Sokratische Philosophie

    • Grundthese: "Ich weiß, das ich nicht weiß."
      als anthropologische Bestimmung (Gott weiß alles )

      Jeder soll sich sein Wissen selbst erarbeiten, indem er mit einem "naiven" Menschen redet, der alles unschlüssige hinterfragt.
      Dadurch macht man einen Menschen auf seine Fehler aufmerksam, und durch das selbsständige erlernen bleibt es länger im Kopf.

      ist afaik nur eine seiner Thesen, doch diese stimmt.

      btw muss ich n Referat in Ethik machen ;-)
      aber eure Meinungen interessieren mich wirklich

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von g3ist- ()

      Leute mit Mut und Charakter sind den anderen immer unheimlich.
    • Oha, das hast du ja mal ein riesiges Tor mit einer kleinen Frage aufgestoßen. :)

      Jeder soll sich sein Wissen selbst erarbeiten, indem er mit einem "naiven" Menschen redet, der alles unschlüssige hinterfragt.
      Dadurch macht man einen Menschen auf seine Fehler aufmerksam, und durch das selbsständige erlernen bleibt es länger im Kopf.


      Hmm also ich weiß nicht, ob Sokrates da richtig zitiert wurde... hört sich für mich ein wenig verquer an. Wie soll man denn an Wissen erlangen, wenn man einen Unwissenden befragt? Auf diese Weise kann man sein Wissen vielleicht überprüfen, aber sein Wissen so zu erlernen oder zu erarbeiten funktioniert wohl kaum. Das man so selbstständig sein Wissen überprüft stimmt doch auch irgendwie schon mal gar nicht. Durch den Dialog mit dem anderen wird das Erkennen der "Fehler" doch stark duch eben jenen geprägt.

      Sokrates philosophierte meist in Form von Dialogen mit anderen Menschen. Dabei stellte er sich zunächst selbst als unwissend dar, befragte zunächst sein Gegenüber, mit dem Ziel den anderen auf dessen eigene Schwächen in seiner Argumentation zu stoßen und ihn in die Ecke zu drängen, bis dieser von seiner MEinung abwich. :) Netter Kerl, oder?

      Sokrates verbinde ich mit "to be is to do", also unser seien bestimmt unser handeln.

      Wenn du mehr über Sokrates wissen willst, solltest du mal nach Rationalisten oder Rationalismus googeln.
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    • g3ist- schrieb:

      Grundthese: "Ich weiß, das ich nichts weiß."
      als anthropologische Bestimmung (Gott weiß alles )
      Nein, das ist nicht die Grundthese, wie sich - falls man es noch nicht wissen sollte - nach einer Minute Wikipedia lesen klarstellen sollte.
      Sokrates These war viel mehr: "Ich weiß, dass ich nicht weiß."
      Das klingt im ersten Moment gleich, ist aber in Wirklichkeit ein himmelweiter Unterschied.


      e:
      Sokrates geht von der Ideenlehre aus, es geht nicht um wissen sondern um Inspiration, durch einen plötzlichen Funken der einen erkennen lässt.
      In seinen Gesprächen benutzt er deshalb die Maieutik, die den Befragten selber die Antwort finden lassen.
      Da er aber selber nicht als Lehrer fungiert und nicht direkt Wissen weitergibt, gibt es eben extrem viele Gespräche (überproportional viele) die in Aporie (also Ratlosigkeit) enden, weil der springende Punkt eben nicht erreicht wurde.
      Die Ideenlehre Platons, die er Sokrates in den Mund legt, finde ich aber in sich generell nicht besonders schlüssig und sehr fragwürdig...
      ...und außerdem bist du ein Lauchkopf!

      Last name "ever", first name "greatest"
    • Sokrates These war viel mehr: "Ich weiß, dass ich nicht weiß."

      Nein das ist so auch nicht ganz richtig. :)

      Ob er seine Aussage nun direkt so getroffen hat, weiß nun wirklich niemand. Aber vom Sinn her ist Sokrates Aussage mit: Ich weiß, dass ich nichts weiß." richtig. Es ging ihm ja nicht darum Wissen generell in Frage zu stellen, wie dass bei "Ich weiß, dass ich nicht weiß" der Fall ist, sondern ihm geht es, um das Wissen in seiner Quantität.
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    • Ähm welche Werke von Sokrates hast du denn gelesen? Wie kannst du in diesem Zusammenhang von "in den Mund legen" reden?

      Naja, welche hast du denn gelesen. Sokrates hat nunmal leider keine Werke geschrieben. Alles was man über Sokrates weiß, stammt aus den Aufzeichnungen eines seiner Schüler, nämlich Platon. All die Dialoge wurden von Platon im Sinne von Sokrates verfasst und niedergeschrieben.
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    • Wurde Sokrates nicht schlussendlich getötet weil er die Leute zu viel gefragt hat?


