Gibt halt 'nen Unterschied zwischen 'nem Releasekonzert in Berlin vor 2 Jahren, bei dem fette Nutten auf der Bühne versprochen werden und einem heute. Damals war die Band für viele eher Pimpulsiv + DNP (+ Sudden) und eher bei den alten Fans bekannt. Außerdem war's 18+. Auch der Hype um's VBT (und damit Battleboi Basti), Rap am Mittwoch (Karate Andi) und vorallem Alligatoah, der in den folgenden Jahren kam, sorgt vmtl. dafür, dass im Schnitt weniger cracksteinbröselnde Shorejunks antanzen. Busfahrt aus Wuppertal nach Berlin spricht btw. auch eher für hartgesottene Fans, als für Teenygirls.

Das neue Massivalbum könnte ein Spaß für die ganze Familie werden

Leider damals zu arm gewesen (x_D immer noch) um dafür quer durch die BRD zu fahren.

Hab mich irgendwie ziemlich darum gedrückt, aber bevor ich wieder vergessen habe wie die Alben klingen wollte ich noch kurz was zu ein paar weiteren 90er Deutschrapalben schreiben, die ich mir vor ein paar Wochen gegeben habe.


Advanced Chemistry - Advanced Chemistry (1995)

Dieses Album ist für Deutschrapverhältnisse unglaublich alt. Klar, 1995 ist nur ein Jahr vor dem Fenster zum Hof, aber über die Hälfte der Track des Albums wurden bereits zwischen 1992 und 1994 als Singles/EPs veröffentlicht. So ist z.B. die Fremd im Eigenen Land Single das erste offizielle Deutschraprelease überhaupt (es sei denn, man zählt Fanta 4 mit). Und im Gegensatz zu dem genannten Stiebers Debut beispielsweise hört man dem Album das Alter auch durchaus an. Der Sound ist ziemlich roh (heutzutage würde man vmtl. "schlecht" sagen) mit vielen Ecken und Kanten, die das ganze Hörerlebnis etwas anstrengend machen. Wenn man dann noch die Vielseitigkeit der Produktionen und der Rapstyles berücksichtigt, ist das Endergebnis alles andere als eingängig. Ich muss daher gestehen, dass ich bereits nach dem ersten Spin schon nicht mehr besonders Lust hatte, mir das Album noch deutlich häufiger zu geben. Allerdings ist es trotzdem unmöglich, ihm seine Qualität abzusprechen. Egal ob es um die Art der Raps, deren Inhalte oder die Beats geht, allesamt auf hohem Niveau. Wenn man dann noch bedenkt, dass es zu dem Zeitpunkt in Deutschland so gut wie gar nichts in dieser Art gab, hat man keinerlei Probleme, die Pionierstellung von Advanced Chemistry im deutschen Rap nachzuvollziehen. Leider bleibt wie gesagt der Hörgenuss ein wenig auf der Strecke, bin wohl zu verwöhnt mittlerweile. Vielleicht finde ich irgendwann mal wieder zurück zu diesem Album und werde es dann noch mehr mögen. Wer das ganze beim Lesen nicht so ganz nachvollziehen kann, der höre sich einfach mal diesen wahnsinnigen, komplexen, anstrengenden, genialen Track an, ich hoffe dann versteht man es etwas besser:



4/5



Toni L - Der Pate (1997)

Auf dem ersten Toni L solo Album sieht das ganze schon gleich ganz anders aus. Viel sauberere Produktionen, die jetzt auf einmal sogar etwas zu wenig Ecken und Kanten für meinen Geschmack haben. Dazu strotzt das Album nur so vor Durchschnitttracks. Viele unspektakuläre Beats, viele Features mit wenig Mehrwert, wenig wirklich interessanter Rap. Zum Glück gibt es zumindest zwei Tracks, durch die das Album unterm Strich dann doch noch ganz ordentlich wird. Zum einen der Storyteller Uriel und Raphael mit Torch, den man vom Sound her weitaus eher auf Blauer Samt erwartet hätte als auf diesem Album, zum anderen Rapresent mit wunderbaren Features und dem meiner Meinung mit Abstand stimmigsten Beat des Albums, der sich durch seine minimalistische Dreckigkeit deutlich von den anderen Produktionen des Albums abhebt:



3/5



Rödelheim Hartreim Projekt - Direkt aus Rödelheim (1994)

