Der "war ein interessanter Artikel" Thread

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    • @Alex- du solltest das glaube nochmal editieren. Textausschnitt ist zum Teil doppelt und der link hat bei mir nicht funktioniert. Auf der time Seite hab ich es aber gefunden

      edit zum Inhalt:

      Also der Text ist imo bisschen weit hergeholt. Diese sogenannten Daten/Statistiken stehen auf sehr sehr dünnem eis. Wenn man beweisen möchte, dass sich eine Generation von einer anderen unterscheidet, dann reicht es nicht die Unterschiede der jeweils gleichaltrigen zum jeweiligen zeitpunkt aufzuzeigen. Man muss das ganze noch in den gesellschaftlichen Kontext setzen. Beispiel (zahlen denke ich mir aus): 1950 waren 95% der 20-30Jährigen konservativ, weil sie sich gegen gleichgeschlechtliche Heirat ausgesprochen haben. 2010 waren 20% der 20-30Jährigen konservativ weil sie sich gegen gleichgeschlechtliche Heirat ausgesprochen haben.
      Anhand der Statistik könnte man jetzt behaupten, dass die jungen Erwachsenen weniger konservativ geworden sind. Vermutlich ist es aber die ganze Gesellschaft geworden. man muss das also in verhältnis zu den anderen Altersgruppen setzen.
      Ich habe ein Interview (war nen alter podcast aber ich hab den noch nicht gefunden, suche läuft noch) mit nem Sozialstatistiker gehört der beschrieben hat, dass das was seine Soziologen/Medien mit den Generationenunterschieden machen eigentlich kompletter bullshit ist und diese generationenmerkmale sich überhaupt nicht rausstellen lassen wenn man die Statistik richtig macht und diesen bias rausnimmt. Der beschreibt halt genau diesen Effekt und das man da sehr aufpassen muss mit der Kategorisierung.
      Unter der prämisse fand ich den text inhaltlich natürlich bullshit war aber trotzdem nice zu lesen was der sich alles zusammenreimt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von roterbaron ()

      Beitrag von südländer ()

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    • hab den text als er rauskam schon gelesen und fand ihn damals schon scheisse :D

      Als akademiker hat mich vor allem der satz getriggert: "the first half is true! (I have the data!)"
      Der autor ist selber prof, das sollte er besser wissen...
    • Weiß nicht ob hier oder Trading-Thread:

      nytimes.com/2014/12/21/upshot/…obal-economic-gospel.html

      Fand diesen pre-Corona Artikel über den Ursprung des 2% Inflationsmetas sehr interessant. VA vor dem Hintergrund, dass in den letzten Wochen zunehmend über die steigende Inflation berichtet wird, "transitory" oder nicht. Geht auch um ein paar der praktischeren Nutzen von Inflation, volkswirtschaftlich gesehen.

      e @Meinolf Moldenhauer

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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Dalai_Lamer ()

      Beitrag von südländer ()

      Dieser Beitrag wurde von ramius gelöscht ().
    • Spoiler anzeigen
      Vor mehr als 30 Jahren, als Stephan Holthoff-Pförtner zum ersten Mal in der nordrhein-westfälischen Politik mitmischte, lernte er ein paar verschlagene Männer in dunklen Anzügen kennen, von denen er anfangs nicht ahnte, wie viel sie ihm über die CDU beibringen würden. Erst als er die Taktik dieser Funktionäre verstanden hatte, gab er ihnen einen Namen. Er nannte sie: "die Pisserbande". Auf Parteiversammlungen saßen sie gern weit vorn und zeigten sich interessiert an den Meinungen anderer. Aber in Wahrheit warteten sie die ganze Zeit nur darauf, endlich gemeinsam zur Toilette zu gehen. Dort standen sie vor den Pissoirs und einigten sich insgeheim über die Beschlüsse des Parteitages.
      Die Männertoilette entwickelte sich zu einem Machtzentrum der Landespolitik, und der noch unerfahrene Christdemokrat Stephan Holthoff-Pförtner beobachtete die Klo-Szenen mit der Fassungslosigkeit eines Einheimischen, der sich im eigenen Dorf verlaufen hat. Alles sei ihm, so erzählt er es heute, lächerlich vorgekommen. Sobald die Pisserbande eine Toilette betrat, beugten sich die Männer herunter, knieten auf dem Boden und schauten unter die Türen der Klokabinen: Waren da unerwünschte Zuhörer? Manchmal stießen die Parteistrategen sämtliche Kabinentüren einzeln auf, um sich zu vergewissern, dass sie unter sich waren. Die Namen der Bandenmitglieder behält Stephan Holthoff-Pförtner für sich. Aber die Pisserbande und Stephan Holthoff-Pförtner, das blieb eine vertrackte Beziehung. Hat die Bande ihn abgestoßen? Oder ihn geprägt?
      Stephan Holthoff-Pförtner ist heute 72 Jahre alt, im Kabinett des nordrhein-westfälischen Ministerpräsidenten Armin Laschet ist er für internationale Angelegenheiten und solche des Bundes zuständig. Kein Minister in Düsseldorf hat seine Beziehung zur Politik stärker an Armin Laschet gebunden als Holthoff-Pförtner. "Ohne Armin wäre ich nicht hier", sagt er. Kein Politiker, der Einfluss auf den Kanzlerkandidaten Laschet hat, schillert mehr als Stephan Holthoff-Pförtner.
      Mit seiner wallenden Silbermähne und seinem legeren Auftreten könnte er als Thomas Gottschalks Bruder durchgehen. Ein Galerist könnte er sein, ein Zirkusdirektor. Aber ein Politiker der CDU? Stephan Holthoff-Pförtner hat ein Büro in der Staatskanzlei in Düsseldorf, eines in der nordrhein-westfälischen Landesvertretung in Brüssel, ein weiteres in der Landesvertretung in Berlin, eines bei sich zu Hause in Essen, ein weiteres in seiner Rechtsanwaltskanzlei in Essen. Fünf Schreibtische in vier Städten, das sagt einiges.


      Für die älteren Menschen in Essen-Rellinghausen, die ihn schon als Kind kannten, ist er "unser Stephan" geblieben, einige Beamte in der Staatskanzlei sprechen ihn mit "Herr Minister" an, sein Lebenspartner darf ihn auch schon mal liebevoll "du Arsch" nennen. Unser Stephan, Herr Minister, du Arsch – das ist in etwa die Spannbreite in Holthoff-Pförtners Leben.
      Wer ihn kennenlernt, merkt sofort, wie kultiviert er ist, wie belesen, klug, kunstinteressiert. Mit dem tschechischen Botschafter unterhält sich Holthoff-Pförtner stundenlang über Franz Kafka. Bei Holthoff-Pförtner zu Hause läuft ständig klassische Musik. Mit einem scheinbar unerschöpflichen Vorrat an Ironie tänzelt er durchs Leben, in der Disziplin der treffsicheren Pointen hat er es zur Meisterschaft gebracht. "Wenn ich Sie langweile, unterbrechen Sie mich", sagt er gern. Kaum etwas verabscheut er mehr als Langeweile.
      Auf einer seiner Geburtstagsfeiern ließ er die Gäste von Jockeys begrüßen, die im Feuerschein von Fackeln auf Straußenvögeln vor dem Eingang eines Clubhauses ritten. Gäbe es in Essen jemanden, der Dickhäuter verleiht, könnte man sicher sein, dass Holthoff-Pförtner auf einem Elefanten vergnügt durch die Straßen walzen würde. Man kann den Eindruck bekommen, Laschet habe ihn allein aus Gründen des Unterhaltungsprogramms zu sich ins Kabinett geholt. Aber das täuscht.
      Holthoff-Pförtner ist ein Westentaschen-Diplomat. In der Staatskanzlei hat er sich um die Beziehungen zur Bundesregierung und zur Europäischen Union zu kümmern, ein überschaubares Feld. Holthoff-Pförtner ist ein Landespolitiker, der keine Landespolitik macht. Er ist zudem ein Parteipolitiker, der sich von Gremiensitzungen der CDU fernhält. "Das muss ich mir nicht antun", sagt er lachend. "Das wäre eine aufgedrängte Bereicherung."
      Und dennoch kennt er sich bestens in den Geheimgängen der nordrhein-westfälischen Politik aus. Als Reiseleiter für Labyrinthe könnte er sich betätigen, so mühelos bewegt er sich durch schwer durchschaubare Gebilde. Wer sich fragt, was Armin Laschet mit dem Bahn-Vorstand Ronald Pofalla zu tun haben könnte, dem ehemaligen Bild-Chef Kai Diekmann, dem Unternehmer Michael Mronz, der stößt auf immer dieselbe Drehscheibe: Stephan Holthoff-Pförtner.
      Sollte Armin Laschet im Herbst Kanzler werden, dann könnte mit ihm ein Prinzip ins Kanzleramt einziehen, das man das NRW-Prinzip nennen könnte – das Prinzip der unausgesprochenen Verbindungen. Es ergab sich aus der Solidarität der Arbeiter im Bergbau, einer lebenswichtigen Kumpanei, und hat sich schon lange in der Landespolitik festgesetzt. Eine Hand wäscht die andere. Am Ende hat alles mit allem zu tun, und niemand kann rekonstruieren, wie genau wer mit wem zusammenhängt – und warum. Kaum jemand verkörpert dieses Prinzip so spielerisch wie Stephan Holthoff-Pförtner. Dass er selbst im Kanzleramt noch eine Rolle spielen könnte, ist so gut wie ausgeschlossen. Aber das Prinzip des gut gelaunten Flanierens in politischen Grauzonen wird Armin Laschet wahrscheinlich weiterhin begleiten.

