Songanalysen - 2# Prezident - Menschenpyramiden

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    • Songanalysen - 2# Prezident - Menschenpyramiden

      So, in diesem Thread werde ich ab jetzt meine Analyse von Songs posten. Diese sollten dann auch in diesem Thread diskutiert werden. Den aktuellsten Titel findet ihr in der Überschrift.


      Bevor ich aber anfange, muss ich erst noch ein paar Grundlagen legen. Nicht jeder Song hat eine Botschaft, nicht aus jedem Song lassen sich Schlussfolgerungen ableiten. Aber kein auch nur halbwegs professioneller Song ist sinnlos, den er enthält einen abstrakten Inhalt. Der Autor verarbeitet seine Erlebnisse/Gefühle /Gedanken, indem er sie von der abstrakten Form in die konkrete Form bringt. Diesen Vorgang umzukehren, damit die abstrakte Form wieder sichtbar wird, ist ein wichtiger Schritt in meiner Analyse und macht den größten Teil aus. Denn hinter jeder Formulierung steckt ein Inhalt, was nicht heißt, dass es etwas hoch geistiges sein muss und im Prinzip wirkt es oft relativ banal. Jeder Interpret ( und jeder Mensch ) verarbeitet Inhalte anders, nutzt eine andere Art von Metaphern, drückt sich anders aus. Dabei verstehe ich unter Metaphern nicht nur hoch abstraktes sondern auch ganz primitves, weil alles eine Botschaft hat. Von "Ich fick deine Mutter" bis "Meine Seele dürstet nach Ruhe" ist daher alles dabei.

      Manchmal steht der Song in einem spezifischen Kontext, den man kennen muss, um Anspielungen zu verstehen, zum Beispiel wenn der Künstler in seinem zweiten Werk in einem Lied den Titel aus seinem Debütalbum verwendet usw. Außerdem macht es oft Sinn, das Album zu dem Lied unter die Lupe zu nehmen, sollten sich Unklarheiten ergeben. Zusätzlich sollte man die Biografie des Künstlers checken.

      Bei der Übertragung interpretiere ich jede Formulierung im Gesamtkontext, zum Beispiel könnte der Satz "Ich gehe jetzt" sowohl mit "Ich verlasse dich für immer du untreuer Bastard" also auch mit "Ich gehe jetzt einkaufen, wie abgesprochen" übersetzt werden, also wundert euch nicht, falls eine Übersetzung mal auf den ersten Blick gar nicht aus der Aussage ableitbar erscheint.

      Ok, los gehts!


      1# Fler - Aggroberlina

      Spoiler anzeigen


      Künstler: Fler
      Song: Aggroberlina
      Text:

      Spoiler anzeigen
      -oh--
      --yeah--
      --beathovenz--
      --AGGROBERLIN--
      --f-l-e-r--
      --oh--
      --der newcomer des jahres --
      --yeah--
      --oh--
      --ihr wollt wissen wer ich bin--
      --ok--
      --dann passt auf--
      --ohhhhh-yeah--

      Chorus:
      Ich bin ein A-A-Aggroberlina,A-A-Aggroberlina,A-A ich mach jeden platt Aggro Berlin
      mein Team mit dem Sägeblatt.
      Ich bin ein A-A-Aggroberlina,A-A-Aggroberlina,A-A ich mach jeden platt Aggro Berlin
      mein Team mit dem Sägeblatt.

      Du weisst Bescheid ich bin jetzt bei dem Label Nummer 1 falls du mich noch nicht
      kennst frag dein Baby wie ich heiß
      denn die Ladies finden mich heiss und ich kann´s verstehen,hol 8 von denen ich bleib
      wie ein panzer stehen.
      Ich kack auf jeden weil ihr euch jetzt nicht traut,dein rap ist out,ich stopf dir
      dein dreckiges maul-yeah-jeder tag den du rappst ist ein tag zu viel komm warte hier
      ihr seid nicht so hart wie wir und ich hab keine gnade fick die crew´s dann 10 mal
      leute stehen da für mich als wär ich fussballtrainer mir ist egal wer ihr seid ich
      bin BERLINER guck hier ich scheiss auf BackSpin ich bin im Berliner Kurier ich hab
      das beste Label hinter mir was könnt ihr gegen mich tun denn jeder song in meinem
      leben ist gut ich rede mit wut doch rap jetzt mit purem hass wegen top ten was hat
      deine crew geschafft?


      Chorus:
      Ich bin ein A-A-Aggroberlina,A-A-Aggroberlina,A-A ich mach jeden platt Aggro Berlin
      mein Team mit dem Sägeblatt.
      Ich bin ein A-A-Aggroberlina,A-A-Aggroberlina,A-A ich mach jeden platt Aggro Berlin
      mein Team mit dem Sägeblatt.

      ich kam vor 3 jahren zum rap und dann weg von der schiefen bahn nie wieder zum
      sozialamt und dann trotzdem nicht die miete zahlen hin und wieder mal gejobbt doch
      jetzt die top des raps ich kündige und box den chef und mach trotzdem stress
      (trotzdem stress) ich ficke jede fotze weg krieg am block respekt irgendwann kam die
      zeit das ein label mich signt welches sollte mich nehmen ich halt die regel nicht ein
      bin ewig bereit,ausser rappen nichts gelernt diese jahr weis ich genau sie wollen die
      Hits von FLER ich geb sie Yeah(Yeah) falls der rest vermutet
      ich brauch einen neuen beat und einen text der gut ist du verkaufst deine seele und
      dein leben du kind ich unterschreib heut den deal und die karriere beginnt sie reden
      bestimmt sagen dieser Fler ist in denn ab diesem track weis jeder wer ich bin.

      Chorus:
      Ich bin ein A-A-Aggroberlina,A-A-Aggroberlina,A-A ich mach jeden platt Aggro Berlin
      mein Team mit dem Sägeblatt.
      Ich bin ein A-A-Aggroberlina,A-A-Aggroberlina,A-A ich mach jeden platt Aggro Berlin
      mein Team mit dem Sägeblatt.

      Ich bin ich bin ein Aggroberlina.
      B-Tight-B-Tight ist ein Aggroberlina.
      S-I-D-O ist ein Aggroberlina.
      Du bist du bist kein Aggroberlina.

      Ich bin ein A-A-Aggroberlina,A-A-Aggroberlina,A-A ich mach jeden platt Aggro Berlin
      mein Team mit dem Sägeblatt.
      A-A-A-A...


