Flexible Arbeitszeiten: Job-Sharing, Home Office, Gleitzeit - was wollt ihr?

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    • Flexible Arbeitszeiten: Job-Sharing, Home Office, Gleitzeit - was wollt ihr?

      Vor einiger Zeit habe ich die Frage gestellt, wie viel DotaSource pendelt und was ihr aus gesellschaftlicher Sicht vom Pendeln und insbesondere von der Pendlerpauschale (Entfernungspauschale) haltet: Pendeln - Was nehmt ihr auf euch?

      Heute möchte ich ein anderes Thema ansprechen: Flexible Arbeitszeiten - Job-Sharing, Home Office, Gleitzeit. Was haltet ihr von diesen Konzepten und nach welchem Zeitschema richtet sich die arbeitende Bevölkerung von DotaSource? Was wünschen sich unsere Schüler und Studenten für ihre Zukunft?

      Im ersten Moment klingen flexible Arbeitszeiten und Home Office natürlich gut. Anstatt sich durch den Arbeitsverkehr zu quälen, fährt man einfach ein oder zwei Stunden früher oder später. Alternativ nimmt man an den Meetings in einer Videokonferenz von zu Hause aus teil und spart sich die Fahrt zur Arbeitsstätte komplett. Je nach Arbeit können sich aber auch Modelle entwickeln, die folgenden Tagesablauf mit sich bringen: Von 8 bis 13:30 Uhr (halbe Stunde Pause um 11 Uhr) und Abends, nachdem man mit der Familie zu Abend gegessen und die Kinder ins Bett gebracht hat, setzt man sich noch mal ins heimische Büro und bereitet für den nächsten morgen von 20 bis 22 Uhr etwas vor.

      Es gibt aber auch vieles, was kritisch beobachtet werden muss, sobald man sich mit dem Thema auseinandersetzt. Eine Diskussion über das Thema findet sich beispielsweise nachfolgend in einer Diskussionsrunde von SWR2 vom 10. August oder in einem Spiegel Online Artikel vom 28. August. Natürlich gibt es noch etliche andere Artikel und Materialien zu dem Thema und ich würde mich freuen, wenn ihr die euch bekannten hier im Thread mit uns teilt.

      Spoiler anzeigen

      SWR2 Diskussionsrunde schrieb:

      Montag, 10. August 2015 17:05
      Ist der 8 Stunden Tag Geschichte?: Arbeit 4.0 (.mp3, 40.6 MB)

      Es diskutieren:
      - Prof. Dr. Dirk Baecker - Soziologe, Fakultät für Kulturreflexion, Universität Witten-Herdecke
      - Prof. Dr. Gerhard Bosch - Soziologe, Universität Duisburg-Essen
      - Dr. Andreas Hoff - Arbeitszeitberater, Potsdam

      Gesprächsleitung: Eggert Blum


      Spiegel Online schrieb:

      Schöne neue Jobwelt: Mit der Freiheit kommen die Überstunden

      Job-Sharing, Home Office, Gleitzeit: Unternehmen locken Mitarbeiter mit flexiblen Arbeitszeitmodellen. Das klingt entspannt, führt aber oft zu noch mehr Druck mit überlangen Tagen - zu Stress durch (Selbst-)Ausbeutung.


      Trotz der vielen Kritikpunkte überwiegen für mich persönlich nach aktueller Abwägung noch immer die Vorteile. Wenn es in etwa einem Jahr für mich womöglich in ein festes Arbeitsverhältnis geht, würde ich mir Gleitzeit und die Möglichkeit zu Home Office wünschen. Dabei will ich nicht unbedingt 5 Tage die Woche daheim bleiben, sondern je nach Tätigkeit würde ich eher von 2 bis 3 Tagen ausgehen. Ich habe in den vergangenen Jahren, durch viele gleichzeitig ausgeübte Rollen und entsprechend vielen Aufgaben, ein ganz solides Zeitmanagement erlernt und meistens schaffe ich es, dass nichts, was mir wichtig ist, zu kurz kommt.

