Songanalysen - 3# Rammstein - Rosenrot

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    • Songanalysen - 3# Rammstein - Rosenrot

      3# Rammstein - Rosenrot

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      Band: Rammstein
      Song: Rosenrot
      Text:
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      Sah ein Mädchen ein Röslein stehen,
      Blühte dort in lichten Höhen,
      So Sprach sie ihren Liebsten an,
      Ob er es ihr steigen kann,

      Sie will es und so ist es fein,
      So war es und so wird es immer sein,
      Sie will es und so ist es Brauch,
      Was sie will bekommt sie auch,

      Tiefe Brunnen muss man graben,
      Wenn man klares Wasser will,
      Rosenrot oh Rosenrot,
      Tiefe Wasser sind nicht still,

      Der Jüngling steigt den Berg mit Qual,
      Die Aussicht ist ihm sehr egal,
      Hat das Röslein nur im Sinn,
      Bringt es seiner Liebsten hin,

      Sie will es und so ist es fein,
      So war es und so wird es immer sein,
      Sie will es und so ist es Brauch,
      Was sie will bekommt sie auch,

      Tiefe Brunnen muss man graben,
      Wenn man klares Wasser will,
      Rosenrot oh Rosenrot,
      Tiefe Wasser sind nicht still,

      Tiefe Brunnen muss man graben,
      Wenn man klares Wasser will,
      Rosenrot oh Rosenrot,
      Tiefe Wasser sind nicht still,

      An seinen Stiefeln bricht ein Stein,
      Will nicht mehr am Felsen sein,
      Und ein Schrei tut jedem kund,
      Beide fallen in den Grund,

      Sie will es und so ist es fein,
      So war es und so wird es immer sein,
      Sie will es und so ist es Brauch,
      Was sie will bekommt sie auch,

      Tiefe Brunnen muss man graben,
      Wenn man klares Wasser will,
      Rosenrot oh Rosenrot,
      Tiefe Wasser sind nicht still,
      Tiefe Brunnen muss man graben,
      Wenn man klares Wasser will,
      Rosenrot oh Rosenrot,
      Tiefe Wasser sind nicht still.

      Vorwort ( Wichtig! Bitte lesen! )

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      Damit sich hier nicht wieder das Gleiche abspielt wie bei dem Song von Fler, versuche ich hiermit den Sinn und Hintergrund meiner Vorgehensweise näher zu beleuchten. Keine Sorge, ich werde nicht wieder Zeile für Zeile nur mit einer Abstraktion und fast ohne Interpretation abarbeiten, aber dennoch könnten leicht Missverständnisse entstehen, wenn ich nicht an entscheidenden Punkten Vorarbeit leiste. Das fast Wichtigste dabei ist zu verstehen, dass es in Liedern eigentlich immer nicht um konkrete Personen oder Gegenstände geht, sondern um Instanzen die hinter diesen stehen. Daher müssen auch banale Worte genau analysiert werden, die auf den ersten Blick wörtlich gemeint zu scheinen. Zwar steckt nur selten eine bewusst Intention dahinter, dafür aber eine unbewusste ( sprich, instinktive ) und diese ist nicht geringer einzuschätzen, als die bewusste, da sie für das Verständnis des Textes ähnlich wichtig ist. Die Instanzen bzw. die Verhältnisse zwischen den Instanzen mit Inhalten zu füllen bzw. mit Konflikten in der eigenen Persönlichkeit in Verbindung zu bringen, bleibt dabei zwar eigentlich jedem selbst überlassen, da dies aber beim ersten Mal nicht so gut ankam, werde ich diesen Schritt teilweise vorweg nehmen. Ich hoffe damit habe ich Klarheit geschaffen, wenn nicht, bitte unbedingt nachfragen!