      Voranalyse:

      Auch wenn das wohl alle wissen, der Name Aggro Berlin spielt auf ein Hip-Hop Label an, der bekannteste Vertreter diese Labels ist wahrscheinlich Sido, und auch Fler war von 2003 bis 2009 dort unter Vertrag. Auf jeden Fall drückt der Song schonmal grundlegend seine Zugehörigkeit zu dem Label und alles wofür es steht, aus. Aus dieser Zeit stammt auch dieses Lied, Aggroberlina, und zwar von dem Mixtape F.L.E.R. 90210. Anzeichen für komplexere Querverweise ( also abgesehen von den einfachen Verweisen auf Aggroberlin und dessen Logo ( Sägeblatt ) und Sido/B-Tight ) suchte ich im Text vergeblich. Da sich Fler des öfteren des Pseudonyms "Frank White" von dem verstorbenen The Notorious B.I.G. bedient, wenn auch nicht auf diesem Mixtape, wären Anspielungen in den Formulierungen auf The Notorious B.I.G/dessen Stil oder aber auch auf den gleichnamigen Charakter aus dem Film King of New York gut möglich. Außerdem kann ich sonstige Anspielungen nicht ausschließen, sollte also jemand mit einem größeren Wissen im Hip-Hop Bereich irgendeine Anspielung finden ( mir persönlich kommt der Refrain irgendwie verdächtig vor ), so möge er mir dies bitte durch einen Post mitteilen.


      Ab jetzt nehme ich mir den Songtext, Zeile für Zeile, Ausdruck für Ausdruck vor und versuche die allgemeine Aussage hinter jeder Formulierung, sprich die allgemeine Definition, zu finden. Ich "übersetze" also sozusagen:

      Spoiler anzeigen
      Das Intro beginnt mit "oh" und "yeah", ich will darauf auch gar nicht zu viel Worte verschwenden, aber es drückt möglicherweise ( es gibt noch ein paar Alternativen, aber die zu erwähnen ist es nicht wert ) Selbstbestätigung und Angabe aus.

      Weiter gehts mit "Beathoavenz", ein Musikproduzenten-Duo aus Berlin, ob sie den Song produziert haben kann ich nur vermuten, auf Wikipedia findet sich nichts darüber, was aber nichts heißen muss. Auf jeden Fall haben sie auch auf anderen Werken schon mit ihm zusammengearbeitet.

      Dann ist sein Label dran, natürlich Aggro Berlin, es steht für das, mit dem sich Fler hier identifiziert.

      Dann nennt Fler sich selbst, er behandelt sich damit quasi selbst als Berühmtheit, so als wäre er jemand besonderes.

      Das "oh" kennen wir schon von vorhin.

      Dies setzt auch in der nächste Zeile fort, wenn er, wieder auf sich selbst bezogen, "Newcomer des Jahres" rappt, also sich selbst als das Beste nicht eingesessene bezeichnet.

      Dann folgt wieder eine Wiederholung von "yeah" und "oh".

      "Ihr wollt wissen wer ich bin" heißt so viel wie "Ihr wollt wissen was mich definiert".

      "OK" = Zustimmung + eine Andeutung die in die Richtung "Na dann kanns losgehen" geht.

      "Dann passt auf" könnte man mit "ich hab mehr drauf als ihr denkt" übersetzen.

      Nächste "Oh/Yeah" Wiederholung.

      Den Refrain lasse ich mal aus, der hat zu wenig Inhalt.

      „Du weisst Bescheid ich bin jetzt bei dem Label Nummer 1“ -> „Du bist dir bewusst, ich gehör jetzt zu den Besten“

      „Falls du mich noch nicht kennst“ ->“Falls du das noch nicht realisiert hast"

      „Frag dein Baby wie ich heiß“ Jetzt wird es, analysetechnisch, erstmals interessant, wie abstrahiert man „Baby“? Nun, damit ist eine Frau gemeint, genauer gesagt die Freundin des Angesprochenen, und damit heißt das ( natürlich nur wenn man von Stereotypen ( nein, der gleichnamige User ist nicht gemeint) ausgeht, was man in diesem Zusammenhang aber meiner Erfahrung nach nicht vermeiden kann ) was zu dir gehört dich, glücklich macht, dem du vertraust, das du wertschätzt und von dem du in gewisser Hinsicht abhängig bist. Ob dieses etwas eine reale Manifestation hat, ist wie ich in dem ersten Beitrag in dem andern Thread bereits erwähnt hab ( ich empfehle dringend dies nachzulesen, falls noch nicht geschehen ), oder nicht, ist im Grunde beliebig. Um noch mal darauf zurückzukommen, warum man von Stereotypen ausgehen muss: wenn der Songschreiber eine Assozitation im Kopf hat, die er dann mit diesem Wort ( „Baby“) ausdrückt geht er automatisch von feststehenden Vorstellungen aus. Ob er im Detail genau das gleiche mit dem Wort verbindet oder nicht, ist zwar fraglich, aber die Abweichung ist eigentlich nicht relevant, da sie zu klein ist. Dazu ein Beispiel: wenn man an das Wort Hund denkt und sich dabei ein Bild davon vorstellt sieht zwar jeder einen anderen Hund, aber die Übereinstimmung reicht aus um sich in einem generellen Zusammenhang ( dass es ein genereller Zusammenhang ist, ist dabei sehr wichtig, denn wenn es kein solcher ist, spielt der Unterschied eben doch eine Rolle und der Vergleich ist hinfällig ) darüber zu unterhalten.
      Ich setze die vorigen Erklärungen ab jetzt für den Rest der Abstrahierung voraus.

      „denn die Ladies finden mich heiss „ -> Ladies ist dabei eine lediglich etwas allgemeiner Fassung von „Baby“ und außerdem ohne den persönlichen Aspekt, ergo: „denn das, was du anziehend findest und von dem du in gewisser Hinsicht abhängig bist, bewertet mich als interessant“

      „und ich kann´s verstehen“ -> „ und das geschieht aus gutem Grund."

      „hol 8 von denen “ -> „ich hab mehr als genug davon“

      „ich bleib wie ein panzer stehen.“ Diese Zeile hat zwar eine starke Tendenz zum Sexistischen, aber man kann sie auch einfach für sich stehen lassen, sie heißt in etwa: „Ich bleibe Standfest bei dem was ich bin ( und da das was er ist, im weiteren idealisiert wird könnte man auch “bei meinen Idealen“ schreiben ) und lasse mich nicht von denen beeinflussen, sondern bleibe unverändert“

      Ich kack auf jeden weil ihr euch jetzt nicht traut -> „ich verachte euch, weil ihr euch unsicher seid “ Dies ist auf seine „Qualitäten“ zurückzuführen, die er bis jetzt erwähnt hat und die ihn von dem angesprochenen Unterscheiden. In diesem Zusammenhang muss ich, was bisher noch nicht nötig war, das Wort „Du“ genauer definieren. Damit ist einfach nur ein etwas gemeint, womit der Autor sich nicht definiert, und wie immer kann es zwar einen realen Gegenpart geben ( in diesem Fall wäre der Track natürlich ein Disstrack, aber die Formulierungen sind dazu finde ich, zu allgemein gehalten ), muss aber nicht, es könnte genauso gut Kopfsache sein.

      „dein rap ist out“ -> „Das, mit dem ich mich nicht identifiziere, ist als unangebracht zu bewerten“

      „ich stopf dir dein dreckiges maul“ -> „Das, mit dem ich mich nicht identifiziere, hat es nicht verdient, gehört zu werden“ Offensichtlicherweise ist diese Zeile die logische Schlussfolgerung aus dem vorigen.

