Literatur-Thread

Ist das jetzt der Thread für Literatur, oder der "Schreibt auf was ihr im Deutschunterricht gelesen habt" Thread?

Ich selbst habe zuletzt ein paar Klassiker der Weltliteratur gelesen:

Michail Bulgakow - Der Meister und Magarita

Absurd und teilweise unfassbar lustig. Nicht umsonst einer der größten Romane der Moderne. Hat meine (ohnehin schon große) Liebe für russische Literatur nochmal intensiviert.

Jean Claude Izzo - Die Marseiile Triologie (Total Cheops, Solea, Chourmo)

Da kriegt man einfach nur permanent Hunger, weil der Ich-Erzähler einfach ständig ganz phantastisch isst. Auch sonst sehr spannend geschrieben, ein Genuss für Krimi-Fans.

David Forster Wallace - Unendlicher Spaß

Zweifelsohne ein lesenswerter Roman eines echten Sprachakrobaten (in einer wirklich aufwendigen und gelungen deutschen Übersetzung), ABER zu anstrengend für meinen Geschmack, und ich liebe Kafka... soll heißen: ich kann schwierigen Stoff ziemlich gut ab und bin ein erfahrener Leser, aber dieses Buch ist wirklich starker Tobak. Hat mich einfach nicht gefesselt. Wohl eine dieser Sachen die man "mal gelesen haben muss", aber sicher nicht eines meiner Lieblingsbücher. Dennoch Hut ab vor der Sprachgewalt und der Vorstellungskraft des Autors, RIP.

Thomas Bernhard - Holzfällen

Absolut großartig. Meine erste Berührung mit Bernhard, und ich war direkt verliebt. Wird wirklich nicht umsonst von vielen Menschen verehrt. Wie kann man bei solchen Sätzen:

"Tatsächlich habe ich den erwarteten Schauspieler einmal vor vielen Jahren auf dem Burgtheater in einer dieser ekelhaften englischen Gesellschaftspossen gesehen, in welchen die Dummheit nur dadurch erträglich ist, weil sie englisch und nicht deutsch oder österreichisch ist und die auf dem Burgtheater im letzten Vierteljahrhundert immer wieder mit entsetzlicher Regelmäßigkeit gespielt werden, weil sich das Burgtheater in diesem letzten Vierteljahrhundert vor allem auf die englische Dummheit spezialisiert und das Wiener Burgtheaterpublikum an diese Spezialisierung gewöhnt hat und er ist mir tatsächlich als Burgschauspieler in Erinnerung, als ein Schauspieler also, ein sogenannter Wiener Publikumsliebling und Burgtheatergeck, der in Grinzig oder in Hietzing eine Villa hat und auf dem Burgtheater jener österreichischen theatralischen Dummheit den Narren macht, die nun schon seit einem Vierteljahrhundert auf dem Burgtheater zuhause ist, als einer jener geistlosen Brüller, die aus der sogenannten Burg in diesem letzten Vierteljahrhundert unter Mitwirkung aller an ihr engagierten Direktoren eine theatralische Dichervernichtungs- und Schreianstalt der absoluten Gehirnlosigkeit gemacht haben."

sich nicht vor Lachen schütteln und sich im Geiste vor dem Schöpfer dieser großartigen Zeilen verneigen wollen? Bösartig bis aufs Blut, entlarvend, schonungslos, genial! Bernhard beherscht die Kunst, gleichzeitig anspruchsvoll und dennoch einfach und verständlich zu schreiben, und das ist die viel größere Kunst als einfach nur schwierig zu schreiben (vgl. Wallace). Liest sich trotz der langen Sätze durchweg flüssig und man muss nie, wie beispielsweise bei Kafka, einen Satz zweimal lesen... wirklich große Kunst.

Harper Lee - To kill a mockingbird

Im englischen Original. Schade dass es ihr einziger Roman ist. Ungeschönter und schonungsloser Blick auf die Südstaaten. Dafür, dass es so hochgelobt wird/wurde und mit Preisen ausgezeichnet wurde, hat es mich aber nicht so stark umgehauen. Dennoch ein lesenswertes und spannendes Buch.

Moritz Netenjakob - Macho Man

Wurde mir als sehr lustig ("Ich musste jede Seite Tränen lachen") empfohlen, ist aber für meine Begriffe bestenfalls durchschnittlich. Keine Frage, es gibt sehr lustige Stellen an denen auch ich sehr lachen musste, meistens ist es aber nur überzogen und zu dick aufgetragen, hart an der Grenze zum Proleten-Humor alá Mario Barth. Die Geschichte ist platt und genauso unglaubwürdig wie vorhersehbar, die Sprache ist zwar solide und gut lesbar, lässt aber jegliche Raffinesse vermissen. Literarische Massenware. Allerdings gut zum Kopf-abschalten, da ähnlich geistlos wie das Abendprogramm von RTL.

