Dotasource Contest: Zusammen Alt-Ehrwürdige scHinken (ZAEH) lesen (auch für Veganer:innen)

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    • @myplaren Dein nächstes Kapitel ist

      Fortlaufend PDF PDF Print Print Print
      277 Teil 12 15 Book IV Part I: 1826 XV



      @Bighead Dein nächstes Kapitel ist:
      36 Teil 2 8 Book I Part II: 1812 VIII




      Wir haben schon über 2% von Krieg und Frieden gelesen!
      The verdict is not the end
      It is only the beginning
      Strong will shall keep spreading
    • Krieg und Frieden: Vol. 1, Teil 3, Kapitel 8

      Die beiden verbündeten Kaiser aus Russland und Österreich besichtigen zusammen ihre Armee. Sowohl frisch aus Russland eingetroffene, als auch die aus dem Felde zurückgekehrten Truppen vollführen zu diesem Anlass einen Aufmarsch. Achzigtausend Soldaten haben ihre zahllosen Gewehre, Bajonette, Säbel und Kanonen blitzblank gesäubert, stellen sich am frühen Morgen in tadelloser Uniform in Reih und Glied und folgen den Kommandos ihrer Offiziere, welche sie in strikt geordneten Gruppen über den riesigen Exerzierplatz bewegen. Jeder einzelne in dieser Menschenmenge, egal ob einfacher Soldat, Offizier oder gar General fühlt sich in diesem Augenblick klein und unbedeutend wie ein Sandkörnchen, aber auch zugleich mächtig und stolz bei dem Gedanken ein Teil dieses gewaltigen Ganzens zu sein.

      Als Rostow, in den vordersten Reihen der Kutusowschen Armee stehend, den Geleitzug des Kaisers in der Ferne heranreiten sieht ergreift ihn eine stolze Selbstvergessenheit und eine leidenschaftliche Hingabe für seinen Kaiser. Als der junge, hübsche Kaiser vorm Pawlograder Regiment hielt und unter Fanfaren und Jubelrufen seine Ansprache beginnt, überflutete Rostow ein Strom der Liebe. Wie selig wäre er gewesen, hätte er in diesem Augenblick für seinen Kaiser sterben dürfen. Als die Soldaten dem Kaiser aus voller Kehle zum Abschied zuriefen schrie Rostow ebenfalls, so laut er nur konnte. Er hätte sich in diesem Moment durch sein Schreien liebend gern selbst Schaden getan, wenn er dadurch nur die Begeisterung für seinen Kaiser stärker zum Ausdruck hätte bringen können.

      Der Kaiser verweilte noch einen kleinen Augenblick länger vor den Husaren, so als wäre er sich über etwas nicht ganz schlüssig. Rostow erschien diese Unschlüssigkeit erhaben und begeisternd wie eben alles, was der Kaiser tat. Der Moment der Unentschlossenheit dauerte aber nur kurz an, der Kaiser straffte seine Zügel und ritt davon. Rostow konnte bald nur noch seinen weißen Federbusch über das Gefolge hinweg beobachten. Bei dieser Gelegenheit sah er auch Bolkonskij, der unter den Offizieren lässig und leicht auf seinem Pferd saß. Er musste an seinen gestrigen Streit mit ihm denken und frage sich erneut, ob er ihn fordern müsse oder nicht. Im Angesichte des majestetischen Augenblickes welchen er gerade durchlebt hatte, wurde es Rostow klar, dass er ihn natürlich nicht fordern müsse. Was haben solche Streitereien zu bedeuteten, wenn man solche Liebe, Begeisterung und Selbstvergessenheit empfindet? Rostow liebte in diesem Moment alle und verzeihte jedem.

      Als die Besichtigung vorüber war unterhielten sich die russischen Offiziere noch über ihre Auszeichnungen, über die Österreicher, über Bonaparte und darüber, wie schlecht es diesem jetzt ergehen werde, wenn das Korps aus Essen und die Preußen auf ihre Seite treten werden. Vor allem sprach man aber vom Kaiser Alexander, man wiederholte seine Worte und Gesten und war von ihm entzückt. Möge er doch bald den Befehl geben und gegen den Feind losziehen. Unter dem persönlichen Kommando eines solchen Kaisers war ja gar nichts anderes möglich als zu siegen.