      Holthoff-Pförtner. Der Name sagt den meisten Menschen nichts. Ein fransiges Doppelwort, das man sich nur schwer einprägen kann. In der Düsseldorfer Staatskanzlei leitet er ein kleines Ressort mit wenigen Leuten. Er ist eine dieser Gestalten, die ständig irgendwo durchs Bild laufen und von denen man nie genau weiß, was sie treiben.
      Er ist sehr vermögend, hat aber zugleich mindestens 85 Millionen Euro Schulden. Die Welt am Sonntag nannte ihn deshalb den "höchstverschuldeten deutschen Minister". Am Anfang dieser Regierungszeit, im Jahr 2017, war Holthoff-Pförtner in Armin Laschets Kabinett auch für Medien verantwortlich, gab das Ressort aber nach kurzer Zeit ab, wegen der öffentlichen Aufregung über seine Beteiligung an der Funke Mediengruppe, zu der das Hamburger Abendblatt, die Berliner Morgenpost und die Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ) gehören.
      Stephan Holthoff-Pförtner liebt extravagante Autos und führte einen seiner wertvollen Oldtimer schon der Krupp-Legende Berthold Beitz vor. Als Holthoff-Pförtner in die Landesregierung wechselte und eine schwere Limousine als Dienstwagen erhielt, frotzelte man in der Staatskanzlei, dieser Mann sei der einzige Minister, der sich bei seinem Auto verschlechtert habe.
      Im Jahr 2013, als Holthoff-Pförtner seinen langjährigen Partner am Tegernsee heiratete, wollte Helmut Kohl unbedingt Trauzeuge sein. Ein weiterer Trauzeuge war der damalige Außenminister Guido Westerwelle, der mit seinem Lebenspartner Michael Mronz zur Feier erschien, jenem Mronz, der bis vor Kurzem versucht hat, die Olympischen Spiele des Jahres 2032 nach Nordrhein-Westfalen zu holen. In gewisser Weise ist das Trauzeugen-Modell eine galante Fortführung der Pisserbande.
      Eine Recherche über Stephan Holthoff-Pförtner kann eigentlich niemals zu Ende gehen. Man stößt eine Tür auf und betritt einen Raum, in dem sich weitere Türen befinden. Man öffnet wieder eine Tür, und es kommt wieder ein Raum zum Vorschein. Und noch einer. Immer mehr Räume, immer mehr Türen. Man fragt sich, ob Stephan Holthoff-Pförtner überhaupt noch den Überblick hat. Oder ob er sich durch den verlorenen Überblick von der spießigen Pflicht befreit fühlt, sich mit Details abzugeben.
      Beim ersten Treffen mit der ZEIT, im vergangenen November, sitzt er in seinem Ministerbüro und erzählt eine Episode aus seiner Karriere. In Freiburg studierte er Jura, schloss sich einer einflussreichen Studentenverbindung an, außerdem der Jungen Union, danach wurde er Rechtsanwalt in seiner Heimatstadt Essen. 1980 war das. Sein erster Fall als junger Strafverteidiger scheint ihn noch heute zu beschäftigen. Ein 17-Jähriger hatte eine alte Frau ermordet, eine Nachbarin, die im selben Haus lebte. Der junge Mann hatte noch keine Freundin gefunden und wurde deswegen von Klassenkameraden gehänselt. Er musste sich unbedingt beweisen und fragte die Nachbarin, ob sie mit ihm schlafen wolle. Die Rentnerin war so empört, dass sie dem Jungen drohte, alles seinem Vater zu erzählen. Daraufhin geriet der Junge in Panik und erdrosselte die Frau. "Aber warum hast du sie danach auch noch vergewaltigt?", fragte der Anwalt Holthoff-Pförtner den Täter. "Weil sie noch warm war." Holthoff-Pförtner erzählt die Geschichte mit der Atemlosigkeit eines Zeugen, der gerade alles persönlich beobachtet hat, dann legt er eine Pause ein und sagt: "Weil sie noch warm war. Ist das nicht irre?" Gäbe es die Position eines Anekdoten-Ministers, wäre Holthoff-Pförtner die Idealbesetzung.
      Der graue Alltag eines Parteisoldaten hat ihn nie interessiert. Die Übertreibung liegt ihm viel mehr als die Normalität, das Ausufernde viel mehr als die Kargheit. "Ich laufe unter bunt", das ist sein Satz. Ließe er sich öfter auf Parteitagen blicken, könnte man denken, ein spleeniger Onkel aus Amerika sei zu Gast. Zu seinen Mandanten zählten der CDU-Politiker Stefan Mappus, der bestochene Fußball-Schiedsrichter Robert Hoyzer und Adolf Sauerland, der ehemalige Oberbürgermeister von Duisburg, der sich weigerte, die politische Verantwortung für die Loveparade-Katastrophe zu übernehmen.
      Als junger Mann ging Holthoff-Pförtner regelmäßig in die Essener Kultkneipe "Dicker Engel". Die Freunde, die er mitbrachte, benahmen sich oft daneben, nur der langhaarige Stephan wahrte die Form. So berichtet es einer, der damals dort kellnerte und sich fragte: "Der da, ist das vielleicht ein Schlagersänger?" Dieser Gast gab gute Trinkgelder, wirkte nie betrunken und fragte seine Freunde nachts um drei: "Wie? Wollt ihr schon gehen?"
      Holthoff-Pförtners Leben nahm die entscheidende Wende, nachdem er in Freiburg einen anderen Studenten aus Essen kennengelernt hatte. Das war Frank Holthoff, den alle wegen seiner Leibesfülle so selbstverständlich Dicki riefen, dass er sich auch nur noch mit dem Namen Dicki vorstellte. Er nannte sich sogar in Traueranzeigen so. Dicki Holthoff, Sohn einer Zeitungsverlegerin, interessierte sich vor allem für Autos, hatte Mühe mit dem Studium und fand in Stephan Pförtner – wie er damals noch hieß – einen treuen Freund, dem alles Intellektuelle leichtfiel. Pförtners Vater betrieb eine Gärtnerei, und die Eltern hatten viel darangesetzt, dass die Kinder das beste Gymnasium der Stadt besuchen konnten.
      Stephan Pförtner freundete sich auch mit Dickis Mutter Gisela an, genannt Gilla, einer Verlegerin aus dem Funke-Clan, dem große Teile des Zeitungskonzerns WAZ gehören. Stephan Pförtner öffnete der Frau eine Welt, die sie faszinierte: die Welt der Opern und klassischen Konzerte, der Gala-Abende und Vernissagen. Die beiden verstanden sich prächtig. Stephan Pförtner verkörperte vieles, was Dicki stets fremd geblieben war: Kunstsinn, Fantasie, Neugierde. Manche Beobachter glaubten, die Verlegerin habe sich in Pförtner verliebt, aber solche Gefühle wären kaum auf fruchtbaren Boden gefallen. Pförtner ging mit seiner Homosexualität ziemlich offen um. Im Laufe der Zeit wurde er der Rechtsanwalt der Verlegerin.

