Ukrainekrieg

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Update:
      Ich zitiere mich erstmal selbst von oktober 23

      roterbaron schrieb:

      Um Avdiivka greifen die Russen an und kommen mit heftigen Verlusten (deutlich über 100 Fahrzeuge verloren) langsam aber relativ stetig vorwärts. (blauer Kreis)
      Avdiivka ist nach quasi 6 monatigem Kampf gefallen. Es ging mehr oder weniger ohne Häuserkampf von statten und die Front hat sich auch schon deutlich weiter geschoben. Der Rückzug der Ukrainer verlief nicht wirklich geordnet. Da die Russen aber eine Menge Mensch und Maschinenmaterial draufgekippt haben um die Stadt zu gewinnen gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen für wen das im long-run gut war. Um in einem langen Krieg zu bestehen muss die Ukraine ungefähr 1:5 besser noch 1:7 tauschen. Das ist als Verteidiger möglich und mit besserer Technik sowieso aber wenn man wenig Material hat wirds nix.

      Es gibt einen interessanten Artikel der von mehreren Experten für glaubwürdig erachtet wird.
      kyivindependent.com/avdiivka-d…ggles-with-fortification/

      Die Dinge die da drin stehen, lassen sehr deutliche Zweifel aufkommen. Beispielsweise bauen die Russen seit Kriegsbeginn quasi permanent Verteidigungsstrukturen auch im Rückwärtigen Raum. Bei den Ukrainern sind sehr wenig Gräben und Bunker in der Zwischenzeit angelegt worden. Das scheint sich jetzt zu ändern ist aber wirklich weird. Möglicherweise wurde das politisch nicht gewollt im Sinne von: "Warum sollten wir Bunker, Verteidigungsanlagen und Schützengräben in Dnipro bauen wenn wir doch die Krim und den Donbass befreien wollen". Ist ein bisschen schwierig zu erklären warum man sich gegen ein Vorrücken der Russen schützen muss wenn man die doch besiegen will. Man hätte ja seit Monaten Samstags die Leute 3h lang mit der Schaufel hinstellen können um Gräben auszuheben. Ist halt nicht passiert, die Russen bauen aber weiterhin permanent weiter.
      Das könnte ein Grund sein, dass jetzt die Militärführung gewechselt hat. Wie beim letzten Teaser geclaimt wurde Salushniy quasi zurückgetreten, genoß aber insbesondere bei den Soldaten und Offizieren hohes Ansehen (hat ziemlich auf seine Leute aufgepasst und keine Materialschlachten forciert). Das ging so weit, dass andere Kandidaten gesagt haben, wenn er das nicht macht, dann nehme ich aus Solidarität seinen Posten nicht. Man hat jetzt aber einen General im Amt der auch wirklich kompetent ist und beispielsweise für die Befreiung von Cherson verantwortlich war. Also weit entfernt von Inkompetent aber vermutlich eher den russischen Doktrien zugeneigt als denen der Nato.

      An der Karte kann man erkennen, das die Russen auf breiter Front kleine Gebietszugewinne erkämpfen konnten. Ich würde schätzen, dass das etwa 5mal so viel Raum ist wie die Ukrainer in deren Offensive gewinnen konnten. Das klingt erstmal viel aber weil der Raumgewinn der Ukrainer so klein war, ist das nicht so unfassbar viel temporärer territoriumsverlust.

      Allerdings bringt das natürlich Nachteile mit sich. Ein Grund warum die Russen so auf Avdiivka gedrückt haben war, dass dort in der Nähe eine alte Eisenbahnlinie verläuf die den Norden mit dem Süden der besetzten Gebiete verbinden kann. Solange die Front aber noch so nah an der Eisenbahnlinie dran ist, kann die nicht in Betrieb genommen werden. Wie schonmal erklärt, benutzen die Russen hauptsächlich die Eisenbahn für ihre Kriegslogistik. Damit wird die Versorgung der südlichen besetzten Gebiete deutlich leichter und die Kertschbrücke deutlich weniger wichtig (aber immernoch wichtig). Wenn also doch mal Taurus geliefert werden könnte (was ich mittlerweile nicht mehr glaube) dann wäre es wieder zu spät um einen sinnvollen Impact zu haben.

      Der Munitionsmangel der Ukraine insbesondere bei Artelleriegranaten ist mittlerweile immens. Bei Mehrfachraktenwerfern beispielsweise die normalerweise 40 Stück auf einmal abschiessen und dementsprechend ungenau sind, verschiessen die Ukrainer 1-2 Rakten. Auch werden feindliche Soldaten in Kleingruppen oft nicht beschossen, weil man Munition für ein größeres Ziel sparen muss. Das lernen die Russen natürlich auch und wissen, dass ihr 10Mann Trupp beschossen wird der 5 Mann squad aber nicht. Angreifen ohne mit Artellerie beschossen zu werden macht die ganze Sache natürlich leichter.

