Also zunächst mal muss man doch erstmal feststellen, dass an vielen Universitäten wissenschaftliche Mitarbeiter und auch Professoren selber eine Zeit lang als Lehrer unterrichtet haben. Dem universitären Zweig eine vollends idealisiere und damit weltfremde Sicht der Dinge zu unterstellen ist daher schon mehr als falsch. Die Universität hat zu klären, WAS sinnvoll ist und nicht WIE das erreicht wird (Didaktik vs. Methodik). Nicht ohne Grund beschweren sich immer die Studenten, dass sie sich nicht genug vorbereitet fühlen. Den Part "WIE" übernimmt die Schule und das Seminar. Und hier hapert es je nachdem, wo man hinkommt, gewaltig. Jegliches Extrem kann hier vorgefunden werden.
Niemand behauptet zudem, dass sämtliche Theorien einfach umzusetzen sind. Da spielen verschiedenste Parameter mit rein. Dein Fakor Zeit ist einer von vielen, aber sicher der, den jemand sofort vor Augen geführt bekommt, der nur ansatzweise mal eine komplette Reihe wissenschaftlich begründet konzipiert hat.
Ich bin im übrigen neben meinem Studium bereits als Vertretungslehrer tätig und weiß wie bürokratisch es zugehen kann. Wenn ich dann später 4x so viele Stunden so planen müsste wird mir auch jetzt schon schlecht. Ich habe auch 8h gebraucht, um eine EF Informatik Klausur zu konzipieren (samt Bewertungsbogen und Punkteverteilung). Ich weiß in Ansätzen, wo der Druck generiert wird.
Und natürlich benutze ich auch die Operatoren. Sie geben Gewissheit und machen eine vergleichbare Leistungsbeurteilung wesentlich einfacher. Durch sie lassen sich verbindliche Leistungsvorgaben erst formulieren.
Mein Ansatz war aber ein anderer: Ist es sinnvoll, Operatoren ständig im Unterricht zu benutzen? Für diejenigen, die nicht mehr wissen, was Operatoren sind: Sie definieren maßgeblich, wie eine Aufgabe zu lösen ist. Das "wie" ist aber von Fach zu Fach unterschiedlich definiert. So bedeutet "analysieren" in Geschichte etwas vollständig anderes als im Fach "Deutsch" wenn ich mich noch recht erinnere an meine irritierten Kommilitonen. Und wenn die es schon verwirrend finden, dann auch die Schüler. Die haben nämlich nicht jedesmal eine Operatorliste an der Hand (oder sind zu faul um nachzusehen).
Mein Argument der Herabstufung von Operatoren als Befehle an die Schüler hat einerseits eine rein sprachliche Dimension. So werden die Aufgabenstellungen eingeleitet mit dem Operator in Imperativform. "Erläutern Sie, ... Analysieren Sie, ... Zeichne, ..., Umrande..., Markiere...". Jedes mal das selbe Muster, nur ein anderes Verb wird verwendet. Nun bedeutet aber imperare "befehlen". Der Sender übermittelt dem Empfänger einen Befehl, den er (hoffentlich) gehorsam umzusetzt (Und im soldatischen Sinne auch nicht weiter darüber nachdenkt!). Schon heute wird empfohlen, in jedem Fach Aspekte aus dem Bereich "Deutsch als Fremdsprache / Zweitsprache" bei der Formulierung zu berücksichtigen. Wir lernen also: Imperative nutzt man, um jemanden aufzufordern, etwas zu tun. Damit folgt: Der Aufgabensteller fordert mich auf, die Aufgabe zu erledigen. Purer Instruktionalismus/Behaviourismus.
Wenn man nun Vertreter der konstruktiven Lernpsychologie ist wird man dieses Vorgehen kategorisch ablehnen: Durch Entdeckung und Erkundungen von Objekten aus der Welt wird im Lerner ein Wissensnetz konstruiert. Entdeckungen und Erkundungen lassen sich aber nicht instruieren. Es sind meißt Phänomene, die man gefühlt haben muss, um durch sie dringen zu können. Daher kann ein Lehrer auch nur Lernbegleiter oder Coach sein. Aber keiner, der Äpfel vom Baum wirft und der Schüler muss nur unten warten und essen.
