Ideologien kommen, Ideologien fließen...

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      Beitrag von fugo ()

      Dieser Beitrag wurde vom Autor aus folgendem Grund gelöscht: offtopic ().
    • devilchen schrieb:

      la* dowN schrieb:

      Philozeug

      Echt? Popper zieht dafür afaik viel Kritik von kontinentaler Seite auf sich, da er Hegel (und teilweise Marx) wohl gründlich missversteht. Hab nur den zweiten Teil auszugsweise gelesen, fands ganz gut, weiß aber auch zu wenig von Hegel, um da ne fundierte Meinung abgeben zu können.

      Das ist ja aber auch nicht sein wissenschaftstheoretisches Werk. Diese hat sich recht bald nach Popper über Kuhn und Lakatos weiterentwickelt - es ist einfach kein akkurates Bild der Wissenschaft, wenn man deren Vorgehen über den Falsifikationismus derart definiert, dass Theorien fallengelassen werden (sollen), sobald sie empirisch widerlegt werden.

      sondern was soll man mit den theorien dann machen? Bin ernsthaft interessiert
      In den Sozialwissenschaften zB gibt's doch gar keine Naturgesetze. Da existieren viele Theorien nebeneinander, die versuchen die Welt zu erklären. Manchmal überlappen sie sich und bieten für das gleiche Phänomen unterschiedliche Erklärungen. Eine Falsifikation reicht nicht, weil man dann nur weiß, dass die Theorie dieses bestimmte Phänomen nicht erklären kann, aber sie kann trotzdem für viele andere Fälle noch funktionieren.
      Also in PoWi wären wir sonst ziemlich gefickt. In WiWi dürfte es doch ähnlich sein?
      Theorien sind ja auch keine Dogmen und werden dann halt angepasst, oder kommen aus der Mode (lul Komma vor Bindewort).
    • Wollte eigentlich erst die Verschiebung durch Zagdil abwarten, aber er kann meinen Post dann ja einfach mitverschieben :whistling:

      Busfahrer spricht da schon ein paar wichtige Gedanken an. Auch in der Physik haben wir keine umfassende Theorie, die alle Phänomene widerspruchsfrei erklärt, sondern mehrere inkompatible - und trotzdem haben wir ein großes Vertrauen in viele unserer Theorien und lassen sie nicht einfach fallen.
      Auch der Gedanke, dass manche Theorien in bzw. aus der Mode kommen, scheint erstmal zutreffend. Siehe Kuhn.

      Weiterhin ist das Verhältnis zwischen Phänomen und Theorie etwas komplizierter, als es Poppers einfacher Falsifikationismus aussehen lässt: Es scheint nicht nur Theorie und Daten zu geben, die entweder im Einklang miteinander stehen oder nicht, sondern einen "harten Kern" der Theorie, viele unterschiedliche weichere Schlußfolgerungen daraus (die geändert werden können, ohne den harten Kern zu berühren) sowie unterschiedliche Interpretationen von Daten statt "klare, harte Fakten" (wie man sie gerne hätte). Ergo wird man bei Nicht-Passung erstmal seine Interpretationen der Daten oder die weicheren Schlußfolgerungen variieren bzw. die Theorie leicht anpassen, ehe man sie komplett aus dem Fenster wirft. Und zwar durchaus zu Recht. Siehe Lakatos.


      Schließlich geht selbst die Physik als "reinste empirische Wissenschaft" von metaphysischen (wie Logik, Kausalität, Materialismus etc.) und theoretischen Grundannahmen aus (Grundbegriffe wie Kraft, Energie etc.), die zwar Teil vieler Theorien sind, aber nicht direkt empirisch falsifiziert werden können. Und trotzdem funktionieren die Theorien gut, bzw. wichtiger: ohne könnte man erst gar keine Theorie aufbauen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von la* dowN ()

    • ok also sozialwissenschaften will ich mal ausklammern, da sie keinen naturgesetzen folgen.