Ich wusste überhaupt nicht, was mich hier erwartet. Ich wusste nur, dass 1994 ein sehr frühes Datum ist und Moses P nicht gerade die unumstrittenste Persönlichkeit im Deutschrap ist und machte mich vorsichtshalber mal auf das Schlimmste gefasst. Das wäre aber glücklicherweise definitiv nicht nötig gewesen. Stattdessen hat mich das Album ziemlich beeindruckt. Zu dem Zeitpunkt gab es soweit ich weiß eigentlich außer AC und Fanta 4 noch niemanden sonst (über beide macht man sich hier auf ziemlich merkwürdige Art und weise lustig) und ich dachte bisher immer, dass Battlerap in Deutschland quasi erst mit dem Westberlin Maskulin Debut erfunden wurde. Aber dann hört man direkt den ersten Track im Intro, der gleichzeitig afaik der erste Disstrack im Deutschrap ist (erneut gegen Fanta 4), und muss das erstmal überdenken. Klar, WBM bringen das Gebattle ein paar Jährchen später nochmal in ganz andere Gefilde, aber ich war direkt impressed. Es sollte auch nicht der einzige Track dieser Art bleiben. Viele Ficks hat man dabei nicht gerade gegeben, auf Krieg z.B. wird erstmal Goebbels ("Wollt ihr den totalen Krieg?") gesampled. Geht mir hervorragend rein. Umso unpassender finde ich die vereinzelten melancholischen, "deepen" Tracks (vor allem Keine ist, welcher direkt auf den Fanta 4 Diss folgt), die sich auch noch auf dem Album befinden. Die sind zwar an sich auch keine schlechten Songs, wobei sich teilweise das Wort "poppig" durchaus aufdrängt, aber sie wollen irgendwie nicht zu der restlichen Stimmung des Albums passen. Erinnert mich ein wenig an Azads Faust des Nordwestens (auf dem Label von Moses P veröffentlich, btw.), wo es ähnlich aussieht, allerdings ist dort imo zumindest die Balance zwischen Battlerap und deepen Tracks etwas besser. Unterm Strich wird das Gesamtbild aber nur geringfügig getrübt, ich würde Direkt aus Rödelheim jederzeit empfehlen. Zum Abschluss nochmal ne Runde Battlerap mit nem California Dreaming Sample. Warum auch nicht, ne?



4/5

Hast du das Album? Wenn ja, wie ist es? Fand die Tork of the Town EP letztes Jahr nicht so spektakulär.

Südländer schrieb:

Jo einer aus meiner Grundschulklasse, sein letzter Track, er geht jetzt erstmal für 2 Jahre in den Knast.
#Wuppertal

Wenigstens ist er real

ist halt einer der mit herz dabei ist.
wo wir beim thema sind:
pNy-ttIFCBo

jemand kalim mixtape schon gehört?

Ich hab mir vorhin mal überlegt, welcher deutsche Rapper denn insgesamt die beste Diskographie hat, also sowohl quantitativ als auch qualitativ. Und irgendwie war das Ergebnis meiner Überlegung recht dürftig. Irgendwie gibt es in Deutschland niemanden, der bereits in den 90ern Classics gemacht hat und auch heutzutage noch anständige Releases rausbringt. Gefühlt haben sogar die meisten Oldschooler irgendwann komplett ihre Rapperkarrieren an den Nagel gehängt. Daher fehlen so Äquivalente zu Nas bei den Amis (hab da zwar recht wenig Knowledge, aber denke das wäre der offensichtlichste Pick dort in dieser Hinsicht) komplett.

Dadurch bin ich zu dem Schluss gekommen, dass - falls ich niemanden vergessen habe - Morlockk Dilemma ziemlich konkurrenzlos den ersten Platz in dieser Kategorie besetzt. Vier Soloalben, die ersten beiden Pionierarbeit und die letzten beiden Classics, dazu der Eiserne Besen und natürlich die drei Alben mit Hiob, also nochmal mindestens zwei, wenn nicht drei Classics.
Und wer kommt dann? Ich weiß nicht, irgendwie sind langlebige Deutschrapper einfach so gut wie nicht vorhanden. Man müsste eigentlich aus Mangel an Alternativen fast schon Savas nennen. Vielleicht Dendemann, aber da weiß ich noch nicht, wie gut seine Sachen nach Eins Zwo sind. Selbst über Prezident muss man imo nachdenken, obwohl er erst drei wirkliche Alben released hat.

Was meint ihr?

DILEMMA schrieb:

ist halt einer der mit herz dabei ist.
wo wir beim thema sind:
pNy-ttIFCBo

Purrp

@Aaron:

Irgendwo in den Top 5 würde ich dann aber auch schon Porno ansetzen, klar, ab Neopunk wars rotz, aber bis auf Kompass ohne Norden noch hörbar und die ganz alten Sachen sind imo richtige Classics.
Dende finde ich nach Das schweigen Dilemma auch eher schwach

Welche von seinen alten Alben würdest du denn als Classic bezeichen? Hab die alle nicht gehört, nur vor Ewigkeiten mal ein paar Spins Geschriebene Geschichte.


Noch ein neuer Audio88 Track btw:

1. Donnerwetter, eines der besten Deutschrap-Alben aller Zeiten mMn
2. Teenage Mutant Horrorshow
3. Radium
Zeitlos
Pornoprivat ist noch ganz dope

Moses P würde ich nominieren, und ich bin mir sicher es gibt noch jemanden, aber mir fällt partout nicht ein wer