"Anstätter hat Recht, aus Erdöl macht man auch Düngemittel." Er ließ sich mit seinen Notizen auf den Couchsessel fallen.
"Und Schädlingsbekämpfungsmittel. Felder, auf denen man konventionell anbaut, ohne all diese Mittel, bringen nur ein Achtel des Ertrags oder noch weniger. Um ein einziges Rind schlachtreif zu kriegen, braucht man alles in allem tausend Liter Öl - für die Erzeugung des Futters, den Antrieb der Maschinen und so weiter. Wenn das Öl ausgeht, heißt das, dass selbst in Europa die Nahrungsversorgung wieder zum Problem werden kann. Von der Dritten Welt ganz zu schweigen; dort, wo die Ernährung der Bevölkerung heute noch nicht gesichert ist, wird es zu unvorstellbaren Hungersnöten kommen."
Sein Blick ging ins Leere, sah Schreckliches. "Und zu Flüchtlingsströmen. Sie werden versuchen, zu uns zu kommen, in die reicheren Länder.
Wenn du nichts mehr zu verlieren hast... Man kann es verstehen. Aber das heißt, die Welt wird auseinanderfallen. Es wird Krieg geben...
Obwohl, wie will man Krieg führen ohne Treibstoff für Panzer, Kriegsschiffe, Flugzeuge?"
___Ein kalter Hauch schien auf einmal vom Fenster her zu wehen. Dorothea sah hinaus, über das weite, nachtdunkle Land unter ihnen, in dem Tausende von Lichtern glommen. Lichter, die demnächst ausgehen würden, wenn das alles stimmte.
___"Ich kann mir das nicht vorstellen", flüsterte sie. "Das ist so... jenseits von allem."
___Aber es war das, was ihr Vater ihr immer gepredigt hatte. Eines Tages zerbricht diese ganze technische Zivilisation an ihrer Überdrehtheit,
hatte er gesagt.
___- "Medikamente sind ein anderes Problem", fuhr Werner fort. "Ich habe eine Aussage gefunden, dass bei einem der großen Pharmakonzerne an die 150 000 verschiedenen Produkte hergestellt werden, und das einzige, bei dem Erdöl keine Rolle spielt, ist Aspirin! Stell dir das vor - Hungersnöte, kein Sprit, um wenigstens ein paar Lebensmittel in die betroffenen Gebiete zu bringen, und dann nicht mal Medikamente gegen die Krankheiten, die auftreten werden. Das heißt, es wird zu Seuchen kommen, zu richtigen Pandemien womöglich..."
___"Keine Einmalspritzen mehr", fiel Dorothea ein. "Keine Infusionsschläuche. Keine Plastikhandschuhe..."
___- "Es geht endlos weiter. Farben, Lacke, Lösungsmittel werden aus Erdöl hergestellt. Kunstharze. Synthetische Fasern für Kleidung oder Teppichböden - Nylon, Perlon und wie sie alle heißen. Konservierungsmittel. Fotochemikalien. Waschmitel. Sprengstoffe. Druckerschwärze. Schmierstoffe. Isoliermaterialien gegen Feuchtigkeit. Kosmetika. Süßstoff. Nicht zu vergessen Asphalt für den Straßenbau!" Werner zog am Kragen seines Hemdes.
"An unseren neuen Fahrzeugmpdellen bestehen über vierzig Prozent der Teile aus Kunststoff. Egal ob noch jemand welche kauft oder nicht, wir werden gar nicht mehr in der Lage sein, sie herzustellen."
___"Und wie sollen die Supermärkte versorgt werden? Ohne Treibstoff für die Lastwagen?"
___- "Es wird zu Hamsterkäufen kommen, zu regelrechten Plünderungen." Werner atmete heftig. "Ich fand das früher immer gruselig, wenn meine
Großeltern über die Zeit nach dem Krieg erzählt haben. Aber gegen das, was los sein wird, wenn das Öl ausgeht, war das alles Pillepalle."
___Sie sahen einander an. Keiner sagte etwas, aber Dorothea wusste, dass sie in diesem Augenblick beide das Gleiche dachten:
Das konnte das Ende der Menschheit bedeuten.
___Werner sprang auf, tigerte durch das Wohnzimmer. "Wir müssen überlegen, wie wir uns darauf vorbereiten. Wie wir uns im Notfall selber versorgen. Im Keller ist noch viel Platz, wenigstens das ist ein Vorteil. Wir können einen Grundvorrat für einige Monate, vielleicht sogar Jahre einlagern. Mehl, Öl, Zucker, Konserven - solche Sachen. Lange haltbar. Die erste Zeit wird auf jeden Fall die schlimmste; wenn wir die üverstehen..."