Das ist auch das größte Problem was ich mit der Art und Weise, wie Aufgaben konzipiert sind (wohlgemerkt ich spreche nicht von Leistungsüberprüfungen, sondern vom "Alltag"): Jegliches Erkunden wird vorweggenommen. Es ist immer Schema F. Fragen stellt der Lehrer. Antworten geben die Schüler. Letztlich also doch genau das, wovon wir wegkommen wollen. Wir brauchen heute Menschen, die in der Lage sind Fragen zu stellen, Ideen haben und Neues erfinden. Schüler müssen Fragen stellen. Und zwar viele und aus verschiedenen Perspektiven. Dafür bleibt meißt keine Zeit im Unterricht, ich weiß das. Muss ich das gut heißen und die 25% der Lerninhalte, die das Curriculum nicht vorgibt dazu nutzen, solche Kompetenzen auch hier nicht zu fördern? Kreativität, Selbstständigkeit und Mündigkeit sind doch sogar erklärtes Lehrziel!
Ich beobachte, wie Schüler ohne diese Befehle gar nicht mehr wissen, was sie tun sollen. Meine Frage: "Wo begegnen euch heute im Alltag Informatiksysteme?" (Hint: Eine Worterfindung des Kultusministeriums, s. informatikstandards.de/index.h…tion=standards&page_id=27) konnte nur über Google beantwortet werden. Selbstständiges Denken? Warum? Was ist eine Ableitung? Keine Ahnung, aber ich habe einen Algorithmus gelehrt bekommen, mit dem klappt das immer.
Ein Befehl wird eben ausgeführt und meißt eben auch nicht mehr. Peon sagt "Arbeit Arbeit". Peon sagt "Arbeit abgeschlossen". Und das ist der im wesentlichen zweite Punkt neben der rein sprachlichen Dimension. Die Struktur der Aufgabenstellungen engen das Denken auf genau einen Punkt ein. Wie gesagt: Für Klausuren usw. wunderbar und da halte ich mich ja auch dran.
Kompetenzorientierter Unterricht bedeutet nach (Weinert?) ein Unterricht, der die Schülerinnen und Schüler motiviert, sich mit dem Lehr/Lerninhalt selbstständig zu befassen. Dazu gehört es Fragen zu generieren (meiner Meinung nach). Wenn diese respektiert werden und im Unterricht behandelt werden fühlen sich die Schüler wertgeschätzt (LS Beziehung) und haben mehr Spaß daran sich am Unterricht aktiv zu beteiligen -> Motivation steigt.
Werde mich aber ab sofort wieder raushalten bei solchen Diskussionen.
Niemand behauptet zudem, dass sämtliche Theorien einfach umzusetzen sind. Da spielen verschiedenste Parameter mit rein. Dein Fakor Zeit ist einer von vielen, aber sicher der, den jemand sofort vor Augen geführt bekommt, der nur ansatzweise mal eine komplette Reihe wissenschaftlich begründet konzipiert hat.
Ich bin im übrigen neben meinem Studium bereits als Vertretungslehrer tätig und weiß wie bürokratisch es zugehen kann. Wenn ich dann später 4x so viele Stunden so planen müsste wird mir auch jetzt schon schlecht. Ich habe auch 8h gebraucht, um eine EF Informatik Klausur zu konzipieren (samt Bewertungsbogen und Punkteverteilung). Ich weiß in Ansätzen, wo der Druck generiert wird.
Und natürlich benutze ich auch die Operatoren. Sie geben Gewissheit und machen eine vergleichbare Leistungsbeurteilung wesentlich einfacher. Durch sie lassen sich verbindliche Leistungsvorgaben erst formulieren.
Mein Ansatz war aber ein anderer: Ist es sinnvoll, Operatoren ständig im Unterricht zu benutzen? Für diejenigen, die nicht mehr wissen, was Operatoren sind: Sie definieren maßgeblich, wie eine Aufgabe zu lösen ist. Das "wie" ist aber von Fach zu Fach unterschiedlich definiert. So bedeutet "analysieren" in Geschichte etwas vollständig anderes als im Fach "Deutsch" wenn ich mich noch recht erinnere an meine irritierten Kommilitonen. Und wenn die es schon verwirrend finden, dann auch die Schüler. Die haben nämlich nicht jedesmal eine Operatorliste an der Hand (oder sind zu faul um nachzusehen).
