Sterbehilfe: Allgemeine Diskussion und aktueller Gesetzesentwurf

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    • Und dazu kommt, dass Folgeschäden eines gescheiterten (ehrlich gesagt auch in geglückten Fällen) Suizids auch meist im Umfeld des Täters (oder Opfers?) zu finden sind. Die Belastung damit zu rechnen, dass meine Ehefrau jedes Bad wieder meine Rasierklingen missbrauchen könnte, ist eine ganz andere, als eine abschließende, offizielle Handlung mitzuverfolgen und -zuerlauben.

      Wobei ich schon denke, dass der Großteil der Sterbehilfe eher bei älteren Menschen Anwendung finden würde.
      @Greulich:
      Diese Diskussion sollte ohne Berücksichtigung von irgendwelchen Kosten geführt werden.
      Menschliches Leben irgendwie in Monetären Werten beziffern zu wollen ist totaler Humbug.

      Wenn's doch nur so wäre.
    • Shrodo Logik
      Leben beenden lassen vom Arzt: Coolimooli
      Leben beenden lassen vom Arzt: OMG, der Mann sollte aber auch was zu sagen haben!

      Wenn du auf der Arbeit keine Zeit zu denken hast, dann lass es doch bitte einfach.

      Zum Thema:
      Passive Sterbehilfe unmöglich zu machen ist ein Unding. Aktive Sterbehilfe dagegen ist imo sehr mit Vorsicht zu genießen. Psychisch Kranke oder Menschen, die sich selbst als Belastung wahrnehmen, sind doch ein nicht von der Hand zu weisendes Problem. Sterben darf auf keinen Fall "billiger" oder "einfacher" sein, als jedwede Art der Therapie.

      Die große Angst ist wohl eine Möglichkeit zu schaffen, mit der jemand "dazu überredet" werden kann, dass es besser wäre zu sterben.
      The verdict is not the end
      It is only the beginning
      Strong will shall keep spreading
    • kobold schrieb:

      Sich erfolgreich selbst umzubringen ist gar nicht so einfach, wie ihr euch das vorstellt. Hab vor kurzem in die Richtung recherchiert und die Zahlen der fehlgeschlagenen suizidversuche sind erschreckend wenn man sich die gesundheitlichen Folgeschäden vorstellt. Gerade keine Quelle zur Hand, findet man aber recht schnell über Google iirc.
      Das liegt aber eher daran dass die Selbstmörder nicht besonders helle sind und nicht weil suizidieren besonders schwer ist.
      Wenn man eine unsichere Methode für den Suizid wählt ist man selbst schuld. :S
    • Jan schrieb:

      Oder ein unterbewusster Rest Lebenswille, der eher auf Hilferuf als Selbstmord aus ist

      Diese. Hilferuf, bewusste Nahtoderfahrung etc.
      Kohlenmonooxidvergiftung durch Autoabgase oder so, sollte wohl das sicherste und schmerzfreiste sein. Gab irgendwo mal ne Tabelle mit Chancen zu Überleben, Dauer bis zum Tod und Schmerzen die man dabei erfährt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von TripperK ()

      LerYy schrieb:

      Shrodo es ist schon lange nichts mehr witzig wir sind im Krieg.
    • Paar Gedanken dazu.

      Habe mich jetzt nicht mit der rechtligen Lage in Deutschland beschäftigt, aber:

      Der Grund warum Strafrechtler und Juristen im allgemeinen der Auffassung sind dass Sterbehilfe legitim ist (sein kann), ist weil im Grunde jeder Eingriff in unseren Körper gegen diverse Gesetze/Grundsätze (Bewahrung körperlicher Unversehrtheit und Integrität etc.) verstößen würde, also auch zum Beispiel die Operation eines Arztes an unserem Körper. Allerdings ist das Dank Einverständnis ja trotzdem legal. Mit anderen Worten: Man kann also Änderungen am Körper oder Zustand eines Menschen vornehmen, wenn dieser zustimmt. Und das nichtmal zwingend nur wenn es für das Wohl ist oder zum Besseren verhelfen soll (wie es bei meinem Arztbeispiel der Fall ist), man kann sich auch tätowieren, piercen, oder einer Schönheitsoperation unterziehen lassen. Es spricht also prinzipiell nichts dagegen auch andere (auch endgültige) Formen der Beeinträchtigung oder Beeinflussung legal zu machen. Sterbehilfe, ja auch Suizidhilfe ohne aktive Krankheit o.ä. ist daher konsequent. Aber das ist halt nur die juristische Seite. Würde das nicht wirklich als "politisches" Argument nehmen, bzw. finde dass es dafür nicht tauglich ist.

