Matloks Schriftsteller Thread

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    • Matloks Schriftsteller Thread

      Hallo liebes DotaSource,
      ich schreibe gerne. Wenn es sein muss, schreibe ich auch viel. Ich bin relativ unbewandt in der deutschen Literatur und studierte Englisch, aber irgendwie habe ich es doch geschafft, meiner Kreativität durch Schrift am besten freien Lauf zu lassen. Für diejenigen, die auf DotaSource schon das International Tagebuch oder die Flavortexte in den von mir geleiteten Werwolfspielen gelesen hat, weiß bestimmt wovon ich spreche.

      Dieser Thread ist für all diejenigen, die auch gerne schreiben oder es versuchen möchten. Vielleicht habt ihr etwas geschrieben, das ihr gerne teilen möchtet? Eine Kurzgeschichte, eine Rede, einen Blogeintrag oder eine Rezension? Wenn ihr halbwegs stolz darauf seid oder für Ausbaufähig haltet, dann postet sie doch hier hinein. Ich lese gerne und viel, besonders von Menschen, denen ich etwas näher stehe. Und wir hier auf DotaSource, wir sind doch eine große Familie.
    • Hochzeitsreden

      Ich war innerhalb von zwei Wochen auf zwei Hochzeiten, für die ich beide etwas schreiben und vortragen musste. Der erste hier präsentierte Text ist aus einem Toast, den ich ausgesprochen habe, kurz bevor das Essen aufgetischt wurde. Ich habe ihn auswendig gelernt und vorgetragen. Ich habe dafür einiges an Lob bekommen, Zitat: "Als du aufstandes dachte ich 'Oh shit, was kommt da denn jetzt aus Käffs Mund.' Aber es war echt eine verdammt gute Rede, das hätte ich nicht von dir gedacht." Und hier ist sie:


      Toast auf den besten Freund
      Ich kenne Anna nun seit etwas über einem Jahr. Ich habe sie als eine tolle Frau, wunderbare Mutter und eine sehr gute Köchin kennengelernt. Nur Mirko, den kenne ich schon ein wenig länger. Wir lernten uns damals auf Fehmarn zum ersten Mal richtig kennen. Als das Hansapilsdosenbier noch 50 Pfennig gekostet hat. Ohne Dosenpfand und aus dem Minimal. Es sollte aber bis zur Oberstufe dauern, bis wir richtige Freunde wurden. Wir gründeten, wie Jugendliche das nun mal halt so machen, mit anderen Freunden eine Band. Ich versteckte mich hinter dem Schlagzeug und Mirko schwang seinen Bass über die Bühne. Wir machten zusammen Urlaub. Wir lachten zusammen, wir weinten zusammen. Ich versuchte immer für ihn da zu sein, wenn er mich brauchte und wenn es mir einmal schlecht ging, zögerte er nicht lange mit einer Flasche Rotwein vor meiner Tür aufzutauchen.Mirko ist ein guter Mensch. Manchmal ein wenig zu gut.

      Kennt ihr das, wenn ein Mensch so gut ist, dass es schon anstrengend ist? Mirko ist so ein Mensch. Er ist gütig, freundlich, friedfertig und selbstlos. Er geht manchmal so sehr aus seinem Weg um anderen Menschen zu helfen, dass er sich selbst schaden würde. Ich würde so etwas nicht tun! Ich weiß, dass ich es sollte. Aber ich mache es nicht. Wie so wenige Menschen. Mirko allerdings schon. Schon oft habe ich mir gedacht, dass wenn ich ein bisschen mehr wie dieser Bräutigam hier wäre, es mich zu einem besseren Menschen machen würde. Das ist einer der Gründe, warum ich über 10 Jahre lang Mirko meinen besten Freund nennen kann.

      Doch seit einer gewissen Weile hat mein bester Freund nicht mehr so viel Zeit für mich. Es sind nämlich zwei Damen in sein Leben getreten, die ihm das Herz gestohlen haben. Ich habe selten einen Vater mit einem Kinderwagen so voller Stolz durch die Innenstadt laufen gesehen, wie es Mirko getan hat. Oft mit seiner jetzigen Frau Anna an seiner Seite, die ihn so glücklich macht, wie ich es selten in seinem Leben erlebt habe. Da ich weiß, dass er in guten Händen ist, ist es schon okay, wenn ich ihn für ein paar Wochen nicht sehe.

