Eigene Kurzgeschichte/Wachtmeister Winkelhofer ermittelt

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    • Eigene Kurzgeschichte/Wachtmeister Winkelhofer ermittelt

      Wird aus mehreren Teilen bestehen, wobei es sein kann das zwischen den einzelnen Teilen mehrer Tage Pausen auftreten werden.
      Übereinstimmungen mit real existierenden Vorkommnissen sind fast zufällig.


      Teil 1

      Die Uhr zeigte 13:37 an. Wachtmeister Winkelhofer war seit über 29 Stunden wach, aber das war kein Problem für ihn, schließlich hatte er dank der Asservatenkammer genug Speed da um auch noch länger wachzubleiben. Er wusste, dass viele Kollegen über ihn tuschelten, aber das war ihm egal.
      Er persönlich war stolz auf seine Fähigkeit sich völlig in Sachverhalte zu verbeißen und sah die 1500 Überstunden die er allein in diesem Jahr abgeleistet hatte als Zeichen seiner Strebsamkeit an.
      Gerade heute ermittelte er wieder in einem Fall, den wohl jeder seiner Kollegen mit einem Schulterzucken zu den Akten abgelegt hätte.
      In einem Online Forum zu einem Computerspiel namens Dota hatte sich ein Benutzer zur Fundunterschlagung bekannt und öffentlich damit geprahlt einen gefundenen Laptop behalten zu haben. Winkelhofer hatte den Administrator der Seite darum gebeten die IP Adresse des hochkriminellen Nutzers herauszugeben, war aber abgewiesen worden mit der Begründung, dass er keinen Gerichtsbeschluss habe.
      Jeder andere hätte ab diesem Punkt aufgegeben, nicht so aber Winkelhofer. Er hatte die gesamte Nacht damit verbracht sich akribisch in das Forum einzulesen und hatte die letzten 500 Posts auf Verdächtige Inhalte überprüft. Langsam war er sich sicher. Dieses Forum war ein Hort des Verbrechens, ausschließlich bevölkert von gemeingefährlichen Kriminellen. Winkelhofers Augen verengten sich, er war wieder auf einen verdächtigen Post gestoßen. Ein User hatte eine Umfrage erstellt: „Wer baut als nächstes?“ Als Antwortmöglichkeit war eine lange Liste mit Namen gegeben. Winkelhofer kannte sich gut genug im Drogenjargon aus, um den Code zu entschlüsseln. Zufrieden notiert er sich alle beistehenden Namen, während er sich über die Lippen leckte und vor sich hinmurmelte: „Dich fick ich auch noch.“
      „Wie bitte Winkelhofer?“
      Winkelhofer schreckte auf, ohne dass er es bemerkt hatte, stand plötzlich Oberwachtmeister Meyer neben ihm.
      „Nichts, nichts, ich war nur in Gedanken“
      „Soso, in Gedanken“, Meyer musterte Winkelhofer kritisch. „Sie denken aber schon noch an die große Lieferung Heroin die im Hamburger Hafen eintreffen soll? Haben sie dazu schon etwas herausgefunden?“
      Winkelhofer seufzte innerlich. Er wusste, dass Meyer sehr ambitioniert war und Karriere machen wollte, aber wenn er weiterhin derart falsch seine Prioritäten setzen würde, sah er keine Chancen für ihn.
      „Ich arbeite hart daran, bis jetzt habe ich aber noch keine heiße Spur identifizieren können.“
      „Bleiben die dran an der Sache, das könnte ein ganz großes Ding sein! Laut Informanten könnte es die größte Lieferung des Jahres werden. Ich muss ihnen hoffentlich nicht nochmals die unbedingte Dringlichkeit klarmachen?“
      Winkelhofer schüttelte nur Stumm den Kopf und wartete bis Meyer wieder gegangen war. Es war schon immer sehr speziell mit diesen jungen Hüpfern von der Polizeiakademie, aber nach ein paar Jahren Praxiserfahrungen kamen sie dann meistens auf den Rechten Weg.
      Jetzt hatte er aber keine Zeit sich über die Zukunft von Meyer Gedanken zu machen, er hatte wichtigeres zu tun. Wie Winkelhofer aus ein paar Posts herausgelesen hatte schien das Forum einen geschützten Bereich zu haben, in dem nur Vertrauenswürdige Mitglieder aufgenommen wurden. Winkelhofer war klar, dass er dort unbedingt ranmusste. Der Erste Schritt war nun also klar. Winkelhofer musste sich einen Account erstellen. Unverzüglich machte sich Winkelhofer daran eine E-Mail Adresse zu erstellen, mit der er sich registrieren konnte. Natürlich konnte er sich nicht mit seiner Polizei Adresse anmelden, sondern brauchte eine E-Mail Adresse die ihn als coolen Jugendlichen mit Drogenaffinität erscheinen ließ.
      Nach kurzen Nachdenken entschied sich Winkelhofer für die Adresse smokymcpot92@gmx.de. Nun brauchte er nur noch einen unauffälligen Benutzernamen. Dieser Schritt war komplizierter, Winkelhofer ging im Kopf mehrere Möglichkeiten durch.
      Mr. W? – Nein, zu cool.
      TinkiWinki? – Nein, diese Popkulturelle Referenz war zu intellektuell für den typischen Forumsnutzer.
      THC-Veraechter? – Nein, das war selbst für dieses Forum zu dämlich und würde ihn direkt als „alten Sack“ outen.
      Haftbefehlfan92? – Nein, das verschreckte nur die ganzen Reggae hörenden Kiffer.
      Winkelhofer schüttelte traurig den Kopf, seine Kreativität schien völlig aufgebraucht zu sein. Würde er an schon an diesem Schritt scheitern? Das konnte, das durfte nicht sein! Hastig öffnete Winkelhofer seine Schreibtischschublade, um an seine Notfallration Kokain heranzukommen, die ihm half wieder das nötige Selbstbewusstsein aufzubauen. Er ging hinter seinen Schreibtisch in die Hocke, kramte die Visitenkarte seiner Lieblingsprostituierten hervor (Jenny, 18, aus Spanien) und zog eilig eine Nase. Akute Gefahrsituationen erforderten eben drastische Mittel. Das Koks zeigte sogleich Wirkung, Winkelhofer hatte den perfekten Benutzernamen gefunden. Vergnügte summte er den Refrain des Songs „Donald Trump“ mit, während er sich daran machte seine Registrierung abzuschließen.
      Dieses Forum hatte sich mit dem Falschen angelegt, Winkelhofer war fest dazu entschlossen bis zu dem Endsieg zu kämpfen!