      Gibt da aber auch ein paar Probleme. Willensbekundung zum Beispiel ist (zumindest meiner Meinung nach) nie eine endgültige Sache. In unserem konkreten Fall: Wenn ich depressiv bin, also ganz offensichtlich unter einer psychischen (in diesem Fall manchmal auch körperlichen) Krankheit leide, sit fraglich, inwieweit ich fähig bin eine Willensbekundung auszusprechen, insbesondere was meinen Lebenswillen betrifft. Selbiges gilt wenn ich im Endstadium von Krebs auf Schmerzmitteln bin die mich komplett benommen machen, oder auch nicht auf Schmerzmitteln bin aber von einem unsäglichen Schmerz beeinflusst werde. Außerdem ist die Art und Weise wie eine Willensbekundung zu erfolgen hat bei so einem "extremen" Fall ohne "zurück" schon ziemlich wichtig. Kp inwieweit eine einzige Unterschrift da schon genug sein sollte (weiß aber nicht wie es in der REalität ist)


      Ist imo, und ich halts kurz, eine Tür die nicht geöffnet werden sollte. Ihr sprecht hier von Idealbeispielen, teilweise auch euphemisch. "Friedlich einschlafen" nennst du es, andere würden es Mord nennen (nicht ich tho). Und selbst wenn, jemand im Endstadium einer tödlichen Krankheit lässt sich beim Selbstmord helfen und alle sind einverstanden, und es gibt keinerlei Probleme... sowas wäre nur ein Idealfall. Denkt nicht nur an die Idealfälle, sondern auch an die negativen Folgen einer (aktiven) Sterbehilfe. Wurde ja schon angesprochen dass das unter Umständen wirtschaftlicher sein kann, und Leben & Tod anhand wirtschaftlicher Aspekte zu diskutieren oder darüber zu entscheiden halte ich für definitiv falsch und geradezu dystopisch. Zu glauben dass das in so einem FAlle nicht passieren wird ist allerdings höchst naiv. In der Schweiz gibts doch schon Organisationen die einzig diesem Zweck dienen. Kenne mich nicht so gut mit diesen aus, aber es hört sich schon ziemlich makaber an. Kann mir gut vorstellen dass in so einem Fall dann auch das ganze als eine "valide" Option präsentiert wird, und wenn die dann auch noch mit Wirtschaftlichkeit einher geht und einem "gelösten Problem" gleicht, dann ist es kein großer Schritt aktiv darauf zu drängen. Auch die Wortwahl die man bei dem Thema immer so liest finde ich bedenklich..."Würdevoll sterben lassen". Das wird einem richtig schmackhaftgemacht, da läufts mir kalt den Rücken runter.

      Kenne nur ein real Beispiel anhand eines Bekannten aus der Schweiz dessen Frau todkrank war (und mittlerweile verstorben ist) wobei die Ärzte ihr den Tod mit aller Kraft einreden wollten, und teilweise sogar versucht haben sie dahingehend zu manipulieren (lange und ekelhafte Geschichte, haben teilweise versucht ihn nicht zu seiner Frau zu lassen) und ich kann nicht anders als an solche Fälle zu denken wenn ich von Sterbehilfe höre.
    • Zagdil schrieb:


      Shrodo Logik
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      yo, wenn man so unwichtige details wie das explizite einverständnis des zu tötenden ausblendet, dann geht der vergleich prima auf
      (passt in der form dann auch haargenau auf allerlei andere nette sachen wie hinrichtungen oder euthanasieprogramme 8o)


      zum thema fehlschlagende selbstmord"versuche" - wer es tatsächlich ernst meint damit, sich das leben zu nehmen, der hat mit an sicherheit grenzender wahrscheinlichkeit auch erfolg dabei. gibt weiss gott genug einfache und nahezu 100% effektive methoden dafür. die vielen fehlschläge sind grösstenteils (wie tripperk und jan schreiben) entweder unüberlegte spontan- und affekthandlungen oder absichtlich ineffektiv weil das ziel nicht wirklich der tod sondern aufmerksamkeit und hilfe durch mitmenschen ist.