      Schließlich, Mitte der Neunzigerjahre, adoptierte Gisela Holthoff ihn, von nun an nannte er sich Holthoff-Pförtner. "Meine Mutter", das war für ihn kein eindeutiger Begriff mehr. Er teilte Gisela Holthoffs Begeisterung für Tennis, engagierte sich im Verein ETuF Essen, dem vornehmen Club arrivierter Familien. Holthoff-Pförtner ließ dort den jungen Boris Becker auftreten und beriet ihn in Vertragsfragen. Die Verlegerin Holthoff war verrückt nach Charly Steeb, und so wurde der Tennisspieler aus den USA eingeflogen. Immer wieder wurden die Sportler aus Essen deutscher Meister. Holthoff-Pförtner ließ sich von einem Chauffeur am Tennisclub vorfahren, saß im Fond des Wagens und telefonierte mit einem prähistorischen Handy von der Größe eines Briketts. "Fellini an der Ruhr", so nennt es ein ehemaliger Funktionär des Clubs. "Einmalig. Man müsste ihm ein Denkmal setzen für die Erfolge, die er uns gebracht hat", sagt Claus Stauder, der damalige Vereinsvorstand und frühere Präsident des Deutschen Tennis Bundes.
      Die Adoption durch die Verlegerin hatte einen Nebeneffekt, der sich auszahlte: 8,3 Prozent der Anteile am Zeitungskonzern wurden Holthoff-Pförtner übertragen. Allein die Gewinnausschüttungen fielen so üppig aus, dass einer der Beteiligten spottete: "Da werden Säcke voller Geld aus dem Zeitungshaus getragen und in Lastern vom Hof gefahren." 200 Millionen Privatvermögen, 500 Millionen – das waren die Dimensionen, an die sich die Firmeneigentümer gewöhnt hatten.
      In der weitverzweigten WAZ-Sippe, in die Holthoff-Pförtner aufgenommen wurde, ist die Adoption ein beliebtes Mittel der Familienplanung, die sich von der Geschäftspolitik kaum trennen lässt. Schon einer der Altverleger war von einem Gründer der Zeitung adoptiert worden. Mittlerweile ist der Streit um Macht zwischen den Eigentümerstämmen so unübersichtlich geworden, dass man ein Organigramm zeichnen müsste, um die Verhältnisse zu ordnen. Man ahnt, warum Stephan Holthoff-Pförtner den historischen Roman Ein Kampf um Rom mehrmals begeistert gelesen hat. Es ist die Geschichte intrigenreicher Monumentalschlachten in der Spätantike – kaum anders als heute im Essener Medienkonzern.
      Der Adoptierte hätte so etwas wie ein Herausgeber werden können, der mit der Weitsicht eines geistreichen Steuermanns die Fronten im Zeitungshaus begradigt, aber nichts dergleichen geschah. Auch er schöpfte die sprudelnden Geldquellen ab. "Wir haben unser Geld durchs Behalten, nicht durchs Ausgeben", mahnte ihn ein Geschäftsführer. Mit Zahlen beschäftigte sich Holthoff-Pförtner ohnehin sehr ungern. Schon kurz vor dem Abitur wäre er beinahe an der Fünf im Fach Mathematik gescheitert. Erst die Adoption durch die Verlegerin sicherte ihm ein sorgloses Leben auf höchstem Niveau.
      Genau genommen ist ganz Nordrhein-Westfalen das Ergebnis einer Adoption. Das Rheinland adoptierte nach dem Zweiten Weltkrieg Westfalen, aus westfälischer Sicht lief es umgekehrt. Die britische Besatzungsmacht nannte es allerdings die Operation Marriage. Die "Operation Hochzeit". Zusammengewachsen ist das Bundesland nie so ganz, aber politisch hält es gemeinsam viel aus.
      Stephan Holthoff-PförtnerStephan Holthoff-Pförtner wollte hoch hinaus und kaufte seinem Adoptivbruder Dicki dessen Anteile am Medienreich ab. Das kostete rund 85 Millionen Euro – eine Summe, die ihm keine Bank leihen wollte. Im Jahr 2008 pumpte er deshalb Anneliese Brost an, eine schwerreiche Verlegerwitwe aus dem Essener Medienreich.
      Als sie 2010 starb, ging der Kredit auf die Brost-Stiftung über. Geleitet wird die Stiftung von Bodo Hombach, einem früheren SPD-Kanzleramtsminister und ehemaligen Geschäftsführer des Zeitungshauses. Käme Hombach auf die Idee, das Darlehen fällig zu stellen, könnte er beim Amtsgericht sehr schnell mit einem vollstreckbaren Titel rechnen. Und Holthoff-Pförtner müsste rasch zurückzahlen. Das brächte ihn in große Schwierigkeiten. Grob vereinfacht gesagt: Bodo Hombach hätte einen von Armin Laschets Vertrauten in der Hand – wenn er denn wollte. Hombach will aber nicht, weil Holthoff-Pförtner zwar weniger als früher, doch noch immer genug auf die Waage bringt. Der Wert des Medienkonzerns ist stark gesunken, aber dank der sonstigen Firmenanteile, Oldtimer, Immobilien und Dutzender Warhol-Kunstwerke in Holthoff-Pförtners Sammlung kommt weiterhin genug zusammen, um die Gläubiger zufriedenzustellen.
      Alle paar Monate überprüfen Anwälte im Auftrag der Stiftung Holthoff-Pförtners Vermögen, jeden größeren Geldabfluss muss er angeben. "Es ist für ihn kein schönes Gefühl, dass ihm immer jemand in die Hose fasst und das Geld nachzählt", sagt einer, der ihn gut kennt. "Er ist ein Verdrängungskünstler und lebt vom schönen Schein. Bescheidenheit hält er für die widerlichste Form der Eitelkeit. Er bewegt sich fröhlich am Rande des Vulkans." Holthoff-Pförtner weiß, dass er durch seine Lebensweise Widerspruch auslöst. "Die Art, wie ich Dinge nicht ernst nehme – klar, das kann provozieren", sagt er.
      Er hat das NRW-Prinzip auf die Spitze getrieben, indem er auch unter schwierigen Umständen noch die Sorglosigkeit kultiviert. Sein Name klingt zwar kompliziert, aber man kann mit ihm so unverstellt reden wie mit einem Stahlarbeiter. Das Bodenständige ist ihm nie verloren gegangen. "Töfte", sagt er, wenn ihm etwas gut gefällt. Als Senator in Hamburg könnte man sich Holthoff-Pförtner schwer vorstellen. Die hanseatische Bürgerlichkeit ist weit weg von seiner Welt, in der das Verlangen nach Distinktion in einem kumpelhaften Gestus vorgetragen wird, der soziale Unterschiede zumindest oberflächlich verwischen kann. Das NRW-Prinzip beruht darauf, berufliche Wechselbeziehungen durch menschliche Loyalitäten zu grundieren, auf diese Weise wird das Private selbst unter Christdemokraten politisch. Der Karnevalist Laschet, der im vergangenen Jahr Ritter des Aachener Ordens wider den tierischen Ernst wurde, ernannte seinen Freund Stephan zu seinem Knappen.
      So leidenschaftlich Stephan Holthoff-Pförtner über Joseph Beuys sprechen kann, so ungern redet er über seine Schulden. Einmal will er sogar die Treffen mit der ZEIT abbrechen, als es um seine Geschäfte gehen soll. Am Telefon wird er fuchtig und barsch. Noch Tage später, bei einem Gespräch in der nordrhein-westfälischen Landesvertretung in Berlin, ist er so aufgebracht, dass er beim Eingießen des Kaffees zittert. Er verlangt, die Recherchen der ZEIT zu kontrollieren. Entgegnet man, dass sich ein Journalist nicht kontrollieren lässt, lacht er versöhnlich, ganz so, als habe er bloß einen Witz machen wollen. Es war aber kein Witz. Zur Funke-Gruppe, zu seinem Adoptivbruder Dicki und dem Kredit will er sich nicht äußern. Für einen Menschen, der viel Geld in Journalismus steckte, mal an der Spitze des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger stand und sich etwas darauf einbildet, die Aushöhlung der Pressefreiheit in Ungarn offenherzig zu kritisieren, ist das eine erstaunlich bigotte Haltung.

