Sokratische Philosophie

    • Ähm welche Werke von Sokrates hast du denn gelesen? Wie kannst du in diesem Zusammenhang von "in den Mund legen" reden?

      Es gibt drei Abschnitte der von Platon verfassten Werke, die genauen Zeiträume kann ich (leider) nicht genau sagen. Jedenfalls:
      frühe Werke: Man geht davon aus, dass alle Aussagen noch von Sokrates selbst getätigt wurden (mit Betonung auf Aussagen, nicht auf die genaue Wortwahl).
      Werke zwischen früh und spät (ka wie die heißen, gibts bestimmt überall Fachbegriffe für): Strittig, ob die Aussagen noch von Sokrates stammen.
      späte Werke: Aussagen PLatons (u.a. Ideenlehre), er lässt nur Sokrates als handelnde Person auftreten.

      Wurde Sokrates nicht schlussendlich getötet weil er die Leute zu viel gefragt hat?

      Verurteilt wegen Gottlosigkeit und Verderbung der Jugend (konnte er beides widerlegen, hat aber den Mächtigen wohl wirklich zu viel Stress gemacht)

      B2t: Widerlegbar ist die These nicht -.-´´ , weil man immer eine Instanz weiter gehen kann.
    • Guerteltier schrieb:

      @ FME : Bei der Philosophie geht es nie um die Art wie sie praktiziert wird, es geht immer um die Erkentnisse.
      Und das die Menschen sich im Aussehen verändert haben unterschreibe ich hiermit, aber der "Habitus" hat sich sicherlich nicht um 360° gedreht, es geht immernoch ums Geld, Macht, Ansehen etc., d.h. die Grundmotive zur Handlung eines Menschen sind gleich geblieben.


      wenn man nun aber bedenkt dass die sokratische philosophie ganz klar darauf ausgelegt ist dass man mit hilfe eines lehrers / meisters / wie auch immer zur erkenntnis kommt liegst du eindeutig falsch =) zudem war das philosophieren den BÜRGERN vorbehalten, von den landlosen oder sklaven oder gar frauen ist da garnicht die rede - wie willst du das auf heute übertragen? und bitte erzähl mir nicht dass die menschen sich in diesen weltanschauungen nicht ganz erheblich verändert haben. auch was den vielgötterglauben oder religiösität allgemein angeht haben sich die menschen ganz erheblich gewandelt. nur weil die grundlegenden motive, also der evolutionsbiologische antrieb, der gleiche geblieben ist bedeutet das nicht dass man die handlungen der menschen genauso erklären kann.

      es geht ganz im gegenteil ganz besonders stark darum wie philosophie praktiziert wird, eben genau deshalb WEIL sie sich von dem heutigen verständnis so grundlegend unterscheidet. die erkenntnisse, welche sokrates erhält, könnte man genauso gut mit einer logisch aufgebauten, eine grundannahme vorraussetzenden theoretischen philosophie erhalten - er erhält sie aber durch das praktische ausführen seiner anschauungen. wenn kant den kategorischen imperativ entwarf - denkst du er ging auf die straße, versammelte seine jünger um sich und fing dann an, sie in einzelgesprächen vom richtigen handeln zu überzeugen? du siehst, da ist eine ganz entscheidende diskrepanz.


      und um nochmals auf die weltanschauung und das handeln der menschen zurückzukommen: vieles von dem, was wir heute als unsere weltanschauung bezeichnen, hat sich durch jahrtausende entwickelt und ist ganz entscheidend durch den einfluss des christentums auf unsere kultur geprägt. sokrates lebte vor fast 2500 jahren, lange bevor "jesus christus" überhaupt in erscheinung trat. also bitte, erzähl mir nichts von gleichen anschauungen oder handlungen, einen antiken menschen kannst du mit unserem heutigen wissen garnichtmehr umfassend begreifen, da liegen welten dazwischen. wir können allenfalls ein ungefähres bild von dem entwerfen, was damalige menschen ausgemacht hat. und selbst dieses wenige was wir sicher wissen zeigt uns, dass die menschen damals fundamental anders waren.