      WE GON TAKE OVER THE WORLD
      WHILE THESE HATERS GETTIN MAD
    • Gebt euch bitte alle den Text von kazuii und lest ihn aufmerksam durch. Dann überlegt was mit Leuten die ihr kennt passiert wäre die in sehr sehr schwierigen lebensphasen waren, wenn aktive Sterbehilfe erlaubt wäre, einfach zu "bekommen" und mit wenig Aufwand verbunden wäre.

      Die Flüchtlingsdiskussion wird hier doch auch nicht so blauäugig geführt....
    • ganz so schwarzmalerisch muss man es nun auch nicht darstellen
      habe zwar offensichtlich keine suiziderfahrung (8o) aber bezweifele doch stark, dass die möglichkeit, sich vom arzt mit gift aus dem leben schiessen zu lassen, den selbstmord für leute die grad in ner depri phase sind deutlich attraktiver machen würde als bisher.

      WE GON TAKE OVER THE WORLD
      WHILE THESE HATERS GETTIN MAD
    • Hab mir den Text von kazuii aufmerksam durchgelesen. Er sagt zwar geht nicht vom Optimalfall aus, aber geht selber vom schlimmsten Fall aus.

      Die Frage der Wirtschaftlichkeit stellt sich erst, wenn Ärzte einem zum Selbstmord raten dürfen und dieses auch tun. Warum sollten sie das aber machen?
      Lieber noch ein paar Jährchen mit Menschen die von Maschinen am leben gehalten werden Cash stacken. Lohnt sich doch viel eher.
      Den Schritt gleich von Sterbehilfe auf Schießkommando umzudenken, weil das ganze "wirtschaftlicher" sein kann halte ich zumindest für gewagt. Missbrauch gibt es immer, aber den gibt es sicher auch in der anderen Richtung wo Menschen künstlich am Leben gehalten werden um noch Kohle rauszudrücken.

      Finde auch das Argument "Willensbekundung" und wer ist in der Lage dazu eine abzugeben ehrlich gesagt nicht wirklich greifend. Wer sich umbringen will der bringt sich um. Man findet eine Möglichkeit.
      Wenn der Arzt mir aber einen Tipp gibt wie ich nicht elendig am Fuße einer Autobahnbrücke verrecke, weil ich doch nicht so vorteilhaft aufgekommen bin, sondern mir sagt wie ich das ganze angenehmer machen kann, finde ich das nur richtig.
      Ein Mensch der sagt ich möchte nicht mehr Leben sollte die Berechtigung haben sich zu erkundigen. Sonst darf man ja auch nicht mehr ohne ärztliches psychologisches Attest Seile, Messer, Rasierklingen oder Medikamente die bei Überdosis tödlich sein können kaufen.
      Wer nimmt es sich heraus über das Leben eines anderen zu entscheiden, indem er sagt er dürfe sich nicht umbringen auch wenn die Person das vorher ausdrücklich bekundigt hat?

      Das ganze hat am Ende immer nur was mit der Einstellung zum Tod zu tun und dem Verständnis welche Rechte ein Mensch hat.
      Du sagst es doch selber: Juristisch gesehen ist das ganze völlig legitim. Ich habe das Recht über mein Leben und meine körperliche Unversehrtheit selbst zu entscheiden.
      Wenn ich aber das Recht auf Leben habe, warum hab ich denn nicht das Recht auf den Tod? Warum sollte mir verwehrt werden irgendwann einfach zu sagen das es jetzt Schluss ist?

      Kazuiii schrieb:


      Kann mir gut vorstellen dass in so einem Fall dann auch das ganze als eine "valide" Option präsentiert wird, und wenn die dann auch noch mit Wirtschaftlichkeit einher geht und einem "gelösten Problem" gleicht, dann ist es kein großer Schritt aktiv darauf zu drängen. Auch die Wortwahl die man bei dem Thema immer so liest finde ich bedenklich..."Würdevoll sterben lassen". Das wird einem richtig schmackhaftgemacht, da läufts mir kalt den Rücken runter.


