Abtreibung

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    • Nein, es werden dort keine anderen Diagnosetechniken angewandt und es ging auch weder im Artikel, noch in der Diskussion bisher um Diagnosetechniken, da hatte jemand was falsch verstanden, sondern darum, dass der Zugang zu Schwangerschaftsabbrüchen von den vorherrschenden gesellschaftspolitischen Ansichten abhängig ist, da diese zur Gesetzesauslegung führen. Wenn jedoch diese Diagnosetechniken zu einem Standardverfahren der vorgeburtlichen Untersuchung und von den Kassen gezahlt werden, ist es nicht abwegig, dass vermehrt Anträge auf einen Spätabbruch gestellt werden. In Dänemark sind Spätabtreibungen für eine größere Anzahl von Gründen legal, einschließlich sozioökonomischer Faktoren, jedoch muss man dafür einen Antrag stellen. Dieser wird in der Regel dort aber fast immer bewilligt, zwischen 2012 und 2017 wurden 4819 von 5125 Anträgen für eine Spätabtreibung bewilligt, also gut 94%. Es geht weniger darum, dass es durch bessere Diagnostik zu solchen Verhältnissen kommt sondern darum, wie unterschiedlich Gesellschaften mit der jeweiligen Diagnose umgehen.
    • Die Entscheidungsfreiheit der Abtreibung zu befürworten heißt nicht, Menschen mit Behinderung als weniger wert anzusehen.
      Der Fehlschluss von Abtreibungsgegnern, Abtreibungen seien behindertenfeindlich, kommt jedoch oft daher, dass die Gesellschaft die Realität des Pflegens eines Menschen mit Behinderung zu einer romantischen Verzerrung verklärt und aufgrund dieser verzerrten Basis nicht verstehen kann, wieso sich Mütter für eine Abtreibung entscheiden, wenn sie doch so ein glückliches und vermeintlich leicht zu handhabendes Kind bekommen könnten.

      "Aber Kinder mit Down-Syndrom sind doch sooo süß und happy." Ja sind sie. Besonders wenn man mal 2 Stunden mit ihnen redet, sich daran erquickt, wie herzerwärmend sie lachen und dann nach nachhause geht und sein normales Leben weiterführen kann.
      Ist halt ganz toll aus der unbetroffenen Perspektive urteilen zu können, bequem vorm PC, während Betroffene einer harten Realität gegenüberstehen, über die ich auch schon geschrieben habe hier und die auch für Trisomie 21 gilt (diese Menschen sitzen ja nicht 24/7 nur lächelnd ohne Bedürfnisse rum): Man gibt sein eigenes Leben für die Pflege auf, eventuell für den Rest seines Lebens bis zum Tod, falls das Kind nie selbstständig wird. Seinen Job wird man aufgeben müssen. Menschen mit Trisomie 21 sind außerdem als Kinder noch ziemlich niedlich, nicht selten können sie aber im Erwachsenenalter verhaltenstechnisch richtig schwierig werden. Selbst als süßes Kind sind sie aber nun mal 100x anstrengender als gesunde Kinder, weil man wirklich rund um die Uhr jahrzehntelang Totalbetreuung leisten muss. Geld für Vergnügung bleibt in vielen Fällen auch nicht übrig, von Urlaub ganz zu schweigen. Man rennt außerdem ständig zu Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und auch Ärzten, weil Menschen mit Down-Syndrom eine höhere Anfälligkeit für körperliche und psychische Erkrankungen haben, wie beispielsweise Leukämie oder auch Depressionen (so viel zum Thema happy little snug bugs). 50% aller Menschen mit Trisomie 21 haben einen Herzfehler.

      Da kommen einfach so viele Faktoren zusammen, das kann man nur unter Selbstaufgabe stemmen. Die Geschwister werden unweigerlich deutlich eingeschränkte Aufmerksamkeit der Eltern erfahren und eventuell gar nicht, eventuell aber auch massiv darunter leiden. Und überhaupt, was passiert, wenn die Eltern vor dem Kind sterben? Was passiert mit dem 30-jährigen Sohn mit Trisomie 21, der sich nicht selbst versorgen kann? Der kommt dann zu seinen Geschwistern, die ihn versorgen müssen. Ist nicht so fair, seinen restlichen Kindern diese Bürde aufzuzwingen oder? Alternativ kann er auch ins personell unterbesetzte Heim, wo Menschen mit Behinderung mit Sedativa ruhiggestellt werden, weil ein Heim die adequate Betreuung schlichtweg nicht leisten kann.

