Da war all zu lang keinen richtigen Discuss thread hatten wollt ich mal wieder einen starten.
Jeder kennt es, jeder tut es. Aber warum?
Es ist all zu leicht zu sagen: "Im Internet wird geflamet, der Grund sind Kiddys." Das hab ich lang gedacht, zwischen durch raget jeder mal aber im großen und ganzen schiebt man es auf kiddys. bis ich es bei meinem vater erlebt hab, der eigentlich ruhigen gemütes ist, aber seit er seinen lappy hat und mal online nardi und kartenspiele zockt lässt er auch mal nen kleinen flame im allchat fallen.
Warum?
Dann hab ich folgendes entdeckt. Quelle ist "Elefenanten auf LSD" von Alex Boese. Ein buch das sich mit bekloppten experimenten beschäftigt.
kapitel "Säcke machen Leute":
Philip Zimbardo, Professor an NY University stellte folgendes Experiment um Deindividualisierung auf. Theorie: Verantwortugsgefühl im sozialen Kontext und das Gefühl der Individualität hängen zusammen.
Aus zeitlichen Gründen verkürz ich es mal.
Wenn unsere individualität untergeht, fühlen wir uns zu antisozialen handeln eher hingezogen.
Aufbau des Experiments:
Eine gruppe von studentinen und studenten wurden folgender situation gegenübergestellt. Ein vermeintlicher mitstudent (schauspieler, aber das wissen sie nicht) wird aufgaben erfüllen müssen. immer wenn er einen fehler macht sollen die studenten ihm einen schock verabreichen, ihnen wurde gesagt, dass es um den lernprozess durch schmerzen geht. in einem aufbau werden die studenten einzeln oder in kleinen gruppen als kontroleure eingesetzt, jeder hat seinen eingenen schocker. sie werden beim namen vorgestellt und sollen sichs ans schocken machen. dies tun sie, wenn auch schüchtern, aber sie tuns.
Die nächste gruppe ist mit bettlacken verhüllt(bis auf augen) und die schocker waren ebenfalls unter dem bettlacken, sie kennen sich nicht, haben sich nie gesehen und werden vom leiter nur mit zahlen angeschrochen. ihr schock signal soll durch einen gemeinsames pult gehen, wodurch keiner wusste, von wem das signal stammte. sie waren stehts in gruppen im kontrollraum
jeder kann es sich denken, sie schockten was das zeug hält, stets für jeden fehler und auch ohne zögern wie andere. nicht nur dass, sie schockten auch wesentlich länger, häufig sogar das maximum an erlaubter schocklänge.
viele versuche, bei denen mit menge, namen und sonstlichen kreterien von individualität variiert wurden, ergaben eben folgendes ergebnis.
Je anonymer, desto grausamer.
zimbardo, P.G.(1969) >>human choice: Induviduation, Reason, and Order Versus Deindividuation, Impuls, and Chaos.<<
dazu kommt.
ein student im Seminar "Freie Rede 113: Grundlagen der Überzeugungskunst" von Prof. Goetzinger kam im wintersemester 1967 mit einem schwarzen sack überm kopf zur vorlesung. nicht nur dass, der unbekannte tat dies bei jeder vorlesung. sagte zu beginn gar kein wort und selbst später nur kurze sätze. Er wurde erst ignoriert, dass heißt man versuchte es, aber versuch mal etwas gezielt zu ignorieren, genau darauf achtet man am meisten. Es ging über in hänselei, wenn auch nur kurz. ein kommolitone klebte ihm einen kick me zettel an, doch der sack setzte sich ihm nur gegenüber und sah ihn an, bis der kommo., der bereits versucht hatte den sack mit einem regenschirm zuverscheuchen selbst wegging. Egal, man ging mit einem gewissen aggresionsverhalten an den sack ran. ähnlich wie rassismus halt in jedem iwie ein bisschen verankert ist, was man nicht kennt ist einem nicht geheuer.
hier die these. Anonymität wird in beide richtungen aggresionsfördernt. da man sich nicht rechtfertigen muss, kann man antisozial handeln. sowohl wenn man nicht zum individuum wird, wie auch wenn mein gegenüber deindividuualisiert wird. im internet geschieht beides, sowohl wir, als auch unser gegenüber sind im großen und ganzen fremd. Antisoziales handeln wird nicht gestraft oder kommt sonst wie auf unser ich zurück. Wir müssen demnach keine verantwortung tragen.
DISCUSS
als kleinen schmankerl aber eigentlich unrelevant möchte ich erwähnen, dass nach dem die medien von dem sackmensch mitbekommen haben und die geschichte mit fotos und vids überall publik machten reagierten auch unbeteiligte mit beschwerden auf den sack. selbst der prof. sollte gefeuert werden, verlangte ein schreiberling, weil er ein solches benehmen toleriert (man beachte es war 1967), doch komischer weise verteidigten eben die kommolitonen, die den sack anfangs angriffen, den sack. es schien, das im laufe eines quartals der sack mehr und mehr zu "ihrem sack" wurde. Sie engagierten sich für sein recht einen sack tragen zu dürfen. "Offensichtlich hatte er in ihren Augen eine erkennbare, wenn auch exzentrische Identität angenommen." (S.311 unten).
auch dieses phänomen wird im internet immer wieder erkennbar. die identität wird zb. anhand eines nicks (im internet) oder eben eines sacks festgemacht. so entwickeln sich auch soziale bindungen zwischen Deindividuuen im internet. (nein, nicht gay). Dies geschieht aber erst, wenn man sich in einer community (clan, ds.de, spielergemeinschaft, ts, w/e) öfter begegnet.
der sack ist btw. nach dem wintersemester ohne sein ich preiszugeben wieder verschwunden.
