Der "war ein interessanter Artikel" Thread

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      Beitrag von südländer ()

      Dieser Beitrag wurde von ramius gelöscht ().
    • südländer schrieb:

      Beamtenpensionen abschaffen und Beamte in die staatliche Rentenkasse einzahlen lassen
      bin ich sofort dabei, man muss sich nur überlegen wie man den Witzbolden von der FDP dann erklärt, dass die Gehälter der Beamten plötzlich so viel höher sind (weil man ja jetzt viel mehr brutto zahlen muss).
      Byron - Attributmagier
      Der Korpothread

      Oster schrieb:

      Wenigstens shrodo denkt mit.





      "some games just feel so unthrowable until you suddenly lost"
    • shrodo schrieb:

      südländer schrieb:

      Beamtenpensionen abschaffen und Beamte in die staatliche Rentenkasse einzahlen lassen
      bin ich sofort dabei, man muss sich nur überlegen wie man den Witzbolden von der FDP dann erklärt, dass die Gehälter der Beamten plötzlich so viel höher sind (weil man ja jetzt viel mehr brutto zahlen muss).
      Leistungsgerechte Entlohnung würde das Problem ja schon lösen :chinese:
    • DerSaxe schrieb:

      shrodo schrieb:

      südländer schrieb:

      Beamtenpensionen abschaffen und Beamte in die staatliche Rentenkasse einzahlen lassen
      bin ich sofort dabei, man muss sich nur überlegen wie man den Witzbolden von der FDP dann erklärt, dass die Gehälter der Beamten plötzlich so viel höher sind (weil man ja jetzt viel mehr brutto zahlen muss).
      Leistungsgerechte Entlohnung würde das Problem ja schon lösen :chinese:
      von nichts anderem spreche ich.
      Byron - Attributmagier
      Der Korpothread

      Oster schrieb:

      Wenigstens shrodo denkt mit.





      "some games just feel so unthrowable until you suddenly lost"
    • südländer schrieb:

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      devilchen schrieb:

      m.faz.net/aktuell/wirtschaft/c…6e15fcb8a26312aca?GEPC=s9

      Wird eh nichts davon passieren :1f937: . Aber Elternunabhängiges bafög ist so überfällig.
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      Jetzt sind die Jungen dran

      Mehr als ein Jahr lang haben junge Leute auf vieles verzichtet, um die Alten vor Corona zu schützen. Das Land schuldet ihnen nun etwas.
      Eine größere Aktion der Solidarität hat dieses Land in Friedenszeiten noch nicht gesehen: Kein Festival besuchen. Das Fußballtraining ausfallen lassen. Kaum Freunde treffen. Selten zur Schule gehen. Seit mehr als einem Jahr bleiben junge Leute zu Hause – um das Land vor einer Krankheit zu schützen, die für die Alten viel gefährlicher ist.

      Sie haben damit Leben gerettet, und zwar viele. Deutschland hat Erstaunliches erreicht: Die größte Pandemie der vergangenen 50 Jahre dauert an, doch in diesem Jahr sind in Deutschland bislang nicht mehr Menschen gestorben als in Jahren mit schweren Grippewellen. Dank bevorzugten Impfungen für die Alten, und dank der Lockdowns. Die Last der Pandemie, sie äußerte sich vor allem im Verzicht. Alle haben verzichtet. Dieser Verzicht war im Großen und Ganzen auch richtig. Doch niemanden trifft der Verzicht so sehr wie die jungen Leute. So ist es bis heute:

      Die meisten Alten sind geimpft oder haben zumindest einen Termin in Aussicht. Viele Menschen im mittleren Alter gehen zur Arbeit und müssen sich dabei nicht mal testen lassen. Kinder dagegen dürfen ohne Test meist nicht mehr in die Schule. Viele Jugendliche haben ihr Klassenzimmer seit Monaten nicht mehr von innen gesehen. Das wahrscheinlich beliebteste Abi-Motto des Jahres heißt zu Recht: „Die Schule war öfter dicht als wir.“ Und wer das Abitur schon hinter sich hat, dem geht es nicht besser. Total vergessen wurden die Studenten, die seit Monaten teils in kleinen Single-Apartments immer nur vor dem Computer sitzen, anstatt die Welt zu entdecken und Kontakte fürs Leben zu knüpfen. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat schon anerkannt: „Gerade die Jungen trifft die Pandemie besonders hart. Und trotzdem bestimmen ihre Probleme nicht die Themen der Talkshows.“

