsversammlung der Tullys.

      Schließlich fand Edmure Tully seine Stimme wieder. „Ich könnte jetzt aus diesem Zuber steigen und Euch an Ort und Stelle töten, Königsmörder.“
      „Ihr könntet es versuchen." Jaime wartete. Da Edmure keine Anstalten machte, sich zu erheben, sagte er: "Ich lasse Euch allein, damit Ihr Euer Essen genießen könnt. Sänger, spielt für unseren Gast, während er speist. Ihr wisst, welches Lied, vermute ich?“
      „Das über den Regen? Sicherlich, Mylord. Das kenne ich.“
      Edmure schien den Mann zum ersten Mal wahrzunehmen. „Nein, nicht er. Schafft ihn mir aus den Augen.“
      „Warum denn, es ist doch nur ein Lied“, sagte Jaime. „Eine so schlechte Stimme kann er doch nicht haben.“ (Die dunkle Königin, S. 371 f. [Jaime VI])


      So sehr Edmures Trauma von der Roten Hochzeit und seine peinliche, persönliche Geschichte („Es war einfach ein Lied über einen Fisch.“ / „Einen schlaffen Fisch.“ - Sturm der Schwerter, S. 413 [Arya IV]) mit speziell diesem Sänger hier ablenken, so ist doch das wichtigste an dieser Szene, dass Jaime Tom Sieben, den Spion der Bruderschaft ohne Banner, für unbestimmte Zeit mit Edmure alleine lässt. Tom spielt wahrscheinlich wie gewünscht für Edmure, aber welches Lied singt er für ihn? Über Freys, die gehängt werden wollen? Über Gefangene, die reif sind, befreit zu werden? Hier besteht eine mögliche Verbindung zwischen Lady Steinherz und dem Schwarzfisch.

      Was sind also Ser Bryndens Möglichkeiten nach seiner Flucht? Er ist wohl zur BoB gestoßen und hat nach dem ersten Schrecken, dass seine geliebte Nichte ein Zombie ist, eine Auswahl der laufenden Aktionen getroffen, welche schon aufgezeigt wurden. Edmure bedarf ebenfalls Hilfe, auch wenn Jaime die Eskorte im letzten Moment auf vierhundert Mann aufgestockt hat (Jaime VII, AFFC). Auf der anderen Seite kämen die Fähigkeiten des Schwarzfischs vielleicht besser zum Tragen, wenn er ins Grüne Tal ziehen würde – wo er viele Jahre als Ritter des Tors gedient hat, eine Stellung von großer Ehre – um eine weitere Armee von Starkunterstützern aufzustellen und die Versuche der BoB zu verstärken, die Kontrolle der Lannisters über die Flusslande zu brechen.

      Die Lords der Deklaration – Benedar Belmore, Symond Tempelheim, Hortan Rotfest, Anya Waynwald, Gilwald Jäger und Yohn Royce haben sich gegen Kleinfingers Position als Lord Protektor aufgelehnt (Sansa II/Alayne I, AFFC), und besonders Bronze Yohn war dafür, dem Krieg der fünf Könige auf Seiten der Starks und Tullys nach der Roten Hochzeit beizutreten (Sansa VI, ASOS). Eine namentlich nicht bekannte Schwester von Neds Großvater Edwyle Stark hat einen jüngeren Sohn einer Nebenlinie der Familie Royce geheiratet, und deren Töchter haben in die Waynwalds, Corbrays und vielleicht Tempelheims eingeheiratet (Catelyn V, ASOS). Und schlielich, als ein weiterer Punkt in der Rubrik „Wie der Psychopath Ramsay das Haus Blton zerstört“, wurde Domeric im Grünen Tal aufgezogen und offensichtlich sehr geliebt.

      [Roose:] „Ich hatte einen anderen [Sohn], einst. Ein stiller Junge, aber sehr fähig. Er hat Lady Staublin vier Jahre als Page gedient und war drei jahre im Grünen Tal, als Knappe von Lord Rotfest. Er konnte die hohe Harfe spielen, hat Geschichten gelesen und ritt wie der Wind. […] Ramsay hat ihn getötet. Eine Darmkrankheit, hat Maester Uthor behauptet, aber ich sage, es war Gift. Im Grünen Tal durfte sich Domeric der Gesellschaft von Lord Rotfests Söhnen erfreuen. Deshalb wollte er seinen Bruder an seiner Seite haben, also ritt er das Tränenwasser hinauf und besuchte meinen Bastard.“ (Der Sohn des Greifen, S. 651 f. [Theon/Reek III]
      Was aber ist mit Jon? Der Schwarzfisch hat seine Pflicht gegenüber dem König des Nordens nicht vergessen, noch bleibt Jon in ADWD in seliger Unwissenheit.

      Die Tully-Besatzung [von Schnellwasser] zog am nächsten Tag ab, ohne Waffen und ohne Rüstung. Jedem Mann wurden Vorräte für drei Tage und die Kleidung, die er auf dem leib trug, gewährt, nachdem er einen feierlichen Eid geleistet hatte, niemals die Hand gegen Lord Emmon [Frey] oder das Haus Lannister zu erheben. „Wenn Ihr Glück habt, wird sich einer von zehn an diesen Schwur halten“, meinte Lady Genna. […]
      Zwei Männer entschieden sich dagegen, die Burg zu verlassen. Ser Desmond Grell, Lord Hosters alter Waffenmeister, bevorzugte es, das Schwarz anzulegen. Das gleiche galt für Ser Robin Ryger, Schnellwassers Hauptmann der Wache. „Diese Burg war vierzig Jahre lang mein Zuhause“, sagte Grell. „Ihr sagt, ich sei frei und dürfe gehen, aber wohin? Ich bin zu alt und zu dick, um ein Leben als Heckenritter zu führen. Aber auf der Mauer sind Männer stets willkommen.“
      „Wie Ihr wünscht“, sagte Jaime, obwohl es ihm verdammt unangenehm war. Er erlaubte ihnen, ihre Waffen und ihre Rüstung zu behalten und stellte ein Dutzend von Gregor Cleganes Männern ab, die sie nach Jungfernteich eskortieren sollten. (Die dunkle Königin, S. 511 f. [Jaime VII])


      Sofern Raff der Liebling nicht hinsichtlich Jaimes Befehl versagt hat, die Gefangen unverletzt nach Jungfernteich zu begleiten, nehmen Grell und Ryger, beide vertrauenswürdige Tully-Anhänger, wahrscheinlich ein Schiff nach Ostwacht. Wo sie, wie die Theorie besagt, auf Anweisung des Schwarzfisch Jon die Mitteilung überbringen, dass er von Robb gekrönt worden ist, während der Schwarzfisch kämpft, um ein Königreich für ihn zu sichern.

      Der vermummte Mann in Winterfell

      In einem von Theons Kapiteln in ADWD kommt es zu einer kuriosen Begegnung.

      Draußen schneite es so heftig, dass Theon kaum einen Meter weit sehen konnte. Er war allein in der weißen Wildnis, und Wände aus Schnee ragten zu beiden Seiten brusthoch auf. Als er den Kopf hob, strichen Schneeflocken wie kalte, sanfte Küsse über seine Wangen. Er hörte die Klänge der Musik aus der Halle hinter sich, nun ein leises, trauriges Lied. Einen Augenblick lang verspürte er fast so etwas wie Frieden.
      Ein Stück weiter vorn kam ihm ein Mann mit Kapuze und wallendem Mantel entgegen. Als sie sich gegenüberstanden, sahen sie sich kurz in die Augen. Der Mann legte eine Hand an seinen Dolch. „Theon der Abtrünnige. Theon der Sippenmörder.“
      „Ich bin kein Sippenmörder. Ich habe nie... ich war ein Eisenmann.“
      „Falsch ist es, was du warst. Wie kommt es, dass du immer noch lebst?“
      „Die Götter sind noch nicht fertig mit mir“, antwortete Theon und fragte sich, ob das der Mörder war, jener nächtliche Wanderer, der dem Gelben Dick den Pimmel in den Mund gestopft und Roger Ryswells Burschen vom Wehrgang gestoßen hatte. Seltsamerweise hatte er keine Angst. Er zog den Handschuh von seiner linken Hand. „Lord Ramsay ist noch nicht fertig mit mir.“
      Der Mann sah sich die Hand an und lachte. „Dann werde ich dich ihm überlassen.“
      Theon trottete durch den Sturm, bis seine Arme und Beine mit Schnee bedeckt und seine Hände und Füße vor Kälte taub geworden waren […] (Ein Tanz mit Drachen, S. 176 [Theon VI/Ein Geist in Winterfell])


      Unter der Annahme, dass Theon nicht den ganzen Abschnitt halluziniert und zu sich selber spricht, wer ist dann der mysteriöse vermummte Mann? Die Fangemeinde hat keinen Mangel an Theorien, viele an der Grenze zum Crackpot oder schon darüber hinaus. (Benjen Stark? Wirklich? Howland Reed? Sehnen sich die Leute wirklich derart verzweifelt danach, ihn endlich zu treffen?) Einer der logischeren Kandidaten ist meiner Meinung nach Harwin, ein früheres Mitglied des Haushalts der Starks auf Winterfell und gegenwärtiges Mitglied der Bruderschaft ohne Banner unter Lady Steinherz.

      Der vermummte Mann ist neu auf Winterfell, da er überrascht zu sein scheint, Theon zu sehen. Er ist ganz sicher nicht bei Ramsays Hochzeit mit (fake)Arya dabei, wo Theon die Braut als Neds Starks Mündel führt, und ist wahrscheinlich erst soeben als einsamer Reiter im Schutz des Schneesturms eingetroffen. Er nennt Theon nicht nur einen Verräter, was nichts besonderes wäre, sondern auch einen Sippenmörder. Es wird vermutet, dass niemand, der nicht sowohl loyal den Starks gegenüber als auch vertraut damit ist, wie Robb, Bran und Rickon Theon ungeachtet dessen offizieller Stellung als Geisel als Bruder angesehen haben, eine solche Anklage hervorbringen könnte. Und Theon erkennt den Mann nicht. Das impliziert möglicherweise, dass die Person ein Diener war, unter der Würde des alten Theon, um beachtet zu werden.

      Harwin nimmt an Briennes Verhandlung in AFFC teil.

      [Zit:] „Euch haftet der Gestank von Löwen an, Lady.“
      [Brienne:] „Das war nur... Ihr versteht nicht...“
      Ein anderer Geächteter trat vor, ein junger Mann in schmierigem Scheffelwams. In der Hand hielt er Eidwahrer. Dies hier spricht gegen Euch.“ Seine Sprache war durchzogen vom Akzent des Nordens. (Die dunkle Königin, S. 467 [Brienne VIII])


      Wie kann Harwin dann aber in ADWD in Winterfell sein? Mann erinnere sich daran, dass sich ADWD über die Zeitspanne von AFFC hinaus erstreckt. Arya hat ihren ersten POV in ADWD direkt vor dem besagten Theon-Kapitel, und Jaime folgt ein paar Kapitel später. Dazu kommt, dass Briennes letztes Kapitel immer noch vier Kapitel vom Buchende entfernt ist.

      Lady Steinherz hat gute Gründe dafür, einen Agenten nach Winterfell zu schicken, wenn sie von Aryas geplanter Hochzeit hören sollte. Harwin ist der ideale Mann für diese Aufgabe, zum einen wegen seiner Vertrautheit mit dem Norden und zum anderen, weil er einer der letzten ist, der Arya aus der Nähe, lebendig und als zweifellos identifiziert gesehen hat (Arya II-VIII, ASOS). Zusätzlich ist Harwin ein außergewöhnlich guter Reiter, schnell genug um Arya trotz ihres Vorsprungs einzuholen, als sie das erste Mal versucht, der BoB zu entfliehen (Arya III, ASOS). Wie er sagt, war sein Vater Hullen Stallmeister auf Winterfell.

      Was hat es zu bedeuten, wenn Harwin der vermummte Mann ist? Fürs Erste würde es bekräftigen, dass Lady Steinherz mit den Nordmännern konspiriert, um die Stark-Herrschaft über Robbs einstiges Königreich wiederherzustellen, welches auch die Flusslande beinhaltet. Das wird meiner Meinung nach tatsächlich schon mit ihrem Ausflug in die Eng und wieder zurück angedeutet. Harwin könnte den Lords im Norden, wie beispielsweise den Umbers, versichern, dass der Großjon und andere Gefangene von der Roten Hochzeit bald von Freunden befreit werden, was den Lords in Winterfell erlauben würde, ohne Angst vor Vergeltungsmaßnahmen zu handeln. Und am wichtigsten, er ist ein weiterer Charakter, der Boltons Trick mit (fake)Arya auf einen Blick entlarven kann.