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    • 118 - Buch II, Teil 3, Kapitel 13

      Mein nächstes Kapitel schließt direkt an Bigheads und Robs Kapitel an und Hurra! Auch ich darf weiter in die Geschicke der Familie Rostow eintauchen.

      Zusammenfassung:
      Natascha (Graf Rostows Tochter und Nikolaj Rostows Schwester) schleicht zu ihrer Mutter ins Schlafgemach für ein Sleepover. Die Mutti ist aber erst noch zu sehr mit Beten beschäftigt, weil sie glaubt bald zu sterben. Damit die Alte endlich aufhört mit dem frommen Getue hüpft Natascha im riesigen Bett der Gräfin herum. Es gibt ein bisschen Frau Mama und Bussi Bussi und dann liegen sie mit Lockenwicklern zusammen im Bett und führen Frauengespräche. Natascha ist, wie sich herausstellt, kein Kleinkind, sondern 16, und wenn sie nicht gerade Schnuten zieht und im Bett ihrer Mutter rumtollt und Kinderreime singt, verdreht sie den Männern am Hof den Kopf. Allen voran dem Blender Boris, den sie nur so zum Spaß vielleicht heiraten will. Aber eigentlich doch nicht. Den Besuchow blueballed sie auch, aber der ist Freimaurer schlimmer Finger, also taugt der auch nichts.

      Frau Mama erklärt dann, dass das mit dem Boris nichts werden kann, schließlich ist er zu arm (cringe), zu jung (wait watt) und ein Verwandter (auch cringe vermute ich). Als dann der Graf an der Tür klopft ist das Sleepover vorbei und Natascha verzieht sich in ihre eigenen Gemächer, wo sie wie der Teenager der sie ist von perfekten Liebhabern träumt. Am Ende des Kapitels steht kurz angemerkt, dass die Gräfin Boris hereinbestellt, mit ihm redet und er sich von da an nicht mehr im Hause blicken lässt. Vermutlich hat sie ihm gesagt, was für ein ungenügender Lappen er ist.

      Rezension:
      Ich fand das Kapitel etwas zu albern. Natascha benimmt sich wie ein Kleinkind. Von den Sorgen des Grafen merkt man in dem Kapitel aber nichts. Mutter und Tochter gehen in dem telenovela plot voll auf.
      Wenn Helena bei @TripperK mit "dem alten Graf" unseren werten Rostow meint, scheint sich das Beten für die Gräfin ja gelohnt zu haben. Oder Helena plant doppelten Ehebruch. Warum bei @Rob seine Eltern Nikolaj schreiben, Natascha sei krank, versteh ich nicht, die wirkt ziemlich gesund. Vielleicht wird sie jedes mal krank, wenn man ihr ein Boytoy wegnimmt. Wir werden es herausfinden.

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      The verdict is not the end
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    • Schuld und Sühne und Krieg und Frieden kann man schon mal durcheinanderkommen.

      Finde das Format deswegen eigentlich grad ziemlich geil, weil man sich alles so zusammenbauen muss und es dadurch spannender wird als es eigentlich ist. Bin auch ernsthaft überrascht, dass wir 4 Seiten Thread zusammengekommen haben :) Vielen Dank fürs Mitmachen
      The verdict is not the end
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    • Krieg und Frieden: Vol. 4, Teil 12, Kapitel 15 (277 fortl.)