      Der Verzicht trifft die jungen Leute besonders hart

      Sicher, Corona ist auch für junge Leute nicht ganz ungefährlich. Viele hätten das Risiko aber gerne in Kauf genommen, um ihr Leben zu leben. Dutzende Jugendorganisationen haben ihre Corona-Sorgen zu Protokoll gegeben. Die Gesundheit stand ganz unten. Die meisten sorgten sich um die geistige Verfassung der jungen Leute, ihre Arbeitsplätze, das Einkommen und die Bildung. In Großbritannien fiel die Lebenszufriedenheit von Unter-30-Jährigen so tief wie das keiner anderen Generation. Auf einer Zehner-Skala ging es um fast zwei Punkte nach unten. Corona brachte das Glück der britischen Jugend noch unter das Niveau von Nicaragua.


      Das ist kein Wunder. Die Corona-Maßnahmen kosten junge Leute eine Phase des Lebens, die sich kaum nachholen lässt. Junge Leute entdecken die Welt, schließen Freundschaften fürs Leben und finden Ehepartner – wenn sie einander nur begegnen können. Nichts davon lässt sich durch Zoom-Meetings ersetzen. Kinder lernen Dinge, die später nicht mehr so einfach nachzuholen sind. Es geht um Schwimmkurse, ums Fußballspielen und um soziale Fähigkeiten. Dass die meisten Länder nicht mal in der Lage waren, sich ordentliche Konzepte für die Schulen auszudenken, ist lange bekannt – ebenso wie die Folgen des Lockdowns: Jugendliche werden öfter depressiv und bewegen sich weniger, Kinder müssen öfter zu Hause Gewalt erdulden. Alle müssen sich auf messbare finanzielle Einbußen einstellen. Jugendliche finden schwerer eine erste Stelle, ihr Gehalt erholt sich davon kaum jemals. Schulschließungen haben schon in der Vergangenheit zu Lohneinbußen geführt – allein das Ausmaß des ersten Lockdowns kann Schüler durchschnittlich drei Prozent ihres Lebenseinkommens kosten, praktisch das Gehalt eines Arbeitsjahrs. Und da sind die Folgen der späteren Wellen noch gar nicht mitgerechnet.

      Ein Zwei-Milliarden-Euro-Programm hat die Bundesregierung vergangene Woche angekündigt, um den Schülern wenigstens das Nötigste beizubringen, gerade mal 200 Euro je Schüler. Damit kommt man nicht weit. Und es ist ein Nichts verglichen mit dem finanziellen Gewinn, den die Pandemie den Rentnern ganz automatisch bringt.

      Was tun für die Jugend?

      Das ist die größte Ironie von allen: Die Rentenregeln sind seit wenigen Jahren so gestrickt, dass das Ab und Auf der Wirtschaft in so einer Rezession die Rente erhöht. Selbst wenn die Löhne nach der Krise nicht höher sind als vorher, steigt die Rente kräftig: Durch die Rentengarantie wird sie durch den Abschwung nicht geschmälert, nimmt das Aufholen aber voll mit. Auf diese Weise bringt Corona den Rentnern drei bis vier Milliarden Euro, hat das Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik für die F.A.S. ausgerechnet. Aber nicht nur einmal. Sondern jedes Jahr, unbegrenzt. Dieses Geld müssen die jungen Leute in den kommenden Jahren noch zusätzlich aufbringen. So kann es nicht weitergehen. Deutschland muss etwas für seine Jugend tun. Aber was?

