(Vor-)Urteile

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    • Ich versuch's kurz, da ich schon müde bin:

      Ich widerspreche dir nicht bei dem Punkt, dass bei den Merkmalen, aufgrund derer ein Urteil getroffen wird, egal ist, ob diese angeboren sind oder ausgewählt wurden. Wichtig ist nur, dass sie da sind.

      Für die Korrektheit des Urteils weiterhin interessant ist seine Rechtfertigung - daher kann man zwischen gerechtfertigten Urteilen und ungerechtfertigten Urteilen unterscheiden. Letztere meint der Volksmund gewöhnlich, wenn er von Vorurteilen spricht, aber du hast das etwas anders verwendet. Das ist egal.

      Ich dachte, du würdest dazwischen im Anfangspost nicht unterscheiden, daher brachte ich das ein. Da du mir darin zustimmst, dass einige Urteile keine gute Basis besitzen, sind wir hier auf derselben Seite.

      Dann gehst du weiter und argumentierst, dass die Gesellschaft solche Urteile verwerfen würde, die mit Merkmalen zusammenhängen, die sich der Betroffene nicht aussuchen kann, und zwar aus genau diesem Grund. Danach möchtest du zeigen, dass das unlogisch ist - ein Urteil ist gerechtfertigt oder nicht, das hat nichts damit zu tun, woher das Merkmal kommt - es muss nur da sein. Und du möchtest weiterhin zeigen, dass alle Menschen so urteilen, auch Antirassisten, nur halt dann woanders.

      Ich würde dir zustimmen, dass das unlogisch ist, wenn ich dir darin zustimmen würde, dass in Vorherigem wirklich die Unterscheidungsgrenze gezogen wird.
      Aber ich bin anderer Meinung - ich denke nicht, dass die Gesellschaft solche Urteile verwirft, die mit Merkmalen zusammenhängen, die sich der Betroffene nicht aussuchen kann.

      Den Rest - welche Urteile die Gesellschaft verwirft und warum, und warum dieses Missverständnis von dir mMn wahrscheinlich entstand - erklär ich morgen abend nochmal, wenn du daran Interesse hast. Gute Nacht erstmal, ich bin über meiner Zeit :)
    • Okay, dann hatte ich dich vorhin doch falsch verstanden. Ich kann gut damit leben, dass ich die gesellschaftlich verwerflichen Urteile falsch eingeschätzt habe. Aber hättest du mir auch in dem anderen Punkt widersprochen, hätte ich erstmal noch ne Weile rumdiskutieren müssen.

      Falls du morgen noch Lust hast, können wir da gerne an dieser Stelle weiter machen. Schlaf gut :]
    • la* dowN schrieb:

      imo sind auch andere Vorurteile gegenüber ganzen Gesellschaftsgruppen momentan durchaus inakzeptabel. Dass die Armen oder Arbeitslosen alle faul seien. Dass die Reichen alle Halsabschneider seien. Dass Linke alle Zecken seien, oder die Rechten alle durchschnittliche Versager (wobei letzteres, leider, etwas gesellschaftsfähiger wurde die letzte Zeit). Und so weiter. Da lässt sich einiges finden, was man "nicht sagen darf" über eine Subgruppe.

      Klassismus, also wenn ich den Penner oder den marokkanischen Dieb (vor)verurteile, weil sie arm sind ist doch schon längst ein Thema geworden. Gibt es auch in die andere Richtung mit Vorurteilen gegenüber Bankern, ist aber meistens nicht so problematisch. Die Bild verdient gerade damit doch ihr Geld, wenn sie gegen die faulen Hartzer hetzt.
      Doch auch Emporkömmlinge, welche den immer schwieriger werdenden sozialen Aufstieg geschafft haben (du willst den American Dream leben? Try Denmark edition.cnn.com/2016/02/17/pol…ark-democratic-socialism/), haben mit Vorurteilen zu kämpfen. Und spätestens hier wird es für mich dann doch problematisch, wenn nicht schon früher - da ich nichts für meine Herkunft kann. Weiterhin kann man doch auch, wie ihr mit dem Dieb, welcher klaut weil er es muss, argumentieren, dass ich meine soziale Stellung nicht frei bestimmen kann. Meine Antwort (Meinung) auf die Ausgangsfrage (?): Ja Vorteile helfen zu kategorisieren und sind durchaus ein probates Mittel für einzelne Individuen (Stichwort Pseudoempirie aus eigener Erfahrung). Leider entsteht dadurch schnell ein Alltagsrassismus, unter dem ganze Personengruppen leiden. Und dementsprechend sind Vorurteile verpönt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Outrage ()