      Andrej muss los, also im Sinne von, er ist offenbar todkrank. Seine Schwester, Prinzessin Marja, macht das unglücklich. Ihre Trauer wird aber von Andrej geblueballed, der sich sehr kalt und teilnahmslos gibt. Wenn man einen Mantel aus Eichhörnchenpelz rockt, darf man sich halt keine Blöße geben. Sie tauschen ein paar Höflichkeiten aus und dabei checkt sie dann, dass er mental einfach schon ein Skelly Boi ist und da er jetzt den Tod versteht, versteht er die Lebenden und ihre Belange nicht mehr. Dieses Thema zieht sich durch den Rest der Konversation und auch der Anblick seines Sohnes rührt Andrej nur wenig. Sein Sohn rollt aber 20 auf Vibe Check und heult sich bei Natascha aus, nachdem er nach nur einem Kuss auf die Stirn aus dem Zimmer geführt wird. Offenbar ist zwischendurch auch Moskau komplett abgebrannt.
      ______


      Gerne noch ne Runde
      and combined with this image of what we should be doing there comes the inability to read or appreciate anybody who does something entirely different.
      MATLOK siGNAtuRtriGGer
    • Da russische Namen ja sowieso oft für Verwirrung sorgen hier ein kurzer Guide für alle die sich vorher noch nicht durch einige Einheiten Schuld und Frieden gewälzt haben.

      Russische Personen haben in der Regel drei Namen: Vorname, Vatersname und Familienname.

      Der Vorname wird wie bei uns bei Geburt von den Eltern vergeben, z.B. Sergej, Andrej, Natascha oder Warja (Frauennamen enden meistens auf ein -a).

      Der Vatersname wird bei Geburt vom Vornamen des Vater übernommen und mit einem Suffix versehen. Möglich sind -owitsch, -ewitsch und manchmal -itsch für Söhne und -owna oder -ewna sowie selten -itschna oder -initschna für Töchter. Wenn der Vater beispielsweise Sergej mit Vornamen heisst, dann bekommen seine Söhne den Vatersnamen Sergejewitsch ("Sohn des Sergej") und seine Töchter Sergejewna ("Tochter des Sergej"). Nach welchen Regeln welcher Suffix zu welchem Vornamen des Vaters gehört ist mir zu hoch, fürs Lesen eines Romans ja aber auch egal.

      Der Familienname ist dann wieder wie bei uns der Nachname. Allerdings richtet sich auch hier ein Suffix nach dem Geschlecht; Nachnamen von Frauen enden üblicherweise auf -a oder -ja (Anna Karenina ist die Frau von Alexej Karenin).

      Volle russischer Namen sind dann also z.B. der von Lew Nikolajewitsch Tolstoi (Lew aus der Familie Tolstoi, Sohn des Nikolaj) und der seiner Frau Sofja Andrejewna Tolstaja (Sofja aus der Familie Tolstoi, Tochter des Andrej).


      Wenn ich es richtig verstehe, dann ist im Russischen die Anrede mit Vor- und Vatersnamen sowas wie das deutsche Siezen, also eher formal. Die einfache Anrede nur mit dem Vornamen ist dann wie unser Duzen, also etwas das man nur mit engeren Bekanntschaften oder Kindern macht. Eine Anrede nur mit Nachnamen drückt eine hohe Distanz aus, ist unter normalen Bekanntschaften eher unüblich und wird eher bei Menschen mit Adelstitel verwendet (z.B. bei Graf Rostow). Was genau mitschwingt wenn jemand mit Titel und Vornamen angesprochen wird (z.B. Prinzessin Marja) weiß ich nicht so recht, aber scheint jedenfalls für die (unter umständen erwachsenen) Kinder in Adelsfamilien nicht unüblich zu sein.

      Daran wie die Personen im Buch benannt werden erkennt man also deren Distanz zum Leser: Boris, Natascha oder Nikolaj scheinen sowas wie Hauptpersonen zu sein, die dem Leser ohne Vatersnamen präsentiert werden und deshalb näher sind. Marja Dmitrijewna oder Anna Pawlowna hingegen werden mit Vatersnamen erwähnt und sind daher wahrscheinlich eher Nebencharaktere.