Anthony Burgess - A Clockwork Orange

In der deutschen Übersetzung. Toll! Erschreckend und gleichzeitig faszinierend, wie lapidar die exzessive Gewalt beschrieben wird. Zeitlos aktuell und grade in Debatten um jugendliche Gewalttäter ein Buch, was man sich durchlesen sollte.


Und hier noch woran ich mich aus der Schule erinnern kann gelesen zu haben:

Woyzeck - kann ich garnicht leiden, hab entsprechend auch eine (für meine Verhältnisse) katastrophale Note gekriegt, nämlich eine glatt 5 :D Für einen sonstigen 1er Kandidaten in Deutsch recht verheerend, und meine Mutter war furchtbar bestürzt.

Faust 1 - Super. Fand ich so super, dass ich im Anschluss direkt privat Faust 2 gelesen habe. Auch super, wenn auch nicht ganz so super wie Teil1.

Iwan Gontscharow - Oblomow
Tschinghis Aitmatov - Dshamilja
Arto Paasilinna - Das Jahr des Hasen
Gabriel Garcia Marquez - Hundert Jahre Einsamkeit

Unser Lehrer hat uns mehrere fremdsprachige Bücher vorgestellt, und die Klasse sollte sich eines aussuchen, welches wir dann alle gelesen haben. Ich hab stattdessen alle 4 gelesen, und alle 4 sind super. Logischerweise haben sich meine hirnlosen Klassenkameraden das leichteste von den 4 Büchern ausgesucht ("Das Jahr des Hasen") und die anderen 3 ignoriert. Idioten. Ich habe sie gehasst dafür, dass wir nicht über "Hundert Jahre Einsamkeit" uns unterhalten haben, oder über "Oblomow" oder "Dshamilja", alles nach wie vor einige meiner Lieblingsbücher. Besonders meine Liebe zu Marquez ist damals richtig entflammt.

Haben außerdem noch ein Buch über den Holocaust/Warschauer Ghetto gelesen was auch sehr bewegend war... weiß aber den Titel nicht mehr. Ich verstehe nicht, wie man rechtsradikal sein kann in einer Welt, wo solche Bücher existieren.

mephisto ?

Halt mal einfach so ein geiles Buch...

Hä? Muss ich das verstehen?

Magst du kurz sagen, was du daran so liebst?

Hm, schwer genau zu sagen... das Buch entwickelt einen dunklen Sog der Magie und Phantasie, der mich nichtmehr losgelassen hat. Es ist eigentlich durchweg verwirrend, und man weiß eigentlich nie so recht was Ziel, Sinn oder Zweck des Buches ist, die Beziehungsverflechtungen und die große Anzahl an Personen macht es schwierig zu lesen, aber die Sprache und die Geschichte selbst machen das wieder wett. Ich mag allgemein absurde, phantastische oder surreale Stoffe, daher auch meine Vorliebe für beispielsweise Kafka. Und "100 Jahre Einsamkeit" ist total surreal, es wirkt größtenteils wie ein Fiebertraum aus dem man nicht aufwacht, und bei dem sich Realität und Traum vermischen. Daher hab ich auch "Der Meister und Magarita" so verschlungen, ein buchstäblich traumhaftes Buch ;)

Kir[A] schrieb:

FME schrieb:

SaMeNaMe schrieb:

schön, dass du soviel liest und ich werde mir wohl auch die ein oder andere empfehlung deinerseits zu gemüte führen, dennoch wäre es schön, wenn du die posts im thread liest bevor du ragest.

Hä? Muss ich das verstehen?

Es ging ihm wohl darum:

Seraph schrieb:

eig schade, dass hier keiner drüber weiterredet...
könnt ihr alle bücher auflisten, die ihr auf dem gym von der 5 bis zur 12/13 gelesen habt inkl. bundesland?
würd mich sehr stark interessieren, merke immer mehr wie das divergiert..
MfG

Der Grund wieso alle "nur" ihre Schulbücher auflisten

Ich verstehs immernoch nicht. Ich frage, ob hier allgemein über Literatur gesprochen wird und es wird mir direkt als Angriff ausgelegt, oder wie? Also bisher hab ich mich garnicht aufgeregt, aber das regt mich tatsächlich auf.

Edit: die Flammen gelöscht. Dennoch geht der Klaus des Tages wegen dreist-Worte-im-Mund-herum-drehen an den Kerl mit dem unausschreibbaren Großklein-Namen, saMamaMemme oder was auch immer das sein soll.