Angepinnt Der "Dinge die ihr einfach mal mitteilen wollt" Thread

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    • mallegrins schrieb:

      Was ist da die Motivation dahinter, wenn man eigentlich eher gegen Körper essen ist?
      Ich bin noch in meiner Phase des informierens ob ich das jagd ding nun sinnvoll finde und Teil davon sein will oder nicht. Spoiler: bin noch unentschlossen

      Wollte euch aber an ein paar Dingen teilhaben lassen die ich gelernt habe:

      Was ich so als Reh bezeichnen würde sind eigentlich verschiedene Arten die in Deutschalnd heimisch sind. Sieht aber für ungeübte erstmal alles mehr oder weniger aus wie ein Reh(tm). Rotwild, Rehwild, Damwild, Sikawild, Muffelwild, Elch, Gamswild

      Wir hatten früher sehr andere Bestände als heute und haben es so um 1850 rum fast geschafft quasi jegliches Wildgetier auf deutschem Boden auszurotten. Dann kam die Revolution von 1848 und das Jagdrecht wurde geändert und es wurde dann langsam besser. Das führte allerdings dazu, dass man viele kleine Populationen von Wildtieren als Inselpopulationen hatte. Durch die Zersiedelung und zerschneidung der Landschaft durch Straßen, Schienen und Gebäude können die sich schlecht austauschen. Das führt dazu, dass die Populationen genetisch verarmen und dann Inzuchtdepression auftritt (verkürzte Kiefer, krumme Wirbelsäule, keine Augen etc.). Falls ihr euch fragt wie das normalerweise verhindert wird, erinnert euch mal an die letzte Naturdoku die ihr geschaut habt. Im Prinzip werden die Kinder von Tier X von Mama aufgezogen. Wenn Mädchen dann dürfen die entweder bei Mama/Herde bleiben oder gehen minimal weit weg. Bei Männchen fangen die an sich ein Revier weit weg zu suchen. Das machen die um die Gene zu verteilen damit du auch in nem nicen Gebiet aus deinem eigenen Saft rauskommst. Vermutlich braucht man so 500 Viecher um eine gesunde Population zu haben. Die 500 müssen aber genetisch ausreichend verschieden sein also läuft das eher auf deutlich mehr Tiere hinaus.
      Man könnte natürlich Tiere aus der einen Populationsinsel fangen und in die andere karren aber das hilft nur kurzfristig und eigentlich sollte man denen die Wanderung ermöglichen. Wenn jetzt auf freie Flächen Solarparks, Windräder und anderes Zeug gebaut wird, stehen da wieder weitere Hindernisse im Weg an denen das Wild vorbei muss. Also erstmal Dächer zupflastern bevor man freiflächenanlagen baut. Windrad in der Stadt ist ja eher ungleich aber auch da gibt es Lösungen. Es gibt in Baden-Würrttemberg beispielsweise so eine Wanderroutenkarte von verschiedenen Viecher die bei der bebauung reechtsverbindlich beachtet werden muss. Man nennt das dann Wildökologische Raumplanung.

      Jetzt gibt es bei Jagd mehrere Zielkonflikte was man so haben will und wie man das am besten erreicht. Wenn man kleine Viecher im Wald haben möchte (Niederwild) muss man den Wald so umbauen, dass die sich wohl fühlen und deren Räuber (Fuchs, Marder) bejagen. Dann hat man mehr Hasen, Fasane oder Auerhahn. Fasane gehören aber beispielsweise eigentlich nicht hierher und wurden hergeholt weil die lecker sind. Schützt man die jetzt weil die seit ein paar hundert Jahren heimisch sind oder nicht? Wer zählt die ganzen Viecher überhaupt (teilweise Jäger) oder Unis mit Forschung die aus der Jagdabgabe finanziert werden.

      Da sind also in der community Menschen dabei die geiles Zeug machen. Wissenschaftliches Monitoring, Untersuchungen etc. und jeder ausübende Jäger unterstützt die Forschung zwangsweise mit der Jagdabgabe. Bleibt natürlich noch die Frage ob man das nicht auch machen kann ohne Tiere zu erlegen. Ein bisschen wie bei Zoos. Machen viel Scheiss und ein bisschen gutes und kann man den Scheisseanteil nicht einfach wegnehmen oder wenigstens kleiner machen. Da bin ich noch unentschlossen bei der Kette von:

      Biodiversität ist geil-->mehr Niederwild-->Fuchs muss weg-->effektive Bejagung-->man rennt mit 30 Leuten und Hunden durch den Wald und treibt Viecher raus um die zu schiessen (*ausgedachtes Szenario)-->man steht vor dem Haufen von 30 toten Füchsen und bläst mit seinen boys ins Jagdhorn

      Bin noch unschschlüssig an welchem Teil der Kette ich aussteigen würde. Bis ich das für mich nicht geklärt habe, muss ich mich weiter informieren.