      Draußen vor dem Bürofenster in Berlin ist es dunkel geworden. Gerade ist Armin Laschet angekommen. Im Haus der nordrhein-westfälischen Landesvertretung zieht er immer in das Zwei-Zimmer-Apartment, das neben Holthoff-Pförtners Dienstwohnung liegt. "Unsere kleine Wohngemeinschaft", nennt Holthoff-Pförtner das. In der Glasfront des gegenüber liegenden Gebäudes spiegeln sich die Lichter der Zimmer. So erkennt Holthoff-Pförtner, ob Armin Laschet nebenan noch arbeitet oder schon das Licht gelöscht hat. Stephan Holthoff-Pförtner ist ein Mensch, der auf Kleinigkeiten achtet.
      Am Tag, an dem sich Armin Laschet zum Vorsitzenden der CDU wählen lassen will, einem Samstag im Januar, taucht Stephan Holthoff-Pförtner schon früh in seiner Anwaltskanzlei in Essen auf. In ein paar Stunden wird er auf einen Knopf drücken und für Laschet stimmen. Damit das klappt, ist er auf Hilfe angewiesen. Ein Mann kommt herein und macht sich am Computer zu schaffen. Holthoff-Pförtner nennt ihn Sebastian. Der führt die Geschäfte eines gehobenen Restaurants, das zu Holthoff-Pförtners Reich gehört. Immobilien spielen in dieser Welt eine gewisse Rolle.
      Auf den oberen Etagen des Gebäudes, in dem Holthoff-Pförtners Anwaltskanzlei untergebracht ist, hat er große Teile seines Lebens versammelt. Im fünften Stock arbeitet der Anwalt Klaus Sälzer, Holthoff-Pförtners Ehemann. Sälzer hat sich auf Immobilien verlegt und das Gebäude der Kanzlei errichten lassen. Nachdem Holthoff-Pförtner Minister wurde, hat sein Mann von ihm auch das thailändische Honorarkonsulat übernommen, das über einen verschlungenen Gang im Inneren des Bürohauses schnell zu erreichen ist, von der Anwaltskanzlei aus ein kurzer Weg. Für die Honorarkonsulate wiederum ist der Minister Holthoff-Pförtner zuständig. Sein Partner Sälzer ist auch Schatzmeister des Politischen Forums Ruhr, eines Schauplatzes großer Veranstaltungen, der Arena Holthoff-Pförtners. Auf diese Weise holt er Gastredner wie Karl-Theodor zu Guttenberg, Sigmar Gabriel und Jens Spahn in Essen auf die Bühne. Es kann einem schnell schwindelig werden, sobald man versucht, sich in dem Irrgarten zu orientieren.
      Auch Ronald Pofalla ist Teil der Anwaltsgemeinschaft, die weiterhin Politikberatung anbietet, etwa zum Thema Parteienfinanzierung. Pofalla brachte, als er noch nicht bei der Bahn, sondern CDU-Politiker war, Holthoff-Pförtner mit Helmut Kohl zusammen. Und von keinem Politiker wurde Armin Laschet stärker geprägt als von Kohl. Helmut Kohl wiederum ordnete an, dass sich Holthoff-Pförtner mit Kai Diekmann anzufreunden habe, dem früheren Chefredakteur der Bild. Inzwischen ist Holthoff-Pförtner der Patenonkel von Diekmanns jüngster Tochter. Die Freundschaft ist auf weite Teile der Kanzlei übergeschwappt. So nennt Georg Scheid, einer der Anwälte, Diekmann und dessen Frau "Kai und Katja", stets in dieser Reihenfolge.
      Vor der Corona-Krise, als Feiern noch stattfinden durften, traf Holthoff-Pförtner bei Abendgesellschaften regelmäßig auf Jens Spahn, dessen Mann und den Sportunternehmer Michael Mronz, genannt "Micky", auch er "ein guter Freund". Mronz veranstaltet in Armin Laschets Heimatstadt Aachen ein bekanntes Reitturnier und hat mit dem Journalisten Diekmann eine PR-Agentur gegründet, Storymachine. Die Firma kam ins Gerede, weil sie dem Virologen Hendrik Streeck und seiner Heinsberg-Studie im vergangenen Jahr verdächtig früh sehr viel Aufmerksamkeit verschaffte und damit Laschets Corona-Lockerungspolitik in einem milden Licht erscheinen ließ. Hat Holthoff-Pförtner damit etwas zu tun? Er weist das weit von sich, aber einer seiner Weggefährten aus der Politik sagt über ihn: "Eigentlich hat Stephan mit allem was zu tun." Die Olympia-Initiative von Michael Mronz zog auf das Gelände des Unesco-Welterbes Zeche Zollverein in Essen, ganz in die Nähe der Ruhr-Konferenz, eines Projekts der Landesregierung unter Holthoff-Pförtners Regie.
      An einer Wand in seinem weitläufigen Konferenzraum hängt eine Foto-Installation, die er von Kai Diekmann bekommen hat, Porträts von Kevin Costner. Wichtiger ist ihm aber das Foto in der Mitte. Es zeigt Helmut Kohl. Über der Bürotür ein Kreuz. Auf einem Sideboard liegt ein einziger Bildband, sorgsam arrangiert wie ein Ausstellungsstück in einem Museum. Man könnte glauben, jemand habe das Buch vor einer Ewigkeit exakt so hingelegt und niemand habe es seither berühren dürfen. Der Held des Buches ist Helmut Kohl. Stephan Holthoff-Pförtner spricht von einem "Vater-Sohn-Verhältnis". In diesem Fall wurde allerdings niemand adoptiert.
      Vielleicht hat die Verehrung für den Altkanzler auch damit zu tun, dass sich beide Männer gegen das Klischee vom Provinzler durchsetzen mussten. Für die große Bühne schienen sie lange Zeit ungeeignet. Vielleicht geht es um Macht, die sich in der Glanzlosigkeit entfalten musste. Blickt man durch die Panoramafenster in Holthoff-Pförtners Anwaltskanzlei, dann sieht man graue Mietshausfassaden und den Schlot eines Kraftwerks. Von hier oben, dem sechsten Stock, aus betrachtet lässt sich die Fernsicht eines Aufsteigers genießen, der sich etwas bewiesen hat. Aber der Fabrikschlot verschwindet nie so ganz. Er bleibt an einem Ruhrgebietsleben haften wie der Saumagen an Kohl.
      Der ehemalige Kanzler steckte in großen Schwierigkeiten, als der Anwalt Holthoff-Pförtner ihn vor gut 20 Jahren in einem Untersuchungsausschuss des Bundestages vertrat. Kohl wollte nicht verraten, wem er Spendengelder für die CDU verdankte, er stellte sich über das Gesetz. Holthoff-Pförtner zog einen jungen Referendar hinzu, der gerade in der Kanzlei angefangen hatte, er rief ihn auf dessen Hochzeitsfeier an und sagte zu ihm: "Sie fliegen nicht in die Flitterwochen. Sie fliegen mit mir zu Kohl." So erinnern sich beide daran.
      Holthoff-Pförtner benötigte einen Partner, der mit ihm kooperierte, aber noch keine Zulassung als Anwalt besaß, einen, der nicht den Raum verlassen musste, wenn im Ausschuss gefragt wurde, ob ein weiterer Anwalt der Kanzlei Holthoff-Pförtner anwesend sei. Der Referendar, Georg Scheid, spielte mit – und Holthoff-Pförtner adoptierte ihn später. "Ich habe Erfahrung im Adoptieren", sagt Holthoff-Pförtner gern, "aktiv und passiv." Der Adoptivsohn vertritt ihn im Kreis der Gesellschafter der Funke Mediengruppe, seit der Adoptivvater Minister ist. Inzwischen führt Georg Scheid die Geschäfte in Holthoff-Pförtners Firmenholding, in der phasenweise rund 40 Unternehmen untergebracht waren. Holthoff-Pförtner war auch an einer Firma beteiligt, die vom Jahr 2011 an in großem Umfang illegal mit Quecksilber handelte. Gegen ihn wurde nicht ermittelt, während zwei frühere Manager des Betriebs ins Gefängnis mussten.
      Holthoff-Pförtner und sein Adoptivsohn vertrauen einander so sehr, dass der Jüngere die Briefe, die an den Älteren gerichtet sind, öffnet und liest. Diese Nähe entstand, als sich die beiden intensiv um Kohl kümmerten.

