elephantTalk wrote:
Was genau willst du uns jetzt sagen?Dass man an der Quantitätstheorie auch nach Abschaffung des Goldstandards festhalten soll, obwohl sich keine empirische Evidenz finden lässt, weil Inflation auch zeitverzögert eintreten kann und man die Theorie daher nunmal nicht empirisch belegen kann???Crytash wrote:
Display Spoiler
Konnte die Bilder nicht öffnen, konnte das hier aber so nicht stehen lassen.Während es natürlich stimmt, dass die Inflation in der Eurozone zwischen 2008 und 2020 trotz einer erheblichen Erhöhung der Geldmenge weitgehend konstant blieb, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass die Quantitätstheorie der Inflation nicht mehr gültig ist. Fangen wir mal vorne an:boobold wrote:
Kurze Antwort: wenig.Die sog. Quantitätstheorie, nach der die Inflation mit steigender Geldmenge zunimmt, kann man nach den Erfahrungen der letzten 15 Jahre getrost zu den Akten legen.lubold wrote:
Ernstgemeinte Frage, weil Wirtschaft für mich ein wirklich undurchsichtiges Konstrukt ist: Was genau ändert mehr (oder weniger) Geld (im Umlauf oder auch generell)? Davon gibt es ja erst mal auch nicht mehr Waren oder Dienstleistungen mit eben jenem zu kaufen.
Die (westlichen) Zentralbanken haben nach der Finanzkrise 2007/2008 Konjunkturprogramme im vierstelligen Milliardenbereich aufgelegt (lies: frisches Geld in Umlauf gebracht), um die Wirtschaft zu stützen.
Die Geldmenge in der Eurozone erhöhte sich zwischen 2008 und 2020 um insgesamt 5 Bio. Euro (5000 Mrd), was einem Plus von über 50% entspricht.
Die Inflation in der Eurozone blieb im korrespondierenden Zeitraum jedoch weitgehend konstant und sogar deutlich unter den von der EZB als Zielgröße ausgegebenen 2% jährlich.
Einer der Gründe dürfte sein, dass ein Großteil des frischen Geldes bei denen landete, die ohnehin bereits reich waren und sind. Es ist kein Zufall, dass das oberste Prozent in jüngster Vergangenheit immer schneller immer reicher wurde, während der Wohlstand der ärmeren Bevölkerungsgruppen bestenfalls nominell wuchs, real und vor allem relativ aber bereits schrumpfte. Trickle Down at its best.
Erst mit der COVID-19-Pandemie und dem Ukrainekrieg stiegen dann "endlich" die Preise. Die genauen Ursachen sind umstritten, die Geldmenge spielt jedoch höchstens eine untergeordnete Rolle.
Die Wirkungen der Geldmengenerhöhung auf die Inflation können verzögert auftreten. Die geringe Inflation in den Jahren nach der Finanzkrise könnte auf andere wirtschaftliche Faktoren zurückzuführen sein, wie z.B. die langsame wirtschaftliche Erholung und die Sparpolitik vieler Regierungen (!!). Nach einer Finanzkrise sind Unternehmen und Verbraucher zurückhaltend. Selten investieren sofort wieder, selbst wenn mehr Geld zur Verfügung steht. Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Zukunft kann dazu führen, dass das zusätzliche Geld zunächst gespart oder in sichere Anlagen investiert wird, anstatt es auszugeben. Diese Zurückhaltung dämpft die unmittelbare Wirkung der Geldmengenerhöhung auf die Inflation.
Und seien wir mal ehrlich, reden wir lieber mal was denn die offizielle Inflationsrate wiederspiegelt. Vermögenspreise wie Immobilien und Aktien sind stark gestiegen, was auf eine Form von Inflation hinweist, die in den Verbraucherpreisindizes nicht vollständig erfasst wird. Mal von der Grundsätzlichen Argumentation abgesehen, dass damit ein großer Teil des Geldes in die Taschen der Reichen floss und eben nicht dem "normalen Mann" zur Verfügung steht. Siehe GME etc.
edit: Und vor allem, wie kann man dann davon sprechen, dass zu den Akten zu legen, wenn du ja selbst beschreibst, dass es zu einer Teuerung kommt. Leuchtet mir nicht ein.
Überhaupt, der Punkt, dass der Großteil des neu geschaffenen Geldes könnte in den Finanzmärkten gelandet ist, ist ungemein wichtig. Diese Konzentration von Geld in Finanzanlagen führt langfristig zu Blasenbildungen , die später zu Inflationsschüben führen können, wenn diese Blasen platzen.
Das + Covid + Ukraine Krieg sind halt harte Brocken, die die monetären Grundbedingungen verändern.