      Ich bin gespannt, wie es bei anderen von uns aussieht. Wie die bereits arbeitenden ihre Arbeitszeit verbringen und was sich die erst in Zukunft Tätigen aktuell wünschen. Welche Berichte wir über das Thema hier sammeln können und was ganz allgemein die Meinungen dazu sind.
    • Bei meiner aktuellen Stelle habe ich wohl die Traumeinteilung, die ich mir immer gewünscht habe:

      Einmal im Monat trifft sich die gesamte Arbeitsgruppe, ein bis zweimal im Monat zusätzlich nur meine Betreuerin und ich und bespricht, was wir bisher erarbeitet haben und im großen Treffen wird zusätzlich festgelegt was (neben der eigenen Forschung) alle bis zum nächsten Treffen durcharbeiten sollen.

      Ansonsten habe ich ein Büro und 24 Stunden am Tag Zugang dazu, muss aber nicht dort arbeiten, wenn ich Bock auf Homeffice habe, mach ich das. Kommt auch vor, dass ich wochenlang gar nicht im Büro bin und keiner cared. Büro haben ist aber cool, wenns mal eng wird geh ich halt hin um nicht von Mitbewohnern, Straßenlärm etc. abgelenkt zu werden und kann mich auch ein bisschen in die Arbeitsmentalität reinzwingen.

      Ist geil.
      Problematisch natürlich, wenn man so ein fauler Bastard ist wie ich und dann auch mal ne Woche überhaupt nichts macht und sich dann in den 2 Tagen vor dem nächsten Treffen totmachen muss, um zumindest den geforderten Teil durchzuarbeiten.

      Mein Fazit: Meiner Ansicht nach perfektes Modell, ich würde für mich persönlich die Anzahl der Gruppentreffen auf 1 pro Woche erhöhen, einfach, damit ich eine Art Kontrollinstanz bekomme und mir selbst meine Arbeit sinnvoll einteile. Bin aber auch erst 2 Monate in dem Modell drin, vielleicht lern ichs noch.
      "Nimm das Messer runter! Als ich ihre Stimme imitierte, war es 1 Jokus."
      - Johannes der Echte

      "Diesen Künstler feier ich extrem! Er spielt ein sehr unkonventionelles Banjo."
      - Fas
    • Ohne jetzt die Beiträge gehört zu haben (schau ich mir gleich an) nur kurz zu meiner Situation:
      Ich arbeite seit einem Jahr in der IT-Branche. Wir haben bei uns 100% Gleitzeit ohne Kernarbeitszeit. Die Zeit ist natürlich projektmässig bzw kundenmässig ausgelegt, sodass man gewisse Faktoren hat, an die man sich organisieren kann/muss. Solang jedoch die benötigten Leute sich einigen wie und wann sie sich treffen/arbeiten, ist alles möglich.

      Home office gibt es bei uns ebenfalls, jedoch nicht ohne weiteres. Dafür benötigt man einen Grund wie z.B. längere Anfahrt oder Kind daheim, sodass man in der Woche mal 1-2 Tage kriegt. Allgemein ist eher verlangt, dass man vor Ort ist.

      Für mich ist das persönlich bisher das beste Arbeitsmodell, da ich so meine Nachmittage noch effektiv gestalten kann. Du hast selbstauferlegte Ausschöpfung angesprochen, was ich bei mir jedoch nicht beobachten kann. Wenn ich weiss, dass am Nachmittag/Abend nichts ansteht, dann mach ich gerne auch mal ein paar Stunden mehr, wenn ich gerade zu tun habe. An anderer Stelle höre ich aber auch gern mal früher auf, wenn ich ein Motivationstief habe oder etwas vor habe. Dabei sind meine vorhandenen Überstunden immer gut im Blick, sodass ich ein kleines Polster habe, wenn ich spontan mal ein Tag frei haben will.

      Ich sehe bei mir also nicht die von dir angeschnittenen Probleme und denke auch, dass jeder mit ein minimum an Selbstbeherrschung, Reflexion und Zeitmanagement das hinkriegt, ohne dabei durchzudrehen. Das sollte aber individuell betrachtet werden, schliesslich gibts ja auch die Workaholics (wovon wir auch 1-2 In der Firma haben (in erster Linie Leitungsposition)).