      Teil 2
      Winkelhofer war nun endlich in dem Forum angemeldet, jetzt musste er nur noch ausreichend Posts verfassen um in den geschützten Bereich vorzudringen und seinen Ermittlungserfolgen stand nichts mehr im Weg. Er sah schon die Schlagzeile vor seinen Augen:
      „Brillanter Polizist zerschlägt im Alleingang Internet Drogenmafia.“
      Aber bevor sich Winkelhofer selbst feiern konnte, stand ihm noch harte Arbeit bevor. Er musste möglichst viele Posts in kurzer Zeit verfassen, ohne dabei negativ Aufzufallen. Ein schlechter Polizist wie Meyer wäre an so einer Aufgabe gescheitert, aber Winkelhofer war sich sicher das nötige Fingerspitzengefühl zu besitzen.
      Als erstes machte er sich daran, einen Vorstellungsthread zu erstellen, in den er in seine neue Identität schlüpfte und sich unauffällig in die kriminelle Gemeinschaft eingliederte.
      „Hey Leute,
      ich bin der Stefan, aka stibear-twin. Bin durch Zufall auf das Forum gestoßen und hoffe hier eine bunte und rauschende Zeit zu haben.
      xoxo“
      Kurze und prägnante Sätze, kein unnötiger Schnickschnak. So waren die Menschen schon vor 70 Jahren zu begeistern gewesen, das konnte jetzt auch nicht scheitern. Zusätzlich noch eine subtile Anspielung auf eine Drogenvorliebe und ein hipper Abschiedsgruß. Gespannt wartet Winkelhofer auf die Antworten.
      Diese ließen tatsächlich nicht lange auf sich warten, allerdings waren die meisten Antworten dämliche Fragen:
      „Was ist dein Lieblingsanime?“ - Winkelhofer überging diese Frage einfach, für Kinderpornographie waren die Kollegen im Stockwerk über ihm zuständig.
      „Wer ist dein Lieblingsheld und warum ist es Techies?“ – Winkelhofer googelte kurz und antwortete dann, dass er schon immer Sympathien für Bombenleger gehabt habe. Eventuell war er auch noch auf eine Terrorzelle gestoßen?
      „Was ist dein Lieblingssong von Macklemore?“ – Winkelhofer ging im Kopf die verschieden Schaffensperioden durch und entschied sich nach reiflicher Überlegung für den Penis Song.
      Nachdem er etwa 30 Minuten lang nur Fragen aus seinem Vorstellungsthread beantwortet hatte, fiel Winkelhofer auf, dass sich die Anzahl seiner Beiträge nicht erhöhte.
      „Beiträge: 0“
      Das durfte doch nicht wahr sein. Anscheinend zählten nur Beiträge in bestimmten Teilen des Forums. Die letzte halbe Stunden Arbeit war komplett verschwendet gewesen. Und es gab nichts auf der Welt was Winkelhofer mehr hasste als Zeitverschwendung.
      Um die verlorene Zeit wieder hereinzuholen, entschloss sich Winkelhofer dazu sich den Weg zur Toilette auf dem Flur zu sparen und stattdessen in die leere Wodka Jelzin Flasche zu urinieren, die er noch vom Montagmorgen in seinem Schreibtisch hatte. Routiniert öffnete Winkelhofer seinen Hosenstall, steckte seinen Penis durch die Öffnung und ließ es einfach laufen.
      Da klopfte es plötzlich an seine Bürotür.
      Hastig würgte Winkelhofer sein Urinstrahl ab, klemmte sich die Jelzin Flasche zwischen die Oberschenkel und rief mit gequälter Stimme: „Herein!“
      Glücklicherweise war sein Schreibtisch unten geschlossen und der unwillkommene Gast konnte nicht Meyer sein, dieser trat nämlich immer ein ohne zu klopfen, dieser verzogene Bengel.
      Tatsächlich war es Anna Wiebke, die in sein Zimmer trat. Anna war die Sekretärin von Meyer und der fleischgewordene Traum aller Männer auf dem Polizeipräsidium. Blond, blauäugig und mit einer Figur für die man einen Waffenschein benötigte.
      „Hey Stefan, ich wollte mich nur von dir verabschieden und dir frohe Weihnachten wünschen. Ich bin jetzt erstmal für 2 Wochen im Urlaub. Lass dich drücken!“
      Mit ausgebreiteten Armen ging Anna auf Winkelhofer zu. Normalerweise wäre Winkelhofer begeistert gewesen von der Aussicht sie zu umarmen, er konnte sich noch gut an den Tag erinnern als Anna mit Minirock in das Büro kam und er sich wieder wie 15 gefühlt hatte (am Ende des Tages hatte er drei Packungen Taschentücher verbraucht), aber die Umstände jetzt gerade waren etwas ungünstig.
      Winkelhofers (mittlerweile leicht erigierter) Penis steckt in einer halb mit Urin gefüllter Flasche billigen Fusels, auf seinem Schreibtisch lag die mit Kokainresten überzogene Visitenkarte einer Prostituierten und auf seinem PC hatte er gerade den „kawaiie lolis Thread “ des Dota Forums geöffnet.
      „Halt, Stop! Komm nicht näher! Ich, ähm, ich hab, ähm, ähm…
      Ich hab KREBSAIDS!“
      Anna schaute ungläubig, blieb aber stehen.
      „Das klingt aber gefährlich! Bist du sicher, dass du im Büro sein solltest und nicht zuhause dich auskurieren?“
      „Du kennst mich ja“, lachte Winkelhofer gequält, „flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl. Unkraut vergeht nicht, ich komme schon klar.“
      „Na gut, du wirst schon wissen was du machst. Bist schließlich ein vernünftiger erwachsener Mann. Frohes Fest!“ Genauso schnell wie Anna gekommen war, war sie auch wieder verschwunden.
      Winkelhofer fluchte leise vor sich hin, die letzte halbe Stunde war eine einzige Katastrophe gewesen. Er musste endlich wieder Produktiv werden, am besten fing er jetzt direkt an die Zahl seiner Beiträge zu erhöhen. Winkelhofer nahm eine Tavor Tablette ein (ein befreundeter Arzt versorgt ihn mit diesen, im Gegenzug drückte Winkelhofer ein Auge zu bei seinem illegalen Ritalin Handel) um sich wieder zu beruhigen, dann fing er an sich über dieses „Dota“ zu informieren.
      Es wäre doch gelacht, wenn es ihm nicht bald gelänge in den geheimen Forumsbereich vorzudringen.