      Glücklicherweise dürften die Nordmänner in dieser Angelegenheit gar keine Hilfe benötigen. Die Mormonts und Glovers, die Umbers, die Kleyns, die Norreys, die Wulls und Flints, sogar Lady Staublin – jeder im Norden hat Infomationen zu teilen. Und sie sind wahrscheinlich zu dem Entschluss gekommen, dass Stannis und die Boltons einander überlassen werden sollten, sodass ein Stark (oder legitimierter Schnee) aus den Ruinen erhoben werden kann.




      Teil 4
      Was alles an Rätselraten und wilden Spekulationen in die vorherigen Teile eingeflossen ist, ist wirklich nichts im Vergleich zum folgenden. Anders als bei Jaime, der als Kommandant der königlichen Truppen in den Flusslanden viele hilfreiche geheime Informationen besitzt, gibt es keine Insiderinformationen zu den Aktivitäten der mutmaßlichen nördlichen Verschwörer. Was die POVs im Norden in ADWD angeht, wird Davos, Theon und Asha kein Vertrauen geschenkt. Der erste ist Stannis' Mann, loyal und ehrlich, die anderen beiden sind Eisenmänner und außerdem Gefangene. Melisandre hat nur ein Kapitel, in dem sie nicht halb so allwissend ist, wie sie vorgibt (Ich bete um einen Blick auf Azor Ahai, und alles, was R'hllor mir zeigt, ist Schnee.) Und Jon? Nun, sollte die Theorie zutreffen, wird er wohl der letzte sein, der es erfährt, da seine potenziellen Untertanen es nicht riskieren werden, ihren König zu gefährden.

      Dayne fasst zusammen: Weil die Bewegungen der Beteiligten im Norden so verdeckt sind, würde der Untergang der Boltons, Freys und Lannisters für den Leser umso überraschender eintreten.

      Der Norden: Männer der Starks

      Auf den Spuren der Mormonts und Glovers

      Nun kommt irgendeine Metapher mit Fäden und einem Telefon, welche sich durch den ganzen ursprünglichen Post gezogen hat und die ich an keiner Stelle verstanden habe, weswegen ich sie überall weggelassen habe. Sollte jemand das Original lesen und sie verstehen, wäre ich dankbar. ;)
      Auf jeden Fall beginnt es mit Galbart Glover und Maege Mormont.

      [Robb:] „Mylord, ich brauche zwei Eurer Langschiffe, die um das Adlerkap segeln und dann die Eng hinauf nach Grauwasser Wacht fahren müssen.“
      Lord Jason [Mallister] zögerte. „Ein Dutzend Gewässer fließen aus dem Feuchtwald, die alle seicht, versandet und auf keiner Karte verzeichnet sind. Ich würde sie nicht einmal Flüsse nennen. Ihr Lauf verändert sich ständig. Dazu gibt es endlose Sandbänke, Windbruch und Bäume, die quer über das Wasser gefallen sind. Außerdem bewegt sich Grauwasser Wacht. Wie sollen meine Schiffe es finden?“
      „Setzt flussaufwärts einfach mein Banner. Die Pfahlbaummenschen werden Euch finden. Ich wünsche zwei Schiffe, damit die doppelte Wahrscheinlichkeit besteht, dass meine Nachricht Howland Reed erreicht. Lady Maege wird auf dem einen reisen, Galbart auf dem zweiten.“ Er wandte sich den beiden zu, die er benannt hatte. „Ihr nehmt Briefe für jene meiner Lord mit, die im Norden geblieben sind, doch es wird sich um falsche Befehle handeln, für den Fall, dass man Euch gefangen nimmt. Sollte dies geschehen, müsst Ihr behaupten, Ihr hättet Euch auf dem Weg nach Norden befunden. Zurück zur Bäreninsel oder zur Steinigen Küste“ (Die Königin der Drachen, S. 144 [Catelyn V])


      Robb stirbt, bevor er seine Strategie zur Rückeroberung von Maidengraben anwenden kann, aber Maege und Galbart verschwinden in die Eng und sind seitdem bis zu ADWD nicht mehr gesehen worden. Es gibt allerdings einige mögliche Hinweise dafür, dass die beiden Boten von Howland Reed empfangen worden sind, und, was noch interessanter ist, wieder mit ihren Verwandten im Norden in Kontakt stehen.

      Zum einen starten die Phahlbaumänner offensichtlich einen Kriegszug, um die Eisenmänner aus Maidengraben zu vertreiben, und führen so Robbs letzte Zielvorgabe aus, wenn auch mit geringerer Geschwindigkeit, da sie nicht von den Truppen unterstützt werden, die auf der Roten Hochzeit getötet wurden. Als Theon dort ankommt, ist die Besatzung tot, liegt im Sterben oder verschanzt sich aus Angst vor den Sumpfteufeln und ihren Giften. (Theon/Stinker II, ADWD).

      Und zum anderen ein Gespräch zwischen Asha und Alysane auf dem Marsch nach Winterfell.

      „Habt Ihr Brüder?“, fragte Asha ihre Aufpasserin.
      „Schwestern“, antwortete Alysane schroff. „Fünf waren wir. Alles Mädchen. Lyanna ist noch auf der Bäreninsel. Lyra und Jory sind bei unserer Mutter. Derya [Dacey; inwiefern ist „Derya“ ein Name, der „Dacey“ deutscher macht???] wurde ermordet.“
      „Auf der Roten Hochzeit.“ (Ein Tanz mit Drachen, S. 91 [Asha II/Des Königs Beute])


      Woher weiß Alysane, dass ihre Schwestern bei ihrer Mutter sind? So wie die Armee, die Robb nach Süden führt, in den ersten drei Büchern beschrieben wird, scheint Derya die einzige Tochter zu sein, die Maege begleitet. Was auch sicherlich Sinn ergibt, da Derya Maeges Erbin ist und die jüngeren Mädchen nicht in den Krieg ziehen, wobei Alysane als nächstälteste auf der Bäreninsel bleibt. Wann also haben Lyra und Jorelle ihr Zuhause verlassen? Sie und Alysane sind bereits abwesend, als Stannis seine Rundschreiben an die nördlichen Häuser entsendet, in denen er Treue fordert, anderenfalls hätte die zehnjährige wohl keine Gelegenheit gehabt, auf eine so erinnerungswürdige Weise zu antworten, sodass Jon über Mormonts Wahl des Kastellans grübelt (Jon I, ADWD).

      Falls Maege Kontakt zur Bäreninsel gehabt haben sollte, würden ihre älteren Töchter wahrscheinlich von ihr wissen, dass Robb Jon als Erben benannt hat, was Lyannas Worten eine neue Wendung verleihen würde. Wie Wylla Manderly wird wohl auch Lyanna für zu jung gehalten, um irgendwelchen geheimen Versammlungen beizuwohnen, aber nichtsdestotrotz weiß sie, wo die wahren Loyalitäten ihrer Familie liegen, sodass sie sie unbeabsichtigterweise als Frauen der Starks enthüllt, genau wie Wylla Wyman Manderly gegenüber den Freys fast als Mann der Starks enttarnt. Vielleicht handelt Lyanna sogar mit dem kindlichen Wunsch, Jon zu überzeugen, der sich mit Stannis an der Mauer befindet, Anspruch auf die Krone zu erheben.

      Alysane kommt später unvorhergesehen mitsamt Begleitung in Tiefwald Motte an.

      Stannis hatte Tiefwald Motte eingenommen, und die Bergstämme hatten sich ihm angeschlossen. Flint, Norrey, Wull, Kleyn. Alle.

      Und dazu erhielten wir weitere Unterstützung, unerwartet, aber dennoch willkommen, von einer Tochter der Bäreninsel. Alysane Mormont, die von ihren Männern die Bärin genannt wird, hat Krieger in einer Schar Fischerschaluppen versteckt und die Eisenmänner überrascht, als sie vom Strand aus in See stechen wollten. Graufreuds Langschiffe wurden verbrannt oder erbeutet, die Mannschaften erschlagen oder haben sich ergeben. […]

      … immer mehr Nordmänner schließen sich uns an, während sich die Nachricht von unserem Sieg verbreitet. Fischervolk, freie Reiter, Hügelmänner, Bauern aus den Tiefen des Wolfswaldes und Dorfbewohner, die vor den Eisenmännern aus ihrer Heimat an der Steinigen Küste geflohen sind, dazu Überlebende der Schlacht vor den Toren von Winterfell, Männer, die ehemals durch Eid an die Hornwalds gebunden waren oder an die Cerwyns und Tallharts. Während ich diese Zeilen schreibe, ist unsere Zahl auf fünftausend angewachsen, und es werden jeden Tag mehr. (Der Sohn des Greifen, S. 710 f. [Jon VII])


      Die Bärin hätte nicht darüber informiert werden können, dass Stannis sich auf Tiefwald Motte zubewegt; Stannis ist so gut wie von der Bildfläche verschwunden, während er die Kleyns, Norreys, Wulls und Flints umwirbt und sich dabei Feste feiernd seinen Weg durch die Berge bahnt. Alysane befindet sich für eine andere Fraktion vor Tiefwald Motte, eine, die schon seit einiger Zeit plant, die Burg zurückzuerobern, wenn man bedenkt, dass die Flotte der Fischerboote, ganz zu schweigen von den darin versteckten Kämpfern, nicht spontan zusammengestellt werden kann. Die Nordmänner, die sich Stannis' Armee infolge seines Sieges anschließen, dürften ursprünglich dazu gedacht gewesen sein, die Eisenmänner zusammen mit Alysanes Einheiten anzugreifen. Das bedeutet ironischerweise, dass Stannis die unerwartete, aber höchst willkommene Unterstützung darstellt, indem er Tiefwald Motte dem Zeitplan voraus und zu geringeren Kosten für den Norden befreit.
      Drittens gibt es da Robett Glover, Galbarts jüngerer Bruder und Erbe, der sich mit Manderly in Weißwasserhafen aufhält. Erinnern wir uns: Robett wird bei Dämmertal gefangen genommen, aber gegen Martyn Lannister, Sohn von Kevan, ausgetauscht. Roose Bolton befiehlt diese Schlacht, weil er die nördlichen Häuser bluten lassen will, welche ihm als Wächter des Nordens (eingesetzt wegen seiner Vereinbarung mit Tywin) gegenüberstehen würden.

      Als man [Robb] die Nachricht von der Schlacht bei Dämmertal überbracht hatte, wo Lord Randyll Tarly Robett Glover und Helman Tallhart zerschmettert hatte, hätte man vielleicht einen Wutausbruch erwarten können. Stattdessen starrte er ungläubig vor sich hin. „Dämmertal an der Meerenge? Warum sind sie nach Dämmertal gezogen?“ Er schüttelte verwirrt den Kopf. „Ich habe ein Drittel meiner Fußtruppen für Dämmertal verloren?“
      „Die Eisenmänner haben meine Burg und jetzt halten die Lannisters meinen Bruder gefangen“, klagte Galbart Glover, in dessen Stimme die Verzweiflung unverkennbar war. Robett Glover hatte die Schlacht überlebt, doch war er kurze Zeit danach in der Nähe des Königswegs in Gefangenschaft geraten.
      „Nicht lange“, versprach ihm ihr Sohn. „Ich werde ihnen Martyn Lannister zum Tausch anbieten. Lord Tywin wird dieses Angebot um seines Bruders willen annehmen müssen.“ (Sturm der Schwerter, S. 652 [Catelyn IV])


      Robb hatte Jeynes Onkel Rolph Spezer losgeschickt, um den jungen Martyn Lannister am Goldzahn abzuliefern, sobald er von Lord Tywin die Zustimmung zu dem Gefangenenaustausch erhielt. Das war ein weiser Schachzug. Ihr Sohn brauchte sich nicht länger um Martyns Sicherheit zu sorgen, Galbart Glover brauchte sich nicht länger um seinen Bruder Robett zu sorgen, der in Dämmertal auf ein Schiff gesetzt worden war, Ser Rolph hatte eine wichtige und ehrenvolle Aufgabe erhalten, und Grauwind war wieder an der Seite des Königs. Wo er hingehört. (Die Königin der Drachen, S. 127 f. [Catelyn V])


      Bevor also Galbart in die Eng segelt, erfährt er, dass Robett sich auf dem Seeweg Richtung Norden befindet. Wo sonst könnte Robetts Ziel liegen als in Weißwasserhafen, dem größten Hafen des Nordens? Und wenn Maege Rabenpost zu ihren Töchtern schicken oder anderweitig Kontakt aufnehmen kann, warum dann nicht auch Galbart mit seinem Bruder in Weißwasserhafen, welches noch einmal ein gutes Stück näher an der Eng liegt als Weißwasserhafen?

      Gibt es irgendeinen Hinweis dafür, dass Robett weiß, dass Robb Jon zum Erben ernannt hat? Vielleicht.