      Noch einige konkretere Zeiten: Allgemein fang ich 8 Uhr an, um gegen 16:30 Uhr Feierabend zu haben.
      Ursprünglich war von mir mal angedacht ein regelmässigen Beginn von 7 Uhr zu haben, um eine Stunde Nachmittag noch rauszuholen.
      Damit sehe auch einen Nachteil an der ganzen Gleitzeit, dass es gerne mal passiert, dass man sich morgens nochmal umdreht und so auch erst 1-2 h später auf Arbeit ist. Das ist mir jedoch immer bewusst, und wird auch adhoc hochgerechnet, zu schauen, wie lang ich dann arbeiten muss und ob das von Freizeitaktivitäten machbar ist.
      Man sollte hierbei nur aufpassen, dass das nicht ausartet.
    • Finde Gleitzeit schon extrem geil und kann es mir anders gar nicht mehr vorstellen - entspanntes Aufstehen ohne Termindruck am Morgen ist einfach unschlagbar. Weitergehende Arbeitsmodelle von Vertrauensarbeitszeit und Homeoffice brauche ich dafür nicht wirklich - am Ende läuft es darauf hinaus, dass man eine gewissen Anzahl an Stunden aufwenden muss, da finde ich konzentriertes Arbeiten im Büro gar nicht mal verkehrt. Wenn ich natürlich eine Anfahrt > 1,5h hätte, würde ich schon mindestens 2 Tage Homeoffice verhandeln. Kommt halt immer drauf an, was genau man macht.

      tldr: Fester Arbeitsbeginn no go, Gleitzeit richtig geil, Homeoffice optional bei langen Anfahrten, andere Arbeitsmodelle für mich irrelevant
      Ab aufs Velo:

    • Habe eine Gleitzeitregelung mit Kernzeiten von 9-12 Uhr und halt einer Stechuhr, wo ich meine 42 Stunden Wochenarbeitszeit irgendwie draufkriegen muss. In Hessen wird bereits in mehreren Gerichten die Vertrauensarbeitszeit pilotiert, d. h. keine Stechuhr mehr und Homeoffice wäre dann möglich. Der Geschäftsbetrieb im Gericht, insbesondere die Versorgung des Publikums, muss dann natürlich weiterhin sichergestellt sein.

      Ich bin absoluter Gegner einer Stechuhr und fände eine freie Möglichkeit zur Strukturierung der Arbeit wichtig. Auch mal ein paar Akten zu hause machen zu können bzw. dort Sachverhalte bei komplizierten Fällen nachlesen zu können wäre schon eine echt gute Sache. Würde wohl weiterhin 5 Tage die Woche kommen, einfach weil ich im Gericht 1. besser arbeiten kann und 2. Kollegen hab, die ich auch mal was fragen kann. Finde in einer modernen Gesellschaft müssen einfach flexiblere Arbeitszeiten gelten, vorallem wenn man irgendwann mal Kinder haben will :)
    • Ich will nach meinem Studium auch so flexible, wie möglich arbeiten können, Gleitzeit und Möglichkeit für Home Office würde ich daher sehr begrüßen.
      Da ich ein Leben ohne eine eigende kleine Familie mir nicht vorstellen könnte und diese Arbeitsmodelle für jungle Familien den Alltag deutlich
      erleichtern können.
      Natürlich hat auch Home Office seine Nachteile, wenn man organisatorisch, sich zu viel aufschwatzen lässt oder einfach selber überschätzt.
      Aber ich persönlich sehe Home Office als Option, wenn die Wehwehchen der Kleinsten in den Vordergrund kommen sollten oder überblickbar ist,
      dass der Aufwand für die Anfahrt einfach kein Sinn macht und die/das selbstauferlegte Aufgabe/Ziel über den Tag schaffbar ist.

