Die wenigsten scheinen sich bewusst zu sein, dass sie mit ihrer Stimmabgabe auch jede Menge Verantwortung übernehmen. Wer sich von der FDP und ihren tollen Wahlversprechungen blenden lässt und diese Partei wählt, die aber schon ein Jahr später laut Umfragen nur noch ein Drittel der Wählerstimmen vom Vorjahr bekäme, der ist meiner Meinung nach zu leichtfertig damit umgegangen. Verantwortung kann man nur übernehmen, wenn man in der Lage ist, Egoismus hintenanzustellen. Man muss die Frage "Was springt für mich dabei raus?" beiseiteschieben können und vernünftige Entscheidungen aufgrund von Informationen treffen. Eine politische Wahl ist kein Pferderennen, wo man halt mal auf gut Glück auf irgendein Pferd setzt und der mögliche Schaden sich nur über ein paar Euro erstreckt.
In der heutigen Medienlandschaft kommen ja sowieso nur Bruchstücke und Parolen aus der Politik bei den Menschen an, mehr bieten die meisten Medien nicht, mehr wollen die meisten Menschen leider auch nicht wissen. Wer genaue, unbeschnittene Infos und vor allem _Zusammenhänge_ will, muss suchen. Gerade am Fall Sarazzin hat man gesehen, wie schnell er in der Öffentlichkeit verurteilt wurde bzw wie schnell viele ihm "zustimmten", ohne wirklich Bescheid zu wissen. Wie so oft wurden viele Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und auf diese Weise pervertiert, bloß um das ganze fürs gemeine Volk eben einfach und leicht verdaulich darzustellen und den Menschen möglichst die Mühe der Bildung einer eigenen Meinung zu ersparen. Aber so geht das nicht, so Unrecht Sarazzin haben mag, man kann seine Aussagen nicht auf wenige Zeilen reduzieren und dann schon ein endgültiges Urteil darüber fällen. Leider sieht die gängige Praxis in unserer Gesellschaft so aus. Man schaut 15 Minuten Abendnachrichten und weiß anschließend was in der Welt passiert, wie es die Politiker besser machen sollten und dass es morgen regnen wird. So einfach kann man es sich auf Dauer nicht machen. Wer entscheiden, also wählen will, muss auch eine solide Grundlage haben, auf der diese Entscheidung basiert. Aber mit Zwang kann man hier unmöglich etwas erreichen, Interesse muss man schon selbst mitbringen.
Die politische Kultur, die wir hier in Deutschland entwickelt haben (die auch anderswo so ähnlich aussieht), ist aber auch fragwürdig hinsichtlich ihrer demokratischen Natur: Wie kann es sein, dass gewählte Volksvertreter im Bundestag ständig geschlossen als Partei einer Meinung sind? Hunderte Menschen, zusammengeschlossen in einem politisch vielschichtigen Gebilde wie der SPD oder der CDU, und alle stimmen für das, was die Partei vorgibt? Wieso gibt es nicht (bzw. so extrem selten) auch mal einen CDU-Menschen, der gegen Laufzeitverlängerung der AKWs ist, und einen SPDler der dafür stimmt? Warum muss die Opposition grundsätzlich und in jedem einzelnen Punkt der Regierung widersprechen und alles permanent schlechtreden? Warum werden Vorschläge meist nicht anhand ihrer Qualität sondern anhand der Parteizugehörigkeit des Vorschlagenden bewertet?
Zur Erinnerung: Wir wählen Leute in den Bundestag, die _unsere_ Interessen vertreten und das beste für unsere Republik tun sollen. Aber anscheinend ist das oft nicht das vorrangige Ziel der Gewählten. Vieles, wenn nicht alles, dreht sich um Machtgewinn und -erhalt und die Entscheidungen treffen nicht Personen, sondern Parteien, jene seltsamen Gebilde, die zwar auch nur aus Einzelpersonen bestehen, in denen diese jedoch der brav der Parteilinie folgen müssen und ihre Selbständigkeit scheinbar verloren geht. Ich sehe ja ein, dass es sinnvoll ist, sich als Partei zu organisieren, das bringt durchaus Vorteile und erleichtert viele politische Prozesse. Aber mir kann niemand erzählen, dass immer alle Abgeordneten einer Partei einer Meinung sind, egal bei welchem Thema, sei es Wirtschaft, Bundeswehreinsätze oder Bundespräsidentenwahl. Abstimmungen sind genau genommen stets im voraus entschieden, da Parteien ja immer geschlossen für dasselbe stimmen. Und wehe es tanzt doch mal einer aus der Reihe! Dann wird nachgeforscht, wer hier so viel ungeheuerliche Selbständigkeit wagt, dem Vorsitzenden wird Führungsschwäche vorgeworfen, die Partei wird in den Medien als zerstritten dargestellt. Und wer mit seiner Abweichler-Meinung vor die Kamera geht, wird schleunigst zurückgepfiffen, er schadet ja dem Ansehen Partei, das kostet Wählerstimmen. Laut Grundgesetz-Artikel 38 sind Abgeordnete "an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen". Die Realität sieht anders aus. Im Bundestag sitzen die wenigsten Abgeordnete als echte Volksvertreter, sondern vor allem als Parteimitglieder. Das ist schade, behindert viele vernünftige Maßnahmen und bringt im Endeffekt zahlreiche Nachteile für unser Land, Politikverdrossenheit ist eins davon.