      Das Verwirrende ist, dass selten jemand mit Nachnamen angesprochen wird und man damit nur schwer Verwandschaftsbeziehungen sofort erkennt. Beispielsweise ist in einem meiner Kapitel von Marja Dmitrijewna, Ilja Andrejwitsch und Natascha die Rede. Alle drei scheinen ein enges Verhältnis zueinander zu haben, aber ich habe keine Ahnung ob und wie sie genau verwand sind. Könnte sein, dass Marja Dmitrijewna die Mutter der beiden anderen ist, könne aber auch nicht sein. Die genannten Vatersnamen lassen auf die Familienzugehörigkeit jedenfalls keinen Schluss zu. Das kann beim unbedarften Leser für Verwirrung sorgen, wenn er sie fälschlicherweise als Familiennamen liest und deshalb nicht mehr hinterher kommt, wenn Pulcherija Alexandrowna und Rodion Romanowitsch auf einmal Mutter und Sohn sind.

      Dieser Beitrag wurde bereits 5 mal editiert, zuletzt von langbutter ()

    • Also wenn man das Buch komplett liest werden die Chars schon 1x komplett vorgestellt vong Namen her aber ist in unserem "Lesesystem" halt kein given.

      Finde das aber nicht Problematisch, weil so kann man viel mehr spekulieren und interpretieren wie die Chars zusammenhängen und wenn wir das Buch Durchgelesen haben und am ende die komplette Ds.De-Ausgabe steht wird das schon für funs & giggles gesorgt haben werden, wenn man Relationship A annimmt aber am Ende Z rauskommt :D
      Hier sollte irgendwas mit Bierpong stehen :grinking:
    • Krieg und Frieden: Vol. 1, Teil 2, Kapitel 8

      Nikolaj Rostow ist mit seinen Husarenbros an der Donau und hat Feindkontakt. Es geht v.a. darum ohne die Mine zu verziehen im Kreuzfeuer zu stehen und auf das nächste Kommando zu warten. Die feindlichen Franzosen schießen mit Artillerie und Kartätschen (Shotgun-Artillerie) auf ihn und seine Bros, zwei werden verwundet und einer "beißt ins Gras" wie der Oberst, mit dem Nikolaj es sich irgendwie verscherzt hat, erfreut feststellt. Hauptsache mal was los I guess. Es gibt noch irgendeinen Disput, wer wem befohlen hat oder auch nicht, eine Brücke zu sprengen. Am Ende wird sie dann aber gesprengt.

      11 Seiten ohne nennenswerten Content, Nikolaj wünscht sich weg vom Krieg und an einen sicheren Ort. Das ganze Soldatengehabe ist schlecht und die Leute geiern nur auf Orden, ohne jeden wirklichen Sinn. Krieg dumm lol halt. Nächstes Kapitel dann hoffentlich wieder juicy Drama, dieses Männlichkeitsgehabe ist auch ironisch auf die Kimme genommen nicht unterhaltsam

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Bighead ()

      Let's Play: CK2, Patrizier 2, Anno 1800
    • Krieg und Frieden: Vol. 1, Teil 2, Kapitel 10

      Fürst Andrej steigt in Brünn (heute Tschechien) ab und besucht seinen Bekannten Diplomat Bilibin (35 Jahre alt, geistreich, Junggeselle und der Oberschicht angehörig). Dieser ist der Moukoko unter den Diplomaten und ist dementsprechend im Business seit er 16 ist. Er ist ebenfalls Russe aber aus irgendwelchen Gründen müssen sie sich auf Französisch unterhalten. Bolkonskij erzählt ihm wie die Gegner in Krems auf dem Schlachtfeld zerstört wurden, aber Bilibin betreibt Backseat-Gaming und fragt wie sie es geschafft haben keinen einzigen Marschall gefangen zu nehmen. Fürst Andrej countered mit Whataboutism und blamed Bilibin, weil er Bonaparte nicht überzeugt hat Genua aufzugeben. Bilibin nutzt die "Ich hör dich nicht"-Taktik und fragt weiter nach wieso Monier (ein Marschall anscheind) nicht gefangen genommen wurde. Desweiteren äußert er Eternal Sadness, weil er und sein Bro König Franz keinen Prater in Brünn haben. Fürst Andrej zählt jetzt die Niederlagen von Mack, Erzherzog Ferdinand und Erzherzog Karl auf um zu zeigen wie hefitg wichtig der Sieg der Schlacht ist und ist traurig, dass er nicht den Respect am receiven ist, den er sich vorgestellt hat.