      Zudem mag ich das planen und austauschen viel zu sehr mit anderen Menschen, ich möchte deren Ansichten nachvollziehen können, das klappt am
      besten meiner Meinung nach, wenn man sich gegenübersteht, gerade wenn es wichtige Entscheidungen sind. Ich finde zu viel Home Office hat irgendwie
      was von Isolation.
    • Konnte selbst nochnicht reinhören, muss aber sagen das ich zumindest mit gleitzeit und vertrauensarbeitszeit Erfahrungen gemacht habe

      Gleitzeit ist extrem angenehm und deshalb Vmtl auch inzw weit verbreitet, find ich top

      Vertrauensarbeitszeit ist sone Sache. Ich habe vertrauensarbeitszeit in meinem Praktikum gehabt, was extrem genial und belastend zugleich war, denn eigtl zielt vertrauensarbeitszeit auf Effektivität ab. So konnte ich auch oft aufgrund Mangel an Aufgaben (Praktikant halt) schon früher gehen was bei ner Anfahrt von 60-75 min zu Stoßzeit und 40 min normal ein unglaublicher Zeit gain war

      Allerdings verführt vertrauensarbeitszeit oft zum " bluffen" , da wird dann 2std Pause gemacht oder mit'm Kollegen geschnackt um ja spät aus dem Unternehmen zu kommen, damit chefe einem vllt um 18 Uhr noch begegnet und denkt " was ne Arbeitskraft"(ja, sowas IST durchaus an der Tagesordnung)
      Vondaher braucht man zur effektiven Nutzung der vertrauensarbeitszeit aufjedenfall nen Chef der einem
      Vertraut und die Effektivität wahr nimmt .

      So jetzt werden die Links erstmal durchgehört


      Gesendet von meinem iPhone mit Tapatalk
      you may clip our wings, but we will always remember what it was like to fly~
    • Hi2u schrieb:


      Ich bin absoluter Gegner einer Stechuhr und fände eine freie Möglichkeit zur Strukturierung der Arbeit wichtig.

      Stechuhr + Gleitzeit ist das für Arbeitnehmer beste Zeitmodell.
      Alles andere mit Vertrauensarbeitszeit etc. ist immer schlecht für den Arbeitnehmer (unbezahlte überstunden...)
      FREE Hat
    • Bei uns ist alles auf Vertrauensbasis (sogar die Stunden für und beim Kunden) und ich kriege dabei jede Überstunde (auch die, die ich "aufrunde") zugeschrieben ohne Fragen und ohne wenn und aber.
      Und ich kann auch einfach meine Überstunden verwenden, wenn es terminlich passt, ohne dass jemand was dagegen hat.
    • JPS# schrieb:


      Allerdings verführt vertrauensarbeitszeit oft zum " bluffen" , da wird dann 2std Pause gemacht oder mit'm Kollegen geschnackt um ja spät aus dem Unternehmen zu kommen, damit chefe einem vllt um 18 Uhr noch begegnet und denkt " was ne Arbeitskraft"(ja, sowas IST durchaus an der Tagesordnung)

      Das gleiche hast du doch bei Gleitzeit auch. Ich kenne viele, die sich in der Mittagspause nicht ausstempeln, länger als die automatisch abgebuchten 30 min Pause machen und anschließend noch nen Kaffee mit den Kollegen trinken.
      Außerdem ist dein Beispiel mit dem spät Abends in erscheinung treten auch bei Gleitzeitmodellen gut ausführbar, solange niemand kontrolliert, ob du in den 2 Stunden davor auch wirklich arbeitest.
      „Wissenschaft ist wie Sex. Manchmal kommt etwas Sinnvolles dabei raus, das ist aber nicht der Grund, warum wir es tun.“

      Richard P. Feynman
    • Ich arbeite völlig auf Vertrauensarbeitszeit, geht eigentlich auch nicht anders, da ich im Vertriebs-Außendienst tätig bin und demnach viel unterwegs, während sich meine Bürozeiten phasenweise zwischen 0% und 100% der Arbeitsstunden pro Woche bewegt.

      Auf der einen Seite ist die Vertrauensarbeitszeit ein Segen: Ich brauche mich nicht rechtfertigen, wann ich anfange, wann ich aufhöre, wieviele Stunden ich arbeite. Das kann dann eben auch sein, dass ich in guten Zeiten (wie jetzt kurz vor Geschäftsjahresschluss) meine Arbeitszeit auf ein Minimum herunterfahre und irgendwo bei 30h/Woche abdümpel. Allerdings liegt das v.a. daran, dass meine Arbeit an meinem "Erfolg" gemessen wird und v.a. direct messbar ist (meine KPI: Auftragseingang, Umsatz, EBIT).

