Angepinnt Der "Dinge die ihr einfach mal mitteilen wollt" Thread

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    • ist eigentlich ne ganz interessante Situation, weil Karl May ja bekanntlich nie in den USA war und die Romane schon immer sehr stereotyp und romantisierend waren, mit "den Indianern" als Gegenentwurf zu unserem Leistung-Eigentums-bla. Sicherlich (i.e., wenn Betroffene das sagen wird's schon so sein) wird da auch rassistische Scheiße reproduziert, aber war halt auch nie im Ansatz historisch richtiger Anspruch, sondern reine Unterhaltung, wie auch bei Piratenfilmen etc. Nur werden Piraten halt nicht bis heute zu Unrecht stigmatisiert. Kann man super drüber diskutieren :grinking:
      Let's Play: CK2, Patrizier 2, Anno 1800
    • Bighead schrieb:

      ist eigentlich ne ganz interessante Situation, weil Karl May ja bekanntlich nie in den USA war und die Romane schon immer sehr stereotyp und romantisierend waren, mit "den Indianern" als Gegenentwurf zu unserem Leistung-Eigentums-bla.
      Gerade bei Karl May findet man sehr intensiv diesen positiv-stereotypen "Edlen Wilden", der ehrenhafte, körperlich leistungsfähige Naturmensch, der nicht so Geld- und Öl-gierig ist wie die Weißen. Auch das natürlich ein Stereotyp und eine Zuschreibung, aber nicht abwertend.

      Wer Abwertung von Karl May lesen will, sollte sich mal seine Darstellung der Chinesen oder Turkvölker gönnen, insbesondere erstere werden als kleine, schwächliche, durchtriebene Lügner dargestellt, nahezu in jeder Szene, in der sie vorkommen (zugegeben sind das nicht viele, aber im Gesamtwerk kommen da doch recht viele "Nebenrollen" zusammen)

      Ich finde Karl May aber insofern sehr wichtig, als dass er den Zeitgeist seiner Zeit wahrscheinlich sehr genau triff bzw. vllt. ja sogar selber mit erschaffen hat. So gesehen hat er schon "historische Wahrheit" beschrieben, er mag Nordamerika stilisiert überzeichnet haben, aber eben so, wie es auch Zeitgenossen aus weißer-europäischer Sicht für selbstverständlich und "gültige Wahrheit" begriffen haben. Das sollte man finde ich so weiterhin unzensiert publizieren dürfen, als Zugang zum Zeitgeist

      Quelle: Hab das halbe Gesamtwerk als Jugendlicher (im Original und ganz) gelesen, bestimmt 20-30 Bände.


      So weit ich das mitbekommen habe geht es jetzt allerdings gar nicht um ein May-Original, sondern irgendeine moderne "frei nach" Adaption???? Die kann man von mir aus verbieten, hab nämlich das bisher nur Schrott erlebt, der ohnehin meilenweit an Inhalt und Geist vom Original vorbei ist, Festspiele und Theaterstücke mal ausgenommen (da gibt es dann aber meist auch noch "Skalps" und "Squaws" und Medizinmänner etc.


      Und was bitte, es gibt ein native American-Zentralrat in Deutschland???? Für wen denn? (ernst gemeint...)
    • Franz Kafka schrieb:

      Wunsch, Indianer zu werden

      Wenn man doch ein Indianer wäre, gleich bereit, und auf dem rennenden Pferde, schief in der Luft, immer wieder kurz erzitterte über dem zitternden Boden, bis man die Sporen ließ, denn es gab keine Sporen, bis man die Zügel wegwarf, denn es gab keine Zügel, und kaum das Land vor sich als glatt gemähte Heide sah, schon ohne Pferdehals und Pferdekopf.
      Dies ist jetzt ein Kafka-Interpretationsfaden.
    • Hab das Buch auf einem Flohmarkt gefunden und den Satz damals instant wiedererkannt.

      Für mich ist das ein typischer Kafka Tagtraum. Am Anfang steht die Idee, was wäre wenn man denn ein Indianer wäre. Vielleicht steht der Erzähler gerade in einer engen Straßenbahn oder in einem Wartezimmer. Auf jeden Fall befindet er sich in einer erdrückenden, einengenden Situation. Wie ein Blitz schießt ihm der Gedanke in den Kopf, wie es wohl wäre ein Indianer zu sein. Ehe er sich versieht spürt er schon das Trommeln der Hufe und er schwingt sich in Gedanken aus dieser Welt in einer andere. Er gibt sich der Illusion hin und reitet wild, ungestüm und frei ohne eingebildete Sporen und Zügel über eine weite Fläche. Keine körperlichen Gebrechen hindern ihn. So gefangen ist er in seinem Tagtraum, dass er die Welt um sich rum, brav und aufgeräumt wie die Kulturlandschaft, gar nicht mehr wahrnimmt, fast so als würde ihm wirklich ein Pferd die Sicht nehmen.
      The verdict is not the end
      It is only the beginning
      Strong will shall keep spreading
    • gott, hasse ich klassische literatur



      eventually there comes a point where it's like the true test for your team - will he cast a spell or will he not
      - Artour Babaev