Mein Argument der Herabstufung von Operatoren als Befehle an die Schüler hat einerseits eine rein sprachliche Dimension. So werden die Aufgabenstellungen eingeleitet mit dem Operator in Imperativform. "Erläutern Sie, ... Analysieren Sie, ... Zeichne, ..., Umrande..., Markiere...". Jedes mal das selbe Muster, nur ein anderes Verb wird verwendet. Nun bedeutet aber imperare "befehlen". Der Sender übermittelt dem Empfänger einen Befehl, den er (hoffentlich) gehorsam umzusetzt (Und im soldatischen Sinne auch nicht weiter darüber nachdenkt!). Schon heute wird empfohlen, in jedem Fach Aspekte aus dem Bereich "Deutsch als Fremdsprache / Zweitsprache" bei der Formulierung zu berücksichtigen. Wir lernen also: Imperative nutzt man, um jemanden aufzufordern, etwas zu tun. Damit folgt: Der Aufgabensteller fordert mich auf, die Aufgabe zu erledigen. Purer Instruktionalismus/Behaviourismus.
Wenn man nun Vertreter der konstruktiven Lernpsychologie ist wird man dieses Vorgehen kategorisch ablehnen: Durch Entdeckung und Erkundungen von Objekten aus der Welt wird im Lerner ein Wissensnetz konstruiert. Entdeckungen und Erkundungen lassen sich aber nicht instruieren. Es sind meißt Phänomene, die man gefühlt haben muss, um durch sie dringen zu können. Daher kann ein Lehrer auch nur Lernbegleiter oder Coach sein. Aber keiner, der Äpfel vom Baum wirft und der Schüler muss nur unten warten und essen.
Das ist auch das größte Problem was ich mit der Art und Weise, wie Aufgaben konzipiert sind (wohlgemerkt ich spreche nicht von Leistungsüberprüfungen, sondern vom "Alltag"): Jegliches Erkunden wird vorweggenommen. Es ist immer Schema F. Fragen stellt der Lehrer. Antworten geben die Schüler. Letztlich also doch genau das, wovon wir wegkommen wollen. Wir brauchen heute Menschen, die in der Lage sind Fragen zu stellen, Ideen haben und Neues erfinden. Schüler müssen Fragen stellen. Und zwar viele und aus verschiedenen Perspektiven. Dafür bleibt meißt keine Zeit im Unterricht, ich weiß das. Muss ich das gut heißen und die 25% der Lerninhalte, die das Curriculum nicht vorgibt dazu nutzen, solche Kompetenzen auch hier nicht zu fördern? Kreativität, Selbstständigkeit und Mündigkeit sind doch sogar erklärtes Lehrziel!
Ich beobachte, wie Schüler ohne diese Befehle gar nicht mehr wissen, was sie tun sollen. Meine Frage: "Wo begegnen euch heute im Alltag Informatiksysteme?" (Hint: Eine Worterfindung des Kultusministeriums, s. informatikstandards.de/index.h…tion=standards&page_id=27) konnte nur über Google beantwortet werden. Selbstständiges Denken? Warum? Was ist eine Ableitung? Keine Ahnung, aber ich habe einen Algorithmus gelehrt bekommen, mit dem klappt das immer.
Ein Befehl wird eben ausgeführt und meißt eben auch nicht mehr. Peon sagt "Arbeit Arbeit". Peon sagt "Arbeit abgeschlossen". Und das ist der im wesentlichen zweite Punkt neben der rein sprachlichen Dimension. Die Struktur der Aufgabenstellungen engen das Denken auf genau einen Punkt ein. Wie gesagt: Für Klausuren usw. wunderbar und da halte ich mich ja auch dran.
Kompetenzorientierter Unterricht bedeutet nach (Weinert?) ein Unterricht, der die Schülerinnen und Schüler motiviert, sich mit dem Lehr/Lerninhalt selbstständig zu befassen. Dazu gehört es Fragen zu generieren (meiner Meinung nach). Wenn diese respektiert werden und im Unterricht behandelt werden fühlen sich die Schüler wertgeschätzt (LS Beziehung) und haben mehr Spaß daran sich am Unterricht aktiv zu beteiligen -> Motivation steigt.
Werde mich aber ab sofort wieder raushalten bei solchen Diskussionen.
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