      „yeah“ Das kennen wir schon.

      „jeder tag den du rappst ist ein tag zu viel“ Diese Zeile wiederholt und betont so den Inhalt der vorvorletzen, sie macht indirekt auch klar, dass das ,mit dem der Autor sich nicht identifiziert sogar schädlich ist und nicht geduldet werden darf.

      „komm warte hier" Diese Zeile ist einzeln schwer zu interpretieren, ich würde sie so abstrahieren: „Bleib gefangen da wo du bist (= in deiner eigenen Rückständigkeit )“

      „Ihr seid nicht so hart wie wir“ -> „ihr seid nicht so gut wie wir, weil ihr nicht das (= Ideale )
      habt, was wir haben“

      „und ich hab keine gnade fick die crew´s dann 10 mal“ ->“Ich bin im Besitz der Wahrheit, daher verdient ihr kein Pardon und mache euch so oft fertig, wie ich will"

      „leute stehen da für mich als wär ich fussballtrainer“ -> „Dinge, mit denen ich mich nicht identifiziere stehen unter seinem Kommando, ich treffe die Auswahl von diesen und zwar wie ich sie haben will“

      „mir ist egal wer ihr seid“ -> „gegenüber dem was ich bin (=Ideale) seid ihr bedeutungslos“

      „ich bin BERLINER“ -> „ ich bin bedeutend“

      guck hier ich scheiss auf Backspin -> "ich kümmere mich nicht um diese Unterstützung"

      „ich bin im Berliner Kurier“ -> „ich bin erfolgreich und anerkannt“

      "ich hab das beste Label hinter mir" -> „ich hab das Beste ( an Konstrukten/Konzepten ) hinter mir“

      „was könnt ihr gegen mich tun“ -> „ihr habt kein Konzept, wie ihr gegen mich vorgehen sollt“

      „denn jeder song in meinem leben ist gut“ -> „alles an mir ist auf die ein oder andere Weise bemerkenswert und bedeutsam“

      „ ich rede mit wut“ -> „Meine Worte haben Energie“

      „doch rap jetzt mit purem hass“ -> „Meine Worte haben Macht“

      „ wegen top ten“ -> „von wegen berühmt, ihr seid nicht erfolgreich“

      „was hat deine crew geschafft?“ -> „Was habt ihr schon jemals bewirkt?“


      Und hier die zweite Strophe:

      „ich kam vor 3 jahren zum rap“ -> „ich kam vor 3 jahren zu dem, wo ich mich ausleben und beweisen kann“

      „und dann weg von der schiefen bahn“ -> „raus aus der Not“

      „nie wieder zum sozialamt“ -> „nie wieder Demütigung/Zwang“

      „ und dann trotzdem nicht die miete zahlen“ -> „dennoch keine Wertschätzung für die Autorität“

      „hin und wieder mal gejobbt doch“ -> „hab mich mit Notwendigkeiten über Wasser gehalten“

      „jetzt die top des raps“ -> „jetzt komm ich in die Höhen von dem, bei dem ich mich ausleben und beweisen kann“

      „ich kündige und box den chef“ -> „ich mach mich los von dem, was mich kontrollierte und wische ihm eins aus““

      „und mach trotzdem stress“ -> „und kenn trotzdem keine Pardon selbst Kontrolle auszuüben“

      „ich ficke jede fotze weg“ -> „ich nehme mir, was ich kriegen kann“

      „krieg am block respekt“ -> „werde von dem anerkannt, von dem ich geistig abstamme“ ( eine Anspielung auf Sidos "Mein Block" )

      „irgendwann kam die zeit das ein label mich signt“ ->“nach einiger Zeit kam es soweit, dass eine Partei mich für sich einspannte“

      „welches sollte mich nehmen“ -> „wo sollte mein Geist Heimat finden“

      „ich halt die regel nicht ein“ -> „ich halte mich nicht an das, woran sich die anderen halten“

      „bin ewig bereit“ -> „ich bin authtentisch und daher jederzeit abrufbar“

      „,ausser rappen nichts gelernt“ -> „kann nichts, außer mich ausleben/beweisen“

      „diese jahr weis ich genau sie wollen die Hits von FLER“ -> „jetzt ist meine Zeit gekommen“

      „ich geb sie“ -> „ich liefere was ich bin“

      „Yeah“ -> und mal wieder das altbekannte.

      „falls der rest vermutet du verkaufst deine seele und dein leben du kind“ -> „falls die anderen spekulieren, dass ich mich verliere, ich Unreifer“

      „ich brauch einen neuen beat und einen text der gut ist“ -> „ich brauche Qualität“

      „ich unterschreib heut den deal und die karriere beginnt“ ->“ das ist meine große Chance auf ein Erfolg dabei mich zu beweisen/auszuleben“

      „bestimmt sagen dieser Fler ist in“ -> „bestimmt reden bald alle über mich und schätzen wie ich mich auslebe/beweise“

      „denn ab diesem track weis jetzt jeder wer ich bin.“ -> „denn jetzt weiß jeder was mich definiert“




      "Ich bin ich bin ein Aggroberlina." -> "Ich bin Teil eines großen Ganzen."
      B-Tight-B-Tight ist ein Aggroberlina.-> "Dieser andere ist Teil eines großen Ganzen."
      S-I-D-O ist ein Aggroberlina.-> "Dieser andere ist Teil eines großen Ganzen."
      Du bist du bist kein Aggroberlina. -> " D mit dem ich mich nicht identifiziere ist nicht Teil eines großen Ganzen."


      Da sich keine allgemeine Lehre ableiten lässt, endet die Analyse an dieser Stelle.

      Grundsätzlich war dieses Lied natürlich nur sehr wenig ergibig, deshalb hoffe ich beim nächsten Song auf ein Exemplar mit etwas mehr Substanz.



      Ganz zum Schluss möchte ich noch auf eure Motive diesen Song zu wählen eingehen:, da der Song auf den ersten Blick nicht besonders schwer zu verstehen erscheint, habe ich den Verdacht, dass ich ihr mich vielleicht trollen wolltet, so nach dem Motto „Der sucht Sinn in Songs? Na dann geben wir mal was zum sich-die-Zähne-ausbeißen“. Dass dies nicht funktioniert hat ist meiner Meinung nach der beste Beweis, dass sich wirklich fast alles abstrahieren lässt, sodass es dann eine allgemeine Verwendbarkeit erhält, und man sich selbst schließlich darin wiederfinden kann, und dies gilt fast ohne Einschränkungen. Trotzdem, und so viel vorweg, den Frauenarztsong werde ich mir nicht antun, auch wenn ich nicht daran zweifle, dass hinter den stark sexuell geprägten Metaphern ein abstraktes Gebilde steht.



      2# Prezident - Menschenpyramiden

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      Künstler: Prezident
      Song: Menschenpyramiden
      Text:

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      Ich komm daher, wo wo man herkommt nicht so wichtig ist,

      Deutsche Eltern, nivellierte Mittelschicht, ihr kriegt mich nicht

      Zu fassen mittels Splitter biographischer Details.

