Heph schrieb:
weil Noten ordinale Größen sind, also dort kein sinnvoller Abstandsbegriff definiert ist. Es müsste ja der Abstand zwischen einem Genügend und Nicht Genügend gleich groß sein wie von Sehr Gut zu Gut. Das kann man nicht argumentieren und somit dürfen eig keine Größen wie arithm. Mittel / Varianz berechnet werden.
In der Oberstufe und an der Universität ist es andersrum: Hier erhält man Punkte für eine Leistung, deren Abstände äquidistant sind (wohl angemerkt sei an der Stelle, dass die Verteilung der Punkte auf die vollbrachte Leistung NICHT äquidistant ist: Der Übergang von 14 zu 15 Punkten ist viel kleiner als der Übergang von 0 bis 1 Punkt), folglich überhaupt ein Abstand wohldefiniert ist, sodass man Durchschnitte bilden kann. Intervallen werden dann Noten zugeordnet.
In der Unterstufe tritt aber meistens kein Punktesystem auf, hier werden Noten verbal definiert und einem Symbol als Bezeichnung zugeordnet (wie gesagt, s. §48 SchulG NRW). Hier sind übrigens KEINE TENDENZEN formuliert (also + oder -), weshalb solche Tendenzen auch nicht auf Zeugnissen in der Schule stehen dürfen (zumindest in NRW). Die Angabe von Tendenzen ist somit - weil Klassenarbeiten durch die Vorgaben standardisierte Leistungstests sind oder sein sollen - meines Erachtens und der Meinung einiger meiner Fachleiter, NICHT ZULÄSSIG. Tendenzen sollen vielmehr als FÖRDEREMPFEHLUNG angesehen werden und folglich dürfte man sie auf rechnerischer Ebene gar nicht berücksichtigen (Was im shrodo-Post glaube ich auch nicht getan wurde). Tendenzen werden in der Praxis meist erst hinterher mitberücksichtigt, soll heißen, sie sind ein pädagogisches Instrument der Notengebung. Dies sollte unbedingt berücksichtigt werden, dass die Notengebung auch immer eine pädagogische Aufgabe hat (gerade, wenn ein Schüler zwischen zwei Noten steht, werden diese auch in der Praxis immer mit einbezogen und abgewogen, s. unten dazu mehr).
Noch etwas zur Durchschnittsbildung:
Grimm schrieb:
Also für mich als Schüler wäre es maximal unverständlich, wenn ich das Jahr über 10 Noten erhalte und im Schnitt dann eine 2 habe, aber eine 3 im Zeugnis erhalte.Genau dafür sind doch mündliche Noten / Mitarbeits Noten gedacht, um eben auch das Verhalten etc. zu bewerten, oder nicht?Yarox schrieb:
Das "darf" war mehr ein moralischer Appell, nicht stumpf alles in die Excel Tabelle zu knallen und die spuckt mir dann die Noten der Kinder aus. Das wird denen nämlich häufig nicht gerecht.
Matlok schrieb:
Ich nehme mal das Fach Englisch als Beispiel.
Mündliche Leistungen setzen sich aus vielen Dingen zusammen, aber ich mache mir auch nach fast jeder Stunde Notizen.
Schriftlich: Vokabeltest zählt 1/4 Klassenarbeit. Im Umkehrschluss zählt eine Klassenarbeit vier mal mehr als ein Vokabeltest.
Schüler shrodi schreibt drei Vokabeltests mit den Noten 3-, 2+ und 2. Die zwei Klassenarbeiten zum Halbjahr waren eine 4 und eine 3. Schriftliche Note setzt sich folgt zusammen:
3,25*1 + 1,75*1 + 2*1 + (4*4) + (3*4) = 35
35 / 11 =
3,18
Die Summe teile ich durch 11, da die Vokabeltests die Wertigkeit 1 und die KAs die Wertigkeit 4 haben. 1 + 1 + 1 + 4 + 4 = 11. Die schriftliche Endnote sieht eher wie eine 3- aus.
Nun schauen wir uns mal shrodis mündliche Leistungen an: Da sieht es schon besser aus. Zusammengezählt hat er hier eine 2-. Schauen wir uns mal shrodis Halbjahresnote an.
Verteilung schriftlich/mündlich ist bei mir 60% / 40% :
3,18 * 0,6 + 2,25 * 0,4 =
1,908 + 0,9 =
2,808
Also Note eher eine 3+. Kann dir aber gerne die Tabelle schicken, falls du interessiert @shrodo
Dieser Schüler scheint zunächst mal schlechter als 2 zu stehen, aber deutlich besser als 3. Häufig wird also die Note mit Tendenz 2- gegeben. Unter der Berücksichtigung, dass es laut Gesetz keine Tendenzen gibt, stellt sich also jetzt die Frage: Bekommt der Schüler eine 2 oder eine 3 auf dem Zeugnis?