      Hier begehst du glaube ich den meiner Meinung nach entscheidenen Denkfehler. Deine Einstellungen und Vorstellungen vom Tod sind derart das du dir nicht vorstellen kannst das das ganze eine "valide" Option und eine Problemlösung sein kann. Undzwar nicht für den Staat, Ärzte oder Familienvermögen, sondern für den Menschen der gerne sterben möchte ansich.
      Klar ist es schwierig das ganze mit Wirtschaftlichkeit in einen Topf zu werfen, aber ich glaube du gehst Grundsätzlich davon aus das der Tod keine valide Option sein kann.
      Auch die Frage des Ablebens ist da doch entscheidend. "Würdevoll sterben" ist durchaus ein wichtiger Punkt.
      Jan hat es hier ja schon im Thread geschrieben... Die Angst wie man seine letzten Jahre verbringen könnte und wie ekelhaft das sein kann, ist für viele viel erschreckender als der Tod.
      Wenn man sein eigenes Leben nicht mehr für Lebenswert erachtet, dann soll man bitte einfach gehen dürfen.

      Luke LaLonde schrieb:

      kurzes statement von mir:
      -sunslayer und buktus sind irgendwie so nen bud spencer / terrence hill duo, nur dass sunslayer kleiner ist und permanent irgendwelche sprüche auf kosten von buktus raus haut :D
    • Ist btw nicht der schlimmste Fall den ich mir ausmale.

      Die Frage der Wirtschaftlichkeit ist davon abhängig wie Sterbehilfe geregelt wird und wovon das abhängig ist. Am Beispiel der Schweiz wo es Organisationen gibt die sich genau dem widmen und damit defacto auch Geld machen. Würde es also nicht einfach so abtun, ich möchte natürlich keine definitiven Prognosen stellen oder so, ich habe nur darauf hingewiesen dass dieses Thema ohne die Betrachtung der Wirtschaftlichkeit nicht wirklich möglich ist. Klar, Ärzte werden vielleicht lieber Leute an Geräten hängen haben, Organisation dieser Art werden stattdessen dafür sorgen wollen dass möglichst viele ihre Hilfe in Anspruch nehmen, Versicherungen haben da vielleicht dann auch ein Wörtchen mitzureden.

      Du hast mein Willensbegründungsargument glaube ich nicht richtig verstanden. Bzw war es kein Argument in diesem Sinne. Das war ein juristisches Gegenbeispiel, zur Erklärung des konsequenten juristischen Denkens. Wenn ich z.b erkläre dass ich sterben will und möchte, dass mir eine Spritze verabreicht wird, dann muss diese Erklärung auch gültig sein. Es muss eine WIllensbekundung darin vorhanden sein. Nicht jede Willensbekundung hat aber automatisch Rechtsgültigkeit. Wenn jemand benommen ist weil er auf Schmerzmittel ist, kann das unter Umständen schon genug sein um ungültig zu sein. Guck, ich sage dass es unter gewissen Umständen nicht klar sein kann ob das der tatsächliche Wille ist, weil man von gewissen Faktoren (Schmerz oder Schmerzmittel) beeinflusst ist. Das ist ein juristisches Argument. Von solchen Sachen sind beispielsweise Verträge und ihre Gültigkeit abhängig.

      Du hast natürlich Recht, es hat mit der Einstellung zum Tod zu tun, und ja, ich habe gesagt dass es juristisch konsequent ist. Habe aber nicht gesagt dass es legitim ist. Juristisch ist es im Moment noch verboten, aber was juristisch "ist", spielt wenig Rollle, denn Gesetze können auch einfach geändert werden.


      Ich würde dir auch nicht den Tod verwehren, wenn sich jemand umbringen will, soll er das tun. Das ist natürlich eine extrem schwierige, auch moralische Frage, denn klar, du und jeder andere hat ein Recht über sein Leben zu entscheiden, aber das macht es aus meiner Sicht nicht richtig, wenn ich zusehe wie z.b mein bester Kumpel Selbstmord begeht und nicht versuche ihm das auszureden o.ä. (was halt meine natürliche Reaktion wäre). Traue mich da selber nicht eine definitive Antwort zu geben, auch wenn ich in diesem hypothetischen Szenario vielleicht irgendwann mal aufgeben würde und den Willen meines hypothetischen Kumpels akzeptieren würde. Theoretisch wäre die Konsequenz deiner Ansicht, dass es unrichtig ist, wenn ich meinen Kumpel vom Selbstmord abhalten will, weil es ja sein Recht ist.