      Einmal, erzählt Holthoff-Pförtner, habe Kohl gebieterisch in der Küche seines Hauses in Oggersheim gestanden, ihm ein Weinglas in die Hand gedrückt und gesagt: "Los, sag jetzt Du zu mir." Aber Holthoff-Pförtner habe sich unfähig gefühlt, das Angebot anzunehmen. "Herr Bundeskanzler, das kann ich nicht", habe er geantwortet, "ich kann nicht Helmut zu Ihnen sagen." Zögerlich ließ er sich später doch noch auf das Du ein.
      Mit Kohl verbrachte er im Dezember 2004 einen Urlaub in einem Hotel an der Küste Sri Lankas, als dort die Flutwellen des Tsunamis hereinbrachen. Kohl habe auf dem Balkon des Apartments nebenan gestanden und zu ihm herübergerufen: "Komm mal raus, komm mal raus, die Bäume sind weg!" Eigentlich hätte Kohl an jenem Morgen eine Massage im Untergeschoss bekommen sollen, das von der Flut sofort erfasst wurde. "Aber Kohl hatte verschlafen." So habe ihm der Schlaf das Leben gerettet.
      Von Kohl kann Holthoff-Pförtner stundenlang erzählen, ohne eine einzige kritische Bemerkung zu verlieren. Kohl besuchte ihn öfter in dem aufwendig renovierten Fachwerkhaus in Essen, in dem Holthoff-Pförtner mit seinem Mann wohnt. Kohl habe nie einen der oberen Räume betreten wollen, weil er sich davor geängstigt habe, auf einer der gläsernen Treppenstufen einzubrechen. Das blieb Holthoff-Pförtners Aufgabe: den wankenden Riesen vor Gefahren schützen.
      Dieses Haus, das aus zwei ineinander verschachtelten Teilen besteht, gerade so, als hätte es Modell stehen wollen für den Künstler Hundertwasser, kommt einer architektonischen Adoption gleich: ein altes Fachwerkhaus, in dem Holthoff-Pförtners Urgroßvater eine Sargtischlerei betrieb, erweitert um moderne Versatzstücke. Im Erdgeschoss hängt ein gerahmtes Foto, das die Trauerfeier im Dom von Speyer nach Kohls Tod zeigt, die Trauergemeinde hinter dem Sarg. Die Witwe Maike Kohl-Richter, dahinter Stephan Holthoff-Pförtner und Kai Diekmann. Einer der beiden war immer in Kohls Nähe, als es mit ihm zu Ende ging. Wer von ihnen es in der Gunst des Alten am weitesten gebracht hatte, spielte eine wichtige Rolle.
      Auch in Holthoff-Pförtners Finca auf Mallorca war Kohl zu Gast. Kohl habe sich schon morgens im Pool scheppernde Marschmusik aus Lautsprechern angehört und Holthoff-Pförtner mit den Namen irgendwelcher Altkader der Pfälzer CDU bombardiert. Sagten ihm die Namen nichts, habe Kohl gerufen: "Bah, was bist du dumm. Du bist völlig blöde." Nicht einmal diese Derbheiten wollte Holthoff-Pförtner ihm übel nehmen.
      Als Holthoff-Pförtner noch neu in Laschets Kabinett war, sprachen die beiden oft über Kohl. Holthoff-Pförtner glaubt sogar, dass Kohl der Grund war, ihn vor vier Jahren in die Staatskanzlei zu holen. Nach dem gemeinsamen Besuch eines Pokalspiels des Fußballvereins Borussia Dortmund, in dem Holthoff-Pförtner Freunde unter Spielern und Funktionären gefunden hat, fragte Laschet ihn, ob der Freund Minister bei ihm werden wolle. Laschet, sagt Holthoff-Pförtner, habe einen Menschen gesucht, mit dem er sich über Kohls politischen Kosmos unterhalten kann, die deutsche Wiedervereinigung, den Pfälzer Blick auf die Welt. Laschet und Holthoff-Pförtner hatten sich schon viele Jahre zuvor kennengelernt, als Laschet gerade Integrationsminister in Nordrhein-Westfalen geworden war. Sie begegneten sich bei einem ihrer gemeinsamen Freunde, dem Musiker Peter Maffay.
      Stets hört Holthoff-Pförtner geduldig zu, sobald Laschet jemanden braucht, der in der Lage ist, ihm ungeteilte Aufmerksamkeit zu schenken, ohne ihn zu belehren. Holthoff-Pförtner ist Teil der Partei, aber nicht unbedingt Teil der Parteilogik. Er hat sich eine Außensicht auf die Dinge bewahrt.
      Schon in den Neunzigerjahren interessierte sich Holthoff-Pförtner für Umweltpolitik und erkannte, dass seine Partei auf die Bevölkerung in großen Städten unattraktiv wirkte. Wie Laschet kann Holthoff-Pförtner wenig mit dem Wort "konservativ" anfangen. Beide haben einen europäischen Blick auf Themen, Laschet stärker auf den Westen, Holthoff-Pförtner stärker auf den Osten Europas. Und wenn Laschets wichtigster Berater, der clevere Staatskanzleichef Nathanael Liminski, überlastet ist, landen einige Themen bei Holthoff-Pförtner. Ihn zeichnet sein exzellentes Netzwerk aus. Ohne diese Kontakte fiele es Laschet schwerer, Allianzen zu schmieden. "Ich werde veranlassen, dass er dich anruft." Das ist einer dieser Holthoff-Pförtner-Sätze. Armin Laschet, der im Ruhrgebiet nur wenige Verbündete hat und von vielen Bezirksvorsitzenden der CDU skeptisch betrachtet wird, konnte sich auf Holthoff-Pförtner immer verlassen. Laschet nimmt ihn gern auf Dienstreisen mit, sogar zu seiner Audienz beim Papst.
      Als der junge CDU-Politiker Philipp Mißfelder 2015 überraschend starb, übernahm Holthoff-Pförtner von ihm das Amt des Schatzmeisters der nordrhein-westfälischen CDU. Für den Wahlkampf des Kandidaten Laschet, an dessen Sieg über die SPD selbst die meisten seiner Parteifreunde 2017 nicht glaubten, besorgte Holthoff-Pförtner viel Geld. Er reiste durchs Land, organisierte Abendessen in CDU-nahen Kreisen, lud Freude ein und verkündete: "Der Kandidat kommt." Zum Schluss wurde gespendet.
      Auf Holthoff-Pförtners 70. Geburtstag, vor zweieinhalb Jahren, erschien das halbe Landeskabinett bei ihm in Essen, auch Armin Laschet. So berichten es mehrere Teilnehmer des Abends. Dicki Holthoff, der auf einer Ranch in Montana lebt, schaute vorbei, Kai Diekmann, Michael Mronz, Ronald Pofalla. Maike Kohl-Richter, die Witwe des Altkanzlers, die sich mit der CDU erbittert um Kohls geistiges Erbe streitet, heftete sich an Hendrik Wüst, den Verkehrsminister Nordrhein-Westfalens, der jetzt gute Chancen hat, Laschets Nachfolger als Ministerpräsident zu werden.

      In einer Rede trug Holthoff-Pförtners Adoptivsohn seine liebste Anekdote vor: Dem Adoptivvater habe er eine lange Liste geschrieben, was alles gegen ein Ministeramt spreche, aber Stephan Holthoff-Pförtner habe davon nichts wissen wollen. Unbedingt wollte er Minister sein. Es ist für ihn eine späte Genugtuung.
      In den Neunzigerjahren brachte er sich als Kandidat für das Amt des Oberbürgermeisters in Essen ins Spiel, aber die CDU wehrte ihn ab: Ein Schwuler galt als nicht vorzeigbar. Er hat unter der katholischen Kirche gelitten, die ihn aus demselben Grund abstempelte, und an der CDU, die sich lange als weltlicher Arm des kirchlichen Biedersinns verstand. Trotzdem blieb er der Partei treu.
      Die CDU in Nordrhein-Westfalen ist eine ausgekochte Clique. Das sagen viele, die sich mit ihr arrangieren mussten. In den vier Jahrzehnten SPD-geführter Landesregierungen, bis zum Jahr 2005, hatte sich die CDU an ein Dasein am Katzentisch gewöhnt und auch daran, von der SPD gefüttert zu werden. Griff die SPD nach dem Posten eines Stadtwerke-Direktors, wurde der CDU der Job des Stellvertreters zugeschanzt – eine große Koalition am Ämter-Buffet. "In dieser Rolle hatte sich die CDU eingerichtet", sagt der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte. "Sie wurde selbstzufrieden und lahm."
      Die Konflikte, die zwischen der rheinischen und der westfälischen CDU ausbrachen, aber auch zwischen dem sozialen und dem wirtschaftsnahen Flügel, wurden oft durch die Versorgung mit Posten beigelegt, gefolgt von Intrigen und allgemeiner Personalermüdung. "Was soll das überhaupt noch mit den Wahlen", wurde Stephan Holthoff-Pförtner mal von einem CDU-Funktionär ironiefrei gefragt, "es läuft für uns auch ohne Wahlsiege ganz gut." Aus der Erstarrung der Bewegungsabläufe in der Partei ergab sich eine träge Als-ob-Politik. Nichts in einem solchen Schattenreich zählt mehr als ein Netzwerk belastbarer Beziehungen, die einmal wichtig werden können, sobald sich die Machtfrage stellt. Das Ganze gleicht einem Kampf im Untergrund, allerdings ohne Kampf.
      Aber warum hat sich Stephan Holthoff-Pförtner überhaupt auf diese Welt eingelassen?
      Es gibt jemanden, der es wissen müsste: ein ehemaliger Neurologe und Psychiater, 80 Jahre alt, ein Mann mit großer Menschenkenntnis. Er lebt mit seiner Frau in einer geschmackvoll restaurierten Wohnung auf einem Gutshof in der Nähe von Köln. Er wuchs gemeinsam mit Stephan Holthoff-Pförtner auf, heißt Michael Pförtner und ist sein leiblicher Bruder. Noch heute sehen sich die beiden regelmäßig. "Wir haben uns oft gemeinsam amüsiert", sagt er.
      Über Geschäfte haben die beiden selten geredet, und doch ging es manchmal ums Geld. Die Wohnung, in der Michael Pförtner lebt, verdankt er dem Bruder. Der half ihm auch aus der Klemme, nachdem sich Michael Pförtner auf ein Bauherrenmodell eingelassen und dabei viel Geld verloren hatte.
      Der Arzt durfte ein paarmal an einem See in Südfrankreich Urlaub machen, in dem mondänen Hotel Impérial Palace, das sein Bruder gekauft hatte. In Köln hatte sich Holthoff-Pförtner mit einem extravaganten Hotel böse verhoben, sich ein imposantes Segelboot zugelegt, viel Geld im Autorennsport verbrannt, aber es war ja dennoch weiterhin jede Menge übrig. "Er besitzt eine maßlose Großzügigkeit", sagt der Bruder, "doch ich spüre bei ihm keine Empathie."
      Wie oft, sagt er, habe er versucht, an Stephan heranzukommen: "Aber er lenkt durch Witze ab, wenn es tiefer gehen soll. Ich spüre seine Zuneigung nicht. Ich hätte gern eine bessere Beziehung zu ihm."