      Das heißt nicht, dass die geimpften Alten weiter zu Hause bleiben sollten. Wenn sie keine Gefahr für andere sind, sollen sie rausgehen. Kein junger Mensch hat einen Vorteil davon, wenn die Alten zu Hause hocken müssen. Gerechtigkeit muss anders geschaffen werden. Nämlich so: Falls die Pandemie doch noch länger dauert, müssen junge Leute trotzdem sichere Freiheiten bekommen. Das kostet Geld. Luftfilter müssen beschafft, bessere Konzepte erdacht werden, auch für den Präsenzunterricht. Wenn die Pandemie vorbei ist, haben die jungen Leute verdient, dass sich Deutschland einmal richtig um sie kümmert.

      Klima, Rente, Wohnraum

      Was gehört dazu? Einiges. Erstens braucht Deutschland einen Klimaschutz, der diesen Namen verdient, damit nicht alle Last auf der jungen Generation liegt – das hat das Verfassungsgericht schon festgestellt. Wichtig ist aber auch, dass die Republik dabei den jungen Leuten nicht ihre Chancen auf Wohlstand verbaut. Schlaue Lösungen, die Klimaschutz und Reichtum zusammenbringen sind möglich – Deutschland muss sie nutzen.

      Dann braucht das Land eine Rentenreform, die nicht alle Lasten auf den jungen Leuten ablädt. In vier Jahren beginnt die Phase, in der die Babyboomer in Rente gehen und das Verhältnis von Beitragszahlern zu Alten schwierig wird. Corona hat den Rentnern gerade eine Gehaltserhöhung gebracht. In den nächsten Jahren darf nicht noch mehr Steuergeld in die Rente fließen, sei es für Mütterrenten oder Renten mit 63. Das Geld wird dringender gebraucht – unter anderem für Investitionen, die das Land zukunftssicher machen.

      Drittens braucht es genug Platz. Junge Leute brauchen Wohnraum in den Städten, in denen sie leben wollen. Andernfalls steigen Mieten und Kaufpreise in Höhen, in denen sich nur noch reiche Erben das Wohnen in beliebten Städten leisten können. Mietendeckel bekämpfen nur die Symptome und sichern den Alteingesessenen ihren Wohnraum. Gute Wohnungspolitik sorgt dafür, dass die jungen Leute in den Trendstädten genug Platz finden – dann werden auch die Mieten gedämpft.

      Was tun für die Bildung?

      Dass gute Bildung nötig ist, hat Deutschland in den vergangenen Wochen bemerkt. Geschehen ist bisher wenig. Vor allem Eltern mit wenig Bildung können ihre Kinder oft nicht richtig fördern. Hier kommt eine Idee von den Jungen Liberalen: Deren Bundeschef Jens Teutrine fordert die deutschlandweite Einrichtung so genannter Talentschulen: „Die am besten ausgestatteten Schulen müssen in die Viertel mit den größten sozialen Herausforderungen.“ Dort müssten die Klassen klein sein, es müsse genügend Sozialarbeiter und engagierte Lehrer geben. Kurzfristig könnte auch eine digitale Lösung helfen: „Es braucht auch eine digitale Hausaufgabenbetreuung, die nach der Schule zu jeder Zeit unkompliziert zur Verfügung steht.“

      Die Chefin der Grünen Jugend, Anna Peters, fordert ein BAföG unabhängig von Eltern, Alter und Semester. „Jeder sollte ohne finanzielle Not studieren können“, sagt sie.

      Mancher junge Mensch wünscht sich auch ein bisschen Symbolik. Die Chefin der Jusos, Jessica Rosenthal, fordert einen Sonderzuschuss für junge Menschen – „etwas, das sie nicht nur für ihre Zukunft stärkt, sondern nach den vielen Entbehrungen der vergangenen Monate für ein paar Momente der Normalität sorgt“. Deshalb schlägt sie einen Freizeitgutschein vor. Damit könnten die jungen Leute Restaurants oder Kultureinrichtungen besuchen, vielleicht auch den stationären Einzelhandel. Ihre Logik: Das bringt nicht nur jungen Leuten ein paar unbeschwerte Stunden, sondern stärkt auch Orte, die der Jugend wichtig sind und die in den vergangenen Monaten besonders gelitten haben.

      Nicht jeder dieser Vorschläge ist unkontrovers, nicht alles muss man machen, über manche Idee kann man lange und laut streiten. Wenn das geschähe, wäre es schon mal ein Schritt in die richtige Richtung: Wenn Deutschland nicht mehr darüber redet, dass die Jugend zu Hause bleiben muss. Sondern darüber, was das Land für seine jungen Leute tun kann.