      Bilibin enthüllt, dass Wien von Frankreich besetzt wurde und die Schlacht von Fürst Andrej irgendein unwichtiger Unsinn war der wirklich niemanden interessiert. Fürst Auersperg verteidigt an der Wien-abgewendeten Seite der Donau und hat die Brücke mit Techiesminen zugespammt um den Push zu delayen. Bilibin gibt sich pessimistisch was den ganzen Feldzug (der Russen?) angeht. In der Berliner Zusammenkunft werden aber Kaiser Alexander und der König von Preußen bald noch einen kleinen Plausch abhalten, eventuell joined Preußen und dann könnte der Krieg weitergehen. Dann packt Bilibin noch schnell den Aluhut aus und befürchtet einen Snitchmove, bei dem Österreich und Frankreich geheime Beziehungen pflegen und demnächst Frieden ausrufen.

      Nach dem Gespräch denkt Andrej noch über Österreich, Frankreich und Preußen nach; im Bett hitted dann aber Reversed-PTSD, die Bilder aus der Schlacht kommen wieder hoch und er ist extrem glücklich.
    • Krieg und Frieden: Vol. 4, Teil 3, Kapitel 1 (Fortl. 298)



      In der Einleitung zum dritten Teil des vierten Buches (also quasi kurz vor Feierabend) macht Tolstoi die Schlacht bei Borodino und deren Folgen zu einem militärisch-politisch-gesellschaftlichen Lehrstück:

      Krieg ist im Grunde die gemeinsame Einigung auf eine Illusion: "Nur" weil ein Hundertstel der gesamten Volkskraft in einer Schlacht unterliegt, drei - fünf- oder zehntausend Menschen dahingemordet werden, ergibt sich ein Volk von mehreren Millionen Menschen unter eine neue Herrschaft, obwohl es in der Realität ja der Armee des Siegers zahlenmäßig immer noch extrem überlegen ist. Das war in der Geschichte immer so und wurde als gegeben angesehen, bis eben zur Schlacht von Borodino. Napoleon hatte die Schlacht unter hohen Verlusten gewonnen und der Weg in die damals ehemalige russische Hauptstadt Moskau war frei. Er verlor auch danach keine weitere Schlacht, und musste sich dennoch zurückziehen und seinen Russlandfeldzug aufgeben. Seine sechsmalhunderttausend Mann starke Armee und gleich darauf das ganze Napoleonische Frankreich hörte einfach auf zu existieren. Französische Geschichtsschreiber begründen das damit, dass die russischen Bauern ihre Felder lieber verbrannten, als den Ertrag zu horrenden Preisen an die Franzosen zu verkaufen.

      Diese Weigerung, den militärischen Sieg des Feindes zu akzeptieren und sich unter seine Autorität unterzuordnen hält Tolstoi für beispiellos. Er vergleicht das ganze mit einem aufs kunstvollste ausgefochtenen Duell, in dem ein verwundeter Duellant angesichts der ernsten Lage seinen Degen beiseite wirft, den nächstbesten Knüppel aufhebt, damit ohne jegliche Finesse auf seinen Kontrahenten eindrischt und den Kampf so für sich entscheidet. Technisch gesehen hat der Prügler gewonnen, aber alle Zeugen des Duells wenden sich ob der Primitivität seines Sieges peinlich berührt ab und hätten eher erwartet, dass der Verwundete "nach allen Regeln der Kunst salutiert, den Degen umwendet und ihn anmutig und höflich einem großmütigen Sieger übergibt". Dieser Ansicht wären sicherlich alle versierten Fechter im Publikum, und entsprechend auch alle versierten Kriegstreiber in Russland (ergo die Oberschicht mit unseren Boys Bolkonskij, Besuchow und Roskow), die im Nachhinein selbstverständlich versuchen würden, alles so darzustellen, als hätten sie den Sieg nach allen Regeln der Kunst mit dem Degen errungen, weswegen es so viele gegenläufige Theorien zum Ende des Napoleonischen Russlandfeldzuges gibt.