      Zur physik, ich kenne popper nicht 100% genau und weiss nicht wie er es meinte aber ich finde den widerspruch jetzt nicht so gross? Is doch logisch, dass man ne theorie nicht direkt komplett verwirft sondern überarbeitet wenn die daten nich zu den vorhersagen passen. Falsifikation bedeutet für mich in dem fall, dass die theorie eben exakt so wie postuliert nicht ganz richtig ist und man eben weiter verfeinern muss um herauszufinden warum es so nich stimmt.

      Falsifikation bedeutet für mich auch nicht unbedingt, dass jedes fundament der theorie falsifizierbar sein muss, sondern die theorie als gesamtes falsifizierbare ergebnisse vorhersagt. Wenn die daten dazu passen funktioniert sie gut, wenn sie nicht dazu passen muss man mehr arbeiten oder irgendwann verwerfen.

      Das problem wären dann theorien, die vorhersagen treffen, welche man nicht überprüfen kann.

      Wie gesagt, das war meine interpretation der idee. Habe popper nicht gelesen, falls er es anders meinte klärt mich bitte auf :)
    • In einem so weichen Sinne verstanden ist da ja auch durchaus was dran, das wird dann aber typischerweise nicht mehr "Falsifikationismus" genannt. Siehe z.B. dieser Absatz in der oben verlinkten Abhandlung zu Lakatos:

      Spoiler anzeigen
      There are numerous departures from Popperian orthodoxy in all this. To begin with, Lakatos effectively abandons falsifiability as the Demarcation Criterion between science and non-science. A research programme can be falsifiable (in some senses) but unscientific and scientific but unfalsifiable. First, the falsifiable non-science. Every successive theory in a degenerating research programme can be falsifiable but the programme as whole may not be scientific. This might happen if it only predicted familiar facts or if its novel predictions were never verified. A tired purveyor of old and boring truths and/or a persistent predictor of novel falsehoods might fail to make the scientific grade. Secondly, the non-falsifiable science. In Lakatos’s opinion, it need not be a crime to insulate the hard-core of your research programme from empirical refutation. For Popper, it is a sin against science to defend a refuted theory by “introducing ad hoc some auxiliary assumption, or by re-interpreting the theory ad hoc in such a way that it escapes refutation” (C&R, 48). Not so for Lakatos, though this is not to say that when it comes to ad hocery “anything goes”.


      Außerdem ist's ja schwierig, Sozialwissenschaften (bzw. Geisteswissenschaften allgemein) bei der Grundfrage, was eine wissenschaftliche Theorie wissenschaftlich macht, auszuklammern. Denn wenn wir eine Beschreibung finden sollten, die für die Physik ausreichend gut funktioniert, für Psychologie und Geisteswissenschaften allerdings nicht so, schließen wir dann daraus, dass letztere unwissenschaftlich sind? Scheint mir unwahrscheinlich. Eher würden wir sagen, dass unsere Beschreibung unzureichend ist, da zu strikt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von la* dowN ()

    • kommt auf die definition von falsifizieren an.
      in der Physik können "falsifizierte" Theorien an Anfangsbedingungen gebunden werden, solange sie in diesen funktionieren.
      gut 99% aller für den Menschen sichtbare physikalische Interaktionen können mit Schulphysik größtenteils erklärt werden, die nur unter ganz bestimmten Anfangsbedingungen funktioniert.
      Siehe Newtonsche Physik oder Spezielle Relativität. Die Theorie ist somit aber nicht per se falsifiziert, sondern nur in bestimmten Bereichen mit bestimmten Anfangsbedingungen nützlich.

      Ist eine Theorie hingegen wirklich falsch aka basiert auf falschen Annahmen, so bleibt nichts übrig außer sie zu für nichtig zu erklären.
      Siehe die Theorie von Äther
      Nice Meme

    • Geisteswissenschaften sollten andere standards haben als naturwissenschaften da sie keine naturgesetze beschreiben sondern das verhalten von menschen erklären wollen.
      Die standards müssen an das jeweilig behandelte thema angepasst werden, das macht geisteswissenschaften imo nicht unwissenschaftlich. Man darf aber standards nicht komplett aus dem haus werfen, sonst kann ja jeder alles behaupten. Ich finde man sollte da pragmatisch sein. Da kommt es dann grösstenteils auf experimentdesign und datenlage an. deswegen ist imo bei sozialwissenschaften statistik extrem wichtig, weil die dateninterpretation viel schwieriger ist, als wenn experimente möglich sind.
    • fugo schrieb:



      Ist eine Theorie hingegen wirklich falsch aka basiert auf falschen Annahmen, so bleibt nichts übrig außer sie zu für nichtig zu erklären.
      Siehe die Theorie von Äther
      Will jetzt hier nicht abzweigen, aber hat man nicht nur das Wort Äther mit dem Wort Raumzeit ausgetauscht? Und ein bissl an den Eigenschaften rumgespielt, aber die Grundprämisse, das der Platz zwischen Objekten nicht leer ist, blieb?