      Den Denkfehler sehe ich nicht ganz. Du hast Recht, für mich ist Selbstmord keine valide Option, das habe ich auch bewusst da durchscheinen lassen, aber ich meine nicht, dass Selbstmord per se keine valide Option ist. Gibt sicher Menschen für die ist es richtig sich in gewissen Situationen zu töten und wer bin ich, wenn ich da ein Urteil fällen will. Mein Punkt ist: Ebenso unklar wie es keine valide Option ist, ist es auch nicht eine valide Option. Du kannst jemandem nicht einreden dass es "Ok ist" sich umzubringen, genau so wie du verlangst dass dich keiner davon abhalten soll Selbstmord zu begehen. Wenn es aber so etwas wie eine aktive Sterbehilfe gibt, öffnet man nunmal dieser Einflussnahme Tür und Tor. Und ich denke nicht dass diese Einflussnahme richtig ist. Ich meine, du sagst das sehr konsequent, und scheinst dir deiner Sache wirklich sicher zu sein. Aber nicht jeder hat so eine gefestigte Meinung. Und eine Einflussnahme dieser Art ist nicht zu verschätzen...Das meinte ich jedenfalls mit dem Satz auf den du dich beziehst.

      Außerdem sprichst du davon dass es DEIN Recht ist dich umzubringen. Mag sein, aber das eine ist wenn du dein Leben beenden willst, das andere ist wenn du dich umbringen lässt, weil du nicht fähig bist es selber zu tun. Ist halt eine Frage ob es ein Recht gibt Getötet zu werden, oder dabei Hilfe zu bekommen. Oder ob dir jemand eine perfekte (bzw möglichst effiziente, schmerzfreie) Methode des Selbstmordes präsentiert, weil du nicht fähig bist selber eine effektive Methode zu finden. Wo zieht man da die Grenzen? Wenn jemand totkrank ist aber nicht kann, soll man ihm helfen? Und was ist mit jenen, die einfach so nicht mehr leben wollen (einfach so = ohne klassischen Grund wie Todeskrank oder hohes Alter)? Soll man diesem dann auch beim Selbstmord helfen? Sind btw keine Fragen die du mir beantworten musst oder so...sondern Konsequenzen dieser "geöffneten Tür" die ich geschlossen lassen will.

      Ich sag dir mal wo ich die "schlimmsten" Szenarien sehe: Um auf das Beispiel der Willensbekundung zurückzukommen. Wo auch immer jemand nicht selber seinen Willen bekunden kann (Kleinkinder oder jene, die einen Sachwalter haben bzw. über die jemand anderes eine Vollmacht hat, also z.b. geistig behinderte oder teilweise auch sehr alte MEnschen mit Demenz o.ä.) bekundet besagter Sachwalter, derjenige mit der Vollmacht oder die Eltern den Willen, auch mit Rechtsfolge. Das ist bei einfachen Themen wie Verträge, Eigentum o.ä relativ normal und einfach zu regeln. Das schlimmste Szenario wäre wenn man also über den Tod eines Menschen entscheiden könnte, weil man die Vollmacht über diese Person hat (obv. nicht normale, gesunde Kinder). Man könnte geistig behinderte Menschen umbringen, weil man die Entscheidung für sie trifft. Unter gewissen Umständen ist das auch schon möglich, bei Menschen in Koma oder so. (Soll keine Bewertung über diese Möglichkeit darstellen, wollte das nur als Beispiel anführen). Und btw: all die "pathetischen" Argumente könnte ich problemlos darauf anwenden. Es ist würdevoller, der Mensch stirbt friedlich, anstatt sein Leid als Geisteskranker ertragen zu müssen, o.ä.

      Mir ist klar, dass das überspitzt ist und ich sage nicht dass das realistisch ist oder so eintreten wird oder so. Man könnte genauso gut einfach sagen dass jegliche Vollmacht bei Leben und Tod aufhört. Aber für so ein Szenario gäbe es auch Pro-Argumente. Und Abtreibungen bei behinderten Kindern sind jetzt schon sogar bei Hochschwangeren möglich, und es gibt Stimmen die da weiter denken (Stichwort After Birth Abortion) Es ist nur worst case, und es ist wenn man diese Tür öffnet nicht unmöglich. Driftet aber etwas ab und hat gar nicht mehr so viel mit Sterbehilfe zu tun. Lediglich mit Wert von Leben, und Zugang zum Tod.