      „Das Böse liegt [Ramsay] im Blut“, sagte Robett Glover. „Er ist ein Bastard, der aus einer Vergewaltigung hervorgegangen ist. Ein Schnee, gleichgültig, was der Kindkönig sagt.“
      „Gab es jemals Schnee, der so schwarz war?“, fragte Lord Wyman. „Ramsay hat Lord Hornwalds Ländereien an sich gerissen, indem er seine Witwe zur Heirat gezwungen hat, dann hat er sie in einen Turm gesperrt und verrotten lassen. Es heißt, sie hätte in ihrer Verzweiflung ihre eigenen Finger gefressen... Und die Vorstellung der Lannisters von der Gerechtigkeit eines Königs besteht darin, den Mörder mit Ned Starks kleinem Mädchen zu belohnen.“
      „Die Boltons waren schon immer ebenso grausam wie hinterhältig, aber dieser scheint eine Bestie in Menschengestalt zu sein“, sagte Glover. (Der Sohn des Greifen, S. 592 [Davos IV])


      Robett und Manderly scheinen den üblichen Westeros-Blödsinn von sich zu geben, dass Bastarde von Natur aus frevelhaft und verräterisch sind, geboren in Wollust und Lügen. GRRM erinnert uns Leser an den Streit um die Ländereien der Hornwalds.

      [Luwin:] „Da sie keinen Erben hat, werden sich viele um das Land der Hornwalds streiten. Die Tallharts, Flints und Karstarks sind über die weibliche Linie mit dem Hause Hornwald verbunden, und die Glovers ziehen Lord Harys' Bastard in Tiefwald Motte auf. Grauenstein hat meines Wissens keinen Anspruch, aber seine Ländereien grenzen an Hornwald, und Roose Bolton ist keiner, der sich eine solche Gelegenheit entgehen ließe.“
      „Dann ernennt Lord Hornwalds Bastard zum Erben“, sagte Bran und dachte an seinen Halbbruder Jon.
      [Rodrik:] „Das würde den Glovers gefallen und dem verstorbenen Lord Hornwalds Geist wohl auch, Lady Hornwald hingegen würde diese Entscheidung wohl kaum gutheißen. Der Junge ist nicht von ihrem Blut. (Der Thron der Sieben Königreiche, S. 310 f. [Bran II])


      Später in dem Kapitel befragt Ser Rodrik den Verwalter von Tiefwald Motte zu Lord Hornwalds Bastard, Laurenz Schnee, und der Mann ist voll des Lobes für den damals zwölf Jahre alten Jungen.

      Warum sollten Manderly und Glover Davos den Eindruck vermitteln wollen, dass sie gegenüber Bastarden voreingenommen sind? Und was das betrifft, warum Davos mit der Schwierigkeit versehen, nicht nur Rickon, sondern auch Struppel für die Identifizierung von Skagos zurückzuholen, wenn gleichzeitig Jon an der Mauer den Befehl inne hat, der auf Winterfell mit den Stark-Kindern aufgewachsen ist? Wenn Theons Anwesenheit als Ned Starks Mündel ausreicht, um Jeyne Poole als Arya zu bestätigen, kann Jons Aussage beweisen, dass Rickon der ist, als den Manderly ihn darstellt. Es sei denn es ist so, wie die Theorie besagt, dass Lord Wyman und Robett gewissenhaft jedwede Erwähnung von Jon vermeiden – mit der Vorstellung: je weniger Aufmerksamkeit auf Jon gelenkt wird, besonders im Zusammenhang mit Königen und Erben, desto besser.

      Das mag vielleicht etwas abwegig sein. Auf jeden Fall verschwindet Robett am Ende von ADWD und begleitet Manderlys Gruppe nicht nach Winterfell. Wo steckt er? Eine Theorie besagt, dass er ebenfalls außerhalb der Mauern von Winterfell oder in der Nähe ist, versteckt durch den Schneesturm, und eine Armee von Nordmännern die Weißklinge hinauf geführt hat.

      Robett Glover hielt sich in der Stadt auf und versuchte, Männer auszuheben, allerdings mit wenig Erfolg. Lord Manderly war seinen Bitten gegenüber taub. Weißwasserhafen sei kriegsmüde, sollte er angeblich gesagt haben. Das war schlecht. (Der Sohn des Greifen, S. 302 [Davos II])
      Wyman Manderly erhob sich umständlich auf die Beine. „Ich baue seit mehr als einem Jahr Kriegsschiffe. Einige habt Ihr gesehen, doch viele und noch viel mehr habe ich oben auf der Weißklinge versteckt. Selbst nach den Verlusten, die ich erlitten habe, verfüge ich noch über mehr schwere Reiterei als die anderen Lords nördlich der Eng. Meine Mauern sind stark, und meine Truhen voller Silber. Altenburg und Witwenwacht [werden] sich mir anschließen. Zu meinen Gefolgsleuten gehören ein Dutzend kleinerer Lords und hundert Ritter mit Landbesitz.“ (Der Sohn des Greifen, S. 593 [Davos IV])


      Manderlys Müdigkeit ist von vorne bis hinten vorgetäuscht. Sind die Berichte über Robetts gescheiterten Rekrutierungsversuch ebenfalls falsch? Man bemerke, dass Stannis nichts davon weiß, falls es eine weitere Armee gibt, die im Schnee lauert.

      Um zum Schluss zur Ausgangsfrage zurückzukommen, wo sind Maege Mormont und Galbart Glover? Es wird vermutet, dass sie beschlossen haben, in den Flusslanden zu bleiben und die Eng als Basis für Aktionen nutzen, um die verstreuten Überbleibsel von Robbs Armee zu sammeln, welche hilflos zurückgeblieben sind, als Maidengraben an den Feind fiel. Zum Beispiel die sechshundert Männer – darunter Speermänner von den Bergen und der Weißklinge, Bogenschützen der Hornwalds, Feists [Spout] und Cerwyns – die Roose am Trident unter dem Kommando von Ronnel Feist und Ser Kyle Candon zurücklässt (Catelyn VI, ASOS) und von denen man nie wieder hört. Wenn der Ausflug von Lady Steinherz in die Eng bedeutet, dass die Bruderschaft ohne Banner nun mit Reed, Mormont und Glover zusammenarbeitet, dürften diese Truppen bald genau dann in Erscheinung treten, wenn es den Lannisters und Freys am meisten weh tut.
      Ränkespiel auf dem Marsch nach Winterfell

      Nach Alysane Mormont als Verbindung zu Maege Mormont und infolge von Robbs Legitimation von Jon als König des Nordens treten als nächste Spieler die Bergstämme auf den Plan. Diese wissen, was Manderly von Wex erfährt, dass Bran und wahrscheinlich auch Rickon die Plünderung Winterfells überlebt haben.

      Jojen Reed hielt an und verschnaufte. „Glaubst du, dieses Bergvolk hat uns bemerkt?“
      „Bestimmt.“ Bran hatte gesehen, wie sie von ihnen beobachtet wurden; nicht mit seinen eigenen Augen, sondern mit Sommers schärferen, denen so wenig entging. […]
      Nur ein einziges Mal begegneten sie einem der Bergbewohner, als sie bei einem plötzlichen eiskalten Schauer nach einem Unterschlupf suchten. […] Bran erkannte ihn als einen Kleyn. Die Schnalle, die seinen Eichhörnchenfellmantel verschloss, war golden und bronzefarben und hatte die Form eines Tannenzapfens, und die Kleyns hatten Tannenzapfen in der weißen Hälfte ihres grün-weißen Schildes. […]
      Der Kleyn holte ein Messer hervor und schnitzte an einem Stock herum. „Als in Winterfell noch ein Stark saß, konnte man eine Jungfrau splitternackt über den Königswegs gehen, ohne belästigt zu werden, und die Reisenden fanden Feuer, Brot und Salz in vielen Gasthäusern und Burgen. Jetzt sind die Nächte kälter geworden und die Türen verschlossen. Im Wolfswald treiben sich Tintenfische herum, und gehäutete Männer reiten über den Königsweg und fragen nach Fremden.“
      Die Reeds wechselten einen Blick. „Gehäutete Männer?“, fragte Jojen.
      „Die Handlanger des Bastards, ja. Er war tot, aber jetzt ist er wieder lebendig. Und er zahlt gutes Silber für Wolfshäute, hört man, oder vielleicht sogar Gold für eine Nachricht darüber, wo andere Tote wandeln.“ Er schaute bei diesen Worten Bran an, und dann Sommer, der sich neben ihm ausstreckte. […] „Das war ganz anders, als es noch einen Stark in Winterfell gab. Aber der alte Wolf ist tot, und der junge ist nach Süden gezogen, wo er das Spiel der Throne spielt, und außer Geistern hat er uns nichts gelassen.“
      „Die Wölfe werden zurückkehren“, sagte Jojen ernst. (Sturm der Schwerter, S. 457 ff. [Bran II])


      Dieser ungewöhnlich gut informierte Kleyn mit dem goldenen und bronzenen Tannenzapfen ist möglicherweise ein Anführer in seinem Stamm. Er erkennt nicht nur Bran, sondern seine Leute haben auch Ausschau gehalten, und der Fakt, dass Männer der Boltons eine Belohnung für Neuigkeiten über die angeblich toten Stark-Jungen ausgelobt haben, legt nahe, dass sie keineswegs tot sind. Bran fragt den Kleyn auch, wie weit es zur Mauer ist, und obwohl der Mann denkt, dass sie diesen Weg nicht nehmen sollten, lässt er sie trotzdem ziehen, wobei er vorher einen Eindruck von ihren Plänen gewinnt.

      In ADWD helfen die Kleyns Stannis bei der Eroberung und drängen auf den Marsch nach Winterfell zusammen mir den Norreys, Wulls und Flints. Die Chance stehen meiner Meinung nach gut, dass die Kleyns dem Rest von dem treffen mit Bran und seiner Begleitung erzählt haben. Die Bergstämme mögen über gestohlene Ziegen und Maultiere zanken, aber wenn es um die Starks von Winterfell geht, stimmen sie überein. Als sich Alysane dem Marsch anschließt, tauschen sie und die Landsmänner der Theorie nach Informationen aus, sodass die Kleyns, Norreys, Wulls und Flints von Jon hören, Alysane von Bran und vielleicht Rickon, sofern sie noch nicht von den Glovers informiert worden ist.

      Kurze Zeit später beherbergt Jon Norreys und Flints an der Mauer.

      Der alte Flint und der Norrey hatten einen Ehrenplatz gleich unter dem Podest bekommen. Beide Männer waren zu alt gewesen, um mit Stannis zu marschieren, sie hatten stattdessen ihre Söhne und Enkel mitgeschickt. Aber zu [Alys Karstarks] Hochzeit waren sie sehr schnell über die Schwarze Festung hergefallen. Jeder hatte außerdem eine Amme mitgebracht. […] Mit den beiden gedieh das Kind, das Val Ungeheuer genannt hatte, prächtig.
      Dafür war Jon dankbar... allerdings glaubte er keinen Moment lang, dass die beiden ergrauten, alten Krieger allein deswegen aus ihren Bergen herbeigeeilt waren. Jeder hatte ein Gefolge mitgebracht – fünf Männer der alte Flint, zwölf der Norrey, sie alle trugen ausgefranste Felle und eisenbeschlagenes Leder und sahen so furchterregend aus wie das Antlitz des Winters. Manche trugen lange Bärte, andere Narben, wieder andere beides, und alle glaubten an die alten Götter des Nordens, dieselben Götter, die auch das alte Volk jenseits der Mauer verehrte. Trotzdem saßen sie hier und tranken auf eine Heirat, die von einem fremden Roten Gott von jenseits des Meeres geheiligt worden war.
      Besser das, als das Anstoßen zu verweigern. Weder Flint noch Norrey hatten die Becher umgedreht und den Inhalt auf den Boden gegossen. Darin mochte man eine gewisse Anerkennung sehen. Vielleicht wollen sie aber auch nur den guten Wein aus dem Süden nicht verschwenden. Den bekommen sie in ihren steinigen Hügeln bestimmt nur selten zu kosten. (Ein Tanz mit Drachen, S. 240 f. [Jon X])


      Was, wenn Flint und Norrey an der Mauer sind, um Jon zu begutachten? Ich nehme an, dass die Clansmänner bei Stannis eine Botschaft oder einen Boten mit der Information zu Robbs erwähltem Nachfolger zurück in die Berge geschickt haben. Die Nordmänner kommen im Schnee viel besser zurecht als die südlichen Ritter von Stannis, und ich bezweifle, dass irgendeiner von denen einen fehlenden Mann bemerken würde. Jons Arrangement von Alys Karstarks Hochzeit und seine Waffenruhe mit den Wildlingen stellen einen Eingriff in die Befugnisse des Königs des Nordens dar. Und Repräsentanten der Bergstämme sind gekommen, um zu beobachten und darüber zu urteilen, wie er die beiden Angelegenheiten regelt.