      Lohnsteuer senken bis 100k/Jahr, darüber erhöhen. Steuerprogression jährlich entsprechend Inflation und Lohnentwicklung anpassen.Beamtenpensionen abschaffen und Beamte in die staatliche Rentenkasse einzahlen lassen.
      Umlagefinanziertes Rentensystem in ein kapitalgedecktes System umwandeln.
      Private Krankenkassen abschaffen. Mehr Studienplätze für das Fach Medizin bereitstellen, sodass der Ärztemangel bekämpft wird.
      Die ganzen unterschiedlichen undurchsichtigen Sozialleistungen abschaffen und in einem einfach zugänglichen bedingungslosen Grundeinkommen zusammenfassen.
      Alle Behördengänge digital ermöglichen. Massiv Beamtenstellen in Behörden reduzieren, dafür mehr Lehrer und Erzieher einstellen.
      Klassengrößen deutlich reduzieren, Lehrniveau anheben.
      Gewährung von mehr Mitteln für Grundlagenforschung an Universitäten. Verbot von halben/drittel Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter, jedoch ohne dass die Anzahl an Mitarbeitern an den Universitäten gekürzt wird.
      Entschlankung des Gründungsprozesses von Start-Ups. Leichterer Zugang zu staatlichen Krediten bei Gründung von Unternehmen mit innovativen Konzepten und aussichtsreichem Geschäftsmodell.
      Den Staat zum Bau von X sozialen Wohnungen pro Jahr in Ballungsgebieten verpflichten abhängig von der Bevölkerungsentwicklung in den jeweiligen Kommunen.
      Verbot für Nicht-EU-Ausländer vom Erwerb von Wohneigentum in Deutschland, wenn diese keinen ständigen Wohnsitz in Deutschland haben.

      Ein paar Vorschläge für Generationengerechtigkeit.
      Jetzt nehmen die Ausländer uns auch noch die Querfront weg smh
    • DerSaxe schrieb:

      shrodo schrieb:

      südländer schrieb:

      Beamtenpensionen abschaffen und Beamte in die staatliche Rentenkasse einzahlen lassen
      bin ich sofort dabei, man muss sich nur überlegen wie man den Witzbolden von der FDP dann erklärt, dass die Gehälter der Beamten plötzlich so viel höher sind (weil man ja jetzt viel mehr brutto zahlen muss).
      Leistungsgerechte Entlohnung würde das Problem ja schon lösen :chinese:
      Würde halt in der freien Wirtschaft locker 100€/h + verdienen, glaube die Leute, die das Fordern, haben wenig Ahnung^^


      Guten Morgen an muh, sleepy, proudbavarian, seren, incognito, zinnsoldat, qory, juff, sic, banez-, arrow^gunz, cloud, zenarius, Tobi und den rest des DS-Stammtischs
    • Spoiler anzeigen
      Wie sieht die Welt nach Corona aus? Sechs Zukunftsforscher erklären, wie sich die Städte, die Arbeitswelt, unsere Ernährung und unsere Beziehungen verändern könnten. Von Sara Tomšić

      Ihr Fach habe nichts mit einem Blick in die Glaskugel zu tun – das ist einer der ersten Sätze, den alle Zukunftsforscherinnen und -forscher sagen, wenn man sie fragt, wie die Welt nach der Pandemie aussehen könnte. Aber wer sich in der Gegenwart umsehe, erkenne Tendenzen, die Schlüsse auf die postpandemische Zeit zulassen. In zwei Punkten sind sich die Experten unterschiedlicher Fachrichtungen einig: Es sind gute Aussichten. Und: Die positiven Entwicklungen sind teilweise schon in der Gegenwart zu beobachten.

      Wie werden wir unsere zwischenmenschlichen Beziehungen nach Corona gestalten?
      Axel Zweck leitet den Bereich Forschung und Entwicklung am VDI Technologiezentrum und lehrt Innovations- und Zukunftsforschung an der RWTH Aachen.