      Er ist kein sehr hochgewachsener Mensch. Tatsächlich machen sich seine Freunde und ich uns unfairerweise regelmäßig über seine Körpergröße lustig. Aber für mich ist er einer der größten Personen, die es in meinem Leben gibt. (Zu Anna) Möge er dir ein ebenso toller Freund sein, wie er es mir war und noch viel mehr. Und möget ihr ein erfülltes und glückliches Leben haben, bis ihr im hohen Alter von euren Urenkeln genervt werdet. Auf Anna und Mirko!
    • Die andere Hochzeitsrede hat etwas länger gedauert zu schreiben, denn sie war länger und ich machte mir zum Ansporn, dass es die beste Hochzeitsrede der Welt sein müsste.

      Backstory: Mein Bruder und seine jetzige Frau haben standesamtlich auf dem Leuchtturm auf der Ostsee geheiratet. Da oben ist aber leider nur Platz für 10 Menschen, also außer den Trauzeugen, den Eltern und dem Pfarrer durfte da niemand drauf. Das war am Freitag. Am Samstag sollte die Trauung für Freunde und Familie sein, circa 50 Menschen waren eingeladen. Das Brautpaar hat mich gefragt, ob ich die Rede halten möchte, da sie nicht kirchlich heiraten wollten, aber doch gerne eine Trauung hätten.
      Da ich sehr gerne im Rampenlich stehe, gut schreiben kann und mir Kröten für das Hochzeitsgeschenk sparen hätte können, habe ich natürlich zugesagt. Im Vorfeld rief ich die beiden an und erfragte alles Mögliche, vom Werdegang, bis über Stärken und Schwächen, Glücksmomente und Zukunftspläne befragt. Als ich alle Zutaten hatte, backte ich daraus eine Rede. Ich fing mit dem Werdegang der beiden und das Kennenlernen an, bis ich dann zum Zwischenleben überging und mit Zukunftsaussichten endete. Bei brenzligen Stellen fragte ich die beiden dann, ob ich das so schreiben könne. Bis auf eine Sache, waren sie mit den einzelnen Passagen einverstanden.
      Am Tag lief die Braut ein, eine georderte Sängerin sang dazu ein Lied und dann war es meine Zeit zu glänzen. Ich war ein wenig nervös, aber da ich die meisten der Anwesenden kannte, hielt sich das auch in Grenzen. Ein bis zwei Versprecher waren auch drin, aber sonst war ich ganz zufrieden mit mir. Als ich währenddessen Tränen bei der Braut UND meinem Bruder fließen sah, wusste ich, dass es so schlecht nicht gewesen sein kann. Tatsächlich haben sich einige für die tolle Rede bei mir bedankt. Ein Freund von meinem Bruder sagte, es sei "die perfekte Mischung zwischen lustig, aber nicht zu lustig, und rührend, aber nicht zu schnulzig" gewesen. Wie ihr meinem Text hier entnehmen könnt, bin ich tatsächlich ein wenig stolz darauf. Namen wurden geändert.

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      Liebe Gina, lieber Benny, liebe Familienangehörige und Freunde, sehr geehrte Hochzeitsgäste,

      ich heiße euch alle herzlich Willkommen, um bei der Trauung von Benny und Gina dabei zu sein. Wie die meisten von euch wissen, hat das Brautpaar schon gestern „offiziell“ auf dem Leuchtturm geheiratet, aber wir drei finden, dass man erst richtig verheiratet ist, wenn der Bruder des Bräutigams das auch erlaubt. Als erstes möchte ich euch ein bisschen dem Leben dieser zwei besonderen Menschen erzählen, denn viele der hier Anwesenden kennen wahrscheinlich nur einen der beiden besser.