Betrachten wir die DEFINITIONEN der einzelnen Noten, so scheint klar zu sein, dass der Schüler die Voraussetzungen zu einer 2 nicht vollends erfüllt (Da kein Durchschnitt von 2.0), d. h. die Voraussetzungen, die 2 zu geben, nicht erfüllt sind, wohl aber die der Note 3. Folglich bekommt der Schüler die Note 3. Es wäre hier also rein pädagogisches Ermessen, wenn dem Schüler trotzdem eine 2 gegeben wird (Zum Beispiel, um besonderes Engagement zu würdigen, zu motivieren usf.). Diese pädagogische Freiheit hat der Lehrer per Gesetz. Pädagogisches Ermessen soll vernünftig sein und kann sehr wohl in beide Richtungen gehen, daher, um es nochmal zu sagen: "Noten dürfen nicht berechnet werden". Damit scheidet nämlich ein solches Moment aus, vor allem dann, wenn Durchschnitte in irgendeiner Form "gerundet" werden, damit es auf eine Note ohne Tendenz passend gemacht wird. Streng genommen kann natürlich trotzdem Vernunft angewandt werden, das rechnerische Ergebnis reflektiert werden, bloß seien wir ehrlich, solche Excel-Tabellen sollen den Arbeitsaufwand reduzieren und Aufgaben der Lehrkraft abnehmen (so wie jedes Computerprogramm dem Anwender Aufgaben abnehmen soll). Ich bezweifle sehr stark, dass in den Phasen, in denen eine Lehrkraft für 8 Kurse Noten eintragen muss, für jeden Schüler nach einer Berechnung tatsächlich das Resultat der Berechnung reflektiert wird.
devilchen schrieb:
Aber genau das macht man doch wenn man sagt: sehr gut = 1 und gut = 2. Oder steht das so im Gesetz? Oder ist das Auslegungssache? Ich garantiere Dir, dass jeder Schüler/normale Mensch und vermutlich auch die meisten Lehrer Noten nicht als ordinale Skala verstehen, sondern kardinal... und zumindestens intuitiv das so machen (siehe Matlok) und dann nach Bauchgefühl runden.Heph schrieb:
weil Noten ordinale Größen sind, also dort kein sinnvoller Abstandsbegriff definiert ist. Es müsste ja der Abstand zwischen einem Genügend und Nicht Genügend gleich groß sein wie von Sehr Gut zu Gut. Das kann man nicht argumentieren und somit dürfen eig keine Größen wie arithm. Mittel / Varianz berechnet werden.
Edit: an der Uni wurden zum Beispiel Noten immer kardinal betrachtet, ansonsten kann man auch keinen gewichteten Notendurchschnitt errechnen
Edit2: Also ich verstehe worauf du hinauswillst, aber denke in der Praxis ist es einfach nicht so
Matlok schrieb:
Ich verstehe schon was yarox meint und ich setze es bei mir nur im positiven Sinne ein. Wenn rein rechnerisch ein Schüler mit ach und krach eine 3 bekommen würde, ich aber sehe, dass er sich kontinuierlich verbessert hat, immer seine Hausaufgaben gemacht hat und sich bemüht, dann drücke ich ihm schonmal die bessere Note rein. Wir Lehrer haben da einen Ermessungsspielraum. Dennoch rechne ich meine Noten zusammen. Und steht jemand fest auf einer 4, dann kann ich ihm auch keine 3 oder 5 geben.Grimm schrieb:
Also für mich als Schüler wäre es maximal unverständlich, wenn ich das Jahr über 10 Noten erhalte und im Schnitt dann eine 2 habe, aber eine 3 im Zeugnis erhalte.Genau dafür sind doch mündliche Noten / Mitarbeits Noten gedacht, um eben auch das Verhalten etc. zu bewerten, oder nicht?Yarox schrieb:
Das "darf" war mehr ein moralischer Appell, nicht stumpf alles in die Excel Tabelle zu knallen und die spuckt mir dann die Noten der Kinder aus. Das wird denen nämlich häufig nicht gerecht.
Praktischer Tipp, auch an Shrodo: Lass die Excel Tabelle sowohl Durchschnitt als auch Median berechnen. Sollten die auf die gleiche Note kommen, siehe es als Legitimation an, diese Note zu geben. Bei Ungleichheit sollte im pädagogischen Ermessen abgewogen werden, welche Note vergeben wird.