      "Im letzten Jahr haben wir vor allem eines gelernt: Wie wichtig ein Kern von Menschen ist, dem wir uns in Krisenzeiten zuwenden können. Besonders familiäre Beziehungen wurden durch Corona essenziell. Die Enkelin, die für die Großmutter einen Impftermin online bucht, oder Eltern, bei denen Studierende mit finanziellen Nöten wieder einziehen.
      Die Pandemie hat uns wieder bewusst gemacht, welche Vorteile das Leben in einer Mehrgenerationen-Konstellation hat. Dieses Bewusstsein wird auch nach Corona bleiben und kann zu einer Aufweichung der klassischen Familienidee führen, die oft nur zwei Generationen meint. Mehrgenerationenhäuser, mit Freunden einen Hof kaufen, zwei Elternpaare ziehen gemeinsam Kinder groß – all diese Ideen werden an Attraktivität gewinnen.

      Freundschaften wurden in den vergangenen Monaten ins Digitale verlagert. Was oft mühsam und unbefriedigend wirkt, hat aber auch Vorteile. Im vergangenen Jahr haben wir digitale Empathie erlernt. Wer sonst seinem Gegenüber mit allen Sinnen und dreidimensional begegnete, war nun ausschließlich auf die Stimme oder auf ein zweidimensionales Bild beschränkt. Einer Freundin ihre Traurigkeit anzumerken, gelingt auf dem Bildschirm schwieriger. Menschen mussten achtsamer miteinander werden und lernen, auf Nuancen im Gespräch zu achten. Das wird auch nach Corona ein großer Vorteil bleiben. So können wir uns auch Menschen nah fühlen, von denen wir räumlich getrennt sind. Zwischenmenschliche Beziehungen werden digital einfacher möglich sein als vor der Krise.
      Wir werden uns ohne das Virus wieder vermehrt begegnen, aber die Pandemie hat einen Anstoß dazu gegeben, die Notwendigkeit von Treffen zu hinterfragen – nicht nur im beruflichen, sondern auch im privaten Kontext."

      Wie werden wir uns nach Corona fortbewegen?
      Stefan Carsten ist Zukunftsforscher, Stadtgeograf und Experte für Mobilität.

      "Das Fahrrad wird der Gewinner der Pandemie sein, ganz klar. In vielen anderen Ländern beobachten wir schon seit Jahren einen Trend in Richtung Fahrrad, in Deutschland kam der nun durch Corona auch endlich in der breiten Masse an. Das hat unterschiedliche Gründe: Diese Pandemie ist eine Gesundheitskrise, Menschen hinterfragen ihre körperliche Verfassung, werden sich ihrer eigenen Verletzlichkeit bewusst. Dadurch erfährt körperliche Betätigung einen größeren Stellenwert.
      Gleichzeitig wurde der öffentliche Nahverkehr zum Risikoraum. Wer in einer Großstadt in die Bahn steigt, begibt sich in die Nähe potenzieller Virenträger. Das Fahrrad ist eine ideale Alternative, der Markt boomt. Das Auto wird Platz machen. Der öffentliche Raum gewinnt an Bedeutung, Straßen oder Parkplätze für Autos werden zugunsten von Fahrradwegen zurückgebaut. Auch der ÖPNV wird sich anpassen müssen, Bus und Bahn werden sich als integrierende Mobilitätsform am Fahrrad ausrichten. Heißt beispielsweise: Fahrradparkhäuser an allen Bahnhöfen und Mitnahmemöglichkeiten in allen Verkehrsmitteln, zu jeder Zeit.
      Die veränderte Mobilität wird sich auch auf unsere Städte auswirken. Durch Corona haben wir zwangsläufig unseren Bewegungsradius verkleinert. Einkaufen geht man eher im eigenen Stadtteil, zum Arzt oder zur Kita hat man es meist auch nicht weit. Die Menschen haben gemerkt, wie wichtig es ist, alle Dinge des täglichen Bedarfs in Fuß- oder Fahrradnähe zu haben. Die neue Mobilität ist flexibel und unabhängig und löst sich immer mehr vom automobilen Besitz.
      Seit Jahren gibt es in Paris die Idee einer 15-Minuten-Stadt. Ziel ist es, jeder Bürgerin und jedem Bürger zu ermöglichen, alle für den Alltag wichtigen Orte innerhalb von 15 Minuten zu erreichen: Supermarkt, Sportplatz, Arzt, Bürgeramt, Schule. Dafür soll die ganze Stadt dezentral umstrukturiert werden. Kurze Wege sind Lebensqualität, das hat diese Pandemie gezeigt und das wird nach Corona der Anspruch sein, an dem sich Städte messen müssen."

