Angepinnt Der "Dinge die ihr einfach mal mitteilen wollt" Thread

      Beitrag von mK- ()

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    • Für alle Radinteressierten (und auch um selbst alles nochmal Revue passieren zu lassen) will ich hier auch mal einen Bericht meiner Rhonetour der letzten Wochen droppen. Alle die ds.de nur noch wegen der “Qualitätsposts” (kommt mir das nur wegen der längeren Abwesenheit so vor oder ist es echt schlimmer geworden?) lesen dürfen den Spoiler natürlich herzlichst ignorieren. :)
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      Nachdem ich letztes Jahr um die gleiche Zeit schonmal mit drei Freunden eine Tour an der Donau (Flug nach Budapest, mit dem Rad bis Passau und dann per Zug heim, ~800 km per Rad) gemacht habe, wollten wir dieses Jahr ein wenig länger fahren und haben uns entschlossen an der Rhone bis zum Mittelmeer zu fahren.
      Hier mal eine kurze Auflistung der Truppe, da ich keine Klarnamen von anderen Leuten (keiner von denen ist auf ds.de) verwenden möchte werde ich sie einfach abkürzen:

      R: sehr gut trainiert, fährt auch in der Freizeit viel (Renn-)Rad, spricht recht gut Französisch, ist männlich und studiert Informatik. Hat bereits an der Donautour teilgenommen und fährt ein Single-Speed-Fixie (kein Leerlauf, keine Gangschaltung, etwa 2-6 Übersetzung, Rahmen ähnlich wie beim Rennrad, extrem leichtes Rad) mit Klickschuhen. ~20 kg Gepäck (Zelt)

      A: ausreichend trainiert, fährt allerdings nicht übermäßig viel Rad, versteht quasi gar kein Französisch, ist männlich und studiert Bauingenieurswesen. Fährt ein Standard-Citybike der gehobeneren Preisklasse. ~15 kg Gepäck

      M: ausreichend trainiert, macht freizeitmäßig Akrobatik, spricht am besten Französisch, ist weiblich und studiert ebenfalls Bauingenieurwesen. Fährt ein Standard-Citybike, das allerdings schon ziemlich alt ist. ~15 kg Gepäck

      C: ausreichend trainiert, macht freizeitmäßig ne Menge Krams wie Volleyball/Wasserball/etc, spricht recht gut Französisch, ist weiblich und studiert Wirtschaftsingenieurwesen. Fährt ein Standard-Citybike mit mittelmäßigem Alter. ~12 kg Gepäck

      Ich: recht gut trainiert, fährt vermutlich am meisten Rad von allen (~25 km täglich zur Uni), versteht recht gut Französisch, kann allerdings kaum noch frei sprechen (mir fallen fast nur italienische Vokabeln ein...), ist männlich und studiert Elektrotechnik. Fährt ein Trekking/Mountainbike-Hybrid (breite Reifen mit ein wenig Profil, Gabelfederung, Scheibenbremsen, sehr starkes Licht), ca 1 Jahr alt. ~20 kg Gepäck (2. Zelt)

      9.4.
      A, M und ich fahren ab Darmstadt via Fernbus nach Karlsruhe (unglaublich billig, schnell + problemloser Radtransport: unbedingt empfehlenswert!) und kommen da gegen 11:30 an, essen noch mit C und R Mittag, packen diverses Zeugs ein (1.5 Liter-Wasserflaschen! Wer immer so eine Radtour macht sollte pro Person mindestens 3 Liter Wasser transportieren können) und starten dann gegen 14:00. Wir sind dann einfach den Rheinradweg in Richtung Basel gefahren und haben dann gegen 19:00 den Weg verlassen und uns einen Schlafplatz gesucht. Letztlich war kein wirklicher Wald in Sicht aber in einer kleinen Baumansammlung (Privatbesitz – betreten verboten) war doch noch ein Sichtschutz vorhanden. Zwischendrin gabs hier und da kleinere Trinkpausen oder Müsliriegel, abends dann (wie jeden Abend an dem wir gezeltet haben) einen Topf mit diversem Dosengemüse (Campingkocher sind schon was feines) + Brot. Tagesdistanz: 80 Kilometer, Endpunkt: Kurz vor Strasbourg.