      „Lord Schnee“, sagte der Norrey, „Wo wollt Ihr diese Eure Wildlinge eigentlich unterbringen? Nicht auf meinem Land, hoffe ich.“
      „Ja“, schloss sich der alte Flint an. „Wenn ihr sie in der Schenkung ansiedeln wollt, ist das Eure eigene Torheit, aber sorgt dafür, dass sie nicht umherziehen, sonst schicke ich Euch ihre Köpfe zurück. Der Winter ist nah, und ich will kein Maul zusätzlich zu stopfen haben.“
      „Die Wildlinge werden an der Mauer bleiben“, versicherte Jon ihnen. […] „Tormund hat es mir geschworen. Bis zum Frühjahr bleibt er in unseren Dienste. Der Weiner und die anderen Anführer müssen das Gleiche schwören, sonst lassen wir sie nicht herein.“
      Der alte Flint schüttelte den Kopf. „Sie werden uns verraten.“ […]
      „Das Freie Volk kennt weder Gesetzt noch Herren“, sagte Jon, „aber sie lieben ihre Kinder. Würdet ihr wenigsten das einräumen? […] Deshalb habe ich Geiseln verlangt.“ Ich bin weder der vertrauensselige Narr, für den Ihr mich haltet, noch bin ich ein halber Wildling, gleichgültig, was Ihr denkt.“Einhundert Jungen im Alter zwischen acht und sechzehn. Ein Sohn jeweils von einem ihrer Häuptlinge und Anführer, der Rest wird durch Los bestimmt. Die Jungen werden als Pagen und knappen dienen und so unsere Männer für andere Pflichten freistellen. Manche werden sich vielleicht eines Tages entscheiden, das Schwarz anzulegen.es sind schon seltsamere Dinge geschehen. Die übrigen werden als Geiseln für die Treue ihrer Väter einstehen.“
      Die Nordmänner sahen einander an. „Geiseln“, dachte der Norrey laut. „Tormund hat dem zugestimmt?“
      Er musste dem zustimmen oder zuschauen, wie sein Volk stirbt. „Mein Blutpreis, hat er es genannt“, sagte Jon Schnee, „aber er wird ihn bezahlen.“
      „Ja, warum auch nicht?“ Der alte Flint stampfte mit dem Stock auf das Eis. „Mündel haben wir es immer genannt, wenn Winterfell Knaben von uns verlangt hat, aber es waren Geiseln, und es war nicht einmal das Schlechteste für sie.“
      „Nur für die, deren Väter dem König des Winters kein Ungemacht bereitet haben“, sagte Norrey. „Diese Mündel kamen einen Kopf kürzer nach Hause. Sag mir also, Junge... Wenn diese deine Wildlingsfreunde sich nicht an das Wort halten, hast du dann den Mumm zu tun, was getan werden muss?“
      Fragt Janos Slynt. „Tormund Riesentod ist schlau genug, mich nicht auf die Probe zu stellen. Vielleicht sehe ich in Euren Augen aus wie ein grüner Junge, Lord Norrey, ich bin aber immer noch der Sohn des Eddard Stark.“ (Ein Tanz mit Drachen, S. 328 ff. [Jon XI])


      Ich glaube, dass Flint und Norrey an dieser Stelle ausreichend beeindruckt sind. Wenn Alysane wirklich mit den Clansmännern über Maege Mormonts Absicht gesprochen hat, Robbs letzten Wunsch in Ehren zu halten, glaube ich, dass sie bereit wären, Jon als König des Winters anzuerkennen.
    • Teil 5

      Ich werde auch in diesem und dem nächsten Teil aus einer Mücke einen Elefanten machen – unter der Prämisse, dass alles, was die Nordmänner in Winterfell tun, vor allem Lord Manderlys Handlungen, verdächtig ist.

      Der Norden: Männer der Starks
      Wyman Manderly, der Schlawiner

      Ich habe bereits vermutet, dass Manderly darüber Bescheid wissen dürfte, dass sich Robb Jon zum Nachfolger als König des Nordens erwählt hat. Informiert wurde Manderly von Robett Glover, der im Gegenzug Neuigkeiten über seinen älteren Bruder Galbart erfährt, welcher mit Maege Mormont in die Eng verschwunden ist, sowohl er als auch sie sind Zeugen von Robbs Beschluss (Catelyn V, ASOS). Hat Manderly nicht aber geschworen, sich zu Stannis zu bekennen, wenn Davos Rickon und Struppel von Skagos zurückbringt? Ist Rickon nicht überflüssig, wenn Manderly vorhat, Jon als König anzuerkennen?
      Manderlys Versprechen ist nicht so hieb- und stichfest, wie es auf den ersten Blick scheint.

      “[Wex] weiß, wohin [Osha und Rickon] gegangen sind“, sagte Lord Wyman.
      Davos begriff. „Ihr wollt den Jungen.“
      “Roose Bolton hat Lord Eddards Tochter. Um seine Pläne zu vereiteln, braucht Weißwasserhafen Neds Sohn … und den Schattenwolf. Der Wolf wird beweisen, dass der Junge wirklich derjenige ist, der er zu sein behauptet, sollte Grauenstein versuchen, ihn der Lüge zu bezichtigen. Das ist mein Preis, Lord Davos. Schmuggelt mir meinen Lehnsherren zurück, und ich werde Stannis Baratheon als meinen König anerkennen.” (Der Sohn des Greifen, S. 595 [Davos IV])


      Man bemerke zunächst einmal, dass Manderly Rickon nicht beim Namen nennt, sondern stattdessen „Lehnsherr“ sagt und Davos aus dem Kontext heraus vermuten lässt, welchen von Neds Söhnen er meint. Sogar wenn er nichts von Jon weiß, erfährt er von Wex, dass Bran die Plünderung von Winterfell ebenfalls überlegt hat. Als jüngerer Bruder kann Rickon nicht vor Bran Lord von Winterfell werden, welcher nicht wegen Behinderung ausscheidet (oder weil er ein Baum ist!) und soweit jeder weiß weder abgedankt hat noch gestorben ist. Bei Betrachtung dieser Verwicklungen stellt sich also die Frage: Wer ist Manderlys Lehnsherr?
      Zweitens spricht Manderly nicht für Weißwasserhafen sondern für sich persönlich. Was wird aus seiner Vereinbarung mit Davos, welche nicht bei den alten Göttern oder den neuen geschworen wurde, wenn Manderly stirbt und sein Sohn Wylis ihm als Lord folgt? Manderly provoziert die Freys in Winterfell vorsätzlich zur Gewalt während Theons letztem POV-Kapitel. Den Tod des Kleinen Walder kommentiert er mit: „Aber vielleicht war das ein Segen. Hätte er weitergelebt, wäre er zu einem Frey herangewachsen.“ Es wird vermutet, dass Manderly nicht erwartet, von Winterfell lebend zurückzukehren, genau wie die Männer der Bergstämme, die mit Stannis marschieren, lieber mit Bolton-Blut bespritzt sterben würden als durch die Entbehrungen des Winters (Asha II/Des Königs Beute, ADWD). Ist also Lord Wymans Versprechen an Davos null und nichtig, da Wylis seine Kenntnis davon wahrheitsgemäß verleugnen kann?
      Der Norden ist dabei, dem schlimmsten Winter seit Generationen zu begegnen, verbunden mit einer Invasion der Anderen, Tausende von Männern sind im Krieg der fünf Könige getötet worden, Befestigungen und Ernten durch feindliche Besetzung zerstört und keine Hilfe ist vom Eisernen Thron zu erwarten, da die Menschen im Süden ihre eigenen Machtspiele bestreiten. Das ist keine Zeit für einen Kindslord, die der Untergang für jedes Haus sind, wie sogar Roose Bolton sagt (Theon/Reek III, AWD). Wenn Jon König sein soll, kann es ihm sicherlich nicht schaden, einen Erben zu haben, und es ist recht wahrscheinlich, dass er keinen eigenen mitbringt, was damit zu tun haben könnte, dass er mal geschworen hat, keine Frau zu nehmen und keine Kinder zu zeugen.
      Ist Manderly zu solch einer List fähig? Zu solch einem Verrat? Der ganze Frey-Pasteten-Vorfall impliziert das meiner Meinung nach..

      [Davos] hatte gehofft, Lord Wyman würde sagen: Und nun werde ich mich für König Stannis erklären, stattdessen lächelte der fette Mann ein seltsames, glitzerndes Lächeln. „und nun muss ich eine Hochzeit besuchen. Ich bin zu fett, um auf einem Pferd zu sitzen, wie jedermann mit eigenen Augen deutlich sehen kann. […] Mein Körper ist für mich zu einem Gefängnis geworden, schlimmer als der Wolfsbau. Trotzdem muss ich nach Winterfell reisen. Roose Bolton möchte mich auf den Knien sehen, und unter der samtenen Höflichkeit trägt er ein eisernes Kettenhemd. Ich werde mit Schiff und Sänfte reisen und mich von hundert Rittern und meinen guten freunden aus den Zwillingen begleiten lassen. Die Freys sind übers Meer gekommen. Sie haben keine Pferde dabei, daher werde ich jedem von ihnen einen Zelter als Gastgeschenk überlassen. Sind solche Gastgeschenke im Süden ebenfalls noch üblich?“
      „Mancherorts schon, Mylord. An dem Tag, an dem die Gäste abreisen.“
      „Vielleicht versteht Ihr dann.“ (Der Sohn des Greifen, S. 592 f. [Davos IV])


      Manderly hat keine Gewissensbisse, den Gesetzen der Gastfreundschaft peinlich genau zu gehorchen, aber den Sinn nicht zu beachten. Er macht den Freys gegenüber freundliche Angebote und ermordet sie, sobald ihn seine Gastgeschenke von den Pflichten als Gastgeber entbunden haben.

      Der Lord von Weißwasserhafen hatte für Speise und Trank gesorgt […] Die Hochzeitsgäste ließen sich […] drei große Hochzeitspasteten schmecken […] Ramsay hackte Stücke mit seinem Falchion ab, und Wyman Manderly persönlich bediente und reichte die ersten dampfenden Portionen Roose Bolton und seinem fetten Frey-Weib, die nächsten Ser Hosteen und Ser Aenys, den Söhnen von Walder Frey. „Das ist die beste Pastete, die Ihr je gegessen habt, Mylords“, verkündete der fette Lord. „Spült sie mit Arborgold hinunter und genießt jeden Bissen. Ich weiß, dass ich das tun werde.
      Manderly hielt Wort und verschlang sechs Portionen, zwei von jedem der drei riesigen Pasteten […]
      Der Lord von Weißwasserhafen entsprach vollkommen dem Bild des fröhlichen Dicken, er lachte und lächelte und scherzte mit den anderen Lords, denen er immer wieder auf die Schulter klopfte, um dann den Musikern vorzuschlagen, was sie als Nächstes spielen sollten. „Wie wäre es mit „Die Nacht, die endete“, Sänger“, brüllte er. „Der Braut wird es gefallen, das weiß ich. Oder singt von der tapferen jungen Danny Flint und rührt uns zu Tränen.“ Wenn man ihn anschaute, mochte man meinen, er sei der frischvermählte Bräutigam.
      „Er ist betrunken“, sagte Theon. […]
      Lord Manderly war so betrunken, dass er von vier starken Männern gestützt werden musste. „Wir wollen ein Lied über den Rattenkoch hören“, murmelte er, während er an Theon vorbeitaumelte und sich auf seine Ritter stützte. „Sänger, sing uns ein Lied über den Rattenkoch.“ (Der Sohn des Greifen, S. 744 ff. [Theon IV/Der Prinz von Winterfell])


      Der Rattenkoch hatte den Sohn des Andalenkönigs mit Zwiebeln, Karotten, Pilzen, viel Pfeffer und Salz sowie Speckscheiben und dunklem roten Wein aus Dorne gekocht. Danach servierte er ihn dem Vater des Opfers, der den Geschmack lobte und sogar noch eine zweite Scheibe verlangte. Hinterher verwandelten die Götter den Koch in eine ungeheure weiße Ratte, die nur ihre eigenen Jungen fressen konnte. Seitdem spukte er durch die Nachtfeste und verschlang die eigenen Kinder, konnte seinen Hunger jedoch niemals stillen. „Die Götter haben ihn nicht wegen des Mordes verflucht“, sagte die Alte Nan, „und auch nicht, weil er dem Andalenkönig seinen Sohn als Pastete vorgesetzt hat. Ein Mann hat das Recht auf Rache. Aber dass er einen Gast unter seinem eigenen Dach erschlagen hatten dass konnten ihm die Götter nicht vergeben.“ (Die Königin der Drachen, S. 312 [Bran IV])


      Auf dem Hochzeitsfest verspottet Manderly seine Feinde auf durchtriebene Weise, indem er mit ihrer Unwissenheit über seine Tat spielt. Indem er für Essen und Getränke sorgt, stellt Lord Wyman zusätzlich sicher, dass er und seine Mitverschwörer nicht selber das Gastrecht verlieren, welches gegenseitiges Vertrauen zwischen Gastgeber und Gast bedeutet. Er hat in dieser Angelegenheit trotzdem etwas Spielraum, weil er wahrscheinlich Winterfell immer noch als Zuhause der Starks ansieht. Die Götter würden Manderly für die Ermordung von Boltons und Freys nicht mehr bestrafen als Roose für das Hängen der rund zwei Dutzend Besetzer, die bei seiner Ankunft in der Burg gefunden worden waren (Theon IV/Der Prinz von Winterfell, ADWD).
      Doch Manderlys Listigkeiten enden hier nicht. Er konspiriert mit Mance Rayder und dessen Speerfrauen. Sie treffen sich auf der Straße, und Mance erzählt Manderly, dass er einen Weg nach Winterfell rein sucht, um Ramsays Frau für ihren Bruder Jon Schnee zu stehlen. Als der südlichste Vasall der Starks, sowohl geographisch als auch historisch, haben die Manderlys nicht so sehr unter Wildlingangriffen gelitten wie beispielsweise die Umbers und würden eher geneigt sein, das Freie Volk als Verbündeten zu haben.