      Teil 3

      Es war 11:30, als Winkelhofer aus seinem unruhigen Schlaf erwachte.
      Er hatte mal wieder im Büro übernachtet, so wie er es in letzter Zeit häufiger machte, seitdem ihn seine Frau, aus für ihn nicht nachvollziehbaren Gründen, rausgeschmissen hatte (laut ihr war Winkelhofer drogenabhängig und arbeitete zu viel, Winkelhofer selbst vermutete aber, dass sie nur in Ruhe mit dem Postboten vögeln wollte). Winkelhofer startete schon mal seinen PC, während er die auf dem Boden ausgebreitete Isomatte und seinen Schlafsack zusammenräumte.
      Er hatte den gesamten gestrigen Abend bis tief in die Nacht hinein damit verbracht Dota zu spielen.
      Spaß hatte er dabei keinen gehabt, er hatte sich aus Wut die Lippe blutig gebissen und selbst als er einmal in einem ukrainischen Puff die Zeche geprellt hatte war er nicht derart obszön auf Russisch beleidigt worden. Trotzdem hatte er sich kaum von dem Spiel lösen können.
      Dieses Dota war schlimmer als Heroin.
      Doch Winkelhofers Arbeit hatte sich ausgezahlt, nun hatte er genug Erfahrung gesammelt um in dem relevanten Teil des Forums Beiträge zu verfassen und so seinen Postcounter in die Höhe zu treiben.
      Dachte Winkelhofer zumindest.
      Sein erster Postversuch war ein absolutes Desaster.
      Er hatte einen Thread eröffnete mit dem Titel „Ist der Champion Rikimaru imba?“ und darin seine Erfahrung geschildert aus seinem ersten Dotaspiel als der gegnerische Riki 34 Kills bekommen hatte ohne einmal zu sterben. Wie konnte man denn bitte gegen einen Champion gewinnen, den man nicht sah? Das war quasi unmöglich.
      Die Antworten fielen harsch aus:
      „Geh wieder LoL spielen.“
      „Du bist ein scheiß Kacknoob.“
      „Troll woanders, du Hundekörper.“
      „Report ist raus nach Seerecht. Haha /rekt :D“
      Winkelhofer erkannte, dass dies nicht der richtige Weg war. Er musste wohl nochmals eine Runde Dota spielen, um noch mehr über das Spiel herauszufinden und sich unauffälliger in das Forum integrieren zu können.
      Er zündete sich seinen üblichen, schon am Vortag gebauten Guten-Morgen Joint an, legt Musik seines Lieblingsrappers auf und fing an mitzurappen, während er ein Dotaspiel suchte:
      „Paris Hilton ist einfach so’n dummes Stück Fleisch, da bin ich echt Sexist. Ich hätte die einfach gerne für den Geschlechtsakt: erniedrigen und dann tschüss.“
      Winkelhofer war jetzt absolut entspannt, was sollte jetzt noch schiefgehen? Mit dem nächsten Spiel würde ihm sicher die Erleuchtung kommen, wie er sich perfekt in das Forum integrieren konnte.
      Fünf Dotaspiele später hatte Winkelhofer eine derartige Wut im Bauch, dass er Robbenbabys töten wollte.
      Dieses Dota war nicht nur unfair, weil es Helden gab die eindeutig zu stark waren, nein, zu allem Überfluss schien ihn die Firma die das Spiel entwickelt hatte zu hassen.
      Während Winkelhofer bei sich im Team immer mindestens zwei Spieler dabei hatte, deren einziger Zweck es war schlecht zu spielen und so Winkelhofer um seinen wohlverdienten Sieg zu bringen, bestand das Gegnerteam immer aus absoluten Vollprofis die zwar schlechter als Winkelhofer waren, aber jeden Fehler der schlechten Teammates gnadenlos ausnutzen und so unverdient das Spiel gewannen.
      Winkelhofer bekam den Eindruck, dass er hier etwas ganz großem auf der Spur war und ein Blick in das Forum bestätigte ihm das. Er war nicht der Einzige der durch speziell auf ihn abgestellte Spieler bewusst davon abgehalten wurde Dotaprofi zu werden.
