Ich war ja ein paar Wochen weg, sonst hätte ich diesen Thread vielleicht schon früher verfasst.
Es geht um die Berichterstattung aus Syrien.
Ich denke jedem hier ist klar, dass die Leitmedien gerne mal von den westlichen Scheindemokratien missbraucht werden. In wie weit das hier der Fall sein könnte, versuche ich in wenigen Absätzen zu erörtern.
Es wird erstmal um das Bild gehen, das uns von den Leitmedien vorgezeichnet wird und im Anschluss um die Kritik an der Arbeitsweise dieser Leitmedien und darauf folgt Gegendarstellungen.
Bevor ich auf den ersten Punkt eingehe, muss ich jedoch zugeben, dass ich weder Nachrichten im Fernsehen schaue noch Zeitung lese und mich stattdessen nur sporadisch im Internet informiere. Somit mag es sein, dass ich aktuelle Berichte nicht einbeziehe, aber das ist erstmal nicht nötig, denn es geht um die letzten Wochen und Monate. Außerdem können Neuigkeiten natürlich ausführlich nachgetragen und diskutiert werden.
Was sagen uns unsere Leitmedien
- Friedliche Aufständische demonstrieren für ein freies Land.
- Das Assad-Regime schlägt die Aufstände mit brutaler Gewalt nieder.
- Das Assad-Regime foltert, exekutiert Verdächtige und führt Massenhinrichtungen durch.
Das ist sehr verkürzt dargestellt, aber beschreibt es ziemlich treffend. Wie man sieht ist die Berichterstattung einseitig. Klar... was soll man sonst noch über friedliche Demonstranten sagen.
Zu der Arbeitsweise unserer Journalisten
Das investigativer Journalismus hierzulande in großen Teilen zu einer Farce verkommen ist, sollte nichts Neues sein.
Dies zeigt folgendes Video, in dem sich das ZDF für eine Falschmeldung entschuldigt. Es wird blind auf Aussagen unbekannter Dritter vertraut, wie es der Korrespondent zugibt, ohne selbst das Material zu Prüfen.
Dies mag manchmal notwendig sein. Aber auf dem Rücken eines Landes, das ernsthaft droht im Krieg unterzugehen?
ZDF Video:
shiatv.net/view_video.php?viewkey=c45db0022c13d1acba36
Die Menschenrechtsorganisation, mit welcher die Bilder abgeglichen wurden, wird nicht genannt. Handelt es sich etwa um die »Syrian Observatory for Human Rights« ?
Dazu ein Artikel, dessen Quellen ich nicht überprüft habe. Etwas Reisserisch formuliert, ja so gehört es sich für Eva Hermann. Nehmen wir es einfach mal als plausible Möglichkeit.
kopp-online.com/hintergruende/…-weltkrieg-entfachen.html
Der Korrespondent gibt seine Fehler zu, versucht aber seine Aussage gleich wieder damit zu relativieren, dass er immer wieder Berichte von Dritten über Folter in Syrien erhält. Faktisch betrachtet ist das natürlich nur die Bestätigung, dass er nichts weiß.
Gegendarstellung zu den Leitmedien
Kommen wir zum Interessanten Part. Ein Teil meiner Familie lebt in Syrien. Ich habe sozusagen Insiderinformationen aus erster Hand.
Doch zuerst eine kleine Einführung.
Meine Familie ist armenisch und konfessionell an die Armenisch Katholische Kirche gebunden. Sie lebt seit dem Armenischen Genozid in Syrien. Die armenische Gemeinde in Syrien ist gut integriert, vom syrischen Volk geachtet und respektiert. Die Armenier sind oft als Kaufleute und Handwerker eher in der oberen Mittelschicht anzutreffen.
Die Herrscherfamilie Assad stammt von den Nusariern ab. Eine Minderheit, deren Anhänger unter der syrischen Merheitsbevölkerung der Sunniten nie als vollwertige Muslime anerkannt wurden.
Es kam in Syrien nur einmal 1982 zu einem größeren interkonfessionellen Konflikt, durch die Muslimbruderschaft initiiert, welcher schnell und mit aller härte niedergeschlagen wurde.
So wurde z.B. auch, als einer unter vielen, der unpolitische, alevitische Zahnartzt meines Vaters 1982 in Homs von Extremisten ermordet.