      JA, es gibt Eltern, die die Belastung nicht als solche empfinden, die als Pflegeperson unter Selbstaufgabe blühen und vor Glück strotzen, die es nicht bereuen und froh sind, ein Kind mit Trisomie 21 ausgetragen zu haben.
      Es gibt aber genauso Eltern, die körperlich krank werden aufgrund der Belastung, die suizidal werden, deren Leben total zerstört wird, die sich insgeheim wünschen, dass ihr Kind stirbt, weil sie es nicht mehr ertragen. Es ist die hässliche Seite des Erziehens von Kindern mit Down-Syndrom, die Seite, über die in der Gesellschaft nicht gerne geredet wird. Man muss sich schon ganz genau überlegen, ob man sich so einer Aufgabe gewachsen fühlt.

      ich kann nicht ganz glauben, dass manche hier anderen Frauen/Eltern die Fähigkeit zur ethischen Entscheidung absprechen. Wenn ein Kind im Verlauf seines Lebens eine Behinderung erwirbt und die Eltern irgendwann an der Pflege mental kaputt gehen, dann lässt sich das nicht verhindern. Aber wenn sich im Voraus abzeichnet (und das werden die Eltern selber immer noch am besten einschätzen können), dass, bevor das ausgewachsene Leben existiert, mit der Abtreibung eines bewusstseinslosen Fötus eine Menge Leid erspart werden kann: WARUM VERDAMMT NOCH MAL NICHT. Aber ne, verstehe schon, sollen die Eltern sich doch umbringen, wenn sie damit nicht klar kommen, hauptsache der 4 Monate alte bewusstseinslose Fötus kommt auf die Welt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Kola_mit_Ice ()

      - I actually love that about being a millennial, TBH. People can call us snowflakes and overly sensitive and high maintenance all they want. But I enjoy the fact that our generation and younger is VERY loud about the fact that we won't work garbage jobs, enduring garbage treatment, for garbage pay, under garbage bosses, with garbage benefits just for the "privilege" of working. Companies are making more money than ever. You've filled you Beverly Hills swimming pools with cash for years, and now you're crying that you "don't have the budget" to pay people what they're worth or give them good working conditions. Now people are calling nonsense. Good.
    • Ich weiß, dass es sehr schwer fällt bei diesem Thema seine Punkte möglichst sachlich zu erörtern, aber könntest du deinen Beitrag vielleicht editieren und darin etwas weniger katastrophisieren? Würde mir dann nochmal die Zeit nehmen und auf die Punkte eingehen. Außerdem spricht niemand irgendwem etwas ab, ich bin durch die Philosophie durchaus ethisch gebildet und befinde mich gerade deshalb in diesem Dilemma, ist nämlich nach wie vor eines der schwierigsten Fragen der modernen Medizinethik.
    • stardust* schrieb:

      Wenn jedoch diese Diagnosetechniken zu einem Standardverfahren der vorgeburtlichen Untersuchung und von den Kassen gezahlt werden, ist es nicht abwegig, dass vermehrt Anträge auf einen Spätabbruch gestellt werden. In Dänemark sind Spätabtreibungen für eine größere Anzahl von Gründen legal, einschließlich sozioökonomischer Faktoren, jedoch muss man dafür einen Antrag stellen. Dieser wird in der Regel dort aber fast immer bewilligt, zwischen 2012 und 2017 wurden 4819 von 5125 Anträgen für eine Spätabtreibung bewilligt, also gut 94%. Es geht weniger darum, dass es durch bessere Diagnostik zu solchen Verhältnissen kommt sondern darum, wie unterschiedlich Gesellschaften mit der jeweiligen Diagnose umgehen.
      Und in Deutschland werden 40-30% der Kinder trotz der Trisomie-Diagnose nicht abgetrieben. Inwieweit ist das Beispiel Dänemark also geeignet als Argument über die Bezahlung oder Anwendung solcher Testverfahren in Deutschland? Offensichtlich reagiert die deutsche Gesellschaft anders auf solche Diagnosen als die dänische. Das ist die einzige offensichtliche und sichere Erkenntnis die sich aus dem Vergleich ergibt.