      Gina wuchs in Reisdorf bei ihren Eltern und ihren Schwestern auf. Sie war die jüngste von drei Kindern. Jenny ist zehn Jahre älter als Gina und betüdelte Gina immer ein wenig. Tina ist 7 Jahre älter und obwohl sie Gina bestimmt sehr lieb hatte, so war sie definitiv die strengere der beiden Schwestern. Streits gab es mit beiden viele (bei welchen Geschwistern nicht), denn so eine kleine Schwester, die nervt ja auch rum. Wenn dann mal ein paar Freunde der älteren Generation kamen, war es nicht unüblich, die kleine nervende Schwester mal wegzusperren. Doch als Gina mit 14 Jahren langsam anfing eine erwachsene Frau zu werden, nahm Tina sie auch immer öfter zum Feiern mit.

      Gina besuchte die Realschule und fing nebenbei mit 15 Jahren an, als Servicekraft beim Griechen zu arbeiten. Während ihr das Geldverdienen als Servicekraft unheimlich viel Spaß bereitet hat, konnte sie dasselbe von der Schule nicht behaupten. Der Realschulabschluss war kein Problem, aber das anschließende Fachabi in „Wirtschaftsinformatik“ war ein harter und steiniger Weg. Vielleicht war der Schwerpunkt nicht gerade das interessanteste, was das Schulwesen für junge Damen zu bieten hat. Dadurch, dass ihre Arbeit Gina so erfüllte, sie aber die Schule als Qual empfand, entschloss sie sich die Schule abzubrechen und stattdessen eine Ausbildung zur Restaurantkauffrau zu machen. Selbstverständlich fanden das die Eltern nicht so toll, aber Gina war zu dem Zeitpunkt schon selbstständig und erwachsen und wusste, was sie für sich wollte. Gina schloss die Ausbildung ab und die Arbeit bereitete ihr wie eh und je Spaß, aber dann kam etwas Unvorhergesehenes um die Ecke: Sie bekam Rückenschmerzen. Die wurden so schlimm, dass sie einen neuen Beruf finden musste. Sie liebte es mit Menschen zu arbeiten und nach kurzer Suche, fand sie eine Ausbildung zur Diätassistentin. Nach weiteren drei Jahren war auch diese Ausbildung in der Tasche und es sollte der Beruf werden, in dem Gina sehr glücklich werden sollte. Heute arbeitet sie in einer Klinik in Malente.

      Über Benny kann ich natürlich sehr viel mehr beisteuern, aber ich versuche es dennoch so kompakt wie möglich zu halten. Auch Benny war das jüngste Kind dreier Geschwister. Ich selbst bin 4 Jahre älter als er und Carlist sechs Jahre älter. Benny beschreibt seine Kindheit als sehr entspannt und sorgenlos, denn die Eltern und seine Brüder seien immer für ihn dagewesen. Carl war der ruhigere, der eigentlich immer liebt war. Ich soll der chaotischere gewesen sein, der ihn immer öfter „geneckt“ hat (da war Benny sehr diplomatisch in seiner Wortwahl, denn er wollte es sich bei unserem Telefonat ja nicht versauen. Ich habe Benny auch gerne mal geärgert, gehauen, mit Kissen verprügelt oder sonstiges. Als Carl sowas mitbekommen hat, bekam ich von ihm eins auf den Deckel. Aber so war das eben bei uns). Dennoch standen Benny und ich uns oft sehr nahe. Je älter wir wurden, desto besser verstanden wir uns und heute stehe ich sogar hier, um ihn und seine Frau zu vermählen. Benny und ich waren unterschiedlich: Ich war extrovertiert und konnte sehr gut mit Menschen und manchmal sogar mit Frauen umgehen, Benny war sehr kreativ und intelligent.

      Als er 16 war jobbte er an einer Tankstelle und als Kind wollte er Comiczeichner werden oder in einer Computerspielefirma arbeiten. Benny war nicht nur der intelligenteste von uns drei Brüdern, er war auch mit Abstand der Kreativste. Sein Leben lang malte er Bilder oder erstellte Levels für Spiele am Computer.