      Vor dem Podest zupfte Abel seine Laute und sang „Schöne Sommermaiden“. Er nennt sich selbst einen Barden. In Wahrheit ist er eher ein Kuppler. Lord Manderly hatte Musiker aus Weißwasserhafen mitgebracht, aber keiner von ihnen war ein Sänger, daher hatte man Abel herzlich willkommen geheißen, als er mit einer Laute und sechs Frauen vor den Toren auftauchte. (Der Sohn des Greifen, S. 741 [Theon IV/Der Prinz von Winterfell])
      Was für ein Zufall, dass Lord Manderly, der an alles gedacht hat, keine Sänger zu den Festlichkeiten mitbringt! Merkwürdig, wo er doch auf dem Erntefest von Winterfell ein paar Bücher vorher sowohl Musiker als auch einen Sänger in seinem Gefolge hatte, mit einem Gaukler als Krönung.

      Lord Wymans Musikanten spielten tapfer auf, doch gingen Harfe und Fiedel und Horn bald im Lärm von Gesprächen und Gelächter unter, im Klappern von Bechern und Tellern, im Knurren der Hunde, die sich um das stritten, was von der Tafel abfiel. Der Sänger trug wunderschöne Lieder vor, „Eisenlanzen“ und „Der Bär und die holde Jungfrau“, aber nur Hodor schien ihm zu lauschen. (Der Thron der Sieben Königreiche, S. 397 [Bran III])


      Ich glaube nicht an solche Zufälle. Manderly, der bereits zum Zeitpunkt des Gesprächs mit Davos entschieden hat, Jared, Symond und Rhaegar Frey zu ermorden, plant wahrscheinlich schon im Vorhinein, die Opfer zu Pasteten zu verarbeiten, sie ihren Verwandten vorzusetzen und nach dem Lied über den Rattenkoch zu verlangen. Was aber, sofern er das Lied nicht selber singen will, einen Barden oder zwei voraussetzt.
      Mance ist nicht der einzige in Winterfell, mit dem Manderly bereits eine Vereinbarung getroffen hat. Vor besagtem Erntefest trägt Manderly Bran, Ser Rodrik und Maester Luwin seine Idee zum Bau einer Kriegsflotte vor.

      Zusätzlich zu einer Prägestätte schlug [Manderly] vor, für Robb eine Kriegsflotte zu bauen. „Seit Hunderten von Jahren besitzen wir keine Seestreitmacht mehr, seit Brandon der Verbrenner die Schiffe seines Vaters dem Feuer übergeben hat. Gewährt mir das nötige Gold, und innerhalb eines Jahres werden genug Galeeren in See stechen, um Drachenstein und Königsmund einzunehmen.“ (Der Thron der Sieben Königreiche, S. 306 [Bran II])


      Ser Rodrik und Maester Luwin sind anfangs zurückhaltend und versprechen nur, Robb die Angelegenheit zu übermitteln, aber Ser Rodrik hat bald darauf einen Geistesblitz.

      Hother [Umber, Hurentod] wollte Schiffe. […] Ser Rodrik zupfte an seinem Backenbart. „Ihr habt Wälder mit hohen Fichten und alten Eichen. Lord Manderly hat Schiffsbauer und Seeleute in Hülle und Fülle. Zusammen könntet Ihr eine Flotte mit genug Langschiffen bauen, um Euer beider Küsten zu schützen.“
      „Manderly?“ Mors Umber [Krähenfresser] schnaubte. „Dieser riesige wabbelnde Fettsack?“ […]
      „Gewiss ist er dick“, räumte Ser Rodrik ein, „jedoch nicht dumm. Ihr werdet Euch in dieser Angelegenheit mit ihm einigen, sonst wird sich der König sicherlich für die Gründe interessieren, aus denen Ihr ablehnt.“ Und zu Brans größtem Erstaunen nahmen die aufsässigen Umbers, wenngleich auch murrend, diesen Befehl an. (Der Thron der Sieben Königreiche, S. 315 [Bran II])


      In ADWD sehen wir, dass die Flotte gebaut worden ist.

      Die Burgtreppe war eine Straße mit Stufen, ein breiter weißer Steinweg, der vom Wolfsbau am Wasser entlang hinauf zur Neuen Burg auf dem Hügel führte. Meerjungfrauen aus Marmor erhellten den Weg, den Davos hinaufstieg, sie wiegten Schüsseln voll brennendem Waltran in den Armen. Oben angekommen drehte er sich um und schaute zurück. Von hier oben konnte er den ganzen Hafen überblicken. Den inneren und den äußeren. Hinter der Mauer auf der Mole drängten sich die Kriegsgaleeren. Davos zählte dreiundzwanzig. Lord Wyman mochte ein fetter Mann sein, aber ganz gewiss kein fauler, zumindest schien es so.“ (Der Sohn des Greifen, S. 307 [Davos II])


      Es gibt nicht den geringsten Hinweis, dass Roose irgendetwas davon weiß. Dabei hätte Hurentod ihm eigentlich schon erzählen müssen: „Frage mich, was Lord Neunauge mit dem ganzen Holz angestellt hat, was wir für ihn geschlagen haben. Wir hatten den Auftrag, zusammen Kriegsgaleeren zu bauen.“ Eine Erklärung ist, dass die Umbers, obwohl sich Hurentod den Boltons angeschlossen hat und Krähenfresser Stannis, in Wirklichkeit noch mit Manderly zusammenarbeiten.
      Erst einmal in Winterfell angekommen, besitzt Manderly weitere Möglichkeiten zum Konspirieren.

      [Roose:] „Irgendjemand hat mehrere meiner Männer umgebracht.“ […]
      „Wir müssen den Blick gen Weißwasserhafen richten“, murmelte Ser Aenys Frey. „Lord Wyman hat nicht viel für uns übrig.“
      [Roger] Rhyswell überzeugte das nicht. „Er hat allerdings viel für Schnitzel, Koteletts und Fleischpasteten übrig. Wenn er im Dunkeln durch die Burg wandeln wollte, müsste er sich vom Tisch erheben. Das tut er aber nur, um sich für eine stundenlange Sitzung auf den Abtritt zu begeben.“ (Ein Tanz mit Drachen, S. 178 f. [Theon VI/Ein Geist in Winterfell])


      Hat Lord Manderly etwa ein geheimes Treffen der Starkanhänger unter dem Vorwand abgehalten, den Abort aufzusuchen?
      Nun, vielleicht nicht. In derselben Szene weist Frey darauf hin, dass Manderly mit dreihundert Männern nach Winterfell gekommen ist, von denen ein Drittel Ritter sind. Er kann seine vertrauenswürdigen Gefolgsmänner damit beauftragen, Botschaften zu überbringen, und seine bereits geknüpften Verbindungen zu den Wildlinge und Umbers nutzen, wobei erstere mit großer Sicherheit eigene Motive haben. Die vollständige Gästeliste der Häuser, die die Hochzeit besuchen, ist außer Lady Staublin und Gefolge wie folgt:

      Banner flatterten von den Viereckstürmen [Hügelhalls] und knatterten im Wind, der gehäutete Mann von Grauenstein, die Streitaxt von Cerwyn, die Kiefern von Tallhart, der Wassermann von Manderly, die gekreuzten Schlüssel des alten Lord Locke, der Riese von Umber, die Steinhand von Flint, der Elch von Hornwald. Für die Feists Sparren in Rot und Gold, für Schiefer ein grauer Schild, doppelt mit Weiß gesäumt. Vier Pferdeköpfe standen für die vier Ryswells von den Bächen, ein grauer, ein schwarzer, ein goldener, ein brauner. Das Lustige an der Geschichte war, dass die Ryswells sich nicht einmal auf die Farbe ihres Wappens hatten einigen können. Über allem flatterten Hirsch und Löwe des Jungen, der Tausende von Meilen entfernt auf dem Eisernen Thron saß. (Der Sohn des Greifen, S. 654 [Theon/Reek III])


      Manderly und die Lockes haben bereits in Kontakt gestanden, bevor Davos in Weißwasserhafen ankommt. Es gibt da einen Locke an Manderlys Hof, der durch sein Siegel identifiziert werden kann, auch wenn er nicht benannt wird und deshalb seine Beziehung zu Lord Locke unklar ist. Dieser Mann ist nicht gegen Roose eingestellt, denkt aber zurecht, dass Ramsay ein Psychopath ist, der lieber nicht den Norden regieren sollte. Erneut stellt Ramsay eine große Bürde für Haus Bolton dar, eine, die Manderly und seine Anhänger ausnutzen können.

      [Frey:] „Nennt ihn, wie Ihr wollt. Unabhängig vom Namen wird Arya Stark schon bald [Ramsays] Gemahlin sein. Wenn Euch dieses Versprechen nun so wichtig ist, dann schenkt ihm Eure Treue, denn er wird Euer Lord von Winterfell sein.“
      [Wylla:] „Er wird niemals mein Lord sein! Er hat Lady Hornwald gezwungen, ihn zu heiraten, und sie dann in ein Verlies gesperrt, wo sie ihre Finger essen musste.“
      Zustimmendes Gemurmel erhob sich im Hof des Wassermanns. „Die Jungfrau spricht die Wahrheit“, pflichtete ihr ein stämmiger Mann in Weiß und Purpur zu, dessen Mantel am Hals von zwei gekreuzten Bronzeschlüsseln gehalten wurde. „Roose Bolton ist kalt und verschlagen, ja, aber man kann sich mit Roose einigen. Da haben wir alle schon Schlimmeres erlebt. Aber dieser Bastard von ihm … Man sagt, er sei wahnsinnig und grausam, ein wahres Ungeheuer.“ (Der Sohn des Greifen, S. 380 f. [Davos III])


      Die Hornwalds haben natürlich guten Grund, Ramsay für die Folter und Ermordung ihrer verwitweten Lady zu hassen. Sie haben aber ebenso wie die Cerwyns und Tallharts zusätzliche Gründe, sowohl Vater als auch Sohn zu beseitigen. Ramsay tötet durch Verrat ihre Männer neben Ser Rodrik bei der Plünderung Winterfells. Unter den Toten, die Theon präsentiert werden, befinden sich Lord Cerwyns Erbe Cley und Lord Tallharts Bruder Leobald. Und als ob das noch nicht genug wäre, sind es wieder Männer der Hornwalds, Cerwyns und Tallharts, die Roose bei Dämmertal an die Lannisters und Tyrells verrät. Ser Helman Tallhart, Master von Torrhenschanze, wird in dieser Schlacht getötet.

      Dann tauchte eine Kolonne Berittener aus dem dahintreibenden Rauch auf. An ihrer Spitze befand sich ein Ritter in dunkler Rüstung. Sein runder Helm leuchtete rot, und ein heller, rosafarbener Mantel hing ihm von den Schultern. Vor dem Haupttor zügelte er sein Pferd, und einer seiner Männer verlangte, man solle ihnen öffnen.
      „Freund oder Feind?“, rief der Schwarze Lorren hinunter.
      „Würde Euch ein feind solche Geschenke bringen?“ Der Rote Helm gab ein Zeichen, und vor dem Tor wurden drei Leichen abgeworfen. Jemand hielt eine Fackel darüber, damit die Verteidiger auf der Mauer die Gesichter der Toten erkennen konnten.
      „Der alte Kastellan“, sagte der Schwarze Lorren.
      „Mit Leobald Tallhart und Cley Cerwyn.“ Den jungen Lord hatte ein Pfeil ins Auge getroffen, und Ser Rodrik hatte den linken Arm bis zum Ellbogen eingebüßt. (Die Saat des Goldenen Löwen, S. 586 f. [Theon VI])
      [Varys:] Gestern bei Anbruch der Dämmerung hat unser tapferer Lord Randyll außerhalb von Dämmertal Robett Glover gestellt und ihn am Meer in die Enge getrieben. Auf beiden Seiten gab es hohe Verluste, aber am Ende gewannen unsere treuen Mannen die Oberhand. Von Ser Helman Tallhart heißt es, er sei gefallen, zusammen mit tausend anderen. Robett Glover führt die Überlebenden in blutiger Unordnung zurück nach Harrenhal und lässt sich vermutlich nicht träumen, dass er unterwegs dorthin auf den kühnen Ser Gregor und seine treu Ergebenen stoßen wird.“ (Sturm der Schwerter, S. 352 [Tyrion III])


      Die Tore von Dämmertal waren verschlossen und verriegelt. […] Bei Tagesanbruch erschienen Wächter hinter den Zinnen. Die Bauern kletterten auf ihre Karren und schnalzten mit den Zügeln. Brienne stieg ebenfalls auf […]
      Die Wachen winkten die Wagen durch das Tor und widmeten ihnen kaum einen Blick […] [Der Hauptmann] gab den Wachen einen Wink. „Lasst sie passieren, Jungs. Es ist ein Mädel.“
      Aus dem Torhaus gelangte man auf einen Marktplatz, wo die Bauern, die vor Brienne hereingekommen waren, ihre Rüben, Gemüsezwiebeln und Säcke mit Gerste abluden und feilboten. Auch Waffen und Rüstungen wurden zum Verkauf angeboten, schlechte jedoch, wenn man nach den Preisen ging, die ausgerufen wurden, als sie vorbeiritt. Die Fledderer kommen mit den Aaskrähen nach jeder Schlacht. […] Auch Kleidung war zu haben: Lederstiefel, Fellmäntel, verschmutzte Umhänge mit verdächtigen Rissen. Viele der Abzeichen kannte sie: die gepanzerte Faust [der Glovers], den Elch [der Hornwalds], die weiße Sonne [der Karstarks], die Doppelaxt [der Cerwyns], sämtlich Wappen des Nordens. (Zeit der Krähen, S. 204 ff. [Brienne II])


      Unglücklicherweise für die Boltons kann und wird Manderly die Hornwalds, Cerwyns und Tallharts darüber in Kenntnis setzen, sofern diese noch nicht selbst verstanden haben, wer für ihre Unglücksfälle verantwortlich ist.