      Winkelhofer beteiligte sich kurz an der Diskussion zu diesem Thema im Forum und bekam seine ersten positiven Bewertungen, sowie einen steigenden Postcounter. Ein Gefühl des Triumphes bereitete sich bei ihm aus, endlich hatte er einen Ansatz gefunden. Jetzt musste er noch kurz eine E-Mail an das BKA bezüglich dieser Verschwörung schreiben und dann konnte er sich weiter seiner eigentlichen Arbeit widmen.
      Winkelhofer war zur Hälfte fertig mit seiner E-Mail an das BKA, in der er den Sachverhalt schilderte und zur Beweisführung noch zwei Youtube Videos über die Illuminaten angefügt hatte, als er gestört wurde. Es war wieder Meyer, dieser unsägliche Quälgeist, der unvermittelt in der Mitte des Raumes stand und schon seinen üblichen kritischen Gesichtsausdruck aufgelegt hatte.
      „Winkelhofer! Bitte sagen Sie mir jetzt, dass Sie brauchbare Ergebnisse erzielt haben. Sie hatten über 8 Stunden Zeit, da muss sich doch etwas ergeben haben? Ich bin selbst über die kleinste Info dankbar!“
      Winkelhofer seufzte auf. Er wusste, dass jetzt der Moment gekommen war, Meyer aufzuklären. Er konnte nur hoffen, dass Meyers Intellekt ausreichte den komplizierten Sachverhalt zu verstehen.
      Und so begann Winkelhofer zu erzählen. Er erzählte ausführlich wie er auf das Forum gekommen war, wie er sich angemeldet hatte, wie er innerhalb kürzester Zeit zum perfekten Dotaspieler geworden war, was er bis jetzt herausgefunden hatte und sogar von der großen Verschwörung, die wohl hinter den Kulissen ablief und die es ebenfalls näher zu untersuchen galt.
      Während des Gesprächs sagte Meyer nichts, aber sein Gesichtsausdruck spiegelte seine Gedanken wieder. Er wirkte zuerst Verärgert, dann zunehmend ungläubig, bis er dann am Ende besorgt aussah.
      Hatte es Winkelhofer tatsächlich geschafft, Meyer von den drohenden Gefahren zu überzeugen, so dass Winkelhofer noch weiter in diese Richtung ermitteln konnte?
      Meyer holte kurz Luft, dann sprach er sein Urteil:
      „Herr Winkelhofer, ich denke Sie brauchen Hilfe von unserem Psychologischen Team. Warten Sie bitte hier, ich werde sogleich Herrn Fischer vorbeischicken. Er wird mit ihnen reden, ich bin mir sicher dass ihnen geholfen werden kann.“
      Winkelhofer war sprachlos. Er nickt nur still, während Meyer aus dem Zimmer ging um den Psychologen zu holen. Langsam wurde Winkelhofer klar, was das bedeutete.
      Er würde beurlaubt werden, sie würden ihn als kranken, als gestörten abstempeln, ihn für immer auf das Abstellgleis schieben. Er würde niemals mehr ermitteln dürfen, für immer einen schlechten Ruf haben und dem einzigen beraubt werden was seiner Existenz noch einen Sinn gegeben hatte. Er würde einsam dahinsiechen, voll mit Psychopharmaka, ohne Hoffnung jemals wieder ein produktiver Teil dieser Gesellschaft zu werden. Wer einmal beim Psychologen war, der kam da niemals wieder heraus. Winkelhofer hatte schon seine Familie verloren, nun hatte er auch noch sein Job verloren. Und seine letzten acht Dotaspiele hatte er auch noch verloren.
      Es war Zeit mit Würde zu gehen.
      Winkelhofer schritt zu dem großen Fenster in seinem Büro und öffnete es. Ein kurzer Blick nach unten bestätigte ihm, dass es reichen würde. Es waren 6 Meter 90.
      Winkelhofer sprang.
      Dieser Beitrag wurde bezahlt vom George Soros Zentrum für politische Agitation
    • :thumbsup: super, habe mir gerade das Hörspiel gegönnt und fühle mich pudelwohl
      "There comes a moment when creation ceases to be tragic, it is simply taken seriously. Then the person deals with hope, but hope is not his task. His task is to turn away from excuses."
    • Nächster Teil ist draußen.