      10.4.
      Der Radweg ist zwar nicht wirklich besser geworden (viel Kies- und einmal sogar Sandweg) und dank dem Kiesweg hatte das Fixie von R seinen ersten Platten, aber wenigstens mussten wir nicht nach dem Weg suchen, der Rhein hat den Radweg praktischerweise genau nebendran. Langsam muss auch Sonnencreme her, weil es echt böse von oben herunter knallt – meine Nase war jedenfalls schon eher rot. Mittags wollten wir mal etwas ausprobieren und haben uns diverse Fertiggerichts-Dosen geholt (800g – angeblich 2 Portionen pro Dose), aber als wir dann bemerken durften, dass jede 'Portion' ca 200 Kalorien hatte haben wir uns für die Zukunft doch dagegen und für Brot + Käse/Wurst entschieden. Abends wurde mal ein kostenpflichtiger Zeltplatz ausprobiert, aber da dieser nur Duschen (völlig überbewertet) und Klos nebst nicht sonderlich weichem Boden bieten konnte (und wir dafür ~60€ für alle 5 + Zelte zahlen durften) haben wir in Zukunft davon abgesehen. Tagesdistanz: 135 Kilometer, Endpunkt: 30 Kilometer vor Basel.

      11.4.
      Im Lidl knapp vor der Grenze (die Schweiz ist wirklich so ultrateuer – aber wenigstens gibts in fast jedem Kaff einen Brunnen an dem man sein Wasser auffüllen kann!) haben wir zufälligerweise einen weitere Karlsruher (nennen wir ihn mal F) gefunden der ebenfalls eine Radtour macht, allerdings mit dem Endziel Italien. Nach den anfänglichen ebenen Kilometern hat heute auch leider das Juragebirge seine ersten Steigungen gezeigt und ab der ersten Größeren (6 Kilometer lang 5% - hört sich nicht viel an ist aber aufm Rad echt ätzend) hat uns auch F wieder eingeholt, der zwischendurch ein wenig vom Weg abgekommen ist und uns dann den Rest des Tages begleitet hat. R hatte mit seinem Fixie sehr viel Spaß (keine Ahnung wie seine Knie diese niedrigen Trittfrequenzen aushalten) und ich hab abwechselnd M und C ein wenig angeschoben, damit unser Fortkommen nicht unnötig verzögert wird. Gegen 19:00 wurden wir dann allerdings aufgehalten, weil die Schweizer auf unserer Radroute ein Autorennen veranstaltet (und die Strecke bis ~22:00 gesperrt war) haben – aber glücklicherweise konnten M und F einen alten (französischsprechenden) Bauern ausfindig machen, in dessen Haus eine komplette Wohnung unbelegt war. Nach einem sehr seltsamen Gespräch (wir waren alle recht platt und er hat mega unverständliches Französisch geredet) konnten wir dann allerdings Abendessen und schlafen gehen (es lagen eine Menge Matratzen rum – super!). Die Dusche war zwar kalt, aber als echter Ds.de-ler hat mich das natürlich nicht abgeschreckt. Tagesdistanz: 95 Kilometer, Endpunkt: kurz vor Col de la Croix