      Was mich einzigartig macht spielt sich ab zwischen den Zeilen,

      Es lohnt genauer hinzusehen und schon ist es sich hinzugeben

      Seeliger als alles einfach hinzunehmen.

      Du bist hin und hergerissen in den Widersprüchen dieser Welt

      Doch bei genauerer Betrachtung schließen Lücken wie von selbst.

      Strange days - jeder einzelne Aldi ist Beweis,

      Irgendetwas läuft auf eklatante Art und Weise falsch.

      Sinnbild der Moderne, iss geschmacksverstärktes Fleisch,

      Pyrrhussiege gegen Hunger in Plastik eingeschweißt.

      Sind erst alle Menschen gleich, kann man beliebig umsortieren.

      Hier im Westen sind wir frei und müssen nix, nur funktionieren.

      Ich seh die Schafe unbeirrbar vor die Hunde gehen,

      Die effizienten Menschen werden effizient zu Grunde gehen.

      De Sade hat es kommen sehen, überschaut und schrieb es auf.

      Seine Menschenpyramiden fressen jene, die sie bauen.

      Es ist der Fiebertraum vom Geist im Maschinenraum,

      Am Ende siegen die Systeme über die, die ihnen trauen.

      Wie von selbst, dein Kiefer kaut - wie von selbst.

      Du machst 'n bisschen Geld, gibst es aus - wie von selbst.

      Du rauchst 'n Kopf auf der Ikeacouch - wie von selbst.

      Und schläfst dann schließlich ein vorm TV - wie von selbst.



      Und jeder kann es schaffen, denk dir nix beim alles geben,

      Bleib im Takt des Geigerzählers, Ordnung ist das halbe Leben.

      Hackordnung ist das halbe Leben. Die Welt ist nicht wie sie ist aufgrund von Einzeltätern.

      Gleiche Tonart, gleiches Thema, wenn so vieles auf dem Spiel steht,

      Kann der Mensch nicht akzeptieren, dass sich die Sonne nicht um ihn dreht.

      Zu viele auf der Suche nach dem Judas.

      Hat die Welt nur einen Hals braucht sie bloß einen Caligula der zupackt.

      Zivilisierung ist 'ne feine Legierung,

      Zwischen Matrix und den Protokollen der Weisen von Zion

      Ging dir ein Licht auf, ja schöne Scheiße, jetzt fühlst du dich wie ein Entfesselter im Höhlengleichnis

      Immer wenn du herbalized bist.

      Vernunft ist ein Danaergeschenk,

      Das den Horizont umreißt, indem es ihn zuerst beschränkt.

      Und wie der erste Mensch vor Blitz und Donner stand,

      Steht der moderne Mensch vorm Kontostand

      Und bangt um seine Existenz.

      Ängstlich, wie er immer war, murmelt er Beschwörungsformeln.

      Der Glaube gegen die schnöden Sorgen um das Übermorgen

      Blieben schön geordnet und entzaubert. Wie die Welt ist gleich?

      Kann man sie nach wie vor nicht kontrollieren.

      Doch wir versuchen's immer wieder - wie von selbst.

      Werden Schamanen, Lehrer, Priester - wie von selbst.

      Scharlatane, Götzendiener - wie von selbst.

      Unbeirrbar, so verführbar - wie von selbst.


      Interpretation/Abstraktion

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      Prezident beginnt sein Werk damit, dass er den mentalen Fühlern, die wir Menschen ausstrecken, um zu erkennen, mit wem wir es zu tun haben, bewusst ausweicht, indem er nur grob definiert, wo er herkommt ( Deutsche Eltern, nivellierte Mittelschicht ) und den Leser stattdessen auf sein Werk und auf das, was er zwischen den Zeilen ausdrückt, verweist.

      Er lenkt weiterhin die Aufmerksamkeit des Lesers auf den Inhalt ( "es lohnt genauer hinzusehen" ), macht eine Aussage darüber, wie der Leser den Song aufnimmt (" und schon ist es sich hinzugeben"). Dabei fällt auf, dass er statt "schön", was man in diesem Zusammenhang eher erwarten würde "schon" schreibt, eine mMn interessante Variation, die den Focus auf die Leichtigkeit des sich-hingebens lenkt, anstatt die Handlung an sich zu loben. Gleich darauf übt er erstmals untergründige Kritik an der Welt/Gesellschaft, indem er das hinnehmen der momentanen Zustände als schlechter deklariert, als sich seinem Lied hinzugeben ( "Seeliger als alles einfach hinzunehmen" ). Anschließend wird aus seiner nächsten Aussage ( "Du bist hin und hergerissen in den Widersprüchen dieser Welt" ) klar, dass er auf Grund seiner Sinnsuche innerlich gespalten ist, und baut so seine kritisch-zweifelnde Position weiter aus. Dies wird damit fortgesetzt, dass das, was als logische "Lücken" erscheint bei genauerer Betrachtung doch noch irgendwie "wie von selbst" sinnvoll gelöst wird und der logische Konflikt plausibel ausgeht. Auch wenn er es nicht direkt sagt, so deutet dies an, wenn man zwischen den Zeilen liest ( was man ja auch soll, wie es zu Beginn heißt ), dass es sinnlos erscheint, die Welt rational zu verstehen, weil sie Regeln folgt, die jeder menschlichen Logik zu widersprechen scheinen. Es bleibt ein Zweifel, der im Folgenden noch weiter ausgebaut werden wird.

      Das danach auftretende"Strange Days" ist eine potenziell doppeldeutige Wendung, die sowohl ausdrücken könnte, wie seltsam die Tage, in denen wir leben sind, gleichzeitig aber, verweist es auf einen Film ( oder auf ein Album von The Doors, aber das scheint mir unwahrscheinlich, auch wenn ich es nicht völlig ausschließen kann ) in welchem es sogenannte "Clips" gibt, auf denen aufgenommen ist, was eine entsprechende Person gesehen, gehört und vor allem gefühlt hat und somit dieselben Zustände immer wieder erlebt werden kennen, zum Beispiel einen Adrenalin Rausch. In diesem Zusammenhang ist Strange Days aber eine Metapher für die Erlebnisgeilheit bzw. die Sucht nach Unterhaltung jegliche Art. Dies passt auch gut zu den nachfolgenden Zeilen, in denen, zunächst ohne Erklärung Aldi als Beweis dafür, dass "irgendetwas" "auf eklatante Art und Weise falsch" läuft, wodurch er, nebenbeibemerkt, wieder seine Grundsatzzweifel erweitert. Schließlich liefert er die Begründung für das Problem mit Aldi, nämlich dass der Hund in den Produkten dort begraben liegt, wozu er als Beispiel geschmacksverstärktes Fleisch anführt, während er es gleichzeitig als "Sinnbild der Moderne" und als "Pyrrhussieg gegen Hunger in Plastik eingeschweißt" bezeichnet. Das bedarf denke ich einer genaueren Erklärung:
      es bedeutet quasi, dass wir das, was wir eh schon leicht erreichen können uns auch extra künstlich und aufwendig schmackhaft gemacht werden muss, weil wir dadurch dass wir es leicht haben könnten es nicht mehr zu schätzen wissen und so immer unzufrieden sind, solange man diese Einstellung nicht bewusst bekämpft indem man nachhilft - und so Kraft verschwendet, womit eindeutig ein "Pyrrhussieg" vorliegt. Als
      Nachwirkung davon fehlt dann möglicherweise die Kraft an einer viel wichtigere Stelle, die so dann zu Grunde geht, ein Aspekt, der bald noch auftauchen wird.