      Was werden wir nach Corona essen?
      Hanni Rützler ist Trendforscherin und Ernährungswissenschaftlerin, sie erstellt jährliche "Food Reports" für Matthias Horx' Zukunftsinstitut.

      "Die Pandemie ist eine Gesundheitskrise. Wir haben verstanden, dass wir vieles nicht beeinflussen können, dass technische Möglichkeiten zum Schutz unserer Gesundheit Grenzen haben. Was wir allerdings beeinflussen können, ist: unser Essen.
      Frische Lebensmittel haben darum einen Boom erfahren, der sich auch nach der Pandemie fortführen wird. Statt in der Kantine oder auswärts zu essen, wurde viel mehr zu Hause gekocht. Die Zeit in der Küche und am Esstisch ist deutlich gestiegen und damit auch das Bewusstsein für das, was wir essen. Nachhaltigkeit und Qualität spielen eine größere Rolle als zuvor.
      Im letzten Jahr ist es außerdem normal geworden, dass wir auch frische Lebensmittel online bestellen. Netzwerke haben sich gebildet, Anbieter ihr Angebot massiv ausgeweitet, Produzenten können sich nun direkt an Kundinnen und Kunden wenden und den Handel umgehen.
      E-Food ist mehr als nur online bestellte Lebensmittel oder Essen. Es ermöglicht Konsumenten die Qualität, die Herkunft und die Preise von Lebensmitteln niedrigschwellig zu vergleichen. Die meisten Anbieter haben deutlich mehr Produktinformationen auf ihrer Homepage als ein normales Supermarktschild. Online werden Lieferketten, Produktionsbedingungen und Herkunft detaillierter transparent gemacht. Durch Corona hat E-Food einen Aufschwung erlebt, der normalerweise zehn bis 15 Jahre gebraucht hätte. Dieser Trend wird bleiben.
      Auch Luxussegmente haben einen neuen Zugang zum Konsumenten gefunden. Bestimmte Produkte in hoher Qualität, die früher nur Spitzenrestaurants vorbehalten waren, kann man als Konsument nun einfach bestellen.
      Diese Sehnsucht nach Vielfalt und besonderen Spezialitäten wird sich nach der Pandemie mit dem Wunsch nach Regionalität verbinden. Ich nenne das den Local-exotic-Trend, er verbindet den Wunsch nach regionalen Produkten mit der Tatsache, dass sich Menschen trotzdem nicht mit einer eingeschränkten Auswahl zufrieden geben wollen. Schon jetzt werden Artischocken, Reis oder Ingwer auch in Deutschland angebaut. Das regionale Angebot wird auch nach der Pandemie ausgefallener werden müssen, um dieses Bedürfnis zu stillen.
      Nicht zuletzt hat die Pandemie auch die Rahmenbedingungen des Essens verändert. Denn viele Menschen hatten im Homeoffice wieder Zeit, zusammen zu essen. Drei gemeinsame Mahlzeiten pro Tag, das kannten manche seit Jahrzehnten nicht mehr. Diese Art des Zusammenkommens werden sich diejenigen, die es in der Pandemie genießen konnten und für die es keinen enormen Stress bedeutet hat, bewahren wollen. Die Pandemie hat das Essen wieder näher an den Menschen gebracht. Strukturell, aber auch emotional."

      Wie werden wir nach Corona arbeiten?
      Sven Göth ist Business Futurist und Experte für Transformation und befasst sich mit den Veränderungen der Arbeitswelt.