      Nie hätten sie sich gestritten, und nie habe er erfahren, was Stephan im Inneren berührt. Extrem selten hätten sie über Stephans Homosexualität gesprochen, gegenüber den Eltern ohnehin nicht. Sobald es um wirklich ernsthafte Fragen gehe, breche Stephan das Gespräch ab. Versucht sein Bruder Stephan, durch das Surfen auf den angenehmen Seiten des Lebens innere Konflikte zum Schweigen zu bringen?
      Stephan Holthoff-Pförtner pflegt eine variable Halbdistanz, die Nähe suggeriert, doch auf Entfernung zielt. Vielleicht ist das die beste Methode, wenn man tief drinsteckt, aber sich selbst und andere Menschen glauben machen will, man habe mit allem nichts zu tun. Noch vor wenigen Monaten, in der Korruptionsaffäre der CDU und CSU um Atemmasken, wehrte er sich gegen den Verdacht, dass auch er ein Problem mit der Ämterverquickung haben könnte. "Das trifft mich nicht, weil ich komplett sauber bin", sagte er. Die Frage, ob jemand mit geschäftlichen Interessen in eine Regierung wechseln dürfe, prallt an ihm ab. Er antwortet dann: "Auch Armut macht nicht unabhängig." Nie habe er daran gedacht, wegen seines politischen Amtes seine Anteile an der Mediengruppe abzustoßen. Und doch könnte es bald passieren. Er versucht gerade, einen Teil seiner Schulden loszuwerden. Sollte es ihm gelingen, wäre es ein Sieg über sich selbst.
      "Seine Lebensbedingungen sind schwerer geworden", sagt sein Bruder. Der Konzern steckt in der Krise. Doch Stephan lasse sich nichts anmerken. "Warum ist er so großzügig, aber so zurückhaltend mit seinen Gefühlen?" Der Arzt denkt eine Weile nach und sagt: "Wenn mir eine Antwort einfällt, rufe ich Sie an."
      Das war im März. Noch hat er sich nicht gemeldet.

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      Beitrag von Alex- ()

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    • roterbaron schrieb:

      @Alex- du solltest das glaube nochmal editieren. Textausschnitt ist zum Teil doppelt und der link hat bei mir nicht funktioniert. Auf der time Seite hab ich es aber gefunden

      edit zum Inhalt:

      Also der Text ist imo bisschen weit hergeholt. Diese sogenannten Daten/Statistiken stehen auf sehr sehr dünnem eis. Wenn man beweisen möchte, dass sich eine Generation von einer anderen unterscheidet, dann reicht es nicht die Unterschiede der jeweils gleichaltrigen zum jeweiligen zeitpunkt aufzuzeigen. Man muss das ganze noch in den gesellschaftlichen Kontext setzen. Beispiel (zahlen denke ich mir aus): 1950 waren 95% der 20-30Jährigen konservativ, weil sie sich gegen gleichgeschlechtliche Heirat ausgesprochen haben. 2010 waren 20% der 20-30Jährigen konservativ weil sie sich gegen gleichgeschlechtliche Heirat ausgesprochen haben.
      Anhand der Statistik könnte man jetzt behaupten, dass die jungen Erwachsenen weniger konservativ geworden sind. Vermutlich ist es aber die ganze Gesellschaft geworden. man muss das also in verhältnis zu den anderen Altersgruppen setzen.
      Ich habe ein Interview (war nen alter podcast aber ich hab den noch nicht gefunden, suche läuft noch) mit nem Sozialstatistiker gehört der beschrieben hat, dass das was seine Soziologen/Medien mit den Generationenunterschieden machen eigentlich kompletter bullshit ist und diese generationenmerkmale sich überhaupt nicht rausstellen lassen wenn man die Statistik richtig macht und diesen bias rausnimmt. Der beschreibt halt genau diesen Effekt und das man da sehr aufpassen muss mit der Kategorisierung.
      Unter der prämisse fand ich den text inhaltlich natürlich bullshit war aber trotzdem nice zu lesen was der sich alles zusammenreimt.
      Mich würde eigentlich so generell interessieren, was ihr so als Hauptunterschiede von "unserer" 1980-2000 born Generation zu früheren oder auch späteren Generationen seht. So dieses "fame obsessed" und "entitled" trifft natürlich nicht auf jeden zu und da wächst man imo auch ein bisschen raus, aber das sehe ich in unserer Generation schon noch relativ häufig und die Zeit der festen partnerschaftlichen Bindungen wurde auch definitiv nach hinten verschoben und man kann bei einigen schon so ein bisschen das Peter Pan Symptom beobachten. Ist natürlich nur mein persönlicher Eindruck und ich war obv nicht da, als unsere Eltern in diesem Alter waren.