      Außerdem ist dieses moving the goal post ein wenig unredlich. Im ersten Posting hieß es noch "dass diese Tests bei uns nicht zum Standard werden, wenn die naheliegende Konsequenz daraus ist, dass die Schwangerschaften beendet werden " (was, wie gesagt, die Statistik in Deutschland nicht hergibt) und jetzt sind wir bei "nicht abwegig, dass es vermehrt Anträge" gibt. Also vom Fantasiekatastrophenszenario zu einem durchaus diskussionswürdigen Punkt. Darüber hinaus sind jetzt aber plötzlich Spätabtreibungen in Dänemark allgemein Thema? Nur ein Bruchteil davon sind Trisomiefälle. Und beim Thema "sozioökonomische Faktoren" als Abtreibungsgrund kann ich dich beruhigen, das ist in Deutschland so nicht umsetzbar. Das würde das BVerfG sofort wieder einkassieren. Also worüber willst du eigentlich diskutieren? Oder ging es ursprünglich doch mehr ums moralisieren?
      euer Lokalpatriotismus bleibt der kleine Bruder des Nationalsozialismus
    • Ich glaube zwar nicht, dass du den Beitrag noch überarbeiten wolltest, werde aber dennoch versuchen möglichst sachlich auf die einzelnen Punkte einzugehen, da das denke ich am fairsten ist.

      Kola_mit_Ice schrieb:

      Die Entscheidungsfreiheit der Abtreibung zu befürworten heißt nicht, Menschen mit Behinderung als weniger wert anzusehen.

      Das hat auch niemand gesagt, ich konnte es zumindest aus keinem der Posts herauslesen. Die Frage, die sich in dem Artikel stellt ist eben, ob man langfristig eine Gesellschaft möchte, in der Menschen mit Trisomie 21 quasi nicht mehr vorkommen (laut Artikel wohl in DK nicht unwahrscheinlich) und ich persönlich würde diese Frage gerne mit einem Nein beantworten. Das darf jeder gerne anders sehen. Ich bin sogar davon überzeugt, dass die wenigsten Paare die sich für eine Abtreibung entscheiden, behinderte Menschen als minderwertig ansehen, trotzdem herrscht hier wie gesagt so eine Dissonanz in der Gesellschaft in der man sich auf der einen Seite die Inklusion auf die Fahne schreibt und eben solche Menschen auf Plakate, die für die Inklusion werben, druckt, andererseits aber ein solcher gesellschaftlicher Druck auf die Paare herrscht, dass man sich im Jahre 2019 noch mit tatsächlich sehr übergriffigen Fragen wie "Wusstet ihr das etwa nicht vorher?" herumschlagen muss, die im Kern ja auf die Frage abzielen, warum man das Kind überhaupt bekommen hat.

      Kola_mit_Ice schrieb:

      Der Fehlschluss von Abtreibungsgegnern, Abtreibungen seien behindertenfeindlich, kommt jedoch oft daher, dass die Gesellschaft die Realität des Pflegens eines Menschen mit Behinderung zu einer romantischen Verzerrung verklärt und aufgrund dieser verzerrten Basis nicht verstehen kann, wieso sich Mütter für eine Abtreibung entscheiden, wenn sie doch so ein glückliches und vermeintlich leicht zu handhabendes Kind bekommen könnten.

      Ich persönlich habe jetzt noch keine Abtreibungsgegner getroffen, die das Pflegen behinderter Kinder romantisieren. Bin mir daher unsicher woher du diese Information hast. Den allermeisten Menschen ist der Mehraufwand durchaus bewusst. In der Debatte um Abtreibungen geht es viel mehr darum, ab wann jemand davon ausgeht, dass ein werdendes Leben über die Menschenwürde verfügt und ob man diese als den wichtigsten und unantastbarsten Wert sieht, und wenn man dann noch von der fundamentalen Gleichheit von Menschen ausgeht, unabhängig davon ob sie behindert sind oder nicht und der Meinung ist, dass dies auch für Embryonen gilt, muss man Spätabtreibungen nach der 12. Woche nach der klassisch ethischen Sicht ablehnen, da sie gegen das zentrale Prinzip des Diskriminierungsverbotes verstoßen, welches nicht zulässt, dass behindertes Leben weniger geschützt wird. Ein Schwangerschaftsabbruch, der aufgrund einer Diagnose erfolgte, hebelt das Prinzip der Gleichheit von behindertem und nicht-behindertem Leben aus. Nach deontologischer Sicht hingegen gibt es einige gute Gründe die für einen Schwangerschaftsabbruch sprechen, einige davon habe ich bereits in einem anderen Post selbst genannt und der deutsche Ethikrat (der bei dem Thema übrigens nach wie vor sehr gespalten ist) hat eine Liste mit Gründen aufgestellt, mit der ich auch bis auf wenige Ausnahmen persönlich mitgehe.

