roflgrins' Philosophiestübchen

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    • Wenn man Willen anhand der humanistischen Psychologie betrachtet, wissen wir zum Teil ja nicht mal wirklich was wir alles genau wollen bevor wir eine Erfahrung gemacht haben, die uns diese Frage temporär beantwortet, bis dieses positiv oder negativ wieder in den Hintergrund rückt und eine Herausforderung oder Befriedigung den Willen wieder fordert und wir unsere Bedürfnisse neu strukturieren, der Situation anpassen und schauen was der nächste Schritt ist um Erfüllung zu gelangen in der Momentanen Situation.

      Sehr grob umrundet : )
    • Bighead schrieb:

      Es ist dann ja vorherbestimmt, dass zB du die Welt so siehst und es als Rechtfertigung siehst, dich wie ein Sohn zu verhalten, während es mir vorherbestimmt ist, das anders zu sehen und dich dafür zu flamen.
      aber könntest du nicht wenn du das erkannt hast dass jemand der sich söhnig verhält immer einen grund dafür hat auch aufhören ihn zu flamen?
      also dafür sorgen dass er damit aufhört ja, das ist wichtig
      aber flamen muss man ihn ja nicht)
    • Meines erachtens ist die isolierte Frage nach Willensfreiheit eine völlig fruchtlose, was sich auch darin zeigt, dass seit der Antike kein nennenswerter Fortschritt bezüglich dieser Frage gemacht werden konnte, außer mittlerweile zu jeder Position der möglichen Kombination von Willensfreiheit ja/nein/vielleicht und Determinismus ja/nein/vielleicht eine Bezeichnung und Namen von Vertretern jener zu haben. Ähnlich zu solipsistischen Anschauungen lässt sich aus dem abgesonderten Aspekt schlichtweg keine sinnvolle Aussage zur physischen Realität ableiten. Nur als Baustein, sei es nun ein notwendiger oder kontingenter, innerhalb eines metaphysischen Systems, das als in sich geschlossenes eine Verknüpfung zur materiellen Welt angeben kann, können wir die Freiheit des Willens betrachten, wenn also zuerst geklärt ist, von welcher Beschaffenheit das handelnde Subjekt ist.
      Daher ist die Frage für mich im Grunde für welche Metaphysik ich mich entscheide und, da ich es für unsinnig erachte Philosphie wie eine Religion zu betrachten, in dem Sinne, dass ich mir eine aussuchen müsse, an die ich dann fortwährend glaube, schließe ich mich dahingehend der unbefriedigenden Position greystars an: mal so mal so, je nachdem was mir plausibler erscheint in Rücksicht auf mein momentanes Gefühl der Realität.
      So habe ich jüngst, als Beispiel, Spinoza gelesen, demnach alles in der notwendigen Vollkommenheit Gottes als einziger Substanz fesltgelegt ist, somit auch der menschliche Wille nicht frei sein kann, und etwas später Kant, dem die Möglichkeit von a priori Erkenntnissen als Handelnder Noumena ebenso die Möglichkeit eines freien Willens bedeutet, während das Gesetz der praktischen Vernunft ihn schließlich als notwendig setzt. Passend zum Thema sagt letzterer auch, dass Willensfreiheit zwar eine Vorraussetzung für das praktische Gesetz sei, aber diese erst durch jenes ersichtlich und begrifflich werde. Mit beiden Systemen kann ich mich je nach Lebenslage und -laune anfreunden und die Freiheit des Willens ergibt sich dann entsprechend.

      Um noch auf den verlinkten Blogpost einzugehen:
      Die anfangs gestellte Frage nach der Definition freien Willens überhaupt, ist eine durchaus berechtigte, wozu mittlerweile auch zwischen "freedom of choice" und "freedom of action" unterschieden wird und jede Position ihre eigenen Definitionen vorausschickt. Sein Argument bzw. sein Zweifel am freien Willen halte ich dagegen für schwach; den Kernpunkt der ganzen Problematik hat er nämlich einfach nebenbei als gesetzt angenommen: inwiefern man schlechterdings von einem Subjekt, einem "Ich" sprechen kann.
      Wenn er das "Ich" als die Gesamtheit seiner Charakterzüge und Gedanken ansieht, welche sich aus seiner Lebensgeschichte und den momentanen Umständen ergeben, also als das bloße Ende einer Kausalkette, landet er freilich beim Willensfreiheit ausschließenden Determinismus. Ich für meinen Teil halte das für zu kurz gegriffen, um damit so ein hoch metaphysisches Problem anzugehen. Man könnte zum Beispiel Schopenhauer folgend sagen, dass das fundamentale "Ich" der Wille ist und der Rest sich daraus kausal ergibt, wobei jener selbst dazu sagt, dass „der Mensch zwar tun kann, was er will, aber er nicht wollen kann, was er will.“
      Wie das nun die moderneren Ontologen, Phänomenologen, Prozessphilosophen etc. darlegen würden, weiß ich nicht. Was ich damit sagen will ist, dass der Frage nach Willensfreiheit letzten Endes die des Subjektes vorausgehen muss, zu der als einer ebenso metaphysischen natürlich ebensowenig empirischer Wahrheitsgehalt beigelegt werden wird können, der sich die erstere Frage aber unterordnet und somit eine Diskussion erst möglich ist, wenn man sich ob des Subjektes einig ist.

      Beitrag von lubold ()

      Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: überflüssig wie helium ().
    • Ok, hier ein Versuchsaufbau zum freien Willen:

      Eine Person muss sich zwischen Knopf A und B entscheiden. Direkt nach dem Drücken werden die letzten 10 Sekunden aus dem Gedächtnis gelöscht (wie auch immer das geht).
      Der Versuch wird in einer sehr langen Reihe wiederholt (ggf. mit weiteren Probanden in anderen Zimmern parallel)
      Treffen alle immer die gleiche Entscheidung = kein freier Wille

      Oder um es mal anders auszudrücken: Man trifft zu genau EINEM Zeitpunkt eine Wahl. Selbst wenn wir die gleiche Wahl später erneut durchführen, so ist diese eben nicht die gleiche Wahl, sondern von der vorherigen Entscheidung abhängig. (in Mathe heißt es wohl bedingte Wahrscheinlichkeit).

      Also ohne Zeitreise mit Gedächtnislöschung werden wir nie feststellen ob freier Wille existiert.

      mfg
      coruscant
      Kommentar zur Krise xyz:
      Ich hatte mich schon gefragt welche nächste Sau durch's Dorf getrieben
      wird. Was wohl als nächstes kommt. Klimawandel oder vielleicht doch
      wieder Terrorismus ...

      Das der Mond auf die Erde stützt, DASS wäre mal was wirlich neues und
      sicher auch extrem verheerend. Alternativ tut es auch ein großer
      Meteorit.

      Ich kann es mir in Gedanken schon vorstellen. An Schweinegrippe
      erkrankt und vom Meteoriten erschlagen als der Kofferbomber gerade
      einen Block entfernt war ...

      Ja, das sind wahrhaft düstere Zeiten. Ich mach erst mal ein Bier auf ... Das ewige Leben wird sowieso keiner haben.

      Hier gehts lang zu Rätseln der gehobenen Schwierigkeitsklasse!
    • Da es vor einiger Zeit auf dotasource ja auch mal eine Diskussion bzgl. Anti-Natalismus gegeben hat, hier ein kurzes Essay des norwegischen Philosophen Peter Zapffe von 1933, über das ich heute gestoßen bin: The Last Messiah.
      Mit einer der ersten, die modernen Anti-Natalismus vertreten haben und sehr lesenswert, wie ich finde.
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