      12.4
      Da das Autorennen auch heute noch weitergegangen wäre haben wir uns für einen kleinen Umweg über Frankreich entschieden, weshalb F (er wollte ja nach Süden) sich von uns nach dem Frühstück getrennt hat. Am Morgen sind auch erste Probleme bei Ms Rad aufgetreten, da die Leerlaufzähne des Hinterrads bei ihr scheinbar schon sehr stark abgenutzt waren und nur bei diversen Temperaturbedingungen/Trittfrequenzen/whatever funktionieren – sprich sie hatte in manchen Situationen entweder kurzzeitig (da haben dann ~30 sec schieben gereicht) oder länger (vor allem morgens – da ging einfach gar nichts) keine Möglichkeit ihr Rad anzutreiben, weil sie in beide Richtungen Leerlauf hatte. Aber wenigstens hatten wir gleich am Anfang eine krasse Steigung (bei der Schieben gar nicht mal so langsam war) und danach eine längere Abfahrt, sodass das nicht wirklich zum Problem geworden ist. Bei der längeren Abfahrt (yay >50 km/h geht ab) hat allerdings R irgendwas falsch gemacht und hatte auf einmal eine größere Acht im Hinterrad – also wurde eben die Bremse ausgehängt und weitergefahren, weil wir kein Werkzeug dafür hatten. Vorangekommen sind wir dann eigentlich ziemlich gut, aber wirklich viele Kilometer sind es dank einer Menge Steigungen doch nicht gewesen. (aber wenigstens macht es extrem viel Spaß, mit >60 km/h in eine Ortschaft einzufahren) Die Krönung war natürlich der Aufstieg nach Chaux-de-Fonds, die etwa 8 Kilometer bei 6% Steigung betragen hat. Da wir auch noch unter Zeitdruck standen (es war schon später und die Läden haben um 18:00 zugemacht) waren auch nicht wirklich viele Pausen drin und ich war eigentlich permanent am schieben, sodass oben beide Arme ordentlich platt waren. (mfg der_Lappen) Essen einkaufen ging wirklich grad noch so (wir waren um 17:53 im Supermarkt), aber danach konnten wir wenigstens die restlichen Steigungen ohne Zeitdruck angehen. Wir hatten eigentlich geplant einen abgelegenen Zeltplatz auf dem Berg zu bekommen, aber da waren letztlich so viele Ferienhäuser und Hotels, dass wir quasi bis zum Sonnenuntergang fahren mussten, bis wir einen ordentlichen Platz hatten. Zwar mussten wir dann die Zelte im Halbdunkeln aufbauen, aber hatten dabei wenigstens einen schönen Seeblick. Tagesdistanz: 90 Kilometer, Endpunkt: Tête de Ran (zwischen Chaux-de-Fonds und Neuchâtel)

      13.4.
      Einziger Tag mit Muskelkater - in den Armen. (argh) Der Weg nach Neuchâtel war zwar eigentlich nur abschüssig, aber da die Wege einerseits sehr eng waren und andererseits R nicht seinen Vorderreifen überhitzen (er hatte ja nur noch eine Bremse) wollte hat es doch etwas länger gedauert. Der erhoffte Radladen lies sich auch nicht finden, sodass wir eben den Achter akzeptieren mussten und weitergefahren sind – wenigstens mit wunderschönem Seeblick auf den Lac de Neuchâtel. (lies: keine nennenswerten Steigungen) Auf einer etwas abgelegenen Wiese bei Gollion (~20 Kilometer vor Lausanne) gabs dann einen angenehmen Lagerplatz, an dem wir sogar zündeln konnten. (Leider das einzige Mal) Außerdem hat R doch bemerkt, dass bei seinem Multifunktionstool ein Speichenspanner enthalten ist und da bis zum Sonnenuntergang noch ordentlich Zeit (etwa eine Stunde) war konnte er mit mir zusammen die Acht eigentlich größtenteils wieder beheben. Tagesdistanz: 100 Kilometer, Endpunkt: Gollion