      Kola_mit_Ice schrieb:

      (diese Menschen sitzen ja nicht 24/7 nur lächelnd ohne Bedürfnisse rum): Man gibt sein eigenes Leben für die Pflege auf, eventuell für den Rest seines Lebens bis zum Tod, falls das Kind nie selbstständig wird. Seinen Job wird man aufgeben müssen. Menschen mit Trisomie 21 sind außerdem als Kinder noch ziemlich niedlich, nicht selten können sie aber im Erwachsenenalter verhaltenstechnisch richtig schwierig werden. Selbst als süßes Kind sind sie aber nun mal 100x anstrengender als gesunde Kinder, weil man wirklich rund um die Uhr jahrzehntelang Totalbetreuung leisten muss. Geld für Vergnügung bleibt in vielen Fällen auch nicht übrig, von Urlaub ganz zu schweigen. Man rennt außerdem ständig zu Physiotherapeuten, Ergotherapeuten, Logopäden und auch Ärzten, weil Menschen mit Down-Syndrom eine höhere Anfälligkeit für körperliche und psychische Erkrankungen haben, wie beispielsweise Leukämie oder auch Depressionen (so viel zum Thema happy little snug bugs). 50% aller Menschen mit Trisomie 21 haben einen Herzfehler.

      Verzeih mir bitte, dass ich auf den Teil davor nicht eingehen mag und erst hier weitermache. Kein Mensch sitzt nur 24/7 lächelnd ohne irgendwelche Bedürfnisse rum und es gibt zahlreiche schwierige Kinder, so sind sicher manche Kinder mit ADHS anstrengender, als andere mit dem Downsyndrom. Das lässt sich so pauschal nicht sagen, trotzdem ist es richtig, dass man bei Kindern mit dem Downsyndrom vorab davon ausgehen kann, dass sie mehr Aufmerksamkeit benötigen als vollkommen gesunde Kinder (dem best case scenario), aber dieses best case scenario kann dir auch niemand vorab garantieren. Ich traue es allerdings den meisten erwachsenen Menschen zu, etwaige Komplikationen während der Zeugung neuen Lebens und auch nach der Geburt immer auch mitzudenken. Ich traue Menschen aber generell relativ viel zu.

      Ich habe z.B. durch meine Bipolare Störung eine Art psychische Behinderung und auch meine Mutter hat sowas und war sich dessen bewusst, dass sie das eventuell über die Gene weitervererben kann, trotzdem bin ich ihr unfassbar dankbar, dass sie mich geboren hat und trotz einiger Schwierigkeiten im Alltag glücklich darüber, am Leben sein zu dürfen. Das geht denke ich fast jedem Menschen so, egal ob behindert oder nicht, ob im Heim aufgewachsen, bei einer Pflegefamilie oder den leiblichen Eltern usw. und selbst depressive sind wohl in Phasen der Remission für ihr Leben dankbar (Typisch für eine Depression ist nämlich das episodenhafte Auftreten von Symptomen). Bitte bitte niemals depressiven Menschen solche Fragen stellen, ob sie nicht lieber abgetrieben worden wären o.Ä. (ich weiß, dass du das nicht impliziert hast und niemals tun würdest, ich wollte es nur noch mal für die Allgemeinheit sagen, da mir das Thema wichtig ist).

      Dass man sein eigenes Leben komplett für die Pflege aufgibt ist anno 2019 in den meisten Fällen auch nicht mehr richtig, allgemein hast du den möglichen Lebensverlauf mit einem behinderten Kind sehr einseitig dargestellt, fast schon dramatisiert. Natürlich gibt es die von dir beschriebenen besonders schlimmen Fälle, allerdings gehen aber viele Menschen mit Trisomie 21 in eine ganz normale Kita, danach auf eine Förderschule, arbeiten später oft in einer Werkstatt für Behinderte, führen ein Liebesleben und halbwegs selbstständigs Leben in einer ambulanten Betreuung. Meine Mutter leitete einen solchen Pflegedienst und ich bin daher schon recht früh damit in Berührung gekommen. An den Eltern bleibt dann irgendwann auch nicht mehr so viel hängen, in manchen Fällen, wenn sie z.B. als Familienmitglied die rechtliche Betreuung übernehmen allerdings schon. Das bisher noch größte Problem der Erkrankung ist, dass sie früher als gesunde Menschen sterben, zumeist an den Folgen einer Demenz die bei einem Altersdurchschnitt von 52 Jahren diagnostiziert wird. Das ist nach wie vor ein großes Problem und löst auch in mir einen ethischen Konflikt aus, jedoch kann die moderne Medizin in 50 Jahren schon so weit sein, dass ihnen ein noch deutlich längeres Leben ermöglicht wird und die Demenz noch länger hinausgezögert oder gar heilbar sein wird. Das lässt sich momentan einfach nicht sagen, als Vergleich dazu: Vor etwa 50 Jahren hatten Menschen mit Trisomie 21 eine Lebenserwartung von weniger als 10 Jahren. Ich bin daher ganz optimistisch, dass da noch weitere Fortschritte gemacht werden und über Geld für Vergnügen und Urlaub muss sich ohnehin schon fast jede Familie aus der Mittelschicht mit Kindern sorgen machen.