      Davos dachte an die Geschichten, die sie gehört hatten. „Winterfell wurde von Theon Graufreud besetzt, der einst das Mündel von Lord Stark war. Er hat Starks beiden jüngsten Söhne töten und ihre Köpfe auf den Burgmauern zur Schau stellen lassen. Als die Nordmänner kamen, um ihn zu vertreiben, hat er alle Bewohner der Burg mit dem Schwert niedermachen lassen bis hin zum letzten Kind, ehe er selbst von Lord Boltons Bastard erschlagen wurde.“
      „Nicht erschlagen“, widersprach [Robett] Glover, gefangen genommen und zurück nach Grauenstein geschleppt. Der Bastard zieht ihm die Haut ab.“
      Lord Wyman nickte. „Die Geschichte, die Ihr da erzählt habt, haben wir alle gehört, und sie enthält so viele Lügen wie ein Kuchen Rosinen. Es war der Bastard von Bolton, der die Bewohner von Winterfell dem Schnee überantwortet hat … damals, als er noch Ramsay Schnee war, ehe der Kindkönig ihn zu einem Bolton gemacht hat. […] Roose Bolton lügt über seinen Anteil an der Roten Hochzeit, und sein Bastard lügt über den Untergang von Winterfell.“ (Der Sohn des Greifen, S. 591 f. [Davos IV])


      Sogar das einfach Volk von Königsmund hat keine Schwierigkeiten, die Schuldigen hinter der Roten Hochzeit herauszufinden. Es braucht kein Genie, um zu sehen, dass Roose und Tywin unter einer Decke gesteckt haben, wo doch Roose auf mysteriöse Weise das Massaker bei den Zwillingen überlebt, um vom Eisernen Thron zum Wächter des Nordens ernannt zu werden, mit einem neuen Frey-Weib an seiner Seite. Und dann besitzen die Boltons die Unverschämtheit, zweitausend Freys in den Norden zu bringen und sogar in Winterfell selbst zu beherbergen.

      „Mylords, Ihr wisst es vielleicht nicht“, sagte Qyburn, „aber in den Weinschenken und Suppenküchen dieser Stadt geht ein Gerücht um, demzufolge die Krone möglicherweise an Lord Walders Verbrechen beteiligt gewesen sein könnte.“
      Die anderen Ratsmitglieder starrten ihn unsicher an. „Bezieht Ihr Euch auf die Rote Hochzeit?“, wollte Aurane Wasser wissen. „Verbrechen?“, fragte Ser Harys. Pycelle räusperte sich laut. Gil hustete.
      „Vor allem diese Spatzen nehmen kein Blatt vor den Mund“, warnte Qyburn. Die Rote Hochzeit war ein Verstoß gegen alle Gesetze von Göttern und Menschen, sagen sie, und diejenigen, die ihre Finger im Spiel hatten, sind verdammt.“ (Zeit der Krähen, S. 378 f. [Cersei IV])


      Manderly hört die Wahrheit über die Plünderung Winterfells wahrscheinlich von Wex, aber der stumme Eisenmann ist nicht der einzige noch lebende Zeuge zu Ramsay Untat. Überlebende der Schlacht vor den Toren Winterfells haben sich Stannis' Marsch angeschlossen (Jon VII, ADWD), möglicherweise auf Geheiß der Mormonts. Ebenso ist Robett Glover ein Überlebender von Dämmertal und kann recht einfach die Lüge von Bolton aufdecken, dass er für diese Torheit verantwortlich sei, da er unachtsam infolge der Eroberung von Torrhenschanze gewesen sei. An der Rubinfurt kostet Roose' Verzögerung bei der Überquerung des Flusses weitere zweitausend Männer – darunter Norreys, Lockes und Wylis Manderly, der gefangen genommen wird – als Gregor Clegane sie einholt (Catelyn VI, ASOS). Da nun der Verrat der Boltons entlarvt ist, erscheinen Dämmertal und die Rubinfurt auf einmal als kalkulierte Schachzüge von Roose' Anteil daran, die ihm folgenden Nordmänner bluten zu lassen.
      Was am wichtigsten ist, Manderly bringt gute Neuigkeiten über die Starks nach Winterfell. Welchen von Neds Söhnen er auch immer im Auge hat, Manderly kann das vollbringen, von dem Roose weiß, dass es die Häuser des Nordens in Scharen desertieren lassen wird.

      [Roose zu Ramsay:] „Im Augenblick scheinen wir stark zu sein, ja. Wir haben in den Lannisters und den Freys mächtige Freunde, und ein Großteil des Nordens hält zähneknirschend zu uns … Aber was wird wohl passieren, wenn einer von Ned Starks Söhnen auftaucht?“ (Der Sohn des Greifen, S. 643 [Theon/Reek III])
      Lady Staublin ebenfalls.
      Auf dem Podest saß Lord Wyman Manderly zwischen zwei seiner Ritter aus Weißwasserhafen und löffelte Haferbrei in seinen fetten Wanst. Es schmeckte ihm anscheinend nicht annähernd so gut wie die Schweinepasteten auf der Hochzeit. Anderswo sprach der einarmige Harwald Feist mit dem ausgezehrten Hurentod Umber. (Ein Tanz mit Drachen, S. 65 [Theon V/Der Abtrünnige])


      Wie die Theorie besagt, verbreitet Hurentod Manderlys Worte. Feist ist Vasall von Lady Staublin und beherbergt Ramsay zu einem früheren Zeitpunkt in seiner Festung, zweifellos unglücklich darüber, die kostbaren Wintervorräte für seine Leute schwinden zu sehen, um Ramsays Eitelkeit zu befriedigen. Ganz zu schweigen davon, dass Ramsay nichts unternimmt, um seine Mädchen davon abzuhalten, einen von Feists Hunden zu töten (Theon/Reek III, ADWD)
      Haus Boltons Herrschaft über den Norden beruht auf einer Luftmatratze aus Lügen und Täuschung, kaum funktionsfähig in einem See von nördlichem Groll, und Manderly hat sowohl die Mittel als auch den Willen, die dünne Hülle zu zerstechen. (Wie ich diese Metaphern liebe...)Was hat Manderly Lady Staublin zu sagen? Und wie wird sie reagieren? Dazu mehr im nächsten Teil.




      Teil 6
      Der Norden: Männer der Starks

      The Lady Doth Protest Too Much (Dieser Satz stammt ursprünglich aus Shakespeares Hamlet und hat sich als Sprichwort dafür eingebürgert, wenn eine Person immer wieder eine bestimmte Sache von sich gibt, gerade dadurch aber unglaubwürdig wirkt.

      Zuletzt bei der Grand Northern Conspiracy: Harwald Feist, Lady Staublins Vasall, wurde gesehen, wie er leise mit Hurentod Umber gesprochen hat, einem Partner von Lord Manderly, wie aus ACOK bekannt ist. Worüber haben sie gesprochen? Schauen wir uns nur einmal Lady Staublins Rundgang durch die Gruft von Winterfell später in dem Kapitel an.
      Theon wandert nach dem Frühstück für einige Zeit ziellos umher, geistert durch die zerstörten Teile der Burg, klettert auf die Festungsmauern und beichtet im Götterhain. Während dieses Zeitraums hat Lady Staublin ihre Männer die Keller und sogar die Gefängnisse auf den Eingang zu der Gruft absuchen lassen. Anhand von Theons Anweisungen finden sie den Eingang, verbringen dann eine halbe Stunde damit, sich durch den Schnee und Schutt zu graben, um die gefrorene Tür freizulegen, welche mit einer Axt aufgebrochen werden muss. All diese Mühen, nur um alten Groll zu pflegen, lediglich kalten Stein, Theon und die schweigenden Toten als Begleiter? Was könnte Lady Staublin noch für einen Grund haben, die Gruft aufzusuchen?
      Wie die Theorie besagt, hat sie erst an diesem Morgen durch Feist und Hurentod (welche es von Manderly wissen) von dem Überleben Brans und Rickons gehört. Die Jungen, Osha, Jojen, Meera und Hodor haben sich ihren Verfolgern entzogen, indem sie sich in der Gruft versteckt haben. Was Bran dem sterbenden Maester Luwin erzählt, während Wex sie von seinem eigenen Versteck im Herzbaum aus belauscht. Brans Gruppe hinterlässt außerdem Hinweise auf ihren Aufenthalt.

      Osha trug ihren langen Eichenspeer in der einen Hand und die Fackel in der anderen. Ein Schwert ohne Scheide hatte sie sich über den Rücken gehängt, eins der letzten, die Mikkens Zeichen trugen. Er hatte es für Lord Eddards Gruft geschmiedet, um seinen Geist zu beruhigen. Da Mikken jedoch ermordet worden war, und die Eisenmänner die Waffenkammer bewachten, konnten sie gutem Stahl nicht widerstehen, selbst wenn sie ein Grab ausrauben mussten. Meera hatte Lord Rickards Klinge genommen und beschwerte sich nun, sie sei zu schwer. Bran holte sich die Waffe seines Namensvetters, das Schwert des Onkels, den er nie kennengelernt hatte. (Die Saat des goldenen Löwen, S. 625 [Bran VII])


      Sogar Hodor entwendet ein Schwert auf dem Weg nach draußen.

      Sein Schwert hatte der Stalljunge ganz vergessen, aber jetzt erinnerte er sich daran. „Hodor!“, krähte er. Er ging seine Waffe holen. Drei Schwerter hatten sie aus der Gruft von Winterfell mitgenommen, wo Bran und Bruder Rickon sich vor den Eisenmännern Theon Graufreuds versteckt hatten. Bran hatte das Schwert seines Onkels Brandon für sich beansprucht, Meera das, welches sie auf den Knien seines Großvaters Lord Rickard entdeckt hatte. Hodors Waffe, ein riesiges schweres Stück Eisen, war viel älter, stumpf, weil es jahrhundertelang vernachlässigt worden war, und mit Rostflecken übersät. (Sturm der Schwerter, S. 185 [Bran I])


      Als Lady Staublin mit Theon in der Gruft ist, bemerkt sie vor allem die fehlenden Schwerter.