      Es geht weiter: der Autor kritisiert auf ironische Weise wie praktisch es ist, wenn alle Menschen gleich sind, denn dann "kann man beliebig umsortieren". Aber erst die nächste Zeile löst das sinnvoll auf mit "Hier im Westen sind wir frei und müssen nix, nur funktionieren", weil dadurch erkennbar wird, dass der eben beschriebene Funktionszwang, der auf paradoxe Weise viel stärker ist als jede sonstige Vorschrift, die Menschen gleich macht und so die Individualität verloren geht. Und dies alles ist nur som weil sich die Menschen leichtfertig einem System unterwerfen, und so dann wie Schafe "unbeirrbar vor die Hunde gehen", wieder eine doppeldeutige Formulierung, die zum einen den Niedergang ebenso wie dessen Grund nennt, nämlich den Machtmissbrauch der Ordnungshüter (=Hunde ).

      Er gesteht den Menschen zwar Effizienz zu, aber ohne dass diese zu ihrem Vorteil wäre, weil sie durch ihren zum Selbstzweck verkommenen Status überhand gewinnt vor den wirklich wichtigen Dingen. Nach einem kurzen Erwähnen von De Sade geht er auf, geht er auf einen Aspekt den dieser bereits zu seiner Zeit erkannt hatte und der die Kritik an der Systemtreue präzisiert: nämlich das Menschenpryamiden jene fressen, die sie bauen. Das bedeutet so viel wie, dass wenn ein Mensch sich in einen aus Menschen gemachten Komplex einbringt, er einen ( wichtigen ) Teil von sich selbst aufgibt, und somit übertragenen Sinne aufhört zu sein und das wegen dem System, zu dem er dann gehört. Von daher macht es durchaus Sinn von "fressen" zu sprechen ( ich persönlich fände aber "absorbieren" treffender ).

      Weiter geht's mit dem Systemproblem, dass Prezident hier formuliert, wenn er formuliert "Es ist der Fiebertraum vom Geist im Maschinenraum / Am Ende siegen die Systeme über die, die ihnen trauen". Er beginnt hier mit einer Wahnvorstellung von einem Geist im inneren der Maschine, einer Intention in etwas eigentlich im Prinzip intentionslosen und führt sie zu einer, ihr entsprechenden Tatsache, nämlich, dass das Vertrauen in Maschinen ( oder abstrakte Dinge, die ihnen ähneln ), die bei blindem Vertrauen oftmals Probleme bereitet. Das würde ich so verstehen, dass die willenlose Maschine auf irrwitzige Weise etwas intentionsähnliches erhält, wenn man auf sie vertraut, ohne sie wirklich zu kennen bzw. sie fälschlicherweise glaubt zu kennen, da auf diese Art die Maschine nicht mehr tut, was man von ihr erwartet und es so aussieht, als hätte sie einen eigenen Willen.

      Zu dem ganzen Prozess des Sieges der Systeme über die systemtreuen Menschen ergänzt er noch ein "wie von selbst" und nennt einige alltägliche Beispiel die verdeutlichen, wie ebenso viele unbedeutende Prozess automatisch funktionieren, nur dass eben, und dass muss an dieser Stelle realisieren, dieser Prozess absolut fatal ist und in unserem Leben viel Beachtung völlig verdient hätte.

      In der zweiten und letzten Strophe greift er den Funktionszwang wieder auf indem er auf zynische Weise ein Kopf-hoch Parole von sich gibt, verbunden mit der Metapher "Bleib im Takt des Geigerzählers", die aussagt, dass man sich in jeder Hinsicht im selben Trott verbleiben soll, egal was kommt und niemals auszubrechen, nur um der Funktionalität willen. Das geht nach dem Motto "funktionieren ist alles" und ( so würde ich das weiterführen ) kann als Sinnersatz im Leben dienen. Natürlich ist dies alles ironisch gemeint und soll dazu auffordern, seinen Lebensstil zu ändern.

      Und genau hier macht er weiter in dem er wieder eine "Lebensweisheit" entzaubert ( " Ordnung ist das halbe Leben" ), indem er korrigiert und aus "Ordnung" "Hackordnung" macht. Es wäre auch denkbar, dass es so gemeint ist, dass wenn "Ordnung" das halbe Leben ist, dass "Hackordnung" die andere Hälfte bildet. Es muss im Prinzip eines von den beiden sein, welches kann ich aber nicht sagen. Bis auf die Hackordnung habe ich das schon erläutert, diese aber formuliert den Vorwurf der Unmenschlichkeit, die entsteht, wenn die Suche nach Gerechtigkeit keine Teilnehmer findet.

      Jetzt macht er, wie vorher schon untergründig, klar, dass die Gesellschaft aus seiner Sicht den Fehler in sich trägt, und nicht nur ein paar einzelne verkommene Subjekte ( "die Welt ist nicht wie sie ist auf Grund von Einzeltätern" ). Somit trägt jeder Verantwortung für die momentane Lage.

      Im Folgenden betont er, wie alles immer gleich erscheint , obwohl " alles auf dem Spiel steht" ( wenn er "alles" rappt, bezieht er sich auf das bisher beschriebene, nämlich die Fehler in den weit verbreiteten Elementen in den Weltbildern der Menschen ), es wird meine Interpretation bestätigt , die ja bereits sagte, dass so dieser ganzen entscheidende Punkt zu kurz kommt, weil so niemand den Moment realisiert, in dem es wirklich darauf ankommt. Das bezieht sich auf die ganz alltäglichen Entscheidungsprozesse der Menschen, in denen sie sich vor sich selbst rechtfertigen müssen und so die Grundlage für die Beschaffenheit der Gesellschaft ( die er ja bereits kritisiert hat ) legen . Dabei deckt er auf, dass die Menschen nicht sehen wollen, dass sie nicht im Mittelpunkt der Dinge stehen. Daher sind "zu viele" nur auf der Suche nach einem Sündenbock für ihre Probleme ( "Judas" ), weil sie so ihre Mitverantwortung leugnen können und da so nur wenige die Prinzipien der Gesellschaft wirklich stützen, ist die Gesellschaft anfällig für wahnsinnige, in eine Machtposition zufällig Hineingekommene( "Caligula" ), die nur einmal "zupacken" müssen, um alles ins Chaos zu stürzen.