€ Mr.X: Im Leben nicht passt der Artikel nicht dahin wo du ihn einordnest, einerseits ist der Stil wohl zu gehoben, andererseits widerspricht der Inhalt komplett dem, was dieses Medium repräsentiert. Ich finde den Artikel gut geschrieben und das interessante Thema geschickt dargestellt, mit der richtigen Mischung aus Provokation und Diplomatie. Der Alternativvorschlag am Ende ist leider unausgegoren und das "mittelernst" zu Beginn weckt falsche Erwartungen, sonst gefällt er mir aber sehr.
In der heutigen Medienlandschaft kommen ja sowieso nur Bruchstücke und Parolen aus der Politik bei den Menschen an, mehr bieten die meisten Medien nicht, mehr wollen die meisten Menschen leider auch nicht wissen. Wer genaue, unbeschnittene Infos und vor allem _Zusammenhänge_ will, muss suchen. Gerade am Fall Sarazzin hat man gesehen, wie schnell er in der Öffentlichkeit verurteilt wurde bzw wie schnell viele ihm "zustimmten", ohne wirklich Bescheid zu wissen. Wie so oft wurden viele Aussagen aus dem Zusammenhang gerissen und auf diese Weise pervertiert, bloß um das ganze fürs gemeine Volk eben einfach und leicht verdaulich darzustellen und den Menschen möglichst die Mühe der Bildung einer eigenen Meinung zu ersparen. Aber so geht das nicht, so Unrecht Sarazzin haben mag, man kann seine Aussagen nicht auf wenige Zeilen reduzieren und dann schon ein endgültiges Urteil darüber fällen. Leider sieht die gängige Praxis in unserer Gesellschaft so aus. Man schaut 15 Minuten Abendnachrichten und weiß anschließend was in der Welt passiert, wie es die Politiker besser machen sollten und dass es morgen regnen wird. So einfach kann man es sich auf Dauer nicht machen. Wer entscheiden, also wählen will, muss auch eine solide Grundlage haben, auf der diese Entscheidung basiert. Aber mit Zwang kann man hier unmöglich etwas erreichen, Interesse muss man schon selbst mitbringen.
Die politische Kultur, die wir hier in Deutschland entwickelt haben (die auch anderswo so ähnlich aussieht), ist aber auch fragwürdig hinsichtlich ihrer demokratischen Natur: Wie kann es sein, dass gewählte Volksvertreter im Bundestag ständig geschlossen als Partei einer Meinung sind? Hunderte Menschen, zusammengeschlossen in einem politisch vielschichtigen Gebilde wie der SPD oder der CDU, und alle stimmen für das, was die Partei vorgibt? Wieso gibt es nicht (bzw. so extrem selten) auch mal einen CDU-Menschen, der gegen Laufzeitverlängerung der AKWs ist, und einen SPDler der dafür stimmt? Warum muss die Opposition grundsätzlich und in jedem einzelnen Punkt der Regierung widersprechen und alles permanent schlechtreden? Warum werden Vorschläge meist nicht anhand ihrer Qualität sondern anhand der Parteizugehörigkeit des Vorschlagenden bewertet?
Zur Erinnerung: Wir wählen Leute in den Bundestag, die _unsere_ Interessen vertreten und das beste für unsere Republik tun sollen. Aber anscheinend ist das oft nicht das vorrangige Ziel der Gewählten. Vieles, wenn nicht alles, dreht sich um Machtgewinn und -erhalt und die Entscheidungen treffen nicht Personen, sondern Parteien, jene seltsamen Gebilde, die zwar auch nur aus Einzelpersonen bestehen, in denen diese jedoch der brav der Parteilinie folgen müssen und ihre Selbständigkeit scheinbar verloren geht. Ich sehe ja ein, dass es sinnvoll ist, sich als Partei zu organisieren, das bringt durchaus Vorteile und erleichtert viele politische Prozesse. Aber mir kann niemand erzählen, dass immer alle Abgeordneten einer Partei einer Meinung sind, egal bei welchem Thema, sei es Wirtschaft, Bundeswehreinsätze oder Bundespräsidentenwahl. Abstimmungen sind genau genommen stets im voraus entschieden, da Parteien ja immer geschlossen für dasselbe stimmen. Und wehe es tanzt doch mal einer aus der Reihe! Dann wird nachgeforscht, wer hier so viel ungeheuerliche Selbständigkeit wagt, dem Vorsitzenden wird Führungsschwäche vorgeworfen, die Partei wird in den Medien als zerstritten dargestellt. Und wer mit seiner Abweichler-Meinung vor die Kamera geht, wird schleunigst zurückgepfiffen, er schadet ja dem Ansehen Partei, das kostet Wählerstimmen. Laut Grundgesetz-Artikel 38 sind Abgeordnete "an Aufträge und Weisungen nicht gebunden und nur ihrem Gewissen unterworfen". Die Realität sieht anders aus. Im Bundestag sitzen die wenigsten Abgeordnete als echte Volksvertreter, sondern vor allem als Parteimitglieder. Das ist schade, behindert viele vernünftige Maßnahmen und bringt im Endeffekt zahlreiche Nachteile für unser Land, Politikverdrossenheit ist eins davon.
€ Mr.X: Im Leben nicht passt der Artikel nicht dahin wo du ihn einordnest, einerseits ist der Stil wohl zu gehoben, andererseits widerspricht der Inhalt komplett dem, was dieses Medium repräsentiert. Ich finde den Artikel gut geschrieben und das interessante Thema geschickt dargestellt, mit der richtigen Mischung aus Provokation und Diplomatie. Der Alternativvorschlag am Ende ist leider unausgegoren und das "mittelernst" zu Beginn weckt falsche Erwartungen, sonst gefällt er mir aber sehr.
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