Der Punkt ist, dass Geldmenge nicht gleich Geldmenge ist oder, anders ausgedrückt, die Geldmenge (einer soureränen Währung) für sich kaum Bedeutung hat. Das zeigt sich daran, dass keinen der maßgeblichen Akteure in der Wirtschaft die Geldmenge interessiert und auch die Zentralbanken zur Stabilisierung der Inflationsrate eben nicht die Geldmenge steuern, was sich als ineffektiv herausgestellt hat, sondern die Zinsniveaus. Dazu kommt noch, dass sich die Geldmenge (in der Privatwirtschaft) jedesmal erhöht, wenn eine Bank einen privaten Kredit gewährt.
Es ist etwas anderes "frisch gedrucktes" Geld an von Konkurs betroffene Banken zu geben und Bildung, Sozialleistungen oder Infrastrukturprojekte per Staatsschulden zu finanzieren. Ob neue Staatsverschuldung zu Inflation führt oder nicht, hängt davon ab, wann und wo das Geld (die Liquidität) landet.
Als Beispiel: Wenn Vollbeschäftigung herrscht und die Baubranche volle Auftragsbücher hat, dann werden zusätzliche Infrastrukturprojekte, wie z.B. der Bau neuer Schulen oder Eisenbahnstrecken, die Branche weiter überlasten und die Preise der Baufirmen hochtreiben. Wenn die Wirtschaft hingegen hinkt (sprich: schwaches Wachstum/kaum Investition/hohe Arbeitslosigkeit), wie das momentan wohl grundsätzlich der Fall ist, dass freut sich die Wirtschaft gleich mehrfach über großangelegte staatliche Projekte oder Subventionen: Es gibt wieder Aufträge, es gibt wieder Planungssicherheit (-> Investitionsfreudigkeit), es gibt wieder mehr Beschäftigung (vor allem im Niedriglohnsektor) und damit mehr Kaufkraft im Binnenmarkt (vor allem im Niedriglohnsektor).
Dazu kommt am Ende natürlich noch die Ironie, dass die jetzige schlechte Wirtschaftslage maßgeblich vom in Folge des Ukrainekriegs erlittenen Strompreisschocks geprägt ist, welcher weniger schwer ausgefallen wäre, wenn man in der Vergangenheit mehr in erneuerbare Ernergie investiert hätte.
(@Wirtschaftsexperten: gerne korrigieren, wenn ich falsch liege)
inderscience.com/info/inarticle.php?artid=73503
"Abstract: The measures taken by central banks to mitigate the effects of the 'Great Recession' triggered by the 2007 subprime mortgage crises in the USA have led to a spectacular increase in the stock of money, but the following price inflation that is predicted by the quantity theory cannot be observed anywhere. Is inflation in the pipeline, inevitably to emerge soon or later, as the critics of 'monetary easing' keep claiming? Does the failure of inflation to materialise finally falsify the quantity theory? To answer this question, we first highlight the most important characteristics of the latest economic slump. Then, an empirical analysis drawing on data on 109 countries from 1991 to the present confirms that the theory still has predictive power. While the classical proportionality theorem does not hold, excess money growth is a significant predictor of inflation. At the same time, the effect, although positive, is now so low that the fears regarding inflation as a consequence of the recent monetary easing do not appear warranted."
Es mag nicht direkt proportional sein, aber es besteht ein klarer Einfluss. Eine Zinserhöhung verändert ja die Geldmenge (niedrigere Zinsen bedeuten mehr Kredite der Banken bei der Zentralbank und zwischen den Banken, was die Geldmenge erhöht, je höher der Zins, desto weniger Kredite, desto weniger Gelderschaffung).
Das meiste Geld müsste zwischen den Privatbanken entstehen, wenn ich mich richtig erinnere (so ca. 85% Privatbank und eine gehörige Portion zwischen den Banken, 15% Zentralbank).
Beim Rest bin ich jetzt nicht sicher was du meinst. Nur zur Einordnung, das Problem der Baubranche ist meines Wissens nach immer noch größtenteils Bürokratie (Stichwort komplexe Genehmigungsverfahren), gut gelegenes Bauland und der Mangel an qualifizierten Fachkräften.
'Maturity,' father had slowly begun,' Is knowing you're wrong and accepting it, son. There's prudence in pausing with patience and joy - And hearing the wisdom in others, my boy. 'A person's perspective,' he said with a smile, 'Is plain if you walk in their shoes for a while. | And if you can do it - if maybe you do - You might understand, and agree that it's true.' I followed his reasons, and nodded, polite; Perhaps that was logic - perhaps he was right. Perhaps there was truth in his claim all along... 'I'm twenty,' I countered: 'I'm right, and you're wrong.' |