      Und wenn beide dann nicht mehr stacken und der einer 6k Boi, der vorher 4k war, mit einem anderen 4k Boi spielt, dann ist er nicht mehr 6k, weil er reverse trägert, oder?
      - User des Monats
    • lubold schrieb:

      gott, hasse ich klassische literatur
      ist für dich Moderne auch "klassisch"?

      Ich empfehle auch @Zagdil wärmstens Thomas Manns "Tod in Venedig", wenn man mal einen verdienten deutschen Literaturnobelpreis lesen will, das ist zeitlich allerdings in der frühen Moderne, noch vor Kafka, zu verorten. Da es um die psychische Entgrenzung und sinnliche Erfahrungen geht, ist es für das DS-Meta vllt. kein völlig verkehrter Tipp.

      Aus dem Bereich "Literatursystem frühe Moderne" und "Nobelpreisträger" ferner zu empfehlen Jensens "Skovene" (Dänisch, deutsche wörtliche Übersetzung: "Wälder", es geht um einen kolonialistischen Jagdauslug nach Malaysia, aber Achtung, ähnlich Karl May ist das zeitgenössisch, also unironisch-ernsthaft Kolonial-Stoff. Zitat "Zum Zeitvertreib schoss ich mir einige Flughunde" Es werden Frauen mit Tigern gleichgesetzt usw usw.
      Dennoch unfassbar gut geschriebenes, unglaublich vielschichtiges Werk.

      Wollte ich nur mal loswerden, da es hier ja offenbar doch Freunde der höheren Literatur gibt, Zagdils Interpretation klingt mir ja recht akkurat.
    • Tod von Venedig steht nach einer Empfehlung von @blutgarten schon auf meiner Schnappschußliste.

      Lese nicht gezielt irgendwelche Preislisten sondern eher nach Interesse, Klappentexten und was auf Flohmärkten und in Bücherschränken halt so zu finden ist. Hab da auch genug Sammelwut, dass ich genug zu lesen habe, muss jetzt nicht irgendwas tryharden. Ich kann mir allerdings beruflich bisschen Science Fiction ordern und da hole ich seit nem Jahr gezielt Sachen nach.
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    • Kolibri schrieb:

      lubold schrieb:

      gott, hasse ich klassische literatur
      ist für dich Moderne auch "klassisch"?
      geht weniger um die epoche und mehr darum, ob jeder satz so klingt, als hätte der autor irgendein wort auf seinem smartphone eingegeben und dann 20 mal den nächsten wortvorschlag angetippt

      mfg



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      Und wenn beide dann nicht mehr stacken und der einer 6k Boi, der vorher 4k war, mit einem anderen 4k Boi spielt, dann ist er nicht mehr 6k, weil er reverse trägert, oder?
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    • blutgarten schrieb:

      Kafka und die deutsche Sprache zu lernen ist das okay für dich und deine Familie? Warum hast du dir das nicht so gut laufbar und die Arbeit mit den Kindern in der Wohnung?
      hab kafka wohl etwas überschätzt, das ist ja schon noch ne ecke kohärenter als der pferdescheiß



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    • Franz Kafka schrieb:

      Das Gassenfenster

      Wer verlassen lebt und sich doch hie und da irgendwo anschließen möchte, wer mit Rücksicht auf die Veränderungen der Tageszeit, der Witterung, der Berufsverhältnisse und dergleichen ohne weiteres irgend einen beliebigen Arm sehen will, an dem er sich halten könnte, - der wird es ohne ein Gassenfenster nicht lange treiben. Und steht es mit ihm so, daß er gar nichts sucht und nur als müder Mann, die Augen auf und ab zwischen Publikum und Himmel, an seine Fensterbrüstung tritt, und er will nicht und hat ein wenig den Kopf zurückgeneigt, so reißen ihn doch unten die Pferde mit in ihr Gefolge von Wagen und Lärm und damit endlich der menschlichen Eintracht zu.
      Findest du die Rechnung für das Angebot von ihnen erhalten haben da ich nicht weiß ob es möglich wäre da noch ein bisschen mehr Zeit zum See fahren.
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