      Finde das Thema btw krass deprimierend.
    • Ich bin mit dem verabschiedeten Gesetzesentwurf arg unzufrieden. Sicherlich ist die Organisation von Sterbehilfen in Form von Vereinen makaber (und je nachdem in wie weit ökonomische Interessen da eine Rolle spielen) auch moralisch verwerflich. Aber mit der jetzigen Verlautbarung sind Ärzte auf Grund von Wiederholung passiver Sterbehilfe theoretisch belangbar. Das ist meiner Meinung nach eine riesige Unverschämtheit.
      Es gibt eine Vielzahl an Krankheiten mit letalem Ausgang, die in ihrem Krankheitsverlauf nicht ekliger sein könnten. Da rede ich nicht mal nur von bestimmten Formen von Krebs, sondern auch Erbkrankheiten, die unweigerlich letal sind. Der Vater von einem Kumpel, Allgemeinarzt, meinte zum Beispiel, es gäbe keinen ALS-Patienten, der noch nicht versucht habe sich das Leben zu nehmen. Ähnliches gilt für Huntington zum Beispiel. Aus Sicht eines Arztes gibt es in den Fällen und auch in Palliativeinrichtungen wenig Bittereres als einem Patienten, der sich den Tod wünscht beim Hinvegetieren zuzuschauen. In diesen expliziten Fällen würde ich mich sogar dem niederländischen Modell anschließen, das aktive Sterbehilfe unter strengen Auflagen erlaubt. Alternativ das Schweizer Modell, dass assistierter Suizid erlaubt ist, allerdings kein Anrecht darauf besteht.

      Das Dilemma der Diskussion liegt imo nicht in diesen eindeutigen Fällen. Es geht viel mehr darum, ab welchem Punkt abzugrenzen ist. Hier ein paar Hauptpunkte, die imo mit zu den Wichtigsten gehören:

      Hat jeder das Recht mit professioneller Hilfe sein Leben zu beenden?

      Ich stimme Buktus weitestgehend zu, dass es ein zentraler Teil der Menschenwürde ist über sein Ableben zu entscheiden. Aber ich finde es utopisch jedem einen Freifahrtsschein zum ärztlich assistierten Suizid auszustellen. Man denke dabei nur an die 15-jährige Rebecca, die ihr Leben gerne beenden möchte, weil Ben, 16, sie verlassen hat. Abgesehen davon sehe ich schwarz für die psychische Konstitution unserer Ärzte, sollte sich so eine Idee durchsetzen. Es gibt jetzt schon mehr als genug Tabletten- und Alkoholabhängige. Sicherlich entspräche die Option der Gleichstellung Aller am Ehesten. Aber ich halte sie für zu utopisch, zumal Jan und TripperK mit ihren Posts dahingehend Recht haben, dass Leute, die sich wirklich umbringen wollen dafür narrensichere Methoden finden.

      Sprechen wir, im Falle der Legalisierung von aktiver Sterbehilfe/assistiertem Suizid, jedem Arzt das Vertrauen aus diese Entscheidung nach bestem Wissen und Gewissen treffen zu können?

      Im Falle aktiver Sterbehilfe, bitte nicht. Ich glaube nicht, dass wir allen Ärzten per juris das Töten erlauben sollten. Das ist imo für einen Berufsstand, der laut Genfer Ärztegelöbnis "jedem Menschenleben von Beginn an Ehrfurcht entgegenzubringen" sowie "die Gesundheit des Patienten als oberstes Gebot zu handeln", ziemlich desaströs. Bevor es das geben sollte, dann lieber einige spezialisierte Palliativmediziner, die geschult sind und das versuchen möglichst objektiv zu beurteilen. Eine Möglichkeit wäre hier nur unabhängige (auch vom Krankenhaus, um ökonomische Interessenkonflikte zu vermeiden) Ärzte mit dem Recht auf aktive Sterbehilfe auszustatten.
      Bei assistiertem Suizid wäre eine generelle Erlaubnis imo erwünscht, wie oben bereits angedeutet.

      Wie werden psychische Krankheiten bewertet?