Ihm fiel etwas ein. "In den Telefonbüchern war hinten drin fürher immer eine Anleitung, wie man für Katastrophen vorsorgt. Vom Amt für Zivilschutz oder so. Sirenensignale, was für Dokumente man bereithalten soll, und wie man einen Notvorrat anlegt. Im Vorwahlverzeichnis war das, glaube ich. Ich weiß nicht, ist das heute immernoch so?"
___Dorothea schüttelte den Kopf. "Wir haben nur eine CD."
___- "Na klasse. Die nützt einem was, wenn der Strom ausgeht..." Werner nahm seine unruhige Wanderung wieder auf. "Kerzen. Wir brauchen einen
Vorrat an Kerzen, und Streichhölter. Einen Wasservorrat haben wir, aber wir bräuchten noch etwas, um das Chlor und so weiter herauszufiltern."
Er richtete den ausgetreckten Zeigefinger auf sie. "Das gehen wir gleich nächste Woche an. Lass mal überlegen..." Vor dem Wandkalender blieb er stehen. "Morgen ist Bereichsleitersitzung, am Dienstag haben wir Team-Meeting... Am Mittwoch, da könnte ich nachmittags gleiten. Lass uns da einen Großeinkauf machen. Bis dahin können wir uns noch genau überlegen, was. Wir sollten es irgendwie so machen, dass wir die Sachen auch allmählich aufbrauchen können, falls alles falscher Alarm war..."
___Ein plötzlicher Windstoß ließ die Scheiben zittern. Werner hielt inne, fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Ratlosigkeit stand in seinen Augen, als er sie ansah. "Übertreiben wir?"
___Sie hob ratlos die Schultern. "Ich weiß es nicht."
___- "Mir fiel gerade die Panik ein, die damals wegen des Jahr-2000-Fehlers geherrscht hat. Damals hieß es auch, die Welt geht unter.
Und es klang auch alles schrecklich logisch. Die Computer verschlucken sich am Datum, weil man früher die Jahreszahlen nur zweistellig gespeichert hat, und dann stellen sie den Strom ab, löschen alle Kontostände, lassen das internationale Finanzsystem kollabieren oder starten die Atomraketen.
Und was ist dann tatsächlich passiert? Ein paar 106-jährige haben einen Bescheid bekommen, sich einschulen zu lassen, oder sowas in der Art."
MfG
"Und Schädlingsbekämpfungsmittel. Felder, auf denen man konventionell anbaut, ohne all diese Mittel, bringen nur ein Achtel des Ertrags oder noch weniger. Um ein einziges Rind schlachtreif zu kriegen, braucht man alles in allem tausend Liter Öl - für die Erzeugung des Futters, den Antrieb der Maschinen und so weiter. Wenn das Öl ausgeht, heißt das, dass selbst in Europa die Nahrungsversorgung wieder zum Problem werden kann. Von der Dritten Welt ganz zu schweigen; dort, wo die Ernährung der Bevölkerung heute noch nicht gesichert ist, wird es zu unvorstellbaren Hungersnöten kommen."
Sein Blick ging ins Leere, sah Schreckliches. "Und zu Flüchtlingsströmen. Sie werden versuchen, zu uns zu kommen, in die reicheren Länder.
Wenn du nichts mehr zu verlieren hast... Man kann es verstehen. Aber das heißt, die Welt wird auseinanderfallen. Es wird Krieg geben...
Obwohl, wie will man Krieg führen ohne Treibstoff für Panzer, Kriegsschiffe, Flugzeuge?"
___Ein kalter Hauch schien auf einmal vom Fenster her zu wehen. Dorothea sah hinaus, über das weite, nachtdunkle Land unter ihnen, in dem Tausende von Lichtern glommen. Lichter, die demnächst ausgehen würden, wenn das alles stimmte.
___"Ich kann mir das nicht vorstellen", flüsterte sie. "Das ist so... jenseits von allem."
___Aber es war das, was ihr Vater ihr immer gepredigt hatte. Eines Tages zerbricht diese ganze technische Zivilisation an ihrer Überdrehtheit,
hatte er gesagt.
___- "Medikamente sind ein anderes Problem", fuhr Werner fort. "Ich habe eine Aussage gefunden, dass bei einem der großen Pharmakonzerne an die 150 000 verschiedenen Produkte hergestellt werden, und das einzige, bei dem Erdöl keine Rolle spielt, ist Aspirin! Stell dir das vor - Hungersnöte, kein Sprit, um wenigstens ein paar Lebensmittel in die betroffenen Gebiete zu bringen, und dann nicht mal Medikamente gegen die Krankheiten, die auftreten werden. Das heißt, es wird zu Seuchen kommen, zu richtigen Pandemien womöglich..."
