​Hallo dotasource,

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    • Der_Busfahrer. schrieb:

      Heyho

      Wie steht's in deiner Gegend mit Government Reform und Westernization? Schon von Oirat befreit?

      Beim Folgenden handelt es sich um meine persönliche Erfahrung. Ich möchte nicht, dass ihr das jetzt durchlest und meint, das stimmt alles wie ich es sage. Ich war hier bis jetzt erst für 9 Monate. Wenn ihr Zweifel habt, fragt nach oder seht es euch selbst an. Das sind jetzt vor allem negative Eindrücke, die ich hier äußere, allerdings nur aufgrund der Fragestellung. Die meiste Zeit war sehr positiv, hat mir Spaß gemacht und mir zu denken gegeben. Und ich habe sehr viele nette und liebenswerte Menschen kennengelernt. behaltet das im Hinterkopf, wenn ihr das lest.

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      Government ist ziemlich bad. Korruption ohne Ende, ziemlich Clanmäßig aufgebaut. Wer Geld hat bekommt immer mehr Geld. Bleibt dann immer alles in der Familie. Dafür werden aber zum Glück Konzessionen an China, Russland und andere verteilt. Die breite Bevölkerung ist ziemlich unzufrieden. Ist aber ja egal. Sind nur 3 Millionen die schauen müssen wie sie über die Runden kommen.

      Aber Reformed wurde erst vor kurzem. Ich bin in Darkhan. Es gibt hier zwei große Parteien, die sich uneinig sind. Jetzt wurde der gewählte Bürgermeister abgesägt und ein neuer eingesetzt (einer von ca 20 Abgeordneten) der ohne Abstimmung des Volkes jetzt einfach da sitzt. Mal schaun wie lange er sich hält.



      Über Oirat oder andere Bevölkerungsgruppen bin ich nicht wirklich informiert. Das Land ist etwas zu groß, als dass es nen wirklichen Informationsaustausch gäbe. Ich meine, in dieses Gebiet braucht man mit dem Bus (kein Zwischenstopp) 4 Tage. Außerdem haben die Menschen in der Mongolei sehr unterschiedliche Sprachen.

      Ich lebe in Darkhan. Sprachunterschiede bemerke ich schon, sobald ich in die Hauptstadt fahre (4 Stunden).



      Westernization ist ein interessantes Stichwort. Auf dem Land leben die Nomaden, mit Tieren, Solarzellen, evtl Internet und TV. Die sind aber eher locker drauf und nicht sooo auf ihren finanziellen Vorteil aus. Die machen halt ihr Ding, Was genau ist eigentlich allen in der Stadt egal, die hängen dann halt irgendwo rum.

      In den größeren Ortschaften/Städten ist es etwas anders. Ich lebe in Darkhan. Die Menschen sind ziemlich nett und gastfreundlich. Hier gibt es allerdings auch Menschen mit eher fragwürdigem Charakter, die sich aufführen wie Finanzvampire.

      In Ulanbator ist ein Sonderfall. Die Innenstadt ist unglaublich westlich. Teure Autos, Klamottenläden, KFC, Burgerking, Banken. Wer was auf sich hält, muss studiert haben. Braucht ein IPhone. Braucht neue Schuhe und Klamotten. Und ein Auto. Ach ja, die ganze "Gut und Günstig"-Palette gibt es hier auch überall.

      Auf der anderen Seite gibt es die Jurtenviertel. Die Menschen leben hier in kleinen Hütten oder in ihrem Ger. Nicht falsch verstehen, das sind keine Slums. es ist was besonderes. OK, es gibt viel Müll, aber die Menschen sind nicht unbedingt arm. Es sind Vororte, die von außen etwas heruntergekommen aussehen. Aber ich hab schon einige Familien besucht, mit dem Gedanken: "Oh Gott..." und drinnen hatten die 42" Fernseher, Stereoanlage und Klo mit Wasserspülung (Wasserspülung ist in der Jurtenvierteln nicht die Norm).

      Die Leute werden hier durch Fernsehen und ständige Werbung um sie herum ziemlich zu Konsumsklaven erzogen. Das kommt vor allem durch Koreanische SOAPs. hab mir letztens eine von denen angesehen, was eigentlich ziemlich hohl war, aber da wird eben der Traum vom Wohlstand vorgelebt. Daraus folgt, dass viele Mongolinnen behandelt werden wollen wie eine Prinzessin. Und die Männer saufen sich das Hirn weg, weil sie sich entweder beides leisten können, oder weil sie es sich eben nicht leisten können.

      Ich habe aber auch festgestellt, dass, die Jugendlichen sehr gebildet sind, sich nicht ständig besaufen und auf einen Auslöser warten, der hier etwas ändert. Die älteren sind durch die sowjetische Erziehung ziemlich einschienig geworden. Sie wissen einfach nicht, dass es für Probleme mehr als eine Lösung geben kann. Die Jugendlichen lernen das gerade von Freiwilligen wie Peacecorps oder mir ^^

      Es wird also spannend was mit der Mongolei in den nächsten Jahren passiert.
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