      Teil 2
      Winkelhofer war nun endlich in dem Forum angemeldet, jetzt musste er nur noch ausreichend Posts verfassen um in den geschützten Bereich vorzudringen und seinen Ermittlungserfolgen stand nichts mehr im Weg. Er sah schon die Schlagzeile vor seinen Augen:
      „Brillanter Polizist zerschlägt im Alleingang Internet Drogenmafia.“
      Aber bevor sich Winkelhofer selbst feiern konnte, stand ihm noch harte Arbeit bevor. Er musste möglichst viele Posts in kurzer Zeit verfassen, ohne dabei negativ Aufzufallen. Ein schlechter Polizist wie Meyer wäre an so einer Aufgabe gescheitert, aber Winkelhofer war sich sicher das nötige Fingerspitzengefühl zu besitzen.
      Als erstes machte er sich daran, einen Vorstellungsthread zu erstellen, in den er in seine neue Identität schlüpfte und sich unauffällig in die kriminelle Gemeinschaft eingliederte.
      „Hey Leute,
      ich bin der Stefan, aka stibear-twin. Bin durch Zufall auf das Forum gestoßen und hoffe hier eine bunte und rauschende Zeit zu haben.
      xoxo“
      Kurze und prägnante Sätze, kein unnötiger Schnickschnak. So waren die Menschen schon vor 70 Jahren zu begeistern gewesen, das konnte jetzt auch nicht scheitern. Zusätzlich noch eine subtile Anspielung auf eine Drogenvorliebe und ein hipper Abschiedsgruß. Gespannt wartet Winkelhofer auf die Antworten.
      Diese ließen tatsächlich nicht lange auf sich warten, allerdings waren die meisten Antworten dämliche Fragen:
      „Was ist dein Lieblingsanime?“ - Winkelhofer überging diese Frage einfach, für Kinderpornographie waren die Kollegen im Stockwerk über ihm zuständig.
      „Wer ist dein Lieblingsheld und warum ist es Techies?“ – Winkelhofer googelte kurz und antwortete dann, dass er schon immer Sympathien für Bombenleger gehabt habe. Eventuell war er auch noch auf eine Terrorzelle gestoßen?
      „Was ist dein Lieblingssong von Macklemore?“ – Winkelhofer ging im Kopf die verschieden Schaffensperioden durch und entschied sich nach reiflicher Überlegung für den Penis Song.
      Nachdem er etwa 30 Minuten lang nur Fragen aus seinem Vorstellungsthread beantwortet hatte, fiel Winkelhofer auf, dass sich die Anzahl seiner Beiträge nicht erhöhte.
      „Beiträge: 0“
      Das durfte doch nicht wahr sein. Anscheinend zählten nur Beiträge in bestimmten Teilen des Forums. Die letzte halbe Stunden Arbeit war komplett verschwendet gewesen. Und es gab nichts auf der Welt was Winkelhofer mehr hasste als Zeitverschwendung.
      Um die verlorene Zeit wieder hereinzuholen, entschloss sich Winkelhofer dazu sich den Weg zur Toilette auf dem Flur zu sparen und stattdessen in die leere Wodka Jelzin Flasche zu urinieren, die er noch vom Montagmorgen in seinem Schreibtisch hatte. Routiniert öffnete Winkelhofer seinen Hosenstall, steckte seinen Penis durch die Öffnung und ließ es einfach laufen.
      Da klopfte es plötzlich an seine Bürotür.
      Hastig würgte Winkelhofer sein Urinstrahl ab, klemmte sich die Jelzin Flasche zwischen die Oberschenkel und rief mit gequälter Stimme: „Herein!“
      Glücklicherweise war sein Schreibtisch unten geschlossen und der unwillkommene Gast konnte nicht Meyer sein, dieser trat nämlich immer ein ohne zu klopfen, dieser verzogene Bengel.
      Tatsächlich war es Anna Wiebke, die in sein Zimmer trat. Anna war die Sekretärin von Meyer und der fleischgewordene Traum aller Männer auf dem Polizeipräsidium. Blond, blauäugig und mit einer Figur für die man einen Waffenschein benötigte.
      „Hey Stefan, ich wollte mich nur von dir verabschieden und dir frohe Weihnachten wünschen. Ich bin jetzt erstmal für 2 Wochen im Urlaub. Lass dich drücken!“
      Mit ausgebreiteten Armen ging Anna auf Winkelhofer zu. Normalerweise wäre Winkelhofer begeistert gewesen von der Aussicht sie zu umarmen, er konnte sich noch gut an den Tag erinnern als Anna mit Minirock in das Büro kam und er sich wieder wie 15 gefühlt hatte (am Ende des Tages hatte er drei Packungen Taschentücher verbraucht), aber die Umstände jetzt gerade waren etwas ungünstig.
      Winkelhofers (mittlerweile leicht erigierter) Penis steckt in einer halb mit Urin gefüllter Flasche billigen Fusels, auf seinem Schreibtisch lag die mit Kokainresten überzogene Visitenkarte einer Prostituierten und auf seinem PC hatte er gerade den „kawaiie lolis Thread “ des Dota Forums geöffnet.
      „Halt, Stop! Komm nicht näher! Ich, ähm, ich hab, ähm, ähm…
      Ich hab KREBSAIDS!“
      Anna schaute ungläubig, blieb aber stehen.
      „Das klingt aber gefährlich! Bist du sicher, dass du im Büro sein solltest und nicht zuhause dich auskurieren?“
      „Du kennst mich ja“, lachte Winkelhofer gequält, „flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl. Unkraut vergeht nicht, ich komme schon klar.“
      „Na gut, du wirst schon wissen was du machst. Bist schließlich ein vernünftiger erwachsener Mann. Frohes Fest!“ Genauso schnell wie Anna gekommen war, war sie auch wieder verschwunden.
      Winkelhofer fluchte leise vor sich hin, die letzte halbe Stunde war eine einzige Katastrophe gewesen. Er musste endlich wieder Produktiv werden, am besten fing er jetzt direkt an die Zahl seiner Beiträge zu erhöhen. Winkelhofer nahm eine Tavor Tablette ein (ein befreundeter Arzt versorgt ihn mit diesen, im Gegenzug drückte Winkelhofer ein Auge zu bei seinem illegalen Ritalin Handel) um sich wieder zu beruhigen, dann fing er an sich über dieses „Dota“ zu informieren.
      Es wäre doch gelacht, wenn es ihm nicht bald gelänge in den geheimen Forumsbereich vorzudringen.
      Dieser Beitrag wurde bezahlt vom George Soros Zentrum für politische Agitation
    • Nach mehreren Tagen Pause nun der dritte und letzte Teil