      Kola_mit_Ice schrieb:

      Und überhaupt, was passiert, wenn die Eltern vor dem Kind sterben? Was passiert mit dem 30-jährigen Sohn mit Trisomie 21, der sich nicht selbst versorgen kann? Der kommt dann zu seinen Geschwistern, die ihn versorgen müssen. Ist nicht so fair, seinen restlichen Kindern diese Bürde aufzuzwingen oder? Alternativ kann er auch ins personell unterbesetzte Heim, wo Menschen mit Behinderung mit Sedativa ruhiggestellt werden, weil ein Heim die adequate Betreuung schlichtweg nicht leisten kann.

      Auf den Part mit den Geschwistern gehe ich jetzt mal nicht ein, da sich das nicht sagen lässt und wohl von der allgemeinen Familendynamik abhängt. Eltern behinderter Kinder sollten, wie eigentlich alle Eltern, ihren Kindern zu einem möglichst selbstbestimmtem Leben verhelfen um im Alter entlastet zu werden. Unterstützung erhalten sie dadurch in Deutschland von der sogenannten Eingliederungshilfe. Viele können im Rahmen der Eingleiderungshilfe sogar eine Regelschule besuchen, diese bekommen dann einen Schulbegleiter gestellt. Afaik wird diese Hilfe vom Sozialhilfeträger übernommen, zumindest bis zu einem Jahreseinkommen von 36.000€, darüberhinaus fällt ein Eigenbetrag an, der anhand des Einkommens berechnet wird. Ganz genaue Zahlen habe ich da aber nicht. Desweiteren gibt es Möglichkeiten des betreuten Wohnens, die ambulante Betreuung in den eigenen vier Wänden und eben die Pflegeheime. Habe damals selbst gegen solche gewettert, vor allem gegen Altenheime da dort zu viele Neuroleptika verabreicht wurden, jedoch soll das mittlerweile nicht mehr so sein. Außerdem haben die Eltern ja zumindest zu Lebzeiten noch die Möglichkeit sich zu vergewissern, ob das Wohnheim geeignet ist und ob ihr Kind gerne dort lebt.


      Kola_mit_Ice schrieb:

      Es gibt aber genauso Eltern, die körperlich krank werden aufgrund der Belastung, die suizidal werden, deren Leben total zerstört wird, die sich insgeheim wünschen, dass ihr Kind stirbt, weil sie es nicht mehr ertragen. Es ist die hässliche Seite des Erziehens von Kindern mit Down-Syndrom, die Seite, über die in der Gesellschaft nicht gerne geredet wird. Man muss sich schon ganz genau überlegen, ob man sich so einer Aufgabe gewachsen fühlt.

      Das ist schrecklich und losthope hat ja bereits auf die Situation der besonderen Bedrängnis hingewiesen. Wenn eine starke psychische Beeinträchtigung wahrscheinlich ist, kann ich das durchaus verstehen, wenn man in in solchen Ausnahmefällen zu einer Abtreibung rät. Allerdings kann aber auch die Abtreibung als solches zu psychischen Folgeschäden führen und beide Wege, unabhängig für welchen man sich dann entscheidet, bedürfen einer intensiven psychischen Betreuung.

      Kola_mit_Ice schrieb:

      Aber wenn sich im Voraus abzeichnet (und das werden die Eltern selber immer noch am besten einschätzen können), dass, bevor das ausgewachsene Leben existiert, mit der Abtreibung eines bewusstseinslosen Fötus eine Menge Leid erspart werden kann: WARUM VERDAMMT NOCH MAL NICHT. Aber ne, verstehe schon, sollen die Eltern sich doch umbringen, wenn sie damit nicht klar kommen, hauptsache der 4 Monate alte bewusstseinslose Fötus kommt auf die Welt.

      Habe ja anfangs bereits geschrieben, warum ich die Rechtfertigung der Bewusstlosigkeit oder so gemeine Formulierungen wie "Zellhaufen, der ohne die Mutter nicht leben könnte" für mich nicht akzeptieren kann, finde gerade diesen Zellhaufen-Kampfbegriff ähnlich schlimm wie die religiösen Fanatiker, die sofort von Kindsmord sprechen. Wenn du/ihr das könnt, ist das schon okay so, ich kann das aushalten. Auf den letzten Satz möchte ich nicht eingehen.