    • kobold schrieb:

      erklär mal bitte, tut sie nämlich rein gar nicht
      edit: kann natürlich auch sein, dass ich deinen punkt einfach nicht sehe. in deinem text schreibst du halt, dass du leuten mit piercings und tattos vorurteile gegenüber hast, deine wortwahl deutet aber eher nicht auf einen reflektierten umgang mit deinen vorurteilen hin. außerdem: was heißt "falsch" gelaufen überhaupt konkret?
      recht simpel: Ich kenne ein paar Leute, die Tattoos und Piercings haben (wollen). Wenn ich diese Leute durchgehe kann ich jedem einzelnen von Ihnen ein "Problem" zuordnen, dass er hatte oder hat. Eine Unzufriedenheit mit sich oder der Welt, manchmal aufgrund eigener Entscheidungen, manchmal aufgrund der Entscheidungen anderer. Abgesehen von den Trendtattoos und Bauchnabelpiercings scheinen die meisten, wie auch Twoplay angesprochen hat, eine Veränderung darstellen zu wollen, im Sinne von "das gerade kotzt mich an, ich ändere etwas!" und das was man am einfachsten verändern kann, ist zumindest optisch sich selbst.
      Dementsprechend sagt mir mein Hirn sofort: Dieser Mensch hat wahrscheinlich eine Vergangenheit, etwas das falsch gelaufen ist, eine Enttäuschung, ein Familienproblem, ein Trauerfall oder etwas anderes in dieser Richtung.
      Dann ist die Frage, ob diese Sache noch "aktuell" für denjenigen ist oder einfach ein größerer Pflasterstein auf dem Weg zu der Persönlichkeit, die gerade vor mir steht.
      Faktisch bin ich aber auf gewissen Ebenen immer wachsamer gegenüber Menschen, die so auffällige Körperveränderungen zur Schau stellen. Das liegt an obigen Erfahrungen, vielleicht aber auch zum Teil daran, wie z.B. die Medien diese darstellen. Ich glaube, dass vor allem in meinen jüngeren Jahren, als ich noch gar keinen Kontakt zu dieser "Art" Menschen hatte (sprich Kindheit) durch die vorherrschende Meinung über diese "Art" Mensch ein unreflektiertes Bild bekommen habe, dass sich erst verfeinern musste. Jetzt weiß ich besser, welche Teile dieses Bildes oftmals zutreffend sind und welche ziemlicher Dünnpfiff sind.

      Btw. das ! nach dem weiss sollte die Übertreibung verdeutlichen.
      Unter 100 Menschen liebe ich Einen, unter 100 Hunden 99...
      Knowing the difference between the easy way and the right way

      Spoiler anzeigen

      Wir fliegen immer höher
      hier sind wir frei
      Wir sind bereit unsren Weg zu gehen
      hier oben kann uns nichts geschehn!!!
      Die Erde bebt denn unser Kampf ist noch nicht vorbei
      Doch unser Wunsch wird irgendwann in Erfüllung gehn

      Siehst du wie das Eis zerbricht
      kannst du das Feuer sehn?
      Wir müssen den Kampf bestehn
      Unsere Welt wird sonst irgendwann unter gehn

      Chala - Head - Chala
      Gib niemals auf ich weiß das Feuer brennt in dir
      bald hast du dein Ziel erreicht

      Chala - Head - Chala
      Öffne dein Herz du hast die Macht alles zu tun
      ich weiß du kannst es schaffen

      Chala - Head - Chala
      Spürst du die Kraft die tief in deiner Selle wohnt
      sie führt dich zu den Dragonballs

      Chala - Head - Chala
      Dein Traum wird irgendwann wahr doch der Weg
      ist noch so weieieieieeit


      And sometimes you have to go back,
      To know just where you have been
      But were old enough to know that
      What has been will be again (and again)

      And the bravest of faces are the ones where we fake it
      And the roles that we play

      Nothing matters when the pain is all but gone
      When you are finally awake
      Despite the overwhelming odds tomorrow came
      And when they see you crack a smile
      And you decide to stay awhile
      You'll be ready then to laugh again


    • Trololol, aber: Welcher Mensch hat denn keine Vergangenheit doer bitte nur positives erlebt?
      Jeder hat Rückschläge (in was für Formen auch immer) oder Trauerfälle durchlebt (ausgenommen vll Kinder/Teenager) - lässt sich dennoch nicht jeder ein Piercing stechen, oder?
      Bzw umgekehrt hat nicht jeder, der n Piercing oder n tattoo hat "ein Problem was er mit diesem Ausdrücken möchte und so dauerhaft mit sich herumträgt" (Die ganze Emo-Szene ausgenommen, kenne mich da nicht wirklich aus, aber vermute, irgendwie um Gefühle ausdrücken gehts denen ja, weil "Emo"tional)