      Es gibt aber auch gute Nachrichten. Beispielsweise haben die Russen in den vergangenen Wochen mindestens 4 Flugzeuge verloren darunter auch so ein heftiges Radarflugzeug A-50U also dieses: de.wikipedia.org/wiki/Berijew_A-50
      Bemerkenswert ist auch, dass die Russen jedesmal friendly fire claimen wenn die Ukrainer was abgeschossen haben. Also man gibt lieber eigene Unfähigkeit zu als dem Gegner Kompetenz und Fähigkeiten zu unterstellen.

      Das ist in sofern relevant, als dass die Russen vor Kriegsbeginn vermutlich 12 von den Teilen hatten. Wieviele davon Flugfähig sind und waren wissen wir nicht, dass es nicht alle 12 sind ist aber wahrscheinlich (in der Bundeswehr würde vermutlich 1 möglicherweise 2 flugbereit sein). Die Dinger decken etwa 400km Umkreis ab. Es wurden auch mittlerweile 2 abgeschossen und eins stark beschädigt. Dadurch das die Dinger nicht unenedlich in der Luft bleiben können und auch gewartet werden müssen und zusätzlich die Front so breit ist, dass nichtmehr alles abgedeckt werden kann, müssen sich die Russen jetzt entscheiden ob sie einen Bereich permanent abdecken oder mehrere zu bestimmten Zeiten. Daraus können die Ukrainer lernen und ihre Angriffe darauf abstimmen, sodass weniger Raketen abgefangen werden können.

      Europa muss mittlerweile einsehen, dass der Krieg hauptsächlich unser Problem ist. Der Schutzschirm der USA ist natürlich nice aber ob der gilt wenn Trump Präsident ist, ist ja fraglich. Jedenfalls wenn man das informelle 2% Ziel für Verteidigung nicht beachtet. Wirklich wilder claim aber ich wäre schon gerne weniger abhängig von US-Wahlen. In den USA liegen beispielsweise noch wirklich viele Granaten die das US-Militär aufgrund der Haltbarkeit ausgesondert hat und die entsorgt werden müssen. Die könnte Biden per Dekret an die Ukraine geben und das würde auch wirklich helfen aber er will sich vermutlich innenpolitisch nicht angreifbar machen und Aussenpolitik zählt in den USA nicht sonderlich viel in den Wahlumfragen.

      Eine eigene Atombombe für Deutschland/Europa halte ich für ziemlich dämlich. Wir setzen uns seit Jahrzehnten dafür ein, dass die Dinger nicht mehr Verbreitung finden. Wenn wir jetzt eine haben wöllten dann gibt es ja keinen Grund warum nicht auch Polen, Spanien, Italien oder alle möglichen Länder ausserhalb Europas keine haben dürfen. Zusätzlich ist das ja eine Waffe und Technologie die nen Haufen Geld und Manpower kostet und Ökonomisch kompletter waste ist. Größeres Militär ist natürlich auch nicht wirklich mehr als waste aber da gibts wenigstens ein realtistisches szenario das man die Waffen braucht ohne das hinterher alle sowieso gefickt sind.

      Mit der europäischen Armee sehe ich das auch etwas kritisch. Wir bekommen es ja nichtmal hin eine einheitliche euopäische Aussenpolitik zu machen. Ausserdem bin ich eher weniger dafür französische Interessen insbesondere in Afrika durchzusetzen. Ganz geil wäre ja, wenn man sich auf dieselben Gerätschaften innerhalb der Nato einigen könnte, aber nichtmal das schafft man. Ist zwar schon seit Jahrzehnten angedacht und es gibt auch fortschritte aber gleiche oder zumindest der gleiche (kleine) Waffenpool aus dem ausgewählt werden kann, den gibt es nicht.

      So eine unsinnige Argumentation ist ja auch immer, dass die Ukrainer unser Waffensystem XY nicht brauchen. Wenn die das im Verteidigungsfall nicht brauchen wozu haben wir das denn dann? Brauchen wir das im V-Fall dann auch nicht?

      Funfact: Dänemark hat letzte Woche seine gesamte Artellerie abegeben: euractiv.com/section/politics/…ire-artillery-to-ukraine/
      erst dachte man, dass die nur die Munition meinen (15000 Schuss) aber Nein die geben tatsächlich alles ab also auch die Startgeräte. Ich vermute, dass die dann eine Neuproduktion in Auftrag geben und sich neue beschaffen.