      Alcibar schrieb:

      Und in Deutschland werden 40-30% der Kinder trotz der Trisomie-Diagnose nicht abgetrieben.

      An der berliner Charité wurden zwischen 2009 und 2014 67,9% der Kinder, bei denen die Diagnose Trisomie 21 gestellt wurde, abgetrieben. Das war doch auch die Studie auf die du dich ursprünglich bezogen hast, oder? Falls ja weiß ich nicht, warum du die nun auf ganz Deutschland anwendest und plötzlich andere Zahlen nennst. Wäre sonst natürlich über einen Link zu deiner anderen Quelle dankbar. Andere Quellen sprechen übrigens von 90%, in einem zett Artikel habe ich die Zahl auch finden dürfen. Diese erscheint mir persönlich aber auch zu hoch, vermutlich wird die Wahrheit wie immer irgendwo dazwischen sein, genaue belegbare Daten gibt es meines Wissens nach aktuell nicht.


      Alcibar schrieb:

      Oder ging es ursprünglich doch mehr ums moralisieren?

      Die gesamte Debatte um Abtreibungen ist eine moralisch/ethische, zum Teil ideologische und ich habe mittlerweile keine Probleme mehr damit, mich selbstbewusst zu dieser zu äußern. Ich halte mich selbst eigentlich für einen sehr toleranten und weltoffenen Menschen, der jeden willkommen heißt, ganz egal wie anders er auch sein mag, deshalb möchte ich auch, dass gewisse Ängste und Hürden bezüglich Menschen mit Behinderungen abgebaut werden, denn anscheinend gibt es nach wie vor zu viele davon. Außerdem kann jeder einzelne von uns permanent mitentscheiden, in was für einer Gesellschaft er leben möchte und wenn ich das Gefühl habe, dass nach meinen persönlichen ethischen Grundsätzen irgendwo unrecht geschieht, dann sage ich zumeist auch etwas dagegen. Das bedeutet jedoch nicht, dass ich euch eure Meinung absprechen möchte, die dürft ihr selbstverständlich gerne haben und ich habe kein Problem damit andere Meinungen aushalten zu können.



      Ich hoffe, dass das alles hier einigermaßen lesbar ist, habe nämlich heute etwas Wein getrunken. Euch einen wunderschönen Rutsch ins neue Jahr.
    • Mich würde brennend interessieren, warum du eine Welt ohne T21 nicht für wünschenswert hältst. Deine Formulierung klingt so, als ginge es hierbei nicht nur um eine Entwicklung, die du aufgrund des Mittels (Abtreibung) ablehnst, sondern allgemein.

      Falls ich das falsch verstehe, forgetti.
      Responsibility's cool, but there’s more things in life
      Like getting your dick
      Rode all fucking night
    • stardust* schrieb:

      Ich persönlich habe jetzt noch keine Abtreibungsgegner getroffen, die das Pflegen behinderter Kinder romantisieren. Bin mir daher unsicher woher du diese Information hast. Den allermeisten Menschen ist der Mehraufwand durchaus bewusst. In der Debatte um Abtreibungen geht es viel mehr darum, ab wann jemand davon ausgeht, dass ein werdendes Leben über die Menschenwürde verfügt und ob man diese als den wichtigsten und unantastbarsten Wert sieht, und wenn man dann noch von der fundamentalen Gleichheit von Menschen ausgeht, unabhängig davon ob sie behindert sind oder nicht und der Meinung ist, dass dies auch für Embryonen gilt, muss man Spätabtreibungen nach der 12. Woche nach der klassisch ethischen Sicht ablehnen, da sie gegen das zentrale Prinzip des Diskriminierungsverbotes verstoßen, welches nicht zulässt, dass behindertes Leben weniger geschützt wird.


      Diese Frage stellt sich in Deutschland überhaupt nicht. Eine befruchtete Eizelle hat ab der Nidation die Menschenwürde. Es gibt keinen juristischen Unterschied zwischen 1. Woche und 40. Woche.

      Ein Schwangerschaftsabbruch, der aufgrund einer Diagnose erfolgte, hebelt das Prinzip der Gleichheit von behindertem und nicht-behindertem Leben aus.


      Nein. Das ist nicht die juristische Realität in Deutschland. Das Kind wird nicht "aufgrund einer Diagnose" abgetrieben, sondern weil das ungeborene Leben die Menschenwürde und Gesundheit der Frau verletzt. Es kommt zu einer Grundrechtsabwägung, bei der nach aktueller Rechtslage, die Rechte der Frau überwiegen. Das Kind wird nicht wegen der Diagnose abgetrieben. Das wäre eine Straftat und du willst doch nicht etwa tausenden Frauen und Ärzten eine Straftat unterstellen? Das nennt man Verleumdung.