      Andererseits ist es eben auch ein Fluch: Schaffe ich meine Zahlen in meinen avisierten 35,8h/Woche nicht, muss ich mehr ran. In heißen Phasen sind dann eben 7-20Uhr Tage keine Besonderheit und die Mehrstunden kann ich weder anrechnen noch abbummeln. Dazu ist der Erfolg auch nicht immer direkt beeinflussbar, gerade wenn man viel mit öffentlichen Auftraggebern zu tun hat, kann es sein dass man einfach Pech hat oder nicht den gewünschten Preis bringen kann, weil es von der Unternehmensführung nicht gewünscht wird.

      Allerdings möchte ich auch dieses Modell nichtmehr missen. Habe in Anfangstagen, als ich in der Entwicklung gearbeitet habe, immer stechen müssen, und fand das ätzend. Man wird irgendwie dafür bestraft, effizient und schnell zu arbeiten. Wenn ich mein Pensum in 6h statt 8h schaffe, weil mein Kollege 10x rauchen geht, schwatzen geht, Kaffee trinken geht...warum muss ich dann bleiben? ...und warum ist Arbeitszeit ein Indikator für "gutes Arbeiten"?

      Wenn ich mir eins wünschen würde, ware es ein noch flexibleres Büroleben, mehr Gadgets (Tablets für alle ware ein Anfang) und v.a. eine vernünftige Einstellung der "alteingesessenen" zu den neuen, progressive Arbeitsmodellen...so "Büro 2.0".
      Auch wenn hier das Thema "Smartphone im Beruf- Fluch oder Segen" sicher auch wieder eine interessante Frage ware :D


      HumanlyPuma schrieb:

      junge leg dir ne hantel ins büro oder geh kegeln
    • black_head schrieb:

      Hi2u schrieb:


      Ich bin absoluter Gegner einer Stechuhr und fände eine freie Möglichkeit zur Strukturierung der Arbeit wichtig.

      Stechuhr + Gleitzeit ist das für Arbeitnehmer beste Zeitmodell.
      Alles andere mit Vertrauensarbeitszeit etc. ist immer schlecht für den Arbeitnehmer (unbezahlte überstunden...)


      Das läuft nur so lange so, wie du bzw. deine Position relativ unwichtig für die Firma ist. Danach musst du Ergebnisse zeigen und dabei ist egal wie lange du dafür brauchst. Ist so wie Kyuzo geschrieben hat. Selbst wenn du nicht ein Vertriebler bist (und deine Bezahlung so krass an den Metriken gekoppelt ist) aber in einer kritischen Position sitzt, das kommt auch bei Entwicklern vor, wirst du nicht den Luxus haben zu wenig zu tun zu haben und dann früher gehen zu können. Falls es doch mal so ist, hast du wahrscheinlich schon nen Puffer aufgebaut, den du abbauen kannst.

      Bei uns war es so, dass die meisten Leute dann sowas wie das viertel Stunde länger bleiben oder so nichtmal im System eingegeben haben. Würde ja eh nur auf ein Zeitkonto gehen und da Vertrauensarbeitszeit kann man das ja auch einfach selber managen. Ist halt auf der anderen Seite ziemlich doof, weil der Arbeitgeber so die Stunden nicht tracken kann und evtl. viel zu spät sieht, wenn er mehr Leute einstellen muss (oder schlecht für den BR, da er ein "Druckmittel" weniger hat für mehr Einstellungen zu Argumentieren um die Arbeitslast zu reduzieren). Andere bei denen eine gewisse Zahl Überstunden vertraglich vorausgesetzt werden (z.B. Führungspositionen) schreiben ihre Stunden gar nicht auf, da sie eh nicht bezahlt/gesammelt werden.