      Hier als kleiner Gedankenanstoß:
      spektrum.de/news/ist-die-raumzeit-superfluessig/1300243

      mfg
      coruscant
      Kommentar zur Krise xyz:
      Ich hatte mich schon gefragt welche nächste Sau durch's Dorf getrieben
      wird. Was wohl als nächstes kommt. Klimawandel oder vielleicht doch
      wieder Terrorismus ...

      Das der Mond auf die Erde stützt, DASS wäre mal was wirlich neues und
      sicher auch extrem verheerend. Alternativ tut es auch ein großer
      Meteorit.

      Ich kann es mir in Gedanken schon vorstellen. An Schweinegrippe
      erkrankt und vom Meteoriten erschlagen als der Kofferbomber gerade
      einen Block entfernt war ...

      Ja, das sind wahrhaft düstere Zeiten. Ich mach erst mal ein Bier auf ... Das ewige Leben wird sowieso keiner haben.

      Hier gehts lang zu Rätseln der gehobenen Schwierigkeitsklasse!
    • Angenommen die Raumzeit verhält sich wie eine Flüssigkeit, dann müsste es eine Flüssigkeit ohne Reibung sein.
      "Dass die Raumzeit aus etwas hervorgeht, das die Relativitätstheorie verletzt, ist ein ziemlicher radikaler Gedanke", so Jacobson.


      """""""""radikal""""""""""
      Eine richtige Antwort ist nicht immer eine gute Antwort.
    • das ist erstmals nur auf vermutungen basiert, die als einzige annahme haben, dass so viele physikalische phänomene auf Wellen basieren.
      äther wurde außerdem als medium aufgefasst, wohingegen Raumzeit als ein Dimensionskostrukt zu verstehen ist.
      Ein medium kann "platz zwischen objekten" füllen. Raumzeit jedoch hat die 3 dimensionen des raumes inne, weshalb die idee widersprüchlich ist, dass es den "platz zwischen objekten" füllen könnte. es beinhaltet den platz aka raum selbst.
      Nice Meme

    • Ich würde dir ja recht geben wenn es ein starres System wäre, welches keine Wechselwirkung mit den Objekten hätte. Aber Raumzeit interagiert ja mit den Objekten, biegt und dehnt sich. Es wird damit selbst von einem Konzept zum Objekt. Muss also aus irgendetwas bestehen - und wir sind wieder beim Äther?

      mfg
      coruscant
      Kommentar zur Krise xyz:
      Ich hatte mich schon gefragt welche nächste Sau durch's Dorf getrieben
      wird. Was wohl als nächstes kommt. Klimawandel oder vielleicht doch
      wieder Terrorismus ...

      Das der Mond auf die Erde stützt, DASS wäre mal was wirlich neues und
      sicher auch extrem verheerend. Alternativ tut es auch ein großer
      Meteorit.

      Ich kann es mir in Gedanken schon vorstellen. An Schweinegrippe
      erkrankt und vom Meteoriten erschlagen als der Kofferbomber gerade
      einen Block entfernt war ...

      Ja, das sind wahrhaft düstere Zeiten. Ich mach erst mal ein Bier auf ... Das ewige Leben wird sowieso keiner haben.