      Spoiler anzeigen
      Dr. Adam Zeman didn’t give much thought to the mind’s eye until he met someone who didn’t have one. In 2005, the British neurologist saw a patient who said that a minor surgical procedure had taken away his ability to conjure images.
      Over the 16 years since that first patient, Dr. Zeman and his colleagues have heard from more than 12,000 people who say they don’t have any such mental camera. The scientists estimate that tens of millions of people share the condition, which they’ve named aphantasia, and millions more experience extraordinarily strong mental imagery, called hyperphantasia.
      In their latest research, Dr. Zeman and his colleagues are gathering clues about how these two conditions arise through changes in the wiring of the brain that join the visual centers to other regions. And they’re beginning to explore how some of that circuitry may conjure other senses, such as sound, in the mind. Eventually, that research might even make it possible to strengthen the mind’s eye — or ear — with magnetic pulses.
      “This is not a disorder as far as I can see,” said Dr. Zeman, a cognitive scientist at the University of Exeter in Britain. “It’s an intriguing variation in human experience.”
      The patient who first made Dr. Zeman aware of aphantasia was a retired building surveyor who lost his mind’s eye after minor heart surgery. To protect the patient’s privacy, Dr. Zeman refers to him as M.X.
      When M.X. thought of people or objects, he did not see them. And yet his visual memories were intact. M.X. could answer factual questions such as whether former Prime Minister Tony Blair has light-colored eyes. (He does.) M.X. could even solve problems that required mentally rotating shapes, even though he could not see them.
      I came across M.X.’s case study in 2010 and wrote a column about it for Discover magazine. Afterward, I got emails from readers who had the same experience but who differed from M.X. in a remarkable way: They had never had a mind’s eye to begin with.
      I forwarded the messages to Dr. Zeman, who surveyed 21 of my readers. In a 2015 report on those findings, he and his colleagues proposed that those readers all shared the same condition, which the researchers called aphantasia. I reported on this second study for The New York Times, as did other journalists at their own publications. The growing attention turned Dr. Zeman’s trickle of emails into a torrent.
      To better understand aphantasia, Dr. Zeman and his colleagues invited their correspondents to fill out questionnaires. One described the condition as feeling the shape of an apple in the dark. Another said it was “thinking only in radio.”
      The vast majority of people who reported a lack of a mind’s eye had no memory of ever having had one, suggesting that they had been born without it. Yet, like M.X., they had little trouble recalling things they had seen. When asked whether grass or pine tree needles are a darker shade of green, for example, they correctly answered that the needles are.
      On the other hand, people with aphantasia don’t do as well as others at remembering details of their own lives. It’s possible that recalling our own experiences — known as episodic memory — depends more on the mind’s eye than does remembering facts about the world.
      To their surprise, Dr. Zeman and his colleagues were also contacted by people who seemed to be the opposite of M.X.: They had intensely strong visions, a condition the scientists named hyperphantasia.
      Joel Pearson, a cognitive neuroscientist at the University of New South Wales who has studied mental imagery since 2005, said hyperphantasia could go far beyond just having an active imagination. “It’s like having a very vivid dream and not being sure if it was real or not,” he said. “People watch a movie, and then they can watch it again in their mind, and it’s indistinguishable.”
      Based on their surveys, Dr. Zeman and his colleagues estimate that 2.6 percent of people have hyperphantasia and that 0.7 percent have aphantasia.
      Now Dr. Zeman and Dr. Pearson are studying an even larger swath of people who experience extremes of mental imagery. One of the original 21 people with aphantasia who were studied by Dr. Zeman, Thomas Ebeyer of Kitchener, Ontario, created a website called the Aphantasia Network that has grown into a hub for people with the condition and for researchers studying them. Visitors to the site can take an online psychological survey, read about the condition and join discussion forums on topics ranging from dreams to relationships. So far, more than 150,000 people have taken the surveys, and over 20,000 had scores suggesting aphantasia.
      “This really is a global human phenomenon,” Mr. Ebeyer said. “I’ve heard from people from Madagascar to South Korea to California.”
      His survey has revealed how aphantasia can spread beyond vision to other senses. “If I asked you to imagine your favorite song, most people can hear the music in their mind, whereas I can’t do that.” Mr. Ebeyer said. But some people who have come to Mr. Ebeyer’s site say that they can do just that. And some can’t hear imagined sounds, but their mind’s eye works well.
      While such surveys can be informative, Dr. Pearson said that they could offer only a rough, subjective look at people’s minds because they depended on volunteers’ giving themselves scores. “Your three and my four might be the same,” he said.
      Dr. Pearson has developed ways to study aphantasia and hyperphantasia without relying solely on surveys. In one experiment, he took advantage of the fact that our pupils automatically constrict when we look at bright objects. When Dr. Pearson and his colleagues asked most people to picture a white triangle, their pupils also shrank.
      But most people with aphantasia whom they studied didn’t have that response. Their pupils stayed open, no matter how hard they tried to imagine the white triangle.
      In another experiment, Dr. Pearson took advantage of the fact that people’s skin becomes more conductive when they see frightening scenes. He and his colleagues monitored the skin of volunteers as they read scary stories that were projected on a screen in front of them. When most people read about frightening experiences such as being attacked by a shark, they experienced a spike in skin conductance. But people with aphantasia did not.
      The study suggests that the mind’s eye acts as an emotional amplifier, strengthening both the positive and negative feelings produced by our experiences. People with aphantasia can have those same feelings from their experiences, but they don’t amplify them later through mental imagery.
      Researchers are also starting to use brain scans to find the circuitry that gives rise to aphantasia and hyperphantasia. So far, that work suggests that mental imagery emerges from a network of brain regions that talk to each other.
      Decision-making regions at the front of the brain send signals to regions at the back, which normally make sense of information from the eyes. Those top-down signals can cause the visual regions to produce images that aren’t there.
      In a study published in May, Dr. Zeman and his colleagues scanned the brains of 24 people with aphantasia, 25 people with hyperphantasia and 20 people with neither condition.
      The scientists had the volunteers lie in the scanner and let their minds wander. The people with hyperphantasia had stronger activity in regions linking the front and back of the brain. They may be able to send more potent signals from decision-making regions of the front of the brain to the visual centers at the back.
      The strength of the mind’s eye may exert a subtle influence over the course of people’s lives. Dr. Zeman’s questionnaires revealed that people with aphantasia were more likely than average to have a job that involved science or math. The genome pioneer Craig Venter even asserted that aphantasia had helped him as a scientist by eliminating distractions.
      But that’s far from a hard and fast rule. Charles Darwin left behind writings hinting at hyperphantasia: When he was once asked to recall the objects that had been on his breakfast table that morning, he said they were “as distinct as if I had photos before me.”
      Likewise, people with vivid mental pictures don’t have a monopoly on creative work. Ed Catmull, the former president of Pixar, announced he had aphantasia in 2019.
      For those used to seeing things with their mind’s eye, aphantasia might seem like a debilitating condition. But Dr. Zeman’s research doesn’t suggest that to be the case. In fact, aphantasia may even have some advantages over hyperphantasia.
      Hyperphantasia creates images that seem so real that it may open the way to false memories. Similarly, people with no mind’s eye may escape some of the burdens caused by reliving traumatic experiences, because they don’t have to visually replay them.
      “Anecdotally, they’re really good at moving on,” Dr. Zeman said. “One wonders whether that’s because they’re less troubled by the kinds of images which, for many of us, come to mind and give rise to regret and longing.”
      Dr. Pearson said that someday it might become possible to give people with aphantasia a mind’s eye they never had. He has found that giving noninvasive magnetic pulses to visual centers in average people’s brains makes their mental imagery more vivid. He suspects that the pulses quiet the activity of the visual centers, making them more receptive to requests from the front of the brain.
      In theory, magnetic pulses combined with cognitive training might enable people without a mind’s eye to strengthen the circuits required for mental pictures. But Dr. Pearson isn’t sure it would be right to carry out such a procedure. If a person regretted such a boost in intrusive imagery, the scientist might not be able to shut the mind’s eye back down. “There’s a dark side to that,” he said.
      For his own part, Mr. Ebeyer said he would only consider Dr. Pearson’s hypothetical therapy if his mind’s eye lasted for just a few days. He’s not interested in being plagued by unwanted visions.
      “If it was an experience where you take this pill and you can visualize forever, I probably wouldn’t risk it,” he said.
    • Der größste Unterschied zwischen der Generation meiner Eltern und Meiner, der mir spontan einfällt ist die Tendenz zum reparieren und wiederverwenden. Ich habe (völlig subjektiv und autoempirisch) das Gefühl, dass der Konsum in unserer Generation/Zeit noch mal eine neue Qualität bekommen hat. Es ist für meine Mutter, geschweige Oma total unverständlich wie ich durchs Leben komme, ohne Socken stopfen zu können.
      Eine Mutter kann nicht helfen, bei so vielen lockeren Schrauben.
    • -Sehe bei der "nach 2000" Generation folgendes (teils natürlich einfach durch die Zeit und Technologie bedingt, teils aber auch Mentalität):

      Positiv:

      -Starker Einsatz für Klima und Partizipation/Gerechtigkeit

      -Bewusstsein für Digitales

      -mehr räumliche/finanzielle Freiheit (zb für Weltreisen etc.) als je zuvor

      -Freiheit für den eigenen Lebensentwurf

      -nahezu grenzenloser Informationszugang

      -keine Kriegserlebnisse oder staatliche Umwälzungen erlebt.


      Neutral:

      -Bildung tertiarisiert sich, immer mehr Leute machen Abi und studieren anstatt direkt Berufe zu ergreifen.

      -Freizeiterlebnisse finden fast ausschließlich "medial gecovert/mit Speichermedien" statt. Das hat tolle Vorteile (Erinnerungen/Share etc). aber auch Nachteile (Leute feiern das Konzert nicht sondern filmen es nur, weniger privatsphäre)

      -wegbrechen von Jugendkultur/Subkultur hin zu einer Homogenisierung von "jung sein". Jeder Musikstil/Kleidungsstil kann heute leicht kopiert oder gehört werden werden ohne dass man "Insider" sein muss. Was schade ist, ist dass ein Teil dessen was Identität in der Jugend ausmacht dadurch wegfällt.

      -In die Länge ziehen des "Jung seins": Man hat mit 30 oft noch nicht Frau/Haus/Kinder sondern trägt neueste Mode, geht in Clubs, auf Festivals....das erlaubt einem das Leben länger frei zu genießen, schiebt aber auch wesentliche Lebensphasen nach hinten, Folgen nur bedingt absehbar (wenn ich zb mit 35-40 erst Kinder kriege und mein Kinder ggf. auch wie wird es mit den Enkelkindern?).

      -Hohe Mobilität in Ort und Berufsleben/Ökonomisierung der Wirtschaft; das hat den Vorteil, dass jeder seine eigenen Berufspotentiale und Wohnortwünsche theoretisch leicht durch Jobwechsel/Gründung verwirkliche kann, für viele Schwächere aber auch eher negative Folgen (Unsicherheit des Jobs, ob die Firma überlebt, häufiges Umziehen, getrennt sein von der Familie, hohe Mieten, schnelle Veränderungen des eigenen Wohnviertels etc.). Früher war es häufig: Leben und Arbeiten bis zur Rente am gleichen Ort/gleiche Firma.

      Negativ:


      -Undankbarkeit gegenüber älteren und Respektspersonen, die jahrelang für ihre Kinder und Enkel (sprich: man selbst) gespart und geackert haben. Schon die Begriffe "Boomer" oder "alte weiße Männer" als pauschal Beleidigung/Abwertung digitaler Kompetenzen oder traditioneller Weltanschauung (auch wenn es häufig stimmt) sprechen hier für sich. Kein Vertrauen mehr in Erfahrung und Autorität, wer googeln kann, meint ebenso viel über etwas zu wissen, wie jemand der 50-Jahre im Feld gearbeitet hat.

      -z.T. Daraus folgernd und teils durch soziale Medien o-Ä verstärkt: Probleme mit dem Selbstbild, Körperbild, Psyche, Vertrauen. Teils überzogen hohe oder unklare, diffuse Erwartungen an das eigene Leben mit der Folge von Depression, geringem Selbstvertrauen etc., Bedürfnis nach Auszeit und Verwirklichung, bei gleichzeitig sehr hohen Erwartungen an die Fehlerlosigkeit und Leistungsbereitschaft sowie das menschlich-soziale Verhalten Dritter.