      Daraus leitet er dann eine Kritik an der Zivilisierung ab, indem er sie als zweischneidiges Schwert darstellt, wenn er sie einerseits mit dem "Matrix" und auf der anderen Seite mit den Protokollen der Weisen von Zion gleichsetzt. Die schwierige Frage ist, ob er unter Matrix den Film versteht, oder aber etwas ganz anderes. Geht man von dem Film aus, so steht dieser für etwas tiefsinniges und damit positives Kunstwerk und Gesellschaftliches Produkt und, im krassen Gegensatz dazu die verleugnenden Protokolle von Zion als negatives Produkt der Gesellschaft. Zwischen diesen beiden Gegensätzen geht dem "dir" in dem Song "ein Licht auf", was Prezident mit den folgenden Versen noch genauer beleuchtet: "ja schöne Scheiße, jetzt fühlst du dich wie ein Entfesselter im Höhlengleichnis / Immer wenn du herbalized (= bekifft -> unter Drogen) bist." Dabei ist wichtig, wie man Drogen in diesem Zusammenhang begreift. Manchen sagt man nach, sie würden den eigenen Horizont erweitern, grundsätzlich stellen sie aber eine geistige Ausnahmesituation her und bringen eine dazu, die Dinge anders zu sehen und Verknüpfungen herzustellen, die im "normalen " Zustand nicht zustande kommen würden, damit denke ich, ist die Metapher klar. Oder aber es sind beides Werke, die mit Verschwörungstheorien ( einmal die Weltverschwörung der Juden und andererseits die Idee, dass die Welt von Maschinen kontrolliert wird ) zu tun haben, und daher in Kombination mit einem weiteren Horizont ( durch die Drogen, auch wenns nur ein Klischee ist ) allemöglichen Verschwörungen sieht, von denen man allen berichten will, und das eben wie ein entfesselter im Höhlengleichnis. Somit ist es ein Vorbeispiel für die Nachteile der Vernunft, die er dann später erwähnt.

      "Vernunft ist ein Danaergeschenk / das den Horizont umreißt ( heißt das in dem Zusammenhang jetzt umreißen im Sinne von "definieren" oder aber "niederreißen? Beides ergibt Sinn. ) , indem es ihn zuerst beschränkt" das heißt also, dass Vernunft viele Nachteile mit sich bringt, da sie den Horizont völlig verändert, indem sie ihn durch Beschränkung völlig umkrempelt, sprich "erweitert". In diesem Zusammenhang wird klar, dass er diese Vernunft, so wie er sie definiert, die Ursache für alle bisherigen aufgezeigten Fehler darstellt, wenn er als Folge der Vernunft das Überhand-nehmen der banalen Sorgen ( die er auch vorher schon insofern definiert hat, als dass sich zu viel nur ums funktionieren dreht ) darstellt. So hängt er von Faktoren ab, die ihm so wundersam und unbegreiflich erscheinen wie den ersten Menschen die Naturphänomene, ebenso wie er sie mystifiziert und seinen Verstand dabei ausschaltet (" Und wie der erste Mensch vor Blitz und Donner stand / Steht der moderne Mensch vorm Kontostand / Und bangt um seine Existenz "). Wobei man unter Kontostand nicht einfach nur Geldsorgen verstehen darf, sondern generelle Sorgen, die auf mangelhafte Zustände zurückgehen ( und wie immer ist die Gefahr beim Interpretieren, dass man glaubt zu verstehen was ein Wort bedeutet und wenn man dann aber, im großen Ganzen, keinen Sinn findet, unterstellt, dass es auch keinen gibt, statt den Kontent neu zu überdenken ).

      Dann beschreibt der Autor, wie der Mensch versucht Halt zu finden, und dazu auf den Glauben zurückgreift, der aber auf diese Weise dann verkommt, weil er sich auf zu banale Dinge bezieht, d.h. zu kleinlich ist; dieses Problem wird aber gelöst, und zwar dadurch, dass die Sorgen "geordnet und entzaubert" werden. Mit der Frage "Wie, die Welt ist gleich?" macht er mMn klar, dass es nicht sicher ist, ob man Erfahrungen übertragen kann, ob Dinge gleich ablaufen. Er beantwortet die Frage nicht, sagt aber, dass selbst in diesem Fall man die Welt nicht kontrollieren kann, dies macht er daran deutlich, wie die Menschen beim Versuch die Welt zu beherrschen, von beispielsweise Lehrern, mit der Zeit verkommen, zu "Scharlatanen" ( Leute, die Menschen zu ihrem eigenen Nutzen betrügen ) oder "Götzendienern" ( Personen, welche die ihnen aufgetragenen Regeln missachten ) ebenso wie die Ordnungshüter ( man erinnere sich an die Hunde und die Schafe ) und dass dies unbemerkt und quasi automatisch geschieht, ohne dass wir dies bemerken, oder, um es in seiner wiederkehrenden Formulierung auszudrücken, "wie von selbst", was wieder zu dem Zweifel passt, der den Song bis jetzt untergründig begleitet hat. In seinem letzten Vers macht Prezident nochmal klar, welchen Schwächen wir aufsetzen, nämlich unsere Selbstsicherheit im Fehler machen und wie leicht wir so auf die ( geistig ) schiefe Bahn geraten können.

      Noch kurz zur Technik: es wechseln sich klare Kritik und Zustandsbeschreibungen ab, sodass man tatsächlich zwischen den Zeilen lesen muss, um den Inhalt zu begreifen. Diese Machart hat den großen Vorteil dass sie belehrt, ohne oberlehrerhaft zu wirken, so wie meine Interpretation es tut.

      Zum Beat lässt sich nicht viel sagen, aber dennoch würde ich an dieser Stelle gern festhalten, dass er so wirkt, als wolle er den Hörer einlullen, aber gleichzeitig ist er so gemacht, dass der Hörer das bemerkt ( auch auf Grund des kritischen Inhalts des Textes ) und er so versucht dem verhängnisvollen Sog zu entkommen, was am Ende dann aber nicht gelingt und der Hörer feststellt, schon wieder überwältigt worden zu sein. Die zwischen den Strophen eingestreuten englischen Wortfetzen drücken nach meinem Eindruck aus, wie man um Kontrolle ringt und versucht, klar zu sehen, sowie die richtigen Schlüsse aus der Kritik des Rappers zu ziehen, oder, kurz gesagt, zu erkennen, was eigentlich los ist. Das alles fügt sich so zu einem stimmigen Gesamtbild zusammen. Beides passt auch gut zum Text, in dem Prezident ja auch beschreibt wie Automatismen immer wieder die Kontrolle über uns gewinnen, und untergründig auch, wie schwer es ist, dagegen anzukämpfen.


