Wie umgehen mit der AfD?

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    • Sundry schrieb:

      Lord_Boris schrieb:

      sachliche, neutrale Berichterstattung findet nur selten statt
      man könnte es fast sogar so sehen, dass pressefreiheit herrscht und jeder schreiben darf was er will. zweitens hat sich der größte teil der privaten presse ebenfalls dem diktat des profits unterworfen und wird im zweifel immer das schreiben, was schneller mehr geld gibt
      These: Problem ist nicht die Abwesenheit von sachlicher, neutraler Berichterstattung, sondern, dass trotz der Unmöglichkeit von dieser, stets so getan wird, als wäre man sachlich und neutral
      V.a. bei den öffis schwingt oft das falsche Dogma der Neutralität mit, während natürlich hochgradig subjektiv berichtet wird.
      Die Tatsache, dass subjektiv berichtet wird finde ich dabei explizit nicht schlimm, das gleichzeitige Betonen der Neutralität und Sachlichkeit führt imo aber zur Ablehnung von Journalismus insgesamt (Stichwort Lügenpresse)
      FREE Hat
    • black_head schrieb:

      Sundry schrieb:

      Lord_Boris schrieb:

      sachliche, neutrale Berichterstattung findet nur selten statt
      man könnte es fast sogar so sehen, dass pressefreiheit herrscht und jeder schreiben darf was er will. zweitens hat sich der größte teil der privaten presse ebenfalls dem diktat des profits unterworfen und wird im zweifel immer das schreiben, was schneller mehr geld gibt
      These: Problem ist nicht die Abwesenheit von sachlicher, neutraler Berichterstattung, sondern, dass trotz der Unmöglichkeit von dieser, stets so getan wird, als wäre man sachlich und neutralV.a. bei den öffis schwingt oft das falsche Dogma der Neutralität mit, während natürlich hochgradig subjektiv berichtet wird.
      Die Tatsache, dass subjektiv berichtet wird finde ich dabei explizit nicht schlimm, das gleichzeitige Betonen der Neutralität und Sachlichkeit führt imo aber zur Ablehnung von Journalismus insgesamt (Stichwort Lügenpresse)
      Stimme dir in deiner These zu, möchte jedoch klar betonen dass ich den Journalismus als Ganzes deshalb nicht ablehne. Es schadet dem Ansehen der Journalisten ganz klar, allerdings gibt es auch durchaus gute Beispiele bei denen hervorragend recherchiert wurde. (siehe z.b. "Panama Papers" durch die SZ? nicht ganz sicher ob SZ oder Spiegel)

      Ich habe auch kein Problem damit in Kommentaren oder Kolumnen die Meinung des Redakteurs mitschwingt. Mein Problem ist eher die "Informationssendungen" und "Berichterstattungen" die ganz klar wertend und subjektive gesendet/geschrieben werden.

      Mir scheint es als haben unsere deutschen Medien heutzutage vergessen, dass wir 1966 die "Spiegel-Affäre" hatten und im Zuge dessen ein Gesetz verabschiedet wurde, wonach "Der Rundfunk Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit der Berichterstattung, die Meinungsvielfalt sowie die Ausgewogenheit seiner Angebote zu berücksichtigen habe"

      Finde auch nicht dass dieser Wunsch zu mehr Neutralität die Pressefreiheit in irgendeiner Form einschränkt, sondern im Gegenteil eher stärkt, da so auch andere (politische) Positionen oder vom Mainstream abweichende Meinungen eingenommen werden können/müssen. (Stichwort: Natopolitik zu Russland, Afghanistan Einsatz der Bundeswehr oder auch die 2015 "Willkommenskultur)

      Dadurch dass sich unser heutiger Newsjournalismus so entpolitisiert hat, werden viele Resignierte und Andersdenkende (moralisch) ausgegrenzt und in die vermeintliche Extreme geschoben, was imo sicherlich auch mit ein Punkt ist weshalb die AFD immer noch Prozentpunkte bekommt.
    • Lord_Boris schrieb:

      Ich habe auch kein Problem damit in Kommentaren oder Kolumnen die Meinung des Redakteurs mitschwingt. Mein Problem ist eher die "Informationssendungen" und "Berichterstattungen" die ganz klar wertend und subjektive gesendet/geschrieben werden.
      Mir geht es explizit um eben jene Informationssendungen und Berichterstattungen, nicht um Kommentare o.ä. - da ist ja klar, dass es stark Meinungsgetrieben ist
      FREE Hat
    • black_head schrieb:

      Lord_Boris schrieb:

      Ich habe auch kein Problem damit in Kommentaren oder Kolumnen die Meinung des Redakteurs mitschwingt. Mein Problem ist eher die "Informationssendungen" und "Berichterstattungen" die ganz klar wertend und subjektive gesendet/geschrieben werden.
      Mir geht es explizit um eben jene Informationssendungen und Berichterstattungen, nicht um Kommentare o.ä. - da ist ja klar, dass es stark Meinungsgetrieben ist
      Hab dich schon auch so verstanden und das sollte auch gar nicht auf dich bezogen sein, Sorry. Wollte mich damit nur präziser positionieren wegen dem Argument der Pressefreiheit.
      Möchte den Thread jedoch auch nicht derailen, deshalb wollte ich mich möglichst kurz fassen. Ich sehe das "AFD-Problem" (wenn man es denn so nennen möchte) jedoch als sehr komplex an und da gehört für mich auch unweigerlich diese Mediendiskussion dazu ;)
    • black_head schrieb:

      V.a. bei den öffis schwingt oft das falsche Dogma der Neutralität mit, während natürlich hochgradig subjektiv berichtet wird.
      Die Tatsache, dass subjektiv berichtet wird finde ich dabei explizit nicht schlimm, das gleichzeitige Betonen der Neutralität und Sachlichkeit führt imo aber zur Ablehnung von Journalismus insgesamt (Stichwort Lügenpresse)
      Ich habe auch den Eindruck.

      Natürlich waren auch reine Faktenberichte immer gewissermaßen selektiv (was wird überhaupt erwähnt, welche Zahlen wann genannt, was wird gründlich aufgelistet, was nur am Rande etc.) aber ich habe den Eindruck das Nachrichtensendungen sich da verändert haben.

      Bin mir nicht sicher ob ich es so beschreiben kann, dass man es versteht, was mich da etwas stört, aber ich probiere es mal:

      Wenn man sich etwas Tagesthemen/Tagesschau aus den 80ern mal angesehen hat und sich die Veränderung (die ich unterstelle) mal als Skala vorstellen mag, mit 1 als "rein aus echten Wissens-Nachrichten, ohne Ethik, Wertung oder Kommentar oder spannend machen für die Zuschauer" und 10 als "Wertkommentar, der aber nicht unbedingt als solcher deklariert wird, sondern mit reinen Wissensnachrichten vermengt ist" , sähe das etwa so aus:

      Früher vielleicht die Tagesschau bei 3 oder 4 (mehr Neutralität real kaum zu schaffen, irgendwelche Schwerpunkte MUSS man setzen, wenn ein Rahmen gegeben ist) heute selten bei 4, eher bei 5 oder 6, manchmal drüber. Evtl. vielleicht sogar Tendenz steigend.

      Als Gründe unterstelle ich mal:

      -Informationsüberflutung heute (Themen werden überspitzt, mehr Werte als Fakten thematisiert, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer mehr zu triggern).

      -Bedürfnis der Fernsehproduzierenden "jung und locker" zu sein und nicht mehr die steifen Spießer im karierten Sakko (wobei aber übers Ziel soweit hinausgeschossen wird, dass nicht nur die Präsentation, sondern auch de Inhalte sich ändern).

      -"Tatsächlich" jüngere und lockerere Macher und Zuschauer, die Abweichungen und Fehler eher tolerieren, die in den 80er Jahren noch Fluten an bösen Zuschauerbriefen irgendwelcher Studienräte und sonstiger konservativer Autoritäten nach sich gezogen hätten.

      -Aufgrund der politischen Bedingungen (kalter Krieg) war denke ich das Bewusstsein für Manipulation/Vorwürfe über unsachliche Berichterstattung durch politische Gegner noch höher als heute. Wer bei den Fakten blieb und sich den Kommentar sparte, vermied es, in irgendwelche Lager sortiert zu werden. Die "journalistische Neutralität" wurde einem damals denke ich viel eher abgesprochen.

      -Moderne Phänomene wie Clickbaits, die von vielen "dummen" Nutzern und Presse leider belohnt/strategisch eingesetzt werden, anstatt, dass man solche Headlines grundsätzlich (zurecht) als unseriös stigmatisiert, da sie häufig reduzierend und dadurch (oder gar bewusst, um mehr Aufmerksamkeit zu erregen) sinnverfälschend sind.

      -Ein Bedürfnis der Leute nach Werten und Normen an denen sie sich in schnelllebigen Zeiten noch halten und orientieren können (wobei aber die Nachrichten diese nicht selber bieten sollten, sondern eher die Politik. Dann ist klar, wer für diese Position steht und wer sie nur "vorstellt"). Wertende Berichte dagegen sind total kontraproduktiv, weil sie Vorwürfe wie "Lügenpresse", die natürlich völlig überzogen sind, tatsächlich doch ansatzweise zur Wahrheit werden lassen, beziehungsweise entsprechende "Journalismus-Ablehner" in ihrer Haltung bestätigen.