Soziale Berufe / Zivildienst

    • Soziale Berufe / Zivildienst

      Hiho,
      ich wollte euch mal fragen, ob ihr selber einen sozialen Beruf ausübt, ausüben wollt oder mit Gedanken gerade spielt. Ich würde auch gerne von den Zivildienstleistenden ihre Erfahrungen über ihre arbeit erfahren und was sie so zu berichten haben. Würde mich freuen wenn zumindest ein paar antworten kämen (auch wenn nicht wirklich glaube das überhaupt wer natwortet)

      mfg

      Sic

      Beitrag von calcu ()

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    • Also ich habe 7 Monate im Altersheim als Pflegekraft gearbeitet, auf einer Station mit mehr Fahrstühlen als Pflegepersonal (grob...).

      Es war eine enorme Lebenserfahrung, da ich Menschen mit allerlei Krankheiten, deren Namen ich niemals gehört habe, betreut habe. Leider fiel diese Betreuung nur auf die Grundversorgung: Essen, Trinken, Waschen und das Wechseln der "Inkotinenzmaterialien". Anfangs fand ich widerwärtig, am Ende wars mir ansich egal, Abstumpfung ftw.
      Man hatte keine Zeit sich mit den leuten zu unterhalten, da man auch als Zivi als festes Personal eingeplant ist (und nicht so wie es ansich sein sollte, als unterstützende Kraft). Das ging soweit, dass ich am Nachmittag (wo zugegebenermaßen wenig los ist) mich allein um alle Bewohner kümmern musste, während das Pflegepersonal im monatlichen "QM-Meeting" saß.
      Ich habe Leute sterben sehen, war auch beim finalen Atemzug dabei, habe Wachkomapatienten versorgt und musste manchmal mit schwerem Hals das Zimmer verlassen, als mich eine "Oma" anbat, sie sterben zu lassen.
      Eine war mit Anfang 50 im Altersheim, ca 30 Jahre im Schnitt zu jung, mit Schlaganfall und völligem Verlust der Sprach- und Artikulationsmöglichkeiten sowie abgenommenen linken Unterschenken. Die ist ca 20Jahre jünger gewesen als meine oma ist, die sich topfit hält und geistig total oben auf ist. Das ist auch nicht angenehm.

      Aber es gab auch schöne Momente, wenn man mal Zeit hatte, sich mit den Leuten zu unterhalten und wenn man gesehen hat, wie sehr sie sich freuen, dass ihnen (trotz in der Nähe lebender Großfamilie) endlich mal jemand zuhört und sich für deren Geschichte interessiert. Nur ist das Altersheim nunmal leider die letzte Etappe auf dem Weg ins jenseits. Oder wenn ich mit der Rollstuhl-Oma beim Weihnachtsfest auf der Tanzfläche getanz habe (okay, ich tanze, und rollte sie dabei ;) )...
      Als ich fertig war, wollte ich auf jeden Fall die Leute noch besuchen gehen, sowohl die Kollegen (die teilweise echt super waren und als sie erkannt haben, dass ich auch arbeiten kann, mich sogar als Kollegen respektiert haben und nicht nur als Arbeitspuckel), als auch ein paar der Alten, die mich teilweise echt als eine Art (ur)Enkel ansahen.

      Nur leider ist dann mein Lieblingsbewohner zwei wochen, nachdem ich fertig war, verstorben. Ich habe das Altersheim dann nie wieder betreten und versucht den Kollegen, auch wenn ich sie auf der Straße gesehen hab, aus dem Weg zu gehen.

      Es war eine sicherlich gute Erfahrung, das Schätzen der Gesundheit und des unbeschwerten Lebens zu genießen, und das die eigenen Großeltern noch leben (so ists zumindest bei mir).

      Ich weiss nicht, was ich machen würde, wenn ich nochmal die Wahl zwischen Bund und Zivi habe. Aber auf jeden Fall war meine (kurze) Bundeswehrzeit viel angenehmer, was die Belastung angeht (körperlich zwar enorm, aber nicht so geistig stressig - langfristig gesehen, auch wenn ich manchmal kurzzeitig echt fertig mit den nerven war). Dafür habe ich auch tolle Sachen wie richtigen Bettenbau, exaktes Zusammnelegen der Kleidung und Putzen in den entlegensten Ecken des Zimmers gelernt.
    • Ja das ist bei mri auch so, momentan bin ich noch in der Ausbildung und da gehts mir geanuso wie es dir ging, man muss wirklich nur seinen Aufgaben machen, sonst hat bald den ganzen Laden am Arsch, weil die alten Hasen dir alles aufhetzen. Mein letzter Anleiter war aber ne coole Sau der hat mich gleich drauf hingewiesen und gesagt wenn man ihnen nur den kleinen Finger reicht , nehmen sie gleich den ganzen Arm, das ist leider so :-/

      Ich selber war noch net in der Mobilen Pflege unterwegs, würde ich aber auch nicht rein gehen, da ich weiß was mich da erwarten würde ich das will ich net darum lasse ich es lieber :-/
    • oG3r schrieb:

      Also ich habe 7 Monate im Altersheim als Pflegekraft gearbeitet, auf einer Station mit mehr Fahrstühlen als Pflegepersonal (grob...).....