      Abstraktion/Interpretation

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      Der Song gleicht im Prinzip einem Eisberg: an der Oberfläche liegt nur ein kleiner Teil des Ganzen, und wie groß er wirklich ist, kann man allenfalls erahnen. Daher muss ich jede Formulierung genau prüfen, da hinter im Verhältnis recht kurz gehaltenen Beschreibungen ein großer Umfang an Inhalten steckt. Da die Beschreibungen relativ ungenau gehalten sind, bewege ich mich mit jeder Interpretation zwangsläufig oft auf dünnem Eis, die einzige Kontrolle die ich habe, ist, dass die spezifische Einzelinterpretation im Gesamtkontext stimmig sein muss. Und dies solltet ihr beim Lesen bitte unbedingt beachten, ebenso wie das Vorwort.
      Ausnahmsweise fange ich mal nicht mit der ersten Strophe an, sondern damit, was der Song vorweg nimmt: nämlich die beiden Hauptpersonen, die namenlos bleiben, dafür aber betitelt werden, ebenso wie die Umgebung, das Hochgebirge. Beide Hauptpersonen werden aus der jeweiligen Persepektive als geliebte Person ( "ihren Liebsten" / "seiner Liebsten" ) bezeichnet. Da die Defintion dieser Figuren durch den Autor wahrscheinlich größtenteils unbewusst geschieht, gehen ich an dieser Stelle von gängigen Klischees aus ( wenn von einer moderne Beziehung ausgeht, in denen die Geschlechterrollen mehr und mehr schwinden müsste das Mädchen ja selber gehen ), wie sie wohl jeder unbewusst im Kopf hat: Der Junge bzw. junge Mann ist in gewisser Hinsicht ( das ist hier aber abstrakt gemeint, wie gesagt, es geht hier um Instanzen! ) von dem Mädchen abhängig, um glücklich zu sein, während das Mädchen wiederum Ansprüche an ihn stellt, die erfüllt werden sollten und genau um ebensolches geht es hier ja. Und dann ist da noch die Umgebung, ein Gebirge, relativ weit oben, das bedeutet übersetzt: auf hohem Niveau und dementsprechend ist es auch gefährlich.
      Ausgehend von dieser Grundkonstellation, bemerkt, das, was als Mädchen umschrieben wird, "ein Röslein". Diese Formulierung ist auf den ersten Blick nichts besonderes, doch darin liegt der Schlüssel zum Verständnis des Songnamens, denn es ist ja nicht etwa ein Edelweiß ( woran ich persönlich immer instinktiv denke, wenn eine hoch oben im Gebirge wachsende, edle Pflanze beschrieben wird ) sondern eine Rose! Es handelt sich also um einen ersten Verweis auf den Namen des Liedes, zwar könnte es auch Zufall sein, aber andererseits passt es sehr gut in den folgenden Kontext, aber dazu später.
      Dann stellt das Mädchen also den Anspruch an ihren Liebsten ein "etwas" zu erreichen, welches "in lichten Höhen"" blüht". Es handelt sich hierbei, wenn man diese Beschreibung auf ein abstraktes/allgemeines Level bringt, um etwas schwer erreichbares, wobei man statt blühen wohl eher glänzen sagen sollte. Denn das drückt aus, dass es für jeden ersichtlicherweise beachtenswert ist. Zusammengefasst also etwas schwer erreichbares und beachtenswertes, dass könnte sehr viel sein, zum Beispiel ein Ideal, dass man sich aneignen möchte oder aber auch ein Ziel, einen gewissen Ruf auf Grund seiner Fähigkeiten zu erreichen, zum Beispiel auch bei Dota (2). Einfach etwas beachtenswertes und exklusives ( weil schwer erreichbares ), darunter kann sich jeder etwas anderes vorstellen.
      Wenn das verinnerlicht wurde, kann es weitergehen. Jetzt beauftragt das Mädchen ( man denke daran, wie ich dieses am Anfang definiert habe ) ihren Liebsten ( auch hier wieder sich die Eigenschaften vor Augen rufen ), dieses Ziel zu erreichen. Dabei fällt eine komische Formulierung auf: "ob er es ihr steigen kann". Warum nicht holen? Im Prinzip ganz einfach, so wird der spätere Prozess und vor allem das "wie" beschrieben, wenn es um dass erreichen des Ziels geht. Zusätzlich stellt es so einfach eine stärkere Paralellwirkung zum Anfang der nächsten Strophe her, wo es heißt "Der Jüngling steigt den Berg[...] "
      Anstelle des abarbeitens, fasse ich den ( in dem Lied oft wiederholten ) ersten Teil des Refrain einfach zusammen:
      Dass das, wofür das Mädchen steht, sein Ziel erreicht oder auch zufrieden gestellt wird ist gut so, es gehört sich und es wird sich nie etwas daran ändern.
      Das ist schonmal eine verdammt starke Aussage, die hier getroffen wird, wenn man mal kurz darüber reflektiert. Aber da ich nicht vorgreifen will erkläre ich den Rest dazu später.
      Um den zweiten Teil des Refrain verstehen will, muss man erkennen, dass sie den Grund dafür liefert, dass das Mädchen die Rose will. Das kann ich nur damit begründen, dass es nur so im Gesamten stimmig ist.
      Daher hier folgende Abstraktion:
      "Tiefe Brunnen muss man graben / wenn man klares Wasser will" -> Man muss "weit gehen", um "reine Eigenschaften" zu finden. Da jeder etwas anderes darunter verstehen kann, ist das schwer zu konkretisieren: Folgendes könnte als Beispiel dienen: etwas gut durchdachtes, etwas reibungslos funktionierendes, etwas auf einzigartige Weise glaubhaftes usw.
      "Rosenrot, oh rosenrot"-> Rosenrot ist, selbstverständlich, die Eigenschaft der Rose. Auf den abstrakten Level gehoben allerdings betont diese Zeile, wie begehrenswert und anzhiehend die Rose ist. Und da diese Eigenschaft die ganze Handlung überhaupt erst begründet und sich alles darum dreht, heißt das Lied zu Recht so, wie ich finde.
      Weiter gehts mit der letzten Zeile: "Tiefe Wasser sind nicht still" -> Etwas mit reinen Eigenschaften ist stets unruhig, und zwar in der Hinsicht, dass es bei Laune gehalten, sich ausleben/ausdrücken, gesehen und anerkannt etc. werden will.
      Anschließend wird beschrieben, wie der junge Mann unter Anstrengung ( auf allgemeiner Ebene ) daran geht, das Ziel zu erreichen, völlg auf das Ziel fixiert, sodass er die Dinge, die er für sich nebenbei erreicht, nicht wahrnimmt, woraus als Nebenaspekt die Lehre ableiten könnte, genau dies nicht zu tun, den Prozess zu genießen oder ihm eben allgemein etwas positives abzugewinnen. Abgesehen davon hat es auch etwas idealistisches, nicht bloß für den Weg, sondern nur für das Ziel zu brennen und - insbesondere - sich durch nichts ablenken zu lassen ( wobei ich hier keine endlose Diskussion starten will, natürlich hat auch das Motto "der-Weg-ist-das-Ziel" durchaus seine Berechtigung ). Aber genug davon.

