Angepinnt Der "Dinge die ihr einfach mal mitteilen wollt" Thread

[webm=http://a.pomf.se/aebaxz.webm][/webm]

Die ursprüngliche (viel zu optimistische) Idee war ja, dass wir täglich ~25 Kilometer schaffen und dadurch Freitags in Bad Urach loskommen und am Sonntag in Blaubeuren ankommen. Auf dem Weg dahin werden dann alle Höhlen mitgenommen die man so findet, Essen wird für alle 3 Tage in Bad Urach eingekauft und mitgeschleppt und die Höhlen finden wir ziemlich gut, weil wir einen Höhlenführer (nein, ein Buch und keinen Österreicher) dabei haben.

Durch eine gesperrte Bundesstraßenausfahrt war die Anfahrt (ich bin mit einem anderen aus Darmstadt gefahren) etwas komplizierter und wir sind erst um 11 in Bad Urach angekommen (geplant war 10:30), der einzige „Einheimische“ in unserer Gruppe hat bereits am 'Bahnhof' (aka Unterstand mit Schiene) und die drei aus Karlsruhe haben die Baustelle noch etwas großzügiger umfahren und waren noch ne halbe Stunde später dran.
Die erste Planänderung war dann der Wasserfall in Bad Urach, den wir noch mitgenommen haben und in dessen Nähe auch eine Höhle sein sollte. Hier ist dann auch gleich die wunderbare Wegbeschreibung des Höhlenführers aufgefallen: „Am hinteren Ende der Bergwiese dreißig Meter nach rechts gehen“ - wir sind dann zwar ein wenig durch die Gegend gelaufen aber gefunden haben wir nichts.
Auf dem Rückweg haben wir den direkten Weg genommen der über den Berg und an der Burgruine vorbei ging – ein sehr cooler Ort, weil einfach überhaupt nichts abgesperrt war und man überall rumklettern konnte, was ich gleich mal ausgenutzt habe.

Auf dem Weg ins Dorf hinunter habe ich allerdings gut gemerkt was der Rucksack für einen Unterschied macht, es geht schon ordentlich auf die Beine wenn man noch eine Menge Extragepäck dabei hat.
Im Dorf kam der große Einkauf und die Mittagspause, weil wir mittlerweile schon 15 Uhr hatten. Danach gings weiter durchs Dorf in Richtung Wildnis und die 18 kg im Rucksack machen sich gar nicht mal so angenehm bemerkbar.
Nach einer weiteren Stunde waren wir dann an dem ersten potenziellen Höhlenort: „Nahe einer Ruhebank erhebt sich ein Felsen in der Form eines Kamels, 30 Meter weiter bergaufwärts befindet sich die Höhle.“ Die Bank war schon etwas verschimmelt (zu dem Zeitpunkt ist uns aufgefallen, dass der Höhlenführer etwa 40 Jahre alt ist – aber es gibt scheinbar keinen anderen) und da uns trotz intensivem Umherschauen kein Kamelfelsen aufgefallen ist, gings eben weiter.
Etwa eine halbe Stunde später kamen die ersten Schilder zur nächsten Höhle, sodass wir dort nach einem weiteren Aufstieg (~30 min) endlich am Ziel waren. (de.wikipedia.org/wiki/Schillerhöhle)
Also Höhlenkleidung anziehen (innendrin wird es schließlich lehmig + kalt sein), Taschenlampen + Kopflampen zücken und los geht. Die Höhle selbst war ziemlich cool, insgesamt recht groß (teilweise 4-5 Meter hoch und insgesamt etwa 250 Meter lang) und angenehm kalt.

Das war beim Herauskommen zwar von Nachteil (man fühlt sich wie im Tropenhaus), aber man konnte sich gleich wieder an den durch die Rucksäcke warmgeschwitzten Rücken gewöhnen...
Auf dem Weg zur nächsten Höhle haben wir noch einen Aussichtspunkt (eine alte Turmruine) mitgenommen und haben dann versucht die nächste Höhle zu finden.

Die nächste Höhle war wieder „super“ beschrieben („An der vorletzten Kehre des Wegs nach oben nach links in den Wald hinein“) und die Höhle war ordentlich weit vom Weg entfernt (keine Ahnung wie wir das gefunden haben...), aber immerhin wurde sie gefunden. Der Eingang war etwa zwei Meter vom Boden entfernt, aber in die Felswand waren Steigeisen eingelassen, sodass wir ohne Problem hineinkommen konnten. Etwa zwei Meter nach dem Eingang ging es dann einen ~3 Meter langen Kamin hinunter (bei dem man auch nur per Kamintechnik wieder hinauskommen konnte).

Nach zwei kleineren Räumen dachten wir schon die Höhle wäre fertig, aber dann hat einer von uns plötzlich ein kleines Loch am Boden entdeckt – ein sogenannter Schluf (de.wikipedia.org/wiki/Schluf) Dort gings dann kriechend weiter (laut der Wikipedia-Kategorisierung war das Stufe 4-5, ich musste jedenfalls meinen Helm abnehmen) und etwa einen halben Meter später war man in einem kleinen Raum ( ~1 Meter hoch, 2 Meter breit und 4 Meter lang in etwa).

(so sexy!)
Am hinteren Ende dieses Raumes gings dann nochmal durch einen Schluf (dieses mal sogar mit Hindernis oben und einer kleinen Vertiefung, sodass man quasi durch einen Siphon kriechen musste) in den nächsten Raum und von da aus weiter in den letzten. Dort gab es dann etwas „Kunst“ zu bewundern.