      Teil 3

      Es war 11:30, als Winkelhofer aus seinem unruhigen Schlaf erwachte.
      Er hatte mal wieder im Büro übernachtet, so wie er es in letzter Zeit häufiger machte, seitdem ihn seine Frau, aus für ihn nicht nachvollziehbaren Gründen, rausgeschmissen hatte (laut ihr war Winkelhofer drogenabhängig und arbeitete zu viel, Winkelhofer selbst vermutete aber, dass sie nur in Ruhe mit dem Postboten vögeln wollte). Winkelhofer startete schon mal seinen PC, während er die auf dem Boden ausgebreitete Isomatte und seinen Schlafsack zusammenräumte.
      Er hatte den gesamten gestrigen Abend bis tief in die Nacht hinein damit verbracht Dota zu spielen.
      Spaß hatte er dabei keinen gehabt, er hatte sich aus Wut die Lippe blutig gebissen und selbst als er einmal in einem ukrainischen Puff die Zeche geprellt hatte war er nicht derart obszön auf Russisch beleidigt worden. Trotzdem hatte er sich kaum von dem Spiel lösen können.
      Dieses Dota war schlimmer als Heroin.
      Doch Winkelhofers Arbeit hatte sich ausgezahlt, nun hatte er genug Erfahrung gesammelt um in dem relevanten Teil des Forums Beiträge zu verfassen und so seinen Postcounter in die Höhe zu treiben.
      Dachte Winkelhofer zumindest.
      Sein erster Postversuch war ein absolutes Desaster.
      Er hatte einen Thread eröffnete mit dem Titel „Ist der Champion Rikimaru imba?“ und darin seine Erfahrung geschildert aus seinem ersten Dotaspiel als der gegnerische Riki 34 Kills bekommen hatte ohne einmal zu sterben. Wie konnte man denn bitte gegen einen Champion gewinnen, den man nicht sah? Das war quasi unmöglich.
      Die Antworten fielen harsch aus:
      „Geh wieder LoL spielen.“
      „Du bist ein scheiß Kacknoob.“
      „Troll woanders, du Hundekörper.“
      „Report ist raus nach Seerecht. Haha /rekt :D“
      Winkelhofer erkannte, dass dies nicht der richtige Weg war. Er musste wohl nochmals eine Runde Dota spielen, um noch mehr über das Spiel herauszufinden und sich unauffälliger in das Forum integrieren zu können.
      Er zündete sich seinen üblichen, schon am Vortag gebauten Guten-Morgen Joint an, legt Musik seines Lieblingsrappers auf und fing an mitzurappen, während er ein Dotaspiel suchte:
      „Paris Hilton ist einfach so’n dummes Stück Fleisch, da bin ich echt Sexist. Ich hätte die einfach gerne für den Geschlechtsakt: erniedrigen und dann tschüss.“
      Winkelhofer war jetzt absolut entspannt, was sollte jetzt noch schiefgehen? Mit dem nächsten Spiel würde ihm sicher die Erleuchtung kommen, wie er sich perfekt in das Forum integrieren konnte.
      Fünf Dotaspiele später hatte Winkelhofer eine derartige Wut im Bauch, dass er Robbenbabys töten wollte.
      Dieses Dota war nicht nur unfair, weil es Helden gab die eindeutig zu stark waren, nein, zu allem Überfluss schien ihn die Firma die das Spiel entwickelt hatte zu hassen.
      Während Winkelhofer bei sich im Team immer mindestens zwei Spieler dabei hatte, deren einziger Zweck es war schlecht zu spielen und so Winkelhofer um seinen wohlverdienten Sieg zu bringen, bestand das Gegnerteam immer aus absoluten Vollprofis die zwar schlechter als Winkelhofer waren, aber jeden Fehler der schlechten Teammates gnadenlos ausnutzen und so unverdient das Spiel gewannen.
      Winkelhofer bekam den Eindruck, dass er hier etwas ganz großem auf der Spur war und ein Blick in das Forum bestätigte ihm das. Er war nicht der Einzige der durch speziell auf ihn abgestellte Spieler bewusst davon abgehalten wurde Dotaprofi zu werden.