      Er trat auch in die Pfadfinder ein und organisierte nach einigen Jahren selbst Ausflugsziele. Er durchwanderte die Alpen und Skandinavien, aber meistens wanderte er durch die Gefilde an der Bergstraße und übernahm die Aufsicht von kleinen Rabauken, die „Wölflinge“ genannt werden.

      Er machte sein Abitur in Bensheim, natürlich mit dem besten Schnitt seiner Stufe. Er wollte seiner Leidenschaft nachgehen und etwas Kreatives machen, aber gleichzeitig etwas, das Geld bringt. Benny entschloss sich, nach Kiel zu gehen und Informatik zu studieren. Heute hat er sich einen Kindheitstraum erfüllt: Er arbeitet in einer Firma, die Computerspiele herstellt.



      Doch es interessiert bestimmt die meisten der hier Anwesenden, wie diese zwei sehr ungleichen, aber gleich liebenswerten Menschen zueinander gefunden haben.

      Meine Eltern sind vor einiger Zeit nach Reisdorf gezogen. Benny fuhr nach eigener Aussage aus Langweile zu den Eltern, aber ich glaube eher, dass so langsam sein Wäschesack zu voll wurde und er nicht unbedingt Lust hatte, den ganzen Kram selbst zu waschen. Auf jeden Fall überredete meine liebreizende Mutter meinen Vater und Benny am Abend dazu, doch zum Maifeuer von Reisdorf zu gehen, um eine Wurst zu essen. Widerwillig schleppten sich zwei der drei Mitglieder meiner Familie zum Maifeuer, wo eine hübsche junge, blonde Dame schon anwesend war. Benny erkannte aus leichter Ferne, dass ein Stockbrot im Boden steckte und viel zu nah am Feuer drohte zu verbrennen. Denn mit Stockbrot, damit kannte Benny sich aus seiner Pfadfinderzeit bestens aus. Untypischerweise voller Selbstbewusstsein zeigte Benny den zwei Frauen am Feuer, die daneben standen, wie man so richtig Stockbrot zu backen hat.

      Doch Gina fühlte sich nicht angesprochen. Sie dachte, er würde mit der Freundin von Tina sprechen, die neben ihr stand. Das brachte Benny dazu, erst einmal ruhiger zu werden. In der Zwischenzeit war Gina so tief im Gedanken mit der Frage beschäftigt, wie sie eigentlich Benny ansprechen sollte, dass sie anscheinend gar nicht bemerkt hatte, dass er schon längst erste Versuche in dieser Richtung unternommen hatte. Schließlich sprach sie ihn mit den magischen Worten „Du kommst aber nicht von hier, oder?“ an. Von da aus entwickelte sich ein Gespräch, das den ganzen Abend anhalten sollte. Benny erzählte, dass seine Eltern in Reisdorf wohnten und Gina erwiderte, dass ihr Vater sogar der Bürgermeister von Reisdorf sei. Sie spazierten und fuhren durch das Dorf. Redeten über alle mögliche Dinge. Benny zeigte ihr seinen beeindruckenden Opel Astra und wo seine Eltern wohnten. Sie saßen nebeneinander im Auto und der Abend ging dem Ende entgegen. Nun war Benny am Zug mit magischen Worten aufzutrumpfen. Er schaute ihr tief in die Augen und sagte „naja, vielleicht sieht man sich ja noch mal“, stieg aus und ging nach Hause.

      Am nächsten Tag, ging es Benny nicht sehr gut. Ihm war bewusst, dass er einen riesigen Fehler gemacht hatte. Währenddessen suchte Gina in StudiVZ nach einem Benny Schwarz. Ein Benny Schwarz ohne Profilbild wohnte in Kiel, der ihr auch zurückschrieb, aber leider war es nicht der richtige. Am Abend wollte Gina eigentlich mit ihrer Freundin feiern gehen und trunken bei ihr übernachten, doch sie entschied sich gegen den Alkohol und fuhr in der Nacht noch nach Reisdorf . Sie wusste ja wie Bennys Auto aussah und heftete ihm einen Brief in einer Klarsichtfolie an die Windschutzscheibe. Am Folgetag wollte Benny sein Auto von innen reinigen und fand den Brief. Er freute sich ein Loch in den Bauch, aber natürlich musste erst einmal das Auto gesaugt werden.