      Zusammenfassung der Interpretation/Abstraktion

      Spoiler anzeigen

      Zu Beginn stellt Prezident zunächst Details über sich selbst in der Hintergrund, während er,das was zwischen den Zeilen von ihm ausgedrückt wird, als entscheidend für das Verständnis seiner Person hervorhebt und übt sich, aus der so geschaffenen Distanz, in Gesellschaftskritik, spricht Probleme wie aus Verwöhnung geborene Spaß- und Erlebnissucht, sowie die blinde Systemtreue an, ebenso wie er verdeutlicht, "wie von selbst" wir in diese Zustände hineingeraten. Weiterhin kritisiert er den sinnentleerten Alltag, bei dem es nur darum geht, dass wir funktionieren, und versuchen, die Veranwortung von uns zu weisen, sowie die Brisanz alltäglicher Entscheidungsprozesse nicht realisieren. Er warnt vor den Eigenschaften der Vernunft, die letztendlich mehr Nachteile als Vorteile bringt und die teilweise die Quelle der bisherigen Probleme darstellt. Untergründig behandelt er auch, wie wir vergeblich versuchen die Welt zu kontrollieren und dabei unsere Ideale aus den Augen verlieren und verkommen - "wie von selbst". Als Nebenaspekt kritisiert er wie angreifbar die Gesellschaft ist, wenn wir die Verantwortung nicht annehmen und Ideale nicht mehr mittragen.




      Bevor ihr das hier bewertet möchte ich darauf hinweisen, dass es guten Willen braucht, um eine Abstrahierung zu verstehen, bitte sucht nach dem Sinn, anstatt euch an Formulierungen aufzuhängen. Falls ihr Verbesserungsvorschläge habt, immer her damit, aber bitte nur wenn es um die Sache geht und nicht nur um die Form.

      Dieser Beitrag wurde bereits 4 mal editiert, zuletzt von ´Seraton ()

    • Hatte mich auf einen zusammenhängenden Text gefreut und dann schreibst du einfach zu jeder Zeile selber eine Zeile auf dem level des analysierten Künstlers?

      :(

      edit: netter titel und beitrags edit. war bezogen auf deine erste analyse fler - aggroberlina; zweite habe ich nicht gelesen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von 相變 ® ()

      Kapital ist der messbare Erfolg zur Sicherung unserer Zukunft
    • Ich hab's mir nicht komplett durchgelesen, da der Song in meinen Augen, keinen (nennenswerten) Inhalt hat. Ich weiß auch nicht wie andere das sehen, aber generell find ich halt, wenn du von Songs und deren Inhalten sprichst, solltest du Sachen analysieren, die es auch wert sind. Ich find die Idee dahinter cool und bin generell auch deiner Meinung, aber mich persönlich würd's viel zu sehr abfucken so 'nen Song durchzugehen, gerade weil Sachen á la " „und ich kann´s verstehen“ -> „ und das geschieht aus gutem Grund." " halt echt die "Übersetzung/Analyse" nicht wert sind. Wenn du auf solche Lieder eingehen willst, dann doch bitte in einem kurzen Text in dem du den groben Inhalt, denn mehr ist ja nicht da, wiedergibst und sagst, warum es halt inhaltlich/von der Message her Dreck ist. Das Hauptproblem bleibt einfach, dass der Inhalt unglaublich flach und uninteressant ist.

      Zusammengefasst: Wenn du merkst, der Song ist die Analyse nicht wert, dann mach's nicht. Das hier zieht in meinen Augen irgendwie die Idee dahinter runter.

      Ich freu mich schon auf die andere Analyse und hoffe, dass beim guten Prezident was ordentliches rauskommt. Auf jeden Fall schonmal Props an dich für die Arbeit, die Idee.
    • Stereotyp schrieb:

      Ich hab's mir nicht komplett durchgelesen, da der Song in meinen Augen, keinen (nennenswerten) Inhalt hat. Ich weiß auch nicht wie andere das sehen, aber generell find ich halt, wenn du von Songs und deren Inhalten sprichst, solltest du Sachen analysieren, die es auch wert sind. Ich find die Idee dahinter cool und bin generell auch deiner Meinung, aber mich persönlich würd's viel zu sehr abfucken so 'nen Song durchzugehen, gerade weil Sachen á la " „und ich kann´s verstehen“ -> „ und das geschieht aus gutem Grund." " halt echt die "Übersetzung/Analyse" nicht wert sind. Wenn du auf solche Lieder eingehen willst, dann doch bitte in einem kurzen Text in dem du den groben Inhalt, denn mehr ist ja nicht da, wiedergibst und sagst, warum es halt inhaltlich/von der Message her Dreck ist. Das Hauptproblem bleibt einfach, dass der Inhalt unglaublich flach und uninteressant ist.

      Zusammengefasst: Wenn du merkst, der Song ist die Analyse nicht wert, dann mach's nicht. Das hier zieht in meinen Augen irgendwie die Idee dahinter runter.

      Ich freu mich schon auf die andere Analyse und hoffe, dass beim guten Prezident was ordentliches rauskommt. Auf jeden Fall schonmal Props an dich für die Arbeit, die Idee.

      +1 langt nicht.

      Finde die Idee nice und die Mühe die du dir gemacht hast echt respektabel, Hut ab.

      Aber nimm doch bitte ein Lied, bei dem du merkst, dass da auch Essenz dahinter ist.

      Hoffe wirklich du machst weiter, find ich stark solche Analysen/Interpretationen :thumbup:
    • aggroberlina kam als single 2004 zur Flerpromo nach dem sign (2003) raus. Dein oben genanntes Mixtape kam 2006 raus und enthält ein remix/rerelease oder so.

      just sayin :bluecool:

      Heinrich von Kleist schrieb:

      [...] [D]u hast an mir getan, [...] was in Kräften [...] eines Menschen stand, um mich zu retten: Die Wahrheit ist, daß mich auf Erden nicht zu helfen war.
    • also ich fand die idee ja schon mäßig, aber die umsetzung jetzt ehrlich gesagt noch ein bisschen schlimmer. das zeile für zeile durchzugehen (und vor allem "wie") ist definitiv nicht die klügste idee, das ließt sich bei dir offen gestanden schlimmer als bei einer gedichtinterpretation. und ich glaube nicht, dass diese form hier irgendjemand(!) unterstützt oder lesen möchte, sondern wohl eher, dass die leute einen fließtext zum meaning bekommen möchten. das wars. ähnlich einem ganz normalen abstract/auszug aus einem professionellen review eines musikredakteurs zu cd "x", das im track-by-track (oder auch t-by-t) verfahren verfasst worden ist.

      dementsprechend möchte ich dich jetzt keinesfalls persönlich angreifen, sondern eher nach deiner motivation fragen. bist du literatur- oder sprachwissenschaftler? dann kannst/darfst/solltest du möglicherweise doch so weitermachen.
      bist du jedoch musikstudent, philosophieabsolvent, angehender journalist oder sonst etwas aus diesen richtungen, würde ich dir einen weggang von deiner jetzigen form, hin zu einem block aus sätzen mit nur einer key-pointe empfehlen.