      Aber gut, geht ja hier schließlich um Vorurteile 8o
    • Geht um richtige Probleme, Depressionen, schlechte familiäre Verhältnisse die dauerhaft schaden (vor allem in der Kindheit), Gewalt, Vergewaltigung o.Ä.
      Klar gibts auch für normale Leute Probleme, würde die aber nicht so "stark" einschätzen.
      imo
    • Tattoos sind Ausdrucksform, allerdings eine radikale Variante im Vergleich zu Kleidung oder Frisur, weil sie tendenziell für immer sind.
      Ist doch klar, dass das polarisiert. Ich persönlich (!) finde zum Beispiel ein Arschgeweih unschön und hab bei Trägerinnen auch meine Vorurteile.
      Aber andere Tattoos finde ich wiederum ästhetisch (zB finde ich die von mk nicht schlecht und durchaus zu ihm passend. Verleihen ihm Charakter). Und eine Freundin hat ein Tattoo, das ihre Liebe zum SV 98 zeigt, selbst entworfen und dann stechen lassen. Sieht richtig gucci aus, auch abseits vom Fußball

      Kommt halt drauf an

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Der_Busfahrer. ()

    • Interessanter Thread aber wird hierbei nicht etwas außen vor gelassen? Nämlich dass "sich ein Vorurteil bilden" ein automatischer Prozess des Gehirns ist. Man kann es also erst im nachhinein reflektieren und neue Schlüsse ziehen.

      Das Gehirn nimmt sozusagen eine Abkürzung und kategorisiert erstmal. Ob man sich im Nachgang nochmal mit dem einen oder anderen Vorurteil beschäftigt hängt doch allein von dem persönlichen Bezug ab. Beispiel -> Alle Polen sind Diebe und klauen.

      Wenn ich selbst noch nie bestohlen würde aber an jeder Ecke höre dass Polen Langfinger sind, tchja dann werde ich mich höchstwahrscheinlich nie damit auseinandersetzen und einfach sehr vorsichtig sein, sollte es mich nach Polen verschlagen. Angenommen ich werde auf das Thema angesprochen, spätestens dann werde ich dieses Vorurteil überdenken und (vermutlich) zu dem Schluss kommen dass es eben nur ein Klischee sein kann, da z.B. (und ab hier wägt man halt ab) auch nicht alle Deutschen Nazis sind.
      Oder aber ich komme aus Polen zuück und habe mir meine eigene Meinung gebildet.

      Meist ist es eben einfacher schnell-Meinungen aka Vorurteile zu bilden oder aber Klischees abzuspeichern, der Einfachheit halber. Ich denke das hat auch mit Selbstschutz zutun. Wenn ich etwas kenne (oder meine zu kennen) ist es kontrollierbar.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Pmann ()

    • Hab jetzt immer wieder gelesen, dass sich Vorurteile aus der Erfahung heraus bilden, die man mit einigen Individuen dieser Kategorie gemacht hat.

      Ich denke das ist größtenteils falsch.
      Meiner Meinung nach stammen sie eher vom "hörensagen", von dem "was man sich eben so erzählt". Das ist eben ein sehr großer Unterschied.

      Man betrachte @Matloks zufällige Bekanntschaft. Angenommen Vorurteile entstehen durch eigene Erfahrung, müsste er eigentlich diese Gruppe von Personen als sehr sympathisch und umgänglich einordnen, wenn Vorurteile so funktionieren würden.
      Ist aber nicht so, er sieht diesen einen ersten, den er kennengelernt hat als Ausnahme. (ist eine Unterstellung um meinen Point zu maken)

      Alles was den Vorurteilen widerspricht wird erstmal als "tragischer Einzelfall" tituliert, der nichts an der Grundaussage ändert um mal wieder die Memen zu bedienen.

      tl;dr: VORurteile sind eben größtenteils nicht durch die eigene Erfahrung geprägt sondern durch die vermeintliche Erfahrung anderer, beVOR man eben Kontakt mit Menschen einer gewissen Gruppe hatte.

      edit: bin mir grad nicht so sicher, ob ich Matlok gerecht werde wenn ich ihm das unterstelle, er möge mir verzeihen, ist aber nicht anprangernd oder wertend gemeint
      Eine richtige Antwort ist nicht immer eine gute Antwort.
    • seh ich auch so. Stimmt schon dass man unterscheiden muss. Gibt Vorurteile die sich aus selbst gemachter Erfahrung bilden und Vorurteile die man durch das Hörensagen 'bildet'. Ersteres ist so gesehen auch kein Vorurteil mehr, sondern eher eine Verallgemeinerung. Anhand meines Beispieles "Polen klauen" hätte ich also ein Argument, welches diese These unterstüzt, wenn ich von einem Polen beklaut werde. Das eigentliche Vorurteil wandelt sich in eine Art Bestätigung. Ergebnis -> alle Polen klauen.