      Ich denke, dass psychische Krankheiten von dieser Regelnung weitestgehend ausgenommen werden sollten. In den meisten Fällen liegt eine Trübung der Realität und damit auch eine Unsicherheit über den freien Willen vor. Ausnahmen wären aber in Einzelfällen/bei bestimmten Krankheitsfällen imo möglich. Ich denke hier an medikamentös nicht behandelbare Formen von Angstzuständen, Paranoia oder Ähnliches, die sofern so wahrgenommen keine Lebensqualität mehr ermöglichen. Im Allgemeinen würde ich es aber auf physisch-pathologische Veränderungen beschränken.

      Im Endeffekt läufts imo auf eine Vertrauensfrage in die Ärzteschaft hinaus. Dahingehend finde ich die Diskussion ziemlich lächerlich. In dem Moment, wo ich mich in die Hände eines Arztes begebe, spreche ich ihm (meiner Meinung nach) das Vertrauen aus für mich bestmöglich zu entscheiden. Wenn dieses Vertrauensverhältnis belastet oder nicht vorhanden ist, sollte man sich nach einem anderen Arzt umsehen. Das fällt mir als Mediziner vielleicht einfacher zu sagen und auch mir selbst fallen etliche Kommilitonen ein, denen ich mein Leben nicht anvertrauen würde. Fakt ist aber auch, dass wir geschult werden möglichst richtige Entscheidungen zu treffen, dabei einen Spagat zwischen Physis und Psyche aufrechtzuerhalten und im Sinne des Patienten zu handeln. Ich habe auch genügend Situationen erlebt, wo der Arzt offensichtlich deutlich eher im Patienteninteresse entschieden hat als Angehörige. Deshalb ist imo auch ein schriftlicher Nachweis vom Patienten unabdingbar für jede Form der Sterbehilfe. Ich kann jedem nur empfehlen sich um Derartiges frühzeitig zu kümmern (gilt obv. ebenso bzw momentan vor Allem für ältere Verwandte).

      Zu guter Letzt:
      Es gibt immer wieder Einzelfälle, die schrecklich sind. Seien es Schicksale von Patienten oder Aktionen von Ärzten. Aber nur auf Basis derer zu argumentieren, halte ich für haarsträubend falsch. Es gibt in dieser Diskussion kein richtig oder falsch, genauso wenig ist klar, welche Konsequenzen Entscheidungen haben werden, noch sind Prognosen bzgl Lebenserwartung und -qualität richtig, um sie messen zu können. Das ist alles vage und emotional enorm aufgeladen. Aber ich denke, dass wir versuchen könnten einen Konsens zu finden, der human ist, für all diejenigen, die aus berechtigtem Grund mit Hilfe ihr Leben beenden wollen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von l0sth0pe ()

    • Noch wichtig wäre wohl, das schweizer Sterbehilfeorganisationen wie Dignitas gemeinnützige Vereine sind. Zumindest so weit ich weiss. Cash stacken ist also nicht.
      Zudem werden "Sterbewillige" psychologisch betreut. Sprich zuerst wird jede denkbare Lösung in Betracht gezogen.
      Es wartet kein irre kichernder Horrordoktor mit Zyankali auf Kranke.
      Den genauen Ablauf kenne ich nicht, aber der ist wohl ziemlich komplex.
      Es gibt viele Aspekte zu dem Thema.
      Ich zum Beispiel habe mal Jemanden Aufgefunden, der sein Leben mit einer Pistole beendet hat.
      Ist kein schöner Anblick, aber was mir wirklich nahe ging, waren die Angehörigen, die kurz darauf eintrafen.
      Ich hätte mir für sie gewünscht, diese Person hätte eine entsprechende Organisation zugezogen.
      Ich kannte die Gründe für den Selbstmord nicht.
      Aber was wenn es Depressionen waren?
      Was wenn eine Vorabklärung bei einer Sterbehilfeorganisation zu einer Therapie und zu einem lebenswerten Leben geführt hätten?
      Selbst wenn es unumgänglich war, so wäre die Familie womöglich etwas
      weniger traumatisiert worden.
      Wir ziehen bei jedem Scheiss im Leben einen Fachmann bei.
      Ausser bei der wohl wichtigsten Sache überhaubt.
      Und das versteh ich nicht.
      Hater prallen ab an der Karbonschicht wie der Regen.
      Mann, ich setz mich auf den Thron und geb ein Fick dabei auf Jeden.
      Und roll weiter auf Chrom bis sie dann nicht mehr mit mir reden.
      Keine Bitch und kein Stress zieht mich runter wie ein Dämon,
      Ich blend sie alle weg mit ultraviolettem Xenon.
    • Wenn man Selbstmordgedanken hat, geht man vielleicht nicht gerne zu unbekannten Leuten und erzählt denen das (Ärzte, Psychologen). Und es gibt sicher auch viele unwissende Leute, die man von vornherein schon als unverständnisvoll identifiziert, da ist dann der Drang sich zu öffnen auch eher gering. Da muss eine Vertrauensbasis von jahrelanger Bekanntschaft oder ein ähnliches Weltbild bestehen, bevor sowas passiert.