      Benny machte sich danach auf um in seine Wohnung nach Kiel zu kommen und griff zum Hörer. Als ich ihn fragte, wie nervös er dabei gewesen sei sagte er „Von einer Skala von 1-10 war es eine 8. -2 weil sie mir ja einen Brief hinterlassen hatte.“ Von da aus ging es sehr schnell. Bei der ersten Verabredung ging es erst romantisch Essen, bei Subway. Die Tüte davon hat Gina immer noch. Danach ins Kino. Der Film war schrecklich, aber die Zeit zu zweit wunderschön.

      Eure Kennenlerngeschichte ist nun über 6 Jahre her. Im Mai 2010 habt ihr euch kennengelernt und nun steht ihr beiden hier um den Bund der Ehe einzugehen. Die Gäste, die etwas genauer zugehört haben, haben bestimmt mitbekommen, dass es Benny in seiner Vergangenheit nicht immer leicht gefallen ist, mit Frauen zu sprechen. Und für die, die es noch nicht wissen: Gina ist Bennys erste Freundin, jetzt Verlobte und seit gestern Frau. Wenn ich das anderen Menschen erzähle, kommt meistens gleich wie aus der Pistole geschossen „Mann, hat der ein Glück, dass er gleich die richtige Frau gefunden hat.“

      Wenn auch Glück etwas damit zu tun hat, so wäre es unfair zu behaupten, dass die zwei hier und heute heiraten, nur weil die beiden „Glück gehabt“ haben sollen. In jeder Beziehung, besonders wenn sie so lange hält, steckt verdammt viel Arbeit. Aber wir wollen das Glück mal nicht komplett ausschließen. Eine Schriftstellerin namens Amanda Torrini hat einmal gesagt, dass wir uns in die Idee eines Partners verlieben, aber nicht in die Person selbst. Denn wir geben, wenn wir jemanden kennenlernen, nur Teile unseres Selbst preis, das Unbekannte, das was wir von ihm noch nicht wissen, wird von uns mit Hoffnungen und Wünschen über den Partner aufgefüllt. Daher kann es passieren, dass die Vorstellungen, die wir uns von einem Partner machen, nach einiger Zeit nicht erfüllt werden. Diese Erkenntnis ist der Punkt, an dem viele Beziehungen scheitern, aber auch der Punkt, an dem einige Liebende stärker zusammenwachsen als sie es je getan haben. Denn den perfekten Wunschpartner, den gibt es nicht.

      Die längsten und besten Beziehungen sind die, bei denen das Paar an sich arbeitet und auch in schwierigen Situationen versucht, die Probleme gemeinsam zu lösen. Als ich euch zu euren Streits befragt habe, da wart ihr euch einig. Benny streitet sich nicht gerne. Gina schon. Wenn Benny etwas wirklich an Gina stört, dann sagt er es nicht gleich und behält es lieber für sich. Wenn Gina etwas an Benny stört, dann möchte sie streiten. Das sagt sie dann auch. Und das sieht man ihr auch dann an. Benny hat gesagt, Gina, wenn sie denn sauer ist, sei so niedlich stinkig. Sie schaut dann so beleidigt und wenn ihr die Argumente ausgehen, kneift sie auch mal zu. Sie ist dabei so süß, dass er ihr nicht lange böse sein kann. Und die Streits, die die beiden haben, dauern auch nie lange an.

      Doch es wäre ja schade, wenn ich nur auf das Streitverhalten der beiden eingehen würde. Denn die beiden haben sehr viel mehr darüber gesprochen, was ihnen aneinander gefällt.

      Benny bewundert an Gina, dass sie es immer schafft ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Sie versteckt sich nicht. Sie ist immer ehrlich, gegenüber sich selbst und anderen. Man weiß immer woran man an ihr ist. Er bewundert auch ihre Leidenschaft und dass sie immer dazu bereit dazu ist, anderen zu helfen. Manchmal ist sie so selbstlos, dass sie dabei sich selbst vergisst. Aber wenn das Benny bemerkt, dann ist er sofort für sie da, um ihr zu helfen und eine Schulter anzubieten, an die sie sich anlehnen kann.