Heute eskaliert die Lage, wie bekannt ist. Doch was passiert genau?
Ich fasse Stichpunktartig Aussagen meiner syrischen Verwandten zusammen.
- Die Führung der Aufständischen und Demonstranten rekrutiert sich aus der in Syrien sehr extremen Muslimbruderschaft (auch verantwortlich für die oben angesprochenen Mordserien).
- Um genügend Menschen auf die Straßen zu bringen hat die Muslimbruderschaften in manchen Teilen des Landes Schulen blockiert und die Schüler zum Demonstieren aufgerufen und genötigt. So war es dieses Jahr in Syrien auch nicht möglich die zentralen Abiturprüfungen durchzuführen, da die Schüler in manchen Städten schlicht und ergreifend einfach nicht in den Schulen erscheinen konnten.
- In den Unruheherden wird den Minderheiten das Leben schwer gemacht. Plünderungen und Meuchelmorde, ausgeführt durch aufständische Extremisten sind in Städten wie Homs an der Tagesordnung.
- Über Massenhinrichtungen ist nichts bekannt. Die Aufständischen werden natürlich bekämpft, der Staat kann ja nicht zusehen wie diese die Menschen und das Land terrorisieren.
- Meine Verwandten Leben glücklicherweise, größtenteils in Latakia, welches bisher verschont blieb. Es ist die Geburtsstadt des Präsidenten, aber ausschlaggebender ist vielleicht eher der Internationale Hafen wodurch die Stadt schon immer etwas lieberaler und offener gegenüber anderen Kulturen ist. Jedoch fürchtent meine Familie den Bürgerkrieg oder gar eine Machtübernahme durch Extremisten.
- Es gibt Gerüchte, dass die Aufständischen von "westlichen Mächten" mit Waffen unterstützt werden, was ja erstmal nicht abwegig klingt, wenn man sich die Geschichte dahingehend ansieht. Außerdem wurde Syrien schon von der Bush-Regierung als Teil der Achse des Bösen bezeichnet - was natürlich widersprüchlich ist, wenn man bedenkt, dass Bush seine Kriege gegen den islamischen Terrorismus führte, das Assad-Regime jedoch auch genau diesen bekämpft.
Also, man hört hierzulande nur von Gräueltaten des Regimes. Es ist bewiesen, dass falsche Berichte darüber, möglicherweise absichtlich, verbreitet werden. Es wird kaum über Verbrechen der Aufständischen berichtet, nur wenn man sie als Akt der Revolution und des Widerstandes werten kann (Beispiel: Meldungen über Anschläge auf Gaspipelines, jedoch keine Meldung über Meuchelmorde an unschuldigen Bürgern).
Ist das Objektiver Journalismus? Oder ist jedes mittel Recht eine (eher liberale) Diktatur zu stürzen, auch wenn dafür im Krieg zehntausende Sterben müssen die vorher ein glückliches Leben hatten? So wie es zurzeit aussieht geht es in die Richtung.
Meine- und die Hoffnung meiner Familie beruht darauf, dass die Menschen der westlichen Welt etwas aus Afghanistan und Irak gelernt haben. Was ja immerhin für die öffentliche deutsche Aussenpolitik auch zutreffen mag (Enthaltung zur Libyenintervention). Doch wer weiß ob der BND vielleicht nicht mal wieder Massenvernichtungswaffen "findet"? ...wir kennen unsere Pappenheimer!!
Danke für das Lesen. Das wollte ich im kleinen zur Meinungsbildung beitragen. Ich entschuldige mich für meinen grottigen Satzbau und Rechtschreibefehler, Ihr dürft gerne Diskutieren, Fragen in den Raum werfen Fakten auf den Tisch legen - oder, wie so gerne auf DS.de, mir sagen dass meine Blödheit den ganzen "Artikel" überblendet. ;)
edit: rechtschreibung ausgebessert
Es geht um die Berichterstattung aus Syrien.
Ich denke jedem hier ist klar, dass die Leitmedien gerne mal von den westlichen Scheindemokratien missbraucht werden. In wie weit das hier der Fall sein könnte, versuche ich in wenigen Absätzen zu erörtern.
Es wird erstmal um das Bild gehen, das uns von den Leitmedien vorgezeichnet wird und im Anschluss um die Kritik an der Arbeitsweise dieser Leitmedien und darauf folgt Gegendarstellungen.
