Der "war ein interessanter Artikel" Thread

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    • thelocal.fr/20220104/macron-ca…off-frances-unvaccinated/

      da hat sich ein kleiner übersetzungsfehler eingeschlichen (den ich auch selbst nochmal nachschlagen musste).

      macron hat in einem interview gesagt, er möchte den franzosen nicht auf den sack gehen, aber die ungeimpften können sich ficken gehen. legend
      Ne marche pas devant moi, je ne te suivrai peut-être pas.
      Ne marche pas derrière moi, je ne te guiderai peut-être pas.
      Marche à côté de moi et sois simplement mon amie. - Albert Camus
      Sundry's Gameblog! NEUER POST: Hunt: Showdown
    • heise.de schrieb:

      Österreichs Datenschutzbehörde: Google Analytics verstößt gegen die DSGVO



      Wer auf Webseiten in der EU das Statistikprogramm von Google einbindet, handelt wegen der Datenübertragung in die USA laut dem Beschluss rechtswidrig.



      Der Einsatz von Google Analytics auf Webseiten in der EU ist nach Ansicht der österreichischen Datenschutzbehörde (DSB) mit der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) nicht vereinbar. Die DSB sieht vor allem die allgemeinen Grundsätze der Datenübermittlung gemäß Artikel 44 DSGVO verletzt, da mit dem Statistikprogramm persönliche Nutzerinformationen an die Google-Konzernzentrale in den USA weitergegeben werden.

      Mit dem jetzt veröffentlichten Teilbescheid reagiert die DSB auf eine Musterbeschwerde, die der vom Juristen und Aktivisten Max Schrems gegründete Datenschutzverein Noyb im August 2020 erhoben hatte. Die Eingabe bezog sich zunächst auf einen österreichischen Verlag, der Google Analytics eingebunden hat. Eine weitergehende Beschwerde gegen Google selbst wies die DSB ab.




      Kein "angemessenes Schutzniveau"

      Mit dem Statistikwerkzeug habe der Webseitenbetreiber personenbezogene Daten des Beschwerdeführers an Google übermittelt, begründet die DSB ihren Beschluss. Dazu zählten einzigartige Nutzer-Identifikationsnummern, die IP-Adresse und Browserparameter. Googles Standardvertragsklauseln böten kein "angemessenes Schutzniveau", um die "Überwachungs- und Zugriffsmöglichkeiten durch US-Nachrichtendienste" nach dem Foreign Intelligence Surveillance Act (FISA) zu beseitigen.
      Google hatte zuvor eingewandt, im Rahmen der Standarddatenschutzklauseln "technische und organisatorische Maßnahmen" ("TOMs") ergriffen zu haben wie Verschlüsselungstechniken, Zäune um Datenzentren und die Überprüfung von Behördenanfragen. Die DSB bewertete diese Maßnahmen aber als weitgehend nutzlos gegenüber den Ansprüchen von Geheimdiensten wie der NSA oder der Polizeibehörde FBI.
      Hintergrund der Entscheidung ist das "Schrems II"-Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) vom Sommer 2020, mit dem dieser den transatlantischen "Privacy Shield" und damit eine der wichtigsten Grundlagen für den Transfer von Kundendaten in die USA für ungültig erklärte. Die Luxemburger Richter stellten dabei fest, dass US-Gesetze wie FISA oder der Cloud Act eine Massenüberwachung durch Sicherheitsbehörden ermöglichen und der Datenschutzstandard in den Vereinigten Staaten nicht dem in der EU entspricht.

      Krückstock Standardvertrag



      Die EU-Kommission bemühte sich in Folge, die Standardvertragsklauseln als alternatives Instrument für Datenübermittlungen an die EuGH-Rechtsprechung anzupassen und veröffentlichte die neue Version Anfang Juni. Google implementierte diese überarbeiteten Vorgaben im September 2021 für die eigenen Cloud-Dienste. Das Unternehmen kündigte dabei auch an, stärker auf Verschlüsselung setzen zu wollen.
      Schrems hält solche Vorkehrungen nicht für ausreichend. Er kritisiert: "Anstatt ihre Dienste technisch so anzupassen, dass sie mit der DSGVO konform sind, haben US-Unternehmen versucht, einfach ein paar Texte in ihre Datenschutzrichtlinien einzufügen und den EuGH zu ignorieren. Viele EU-Unternehmen sind diesem Beispiel gefolgt, anstatt auf legale Dienste zu wechseln." Die Quintessenz der DSB-Entscheidung ist für den Noyb-Gründer: "EU-Unternehmen können keine US-Cloud-Dienste mehr nutzen."

