Grimm schrieb:
Isabella Weber: "Firmen erhöhen ihre Preise, damit sie mehr Profit machen"
Noah Smith: "Nein, das ist komplett falsch. Firmen erhöhen ihre Preise, damit sie mehr Profit machen, weil sie damit rechnen, dass ihre Kosten steigen könnten/werden"
Verstehe nicht, wo sich das widerspricht. Also klar, das primäre Ziel, das für die Preiserhöhung verantwortlich ist, ist in beiden Fällen unterschiedlich, aber Outcome ist ja gleich. Geht's hier nur um Semantics? Dann würde ich als Verbraucher weiterhin von Greedflation sprechen bis diese Kosten auch tatsächlich bei den Unternehmen ankommen.
1. unternehmen sind “greedy” und wollen profite erhöhen
- sind sie sonst nicht greedy? einfach nur greedy sein reicht natürlich nicht aus um inflation zu erklären, ansonsten müsste man ja auch einräumen dass unternehmen bei deflation auf einmal altruistisch sind oder so. aber gut, dass sind oft nur paar twittertrottel die das behaupten
2. unternehmen haben erhöhte marktmacht und nutzen diese in einer krisensituation aus (das ist ca das was weber sagt)
- ökonomen sind da nicht so happy bei der aussage, weil man sowas als wissenschaftler nicht einfach so behaupten sollte ohne es mit daten zu unterfüttern. die daten welche weber anführt reichen nicht um ihre aussage zu unterstützen. sie arbeitet rein deskriptiv, profitmargen sind gestiegen, ergo sind die unternehmen greedy und schuld an der inflation.
es gibt aber andere erklärungen, wofür es auch daten gibt! einmal makroökonomisch gesehen gab es zwei effekte, nämlich das riesenstimulationsprogramm in den usa während der pandemie welches die nachfrage deutlich angekurbelt hat (mehrere billionen usd!) dazu die ganzen supplychainprobleme ausgelöst durch chinas zero covid strategie. gleichzeitig dann letztes jahr der ukraine krieg mit grossen verwerfungen im energiemarkt. all diese effekte führen zu inflation, ohne, dass sich die marktmacht von unternehmen gross hat ändern müssen.
das ist nicht nur semantik, sondern führt zu anderen politikempfehlungen. wenn unternehmen marktmacht ausnutzen sind preiskontrollen in ordnung. wenn das aber nicht der fall ist, führen sie zu mangelsituationen, was schlimme konsequenzen haben kann.
was vor allem die deutschen ökonomen an der weber auch so aufregt ist auch die geschichte mit der gaspreiskommission. da wurde sie eingeladen nach ihrem presseschaulauf zu preiskontrollen im vergangenen jahr. am ende wurde eine “lehrbuchlösung” verabschiedet: jeder kriegt einfach etwas cash. absurderweise wurde das dann aber gaspreisbremse genannt, wahrscheinlich eine politische entscheidung. obwohl das was man am ende gemacht hat nichts mit preiskontrollen zu tun. weber stellt sich dann aber am ende als gewinnerin von der diskussion dar und tut so als ob alle ihren argumenten gefolgt sind, dabei ist das gegenteil der fall gewesen!
tldr: vwl handwerklich sind ihre preiskontrollenpaper nicht sehr gut, da ist man mehr gewohnt wenn man grosse politikempfehlungen raushauen möchte (zumindestens wenn man weiterhin wissenschaftlich anerkannt bleiben möchte)
dazu dann die riesenmedienfeier, welche imo wirklich nicht angebracht ist.
ihr eigentlicher forschungsschwerpunkt ist btw auch chinas wirtschaftliche entwicklung, glaube das was sie da macht ist ziemlich gut!