      "Untersuchungen gehen davon aus, dass 20 bis 30 Prozent der Bürozeiten nicht mehr stattfinden werden. Auch die Anzahl an Geschäftsreisen werden deutlich zurückgehen. Dennoch wird die Zukunft der Arbeit sicher nicht ausschließlich digital gestaltet sein, das halte ich für unrealistisch. In vielen Berufszweigen ist das gar nicht möglich. Arbeitsplätze in der Produktion oder im Einzelhandel werden eher durch Roboter ersetzt, als dass sie ins Homeoffice verlagert werden.
      In den Wissensberufen werden wir aber umdenken müssen. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer genießen die Freiheiten, die das Remote-Arbeiten mit sich bringt. Wer als Arbeitgeber attraktiv bleiben will, muss zusehen, dass er diese Form der Arbeit anbietet.
      Gleichzeitig sind Menschen soziale Wesen. Das Büro, der Plausch in der Kaffeeküche, all das dient als Ausgleich zur Arbeit. Dieses Miteinander fiel durch Corona weg, die Work-Life-Balance hat enorm gelitten. Arbeitgeber müssen sich also fragen: Wie schafft man einen Raum, in dem beides möglich ist? Flexibles Arbeiten von überall, aber auch Begegnung mit Kolleginnen und Kollegen.
      Auch die Burn-out-Raten sind in der Pandemie gestiegen, im Homeoffice tendieren wir dazu, die Arbeit ausufern zu lassen. Das heißt, in der Post-Corona-Arbeitswelt werden wir uns ganz intensiv fragen müssen: Wie schafft man ein ausgleichendes Erlebnis zur Arbeit? Und: Macht der Mensch das selbst oder bietet der Arbeitgeber das an? Campus-Areale wie das von Google oder anderen großen Techunternehmen werden in Zukunft noch wichtiger werden. Arbeitsorte, an denen sich beides verbindet: Freizeit und Arbeit, Struktur und Unabhängigkeit."

      Welche gesellschaftlichen Werte werden nach Corona wichtig sein?
      Eike Wenzel ist Zukunftsforscher am Institut für Trend- und Zukunftsforschung in Heidelberg.

      "Seit über einem Jahr müssen wir akzeptieren, dass wir mit Grenzen leben. Durch dieses Virus werden wir im Alltag eingeschränkt. Wir leben in einer Gesellschaft, die sehr stark von Individualisierung geprägt ist, doch in diesen Zeiten kommen individuelle Freiheiten an ihre Grenzen. Wir reiben uns an den Regeln, wir halten sie nicht gerne aus, wir streiten uns. Ein Wertewandel ist immer ein Aushandlungsprozess. Dieser Prozess kreist derzeit um einen gesellschaftlichen Wert, der unglaublich wichtig geworden ist: Verantwortung.
      Die Frage nach der Verantwortung Einzelner und der Gesellschaft lässt sich nahtlos auf die Klimakrise übertragen. Wir leben mit planetaren Grenzen, die wir bisher in vielerlei Hinsicht überschreiten. Wenn wir eine lebenswerte Zukunft für uns und die Generationen nach uns wollen, ist klar, dass wir diese Grenzen anerkennen und akzeptieren müssen. Der Kernwert dafür ist kollektive Verantwortung – und durch Corona haben wir Verantwortung als globales Prinzip verstanden.

      Im besten Fall könnte die Pandemie eine weltweite Achtsamkeit begünstigen. Denn in der aktuellen Krise nehmen wir andere Menschen als Wesen wahr, die wir schützen und denen wir helfen können. Die Gesellschaft muss es schaffen, diese Sicht global auszudehnen, sodass Menschen verstehen: Ich habe nicht nur Verantwortung für mein direktes Gegenüber, sondern auch für den, dem aufgrund der Klimakatastrophe sein Haus absäuft. So können wir nach der Pandemie eine Gesellschaft sein, die den Balanceakt zwischen Individualisierung und kollektiver Verantwortung schafft."

      Wie werden wir nach Corona konsumieren?
      Christian Schuldt ist Soziologe und Zukunftsforscher und hat für das Zukunftsinstitut führend bei den Studien "Die Welt nach Corona" mitgewirkt.