      In beiden Fällen, ob eigene Erfahrung oder Hörensagen, spielt natürlich die Sachlichkeit und die Fähigkeit zu differenzieren zunächst eine untergeordnete Rolle. Wenn eigens gemachte Erfahrungen einige Vorurteile füttern/Bestätigen ist es für die meisten Menschen unmöglich dieses Vorurteil wieder abzulegen. Sachlich zu bleiben und zu differenzieren. Einfach weil bereits eine emotionale Erfahrung damit gekoppelt ist. Vorschnelle Urteile lassen sich schneller ablegen wenn keine eigenen Erinnerungen daran geknüpft sind.

      Auch hier wieder das Thema Selbstschutz. Um da wieder raus zu kommen und seine, ich nenns mal "Komfort Zone", wieder zu öffnen/erweitern braucht es viel Zeit und Geduld. Wer hat die schon heutzutage?
    • Vorurteile bilden wir automatisch und ständig, jedoch lassen wir uns in der Regel gerne eines besseren belehren und korrigieren unser Bild. Oft brennt sich genau dieser Vorgang extrem ins Gedächtnis. Bleiben wir bewusst stur und handeln wir entsprechend unserer Vorurteile zu Lasten der Betroffenen, ist das Rassismus oder Sexismus.

      Allgemein würde ich das aber eher Menschenkenntnis als Vorurteil nennen, denn diese Einteilung ist durchaus sinnvoll.
      I am in extraordinary shape, but I do not think I could survive a bullet in the head.
    • Pmann schrieb:

      Interessanter Thread aber wird hierbei nicht etwas außen vor gelassen? Nämlich dass "sich ein Vorurteil bilden" ein automatischer Prozess des Gehirns ist. Man kann es also erst im nachhinein reflektieren und neue Schlüsse ziehen.

      Das Gehirn nimmt sozusagen eine Abkürzung und kategorisiert erstmal. Ob man sich im Nachgang nochmal mit dem einen oder anderen Vorurteil beschäftigt hängt doch allein von dem persönlichen Bezug ab. Beispiel -> Alle Polen sind Diebe und klauen.

      Wenn ich selbst noch nie bestohlen würde aber an jeder Ecke höre dass Polen Langfinger sind, tchja dann werde ich mich höchstwahrscheinlich nie damit auseinandersetzen und einfach sehr vorsichtig sein, sollte es mich nach Polen verschlagen. Angenommen ich werde auf das Thema angesprochen, spätestens dann werde ich dieses Vorurteil überdenken und (vermutlich) zu dem Schluss kommen dass es eben nur ein Klischee sein kann, da z.B. (und ab hier wägt man halt ab) auch nicht alle Deutschen Nazis sind.
      Oder aber ich komme aus Polen zuück und habe mir meine eigene Meinung gebildet.

      Meist ist es eben einfacher schnell-Meinungen aka Vorurteile zu bilden oder aber Klischees abzuspeichern, der Einfachheit halber. Ich denke das hat auch mit Selbstschutz zutun. Wenn ich etwas kenne (oder meine zu kennen) ist es kontrollierbar.
      Ich denke das hast du überwiegend korrekt beschrieben. Die Unterschiede, die ich angesprochen habe, manifestieren sich aber gerade darin, wie sehr wir dazu geneigt sind, über ein Vorurteil zu reflektieren. Während uns bei rassistischen oder sexistischen Vorurteilen (oder laut @la* dowN auch noch bei einigen anderen) so oft eingebläut wurde, wie problematisch diese sind, dass wir solche Vorurteile in der Regel nicht über einen längeren Zeitraum unreflektiert beibehalten, geht diese Selbstverständlichkeit des Reflektierens bei den meisten anderen alltäglichen Vorurteilen verloren. Dadurch entsteht dann leicht die Illusion, dass solche Vorurteile (Beispiele habe ich ja schon zur Genüge genannt) mehr Substanz haben als z.B. ein rassistisches Vorurteil. Daher lautet mein Appell, dass man sich grundsätzlich mehr mit seinen eigenen Vorurteilen auseinander setzen sollte anstatt manche Vorurteile durchgehen zu lassen und andere nicht.