Bevor ich auf den ersten Punkt eingehe, muss ich jedoch zugeben, dass ich weder Nachrichten im Fernsehen schaue noch Zeitung lese und mich stattdessen nur sporadisch im Internet informiere. Somit mag es sein, dass ich aktuelle Berichte nicht einbeziehe, aber das ist erstmal nicht nötig, denn es geht um die letzten Wochen und Monate. Außerdem können Neuigkeiten natürlich ausführlich nachgetragen und diskutiert werden.
Was sagen uns unsere Leitmedien
- Friedliche Aufständische demonstrieren für ein freies Land.
- Das Assad-Regime schlägt die Aufstände mit brutaler Gewalt nieder.
- Das Assad-Regime foltert, exekutiert Verdächtige und führt Massenhinrichtungen durch.
Das ist sehr verkürzt dargestellt, aber beschreibt es ziemlich treffend. Wie man sieht ist die Berichterstattung einseitig. Klar... was soll man sonst noch über friedliche Demonstranten sagen.
Zu der Arbeitsweise unserer Journalisten
Das investigativer Journalismus hierzulande in großen Teilen zu einer Farce verkommen ist, sollte nichts Neues sein.
Dies zeigt folgendes Video, in dem sich das ZDF für eine Falschmeldung entschuldigt. Es wird blind auf Aussagen unbekannter Dritter vertraut, wie es der Korrespondent zugibt, ohne selbst das Material zu Prüfen.
Dies mag manchmal notwendig sein. Aber auf dem Rücken eines Landes, das ernsthaft droht im Krieg unterzugehen?
ZDF Video:
shiatv.net/view_video.php?viewkey=c45db0022c13d1acba36
Die Menschenrechtsorganisation, mit welcher die Bilder abgeglichen wurden, wird nicht genannt. Handelt es sich etwa um die »Syrian Observatory for Human Rights« ?
Dazu ein Artikel, dessen Quellen ich nicht überprüft habe. Etwas Reisserisch formuliert, ja so gehört es sich für Eva Hermann. Nehmen wir es einfach mal als plausible Möglichkeit.
'KOPP ONLINE - Eva Hermann schrieb:
Auch unabhängige Internet-portale berichteten von den Beiträgen der internationalen Presse, die sich offenbar unhinterfragt auf die mysteriöse Londoner Quelle berufen. Darunter: CNN, CBS, Associated Press, Reuters, AFP, BBC, Tagesschau, FAZ, Holtzbrinck, Springerpresse, Spiegel, Focus, Al Jazeera, al Arabiya und so weiter und so fort bis hin zu taz, Guardian und RIA Novosti.
Dass die Berichte, die aus dem Londoner Büro kommen, mehr als fragwürdig sind, fanden unabhängige internationale Journalisten bereits vor mehreren Monaten heraus, darunter der USA-Journalist und Historiker Webster Tarpley oder der französische Journalist Thierry Meyssan.
Die Recherchen ergaben folgendes: Die Organisation »Syrian Observatory for Human Rights« ist ein dubioses Londoner Auskunftsbüro, das lediglich von einem Mann mit Namen Rami Abdul-Rahman vertreten zu sein scheint, der sich selbst kurzerhand als »Präsident« bezeichnet.
kopp-online.com/hintergruende/…-weltkrieg-entfachen.html
Der Korrespondent gibt seine Fehler zu, versucht aber seine Aussage gleich wieder damit zu relativieren, dass er immer wieder Berichte von Dritten über Folter in Syrien erhält. Faktisch betrachtet ist das natürlich nur die Bestätigung, dass er nichts weiß.
Gegendarstellung zu den Leitmedien
Kommen wir zum Interessanten Part. Ein Teil meiner Familie lebt in Syrien. Ich habe sozusagen Insiderinformationen aus erster Hand.
Doch zuerst eine kleine Einführung.
Meine Familie ist armenisch und konfessionell an die Armenisch Katholische Kirche gebunden. Sie lebt seit dem Armenischen Genozid in Syrien. Die armenische Gemeinde in Syrien ist gut integriert, vom syrischen Volk geachtet und respektiert. Die Armenier sind oft als Kaufleute und Handwerker eher in der oberen Mittelschicht anzutreffen.
Die Herrscherfamilie Assad stammt von den Nusariern ab. Eine Minderheit, deren Anhänger unter der syrischen Merheitsbevölkerung der Sunniten nie als vollwertige Muslime anerkannt wurden.