      Vertrauensarbeitszeit fordert meiner Meinung nach also erstmal mehr Zeitmanagement von den Mitarbeitern. Wenn die das können hat es meiner Meinung nach aber keine Nachteile mehr. Bei schlechtem Zeitmanagement profitiert sogar eher der Arbeitgeber. (Wenn du nichts zu tun hast, hätte der Arbeitgeber auch nichts davon, wenn du deine 8h absitzt anstatt nach 6 zu gehen. Da entsteht kein Schaden durch das gehen selbst)
      There are 10 types of people - those who understand binary, and those who don't.
    • wir haben 1x die Woche die möglichkeit von zuhause aus zu arbeiten. Sonst je nach Bereich zwischen feste Arbeitszeiten und Vertrauensarbeitszeit. Ich arbeite sowieso immer über 40 Stunden die Woche und kann daher auch mal 1-2 Stunden später/früher kommen/gehen und auch länger Pause machen. Nobody cared solange Arbeit passt. 1x die Woche Homeoffice reicht mir aus. Ich finde es hat natürlich Vorteile einfach von zuhause aus zuarbeiten. Ich muss aber realistisch sagen, dass ich niemals so effektiv arbeiten kann, weil zuhause der Home PC mit ner Runde Dota / TV mit Serien und Filmen und andere Sachen locken. Gleichzeitig merke ich auch einfach wieviel mir die Präsenz im Job hilft. Man schnappt soviel über den Flurfunk auf und es hilft in der Beziehung zu den Vorgesetzten ($$$). Ich nutze daher den Homeofficetag nur wenn ich mal ne Lieferung oder nen Elektriker erwarte.

      Unter dem Strich ist jede Flexibilität ein Vorteil für den Arbeitnehmer. Solange es kein Zwang ist. Daher sehe ich auch keine Nachteile darin, weil man ja selber bestimmen kann was man möchte. Der eine mag feste Arbeitszeiten. Der andere will nur Gleitzeit und etwas später kommen und der andere kann wegen Kinder nur von zuhause aus arbeiten. Als Arbeitgeber wäre es sehr fahrlässig, wenn man aus solchen Gründen diese Fachkräfte nicht bekommen würde, wenn sie einen Klasse Job machen würden. Das natürlich auch alles Nachteile beinhaltet sollte jedem Menschen klar sein, diese muss jeder selbstständig mit sich selber abstimmen. Daher finde ich es gut, wenn ein Arbeitgeber mehrere Arbeitszeitmodelle seinen Angestellten anbietet und man auch etwas, je nach Entwicklung, springen kann. Am Ende sollte nur die Leistung zählen und nicht die Arbeitszeit.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Eaglepower89 ()

      "The only time success comes before work is in the dictionary"
    • eagles schrieb:

      Am Ende sollte nur die Leistung zählen und nicht die Arbeitszeit.


      This.

      Aber wie willst du das bei Leuten ohne explizite KPI's erfassen?
      Sei es z.B. in der Buchhaltung, für die Teamassistenz, die Baustellen-Monteure usw.
      Es gibt halt zuviele Randbedingungen bzw. Störfaktoren, die immer wieder auftreten können, sodas es für die Allgemeinheit schwer wird zu beurteilen, ob deren Arbeitszeit nun Leistungsgerecht ist oder eben nicht.


      HumanlyPuma schrieb:

      junge leg dir ne hantel ins büro oder geh kegeln
    • Meistens ist die Stelle schon vorher besetzt gewesen. Daher lässt es sich doch recht einfach an der Qualität messen. Sind alle Rechnungen bezahlt und richtig gebucht worden? Wie ist die Chemie bzüglich der Assistentin im Team. Werden die Tätigkeiten einwandfrei erledigt?

      Sonst gibt es meistens ja auch direkte Kollegen, welche den gleichen Job ausüben. Hier ist der Vergleich noch leichter.

      Ist es wirklich eine neue Stelle und keine Vergleichwerte verfügbar. kann man auch einfach der Person eine Zeitschaltuhr geben. Dies wurde bei uns in neuen Arbeitsbereichen auch getan. Hier müssen die Leute ihre Arbeitsschritte eine Woche lang immer wieder erfassen, damit man eine gewissene Referenz hat wie viele Mitarbeiter noch benötigt werden und wie die Arbeitszeit einzuteilen ist.

      Insgesamt gebe ich dir Recht, handelt es sich hier um weiche Faktoren. D.h. sympatische Menschen haben Vorteile und werden als besser wahrgenommen als unsympatische mit besserer Leistung, weil die Leistung schwierig messbar ist. Das ist aber das Leben und hier spielt die flexible Arbeitszeit auch kaum eine Rolle. Ob die Person nun zuhause nur effektiv 4 Stunden arbeitet oder ob sie im Büro 4 Stunden surft, macht es für den Vorgesetzten genauso schwierig.
      "The only time success comes before work is in the dictionary"
    • Mit meinem Wiedereintritt ins Berufsleben möchte ich in den Threads auch mal was beisteuern.