      EU vs. US-Cloud

      Betroffen sieht Schrems die Betreiber sehr vieler Webseiten in der EU, da Google Analytics noch immer das am weitesten verbreitete Statistikprogramm sei. Obwohl es viele Alternativen gebe, die in Europa gehostet werden oder auf eigenen Servern laufen können, verließen sich noch zu viele Administratoren auf den US-Konzern. Insgesamt hat Noyb 101 vergleichbare Beschwerden in fast allen EU-Staaten eingereicht. Schrems geht daher davon aus, dass ähnliche Entscheidungen nun schrittweise auch dort fallen werden.
      Erst vorige Woche hatte der EU-Datenschutzbeauftragte Wojciech Wiewiórowski verdeutlicht, dass der Einsatz von Google Analytics und des Zahlungsanbieters Stripe durch das Europäische Parlament nicht mit dem "Schrems II"-Urteil zu vereinbaren ist. Zuvor hatte das Verwaltungsgericht Wiesbaden einer Hochschule auf Basis des EuGH-Grundsatzbeschlusses untersagt, auf ihrer Homepage den "Cookiebot" einzubinden und so Daten in die USA zu übertragen.
      Nicht zufrieden ist Noyb damit, dass die DSB die Beschwerde gegen Google als Datenempfänger in den USA zurückgewiesen hat. Man prüfe, gegen diesen Teil der Entscheidung vorzugehen. Zugleich habe die Aufsichtsbehörde aber erklärt, dass das Verfahren gegen Google mit Blick auf mögliche Verstöße gegen andere Artikel der DSGVO weiter laufe. Dazu werde es wohl noch eine eigene Entscheidung geben.


      @ramius @B2F
    • Was würde die Begrenzung des Klimawandels auf etwa 1,5 Grad kosten?
      Die entscheidende Botschaft ist: Der Preis für die Verhinderung der Apokalypse liegt irgendwo im niedrigen einstelligen Bereich des jährlichen weltweiten BIP. Ganz bestimmt liegt er nicht bei 50 Prozent, auch nicht bei 15. Vielmehr irgendwo unterhalb von fünf, vielleicht eben bei nur zwei Prozent des jährlichen weltweiten BIP, investiert an den richtigen Stellen.
    • 12ft.io/proxy?ref=&q=https://w…ereinheit/komplettansicht
      In Deutschland Elitesoldat zu sein ist gut und schlecht zugleich. Vermutlich überlebt man diesen Job nirgendwo mit höherer Wahrscheinlichkeit – bestens ausgebildet, bestens ausgerüstet, und trotzdem kämpft man selten. Vermutlich ist dieser Job aber auch nirgendwo so frustrierend – bestens ausgebildet, bestens ausgerüstet, und trotzdem kämpft man selten.

    • "Die Idee, dass die Weißen ganz anders über uns und sich nachdenken sollten, hilft uns nicht weiter"

      John McWhorter ist Professor für Linguistik und schreibt Kolumnen für die "New York Times". Jetzt veröffentlicht er ein Buch, in dem er die Antirassismus-Bewegung der vergangenen Jahre als "Religion" kritisiert. Vor allem deren weiße Anhänger hält er für selbstverliebte Moralapostel. Was macht ihn so wütend? Und worauf will er hinaus?