      nehmen wir als beispiel mal demokratie: damals bedeutet dies (antikes griechenland, athen) dass alle freien bürger männlichen geschlechts eines bestimmten alters wählen dürfen. außen vor sind landarbeiter, landlose, sklaven, frauen, ausländer und was weiß ich noch alles. oder um es mit einem vergleich zu sagen: ein lichtstrahl ist immer der selbe, aber durch die brechung einer linse kann er ganz unterschiedlich wahrgenommen werden bzw. sich phänotypisch verändern (wenn man das so sagen darf). nimm den menschen als lichtstrahl und seine lebensumstände als die linse.
    • Naja, er hat halt alle Regeln der damaligen Etiquette gebrochen.
      Ist nicht mit Familie und Freunden hingekommen, die sonst immer da rumgehuelt haben um die Strafe zu mindern und hat seine Taten nicht direkt eingestanden, sondern sogar noch kackdreist gefordert wie ein Athlet belohnt zu werden (freie Speisen etc) statt verurteilt zu werden.
      Das das den Mächtigen nicht gepasst hat, war klar.

      @Cephalopeadlis: Ja, da gebe ich dir so vollkommen Recht.
      ...und außerdem bist du ein Lauchkopf!

      Last name "ever", first name "greatest"
    • Ich finde diese ganze sokratische Erkenntnistheorie total schwachsinnig. Die sollte man generell überspringen finde ich. Ich habs den Texten nie geglaubt wenn Sokrates seinem Gesprächspartner einen Block Monolog vorlegt und am Ende fragt "...stimmts?" und der Gesprächspartner dann begeistert "Ja, bei Zeus!!" und dann sollte man glauben Sokrates hätte das als Frage formuliert und die Erkenntnis war in dem anderen Drin und er hat sie nur rausgeholt? Also wirklich. Andere Themen sind jedenfalls besser gelungen und heute noch aktuell z.B. die Fragestellung ob Gott (die Götter) über der Moral stehen oder nicht. Ich finde man sollte Platons Schriften eher dafür sehen und ein bisschen über diese alberne Erkenntnistheorie hinwegsehen.
      Necessity brings him here, not pleasure.
    • @ FME .. again :) :
      Wenn wir uns mal die Grundthese der Sokratischen Philosophie anschauen : "Ich weiss, dass ich nicht weiss" kann man sie ja als Ausdruck von Bescheidenheit verstehen.( zumindest ist es das was mir als erstes dazu einfällt) und Bescheidenheit isit ein Wert, der nie an Gültigkeit verliert. Ergo ist es immernoch auf heute anwendbar.
    • giles schrieb:

      Ich finde diese ganze sokratische Erkenntnistheorie total schwachsinnig. Die sollte man generell überspringen finde ich. Ich habs den Texten nie geglaubt wenn Sokrates seinem Gesprächspartner einen Block Monolog vorlegt und am Ende fragt "...stimmts?" und der Gesprächspartner dann begeistert "Ja, bei Zeus!!" und dann sollte man glauben Sokrates hätte das als Frage formuliert und die Erkenntnis war in dem anderen Drin und er hat sie nur rausgeholt? Also wirklich. Andere Themen sind jedenfalls besser gelungen und heute noch aktuell z.B. die Fragestellung ob Gott (die Götter) über der Moral stehen oder nicht. Ich finde man sollte Platons Schriften eher dafür sehen und ein bisschen über diese alberne Erkenntnistheorie hinwegsehen.
      100% sign!!!
      Diese zugegeben sehr abstrakte Erkenntnisphilosophie/theorie ist längst überholt... sollte in der schule nur zur vervollständigung des philosophischen hintergrunds gelehrt werden, aber wir haben uns mit der Erkenntnistheorie ca. 3monate beschäftigt
      (killerargument von mir: Also ist die sokratische philosophie so, als ob ich ein schwein schlachte und zubereite, weil der geschmack war auch schon bevor ich es zubereitete drin!!)
      Peace is everyone's buisness war is just buisness
    • Guerteltier schrieb:

      @ FME .. again :) :
      Wenn wir uns mal die Grundthese der Sokratischen Philosophie anschauen : "Ich weiss, dass ich nicht weiss" kann man sie ja als Ausdruck von Bescheidenheit verstehen.( zumindest ist es das was mir als erstes dazu einfällt) und Bescheidenheit isit ein Wert, der nie an Gültigkeit verliert. Ergo ist es immernoch auf heute anwendbar.


      klasse, du nimmst ein wahlloses zitat und sagst das kann man auf heute anwenden. ich habe nie bezweifelt dass man die ERKENNTNISSE auf heute anwenden kann, aber eben nicht die philosophie als ganzes. wenn du diesen imensen unterschied nicht verstehst bist du in dieser diskussion falsch, so leid es mir tut.
    • giles schrieb:

      Ich finde diese ganze sokratische Erkenntnistheorie total schwachsinnig. Die sollte man generell überspringen finde ich. Ich habs den Texten nie geglaubt wenn Sokrates seinem Gesprächspartner einen Block Monolog vorlegt und am Ende fragt "...stimmts?" und der Gesprächspartner dann begeistert "Ja, bei Zeus!!" und dann sollte man glauben Sokrates hätte das als Frage formuliert und die Erkenntnis war in dem anderen Drin und er hat sie nur rausgeholt? Also wirklich. Andere Themen sind jedenfalls besser gelungen und heute noch aktuell z.B. die Fragestellung ob Gott (die Götter) über der Moral stehen oder nicht. Ich finde man sollte Platons Schriften eher dafür sehen und ein bisschen über diese alberne Erkenntnistheorie hinwegsehen.
      Ohne zu wissen, welche Einstellung der Threadersteller zu Sokrates hat, dass giles wiedermal genau das Gegenteil vertritt war abzusehen.
    • ok Giles...


      Ich finde man sollte die ganze Sache mit Gott einfach sein lassen. Ich glaube nicht an Gott und es gibt spannenderes.. Zum Beispiel die Fußball WM oder ähnliches...

      Wie FME schon gesagt hat, kann man die Sokratische Fragetechnik heute nicht mehr anwenden, aber ich persönlich finde es sehr interessant, wie er die Leute zur Vernunft gebracht hat.

      Ich editier gleich den ersten Post und
      an den zweiten Post: das naiv war in Klammern.. d.h. die vermeintlich unwissende Person, die eine Frage hat, fragt jemanden der die Antwort kennt und versucht sie aus dem anderen herauszukitzeln.

      danke für die Posts btw
      Leute mit Mut und Charakter sind den anderen immer unheimlich.
    • feniox schrieb:

      Ohne zu wissen, welche Einstellung der Threadersteller zu Sokrates hat, dass giles wiedermal genau das Gegenteil vertritt war abzusehen.

      Das Gegenteil von was? Der TE hat keine echte Meinung abgegeben. Ein feniox fail?

      g3ist- schrieb:

      ok Giles...


      Ich finde man sollte die ganze Sache mit Gott einfach sein lassen. Ich glaube nicht an Gott und es gibt spannenderes.. Zum Beispiel die Fußball WM oder ähnliches...

      Das ist es, du glaubst dass es Gott nicht gibt und bist damit genauso naiv wie die Leute die glauben dass es ihn gibt. Das Problem mit Atheisten ist doch, dass sie sich dann auch noch für fortschrittlicher halten =)
      Außerdem hast du natürlich nicht die Fragestellung verstanden. Sie bezieht sich nämlich nicht darauf ob es Gott gibt, sondern ob moralische Instanz abhängig oder unabhängig von Göttern sind bzw. darüber oder darunter stehen. Da ein Hauptargument für Religionen heute noch ist, dass sie allein Moral rechtfertigen, ist diese These besonders für "fortschrittliche" Atheisten interessant.
      Necessity brings him here, not pleasure.
    • hast du natürlich nicht die Fragestellung verstanden


      meinst du nicht, dass das "etwas" runtermachend wirkt?

      btw war mein Post eben nicht { nicht } ironisch gemeint.