      Alcibar schrieb:

      Und in Deutschland werden 40-30% der Kinder trotz der Trisomie-Diagnose nicht abgetrieben.
      An der berliner Charité wurden zwischen 2009 und 2014 67,9% der Kinder, bei denen die Diagnose Trisomie 21 gestellt wurde, abgetrieben. Das war doch auch die Studie auf die du dich ursprünglich bezogen hast, oder? Falls ja weiß ich nicht, warum du die nun auf ganz Deutschland anwendest und plötzlich andere Zahlen nennst. Wäre sonst natürlich über einen Link zu deiner anderen Quelle dankbar.


      Ich präzisiere: "Und in Deutschland werden 40-30% der Kinder trotz der Trisomie-Diagnose nicht abgetrieben, nach allen für Deutschland aus wissenschaftlichen Studien bekannten Zahlen. Daher ist Dänemark nicht mit Deutschland gleichzusetzen."
      euer Lokalpatriotismus bleibt der kleine Bruder des Nationalsozialismus
    • Bin auch Abtreibungsgegner (im Falle von auf bestimmte Krankheiten untersuchen und dann abtreiben), gibt dafür mehrere Gründe:

      Im Islam zählt ein Mensch als Mensch, wenn die Seele sich mit dem Körper verbunden hat, dies geschieht sobald das Herz anfängt zu schlagen (ab ca. 5 SW). Also relativ früh. Wer ab da abreibt tötet diesen ungeboren Menschen.
      Sollte jemand ein behindertes Kind bekommen so ist dies im kontext mit dem Islam einfach ein Test für diesen. Genau wie es ein Test ist über wieviel Reichtum/Wohlstand man verfügt oder inteligenz. Jeder Faktor in deinem Leben ist ein Test für dich um zu testen ob du in all diesen Schleiern Gott findest. Sieht man also ein behindertes Kind als "Belastung" und sein Leben gewastet, liegt das nur daran das man den Sinn des Lebens auf das irdische leben beschränkt. Diese Thematik kann man im übrigen auf alles anwenden was einem in dieser Welt als negativ erscheint, wird in der nächsten Welt sobald man diese mit Geduld ertragen hat in liebe zu Gott im hohen Maße belohnt.

      Dazu gibt es ein Zitat aus der Zukunft, indem jemand einen haufen guter Taten sieht am Tag des Gerichts und Gott fragt woher diese alle kommen, da spricht Gott zu ihm und sagt, dies ist all dein leid was du ertragen hast und dich trotzdem in geduld geübt hast. Daraufhin spricht die Person, hätte ich doch nur die ganze Zeit auf der Erde soviel leid wie möglich erlitten.

      Hinzu kommt der Vers aus dem Qur'an:

      "Allah does not charge a soul except [with that within] its capacity." (2:286)

      Heißt: Niemand bekommt auf diesem irdischen Leben etwas aufgetragen, dass er nicht "ertragen" kann, denn Gott ist der allgerechte. Sollte dir also Gott ein behindertes Kind geben, dann hast du die kraft, dieses zu meistern, ansonsten hättest du es nicht bekommen.

      Als meine Mutter schwanger wurde mit meinem Bruder (Ist zwei Jahre jünger als ich) hat ihr der Arzt gesagt er kommt mit hoher wahrscheinlichkeit behindert auf die Welt und das Sie lieber abtreiben sollte. Meine Mutter war daraufhin sehr traurig und Sie hat sogar ein Tagebuch geschrieben und darin geschrieben, dass Sie ihn behalten will egal wie er wird.

      Mein Bruder ist vollkommen gesund auf die Welt gekommen, ist der beste Bruder den man sich wünschen kann und macht jetzt seinen Doktor in Belfast in englischer Literatur . Wenn ich mir jetzt denke wieviele Kinder getötet wurden und werden nur wegen der Angst es könne behindert auf die Welt kommen macht mich echt traurig.

      Tut mir leid wenn ich mit religion argumentiere aber dies ist meine Weltansicht und auch wenn viele von euch nicht glauben, hoffe ihr versteht den Punkt. Es gibt auch gutes im "schlechten".

      LG LerYy

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von LerYy ()

    • LerYy schrieb:

      Hinzu kommt der Vers aus dem Qur'an:

      "Allah does not charge a soul except [with that within] its capacity." (2:286)

      Heißt: Niemand bekommt auf diesem irdischen Leben etwas aufgetragen, dass er nicht "ertragen" kann, denn Gott ist der allgerechte. Sollte dir also Gott ein behindertes Kind geben, dann hast du die kraft, dieses zu meistern, ansonsten hättest du es nicht bekommen.