      Könnten wir natürlich auch machen (also erst bestellen und wenn die Lieferung kommt unser altes Zeug abgeben. Aber Bestellung ist nicht raus)

      Olaf mach shoppingtour
    • Bläh schrieb:

      Wieviel Ressourcen hat Russland noch? Haben ja viel von Nordkorea bekommen. Wenn das leer ist, können die die mit ihrer Produktion alles auffangen?
      Vermutlich stellen die Russen dieses Jahr ca. 2mio Granaten her (glauben zumindest die Ukrainer.)

      Europa stellt ca 0,6-0,7mio her aber halt nicht 100% für die Ukraine. Russische Granaten kannste gerade auf dem Markt auch nicht kaufen also nimmst du (wenn du kannst, weil anderes Kaliber und damit andere Abschusssysteme erforderlich) die westlichen oder andere. Von den Produktionszahlen muss also noch ne ganze Menge (locker 70%) abgezogen werden.
      Der Westen kann mehr herstellen aber er machts halt nicht weil die Bestellungen nicht da sind. Südkorea hat noch ne Menge eingelagert aber nicht sicher wie weit Nordkorea eskaliert um die vom liefern abzuhalten.

      Je länger der Krieg dauert bei den momentanen Vorraussetzungen desto besser für die Russen.

      Panzer etc. stellen die Russen auch mehr her als an die Ukraine geliefert werden. Ja das sind viele T-62 dabei (die Zahlt steht bei den Russen für das Jahr der Ersteinführung) aber so nen modernisierter Leo 1 hat ja diesselbe Alterklasse und ist auch nen okayer Panzer.

      Also dieses "die Russen haben bald nichts mehr"- Narrativ würde ich komplett beiseite legen.
    • Zagdil schrieb:

      Die Merkel war international doch Babo
      naja frag mal die griechen, italiener, spanier, portugiesen, basically den rest von europa zwischen 2007 und 2013
      Ne marche pas devant moi, je ne te suivrai peut-être pas.
      Ne marche pas derrière moi, je ne te guiderai peut-être pas.
      Marche à côté de moi et sois simplement mon amie. - Albert Camus
      Sundry's Gameblog! NEUER POST: Hunt: Showdown
    • Since then, the battlefield advantage has changed dramatically, and October 2022 now looks like the high-water mark of Ukraine’s military performance over the past two years. Yet Mr. Putin has now made a new set of nuclear threats, during his equivalent of the State of the Union address in Moscow in late February. He said that any NATO countries that were helping Ukraine strike Russian territory with cruise missiles, or that might consider sending their own troops into battle, “must, in the end, understand” that “all this truly threatens a conflict with the use of nuclear weapons, and therefore the destruction of civilization.”
      Und Olaf springt schön über's Stöckchen.
    • sibreal.org/a/o-tom-chto-priob…yskiy-narod/32595656.html

      würde jedem empfehlen das mal zu lesen. einfach durch google translate hauen

      tldr: der krieg bringt erstmalig geld zu vielen bettelarmen haushalten in den ärmsten regionen russlands, teilweise auf kosten von jungen leuten die gestorben sind, aber viele kommen auch lebend nach hause.
      weiterhin finden viele das revival an fascho (“traditionell”) kultur auch einfach geil
    • Gucke gerade diese Französische Doku (mit englischen Untertiteln) welche Macron vor und während dem Anfang vom Ukrainekrieg gefolgt ist. Sehr interessant wie die Staatsoberhäupter miteinander sprechen.
      Man merkt auch wirklich inwiefern Manu und Olaf noch auf 08/15 Diplomatie gesetzt haben und nicht weiter gedacht haben... Spannenderweise is der einzige der noch ganz gut bei wegkommt Boris Johnson imo...

      gofile.io/d/a4w7wy

      Anyway, gönnt euch
    • devilchen schrieb:

      Man merkt auch wirklich inwiefern Manu und Olaf noch auf 08/15 Diplomatie gesetzt haben und nicht weiter gedacht haben... Spannenderweise is der einzige der noch ganz gut bei wegkommt Boris Johnson imo...
      Danke, war echt interessant. Am Anfang erzählt Macron ständig wie schlecht Putin dasteht wenn er sich nicht an Absprachen hält und "wehe wenn er was macht", nur um dann den Rest des Films zu zeigen wie impotent Macron, bzw. Frankfreich und die EU eigentlich sind :rolleyes:
    • ich mach mal ein kurzes update:

      im wesentlichen hat sich an der Lage wenig geändert. Die Schlammsaison hat wieder begonnen und es gibt sehr kleine russische Gebietsgewinne an kleinen Teilen der Front.

