Angepinnt Now Playing


    • Seit 4 Tagen in Dauerschleife. Knallt.

      Das Lied vom Klassenfeind

      Brecht
      1.
      Als ich klein war, ging ich zur Schule
      Und ich lernte, was mein und was dein
      Und als da alles gelernt war
      Schien es mir nicht alles zu sein.
      Und ich hatte kein Frühstück zu essen
      Und andre, die hatten eins:
      Und so lernte ich doch noch alles
      Vom Wesen des Klassenfeinds.
      Und ich lernte, wieso und weswegen
      Da ein Riß ist durch die Welt!
      Und der bleibt zwischen uns, weil der Regen
      Von oben nach unten fällt.

      2.
      Und sie sagten mir: wenn ich brav bin
      Dann werd ich dasselbe wie sie.
      Doch ich dachte: wenn ich ihr Schaf bin
      Dann werd ich ein Metzger nie.
      Und manchen von uns sah ich
      Der ging ihnen auf den Strich
      Und geschah ihm, was dir und was mir geschah
      Dann wunderte er sich.
      Mich aber, mich nahm es nicht wunder
      Ich kam ihnen frühzeitig drauf:
      Der Regen fließt eben herunter
      Und fließt eben nicht hinauf.

      3.
      Da hört' ich die Trommel rühren
      Und alle sprachen davon:
      Wir müßten jetzt Kriege führen
      Um ein Plätzlein an der Sonn.
      Und heisere Stimmen versprachen
      Uns das Blaue vom Himmel herab
      Und herausgefressene Bonzen
      Schrien: Macht jetzt nicht schlapp!
      Und wir glaubten: jetzt sind's nur mehr Stunden
      Dann haben wir dies und das.
      Doch der Regen floß wieder nach unten
      Und wir fraßen vier Jahre lang Gras.

      4.
      Und einmal, da hieß es auf einmal:
      Jetzt machen wir Republik!
      Und der eine Mensch ist da dem andern gleich
      Ob er mager ist oder dick.
      Und was vom Hungern matt war
      War so voll Hoffnung nie.
      Doch was vom Essen satt war
      War hoffnungsvoll wie sie.
      Und ich sagte: Da kann was nicht stimmen
      Und war trüber Zweifel voll:
      Das stimmt doch nicht, wenn der Regen
      Nach aufwärts fließen soll.

      5.
      Sie gaben uns Zettel zum Wählen
      Wir gaben die Waffen her
      Sie gaben uns ein Versprechen
      Und wir gaben unser Gewehr.
      Und wir hörten: die es verstehen
      Die würden uns helfen nun
      Wir sollten an die Arbeit gehen
      Sie würden das übrige tun.
      Da ließ ich mich wieder bewegen
      Und hielt, wie's verlangt wurd, still
      Und dachte: das ist schön von dem Regen
      Daß er aufwärts fließen will.

      6.
      Und bald darauf hörte ich sagen
      Jetzt sei alles schon eingerenkt
      Wenn wir das kleinere Übel tragen
      Dann würd uns das größere geschenkt.
      Und wir schluckten den Pfaffen Brüning
      Damit's nicht der Papen sei.
      Und wir schluckten den Junker Papen
      Denn sonst war am Schleicher die Reih.
      Und der Pfaffe gab es dem Junker
      Und der Junker gab's dem General.
      Und der Regen floß nach unten
      Und er floß ganz kolossal.

      7.
      Während wir mit Stimmzetteln liefen
      Sperrten sie die Fabriken zu
      Wenn wir vor Stempelstellen schliefen
      Hatten sie vor uns Ruh.
      Wir hörten Sprüche wie diese:
      Immer ruhig! Wartet doch nur!
      Nach einer größeren Krise
      Kommt eine größere Konjunktur!
      Und ich sagte meinen Kollegen:
      So spricht der Klassenfeind!
      Wenn der von guter Zeit spricht
      Ist seine Zeit gemeint.
      Der Regen kann nicht nach aufwärts
      Weil er's plötzlich gut mit uns meint.
      Was er kann, das ist: er kann auf hörn
      Nämlich dann, wenn die Sonne scheint.

      8.
      Eines Tags sah ich sie marschieren
      Hinter neuen Fahnen her
      Und viele der Unsrigen sagten:
      Es gibt keinen Klassenfeind mehr.
      Da sah ich an ihrer Spitze
      Fressen, die kannte ich schon
      Und ich hörte Stimmen brüllen
      In dem alten Feldwebelton.
      Und still durch die Fahnen und Feste
      Floß der Regen Nacht und Tag
      Und jeder konnte ihn spüren
      Der auf der Straße lag.

      9.
      Sie übten sich fleißig im Schießen
      Und sprachen laut vom Feind
      Und zeigten wild über die Grenze
      Und uns haben sie gemeint.
      Denn wir und sie, wir sind Feinde
      In einem Krieg, den nur einer gewinnt
      Denn sie leben von uns und verrecken
      Wenn wir nicht mehr die Kulis sind.
      Und das ist es auch, weswegen
      Ihr euch nicht wundern dürft
      Wenn sie sich werfen auf uns, wie der Regen
      Sich auf den Boden wirft.

      10.
      Und wer von uns verhungert ist
      Der fiel in einer Schlacht
      Und wer von uns gestorben ist
      Der wurde umgebracht.
      Den sie holten mit ihren Soldaten
      Dem hat Hungern nicht behagt
      Dem sie den Kiefer eintraten
      Der hatte nach Brot gefragt.
      Dem sie das Brot versprochen
      Auf den machen sie jetzt Jagd
      Und den sie im Zinksarg bringen
      Der hat die Wahrheit gesagt.
      Und wer ihnen da geglaubt hat
      Daß sie seine Freunde sind
      Der hat eben dann erwartet
      Daß der Regen nach oben rinnt.

      11.
      Denn wir sind Klassenfeinde
      Was man uns auch immer sagt:
      Wer von uns nicht zu kämpfen wagte
      Der hat zu verhungern gewagt.
      Wir sind Klassenfeinde, Trommler!
      Das deckt dein Getrommel nicht zu!
      Fabrikant, General und Junker
      Unser Feind, das bist du!
      Davon wird nichts verschoben
      Da wird nichts eingerenkt!
      Der Regen fließt nicht nach oben
      Und das sei ihm auch geschenkt!

      12.
      Da mag dein Anstreicher streichen
      Den Riß streicht er uns nicht zu!
      Einer bleibt und einer muß weichen
      Entweder ich oder du.
      Und was immer ich auch noch lerne
      Das bleibt das Einmaleins:
      Nichts habe ich jemals gemeinsam
      Mit der Sache des Klassenfeinds.
      Das Wort wird nicht gefunden
      Das uns beide jemals vereint:
      Der Regen fließt von oben nach unten
      Und du bist mein Klassenfeind.
      The verdict is not the end
      It is only the beginning
      Strong will shall keep spreading
    • omgg
      It is our suffering that brings us together. It is not love. Love does not obey the mind, and turns to hate when forced. The bond that binds us is beyond choice. We are brothers. We are brothers in what we share. In pain, which each of us must suffer alone, in hunger, in poverty, in hope, we know our brotherhood. We know it, because we have had to learn it. We know that there is no help for us but from one another, that no hand will save us if we do not reach out our hand. And the hand that you reach out is empty, as mine is. You have nothing. You possess nothing. You own nothing. You are free. All you have is what you are, and what you give.
    • Benutzer online 1

      1 Besucher