      Über Benny hat Gina gesagt, dass sie seine Strukturiertheit im Leben bewundert. Das was er vorhat, das macht er zu Ende und das mit einer Gründlichkeit, die einem Perfektionisten in nichts nachsteht. Als sie mir das erzählte, musste Gina schnell hinterherschieben, dass er nicht nur ein Kopfmensch sei, er ist auch ein Gefühlsmensch. Er hat ein riesiges Herz für andere. Aber sie befürchtet, dass er das selber nicht so sieht. Manchmal ist Benny auch zu steif in seiner 100%igkeit. Er beißt sich an etwas fest und bekommt Kopfschmerzen, wenn er etwas nicht so perfekt erledigen kann wie er es gerne würde. Auch das frisst er dann leise in sich hinein und erzählt es nicht. Sie würde dann schon längst schimpfen und schreien und sobald sie das bemerkt, spricht sie ihn darauf an und versucht mit ihm über seine Probleme zu sprechen.

      Wer nun in den letzten Minuten zugehört hat, der wird erkannt haben, dass diese zwei wunderbaren Menschen zwar sehr verschieden sind, aber trotzdem sehr gut zueinander passen. Nun stellt euch einmal vor, wir hätten zwei Ginas oder zwei Bennys. Also entweder zwei Menschen, die sich gerne streiten oder zwei Menschen, die all ihre Probleme in sich hineinfressen. Man muss nicht lange nachdenken um zu dem Entschluss zu kommen, dass so eine Konstellation überhaupt nicht funktioniert und dass eine Gina und ein Benny sehr viel besser zusammenpassen.

      Ich finde, die Beziehung der beiden kann man sehr gut mit einem gemalten Bild darstellen. Benny bildet die Linien und Formen innerhalb des Bildes, Gina repräsentiert die bunten Farben die darauf zu sehen sind. Ohne eine Formgebung hätten wir nur bunte Kleckse. Ohne Farbe, hätten wir nur eine weiße Skizze.

      Aber in Kombination bildet ihr beiden zusammen eines der schönsten Bilder, die ich mir je vorstellen kann.

      Nun stehen wir alle hier und bald wird meine Rede zu Ende sein, aber die Zuhörer sind bestimmt noch gespannt wie es weiter gehen soll. Als ich euch zu euren Zukunftsaussichten befragte, antwortete Benny mit einem „Sehr spießig.“ Benny möchte zwei Kinder und einen Hund. Gina erwähnte dann schnell „erst einmal schauen wie das mit dem ersten Kind klappt. Und eine Katze statt dem Hund.“ Aber in einem Punkt waren die beiden sich einig, denn beide wollten ein schönes Haus haben, in dem das, oder die Kinder dann glücklich aufwachsen sollten. Und das Haus sollte am Meer sein.

      Das verwunderte mich dann schon ein bisschen, denn ihr müsst wissen, dass Benny eine lange Zeit nachdem er nach Kiel gezogen ist, wieder zurück in den Süden ziehen wollte, denn er liebte die Berge aus seiner Pfadfinderzeit. Als ich die beiden auf diese Ortswahl ansprach, sagte Gina, sie könne eigentlich nur dort glücklich werden, wo die Wellen eines Meeres auf den Strand treffen. Benny erwähnte, er könne überall glücklich werden, Hauptsache Gina ist bei ihm.

      Ob nun eure Zukunft genau so oder anders verlaufen wird, ich möchte euch alles Gute dafür wünschen. Ich habe mir an dieser Stelle überlegt, ob ich euch ein paar Tipps für die Zukunft geben soll. Aber das kann ich nicht. Denn ihr beide habt mir schon seit einigen Jahren gezeigt, wie man eine glückliche Beziehung zu führen hat.

      Nun möchte ich euch beide bitten eure Hände zu nehmen, darin habt ihr ja schon einige Übung, und euch tief in die Augen zu schauen.