___"Keine Einmalspritzen mehr", fiel Dorothea ein. "Keine Infusionsschläuche. Keine Plastikhandschuhe..."
___- "Es geht endlos weiter. Farben, Lacke, Lösungsmittel werden aus Erdöl hergestellt. Kunstharze. Synthetische Fasern für Kleidung oder Teppichböden - Nylon, Perlon und wie sie alle heißen. Konservierungsmittel. Fotochemikalien. Waschmitel. Sprengstoffe. Druckerschwärze. Schmierstoffe. Isoliermaterialien gegen Feuchtigkeit. Kosmetika. Süßstoff. Nicht zu vergessen Asphalt für den Straßenbau!" Werner zog am Kragen seines Hemdes.
"An unseren neuen Fahrzeugmpdellen bestehen über vierzig Prozent der Teile aus Kunststoff. Egal ob noch jemand welche kauft oder nicht, wir werden gar nicht mehr in der Lage sein, sie herzustellen."
___"Und wie sollen die Supermärkte versorgt werden? Ohne Treibstoff für die Lastwagen?"
___- "Es wird zu Hamsterkäufen kommen, zu regelrechten Plünderungen." Werner atmete heftig. "Ich fand das früher immer gruselig, wenn meine
Großeltern über die Zeit nach dem Krieg erzählt haben. Aber gegen das, was los sein wird, wenn das Öl ausgeht, war das alles Pillepalle."
___Sie sahen einander an. Keiner sagte etwas, aber Dorothea wusste, dass sie in diesem Augenblick beide das Gleiche dachten:
Das konnte das Ende der Menschheit bedeuten.
___Werner sprang auf, tigerte durch das Wohnzimmer. "Wir müssen überlegen, wie wir uns darauf vorbereiten. Wie wir uns im Notfall selber versorgen. Im Keller ist noch viel Platz, wenigstens das ist ein Vorteil. Wir können einen Grundvorrat für einige Monate, vielleicht sogar Jahre einlagern. Mehl, Öl, Zucker, Konserven - solche Sachen. Lange haltbar. Die erste Zeit wird auf jeden Fall die schlimmste; wenn wir die üverstehen..."
Ihm fiel etwas ein. "In den Telefonbüchern war hinten drin fürher immer eine Anleitung, wie man für Katastrophen vorsorgt. Vom Amt für Zivilschutz oder so. Sirenensignale, was für Dokumente man bereithalten soll, und wie man einen Notvorrat anlegt. Im Vorwahlverzeichnis war das, glaube ich. Ich weiß nicht, ist das heute immernoch so?"
___Dorothea schüttelte den Kopf. "Wir haben nur eine CD."
___- "Na klasse. Die nützt einem was, wenn der Strom ausgeht..." Werner nahm seine unruhige Wanderung wieder auf. "Kerzen. Wir brauchen einen
Vorrat an Kerzen, und Streichhölter. Einen Wasservorrat haben wir, aber wir bräuchten noch etwas, um das Chlor und so weiter herauszufiltern."
Er richtete den ausgetreckten Zeigefinger auf sie. "Das gehen wir gleich nächste Woche an. Lass mal überlegen..." Vor dem Wandkalender blieb er stehen. "Morgen ist Bereichsleitersitzung, am Dienstag haben wir Team-Meeting... Am Mittwoch, da könnte ich nachmittags gleiten. Lass uns da einen Großeinkauf machen. Bis dahin können wir uns noch genau überlegen, was. Wir sollten es irgendwie so machen, dass wir die Sachen auch allmählich aufbrauchen können, falls alles falscher Alarm war..."
___Ein plötzlicher Windstoß ließ die Scheiben zittern. Werner hielt inne, fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. Ratlosigkeit stand in seinen Augen, als er sie ansah. "Übertreiben wir?"
___Sie hob ratlos die Schultern. "Ich weiß es nicht."
___- "Mir fiel gerade die Panik ein, die damals wegen des Jahr-2000-Fehlers geherrscht hat. Damals hieß es auch, die Welt geht unter.
Und es klang auch alles schrecklich logisch. Die Computer verschlucken sich am Datum, weil man früher die Jahreszahlen nur zweistellig gespeichert hat, und dann stellen sie den Strom ab, löschen alle Kontostände, lassen das internationale Finanzsystem kollabieren oder starten die Atomraketen.
Und was ist dann tatsächlich passiert? Ein paar 106-jährige haben einen Bescheid bekommen, sich einschulen zu lassen, oder sowas in der Art."
MfG
Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Seraph ()
"You wanted life
- I showed you love."
Seraphs Post-Hardcore/Emo/Screamo/Metalcore/Deathcore - Thread (Hell YELL!)
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Boo^ schrieb:
Seraph. Connecting people.