      Falls jemand gute Jagdgegnerquellen hat gerne her damit. Podcasts, Bücher, Dokus
    • Also ich hab ja auch nenn Jagdschein aber war nur einmal jagen und habe mich dann als ich beim ersten Ansitz eine Ricke mit zwei Kitze gesehen haben dagegen entschieden zu schießen. Laut Jagdrecht hätte ich die zwei Kitze und dann die Mutter erschießen können... Keine Ahnung hat sich mehr als falsch angefühlt. Gibt für mich keine Rechtfertigung auf Tiere zu schießen außer halt lecker Fleisch. Muss man selbst wissen. Und ja Zersiedelung, fehlende Fressfeinde und dadurch Überproduktion und Krankheiten sind ein Problem aber das würde sich auch natürlich regeln die Menschen haben halt nur wieder Angst dass die Krankheiten auf unsere Nutztiere übergreifen. Ich finde so ziemlich alles an der Jagd egoistisch ... Aber das ist nur meine Meinung als Forstwissenschaftler
      Shit Happenz
    • roterbaron schrieb:

      Falls jemand gute Jagdgegnerquellen hat gerne her damit. Podcasts, Bücher, Dokus
      Nicht direkt Jagdgegner, aber ein Buch was AUCH zum Thema Jagd Äußerungen enthält:

      Andreas Kieling - Durchs wilde Deutschland: Von den Alpen bis zum Wattenmeer

      Es ist eine bunte Mischung von Kielings Erlebnissen (bis Anfang der 2010er-Jahre zumindest, ist ein älteres Buch von ihm, gibt mittlerweile sicher auch neuere, die kenne ich aber nicht).

      Dort gibt es unter anderem eine Episode (alles autobiographisch, zumindest behauptet, prüfen kann es ja keiner) wo er sich im Wald gegenüber einem Wilderer wiederfindet, natürlich eine gefährliche Situation, da der Wilderer ja keine Zeugen gebrauchen kann, sie sich dann aber gegenseitig ziehen lassen, nach einem kurzen Gespräch über die Motive und Ansichten.

      Kieling äußert in der Episode unter anderem auch, dass er Wilderei als Tätigkeit in sofern extrem bemerkenswert findet, als dass der Mensch früher stets auf der Jagd auch gleichzeitig potentielle Beute war, wie viele Tiere heute ja auch noch und jede Aufmerksamkeit immer doppelt sein musste ("wen will ich fressen/wem will ich auflauern" und "wer könnte mir folgen oder hier lauern, damit ich dessen Beute/Opfer werde, während ich selber meine Ziele verfolge"), währen der normale Berufsjäger von heute das Gefühl, sich verstecken zu müssen, nur noch kennt, um von seinem Ziel nicht vorzeitig bemerkt zu werden, aber seinerseits nicht um seine Entdeckung durch Dritte fürchten müsse.


      easteregg schrieb:

      Gibt für mich keine Rechtfertigung auf Tiere zu schießen außer halt lecker Fleisch.
      Denke es ist schon deutlich komplexer, da viele Tierarten ja in Güterabwägung zu anderen Interessengruppen bzw. auch anderen Gemeinwohlfaktoren stehen:

      -Landwirtschafts-Interessen
      -Landschaftspflege/Pflanzenbewuchs
      -Landschaftsbild

      -Ursprünglichkeit (siehe Barons Argument mit "ist der Fasan jetzt heimisch?", weil er schon vor geraumer Zeit eingeschleppt wurde, oder nicht, und hat das Tier dann deshalb weniger Rechte als Einheimische, obwohl der Fasan von heute nichts dafür kann, dass seine Urgroßeltern nicht von hier sind)

      -Jagdgemeinschaften als Verein/Tradition/Sport (sicherlich der strittigste Punkt, da prinzipiell unnötig im engeren Sinne, aber subjektiv möglicherweise für einige Leute wichtig).

      -Eindringen von Tieren in "Menschenraum", insbesondere wenn die Tiere in der Population zunehmen und keine Ausweich-/Ausbreitungsoptionen haben, dann nimmt Wildwechsel über vielbefahrene Straßen, Wildschweine die in der Großstadt Mülltonnen plündern etc. zu.

      -Außerdem ist ja auch immer die Frage der Wechselwirkungen gegeben: Wenn Tier A ein Tier B frisst und A nimmt überhand bzw. B ist ohnehin stark gefährdet, müsste man mehr von A schießen, damit B überlebt, also die Schonung des Einen und die Entscheidung zur Passivität kann zugleich bedeuten, sich der Unterlassung gegenüber anderen schuldig zu machen.





      easteregg schrieb:

      Und ja Zersiedelung, fehlende Fressfeinde und dadurch Überproduktion und Krankheiten sind ein Problem aber das würde sich auch natürlich regeln
      Heute regelt sich vieles nicht mehr "natürlich", geht ja auch aus Barons Post bzgl. der gestörten Wanderrouten vieler Arten schon hervor, aber durch Viehzucht/Krankheiten, Nahrungsangebot in Städten, Einschleppung fremder Arten oder "nahezu-Ausrottung" in der Vergangenheit oder überhaupt ganze Landstriche, die nicht "natürlich sind" (im Grunde ist schon jedes Getreidefeld, Heide etc. ja nicht natürlich, auch wenn es "ursprünglich" und vergleichsweise stark naturnah im Vergleich zu urbanen Räumen ist) kann man davon sicherlich nicht mehr grundsätzlich ausgehen, sondern muss je nach Art entscheiden, ob ein "natürliches Gleichgewicht" für diese überhaupt gilt. Was im tropischen Regenwald oder in der Savanne gilt, gilt so sicherlich nicht in der Kulturlandschaft Deutschland.
    • Ist mir natürlich alles bewusst... Finde es nur ziemlich einfach für alles was der Mensch angerichtet hat wieder die Wildtiere büßen zu lassen. Ich meine die können nichts dafür und die Konsequenz ist das wir sie noch jagen... Natürlich für ihr Wohl.
      Shit Happenz
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