      Joa... hört sich nur so ein bisschen blöd an, man bringt ja niemanden deswegen um, bzw. nimmt den Schierlingsbecher selbst in die Hand. Er hat sich wohl zu oft zu kritisch gegenüber den Mächtigen geäußert und Ungerechtigkeiten zu sehr kritisiert.
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    • g3ist- schrieb:

      Grundthese: "Ich weiß, das ich nichts weiß."


      schon falsch, ein populärer übersetzungsfehler. ist aber auch schon in sich geschlossen unlogisch, denn: wenn man weiß, dass man nichts weiß, weiß man nicht nichts. korrekt ist es: "ich weiß, dass ich nicht weiß"

      bedenke auf jeden fall dass es von sokrates selbst keine schriftlichen überlieferungen gibt, alles was wir über sokrates wissen wissen wir durch seinen schüler platon.

      wenn du etwas über "sokratische" philosophie wissen willst solltest du eigentlich einfach wikipedia oder philosophische lexika befragen, da steht garantiert mehr drin als wir dir beantworten können. meine persönliche meinung ist: interessant, allerdings auf die zeit zugeschnitten und heutzutage nichtmehr anwendbar. man muss sich einfach die lebensumstände, in welchen sokrates vermutlich gelebt hat, betrachten und mit den heutigen lebensumständen vergleichen um zu wissen, dass diese art des philosophierens nichtmehr praktikabel ist für unsere zeit.
    • FME schrieb:


      : interessant, allerdings auf die zeit zugeschnitten und heutzutage nichtmehr anwendbar. man muss sich einfach die lebensumstände, in welchen sokrates vermutlich gelebt hat, betrachten und mit den heutigen lebensumständen vergleichen um zu wissen, dass diese art des philosophierens nichtmehr praktikabel ist für unsere zeit.
      Da würde ich die gerne widersprechen. Meiner Meinung nach sind alle philosophischen Werke auch auf "Heute" übertragbar.
      Denn auch wenn sich die Lebensumstände verändert haben sind die Menschen gleich geblieben.
    • Barabas schrieb:


      PzudemX schrieb:


      Die Ideenlehre Platons, die er Sokrates in den Mund legt, finde ich aber in sich generell nicht besonders schlüssig und sehr fragwürdig...
      Ähm welche Werke von Sokrates hast du denn gelesen? Wie kannst du in diesem Zusammenhang von "in den Mund legen" reden?
      Ähm, da Platon das Leben von Sokrates und seine Gespräche aufgeschrieben hat, ist es sehr fragwürdig, ob die Gespräche überhaupt alle geführt wurden und ob sie wirklich so abgelaufen sind, wie Platon es darstellt.
      Das Sokrates Gespräche geführt hat ist unbestritten, aber wenn du dir das anschaust, musst du eben beachten, dass Platons eigene Ansichten zu hunderprozent in die Werke eingeflossen sind, weshalb ich nicht umbedingt nur von sokrates philosophie reden würde ;)
      ...und außerdem bist du ein Lauchkopf!

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    • Guerteltier schrieb:

      FME schrieb:


      : interessant, allerdings auf die zeit zugeschnitten und heutzutage nichtmehr anwendbar. man muss sich einfach die lebensumstände, in welchen sokrates vermutlich gelebt hat, betrachten und mit den heutigen lebensumständen vergleichen um zu wissen, dass diese art des philosophierens nichtmehr praktikabel ist für unsere zeit.
      Da würde ich die gerne widersprechen. Meiner Meinung nach sind alle philosophischen Werke auch auf "Heute" übertragbar.
      Denn auch wenn sich die Lebensumstände verändert haben sind die Menschen gleich geblieben.


      und ich würde dir gerne mal nahelegen meinen post auch zu verstehen. die art zu philosophieren ist nichtmehr auf heute anwendbar, nicht die philosophie selbst. die erkenntnisse sind immernoch gültig, aber zeig mir eine stadt in der man heutzutage einfach auf der straße rumrennen kann um junge menschen zu unterrichten, ganzjährig, oder einfach jeden beliebigen anquatschen etc. geht halt nicht. das heißt nicht das selbsterkenntnis falsch ist, nur kann man es nichtmehr so erreichen wie zu sokrates zeiten.

      edit: und dass die menschen gleich geblieben sind meinst du hoffentlich nicht ernst. weder vom aussehen noch vom habitus sind moderne menschen auch nur irgendwie antiken menschen ähnlich... amerikanische ureinwohner in den wäldern brasiliens sind vielleicht auch menschen aber haben mit europäern so gut wie garnichts gemeinsam (bis auf den genetischen bausatz)
    • @ FME : Bei der Philosophie geht es nie um die Art wie sie praktiziert wird, es geht immer um die Erkentnisse.
      Und das die Menschen sich im Aussehen verändert haben unterschreibe ich hiermit, aber der "Habitus" hat sich sicherlich nicht um 360° gedreht, es geht immernoch ums Geld, Macht, Ansehen etc., d.h. die Grundmotive zur Handlung eines Menschen sind gleich geblieben.
    • Die Aussage "Ich weiß, dass ich nicht(s) weiß", die Sokrates gerne in
      den Mund gelegt wird, ist in dieser Verkürzten Fassung ziemlich
      bedeutungsleer.

