Songanalysen Metallica - Am I Evil

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    • Songanalysen Metallica - Am I Evil

      Nachdem ich die Top 4 aus der Umfrage analysiert habe, hier zur Abwechslung ein Einschub von einem Lied das mir schon länger durch den Kopf ging, Am I Evil.

      Und es geht los:
      Vorwort: Ursprünglich stammt Am I Evil zwar nicht von Metallica, sondern von einer Band, die sie nach eigenen Angaben beeinflusst hat, nämlich Diamond Head, aber das soll hier mal keine Rolle spielen.


      Band: Metallica
      Song: Am I Evil
      Text:
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      My mother was a witch, she was burned alive
      Thankless little bitch, for the tears I cried
      Take her down now, don't want to see her face
      All blistered and burnt, can't hide my disgrace

      Twenty seven, everyone was nice
      Gotta see 'em, make 'em pay the price
      See their bodies out on the ice
      Take my time

      » Am I evil?
      » Yes I am
      » Am I evil?
      » I am man
      » Yes I am

      As I watched my mother die, I lost my head
      Revenge now I sought, to break with my bread
      Takin' no chances, you come with me
      I'll split you to the bone, help set you free

      Twenty seven, everyone was nice
      Gotta see 'em, make 'em pay the price
      See their bodies out on the ice
      Take my time

      » Am I evil? » Yes I am » Am I evil? » I am man » Yes I am

      On with the action now, I'll strip your pride
      I'll spread your blood around, I'll see you ride
      Your face is scarred with steel, wounds deep and neat
      Like a double dozen before ya, smells so sweet

      » Am I evil?
      » Yes I am
      » Am I evil?
      » I am man

      I'll make my residence, I'll watch your fire
      You can come with me, sweet desire
      My face is long forgot, my face not my own
      Sweet and timely whore, take me home

      » Am I evil?
      » Yes I am
      » Am I evil?
      » I am man

      My soul is longing for, await my heir
      Sent to avenge my mother, sleep myself
      My face is long forgot, my face not my own
      Sweet and timely whore, take me home

      » Am I evil?
      » Yes I am
      » Am I evil?
      » I am man

      » Am I evil?
      » Yes I fucking am
      » Am I evil?
      » I am man, yeah!


      Interpretation/Abstraktion

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      Und wie immer geht es in dem Song eigentlich nicht etwa nur um einen Sohn einer Hexe, die auf dem Scheiterhaufen landet und er daraufhin Rache übt, sondern um das, was diese Handlung und ihre Details symbolisieren.
      Die definierbaren Parteien kann man im Prinzip auf die Mutter, den Sohn und die anderen reduzieren. Ich werde jetzt jede dieser Parteiein einzeln definieren ( diese Definition wirken zwar sehr banal, aber das lässt sich nicht vermeiden, jedenfalls sind diese Beschreibungen abstrakt zu verstehen ) und ihre Definition vorraussetzen, wenn ich ihren Namen nenne.
      Fangen wir an mit der Mutter: sie hat den Sohn "hervorgebracht" und ist eng an ihn gebunden. Von den anderen wird sie als Hexe diffamiert, also auf Grund ihrer Andersartigkeit und vielleicht auch ihrer besonderen Fähigkeiten abgelehnt, im Vergleich zu den anderen bildet sie also einen Fremdkörper, etwas, dass die Normalität stört usw.
      Der Sohn ist natürlich ein "Abkömmling" der Mutter, ist aber doch nicht so wie sie.
      Die anderen fehlt eine Verkörperung, d.h. sie sind wenig definiert, sie werden außer als Opfer nie genannt und bilden im Grunde nur die Basis, den Maßstab für alles andere.