      Noch zu Schweizer Sterbehilfe: Denke mal, sie kriegen eher wenig Spenden, daher benötigen sie eben Einnahmen. Außerdem kann eine hohe Summe auch etwas abschreckend wirken, sodass man sich nicht "mal eben" töten lässt.
    • GOTT von Ferdinand von Schirach kam ja gestern im Ersten.

      2020 hat sich ja (überschattet von anderen Weltgeschichtlichen Ereignissen) einiges getan bei dem Thema, das Wichtigste ist wohl, dass §217 StGB verfassungswidrig erklärt wurde.
      Damit wurde endlich der Weg geebnet zu einer zeitgemäßen Neuregelung. Das war, wenn man den Thread hier damals mitverfolgt hat, anscheinend auch dringend nötig und mMn
      gesellschaftlich (auf dem Weg zu einem säkularisierten Staat) unausweichlich.

      In dem Film wurden Pro- und Contraargumente vorgestellt, am Ende konnte man abstimmen. Ergebnis war 70% der Deutschen und 68% der Schweizer die abgestimmt haben waren
      für die Beihilfe zum Suizid in dem konkreten Fall. In diesem Bereich hat(te) die Schweiz fortschrittlichere Gesetze als wir.

      Ich schieb den Thread aus diesem Grund mal nach oben, da uns das Thema damit sicherlich noch eine Weile erhalten bleiben wird.
      twitch.tv/all4hm

      "Du greifst nach den Sternen, ich greif' nach dem Sideboard."
    • Zum Film, welchen ich (noch) nicht gesehen habe, ist anzumerken, dass es um Sterbehilfe für einen körperlich gesunden Menschen geht:

      Gott von Ferdinand von Schirach schrieb:

      Der 78-jährige Richard Gärtner möchte seinem Leben ein Ende setzen. Für die Hausärztin Dr. Brandt kommt es nicht infrage, ihrem gesunden Patienten ein todbringendes Präparat zu besorgen. Der Fall wird vor dem Deutschen Ethikrat diskutiert.

      Diese Differenzierung ist denke ich im Rahmen der Diskussion notwendig, da es sicherlich mehr Zustimmung gibt, dass Schwerstkranke Sterbehilfe in Anspruch nehmen dürfen als im Fall von körperlich gesunden Menschen. Über die Situation von Schwerkranken habe ich in der Vergangenheit schon nachgedacht und war letztendlich für Sterbehilfe. Zu körperlich gesunden Menschen hatte ich mir in dem Zusammenhang aber keine Gedanken gemacht.
    • SWR2 Forum schrieb:

      Mein Tod gehört mir – Wie weit darf Sterbehilfe gehen?

      Gregor Papsch diskutiert mit
      Prof. Dr. med. Winfried Hardinghaus, Deutscher Hospiz- und Palliativverband, Berlin
      Prof. Dr. med. Bettina Schöne-Seifert, Medizinethikerin, Universität Münster
      Dr. Florian Willet, Suizidhilfe-Verein „Dignitas“

    • swr2-forum-20201120-mein-tod-gehoert-mir-wie-weit-darf-sterbehilfe-gehen.m


    • 44 Min Audio herunterladen (42,6 MB | MP3)

      Im Februar hat das Bundesverfassungsgericht das Verbot der sogenannten geschäftsmäßigen Sterbehilfe für verfassungswidrig erklärt. Seither ringen Mediziner, Ethiker, Juristen und Politiker um neue gesetzliche Regelungen. Wie wollen wir sterben? Das fragt der ARD-Film "Gott" nach dem neuen Theaterstück von Ferdinand von Schirach.
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