      Hier gehts lang zu Rätseln der gehobenen Schwierigkeitsklasse!
    • Gerade weil sie am Anfang so viel Gegenwind erfuhr, ist die Relativitätstheorie die best erforschte Theorie überhaupt. Damit einhergehend wurde die Theorie vom Äther in zahlreichen Experimenten verneint. Einfach mal den Wikipediaartikel lesen und den Links folgen.
      There are 10 types of people - those who understand binary, and those who don't.
    • watnuss schrieb:

      ist die Relativitätstheorie die best erforschte Theorie überhaupt
      ich weiß nicht mal was das bedeuten soll.
      die allgemeine relativitätstheorie hat jedenfalls definitiv noch fragen offen und die spezielle relativitätstheorie geht von vergleichsweise simplen anfangsbedingungen aus.
      aber hey, das ist physik und geht sowieso immer davon aus, dass noch neues zu erforschen gibt.

      @Coruscant ist leider phrasendreschen. "vom Konstrukt zum Objekt" hat keinerlei physikalische bedeutung.
      das beste was man machen kann ist äther neu zu definieren als raumzeit, aber die damaligen vermutungen von äther als materielles medium für lichtwellen ist falsch und es gibt genügend experimente dazu. deine neue definition hätte mit dem äther von damals wenig gemein.

      und sorry zagdil. ist mein letzter post der derailt :]
      Nice Meme

    • fugo schrieb:

      @Coruscant ist leider phrasendreschen. "vom Konstrukt zum Objekt" hat keinerlei physikalische bedeutung.
      das beste was man machen kann ist äther neu zu definieren als raumzeit, aber die damaligen vermutungen von äther als materielles medium für lichtwellen ist falsch und es gibt genügend experimente dazu. deine neue definition hätte mit dem äther von damals wenig gemein.
      Danke für die Klarstellung. Habe mich halt oft mit der SRT und ART beschätftigt und immer kam der Tenor durch das man mit diesen Theorien den Äther beseitigt habe nur um dann im nächsten Satz zu sagen die Raumzeit interagiert mit der Materie.

      Oder wie es der Physiker John Wheeler ausdrückt: "Die Materie schreibt der Raumzeit vor, wie sie sich zu krümmen hat, und die Raumzeit schreibt der Materie vor, wie sie sich zu bewegen hat".

      Dazu finde ich die Unterscheidung zwischen Konzept und Objekt schon wichtig. Liebe ist ein Konzept. Die chem. Reaktionen die uns Liebe "fühlen" lassen sind Objekte. Genauso ist Energie ein Konzept - also eine Hilfsgröße.

      Fugo ich würde das lieber per PN weiter diskutieren, anstatt hier den Tread zu entgleisen.

      mfg
      coruscant
      Kommentar zur Krise xyz:
      Ich hatte mich schon gefragt welche nächste Sau durch's Dorf getrieben
      wird. Was wohl als nächstes kommt. Klimawandel oder vielleicht doch
      wieder Terrorismus ...

      Das der Mond auf die Erde stützt, DASS wäre mal was wirlich neues und
      sicher auch extrem verheerend. Alternativ tut es auch ein großer
      Meteorit.

      Ich kann es mir in Gedanken schon vorstellen. An Schweinegrippe
      erkrankt und vom Meteoriten erschlagen als der Kofferbomber gerade
      einen Block entfernt war ...

      Ja, das sind wahrhaft düstere Zeiten. Ich mach erst mal ein Bier auf ... Das ewige Leben wird sowieso keiner haben.

      Hier gehts lang zu Rätseln der gehobenen Schwierigkeitsklasse!
    • Xephas schrieb:

      @devilchen zum Verständnis meinst du mit sozialwissenschaftliche Datenbanken, auch soziale Milieus, weil mit diesen kann man recht gut in der Soziologie arbeiten, hier ein ganz billige Einteilung Link

      LG
      tbh, kA was du von mir wissen möchtest? mit schwer interpretierbar meinte ich, dass es sehr schwierig ist, kausale zusammenhänge sicher zu finden. um das richtig zu machen kann man nich einfach ein paar korrelationen berechnen, ansonsten endet man wie mediziner für die alles und nichts krebs erregt oder krebs vorbeugt... (bin mir sicher, da gibts auch gute forschung zu, aber habe das gefühl, dass viel in dem bereich einfach ne scheinkorrelation ist) es gibt in den sozialwissenschaften einfach zu viele einflussfaktoren die verhalten bestimmen als, dass man einfach so ein bisschen korrelationen berechnen kann.