      14.4
      Gleich vor dem Frühstück (um den Appetit anzuheizen sind wir eigentlich immer 10+ Kilometer davor gefahren) hatte dieses Mal M einen Platten, der sich leider gegen Mittag wiederholte, weil ihre Mäntel ziemlich durchgefahren waren. Aber ansonsten verlief die Fahrt bis Genf ohne größere Komplikationen und wir konnten uns dort auf die Suche nach einer Jugendherberge machen. Letztlich sind wir dann bei einem recht ranzigen Hostel gelandet, welches immerhin eine Küche hatte. Also ging es gleich ans Einkaufen, um mal wieder ein vernünftiges Abendessen abseits von Konservengemüse zu haben: Nudeln + diverses (frische!) Gemüse für eine Gemüsesoße! Dummerweise mussten wir bemerken, dass die 'Küche' leider nur aus einer abgeklebten (weil kaputten) Kochplatte, einem Wasserkocher, einem verranzten (srsly – nutzt keiner Backpapier?) Sandwichmaker und einer Mikrowelle bestand – ohne jegliche Töpfe oder Pfannen. Aber da wir ja fast alle später mal Ingenieure sein wollten war eine Alternative schnell gefunden: Für die Nudeln wurde der Sandwichmaker als Kochplatte, unser Campingtopf als Topf und zum Beschleunigen der Wasserkocher für heißes Wasser (das alle 10 Minuten gewechselt wurde) verwendet – das Gemüse hingegen wurde geschnitten, mit Tomatenmark verrührt und in Blumentöpfen (die wir in irgendeiner dunklen Ecke der Küche gefunen haben) in der Mikrowelle 'gekocht'. Letztlich mag da sicher der Triumph über diese 'Küche' mitgespielt haben, aber das Essen hat doch recht gut geschmeckt. Anschließend haben wir uns noch ein wenig die Stadt per Rad (ohne Gepäck!) angeschaut und konnten seit längerem mal wieder Duschen. Tagesdistanz: 80 Kilometer, Endpunkt: Genf.

      15.4.
      Aus Genf sind wir erst etwas später losgekommen, weil wir noch einerseits neue Mäntel und andererseits eine neue Gaskartusche für den Campingkocher gebraucht haben – was sich doch als etwas komplizierter herausgestellt hat. Die restliche Fahrt war nicht weiter nennenswert (abgesehen davon, dass ich eigentlich dachte wir hätten die Berge hinter uns, was durchaus ein Trugschluss war) und abends haben wir dann in einem kleinen Wäldchen an einem Bach gezeltet, an der der komplette Boden mit Bärlauch (lecker – da haben wir uns gleich ein wenig für die weiteren Tage gepflückt) bedeckt war. Tagesdistanz: 65 Kilometer, Endpunkt: Nähe Belley.

      16.4.
      Endlich mal wieder ein paar gute Radwege! In Deutschland/Schweiz sind wir ja oft auf ausgeschilderten Radwegen gefahren, aber in Frankreich gibt es eigentlich nur entweder sehr gute Radwege oder ein “RandoVelo”-Schild, das auf die Straße verweist. Wir sind um die Berge zu vermeiden weiter der Rhone gefolgt und dadurch gut vorangekommen, bis dann auf einmal dem Fixie ein Reifen geplatzt ist (ein zu scharfes Steinchen hat den Mantel durchstoßen) und R zu stark abgebremst hat. Ergebnis: M (direkt hinter ihm – man will den Windschatten ja gut ausnutzen) kann nicht mehr schnell genug bremsen und legt sich bei ~30 km/h auf die Fresse – aber glücklicherweise (sicher auch deshalb, weil sie zu unseren beiden Helmträgern gehört hat) hat sie sich nur oberflächliche Verletzungen an Arm und Hüfte zugezogen. Ein wenig Ironie des Schicksals war natürlich, dass am Brunnen in diesem Kaff anstatt “Kein Trinkwasser” “Eau Dangereuse” ( “Gefährliches Wasser”) stand, diese Aufschrift haben wir auch an keinem anderen Brunnen wiedergefunden. Trotzdem musste aber natürlich erstmal Pause gemacht und der Schock überwunden sowie der Reifen geflickt werden. Letzteres war dann etwas komplizierter – bis wir zur endgültigen Lösung (den Mantel von innen mit einem Teil eines alten Schlauches an der löchrigen Stelle zukleben und ihn nur mit Fingerkraft ohne Reifenheber auf die Felge zu ziehen, um den Schlauch nicht kaputt zu machen) gekommen sind hat es einige Zeit und drei Flicken gebraucht. Wenigstens haben wir im Anschluss daran recht schnell einen Zeltplatz an einem Feldweg gleich neben der Straße hinter Büschen gefunden, denn M konnte dank ihrer beschädigten Hüfte links nicht mehr wirklich treten. Tagesdistanz: 90 Kilometer, Endpunkt: ~Montagnieu.