      was mir bitte auch noch fehlt, sind deine referenzen. hast du schonmal reviews geschrieben? wenn ja, für welche internetseite bzw. welches magazin? oder nur privat? oder gar nicht und das kommt jetzt als fixe juxidee? übung für die nächste klausur?
      außerdem: welche musik hörst du privat sonst so, welche genres liebst du, worin bist du unantastbar?
      ehe ich mir noch mehr solchen stuss durchlese (das oben angesprochene "wie" bei deinem satz-für-satz vorgehen), muss ich das geklärt haben bitte. ich kann momentan weder deine motivation dahinter nachvollziehen, noch dir blind vertrauen und das (weiter)lesen, wenn ich effektiv gar nichts über dich als person respektive deinen musikgeschmack weiß, nada.

      help me out. help us out. help yourself and this format.
      thx,
      MfG

      "You wanted life
      - I showed you love."
      Seraphs Post-Hardcore/Emo/Screamo/Metalcore/Deathcore - Thread (Hell YELL!)
      ---

      Boo^ schrieb:

      Seraph. Connecting people.
    • Ich geh mal zuerst auf den mMn wichtigsten Punkt ein, nämlich meine Motivation und meine Referenzen. Als Referenz kannst du gerne die gerade eben neu veröffentlichte Analyse nehmen und mich daran beurteilen, sonst habe ich keine Referenz, d.h. ich bin Autodidakt. Andererseits, wozu brauchst du Referenzen eigentlich? Sie es doch so: "da ist ein Typ der Songs analysieren will, da geb ich ihm einfach mal was mich interessiert, vielleicht wird ja was draus". Wenn dir der erste Text nicht gefallen hat, gib mir doch noch eine zweite Chance, da das Lied von Fler wohl kaum als Beispiel taugt ( ich weiß, ich war selber Schuld es auszuwählen). Jetzt aber habe ich etwas mehr Erfahrung und daher sollte die nächste Analyse besser werden. Ich würde dich aber an dieser Stelle bitten, zumindest einmal die vollständige Analyse von Prezidents Menschenpyramiden zu lesen. Oder noch praktischer, wenn du unzufrieden mit meiner Arbeit bist, dann mach doch Verbesserungsvorschläge ( ich weiß, dass dies voraussetzt, dass du weißt, wo du anfangen sollst zu verbessern, sprich, dass ich ein gewisses Basisniveau erreiche ). Ich wäre dankbar für jeden, der sich miteinbringt.

      Auch meine Motivation ist im Prinzip ganz einfach, ich mag Dinge nicht die ich nicht durchschaue und so habe ich mich, beim Hören und Songtext lesen darin geübt, den abstrakten Inhalt zu finden und bisher ist es mir noch jedes Mal gelungen, ebenso wie ich mich eigentlich immer darin wiederfinden konnte ( Ich habe das aber nie verschriftlicht, daher suche ich noch nach einer passenden Form) , und genau dies ( das sich-wiederfinden ) würde ich gerne weitergeben, weil es mich einfach ein Stück weit schockiert, wie der Inhalt der Lieder zur Paralellwelt verkommt, in die nur der Künstler und verhältnismäßig wenige zutritt haben. Dabei steckt da mMn doch so viel drin, bei dem es sich lohnen würde, es zu überdenken. Das gilt für die einen Fällen stark und in anderen Fällen fast gar nicht. Was stört dich also an der Idee? Du kannst gerne an meiner Umsetzung zweifeln, mir geht es eher um die Sache als darum, immer alles im Alleingang zu machen. Klar, das ist nur eine Behauptung, aber prüfe es doch einfach selbst nach und beurteile mich nach dem, was ich mache. Nochmal zurück zur Form: Trotzdem hat eine Abstraktion an und für sich mMn Sinn, da sie viel präziser und detaillierter ist als nur ein Block Sätze mit Key Pointe. Grundsätzlich ist die Idee aber gut, weil pragmatisch und kommt mir daher sinnvoll vor, deshalb packe ich in Zukunft wohl einfach die vollständige Abstraktion in einen Spoiler und darunter eine Art Zusammenfassung. Vielleicht muss ich auch erst einen Weg finden, die umständliche Abstraktion besser/interessanter lesbar zu machen, aber wie, weiß ich noch nicht.




      @Nippl-

      Hast du meine PM bekommen? Was meinst du dazu?
    • Sehr schöne Prezident Analyse! Ich denke der Song gibt auch extrem viel her, ich hab ihn ja ausgewählt weil ich selber nicht so wirklich weiß, wie genau man die einzelnen Passagen deuten soll.

      Hast du den Teil mit der Matrix und den Weisen von Zion so aufgefasst, dass der Einzelne sie als Ausrede nutzt, um die Schuld bei "höheren Mächten" zu suchen oder als weitere Kritik am System? Wird nicht so ganz klar in deinem Text.
      Ich selber vermute Ersteres aber man kann das sicherlich unterschiedlich interpretieren. Auch im Hinblick auf diesen Song ("Wähl wen du willst, du kannst nicht wähl'n, was sie machen, die wirklich Mächtigen setzen sich nicht in Fernsehdebatten").
    • roflgrins schrieb:

      Sehr schöne Prezident Analyse! Ich denke der Song gibt auch extrem viel her, ich hab ihn ja ausgewählt weil ich selber nicht so wirklich weiß, wie genau man die einzelnen Passagen deuten soll.

      Hast du den Teil mit der Matrix und den Weisen von Zion so aufgefasst, dass der Einzelne sie als Ausrede nutzt, um die Schuld bei "höheren Mächten" zu suchen oder als weitere Kritik am System? Wird nicht so ganz klar in deinem Text.
      Ich selber vermute Ersteres aber man kann das sicherlich unterschiedlich interpretieren. Auch im Hinblick auf diesen Song ("Wähl wen du willst, du kannst nicht wähl'n, was sie machen, die wirklich Mächtigen setzen sich nicht in Fernsehdebatten").


      Also, der Teil , den du meinst, blieb in der Zusammenfassung eher im Hintergrund. Ich habe die Stelle so interpretiert, dass er zwischen den zwei Extremen, einer antisemitischen Hetzschrift ( = die Protokolle der Weisen von Zion ) und einem tiefgründigen philosophischen Mackwerk ( = Matrix ), die beide Produkten der Gesellschaft sind, begann, die Gesellschaft anzuzweifeln. Oder aber es sind beides Werke, die mit Verschwörungstheorien zu tun haben, und daher in Kombination mit einem weiteren Horizont ( durch die Drogen, auch wenns nur ein Klischee ist ) allemöglichen Verschwörungen sieht, von denen man allen berichten will, und das eben wie ein entfesselter im Höhlengleichnis. Somit ist es ein Vorbeispiel für die Nachteile der Vernunft, die er dann später erwähnt.
      Wenn du wissen willst was die einzelnen Passagen genau bedeuten, musst du aber den ganzen Text lesen, auch wenn das natürlich sehr sehr viel ist.



      @Stereotyp

      Freut mich zu hören, danke!


      ______________________________________________________

      Könntet ihr euch eher vorstellen, alles zu lesen, wenn ich es stückchenweise präsentieren würde? Was würde den vollständigen Text eurer Meinung nach interessanter machen? Habt ihr noch Verbesserungsvorschläge oder Kritik?

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von ´Seraton ()