      Was neu ist: Die Ukraine hat in den vergangenen Wochen angefangen die Ölinfrastruktur der Russen mit Drohnen anzugreifen. Es sind so 70-80% der großen Raffinerien betroffen (das beudeutet nicht, dass da 70-80% produktion runter geht, sondern vermutlich eher 20% oder weniger, weiss aber wieder keiner). Das führt möglicherweise dazu, dass der Ölpreis steigen wird, was dazu führt, dass bei den Amis die ja bald Wahl haben möglicherweise es einen Vorteil für die Republikaner gibt. Ein Vorteil für die Republikaner ist natürlich nicht dass was die Ukrainer wollen, da in Aussicht steht, dass mit Trump deutlich weniger Unterstützung aus den USA kommt.

      Dazu muss man noch wissen, dass es 2 realistische Möglichkeiten gibt die Ukraine mit ausreichend Waffen/Munition zu versorgen. erstens Neuproduktion, zweitens USA-depotbestände
      Alle anderen (gewillten) Nationen können im prinzip nur restbestände zusammenkratzen und nicht ausreichend liefern. In den US-depots gibt es aber dennoch mehrere tausend Abrahms-panzer die zur Verschrottung rumstehen die gelifert werden könnten, genauso wie Millionen von Granaten die abgelaufen sind und die aufwendig entsorgt werden müssten. Eigentlich ein Nobrainer sich die Entsorgungskosten zu sparen und das zeug noch zu liefern aber naja.

      Zu Macron:
      Ich finde eigentlich ziemlich gut was er gesagt hat (ich find scheisse dass ers nicht abgestimmt hat aber vermutlich hätten die anderen es ihm ausreden wollen und so ist es kein offener Widerspruch sondern ein "Abstimmungsfehler"). Im Prinzip hat er ja gesagt, dass es Szenarien gibt die ein eingreifen auch von Bodentruppen erforderlich machen. In einem Krieg willst du, dass dein Gegner möglichst wenig Informationen über dich hat also nicht weiss was du machen wirst. Macron zeigt jetzt zum ersten mal, dass es tatsächlich andere Optionen gibt als :"wir machen eh nicht mit egal was ihr macht." Diese Zweideutigkeit halte ich für sinnvoll und ist ein bisschen wie die abgeschwächte Version der Russen die ständig mit der Atombombe drohen.

      Man könnte sich natürlich auch hinstellen und Russland nicht als Gegner betrachten, aber wenn wir mal kurz schauen was die so neben dem Überfall in den letzten Jahren gemacht haben:
      -Hack des Bundestages
      -Mordanschläge auf deutschem Boden auf Oppositionelle
      -finanzierung demokratiefeindlicher Parteien
      -Finanzierung und Hilfe krimineller (Wirecard)
      -Gas abgedreht (bevor die Pipeline gesprengt wurde) erinnern wir uns an die Siemens turbine der angeblich irgendwelche dokumente gefehlt haben
      -Angriff auf die IT der Wirtschaft mit Ransomware etc. hier die doku: Putins Bären ard

      das sind Dinge die mir in weniger als 10min einfallen. Neben der Verteuerung die Russland hier verursacht hat und natürlich den ganzen Kriegsverbrechen und Verbrechen an der Menschlichkeit bin ich komplett davon überzeugt, dass Russland unser Gegner ist bzw. sich selbst dazu gemacht hat. Das wird ne ganze Weile dauern bis sich diese Haltung wieder abgebaut hat.

      Falls nochmal jemand Bock hat sich so ein "wir müssen jetzt verhandeln" Ergebnis anzuschauen hier wäre ein Video mit Karte, da darf dann jeder selber entscheiden ob das was für die Ukraine ist oder nicht: youtube.com/watch?v=mHLWHN62jdQ

      Wenn wir verhandeln wollen, müssen wir zuerst den Russen signalisieren, das verhandeln für sie attraktiver ist als weiter zu kämpfen. Das könnte man beispielsweise mit Lieferungen machen. Wenn man jetzt den Ukrainern glaubhaft versichert dass wir denen in 2 Jahren 5000 Panzer und Millionen an Granaten zusagen, dann bekommen die Russen Angst vorm Verlieren und man hätte den Zeitvorteil umgedreht. Suddenly haben die Russen einen Grund zu verhandeln. Ist imo weiterhin die beste Methode zu Frieden zu kommen. Kostet halt was aber anders sehe ich keinen Weg