Jeder kennt es, jeder tut es. Aber warum?
Es ist all zu leicht zu sagen: "Im Internet wird geflamet, der Grund sind Kiddys." Das hab ich lang gedacht, zwischen durch raget jeder mal aber im großen und ganzen schiebt man es auf kiddys. bis ich es bei meinem vater erlebt hab, der eigentlich ruhigen gemütes ist, aber seit er seinen lappy hat und mal online nardi und kartenspiele zockt lässt er auch mal nen kleinen flame im allchat fallen.
Warum?
Dann hab ich folgendes entdeckt. Quelle ist "Elefenanten auf LSD" von Alex Boese. Ein buch das sich mit bekloppten experimenten beschäftigt.
kapitel "Säcke machen Leute":
Philip Zimbardo, Professor an NY University stellte folgendes Experiment um Deindividualisierung auf. Theorie: Verantwortugsgefühl im sozialen Kontext und das Gefühl der Individualität hängen zusammen.
Aus zeitlichen Gründen verkürz ich es mal.
Wenn unsere individualität untergeht, fühlen wir uns zu antisozialen handeln eher hingezogen.
Aufbau des Experiments:
Eine gruppe von studentinen und studenten wurden folgender situation gegenübergestellt. Ein vermeintlicher mitstudent (schauspieler, aber das wissen sie nicht) wird aufgaben erfüllen müssen. immer wenn er einen fehler macht sollen die studenten ihm einen schock verabreichen, ihnen wurde gesagt, dass es um den lernprozess durch schmerzen geht. in einem aufbau werden die studenten einzeln oder in kleinen gruppen als kontroleure eingesetzt, jeder hat seinen eingenen schocker. sie werden beim namen vorgestellt und sollen sichs ans schocken machen. dies tun sie, wenn auch schüchtern, aber sie tuns.
Die nächste gruppe ist mit bettlacken verhüllt(bis auf augen) und die schocker waren ebenfalls unter dem bettlacken, sie kennen sich nicht, haben sich nie gesehen und werden vom leiter nur mit zahlen angeschrochen. ihr schock signal soll durch einen gemeinsames pult gehen, wodurch keiner wusste, von wem das signal stammte. sie waren stehts in gruppen im kontrollraum
jeder kann es sich denken, sie schockten was das zeug hält, stets für jeden fehler und auch ohne zögern wie andere. nicht nur dass, sie schockten auch wesentlich länger, häufig sogar das maximum an erlaubter schocklänge.
viele versuche, bei denen mit menge, namen und sonstlichen kreterien von individualität variiert wurden, ergaben eben folgendes ergebnis.
Je anonymer, desto grausamer.
zimbardo, P.G.(1969) >>human choice: Induviduation, Reason, and Order Versus Deindividuation, Impuls, and Chaos.<<
dazu kommt.
ein student im Seminar "Freie Rede 113: Grundlagen der Überzeugungskunst" von Prof. Goetzinger kam im wintersemester 1967 mit einem schwarzen sack überm kopf zur vorlesung. nicht nur dass, der unbekannte tat dies bei jeder vorlesung. sagte zu beginn gar kein wort und selbst später nur kurze sätze. Er wurde erst ignoriert, dass heißt man versuchte es, aber versuch mal etwas gezielt zu ignorieren, genau darauf achtet man am meisten. Es ging über in hänselei, wenn auch nur kurz. ein kommolitone klebte ihm einen kick me zettel an, doch der sack setzte sich ihm nur gegenüber und sah ihn an, bis der kommo., der bereits versucht hatte den sack mit einem regenschirm zuverscheuchen selbst wegging. Egal, man ging mit einem gewissen aggresionsverhalten an den sack ran. ähnlich wie rassismus halt in jedem iwie ein bisschen verankert ist, was man nicht kennt ist einem nicht geheuer.
hier die these. Anonymität wird in beide richtungen aggresionsfördernt. da man sich nicht rechtfertigen muss, kann man antisozial handeln. sowohl wenn man nicht zum individuum wird, wie auch wenn mein gegenüber deindividuualisiert wird. im internet geschieht beides, sowohl wir, als auch unser gegenüber sind im großen und ganzen fremd. Antisoziales handeln wird nicht gestraft oder kommt sonst wie auf unser ich zurück. Wir müssen demnach keine verantwortung tragen.
DISCUSS
als kleinen schmankerl aber eigentlich unrelevant möchte ich erwähnen, dass nach dem die medien von dem sackmensch mitbekommen haben und die geschichte mit fotos und vids überall publik machten reagierten auch unbeteiligte mit beschwerden auf den sack. selbst der prof. sollte gefeuert werden, verlangte ein schreiberling, weil er ein solches benehmen toleriert (man beachte es war 1967), doch komischer weise verteidigten eben die kommolitonen, die den sack anfangs angriffen, den sack. es schien, das im laufe eines quartals der sack mehr und mehr zu "ihrem sack" wurde. Sie engagierten sich für sein recht einen sack tragen zu dürfen. "Offensichtlich hatte er in ihren Augen eine erkennbare, wenn auch exzentrische Identität angenommen." (S.311 unten).
auch dieses phänomen wird im internet immer wieder erkennbar. die identität wird zb. anhand eines nicks (im internet) oder eben eines sacks festgemacht. so entwickeln sich auch soziale bindungen zwischen Deindividuuen im internet. (nein, nicht gay). Dies geschieht aber erst, wenn man sich in einer community (clan, ds.de, spielergemeinschaft, ts, w/e) öfter begegnet.
der sack ist btw. nach dem wintersemester ohne sein ich preiszugeben wieder verschwunden.