Es kam in Syrien nur einmal 1982 zu einem größeren interkonfessionellen Konflikt, durch die Muslimbruderschaft initiiert, welcher schnell und mit aller härte niedergeschlagen wurde.
So wurde z.B. auch, als einer unter vielen, der unpolitische, alevitische Zahnartzt meines Vaters 1982 in Homs von Extremisten ermordet.
Heute eskaliert die Lage, wie bekannt ist. Doch was passiert genau?
Ich fasse Stichpunktartig Aussagen meiner syrischen Verwandten zusammen.
- Die Führung der Aufständischen und Demonstranten rekrutiert sich aus der in Syrien sehr extremen Muslimbruderschaft (auch verantwortlich für die oben angesprochenen Mordserien).
- Um genügend Menschen auf die Straßen zu bringen hat die Muslimbruderschaften in manchen Teilen des Landes Schulen blockiert und die Schüler zum Demonstieren aufgerufen und genötigt. So war es dieses Jahr in Syrien auch nicht möglich die zentralen Abiturprüfungen durchzuführen, da die Schüler in manchen Städten schlicht und ergreifend einfach nicht in den Schulen erscheinen konnten.
- In den Unruheherden wird den Minderheiten das Leben schwer gemacht. Plünderungen und Meuchelmorde, ausgeführt durch aufständische Extremisten sind in Städten wie Homs an der Tagesordnung.
- Über Massenhinrichtungen ist nichts bekannt. Die Aufständischen werden natürlich bekämpft, der Staat kann ja nicht zusehen wie diese die Menschen und das Land terrorisieren.
- Meine Verwandten Leben glücklicherweise, größtenteils in Latakia, welches bisher verschont blieb. Es ist die Geburtsstadt des Präsidenten, aber ausschlaggebender ist vielleicht eher der Internationale Hafen wodurch die Stadt schon immer etwas lieberaler und offener gegenüber anderen Kulturen ist. Jedoch fürchtent meine Familie den Bürgerkrieg oder gar eine Machtübernahme durch Extremisten.
- Es gibt Gerüchte, dass die Aufständischen von "westlichen Mächten" mit Waffen unterstützt werden, was ja erstmal nicht abwegig klingt, wenn man sich die Geschichte dahingehend ansieht. Außerdem wurde Syrien schon von der Bush-Regierung als Teil der Achse des Bösen bezeichnet - was natürlich widersprüchlich ist, wenn man bedenkt, dass Bush seine Kriege gegen den islamischen Terrorismus führte, das Assad-Regime jedoch auch genau diesen bekämpft.
Also, man hört hierzulande nur von Gräueltaten des Regimes. Es ist bewiesen, dass falsche Berichte darüber, möglicherweise absichtlich, verbreitet werden. Es wird kaum über Verbrechen der Aufständischen berichtet, nur wenn man sie als Akt der Revolution und des Widerstandes werten kann (Beispiel: Meldungen über Anschläge auf Gaspipelines, jedoch keine Meldung über Meuchelmorde an unschuldigen Bürgern).
Ist das Objektiver Journalismus? Oder ist jedes mittel Recht eine (eher liberale) Diktatur zu stürzen, auch wenn dafür im Krieg zehntausende Sterben müssen die vorher ein glückliches Leben hatten? So wie es zurzeit aussieht geht es in die Richtung.
Meine- und die Hoffnung meiner Familie beruht darauf, dass die Menschen der westlichen Welt etwas aus Afghanistan und Irak gelernt haben. Was ja immerhin für die öffentliche deutsche Aussenpolitik auch zutreffen mag (Enthaltung zur Libyenintervention). Doch wer weiß ob der BND vielleicht nicht mal wieder Massenvernichtungswaffen "findet"? ...wir kennen unsere Pappenheimer!!
Danke für das Lesen. Das wollte ich im kleinen zur Meinungsbildung beitragen. Ich entschuldige mich für meinen grottigen Satzbau und Rechtschreibefehler, Ihr dürft gerne Diskutieren, Fragen in den Raum werfen Fakten auf den Tisch legen - oder, wie so gerne auf DS.de, mir sagen dass meine Blödheit den ganzen "Artikel" überblendet. ;)
edit: rechtschreibung ausgebessert
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