      Benny Schwarz, möchtest du die vor dir stehende Gina Schwarz ehren und lieben, in guten wie in schlechten Zeiten, dich von ihr kneifen lassen und sie auch kuscheln wenn sie auf dich sauer ist, so antworte mit „Ich will“

      Möchtest du, Gina Schwarz, den vor dir stehenden Benny Schwarz ehren und lieben, in guten wie in schlechten Zeiten, ihm nicht zu viele Pommes vom Teller klauen und ihn umarmen, auch wenn er wieder etwas sehr nerviges gesagt hat, so antworte mit „Ich will“

      Dann erkläre ich euch mit Kraft des Amtes, das mir als Bruder und Schwager von euch gegeben wurde, hiermit zu Mann und Frau. Ihr dürft eure Eheschließung nun mit einem Kuss besiegeln.


      Bevor nun alle von euch vorstürmen, um den beiden zu gratulieren, habe ich noch eine klitzekleine Aufgabe für euch, die erste Aufgabe als frisch gebackenes Ehepaar. Wie ihr bestimmt schon gesehen habt, seht ihr vor euch zwei Gläser mit bunten Sand und ein Glas, das noch nicht gefüllt ist. Ich bitte euch nun beide je eins der beiden Gläser zu nehmen und wie ihr es für richtig haltet, den Sand in das leere Glas zu schütten.

      Ihr sehr, es gibt nun Schichten, die größer sind und Schichten, die kleiner sind. Genau wie in einer Beziehung hat mal der eine von euch mehr zu sagen, mal die andere.

      Man könnte das Glas mit aller Gewalt schütteln, dabei würden sich alle bunten Körner vermischen, aber es wäre einfach nicht mehr so schön wie vorher. Wenn dieses Glas nun die Ehe repräsentiert, dann seht ihr, dass ihr zwar miteinander verbunden seid, aber jeden von euch noch erkennen kann. Bleibt zusammen, feiert, lacht und weint zusammen, aber bleibt euch selbst treu. Bleibt die Form (Benny) und die Farbe (Gina), akzeptiert Fehler, freut euch an Überraschungen, erlebt Abenteuer. Und nun dürfen auch Familie und Freunde euch gratulieren.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Matlok ()

    • erstmal mit matlok anfreunden damit jemand bei meiner hochzeit was cooles sagt [emote_cool]

      ne mal ernsthaft, massive props, hab ziemlichen respekt vor menschen die den richtigen grat zwischen rührend und ernst finden bei reden
    • ein schriftsteller-thread!
      ich teile mein erstes gedicht mit euch. feedback ausdrücklich erwünscht! (ist noch nicht die finale form)

      Spoiler anzeigen

      To Joan Beebe; or: Erlven, the Psychoanalyst


      Once upon an evening spooky, one old man betook his duty
      to quest for shining reddish rubies in the forest's gloomy green
      Following the sun's endeavor, deeply stirred by wealth and glamor,
      By the horse's shaky tremor, did he ponder where these teem,
      On what root and below which crown of these strangely chanting trees
      and who'd be their ghastly lee.

      Briskly did he ride in order to surprise that ominous hoarder
      His reluctant horse's forward was but irksome to that freak--
      Spiteful sprites kept on beguiling that man’s fancy into striving
      Scissoring grass while losing guidance of the sun's but feeble gleam
      When abysmal darkness chimed to veil in black and wholly bleak
      Still he rode as far and deep.

      No detection of the suffering in its frequent cautions, uttering
      no more neighs but rather covering the lonesome ride with beastly preach
      "Be once quiet!" was the answer, by the light of vis'ble Cancer,
      dreaming forth his poise as master that he did not wish concede
      On abundant mass of gold and glory did his fancy leech,
      And a brain from worries free.

      Slowly, vaguely, he remembered, hither was where one pretender
      Stirred him go and spot the vender of the gems and him beseech
      Wielding swords and bathed in might concealed to him the stance polite
      Piqued him but retort in fight and not allow a dram to cease
      Slaughter all but lack of luster which was shelter to his seed
      Of his everlasting greed.