      -Verengung von gerechter Politik auf Klima und Identität.

      -extreme Tendenz zu Hysterie und Beeinflussbarkeit (kollektiv verschuldet durch Shitstorms/teilen von Fake News etc.)

      -Wegfall traditioneller und geteilter Familienbilder und Wertvorstellung ("gespaltene/zerstrittene Familien" , viele Singles, weniger Kinder bzw. klassische Erziehungsmodelle). Für einige eine Befreiung von Erwartungen (wenn man zb. gar keinen Partner/Kinder will) , für viele aber eine Enttäuschung (Großeltern wollen Schwiegersohn und Enkel etc.) und für die Gesellschaft eine enorme Herausforderung/Belastung allen Vorstellungen gleichermaßen gerecht zu werden.

      -Infolge dieser Veränderungen auf beruflicher, sozialer, familiärere Ebene die Erkenntnis, dass es kaum Menschen gibt mit denen man alle Ansichten oder Lebensmuster teilt. Die Frage "wo gehöre ich hin und wer sind meine Freunde" oder "wie soll ich mich in diesem Umfeld verhalten" sind schwer zu beantworten (ist eigentlich "neutral", weil man selber Gestalter dieser Fragen ist/sein kann, aber es ist eben auch möglich an diesen Fragen zu scheitern oder vermeintlich das Falsche getan, eine Falsch Wahl getroffen zu haben).
    • Finde du hast eher die 1980-2000 geborenen getroffen tbh :1f605:


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    • Alex- schrieb:

      Mich würde eigentlich so generell interessieren, was ihr so als Hauptunterschiede von "unserer" 1980-2000 born Generation zu früheren oder auch späteren Generationen seht. So dieses "fame obsessed" und "entitled" trifft natürlich nicht auf jeden zu und da wächst man imo auch ein bisschen raus, aber das sehe ich in unserer Generation schon noch relativ häufig und die Zeit der festen partnerschaftlichen Bindungen wurde auch definitiv nach hinten verschoben und man kann bei einigen schon so ein bisschen das Peter Pan Symptom beobachten. Ist natürlich nur mein persönlicher Eindruck und ich war obv nicht da, als unsere Eltern in diesem Alter waren.
      Ich finde deinen Eindruck eigentlich schon relativ treffend. Vielmehr würde mich aber interessieren, welche Ursachen du für diese Unterschiede zu den Vorgängergenerationen ausmachst.
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    • Hi2u schrieb:

      Finde du hast eher die 1980-2000 geborenen getroffen tbh
      Das kann gut sein!

      Sehe aber eigentlich hier die Tendenz "je jünger desto eher/stärker trifft es zu, also irgendwie dann auch die "ab 2000"

      Andere Sichtweisen aber gerne!


      In einem Punkt stimme ich dir aber nicht zu: Diese "Jugendkultur/Medien-Verhalten" Sache gibt es technologisch bedingt erst für Leute die so ab Mitte der 2000er jung/jugendlich waren (mein/dein Alter schätze ich). Jemand der 1980er oder 85er Jahrgang ist hat definitiv noch nicht dieses "medial/homogene" Jugenderleben gehabt.
    • @Alex-

      fundamentale Unterschiede zu erkennen finde ich schwierig. IMO nimmt die Geschwindigkeit des Wandels weiter zu weil weltweit mehr Menschen zu Bildung verholfen wurde. Zu Zeiten unserer Großeltern war es Luxus einen Wasseranschluss im Haus zu haben (kein warmes Wasser). Meine Uroma hat im Sommer keine Schuhe getragen, weil ihr wichtiger war, dass sie ihren Kindern im Winter Schuhe kaufen kann. Heute meckert man rum wenn man 500€ monatlich zuwenig auf dem Konto hat und nicht 2mal im jahr in den Urlaub fliegen kann. Richtig arme menschen gibt es natürlich immer noch aber auf einem völlig anderen Niveau als früher. Das kurz als Vorspann woher "wir" kommen.

      Auf unsere generation bezogen, fällt mir eigentlich die stärkere Spaltung in vielen Bereichen auf. Viele möchten Dinge grundsätzlich anders machen, weil sie in anderen Ländern sehen wie es auch gehen kann. Das wird natürlich durch den besseren Informationsaustausch/Medien überhaupt erst möglich. Oma hatte nichtmal die Möglichkeit sich das Rentensystem eines random anderen landes anzuschaun. Gleichzeitig geht neben dem starken Veränderungswillen auch das resignieren einher. Also das "ändert sich ja eh nichts".
      Die Spaltung bezieht sich auf wirklich viele Bereiche sei es Gesellschaftlich, Konsumfreundlich/feindlich etc. Ich sehe das zum Beispiel völlig anders als @Onyo: du machst das reperaturbeispiel aber imo ist das ein Paradebeispiel dafür Unterschiede nicht in der Zeit zu betrachten. Ja vor 50Jahren hat man jedes gerät/Kleidung repariert. Manche Menschen die das damals gemacht haben haben das mit in die heutige Zeit genommen. Das würde ich aber als Ausnahme sehen (persönliche pseudoempirie). In meiner wahrnehmung kommt das bewusstsein nicht immer neue sachen kaufen zu müssen, obwohl man es kann, definitiv von der jungen Generation. Damals hat man sich keine neuen Sachen gekauft, weil es teuer war oder es das einfach nicht gab. Heute tragen viele gebrauchte Klamotten, obwohl sie sich neue Leisten können. Das ist also erstmals ein bewusster Verzicht den es vorher in der breiten gesellschaft nicht gab. Vorher war es ein erzwungener verzicht.

      Es ist auch ein streben nach dem besten geworden. Das hat natürlich zur folge, das man mit dem momentanen Zustand unzufrieden ist. Sei es das eigene Seelenleben, Arbeit, Gesundheitssystem oder Klimapolitik. Meine Vermutung ist, dass da auch die erhöhte Unzufriedenheit mit sich selbst und den Zuständen rührt. Wenn man weltweit ständig dem Ideal nacheifern kann, nimmt man seinen eigenen zustand kritischer war. Das führt natürlich zu geringerem Selbstbewusstsein und der scheinbaren kompensation durch den Zuspruch anderer (liken in sozialen Medien). Das würde ich als größten Unterschied nennen. Also den Unterschied im Verhältnis zwischen Eigener Freiheit, Fremdbestimmung und sozialer Bestätigung. Die Freiheit ist stark angewachsen, die Fremdbestimmung deutlich kleiner geworden und die Möglichkeit soziale Bestätigung hat sich vervielfacht. Wobei uns das noch deutlich weniger betrifft als die jüngeren. Wir sind nicht mit den sozialen Medien aufgewachsen sondern die kamen erst als wir schon älter waren und sozial etwas gefestigter. Ich sehe das weiterhin als größte Gefahr für die jungen Menschen weil sie einfach nie eine Pause von gesellschaftlichen Gruppen nehmen können. Das "Mobbing" geht nach der Schule eben auf instagram oder whatsapp weiter und man kann sich dem nur entziehen wenn man sich selbst zum Aussenseiter macht und die Gruppe verlässt. Wobei es für junge Menschen quasi deren hauptaufgabe ist sich in einer Gruppe zurechtzufinden. Sozialer Ausschluss ist IMO das härteste Strafmaß für Jugendliche und dementsprechend selten selbstgewählt.
    • Kolibri schrieb:

      Positiv:
      -Bewusstsein für Digitales
      Negativ:
      - digitales Bewusstsein (kantig)

      Die Zoomer-Generation abstrahiert das Technische im Digitalen. Durch die Fortschritte in der Benutzerfreundlichkeit der Endgeräte, findet eine sehr viel oberflächlichere Auseinandersetzung mit dem Endgerät statt und diese erscheint sich mir auf das Aufnehmen und Absondern von Inhalten reduziert worden zu sein.
      Mit einem Bruder Jahrgang 2000 und einer Ausbildung mit vielen die 2000+ geboren sind, sowie vielen Lehrkräften im Freundeskreis, hat sich das bei mir sehr eingebrannt. Finde es vollkommen absurd 16 bis 20 jährige im Computerraum sitzen zu sehen, die sich am PC nur bedingt besser schlagen als der durchschnittliche Rentner. Finde es krass, wie ein bestimmtes Skillset mit der 80er/90er Generation relativ beschleunigt den Peak erreichte und dann auf Boomer-Niveau degenerierte.

      Möchte aber anmerken, dass ich das nicht wirklich der Generation anlaste. Sind halt Opfer ihrer Umstände :(

      e: trifft natürlich auch auf viele nicht-Zoomer zu, die erst mit Smartphone etc. an das Digitale herangeführt wurden.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von MCHEIDIBRAK ()

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