      „Diesem König fehlt ein Schwert“, stellte Lady Staublin fest.
      Das stimmte. Theon erinnerte sich nicht daran, welcher König es war, aber das Langschwert, das er hätte halten sollen, war verschwunden. […] Sie gingen weiter. Barbra Staublins Gesicht wurde bei jedem Schritt härter. Dieser Ort gefällt ihr nicht besser als mir. Theon hörte sich sagen: „Mylady, warum hasst Ihr die Starks?“
      Sie sah ihn eingehend an: Aus dem gleichen Grund, aus dem Ihr sie liebt. […] Warum liebt Ihr die Starks?“
      „Ich ...“ Theon legte eine behandschuhte Hand an eine Säule. „... ich wollte einer von ihnen sein ...“
      „Und das war unmöglich. Wir haben mehr gemeinsam, als Ihr ahnt, Mylord. Aber kommt.“
      Ein Stück weiter standen drei Grabmäler eng beieinander. Hier blieben sie stehen. „Lord Rickard“, stellte Lady Staublin fest und betrachtete die Figur in der Mitte. Die Statue ragte über ihnen auf – mit langem Gesicht, Bart und ernster Miene. Er hatte die gleichen Steinaugen wie die anderen, sah aber traurig aus. „Sein Schwert fehlt ebenfalls.“
      Das stimmte. „Jemand muss hier unten gewesen sein und Schwerter gestohlen haben. Brandons Schwert ist auch verschwunden.“ (Ein Tanz mit Drachen, S. 79 f. [Theon V/Der Abtrünnige])


      Ich nehme an, dass die eigentliche Absicht von Lady Staublin in der Gruft darin besteht, Wex' Geschichte zu verifizieren. Was sie Theon über ihre eigene Vorgeschichte mit den Starks erzählt, ist natürlich keine Lüge, dient aber als guter Vorwand für ihre Nachforschungen, falls Ramsay oder, schlimmer noch, Roose ihr Handeln hinterfragen. Auch wenn Lady Staublin Theon warnt, nichts von dem Gesagten weiterzugeben, muss sie doch wissen, dass er bei dem Versuch scheitern würde, irgendetwas vor den Boltons zu verheimlichen, wenn diese ihn geradeheraus fragen würden. Theon und sein Glaube an ihren Hass auf die Starks stellen ihr Alibi dar.
      Roose scheint sich Lady Staublins Loyalität zu Haus Bolton sicher zu sein. Warum sollte sie ihn im Stich lassen? Was auch immer die Starks ihr angetan haben, so bleibt doch der Fakt, dass Rickard, Brandon und nun auch Ned alle tot sind und deswegen nicht länger ein befriedigendes Ziel für ihren Groll darstellen. Selbstverständlich dürfte Lady Staublin aus Prinzip immer noch ihren Groll gegen die Starks hegen. Es sei denn, Ramsay lebt. Lady Staublin verachtet Ramsay, und diese Abscheu beruht auf Gegenseitigkeit.

      „Eigentlich hättet Ihr es sein sollen, der das Fest gibt, um meine Rückkehr zu feiern“, beschwerte sich Ramsay, „und es hätte in Hügelhall sein sollen, nicht in diesem Pisspott von einer Burg.“
      „Hügelhall und seine Küchen stehen nicht unter meinem Befehl“, sagte sein Vater milde. „Ich bin dort nur zu Gast. Die Burg und die Stadt gehören Lady Staublin, und sie kann dich nicht ausstehen.“
      Ramsay Miene verfinsterte sich. „Wenn ich ihr ihre Zitzen abschneide und sie an meine Mädchen verfüttere, kann sie mich dann leiden? Wird sie mich leiden können, wenn ich ihr die Haut abziehe und mir ein paar Stiefel daraus mache?“
      „Unwahrscheinlich. Und diese Stiefel würden uns einen hohen Preis kosten. Wir würden Hüglingen verlieren, das Haus Staublin und die Ryswells.“ Roose Bolton setzte sich seinem Sohn gegenüber an den Tisch. „Barbra Staublin ist die jüngere Schwester meiner zweiten Gemahlin, Rodrik Ryswells Tochter, die Schwester von Roger, Rickard und meinem Namensvetter Roose, dazu eine Base der anderen Ryswells. Sie hat meinen verstorbenen Sohn gemocht, und sie verdächtigt dich, deine Finger bei seinem Ableben im Spiel gehabt zu haben. Lady Barbra ist eine Frau, die weiß, wie man einen Groll hegt. Sei dankbar dafür. Hüglingen hält dem Haus Bolton vor allem deshalb die Treue, weil sie immer noch Ned Stark die Schuld am Tod ihres Mannes gibt.“
      „Treue?“ Ramsay schäumte. „Die spuckt doch nur auf mich. Es wird der Tag kommen, an dem ich ihre kostbare hölzerne Stadt in Brand setze. Dann soll sie spucken und schauen, ob das die Flammen löscht.“ (Der Sohn des Greifen, S. 642 f. [Theon/Reek III])


      Dass Ramsay Domeric Bolton kaltblütig ermordet hat, ist eines der am schlechtesten gehüteten Geheimnisse im Norden. Ich denke, Lady Staublin würde es vorziehen, dass der Mörder ihres geliebten Neffen seine gerechte Strafe zugeführt bekommt, als wegen ihrer Vendetta gegen die Starks ein Regime zu unterstützen, in welchem Ramsay als Erbe legitimiert wurde. Wer als Lord Staublin selber ist an seinem Tod Schuld, da er aus Stolz beschlossen hat, mit in den Süden zu ziehen.
      Darüber hinaus wäre Lady Staublin nicht die Einzige, die darunter zu leiden hätte, wenn Ramsay die Herrschaft über den Norden rechtmäßig oder anderweitig erben würde. Hüglingen und seine Bewohner dürften Opfer von Ramsays ungezügeltem Zorn werden, und die kleineren Lords unter ihrem Schutz, wie beispielsweise Feist, wären nicht viel besser dran. Im unwahrscheinlichen Falle, dass Ramsay sich irgendwie damit zurückhält, alte Rechnungen mit einem Amoklauf zu begleichen, hat er immer noch kein Konzept dafür, das Wohlergehen seiner Gebiete und Leute über seine Maßlosigkeit zu stellen. Was man auch Gutes oder Schlechtes über die Starks sagen kann, sie sind gerechte Herrscher und man kann ihnen zutrauen, den Norden durch einen harten Winter zu führen, wie sie es für Tausende von Jahren getan haben.
      Und zuletzt zieht Lady Staublin Parallelen zwischen ihr selbst und Theon, welcher zu der Einsicht gekommen ist, dass er die Starks niemals wirklich gehasst hat. Er liebt sie als die ihm einzige ihm bekannte Familie und war verbittert darüber, dass er kein vollständiges Mitglied sein konnte. Es sind sechzehn Jahre seit Roberts Rebellion vergangen. Sicherlich ist sie mal in sich gegangen und eventuell sogar zum gleichen Fazit wie Theon gelangt? Sie hat Brandon geliebt und vielleicht Lyanna als weitere Schwester ebenfalls, beide wild und ungestüm und wunderschön.
      In dem Moment, als sie aus der Gruft herauskommt, hat sich Lady Staublin meiner Meinung nach dazu entschieden, sich an Manderlys Verschwörung zu beteiligen. Und sie bringt die Ryswells gleich mit.
      Gibt es irgendwelche Hinweise dafür, dass Lady Staublin und die Ryswell (vermutlich) ihren Bündnispartner gewechselt haben? Die gibt es in der Tat!

      [Staublin:] Und Lord Wyman ist nicht der einzige, der auf der Roten Hochzeit Verwandte verloren hat, Frey. Glaubt Ihr vielleicht, Hurentod würde Euch lieber mögen? Wenn Ihr nicht den Großjon in Eurer Gewalt hättet, würde er Euch die Eingeweide herausreißen und sie Euch fressen lassen, so wie Lady Hornwald ihre Finger gefressen hat. Flints, Cerwyns, Tallharts, Schiefers... Sie alle hatten Männer beim Jungen Wolf.“
      „Das Haus Ryswell ebenfalls“, sagte Roger Ryswell.
      „Sogar die Staublins aus Hüglingen.“ Lady Staublin verzog die Lippen zu einem schmalen, wölfischen Lächeln. „Der Norden erinnert sich, Frey.“ (Ein Tanz mit Drachen, S. 179 f. [Theon VI/Ein Geist in Winterfell])


      Wir Leser erfahren nicht nur, dass Ryswells und Staublins auf der Roten Hochzeit gestorben sind, sondern auch, dass Lady Staublin Manderlys Rache-Slogan mit einem schmalen, wölfischen Lächeln zitiert.

      „Um gegen Lord Stannis zu kämpfen, müssten wir ihn zunächst einmal finden“, warf Roose Ryswell ein. „Unsere Kundschafter ziehen durch das Jagdtor hinaus, aber in letzter Zeit ist keiner mehr zurückgekehrt.“ (Ein Tanz mit Drachen, S. 172 [Theon VI/Ein Geist in Winterfell])


      Kundschafter der Ryswells? Man erinnere sich nun an die eine Theorie, welche besagt, dass sich Robett Glover an der Spitze einer weiteren nördlichen Armee außerhalb der Mauern von Winterfell befindet, nachdem er in Manderlys Schatten die Weißklinge aufwärts marschiert ist und sich im Schutze des Schneesturms genähert hat. Möglicherweise haben die vermissten Kundschafter den Auftrag, Kontakt zu Glover herzustellen und über die Entwicklungen in Winterfell zu informieren? Zumindest wurden sie bis jetzt nicht, weder tot noch lebendig, von Stannis' Leuten gefunden.

      „Jedem Mann da draußen muss der Pimmel zu Eis erstarrt sein“ [lachte Rickard Ryswell].
      „Lord Stannis hat sich im Sturm verirrt“, sagte Lady Staublin. „Er ist meilenweit entfernt und entweder schon tot oder kurz davor. Soll der Winter sich von seiner schlimmsten Seite zeigen. Ein paar Tage noch, und der Schnee wird ihn und sein Heer begraben haben.“
      Und uns auch, dachte Theon und staunte über ihre Torheit. Lady Barbra war aus dem Norden und hätte es besser wissen müssen. Die alten Götter lauschten vielleicht. (Ein Tanz mit Drachen, S. 169 [Theon VI/Ein Geist in Winterfell])


      Vielleicht weiß sie es in der Tat besser, versucht aber Zeit herauszuschlagen. Sowohl für die Verschwörer, um ihre Vorbereitungen zu vollenden, als auch für Stannis, um mit einer Reservearmee einzutreffen.

      „Was wollt Ihr damit andeuten, Frey?“ Der Lord von Weißwasserhafen wischte sich den Mund mit dem Ärmel ab. „Mir gefällt Euer Ton nicht, Ser. Nein, kein verfluchtes kleines bisschen gefällt mir daran.“
      „Dann kommt mit hinaus in den Hof, Ihr Fettsack, und ich werde Euch in mehr verfluchte kleine Stückchen schneiden, als selbst Ihr verdauen könnt“, gab Ser Hosteen zurück.
      Wyman Manderly lachte, doch ein halbes Dutzend seiner Ritter waren sofort auf den Beinen. Es fiel Roger Ryswell und Barbra Staublin zu, sie mit leisen Worten zu beschwichtigen. Roose Bolton schwieg. Aber Theon Graufreud sag etwas in seinen farblosen Augen, das er dort nie zuvor bemerkt hatte – Unbehagen und sogar einen Hauch Angst. (Ein Tanz mit Drachen, S. 173 [Theon VI/Ein Geist in Winterfell])


      Roose ist sich seit langem darüber im Klaren, dass Manderly Verrat plant (Theon/Reek III, ADWD), aber dass Lord Wyman seine Zurückhaltung verliert und den Freys beim Essen offen entgegentritt, muss den Eindruck vermitteln, dass die Pläne seines fetten Freundes kurz vor der Vollendung stehen. Und ich denke nicht, dass sich Roose sicher ist, was das für Pläne sind und wer darin involviert ist, wie man an dem Hauch von Angst sieht, welchen Theon wahrnimmt.
      Mit Lady Staublin und den Ryswells an Bord hat sich fast jedes Haus im Norden gegen die Boltons gewendet, ganz zu schweigen von den Freys, welche zu diesem Zeitpunkt wandelnde Leichen sind. Dass Manderly die Freys im letzten Theon-Kapitel provoziert, könnte eine vorsätzliche Handlung sein, um Roose zu dem zu bewegen, was er dann auch macht – nämlich die Männer der Freys und Manderlys zusammen nach draußen zu schicken, um die Schlacht zu Stannis zu tragen. Wesentlich wahrscheinlicher ist meiner Meinung nach, dass die Truppen der Manderlys den Freys bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken fallen werden – sagen wir mal, nachdem die Vorhut in einen gefrorenen See gefallen ist – und sich dann mit Stannis und seinen viertausend Nordmännern verbündet, um Winterfell einzunehmen und die Boltons abzusetzen.

      Das Problem mit Stannis Baratheon

      Der Großjon hatte einst das ein oder andere zu Stannis zu sagen.

      „Renly Baratheon bedeutet mir nichts, ebenso Stannis. Warum sollten sie über mich und die meinen herrschen, von irgendeinem blumenumrankten Thron in Rosengarten oder Dorne aus? Was wissen die von der Mauer oder dem Wolfswald oder den Hügelgräbern der Ersten Menschen? Selbst deren Götter sind die falschen. Und sollen die Anderen auch gleich die Lannisters holen, von denen habe ich genug.“ [Der Großjon] langte über seine Schulter und zog sein mächtiges beidhändiges Großschwert. „Warum sollten wir uns nicht wieder selbst regieren? Wir haben die Drachen geheiratet, und alle Drachen sind tot!“ Er zeigte mit der Klinge auf Robb. „Dort sitzt der einzige König, vor dem ich auf die Knie fallen würde, M'lords“, donnerte er. „Der König des Nordens!“ (Das Erbe von Winterfell, S. 500 [Catelyn XI])


      Nun, wie sich herausstellt, weiß Stannis in der Tat wenig über die Mauer und den Wolfswald, aber er ist bereit, durch schmerzhafte praktische Erfahrungen zu lernen. Sein mutiger Entschluss in ADWD, den Norden von den Boltons und Freys zu befreien, hat ihm viele Bewunderer eingebracht. Und vielen Lesern erschiene es als pure Undankbarkeit von den Nordmännern, Stannis später auf verräterische Weise als ihren König abzulehnen, was die Ehre des Nordens sicherlich für immer beflecken würde.
      Unglücklicherweise für Stannis gibt es zwei größere Faktoren, die gegen ihn arbeiten: 1) Sein Roter Gott, immer hungrig nach Opfern, ist immer noch der falsche. 2) Die Nordmänner lieben die Starks einfach mehr und scheren sich nicht um den Eisernen Thron.