      Naja für die Diskussion über Gott/Götter sollte man einen anderen Thread aufmachen

      Ich glaube nicht an Gott, aber an ein Gedächtnis der gesamten Menschheit, das sich in jedem von uns wiederspiegelt
      Leute mit Mut und Charakter sind den anderen immer unheimlich.
    • giles schrieb:

      Das Problem mit Atheisten ist doch, dass sie sich dann auch noch für fortschrittlicher halten =)


      geschichtlich betrachtet ist das leugnen einer höheren macht tatsächlich ein fortschritt, wenn auch nicht zwangsläufig ein positiver. man sollte also eher von einer fortentwicklung sprechen.

      beispielsweise gab es im mittelalter niemanden der nicht an gott glaubte, egal wie gewagt ihre thesen waren: an gott haben sie alle geglaubt. lässt sich auch schön an der geistesentwicklung ablesen, beispielsweise bei spinoza.
    • FME schrieb:

      geschichtlich betrachtet ist das leugnen einer höheren macht tatsächlich ein fortschritt, wenn auch nicht zwangsläufig ein positiver. man sollte also eher von einer fortentwicklung sprechen.

      beispielsweise gab es im mittelalter niemanden der nicht an gott glaubte, egal wie gewagt ihre thesen waren: an gott haben sie alle geglaubt.


      das heute nich mehr alle an gott glauben ist jawohl mal eindeutig ein rückschritt lol :D


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    • Aufklärung hat nichts mit Atheismus zu tun. Aber ist ok, wenn ihr euch überlegen fühlt indem ihr einen Glauben für den anderen ersetzt, dann sei es euch gegönnt.

      meinst du nicht, dass das "etwas" runtermachend wirkt?

      Möglich, sollte es aber nicht.


      edit: gerade wenn du ein Referat über Ethik machst solltest du dich mit Religionsphilosophie auseinandersetzen, die beiden Themen sind fest verknüpft
      edit2: Ich merke gerade, dass das hier sehr wie mein alter Philosophiekurs ausartet. Dort waren auch fast alle progressive Atheisten.
      Necessity brings him here, not pleasure.
    • giles schrieb:

      Aufklärung hat nichts mit Atheismus zu tun. Aber ist ok, wenn ihr euch überlegen fühlt indem ihr einen Glauben für den anderen ersetzt, dann sei es euch gegönnt.


      du verstehst es nicht: ich habe nicht gesagt dass das eine besser ist als das andere, ich sage nur dass die menschen sich fortentwickelt haben in bezug auf religion und es eben nun auch atheismus gibt, was früher, beispielsweise im mittelalter, nicht denkbar gewesen wäre. ich sage nicht dass es ein fortSCHRITT ist, denn darüber kann man sich streiten, aber eine entwicklung kann hier selbst der der papst höchstpersönlich nicht leugnen.
    • FME schrieb:


      giles schrieb:

      Aufklärung hat nichts mit Atheismus zu tun. Aber ist ok, wenn ihr euch überlegen fühlt indem ihr einen Glauben für den anderen ersetzt, dann sei es euch gegönnt.


      du verstehst es nicht: ich habe nicht gesagt dass das eine besser ist als das andere, ich sage nur dass die menschen sich fortentwickelt haben in bezug auf religion und es eben nun auch atheismus gibt, was früher, beispielsweise im mittelalter, nicht denkbar gewesen wäre. ich sage nicht dass es ein fortSCHRITT ist, denn darüber kann man sich streiten, aber eine entwicklung kann hier selbst der der papst höchstpersönlich nicht leugnen.
      Es ist dem Menschen heute halt auch gestattet eine oeffentliche Art von Atheiusmus zu praktizieren. Bin mir ziemlich sicher dass es aehnliche Gedankengaenge auch schon frueher gab, nur was mit Querdenkern im besagten Mittelalter gemacht wurde duerfte bekannt sein. Also der offen ausgelebte Atheismus is eine Folgeerscheinung des freieren und wohl auch inteligenter werdenden Menschentun, als anders herum.
      Also duch den Fortschritt kam der Atheismus, nicht durch den Artheismus der Fortschritt.