      So ähnliche Sachen habe ich auch erlebt als in der Sozial Pflege Klasse Praktikas machen musste, ich war zwar nicht solange im altenheim unterwegs, aber in der kurzen Zeit in der ich da war habe ich auch alle extremen des berufes kennen gelernt. (Sterbene Leute, Menschen die komplett mit fäkalien beschmiert waren, aber auch die schönen sachen)

      Ich habe manchmal das Gefühl, das wir jungen Leute die da sind, den alten Menschen nochmal einen letzten Schwung geben. So war es bei mir mit meinem Lieblingsbewohner so, dass er auch 3 wochen nachdem ich weg war gestorben ist ohne irgendwelche Voranzeichen, ich glaube es einfach, das er nicht mehr damit klar gekommen ist, das er aufeinmal wieder "alleine" war, den als cih da war, habe ich mich viel mit ihm unterhlaten und viel mit ihm gemacht, ich habe sogar meine Arbeitszeiten überzogen um mit ihm noch einen Spaziergang zu machen oder das spiel zu enede zu spielen, er hatte mich acuh angefleht nicht zu gehen als ich meinen letzten Tag hatte, das war schon hart aber ich musste gehen. Ich konnte ihn dann nur noch zweimal besuchen, dann ist er ja wie schon egsagt gestorben, das hat mich dann doch ein wenig mitgenommen, aber sowas gehört auch dazu....
    • Du solltest eine Engelsgeduld haben und eine ziemlich hohe Tolleranz für schlechten Körpergeruch aufweisen.
      Man hat dauernd mit Leuten zu tun, denen man innerlich in die Fresse schlagen will, trotzdem muss man natürlich professionell bleiben.
      Die EDV und Buchhaltung sowie sonstige Verwaltung ist meistens katastrophal und zwischen der Kompetenz einzelner Sozialarbeiter können Welten liegen.
      Als Zivildienstleistender kann man zwar interessante Erfahrungen machen und auch Einblicke in das auf einen zukommende Arbeitsleben bekommen, leider wird man oft enorm unterfordert und als billiger Packesel behandelt.

      Ich war Zivi in einer Beratungsstelle für Wohnungslose, da habe ich Fahrdienste, Verwaltungstätigkeiten und Mädchen-für-alles-Jobs übernommen.
      Wenn man aber gerade sein Abitur hat, und erst mal einen hablen Tag mit kopieren, Kaffe kochen und Akten sortierene beschäftigt ist, fühlt man sich schnell ein bisschen überqualifiziert.
      Wenn man dann auch noch dabei zusehen muss, wie die Verwaltungsangestellten ihren Bildschirm mit einer Auflösung von 600*800 betreiben, weil sonst die Symbole zu klein sind und ähnliches, dann will man den Leuten nur noch die Tastatur auf dem Kopf zertrümmern.
      So gings bei mir dann gerade weiter, z.B. wurden von der täglichen Abrechnung 2 Kopien abgelegt, weil das früher mal nötig war, mitlerweile aber völlig überflüssig ist. Rein aus tradition oder was weiß ich haben die halt über 5 Jahre täglich ein Blatt unterschrieben und eingeordnet, in dem Wissen, dass das ganze völlig für den Arsch ist. Das sind nur ein paar Beispiele für die inkompetenz und die chaotischen Verhältnisse, da könnte ich tagelang drüber schreiben.
      Ganz großartig war es auch, dass zwischen den Sozialarbeitern regelrecht Krieg herrschte und beide Seiten den Zivi auf ihrer Seite haben wollten. Das lag vor allem daran, dass die Chefin keinerlei Durchsetzungsvermögen hatte. d.h. die wöchentlichen Dienstbesprechungen (rate mal, wer Protokoll schreiben durfte) bestanden hauptsächlich aus Anfeindungen und Untergrabung der Autorität der Vorgesetzten.
      Nochmal wolte ich das nicht machen und ich käme auch gewiss nicht auf die Idee, Sozialarbeiter zu werden.
      Ich kann mir aber trotzdem vorstellen, dass man in einer weniger vergifteten Atmosphäre als Sozialarbeiter seine Erfüllung finden kann.
      Mach dir aber keine Illusionen, mehr als 50% des Jobs besteht aus Papierkram, Telefonaten mit Ämtern u.ä. und Gesetz- und Aktenwälzen.
    • Also das mit dem Papierkram fällt bei mir Gott sei dank weg, ich muss nur ab und zu mal ein paar Förderplanungen schreiben und evtl. die Dokumentationen schreiben, aber das ist nicht all zu viel, jedoch in Altenheimen und Pflegeheimen/wohnheimen ist das ein wenig mehr, da man dort ja jeden furz dokumentieren muss leider >.< Dadurch geht viel zeit drauf die man mit den Bewohner/Menschen verbringen könnte...