      Tolstoi hingegen dankt einfach dem Russischen Volk für die "Einfalt und Harmlosigkeit", mit der es "zum ersten besten Knüppel gegriffen und mit ihm so lang losgedroschen hat, bis sich das Gefühl der Erbitterung und Rache in seiner Seele in Verachtung und Mitleidaufgelöst hatte" und macht sich ein bisschen über Napoleon lustig, der sich ununterbrochen bei Kutusow und Kaiser Alexander beklagt hätte, "daß der Krieg gegen alle Regeln geführt werde, als ob es für das Hinmorden von Menschen Regeln gäbe."



      Rezension:

      Deep.

      Aber tatsächlich keine uninteressante Analyse. Setzt Krieg für mich in Ansätzen dem Geld gleich, in dem Sinne, dass er funktioniert, weil Menschen glauben, dass er funktioniert. Sind amerikanische Immobilienkredite bzw. holländische Tulpenzwiebeln damit der russische Winter der Finanzwelt? Habe mir auf jeden Fall mal den Wikiartikel zur Schlacht bei Borodino zu Gemüte geführt, und abgesehen davon, dass Tolstoi die französische Truppenstärke mehr als vervierfacht hat, scheint das zumindest kein vollkommen an den Haaren herbeigezogener Unsinn zu sein. Ich weiß wirklich überhaupt nichts über die Napoleonischen Kriege und hab dadurch ein wenig Lust bekommen, das zu ändern.

      Dieser Beitrag wurde bereits 6 mal editiert, zuletzt von Rob ()

      "Nimm das Messer runter! Als ich ihre Stimme imitierte, war es 1 Jokus."
      - Johannes der Echte

      "Diesen Künstler feier ich extrem! Er spielt ein sehr unkonventionelles Banjo."
      - Fas
    • Epilog I, Kapitel 5 (341 fortl.)

      Nach der Hochzeit Natashas mit Besuchow geht es bergab mit der Familie Rostow aufgrund des Todes des Grafen Ilja Andrejewitsch. Der war in seinen letzten Wochen und Monaten dement und depressiv.
      Deshalb quittiert Nikolaj seinen Dienst und reist direkt von Moskau nach Paris, um die Angelegenheiten zu klären und findet dabei heraus, dass die Schulden das Doppelte des Familienvermögens betragen.
      Stolz akzeptiert er die Erbschaft wider Vernunft und besseren Rates. Während die Gläubiger aber dem Grafen auf Grund seiner Güte immerwährend Aufschub gewährt hatten, sind es nun die, denen gegenüber der Graf am großzügigsten war, jene die Nikolaj weder Aufschub, noch Erbarmen zeigten.
      Nachdem das Gut weit unter Wert versteigert wurde und auch sonst nichts gelang, um das Geld zu beschaffen, tritt er in den Staatsdienst in Moskau ein und darf nicht zurück zum Traumjob Armee, da seine Mutter sich an ihn klammert. Seine Mutter ist ohnehin ein Riesenproblem, da sie nichts von der Verarmung der Familie weiß und Nikolaj versucht ihr weiterhin den Lebensstandard einer Gräfin zu bieten. Nikolaj hält die Lage auch vor Natasha und Pierre geheim.
      Sonja ist eine große Hilfe, insbesondere mit der Gräfin, aber so tadellos sie ist, kann er sie doch einfach nicht lieben.
      Nikolaj wird immer verzweifelter und es zeigt sich partout kein Ausweg, den er bereit ist zu nehmen. Er wird zunehmend depressiv, dodged seine Freunde und Bekannten, die ihm helfen wollen und suhlt sich in diesem Missmut, das Einzige, was seine Lage erträglich macht.

      @Zagdil reload pls
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