      "Im Konsum hat das Thema Lebensqualität durch die Pandemie eine ganz neue Bedeutung bekommen. Die eingeschränkten Konsummöglichkeiten förderten tendenziell eine Rückbesinnung auf das, was wirklich zählt. Das wird auch langfristig eine bewusstere, sozialere Art von Genuss vorantreiben. Der Konsum um des Konsumierens willen wird zurückgehen, klassische Frustkäufe werden eher hinterfragt werden.
      Konkret bedeutet das eine Verschiebung von Quantität zu Qualität. Konsumierende werden nach der Krise verstärkt das Systemische mitdenken: Wo wurde die Ware produziert, unter welchen Bedingungen? Daraus folgt auch ein stärkerer Fokus auf lokale Produkte und Hersteller. In der Pandemie ist klar geworden, wie fragil viele Lieferketten sind und wie das uns, die Konsumierenden, direkt beeinflusst. Gleichzeitig haben wir kleinere Läden in unserer unmittelbaren Nähe neu entdeckt und wertschätzen gelernt.
      Grundsätzlich treibt die Pandemie damit ein starkes Bedürfnis nach Sinn im Konsum voran. Daran werden sich die Märkte anpassen müssen. Für Unternehmen heißt das: Sie müssen künftig nicht nur konsequent nachhaltig wirtschaften, sondern sich auch gesellschaftlich einbringen und mutig Haltung zeigen, um auch soziale Mehrwerte zu schaffen. Dazu zählen etwa das Buy-one-give-one-Prinzip von share und der All-Profit-Gedanke von Viva con Agua, aber auch die #LeaveNoOneBehind-Kampagne, mit der Ben & Jerry's die Politik aufforderte, das überfüllte Flüchtlingslager in Moria zu evakuieren.
      Um künftig neben dem Onlineshopping bestehen zu können, wird sich der klassische Filialhandel wandeln müssen. Dabei werden hybride Konzepte wichtiger: Geschäfte, die nicht nur Waren verkaufen, sondern Konsum- und Erlebnisort in einem sind, indem sie zum Beispiel auch als Co-Working-Spaces, Cafés oder Reparaturwerkstätten fungieren. Echte Begegnungen und sozialer Austausch werden immer mehr zu neuen Argumenten für den analogen Einkauf.
      Die Corona-Pandemie hat auch deutlich gemacht, wie Technologie helfen kann, den Konsum zu organisieren. So sind das kontaktlose Bezahlen oder Konzepte wie Click & Collect inzwischen längst im Alltag angekommen. Vor allem aber zeigte die Krise auch, dass und wie Technologie helfen kann, den Konsum zu vermenschlichen, indem sie eine Nähe auf Distanz schafft. Vor allem inhabergeführte Läden oder Dienstleister konnten mithilfe digitaler Tools Beziehungen zu Kundinnen und Kunden aufbauen und intensivieren. Auch das ist ein Corona-Learning: Klug eingesetzt, ist Technologie ein Hebel für menschliche Begegnungen."
      Dieser Beitrag wurde bezahlt vom George Soros Zentrum für politische Agitation

      Beitrag von THC-Veraechter ()

      Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().


    • tech transfer für covid impfungen nicht so einfach und läuft auch jetzt schon auf hochtouren, trotz existierenden patenten (take it with a grain of salt, ist alles laut pharma, aber durchaus plausibel)
    • Alex- schrieb:

      Die sozialen Netzwerke machten uns Millennials zu Anpassern
      Eigentlich sind wir Millennials mit dem Ideal aufgewachsen, ganz wir selbst zu sein. Doch die Angst, im Netz wegen Fehlverhaltens bestraft zu werden, hat uns zu einer Generation von Anpassern gemacht.


      nzzas.nzz.ch/magazin/millennia…D7cPjUhUuiQmPhGbHuzlCyg54
      Keine Sorge, das hat die Schule schon getan. Man ist optimalerweise nicht man selbst, sondern das lehrerkompatibelste Ich, das man darstellen kann.
      6 Stunden rumsitzen und mir irgendwas über Grammatik anzuhören, ist jedenfalls nicht mein wahres Ich.
      Eine Mutter kann nicht helfen, bei so vielen lockeren Schrauben.