      Ich bin immer wieder erstaunt über die Menschenliebe der Religion. Da werden Behinderte zur göttlichen Prüfung damit die eigene erbärmliche Existenz sich im Nachleben noch ins Paradies einkaufen kann. Behinderte als eine Art Bausparvertrag für das bequeme Seelenheil. Und natürlich sind Behinderte nichts "schlechtes" das wir "ertragen" sollen damit unser Arsch nicht in der Hölle schmort, denn wir setzen die pikanten Formulierungen in "Anführungszeichen", das gibt den sicheren Boden des "hab ich doch ganz anders gemeint!".

      Also mein allmächtiger allwissender allgerechter Gott hat den Menschen die Gabe der Abtreibung geschenkt um uns vor Leid zu schützen. Leider leugnen viele Ungläubige die Barmherzigkeit der göttlichen Gaben und begehen Frevel an den gottgegebenen Fähigkeiten der Menschen. Hat mir jedenfalls mein Jenseitslude geflüstert und ich für mein Teil will auf jeden Fall ein paar dicke Schwänze und ein bißchen Koks im Jenseits haben, also wird jetzt kräftig abgetrieben bis Gott zufrieden ist.
      euer Lokalpatriotismus bleibt der kleine Bruder des Nationalsozialismus
    • Ziel meines Beitrages war auch zu zeigen, dass Menschen mit behinderung die gleiche Seele besitzen wie die eines gesunden Menschen und somit auch ein recht auf Leben haben. Mit dem Akt des Geschlechtverkehres willigt man eben zu diesem Punkt mit ein (auch ungewollt). Eine Prüfung ist alles im Leben. Ich habe doch betont, dass dies die Meinung von mir ist, die ich aus dem Islam habe um auch diesen Blickwinkel in einem sehr emotionalen Thema zu erwähnen. Warum du dann doch noch versuchst diese Meinung herunterzuziehen mit einem Vergleich ala unsichtbarer Freund hat mir das geflüstert obwohl dies eine Meinung ist, ist mir schleierhaft. Du bist neu im Forum und viele kennen mich schon länger und wissen was ich beitragen will. Wäre auch mal nett wenn du die Fragen in deinem Willkommensthread beantworten würdest um dein Motiv ein wenig mehr kennenzulernen und deine Intention zu verstehen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von LerYy ()

    • Direkt ein Klassiker zum neuen Jahr. Herrlich!

      Unsinn + "das ist meine Meinung" = verdient Respekt

      Diese Logik entbehrt jeder Grundlage. Ist ja schön dass es deine Meinung ist, ist aber trotzdem religiös verbrämter Schwachsinn. Deine Meinung zu haben sei dir ungenommen, aber ebenso meine Meinung zu deiner Meinung ist mir ungenommen. Jedenfalls meine Meinung!!!!!111
      euer Lokalpatriotismus bleibt der kleine Bruder des Nationalsozialismus

      Beitrag von Alcibar ()

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    • Sie geht nicht ad hominem sondern gibt eine kontroverse Meinung auf eine kontroverse Meinung.
      Das ist keine beleidigung sondern halt einfach respektlos. Meinungen ohne Rückhalt sind eben keine argumentationsgrundlage für eine Diskussion. Und respekt zu verlangen, nur weil man länger in einem Forum vertreten ist, ist elitär und hat in einer Diskussion auch keine Grundlage.
      alcibar wird vermutlich niemals jemanden mit solch einer diskussionskultur von ihrem standpunkt überzeugen, aber die "Angriffe" dagegen sind ebenfalls gegenstandslos.
      Die Wahrheit der Dorfältesten ist schon ein paar 1000 jahre veraltet.
      Nice Meme

    • Wie soll man ihr denn sonst erklären dass sie extrem toxisch ist? Das hat nichts damit zu tun das ich hier schon länger bin sondern einfach weil es so ist. Nach deiner Argumentation könnte hier niemand sie kritisieren, weil sie die neueste ist.

      Beitrag von Stefanovic ()

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    • Toxisch finde ich es eher in einer ganz realweltlichen Debatte über Abtreibung mit dem eigenen 1400 Jahre alten fliegenden Spaghettimonster anzukommen und darin irgendeine Bereicherung der Debatte zu sehen. Das ist gelebte Hochmut. Und dafür gibts halt ordentlich kontra. Wie man in den Wald ...
      euer Lokalpatriotismus bleibt der kleine Bruder des Nationalsozialismus

      Beitrag von Pantofolaio ()

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      Beitrag von mallegrins ()

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