      17.4.
      Den restlichen Weg bis Lyon sind wir eigentlich fast komplett Landstraße gefahren, was näher an der Stadt schon extrem nervig wurde, weil wir den kompletten Feierabendverkehr in die Stadt perfekt erwischt haben. So ging es also bestimmt 10 Kilometer durch ranzige Vorstädte, bis wir endlich in der (durchaus ansehnlichen) Innenstadt angekommen sind. Dort hat sich R dann einen neuen Mantel (Glück gehabt, dass das Provisorium bis dahin gehalten hat!) besorgt und wir haben uns danach noch ein wenig die Stadt angeschaut. Sollte ich erwähnen, dass Lyon zwei recht steile Hügel hat und das die insgesamt steilste Steigung der ganzen Tour war?
      Übernachten konnten wir bei einer Freundin von M und A, die gerade ihre Wohnung frisch bezogen hatte (so ein leerer Raum lässt sich gut mit Schlafsäcken beziehen) und da gabs dann abends einen ziemlich guten Couscoussalat. (2 kg Couscous – ist alles leer geworden) Tagesdistanz: 80 Kilometer, Endpunkt: Lyon.

      18.4.
      Durch längeres Ausschlafen und weil M sich in der Apotheke vernünftige Wundsalbe besorgt hat sind wir wieder sehr spät losgekommen. Außerdem gab es auch ersten Regen, der sich aber am Nachmittag nach 1-2 Stunden wieder gelegt hat – aber wenigstens hat unser Konzept, das Gepäck per Mülltüten regendicht zu machen ordentlich geklappt und unsere Regenjacken haben auch alle so funktioniert, wie wir uns das gedacht haben. Am späten Nachmittag kam mal wieder ein kleiner Berg (zwar nur ~5 Kilometer lang Steigung – aber schon nervig wenn man denkt die Berge wären abgehakt) und am plötzlich wieder für ~30 Kilometer auftauchenden Radweg haben wir in einem dünnen Wäldchen einen absoluten Super-Zeltplatz gefunden – etwa 10 Meter vom Weg weg und durch die Bäume absolut unsichtbar. Tagesdistanz: 50 Kilometer, Endpunkt: Irgendwo nach Vienne.

      19.4.
      Endlich mal wieder ein Kilometerrekord! Einerseits sind wir drauf gekommen, dass man M besser einen der Klickschuhe abgeben sollte, damit sie mit dem rechten Fuß stärker treten kann (ich hab ja praktischerweise Pedale mit einer normalen und einer Klick-Seite – in einer Pause haben wir also einfach die Pedale getauscht) und andererseits gab es wirklich einen abnormalen Rückenwind nebst sehr guten Wegen. (Bei einer Pause hab ich mal aus Interesse einen kleinen Sprint eingelegt: ich konnte bis auf 48 km/h trotz vollem Gepäck beschleunigen!) Tagesdistanz: 140 Kilometer, Endpunkt: 1-2 Stunden hinter Montelimar.