      Bisher war ich im Schichtdienst bei Bosch (2 Jahre lang) und dann 3 Jahre Ausbildung an einer Hochschule. Also öffentlicher Dienst.

      Bei Bosch waren ganz starre Arbeitszeiten mit festen Pausen und Pausenvertretung. Mir macht es persönlich nichts aus mit so einem ganz strengen Rhythmus zu arbeiten, aber mit der Zeit tickt man wirklich wie eine Maschine. Immer zur gleichen Zeit aufstehen, zur gleichen Zeit losfahren, zur gleichen Zeit den ersten Kaffee saufen. Denke auf lange Sicht macht das die meisten Menschen Banane. Bestätigen auch meine Erfahrungen mit den Kollegen damals.

      Öffentlicher Dienst war dann eine komplett andere Welt. Wirkliche Kernarbeitszeit gabs nicht. Ich hab zwar immer Episoden gehabt, in denen ich jeden Tag zur gleichen Zeit auf die Arbeit bin, aber die haben sich teilweise um 3 Stunden unterschieden und das obwohl mein Arbeitsweg nur 8 Minuten betrug. Im meinem letzten Lehrjahr zum Beispiel bin ich keinen Tag mit Wecker aufgestanden. Das war richtig geil. Einfach schlafen und auf Arbeit gehen, wenn man sich wach fühlt. Hab mir dann meistens mit dem Laptop noch ne halbe Stunde Dotasource, Tee und Cartoons gegönnt um dann ganz chillig anzufangen. Genauso Nachmittags. Wenn schönes Wetter war, hab ich meine Sachen zügiger erledigt und bin 2 Stunden früher heim. Ihr merkts aber auch schon: Ich hatte nicht immer allzu viel zu tun. Mein Job an der Hochschule war in erster Linie das Aufbauen und Vorbereiten der praktischen Semesteranteile. Wenn das grad lief oder vorlesungsfreie Zeit war, musste ich mir Aufgaben selber suchen und einteilen. Da gab es schon noch genug um nicht nur rumzusitzen, aber mit harter Arbeit hatte das oft nichts zu tun. Nur in Stoßzeiten waren dann halt 50h Wochen normal. Gezählt wurde das ganze mit nem Zeiterfassungsprogramm am PC. Theoretisch sollte man sich für Mittagspause ausstempeln, aber wenn man das nicht macht, wurde einem automatisch eine halbe Stunde abgezogen. Also hat es keiner gemacht und ich hab schonmal jeweils eine Stunde Frühstücks und Mittagspause gemacht (mit Reis kochen usw.).
      War also auch schon ziemlich gut, aber vollkommen utopisch und nur möglich, weil nicht durchgehend beschäftigt.

      So jetzt bin ich in nem mittelständigen Analytiklabor. Ab nächster Woche werde ich am Arbeitsplatz eingelernt und muss dann einfach die Proben, die reinkommen, untersuchen. Auch hier gibts Gleitzeit. Kernarbeitszeit ist von 9-15 Uhr. Kann also wieder relativ frei schlafen. Allerdings hab ich nun auch nen spürbaren Arbeitsweg. Was ich jedoch so bisher von den Kollegen mitbekommen habe ist, dass die leicht mal 200 Überstunden stapeln und ich weiß von Bosch wie schwer es sein kann, >50 Überstunden abzufeiern. Finde ich schonmal ziemlich minus und in so einem Fall, wo offensichtlich die Arbeitslast zu hoch ist, ist Gleitzeit Scheiße. Ich bin gespannt, ob ich die Möglichkeit früher zu gehen oder später zu kommen, überhaupt nützen können werde. Krieg ich direkt wieder Bock auf Personalvertretung (gibts hier aber nicht).
      The verdict is not the end
      It is only the beginning
      Strong will shall keep spreading
    • SWR2 Forum | 3.9.2015, 17.05 Uhr schrieb:

      Einblicke in die Arbeitswelt 4.0: Zwischen Lounge und Ruheraum?