      A thousand eyes on branches scattered edged the forest’s nightmare lantern,
      Aligned in Nature’s self-made chambers, had foreseen the pending breach
      A single owl had made its purpose to perform in lofty circus
      Breezing ‘twixt the old man’s furnace and cool his over-zealous heat
      “Come to halt, O human rider, or you shall perceive this beak,
      As it is not made to tweet.”

      His horse had stopped in just one instant, startled by that presence, distant,
      Yet so close, and closely listened to the owl’s so mystic speech:
      “Thou hast invaded our silence just to gain thy morbid mileage,
      Quench but now thy sordid trifles that determine mind and grief--
      What thou searchest will not sparkle more than what are Faunus’ leaves,
      Turn but now and quickly flee!”

      The old man, though, seemed unimpressed as fervent verve still drummed his chest,
      Produced his sword to maim the pest in order to maintain his speed;
      “Your look’s askance, thou thing of evil, dodge my thrust, it shall be lethal
      My steel impales all thorns and beetles or hovering creatures that impede!”
      The owl though tilted neck and shoulder and remained as un-intrigued
      As are the Gods on human cheat.

      Several motes were crazed, compiling in a steady turb’lent climbing
      Blind with anger, now deciding, pounce but now without fatigue!
      Charging on with focused vector, to redeem his precious Nectar
      From its guarding dreadful specter, and from his anxious, grim belief
      With juddering hands and shaky palms did he but grasp the mushy leash
      Did he in vain try to stampede.

      The owl, upon the charger’s waddle, ousts the victim from his saddle
      Until his arms ungainly puddle and ram into his heart his beak,
      He lands and latches on the chest and stands a noble, august stance,
      And stands ‘till now and--perchance, He is a simple reverie
      A dreamy form that presses chests of dreamers of one Fuseli
      Suckling on their energy.

      A dash of blood reached just a petal, once shiny white, now glimm’ring metal,
      Just betwixt a wren and nettle danced that flower in the breeze;
      Upon the sun’s continuous soaring, the scenery now achieved a forming,
      It was there ‘till but infinite mornings and wrought the old man’s cemet’ry
      The owl had pressed and squashed and pinned his soul below its cutting feet
      Contained it in his frozen sea within, no axe to be seen,

      For more than mere eternity--

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von SagaN9ne ()

    • Holy Shit, ein Gedicht? Auf Englisch? Ich bin schwer beeindruckt. Habe es aber eben laut vorgelesen :fine:

      Ich bin ganz ehrlich: Ich könnte so etwas nicht. Da steckt bestimmt eine Menge Arbeit drin. Feedback erfolgt später, ich muss leider gleich D&D spielen.

      Beitrag von südländer ()

      Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: Scheiß Formatierung ().
    • @SagaN9ne Gedicht auf Englisch auf jeden Fall schon ziemlich high Level. Habe vor Jahren
      sowas selber mal auf Deutsch versucht…naja lassen wir dasist auf jeden Fall nicht veröffentlichswert.

      Sehe ich das richtig dass das Versmaß dasselbe ist, das Poebei "The Raven" benutzt hat?
      Liest sich auf jeden Fall sehr angenehm das Ganze.
      Hab auch selber keine Ahnung von der Materie aber ich findedas echt beeindruckend. Hut ab!
      till the end

      Beitrag von Sundry ()

      Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: safety reasons ().
    • Du kannst wirkich gut schreiben. Der Auszug aus deinem Roman liest sich jedenfalls absolut flüssig und du hast es geschafft mein Interesse über die gesamte Textdauer hoch zu halten. Der stete Wechsel von momentaner Handlung zu inneren Gedankenströmen gelingt dir ausgezeichnet. Hier und da würde ich noch an der Schärfe der Beschreibungen arbeiten (nicht, dass ich es besser könnte, aber an zwei, drei Stellen las es sich etwas unrund), aber insgesamt ist das auch sehr gut.
      Halt uns auf jeden Fall auf dem Laufenden :)
    • wenn ich nicht drauf gefasst wäre hätte ich's auch nicht hier pfostiert, also ruhig raus damit :D nur bitte bedenken dass es ein aus dem größeren kontext gerissener textschnipsel ist.

      edit: und natürlich danke fürs lob. freut mich.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Sundry ()

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