      20.4.
      Die Wege waren weiterhin gut, nur nach Avignon rein ist die Straße mal wieder ein wenig größer und befahrener (in etwa vergleichbar mit einer deutschen Kraftfahrstraße) geworden – aber immerhin ist niemand von uns gestorben. Zu Ostern haben wir uns dann auch mal ein Essen in einer Pizzeria (yay – endlich ist das Fasten vorbei und es gibt wieder Fleisch!) gegönnt und danach noch die Altstadt inklusive der bekannten Brücke “Pont d'Avignon” (St. Benezet) angeschaut. Wie gewohnt (letztes Jahr hatten wir bei der Donautour am Ostersonntag den ganzen Tag lang ordentlich Regen) hat es auch über den Tag verteilt immer wieder mal geregnet und abends mussten wir deshalb auch recht schnell einen Zeltplatz finden – aber wenigstens war der größte Teil dann doch in der Nacht. Tagesdistanz: 115 Kilometer, Endpunkt: Kurz vor Arles.

      21.4.
      Endlich am Ziel! Gegen Mittag sind wir in Port St. Louis du Rhone angekommen und haben uns dann noch die 10 Kilometer zum Strand gegönnt, um für 10 Minuten ins Meer springen zu können. Ist echt ein wunderbares Gefühl beim hinfahren das Meer riechen zu können und dann endlich anzukommen. Die Rückfahrt war dann allerdings weniger schön, weil schon alle Restaurants zu hatten, langsam das Wasser knapp wurde und die Strecke nach Marseille erstmal durch ein größeres Industrie- und Hafengebiet führt. Die Rettung war dann letztlich eine weitere Kraftfahrstraße, weil wir dort nach einigen Kilometern auf eine Tankstelle getroffen sind, bei der wir einen Wasserhahn nutzen konnten. (grade rechtzeitig – die ganze Truppe war insgesamt im letzten halben Liter) Da wir noch Marmelade und Honig vom Frühstück über hatten haben wir uns auch dazu entschlossen das teuerste Toast unseres Lebens (~5€ für zwei Packungen) zu kaufen und damit erst wieder in Marseille essen zu müssen. In Martigues wurde die Straße dann zur Autobahn und wir mussten uns wieder durch kleinere Straßen unseren Weg suchen – was letztlich ungemein gut war, weil wir dadurch die schönste Route der ganzen Tour fahren konnten: die Landstraße D5, die direkt an der Côte Bleue entlangführt. Wunderschöne mediterrane Dörfchen, ein traumhafter Meerblick, immer mal wieder ein Blick auf das entfernte Marseille... Zwar wären kleine Straße an der Autobahn etwas weiter nördlich kürzer gewesen, aber diesen Ausblick sollte sich wirklich niemand entgehen lassen, der in der Gegend unterwegs ist. Zwar waren da wieder einige Berge dabei, aber das war echt nicht mehr der Rede wert. Gegen Abend sind wir dann in Marseille angekommen, wo wir nach einer weiteren Reifenpanne (diesmal von A) uns den nächstbesten Dönerladen geschnappt und dort erstmal jeder einen riesigen Dönerteller verdrückt hat. Wir sahen auch scheinbar so verranzt aus (naja, die letzte Dusche war auch in Lyon :D), dass uns sogar ein Tee spendiert wurde – wenigstens auf die türkische Gastfreundschaft (Shoutout an LerYy an dieser Stelle) kann man sich verlassen.
      Im Dunkeln sind wir noch ein wenig durch Marseille gekreuzt (der alte Hafen ist wirklich schön!) und wollten dann im St.-Charles-Bahnhof übernachten, um am nächsten Tag um 5:00 den Zug nach Lyon nehmen zu können. Die Rechnung wurde allerdings ohne die französische Bahn gemacht, die ab 1:00 ihre Bahnhöfe abschließt – also haben wir eben davor unsere Schlafsäcke ausgerollt. Tagesdistanz: 155 Kilometer, Endpunkt: Lyon.