      Winkelhofer beteiligte sich kurz an der Diskussion zu diesem Thema im Forum und bekam seine ersten positiven Bewertungen, sowie einen steigenden Postcounter. Ein Gefühl des Triumphes bereitete sich bei ihm aus, endlich hatte er einen Ansatz gefunden. Jetzt musste er noch kurz eine E-Mail an das BKA bezüglich dieser Verschwörung schreiben und dann konnte er sich weiter seiner eigentlichen Arbeit widmen.
      Winkelhofer war zur Hälfte fertig mit seiner E-Mail an das BKA, in der er den Sachverhalt schilderte und zur Beweisführung noch zwei Youtube Videos über die Illuminaten angefügt hatte, als er gestört wurde. Es war wieder Meyer, dieser unsägliche Quälgeist, der unvermittelt in der Mitte des Raumes stand und schon seinen üblichen kritischen Gesichtsausdruck aufgelegt hatte.
      „Winkelhofer! Bitte sagen Sie mir jetzt, dass Sie brauchbare Ergebnisse erzielt haben. Sie hatten über 8 Stunden Zeit, da muss sich doch etwas ergeben haben? Ich bin selbst über die kleinste Info dankbar!“
      Winkelhofer seufzte auf. Er wusste, dass jetzt der Moment gekommen war, Meyer aufzuklären. Er konnte nur hoffen, dass Meyers Intellekt ausreichte den komplizierten Sachverhalt zu verstehen.
      Und so begann Winkelhofer zu erzählen. Er erzählte ausführlich wie er auf das Forum gekommen war, wie er sich angemeldet hatte, wie er innerhalb kürzester Zeit zum perfekten Dotaspieler geworden war, was er bis jetzt herausgefunden hatte und sogar von der großen Verschwörung, die wohl hinter den Kulissen ablief und die es ebenfalls näher zu untersuchen galt.
      Während des Gesprächs sagte Meyer nichts, aber sein Gesichtsausdruck spiegelte seine Gedanken wieder. Er wirkte zuerst Verärgert, dann zunehmend ungläubig, bis er dann am Ende besorgt aussah.
      Hatte es Winkelhofer tatsächlich geschafft, Meyer von den drohenden Gefahren zu überzeugen, so dass Winkelhofer noch weiter in diese Richtung ermitteln konnte?
      Meyer holte kurz Luft, dann sprach er sein Urteil:
      „Herr Winkelhofer, ich denke Sie brauchen Hilfe von unserem Psychologischen Team. Warten Sie bitte hier, ich werde sogleich Herrn Fischer vorbeischicken. Er wird mit ihnen reden, ich bin mir sicher dass ihnen geholfen werden kann.“
      Winkelhofer war sprachlos. Er nickt nur still, während Meyer aus dem Zimmer ging um den Psychologen zu holen. Langsam wurde Winkelhofer klar, was das bedeutete.
      Er würde beurlaubt werden, sie würden ihn als kranken, als gestörten abstempeln, ihn für immer auf das Abstellgleis schieben. Er würde niemals mehr ermitteln dürfen, für immer einen schlechten Ruf haben und dem einzigen beraubt werden was seiner Existenz noch einen Sinn gegeben hatte. Er würde einsam dahinsiechen, voll mit Psychopharmaka, ohne Hoffnung jemals wieder ein produktiver Teil dieser Gesellschaft zu werden. Wer einmal beim Psychologen war, der kam da niemals wieder heraus. Winkelhofer hatte schon seine Familie verloren, nun hatte er auch noch sein Job verloren. Und seine letzten acht Dotaspiele hatte er auch noch verloren.
      Es war Zeit mit Würde zu gehen.
      Winkelhofer schritt zu dem großen Fenster in seinem Büro und öffnete es. Ein kurzer Blick nach unten bestätigte ihm, dass es reichen würde. Es waren 6 Meter 90.
      Winkelhofer sprang.
      Dieser Beitrag wurde bezahlt vom George Soros Zentrum für politische Agitation
    • In diesem Text waren so viele Logiklöcher wie in Jupiter Ascending. Gottseidank, ist das hier kostenlos. :thumbup:
      Unter 100 Menschen liebe ich Einen, unter 100 Hunden 99...
      Knowing the difference between the easy way and the right way