      Was damit gemeint sein könnte, findet man in der "Apologie
      [=Verteidigungsrede] des Sokrates" von Platon (diese Rede wurde
      übrigens auch von Xenophon dokumentiert; manche Teile von ihr stellen
      also das wahrscheinlich authentischste dar, was wir von Sokrates zur
      Hand haben). In dieser beschreibt und rechtfertigt Sokrates seine
      Tätigkeit:

      - Das Apollon-Orakel zu Deplhie habe weißgesagt, dass er Sokrates der weiseste Mann sei (bzw niemand weiser sei als Sokrates).

      - Sokrates kann das nicht recht glauben, will aber den Spruch des Gottes nicht verwerfen und beschließt ihn zu prüfen

      - dabei befragt er Leute, von denen angenommen werden kann, dass sie
      weise sind (dazu zählt auch praktisches Wissen); im Wesentlichen sind
      das Sophisten, Politiker, Handwerker



      dabei kommt folgendes Resultat heraus:

      "Als ich ihn nun prüfte[...}, da gewann ich den Eindruck, dass dieser
      Mann wohl weise zu sein schien - nach dem Urteil vieler anderer Leute
      und vor allem nach seinem eigenen -, ohne es indessen wirklich zu sein,
      und ich versuchte ihm klarzumachen, dass er sich zwar einbildete, dass
      er es jedoch gar nicht war. [...] Im Vergleich zu diesem Menschen bin
      ich der Weißere. Denn wahrscheinlich weiß ja keiner von uns etwas
      Ordentliches und Rechtes; er aber bildet sich ein etwas zu wissen,
      obwohl er nichts weiß, während ich, der ich nichts weiß, mir auch
      nichts zu wissen einbilde. Offenbar bin ich im Vergleich zu diesem Mann
      um eine Kleinigkeit weiser, eben darum, dass ich, was ich nicht weiß,
      auch nicht glaube zu wissen." [Platon Apologie 21c- 22a]





      Diese Befragungstätigkeit (Sokrates beschreibt sie, wenn sie positives
      zu Tage fördert als "Hebammenkunst") ist ein eigentlich genuines Moment
      bei Sokrates, welches man bei Platons eigenständig werdenderen
      Schriften nicht mehr findet. Wer also Interesse an, nicht zu sehr von
      Platon eingenommener sokratischer Philosophie hat, dem lege ich ganz
      besonders die frühen platonischen Dialoge (u.a Apologie, Kriton,
      Charmides, Protagoras, Gorigias, Ion, Menon) ans Herz. Die späteren,
      zum Teil berühmteren Werke wie Politeia ("Der Staat"), Theaitetos oder
      Nomoi lassen dann einen Sokrates auftreten, der mit dem historischen
      nicht mehr allzuviel gemeinsam hat. Hier wird die Figur Sokrates eher
      zum Sprachrohr Platons.
    • Das man die Maieutik, die du hier jetzt mit Hebammenkunst richtig übersetzt hast, in Platons Niederschriften nicht mehr findet ist schwachsinn.
      90% aller Gespräche die von Platon niedergeschrieben wurden, haben diesen maieutischen charakter.
      ...und außerdem bist du ein Lauchkopf!

      Last name "ever", first name "greatest"
    • PzudemX schrieb:

      Das
      man die Maieutik, die du hier jetzt mit Hebammenkunst richtig übersetzt
      hast, in Platons Niederschriften nicht mehr findet ist schwachsinn.
      90% aller Gespräche die von Platon niedergeschrieben wurden, haben diesen maieutischen charakter.




      Stimmt, meine Formulierung war hier sehr unglücklich. Man findet sie
      natürlich in Platons Schriften, was ich eigentlich damit ausdrücken
      wollte, ist, dass sie im Gegensatz zu Platons eigenen Konzepten
      und Interessen (z.B.: Anthropotechnik) eindeutig Sokrates zuzuordnen
      ist und in Platons späteren Werken, in denen er sich von Sokrates
      emanzipiert tendenziell in den Hintergrund rückt.



      Dabei ist das Verhältnis durchaus ambivalent. "Der Staat" mag durchaus
      in der klassischen sokratischen Gesprächsordnung geschrieben sein, im
      Zentrum der Thematik wie Wissen zu Lehren sei, steht aber ein gänzlich
      anderes, der Hebammenkunst entgegengesetztes Konzept (welches
      zugegebenermaßen dann aber auch auf Ebene der Institutionen stattfindet)