      22.4
      Ich war ja eigentlich nie ein großer Freund der Deutschen Bahn – aber wenn man mal die Bahn in anderen Ländern betrachtet ist sie doch ziemlich gut. Ernsthaft, wer sich auf die Kompetenz der französischen Bahnbeamten verlässt vertraut auch dem Radiance-First-Necrolyte. Wir haben in Frankreich eine Menge Radfahrer getroffen, aber ihre Schnittmenge mit Bahnfahrern muss echt ziemlich klein sein, denn anders kann ich mir nicht erklären, warum niemand vernünftige Hinweise zum Radtransport geben kann. Der einzige Kommentar der immer wieder fiel war „Ihr müsst eure Fahrräder auseinanderbauen und in einen Sack stecken“. Ernsthaft? So viele empfindliche Teile (Schaltung, Scheibenbremsen, etc) und dann einfach in einen Sack stecken und in den Gepäckwaggon werfen? :D Glücklicherweise haben wir das Geschwätz einfach ignoriert und uns Tickets für den Regionalexpress von Marseille nach Lyon geholt – wie zu erwarten konnte man da seine Räder tatsächlich in einem Stück unterbringen. (Auch wenn es nicht so etwas wie einen Fahrradwaggon gab, sondern alle paar Waggons 2-4 Haken an der Decke waren, an die man sein Rad hängen konnte. Praktisch, dass man sich als Gruppe dann auf den ganzen Zug aufteilen darf.)
      In Lyon wollten wir uns dann von einem Bahnbeamten beraten lassen welche Route wir am besten weiter nehmen, aber konnten natürlich nicht erwarten, dass es keine Suchmaschinen gibt, sondern dieser Mensch tatsächlich versucht uns per Hand eine Route zusammenzustellen. Ergebnis: „Öh also ihr kommt etwa bis Belfort, dann geht’s nicht weiter. Außerdem müsst ihr eure Fahrräder auseinanderschrauben und in einen Sack packen.“ Also doch den Franzosen Franzosen sein lassen und bahn.de anwerfen – und in nullkommanichts haben wir auf einmal eine schöne Route bis daheim - selbst im Ausland ist also die Deutsche Bahn ein besserer Ansprechspartner. Der Rest ging dann erstaunlich gut und ohne weitere Komplikationen – wenn man mal von den bösartigen Preisen der Züge absieht, die dem Fahrkartenautomaten den Spitznamen „Einarmiger Bandit“ eingebracht haben, denn leider gibt es in Frankreich kein Äquivalent zum deutschen „Quer-durchs-Land“-Ticket, sodass wir jeden Zug einzeln bezahlen mussten. Insgesamt sind wir mit 9 Zügen gefahren (davon 3 in Deutschland), haben ~650€ bezahlt (sämtliche Kosten der Reise waren übrigens ~1500€!) und wir drei Darmstädter waren um 0:30 am Hauptbahnhof (Dank ~1 Stunde Pause in Karlsruhe um mit den anderen nochmal einen Döner zu essen), bzw. ich war um kurz nach 1 daheim (nochmal ~15 Kilometer Heimfahrt – aber das macht den Kohl auch nicht mehr fett).

      Insgesamt sind wir also etwa 1300 Kilometer in 13 Tagen gefahren, dabei geschätzt 2000-2500 Höhenmeter. Durch die vielen Fahrten in der Sonne sind meine Arme und Beine so braun geworden, dass meine grade aus Australien wiedergekommene Schwester neidisch ist und ich kann endlich auf dem rechten Bein Pistols. (Shoutout an Aaron) Fazit: Superstrecke, unbedingt empfehlenswert. Wer Fragen dazu hat darf mich gerne kontaktieren, wem der Text zu wenig xD, animubilder oder unlustige Einzeiler enthält darf den Spoiler gerne wieder zuklappen und wer sich über Radiance into Phase Boots into Gameloss Necrolytes ärgert darf mit mir eine Selbsthilfegruppe gründen. (Shoutout an yahtzee)

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