      Spoiler anzeigen

      Wir fliegen immer höher
      hier sind wir frei
      Wir sind bereit unsren Weg zu gehen
      hier oben kann uns nichts geschehn!!!
      Die Erde bebt denn unser Kampf ist noch nicht vorbei
      Doch unser Wunsch wird irgendwann in Erfüllung gehn

      Siehst du wie das Eis zerbricht
      kannst du das Feuer sehn?
      Wir müssen den Kampf bestehn
      Unsere Welt wird sonst irgendwann unter gehn

      Chala - Head - Chala
      Gib niemals auf ich weiß das Feuer brennt in dir
      bald hast du dein Ziel erreicht

      Chala - Head - Chala
      Öffne dein Herz du hast die Macht alles zu tun
      ich weiß du kannst es schaffen

      Chala - Head - Chala
      Spürst du die Kraft die tief in deiner Selle wohnt
      sie führt dich zu den Dragonballs

      Chala - Head - Chala
      Dein Traum wird irgendwann wahr doch der Weg
      ist noch so weieieieieeit


      And sometimes you have to go back,
      To know just where you have been
      But were old enough to know that
      What has been will be again (and again)

      And the bravest of faces are the ones where we fake it
      And the roles that we play

      Nothing matters when the pain is all but gone
      When you are finally awake
      Despite the overwhelming odds tomorrow came
      And when they see you crack a smile
      And you decide to stay awhile
      You'll be ready then to laugh again


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