      Sechs Männer der Königin stellten zwei riesige Kiefernstämme in die Löcher, die sechs andere Männer der Königin ausgehoben hatten. Asha brauchte sie nicht nach dem Zweck zu fragen. Sie wusste es. Pfähle. Bald würde die Nacht anbrechen, und der Rote Gott musste gefüttert werden. Ein Opfer aus Blut und Feuer, nannten es die Männer der Königin, auf dass der Herr des Lichts sein flammendes Auge auf uns richtet und diesen dreimal verfluchten Schnee schmilzt.
      „Selbst an diesem Ort voller Furcht und Dunkelheit beschützt uns der Herr des Lichts“, verkündete Godry Farring den Männern, die zuschauten, wie die Pfähle in die Löcher gerammt wurden.
      „Was hat Euer Südländergott mit dem Schnee zu schaffen?“, fragte Artos Flint. Sein schwarzer Bart war eisverkrustet. „Der Schnee ist der Zorn der alten Götter, der über uns gekommen ist. Sie sollten wir beschwichtigen.“
      „Ja“, sagte der Große Eimer Wull. „Der Rote Rahlu hat hier nichts zu sagen. Ihr verärgert die alten Götter nur noch mehr.“ […]
      Die vier Opfer wurden Rücken an Rücken angekettet, jeweils zwei an einen Pfahl. […] Bei Stannis' Anblick begannen zwei der gefesselten Männer um Gnade zu flehen. Der König lauschte schweigend und knirschte mit den Zähnen. Dann sagte er zu Godry Farring: „Ihr dürft anfangen.“ […]
      Nach einer Weile hörte das Schreien auf. […]
      Clayton Suggs gesellte sich zu ihr. „Hat der eisernen Fotze die Vorstellung gefallen? […] Es kommen bestimmt noch mehr Zuschauer, wenn Ihr Euch am Pfahl windet.“ […]
      [Alysane:] „Lady Asha ist nicht für den Scheiterhaufen bestimmt.“
      „Ist sie doch“, beharrte Suggs. „Wir dulden diese Dämonenanbeterin schon viel zu lange bei uns.“ […]
      Die Bärin sagte: „Und wenn Ihr sie verbrannt habt und es weiterschneit? Wen verbrennt Ihr dann als Nächstes? Mich?“
      Asha konnte den Mund nicht länger halten. „Warum nicht Ser Clayton? Vielleicht würde R'hllor einer von seinen eigenen Gläubigen gefallen.“ […]
      Ser Justin lachte. Suggs fand das weniger komisch. „Lacht nur, Massey. Wenn es nicht aufhört zu schneien, werden wir ja sehen, wer zuletzt lacht.“ Er schaute hinüber zu den Toten an den Pfählen, lächelte und gesellte sich zu Ser Godry und den anderen Männern der Königin. […]
      [Massey:] „Würdet Ihr Euch [zum Abendessen] zu mir gesellen, Myladys?“
      Aly Mormont schüttelte den Kopf. „Mir ist der Appetit vergangen.“
      „Mir auch. Dennoch solltet Ihr lieber ein wenig Pferdefleisch hinunterwürgen, sonst werdet Ihr Euch bald wünschen, es getan zu haben.“ […]
      Aly schüttelte den Kopf. „Ich nicht.“ (Ein Tanz mit Drachen, S 482 ff. [Asha III/Das Opfer])
      Man kann denke ich mit ziemlicher Sicherheit folgern, dass Alysane Mormont weder von R'hllor, noch von seinen Anhängern, noch davon beeindruckt ist, wie grausamn Stannis' Bestrafungen ausfallen. Ebensowenig sind es die Männer der Bergstämme. Auffälligerweise werden beim Abendessen Artos Flint, der Große Eimer Wull und die restlichen Stammführer nicht erwähnt, was möglicherweise darauf hindeutet, dass sie abwesend sind. Das hat zu Spekulationen geführt, dass Alysane eine Versammlung mit den Kleyns, Norreys, Wulls und Flints abhält, welche Stannis zu Beginn wohlgesinnt waren, als er mit ihnen gespeist hat.
      Jon warnt Melisandre zu einem früheren Zeitpunkt, dass die Bergstämme keine Beleidigungen an ihren Herzbäumen hinnehmen werden (Jon IV, ADWD). Melisandre begleitet Stannis nicht nach Winterfell, aber nichtsdestotrotz ist den alten Göttern nicht der gebührende Respekt erwiesen worden. Schlimmer noch, da sich nun Flints und Norreys in der Schwarzen Festung aufhalten, könnten sich die Neuigkeiten verbreiten, dass Stannis' Rote Priesterin und die Männer der Königin, die Wildlinge zwingen, Teile der heiligen Wehrholzbäume zu verbrennen, als diese die Mauer durchqueren. Die Nordmänner sind bereit, die Verehrung der Sieben zu dulden, da eine Septe hier und dort ihre Götterhaine nicht stört. R'hllor jedoch ist ein eifersüchtiger Gott und seine Anhänger sind arrogante Südländer, die gewaltsam bekehren.
      Solange Stannis, seine Königin oder seine Männer damit fortfahren, den fanatischen R'hllortismus zu unterstützen, wird er den Norden meiner Meinung nach niemals halten können. Sogar Weißwasserhafen wäre argwöhnisch, da die Sieben ebenso wie die alten Götter Brennstoff für R'hllors Feuer sind, und viele Leute der Manderlys haben zweifellos die Religion der Ersten Menschen angenommen, seit sie vor tausend Jahren bei den Starks um Zuflucht gebeten haben.
      Stannis' zweites Hindernis ist die auffällige Isolation, in der sich der Norden seit der Eroberung bis zu Roberts Rebellion und danach befindet. Obwohl offiziell Teil des Reiches und in Abhängigkeit vom Eisernen Thron, sind die Starks praktisch immer noch Könige. Die Zahl der bekannten Targaryens, die in den vergangenen drei Jahrhunderten nördlich der Eng gereist sind, lässt sich an einer Hand abzählen: 1-2) König Jaehaerys, der Erste seines Namens, mit seiner Frau, der Gütigen Königin Alysanne, ihren Drachen und der Hälfte des Hofes; 3) Ei, als er Dunk in der kommenden Erzählung „The She-Wolves of Winterfell“ als Page gedient hat; 4-5) Maester Aemon begleitet von Blutrabe, beide um das Schwarz anzulegen. Sogar Robert besucht den Norden nie außer in AGOT und neun Jahre früher, um Balon Graufreuds Rebellion niederzuschlagen.
      Während jeder, der auf dem Eisernen Thron sitzt, in Königsmund bleibt, tut das gesamte Reich so, als ob der Norden nicht in Wirklichkeit von Winterfell regiert wird. Ich vermute aber, dass Stannis als rechtmäßiger König von Westeros, so unnachgiebig er bei seiner Forderung nach Treue ist, nicht zufrieden mit einer Vereinbarung sein wird, nach der seine königlichen Befehle zuerst von einem Stark bestätigt werden müssen, bevor sie ausgeführt werden.
      Wenn er dies allerdings beanstandet, würde er das Vermächtnis der Starks in Frage stellen, welches nach tausenden Jahren mehr oder weniger durchgehender Herrschaft fast ein Mythos ist. Wenn der Norden von Wildlingen oder Eisenmännern bedroht wird, sind es die Starks, die die Männer zu den Waffen rufen. Ein Stark baute die Mauer und führte den Kampf gegen die Anderen an. Die Starks schlugen die eindringenden Andalen zurück, wodurch der Norden zum einzig verbliebenen Königreich der Ersten Menschen wurde, doch bereitwillig übergaben sie ihre Krone den Targaryens, um ihre Leute vor Drachenfeuer zu verschonen. Sie servieren ihr bekannte Gerechtigkeit Deserteuren und anderen Verbrechern. Sie bestrafen rebellische Gefolgsleute, nehmen Geiseln wenn nötig und heiraten in die Familien des Nordens ein, um Bündnisse zu schließen. Mit den beheizten Mauern und Glasgärten Winterfells sorgen sie wahrscheinlich für die Grundbedürfnisse (Essen, Unterkunft) des einfachen Volks während der langen Winter. Auf unzählige Weise haben die Starks im Kleinen wie im Großen ihren Mut unter Beweis gestellt. So sehr, dass sogar ihre Erzfeinde, die Wildlinge, es nicht ertragen, die Worte der Starks aus dem Mund des Verräters Theon zu hören (Theon VII, ADWD).
      Kein südlicher Lord kann meiner Meinung nach hoffen, mit der Idee der Starks konkurrieren zu können. Sie repräsentieren für die Nordmänner seit Generationen Schutz und Stabilität während der harten Winter. Alys Karstark ersucht Hilfe von Jon als „letztem Sohn von Eddard Stark“, nicht von Stannis, ungeachtet dessen, dass Robb ihren Vater geköpft hat und die Nachtwache offiziell neutral ist (Jon IX, ADWD).
      Darüber hinaus haben die Nordmänner Stannis keine Eide geschworen, die sie als bindend erachten würden. Die Grand Northern Conspiracy startet, sofern sie wahr ist, bereits vor Stannis' Ankunft an der Mauer. Die Mormonts und Glovers, Manderly und die anderen Stark-Loyalisten hätten mit oder ohne Stannis gegen die Boltons agiert. Und bei Winterfell ist Stannis nun von den Nordmännern abhängig, welche den Hauptteil seiner Armee ausmachen, besonders wenn man den Schwund seiner südlichen Ritter betrachtet.
      Was das bedeutet das also für Stannis? Wenn es wieder einen Stark in Winterfell gibt, könnten die Nordmänner zu ihm sagen: „Wir danken Euch für Eure Hilfe, Euer Gnaden. Wisst, dass der Norden Euch und die Euren immer willkommen heißen wird. Der Eiserne Thron? Er ist weit entfernt und wir gönnen ihn Euch. Tötet ein paar Lannisters für uns!“ Was könnte Stannis tun, wenn die Lords des Nordens verweigern, sich an seinem Krieg zu beteiligen? Eigentlich nichts.




      Teil 7 fehlt leider noch.
      Wie gesagt, gleicht einer wissenschaftlichen Arbeit und dauert sicherlich ne Stunde sich das durchzulesen, aber wer auf sowas steht sollte sich das nicht entgehen lassen.
    • Bin gerade bei der Hochzeit zwischen Alys und Sigorn und dieser Patchface lässt mir mal wieder keine Ruhe.
      Hab mal was auf le reddit xD gefunden, was ich recht einleuchtend fand:
      reddit.com/r/asoiaf/comments/1…popular_patchface_theory/

      Interessant dazu auch dieser Kommentar:
      reddit.com/r/asoiaf/comments/1…_patchface_theory/cbmx3ap

      Was macht ihr so aus Patchface' Gebrabbel?

      Gibt ja noch viel bessere Theorien
      reddit.com/r/asoiaf/comments/1…on_apply_directly_to_the/

      reddit.com/r/asoiaf/comments/1…e_revisited_why_it_might/

      reddit.com/r/asoiaf/comments/1…igh_septon_tinfoil_theory

      Muss glaube ich öfters mal auf r/asoiaf gehen 8o

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    • Flickenfratz ist für mich ein klassischer Charakter der sehr mysteriös ist, sehr interessant dargestellt wurde, durch die verschiedenen Prophezeiungen, trotzdem nicht wirklich eine weitere große Rolle spielen wird und das ist das tolle an der Buchreihe. Es ist so detailreich und man kann sich richtig in irgendwelche Theorien reinsteigern.
      "The only time success comes before work is in the dictionary"
    • Also ist schon ziemlich obv wenn man mal drüber nachdenkt.
      Und wenn man abcheckt was man über die Sand Snakes weiß und dann die beiden Kapitel, die wir aus Oldtown haben, mit dem vergleicht was über Sarella gesagt wird, dann kannste da schon drauf kommen.
    • ich glaube ja auch, dass es die selbe person ist. Ich meine nur, dass ich da niemals nicht von alleine drauf gekommen wäre, selbst wenn ich das buch 5 mal lese. Einfach weil es so viele verschiedene Nebencharaktere gibt und man versucht sich auf die wichtigsten zu konzentrieren.
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