      Es diskutieren:
      - Prof. Dr. Christian Scholz - Wirtschaftswissenschaftler, Personal- und Informationsmanagement an der Universität des Saarlandes
      - Ulf Brandes - Unternehmensberater Brandes & Partners, Berlin,
      - Boris Diebold - Vice President of Engineering bei Babbel, Berlin

      Gesprächsleitung: Marén Balkow

      Eine interessante Runde. "Die digitale Wirtschaft etabliert nicht nur neue Produkte, sondern auch ungewöhnliche Arbeitswelten. Da schlendern Mitarbeiter in Flip Flops durch knallbunte Bürolandschaften, greifen in stets gut gefüllte Obstschalen, verlegen den Schreibtisch mal auf die Firmeneigene Terrasse, mal ins Home Office. Sie bauen Stress im Unternehmenspool oder beim hauseigenen Masseur ab. Eigenverantwortung und flache Hierarchien werden zu Parametern einer neuen Arbeitsweise, die einen Kulturwandel verspricht, denen auch die Generationen Y und Z mit angeregt haben. Kann dieser Wandel nachhaltig gelingen? Auf welche Hemmnisse und Vorbehalte stößt diese Entwicklung? Ist sie zukunftsweisend? Oder zum Misserfolg bestimmt?"

      Erwähnt wird im Rahmen der Diskussion auch der Film Augenhöhe (auf vimeo, habe ich noch nicht angeschaut), in welchem es unter anderem auch um Themen wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Fairness im Unternehmen.
      Spoiler anzeigen
      [vimeo]https://vimeo.com/118219210[/vimeo]


      In etwa der Mitte der SWR2 Diskussion werden auch drei Generationen unterschieden (X, Y, und Z). Ich werde es vermutlich nicht komplett richtig wiedergeben, aber die Einteilung war ungefähr wie folgt:

      Generation X entspricht etwa unserer Eltern, teilweise Großeltern Generation, welche feste Arbeitszeiten, klassische Hierarchien über viele Ebenen hinweg, das typische Mitarbeiter-Vorgesetzter-Verhältnis, klar definierte Aufgaben, strikte Abläufe, wenig Eigenverantwortung und Selbstständigkeit gewohnt waren.

      Generation Y entspricht etwa jenen, die heute zwischen 20 und 40 sind. Dazu zählen auch die meisten von uns. Im groben und ganzen trifft darauf das Zitat oben zu.

      Generation Z würde dann in nächster Zeit den Arbeitsmarkt mehr und mehr füllen, wobei diese sich, beispielsweise bedingt durch Dokumentation über die Ausbeutung der Mitarbeiter in manchen Unternehmen sowie durch Untersuchungen zum Thema Selbstausbeutung im Rahmen von Eigenverantwortung, flexiblen Arbeitszeiten und Home Office wieder verstärkt Kernarbeitszeiten und feste Arbeitszeiten wünschen würden, weniger Flexibilität und Home Office, dafür aber wieder (natürlich je nach Tätigkeit) nach der Arbeit das Handy ausschalten und auf keine E-Mails mehr antworten müssen. Eine klare Trennung zwischen Arbeit und Freizeit, wobei trotzdem noch die anderen Merkmale der Generation Y erhalten bleiben sollen: Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Fairness.

      Natürlich ist diese Einteilung in Gruppen immer nur ein Versuch der Klassifizierung der Masse und passt häufig genug nicht auf Individuen. Trotzdem würde ich mich prinzipiell am ehesten zur Generation Y zählen und habe (aber das wird sich wohl noch rausstellen, wenn ich dann tatsächlich in der Arbeitswelt angekommen bin) nichts dagegen, keine festen Arbeitszeiten zu haben, auch mal außerhalb der Kernzeit erreichbar zu sein, dafür aber mein eigenes Zeitmanagement umsetzen zu können.

      Wie seht ihr das Thema? Sowohl ganz Allgemein als auch im speziellen auf euch bezogen? Wie ist die Arbeitskultur in eurem Unternehmen? Wie viel Eigenverantwortung haben die Mitarbeiter, welche Hierarchien gibt es, wie viel Erreichbarkeit außerhalb der regulären Arbeitszeit? Was würdet ihr zu Themen wie Menschlichkeit, Gerechtigkeit und Fairness sagen?