      In den ersten Zeile des Liedes wird die Mutter als Hexe definiert, ursprünglich verwendet von den anderen, hat der Sohn offensichtlicherweise diese Bezeichnung für sich als Tatsache akzeptiert. Dann erfährt der Leser, dass sie verbrannt worden ist, logischerweise durch die anderen, genannt werden diese aber nicht. Ebenso werden die Gründe nicht direkt genannt, sondern die Information, dass sie eine Hexe war, erklärt es für sich. Der Sohn verdrängt ihr weiteres Dasein und macht sie sogar für die Trauer verantwortlich, die er empfunden hat und auf die sich nicht reagiert hat und daher will er nicht länger mit dem, was von ihr übrig ist, beschäftigen/konfrontiert werden, was dadurch, dass er Ekel empfindet noch verstärkt wird. Er versucht also diese negative Erfahrung zu verdrängen, ebenso wie seine eigene Ohnmacht, nichts an der Situation ändern zu können, ihn wütend macht.
      Durch das Nennen seines Alters wird der Focus auf ihn als Person gelenkt, ebenso wie Beziehung der Anderern zum ihm näher beleuchtet wird, nämlich, dass sie in gut behandeln bzw. nett zu ihm sind. Während sich in der nächsten Zeile sein, im krassen Gegensatz dazu stehendes, Verhältnis zu den Anderen aufgezeigt wird, wenn er sie ihren Preis für ihre Taten zahlen und ihre Körper der kalten Natur ausgesetzt sehen will, und sich dabei Zeit nimmt um es auszukosten ( es könnte aber aber auch sein, dass es die Anzahl seiner Opfer bezeichnet und wie "nett" es war, sie alle zu töten, auch wenn das von der Position her nicht so gut passt, es müsste dann frühestens nach den nächsten Zeilen kommen ). Dabei sollte man aber auch die genaue Formulierung genau nehmen. Unter diesem Licht bedeutet das "den-Preis-zahlen-sehen-wollen", die Konsequenzen aus den höheren Leitlinien zu ziehen und das der-Natur-aussetzen steht für das schutzlose Konfrontieren mit Problemen, denen auch der Sohn ausgesetzt war, als er seine Mutter sterben sah und sich Ohnmächtig fühlte. Das sich-Zeit-nehmen ist in diesem Kontext auch leicht zu deuten, er will Kraft daraus schöpfen, die anderen vor unlösbare Probleme gestellt zu sehen, um sein eigenes Scheitern erträglicher zu machen.
      Im Anschluss folgt das erste Mal der Refrain, im der Sohn freimütig zugibt böse zu sein, jedoch mit dem Zusatz, der wie eine Begründung verwendet wird, dass er ein Mensch sei. Ich würde das so interpretieren, dass der Sohn die Boshaftigkeit der anderen nicht ertragen konnte und so will er deren böses Wesen gleichfalls mit bösem bekämpfen. Frei nach dem Motto "ich bin böse, weil alle Menschen böse sind und mich so zu dem gemacht haben, was ich jetzt bin, nämlich böse." Daraus spricht also pure Bitterkeit, auf Grund derer der Sohn seine Rechtschaffenheit opfert, da er so das einzige Gegenmittel gegen den ungerechten, sinnlosen Tod seiner Mutter sieht
      In der nächsten Strophe deklariert der Sohn offen seinen Trieb nach Rache, auf Grund des Todes seiner Mutter, der ihn, wie er selbst sagt, wahnsinnig gemacht hat. Dazu ergänzt er noch, dass er mit dem brechen will, was für ihn wie das tägliche Brot war, sprich, mit der Normalität. Das heißt ganz einfach, dass er einen Schlussstrich unter sein bisheriges Leben setzen will, dass er nach dem Tod seiner Mutter nicht einfach so weiter machen konnte und wollte. Wenn er betont, kein Risiko eingegangen zu sein, wird klar, wie leicht kontrollierbar die Situation auf Grund seiner geleisteten Vorarbeit, die nicht näher beschrieben wird, für ihn ist und das die Lage für ihn so günstig ist, dass es ihn keinerlei Mühe kostet. Sein Opfer ist ihm ausgeliefert, er kündigt an, was er ihr antun wird und ergänzt dies mit der seltsamen Wendung, "ihr helfen, frei zu werden". Während ersteres genauer zu analysieren wenig bringen würde, macht die zweite Aussage klar, wie, aus seiner Sicht, verderbt die anderen sind und wie er sie von ihrer Schlechtigkeit befreit, die er in seinem Hass auf sie projeziert, indem er sie tötet.
      Dann wiederholt sich wieder, der vorletzte Abschnitt und betont dessen Inhalt, die Freundlichkeit der anderen ( oder dass die Anzahl seiner Opfer bezeichnet wird und wie "nett" es war, sie alle zu töten ) , sein Wunsch sie für ihre Taten bezahlen zu sehen und ihre Körper der Natur ausgesetzt zu sehen, ebenso wie, sich dabei Zeit nehmen um durch das Leiden der anderern seine geistigen Wunden zu heilen.
