Literatur-Thread

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    • Der beste erste Satz in einem Roman ist für mich aus Kafkas Prozess:

      "Jemand musste Josef K. verleumdet haben, denn ohne dass er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet."

      Das triggert bei mir immer schon direkt diese diffuse Angst und das Unbehagen, welches den gesamten Rest des Buches andauert.
    • Habs glaub ich schonmal gesagt, aber in der Mittelstufe sollte man meiner Meinung nach entweder Bücher lesen, die offensichtlich Probleme von Leuten in deren Alter beschreiben, oder, wenn es irgendwelche Klassiker von Macbeth bis Iphigenie auf Tauris sein müssen, das Werk vor allem hinsichtlich der Aspekte interpretieren, die 15jährige interessant finden könnten. Niemandem ist damit geholfen wenn irgendwelche abgespacten Sachen versucht werden zu vermitteln, wenn 90% das Buch nicht lesen, weil sie kein Interesse daran haben.

      Es muss ja nicht so ultra "wir haben uns alle lieb, ich bin ein cooler Lehrer und wir duzen uns alle" ausarten, aber man kann ja mal mehr auf so zwischenmenschlichen Kram eingehen. Unser Deutschlehrer hat bei Faust zum Beispiel das sehr deutlich gemacht, dass Faust ein alter Kerl ist, der heftig auf Gretchen steht und um sie zu gewinnen einige Fehler macht. Dann lesen den Kram vllt wenigstens mal 40% der Leute und findens vllt cool, dass Mephisto die ganze Zeit busty rhymes von sich gibt oder dass das ganze Buch mit Sprichworten gespickt ist.
      Let's Play: CK2, Patrizier 2, Anno 1800
    • Interesse wecken ist natürlich wichtig.

      Aber andererseits finde ich es (Achtung generelle, völlig ausartende Gesellschaftskritik, die mit dem Kernthema nur indirekt zu tun hat) total schlimm, wenn Leute, gerade in Bezug auf Literatur und Kunst immer reduzieren, reduzieren, reduzieren, nur noch das rausnehmen was (vermeintlich !) noch heute einzig aktuell ist oder ( auch wieder: vermeintlich !) als einziges von Achtklässlern etc. verstanden wird.

      Da gehen ja darüber hinausgehende Inhalte/stilistische Aspekte/historische Wahrnehmung durch Zeitgenossen, sonstige Besonderheiten etc. komplett verloren. Natürlich muss man für Schüler generell und vor dem Hintergrund zur Verfügung stehender Zeit auch mal reduzieren, aber man muss ja nich seiner Zielgruppe alles immer vorverdauen.

      Früher hieß es meist: Wer Literatur nicht versteht, muss sich mehr damit befassen (zumindest da wo es "Pflicht" ist, Schule, Studium etc.) Ob man das dort Gelesene privat mag oder am Ende als "gut geschrieben/inhaltlich stimmig" bewertet, ist ja was anderes.

      Heute dagegen wird häufig als Grundvoraussetzung genommen: Das Werk ist komplex, unsere Kinder dumm/desinteressiert (auch wenn das keiner so sagt), also gehen wir mit dem Niveau drastisch herunter, oder besprechen nur noch altersgruppenrelevante Themen (wobei "altersrelevant" dann aber vom Lehrer bewertet wird, der das ja gar nicht so genau beurteilen kann, ob andere Themen nicht doch interessant auch für junge Leute wären).

      Das Ganze dann meist mit "Kettenreaktions/Teufelskreis"-Folgen, weil die Kinder irgendwann Zehnte Klasse, Abi, Studium, sonstwas machen und immer nur einzelne Aspekte besprochen haben, je nachdem was man gerade für "altersgerecht oder Jugend ansprechend" befand.

      Irgendwo muss man auch mal sagen: Mut zur Komplexität oder halt einfach was anderes nehmen. Aber immer dieses Rauspicken von "Trendthemen" und reduzieren von Werken, ist doch völlig kontraproduktiv....

      Bsp, was damit irgendwie nix zu tun hat und irgendwie doch: Ich geh nur an Weihnachten in die Kirche. Da wurde de letzten 2 Jahre auch Biegen und Brechen versucht, einige Teilnehmer der Story ( edit: Story=Weihnachtsgeschichte, falls das nicht obvious war)als "Flüchtling" zu interpretieren und auch die deutsche Gegenwartsgesellschaft bezogen. Ich hab weder was gegen Flüchtlinge noch gegen "Deutungen", aber dies ist ein Beispiel dafür, das eine Geschichte, die im Kern völlig andere Aussagen hat, aus vermeintlich Gutem Willen völlig verdreht wird und mir kommt es vor, als gäbe es sowas heute häufiger...

      Vllt. ein sinnloser Aufreger von mir an dieser Stelle, weil nur begrenzt auf "Literatur in der 8. Klasse" zu beziehen, aber das habe ich so oft erleben müssen in letzter Zeit....
    • das ding ist finde ich dass hesse halt irgendwie immer das gleiche schreibt
      ist zwar bei vielen autoren so aber bei ihm find ich das schon ziemlich extrem
      letztens glasperlenspiel angefangen und nach 200-300 seiten aufgehört weil sich das ganze doch eher wie schon mal gelesen angefühlt hat

      siddharta fand ich nice weils schön kurz und knackig genau die punkte bei denen hesse meiner meinung nach ne gute einstellung hat darstellt

      wirklich gecatched hats mich jetzt auch nicht aber das liegt halt auch daran dass es jetzt für mich nicht unbedingt was neues war was der boy da geschrieben hat

      für jemanden der die perspektive aufs leben die er generell predigt jedoch noch nicht kennt ist siddharta denke ich jedoch ein nicey buch
    • gibt ja zwei fraktionen, siddartha > steppenwolf und steppenwolf > siddartha
      gehöre der zweiteren an

      bin gespannt biggie

      @dp: hmm finde steppenwolf und siddartha schon unterschiedlich, unterm rad ist definitiv auch nochmal ganz anders (ist aber auch vor seiner """erleuchtung""")
    • Fand die Dichtung und Philosophie in Siddhartha schon ganz knackig. Verstehe zwar nicht so viel von Buddhismus, da ich mich mit diesem nie so wirklich auseinandergesetzt habe, konnte aber die teils recht deutlichen Überschneidungen zur Existenzphilosophie sehr genießen. Die hat mich ja ohnehin 'ne ganze Zeit lang sehr gefesselt und tut es auch nach wie vor noch. Der Steppenwolf hat mir literarisch deutlich besser gefallen.