      Er erreicht also das Ziel und bietet es dem Mädchen dar.
      Es folgt erneut einmal Refrain 1, der in diesem Zusammenhang nochmal betont, wie richtig und unausweichlich der beschriebene Prozess ist und somit erscheint es, als sei alles glatt gelaufen.
      Dann folgt zwei mal der Refrain 2, und so liegt auf dessen Wiederholung eine doppelte Betonung der Richtigkeit und des Zutreffens des Inhalts, also dass reine Eigenschaften schwer zu erreichen sind, wie gut das Ideal ( oder generell das Ziel ) ist , ebenso wie die Unruhe. Bis jetzt ist dies alles neutral, es ist halt, wie es ist.
      Jetzt kommt die erste Wendung, die den Zustand plötzlich ändert:
      Der Untergrund bzw. das was ihn eigentlich tragen sollte, nämlich der Fels gibt nach, weil er "Nicht länger am Felsen" "sein will". Wenn man den Fels wörtlich nimmt, ergibt das keinen Sinn. Nimmt man aber einfach nur dessen Defintion, nämlich, dem Zweck den er hier erfüllt folgend, "das, was den jungen Mann in diesen luftigen Höhen ( man denke an den Anfang der Analyse ) trägt" ( das ist natürlich abstrakt gemeint, wie sehr vieles eben ) auf Grund eines Mangels an Zugehörigkeitsgefühl wegbricht und geht dann mit dem jungen Mann unter, wobei die geschickt doppeldeutige Formulierung "In den Grund" auch so gedeutet werden könnte, dass er nicht stirbt sondern nur sein hohes Anfangsniveau verliert. Im Endeffekt verlässt ihn somit sein bisheriges Glück, so hoch oben ( das ist wie immer metaphorisch aufzufassen ), und er trägt die Konsequenzen.
      Die zweite Wendung besteht darin, dass der Refrain nach diesem Ereignis nicht ändert sondern ganz konstant bleibt und damit vielleicht auch ausdrückt: trotz allem, es war richtig, wie es geschehen ist. Dies wiederum löst eine starke Kontroverse aus, so sind die meisten Hörer doch auf Grund des verhängnisvollen Ausgangs von der Unrichtigkeit und Irrtümlichkeit der Handlung überzeugt. Die Gruppe der Hörer, die sich mit den Inhalten aus den Refrains identifizieren können werden wohl dagegenhalten, wie unsausweichlich der Prozess ist, auch wenn das vielleicht nur ich bin.

      Zusammenfassung der Abstraktion/Interpretation

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      Das Lied beschreibt den Prozess, ein Ziel zu erreichen um, bereits auf einem hohen Level angelangt und somit in Gefahr ( zu stürzen ), eine innere Instanz zufriedenzustellen, und das auf kontroverse Weise. Auf der einen Seite wird immer wiederkehrend betont, wie unvermeidbar, weil anerkannt und gut, dieser Prozess ist, auf der anderen Seite wird ein Beispiel angeführt, in welchem der Prozess fatale Folgen hatte. Trotz dieser beiden starken Gegensätze wird der Prozess nie direkt kritisiert. Stattdessen werden die Bestätigungsverse oft wiederholt, was klar macht, wie schwer es ist die vorherrschende Gegebenheiten zu ändern stärkt und dies verstärkt bzw. befeuert den Konflikt noch mal.



      Diesmal ist die volle Analyse etwas kürzer, vielleicht ein Grund sich die Zeit, diese zu lesen, zu nehmen.