      Dann wiederholt sich wieder der Refrain und der Sohn steigt somit immet tiefer in seinen Rachefeldzug ein.
      Nach der vorangegangenen Erklärung ( hier im Text der vorvorletzte Abschnitt vor diesem ) macht der Sohn weiter: er spricht jetzt ( oder schon die ganze Zeit? ) direkt mit seinem Opfer, kündigt an ihm seine Ehre zu nehmen, so wie, das würde ich hinzufügen, sie sich selbst entehrt haben, als sie sich dazu entschlossen, seine Mutter zu töten. Nach einigen weiteren Brutalitäten, eröffnet er seinem Opfer, dass es für nur eines von sehr vielen ist und wie süß ihm seine Qual schmeckt.
      Und wieder ist der Sohn einen Schritt weitergegangen, frei nach dem Motto, "wenn schon na dann schon" findet er sogar Gefallen an dem Leid seiner Opfer, welches wie immer nur das Äquivalent zu seinem eigenen Leiden bildet.
      In der nächsten Strophe wird weiter beschrieben wie er Rache üben wird, und zwar indem der sich zurücklehnt und dem Feuer zusieht, indem sich, auch wenn er es nicht sagt, sein Opfer befinden dürfte. Als nächstes beschreibt er wie er "süßem Verlangen" erlaubt "mit ihm zu kommen". Das bedeutet in etwa, dass er dem süßen Verlangen sozusagen freien Lauf lässt, also ein positives Gefühl für sich findet und zulässt. Anschließend beschreibt wie das, was für die anderen erschien, als sei er es, was er aber nie war, "längst vergessen" ist. Das zeigt nochmal auf, welchen falschen Eindruck die anderen von ihm hatten und wie wenig dieser noch passt und daher aus der Vorstellung der anderen gewichen und somit "längst vergessen" ist. Schließlich wendet er sich wieder seinem Glücksgefühl zu, beschreibt es negativ, sowie gleichzeitig als süß und zeitlich günstig, in der Erwartung, dass es ihn "nach Hause bringt". Das heißt quasi, dass er erwartet, wieder in sein geistiges Zuhause, bevor seine Mutter verbrannt wurde, zurückgebracht zu werden/ähnlich glücklich und unbeschwert zu sein.
      Und erneut wiederholt er sein bitteres Eingeständnis, als einzigen Weg sein Leben zu bewältigen, sich ganz dem Böse zu verpflichten, wobei er doch noch die Hoffnung hat, einen Ausweg durch die Zufriedenheit durch die Rache zu finden.
      Nachdem er nun den Gedanken an seine Mutter mit Rache überdeckt, kann er das Erbe seiner Mutter, das Leben, welches sie ihm gab, antreten, nachdem er getan hat wozu er bestimmt war, seine Mutter zu rächen und dabei sich selbst bzw. seine Rechtschaffenheit zu verlieren. Wieder betont er das Abbild, das die anderen von ihm hatten und das dieses Gesicht, das nie sein eigenes war inzwischen längst verloschen ist, ebenso wie sein unschuldiges ich. Und lässt sich von der süßen Rache erlösen.
      Da der Hörer nun die ganze Handlung kennt, gibt der Sohn noch zweilmal freimütig seines böses Wesen zu und lässt seiner Bitternis freien Lauf. Dadurch hat es hat etwas endgültiges und ruft dem Hörer nochmal das ganze verhängnisvolle Geschehen vor Augen.
      Im Gegensatz zu dem Protagonisten im Lied sollten wir es, nachdem wir den Song gehört haben, besser wissen und unsere Rechtschaffenheit bewahren, anstelle sie der Problembewältigung zu opfern. Denn auch wenn wir im Recht sind, sich selbst zu dieser Boshaftigkeit herablassen und seine Verantwortung abzustreifen, die man als eine Person besitzt, die es auf Grund ihrer Prägung besser wissen sollte, ist ein großer Fehler. All dies sollte einem der Song auf abschreckende Weise vor Augen führen und so dafür sorgen, das man verantwortungsbewusster handelt.


      Zusammenfassung der Interpretation/Abstraktion

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      Das Lied beschreibt wie der Abkömmling einer durch Ungerechtigkeit ausglöschten Instanz seine Rechtschaffenheit aufgibt, aus Bitterkeit und Schwäche, um Rache an denjenigen zu üben, welche den Untergang der Instanz verursacht habe. Das Lied soll eine abschreckende Wirkung entfalten, durch die brutalen Handlungen, die der Erstgenannte begeht und an das Verantwortungsgefühl des geschädigten ebenso wie an das Gerechtigkeitsgefühl der Täter zu appellieren, etwas nicht leichtfertig zu vernichten. Hauptstilmittel ist hierbei das plakative Selbsteingeständnis des Abkömmlings hinsichtlich seiner selbst, nämlich, dass er böse ist, verbunden mit einer Wendung, die die Verderbtheit dieser Tat allen Menschen anlastet und dies als Begründung für seine Taten hernimmt.