War auf jeden Fall ein sehr interessantes Gefühl so tief in so engen Räumen im Berg zu sein, für mich jedenfalls eine komplett neue Erfahrung. Ich hab mir dann auch mal überlegt wie das eigentlich mit dem Sauerstoffgehalt aussieht, aber da die Höhle im Höhlenführer nicht als gefährlich (irgendwelche Ausrüstung oder so) vermerkt war, hab ich mir mal keine Sorgen gemacht. Ich kann mir aber sehr gut vorstellen wie sowas schief gehen kann, wenn da eine Gruppe Panik bekommen würde, vor allem weil man für die Schluffe pro Person bestimmt 30 Sekunden gebraucht hat, man musste immerhin mit den Händen komplett nach vorne ausgestreckt kriechen.
Auf dem Rückweg haben wir uns noch das Vergnügen gegönnt nur durch Tageslicht den ersten großen Raum zu verlassen, war auch spannend sich quasi blind den Kamin entlangzutasten.
Anschließend haben wir noch einen Aussichtspunkt mitgenommen und in der Näche des nächsten „Brunnens“ unser Lager aufgeschlagen, die Zelte (+ Hängematten) aufgebaut, die Kocher gezückt und dann gabs Nudeln mit Gemüsesoße. Mein Rücken war auch mittlerweile komplett zerstört, ich bin so Rucksäcke einfach nicht gewöhnt.
Unser Platz war auf einer Lichtung und die Bäume haben abends wunderbar die Lichter der Dörfer ringsrum abgeschirmt, sodass man extrem gut Sterne beobachten (sowie mehrere Sternschnuppen sehen) konnte – dabei sind dann gleich ein paar Charakteristische Sternbilder aufgefallen:
[img axt] (Der Große Wagen ist rechts unten, falls jemand das Beil finden möchte)
Am nächsten Morgen haben wir dann festgestellt, dass wir es niemals bis Blaubeuren schaffen und uns deshalb dazu entschlossen nur noch die Ruine Baldeck mitzunehmen und dann wieder den Rückweg anzutreten. Die Ruine konnten wir finden, aber so wirklich spannend war sie dann auch nicht. Die nächsten Höhlen waren beim Buckfelsen (leo-bw.de/web/guest/detail/-/D…B0FCC5A18DC69B57C1494F82B sogar hier belegt!), aber wir haben weder die Höhle am oberen Teil des Felsens noch den Abgang zur Höhle am unteren Teil gefunden. Genug Seil für die Höhle mitten am Fels war auch nicht da, also gings eben weiter – auch weil jetzt doch der erste Regen ankam. Da kam dann auch der einzige Vorteil des Wanderns gegenüber Radfahren zum tragen: Der Regenschirm, der vor Regen schützt und im Gegensatz zur Regenjacke nicht zu unaufhörlichen Schweißausbrüchen führt.
Da die Schillerhöhle direkt auf dem Rückweg lag sind wir da nochmal vorbeigegangen um uns unterzustellen und weil es immer noch am Regnen waren haben wir (um die Moral der Truppe zu heben!) nochmal unser Höhlenzeugs angezogen und sind hinein gegangen. War letztlich auch eine sehr gute Idee, weil ganz unten auch noch ein Schluf war den ich beim ersten Mal nicht betreten hatte und auch so noch diverse andere Stellen erkletterbar waren, die ich beim ersten mal nicht mitgenommen hatte.

Ich muss auch an dieser Stelle mal ein Lob auf meine Handschuhe aussprechen (automotive-toolzone.co.uk/tool…rking-gloves-size-11.html), die einen Super Grip beim Klettern ermöglicht und super gepasst haben.
Die nächste Höhle („30 Meter in der Wolfsschlucht, auf der Westseite am oberen Ende einer Rampe) haben wir trotz ausführlicher Suche und ewigem Klettern am steilen Waldhang (was ziemlich viel Spaß macht) nicht gefunden – ebenso wie die Höhle am „Kamelfelsen“ (auch wenn ich recht sicher bin, ihn dieses mal gefunden zu haben), wo wir auch ein ordentliches Stück Wald durchkämmt haben ohne Ergebnisse vorweisen zu können.
Gegen 19 Uhr waren wir dann wieder bei den Autos und haben wegen dem weiterhin anhaltenden Regen beschlossen das 2. Mal campen sein zu lassen und nur noch mit dem Auto die Falkensteiner Höhle (de.wikipedia.org/wiki/Falkensteiner_Höhle) mitzunehmen, vor allem weil einer unserer Leute auch scheinbar auf gutem Weg zu einer Grippe war. Bei der Höhle angekommen kam allerdings ein ordentlicher Wasserschwall heraus und wir mussten schnell bemerken, dass man nicht wirklich weit hineingehen konnte, weil schon 10 Meter nach dem Eingang die Höhlendecke von der Wasseroberfläche nur noch 10 Zentimeter Abstand hatte. Scheinbar läuft die Höhle komplett voll sobald es regnet – immerhin waren wir nach dem Regen da und nicht währenddessen, auch wenns natürlich Schade war, weil die Höhle doch um einiges größer war als die Schillerhöhle.

Der Rückweg wurde dann noch dadurch versüßt, dass ich die alten Kassetten meiner Mutter mal komplett durchgehört habe – inklusive guter alter Klassiker wie „Anton aus Tirol“, „Blond wie eine Semmel“, „Eine Insel mit zwei Bergen“ und „Ich war noch niemals in New York“.
Insgesamt trotz wenig Höhlen eine sehr coole Tour, die ich durchaus weiterempfehlen kann.