      Spoiler anzeigen

      ZEITmagazin: Herr McWhorter, wer Ihr neues Buch Die Erwählten liest, merkt schnell, dass Sie vom modernen Antirassismus nichts halten. Was ist falsch an einer politischen Bewegung, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, Rassismus zu bekämpfen?
      John McWhorter: Ich richte mich mit dem Buch und meiner Wut vor allem an die weißen Menschen, die sich als unsere Verbündeten bezeichnen, aber leider mehr daran interessiert sind, anderen zu zeigen, wie gut und tugendhaft sie sind, statt etwas dafür zu tun, dass sich das Leben der schwarzen Menschen ändert, die in Armut leben – ein Fünftel der schwarzen Bevölkerung.


      ZEITmagazin: Haben Sie ein Beispiel für diese Haltung?
      McWhorter: In den USA kam es in den vergangenen Jahren ja immer wieder vor, dass weiße Polizisten schwarze Bürger umgebracht haben. George Floyd ist der bekannteste einer ganzen Reihe unverzeihlicher Fälle. Doch darüber, dass man als schwarzer Mensch in Amerika viel stärker gefährdet ist, von einem anderen Schwarzen in der eigenen Nachbarschaft getötet zu werden, sprechen Antirassisten deutlich weniger.
      ZEITmagazin: Warum ist es wahrscheinlicher, von einem anderen schwarzen Menschen getötet zu werden?
      McWhorter: In einigen armen schwarzen Vierteln ist Waffengewalt endemisch, Menschen sterben in den Kämpfen rivalisierender Gangs oder weil sie zufällig eine Kugel abbekommen. Es gibt Städte, in denen in einem Jahr Hunderte schwarze Menschen von anderen Schwarzen getötet werden, während es vielleicht zwei sind, die von einem weißen Polizisten umgebracht werden. Die Antirassisten sagen, es sei schlimmer, wenn der Staat aus rassistischen Motiven morde. Doch das ergibt keinen Sinn, erst recht nicht für eine Mutter, die ihren Sohn verliert. Ich nenne die Antirassisten von heute "die Auserwählten", weil sie sich als Träger einer höheren Weisheit sehen. Sie glauben, dass sie eine Art gute Botschaft im Sinne des fundamentalistischen Christentums verbreiten, von der sie sich wünschen, dass der Rest der Welt dafür offener wäre. Sie sehen sich selbst als Leute, die der Zeit voraus sind, als eine besondere Klasse von Menschen mit einer unschätzbar wertvollen Einsicht.

      McWhorter: Weil es den Auserwählten vor allem darum geht, zu zeigen, wie bewusst ihnen ist, dass es Rassismus gibt. Antirassismus ist keine politische Bewegung, sondern eine Religion.


      ZEITmagazin: Was bringt es denn, den Antirassismus als Religion einzuordnen?
      McWhorter: Es ist hilfreich, Antirassismus nicht als Ideologie zu sehen, sondern eben als Religion. Denn es erklärt einem, warum man mit Argumenten und Logik bei den Auserwählten nicht weit kommt. Es erklärt, warum man mit einer anderen Meinung als böse und ketzerisch gesehen wird – wie ich in meinen 25 Jahren, in denen ich mich mit dem Thema befasse, immer wieder feststellen musste, und zwar nicht nur in Twitter-Unterhaltungen. Mit dem, was ich sage, gelte ich als Verräter. Auf die Parallelen zur Religion bin ich erstmals gestoßen, als ich vor einigen Jahren über einen Artikel des Schriftstellers Ta-Nehisi Coates nachdachte. Coates war hier in den 2010er-Jahren der bekannteste Antirassist. Er plädierte in seinem Artikel für eine finanzielle Wiedergutmachung für die Verbrechen der Sklaverei, also für Reparationszahlungen an die Nachfahren der Sklaven. Der Text ist sehr gut, doch die Idee dahinter war überhaupt nicht neu. Deshalb wunderte ich mich darüber, wie hymnisch er gepriesen wurde, wie geradezu verzückt viele waren. Die Auserwählten nahmen den Artikel so auf, wie ein gläubiger Christ eine Predigt hört. Und denken Sie mal daran, wie die Auserwählten über ihre sogenannten weißen Privilegien sprechen, ihr "white privilege". Wenn sie kundtun, sie müssten an sich arbeiten, sich permanent reflektieren, sich immer wieder ihre Privilegiertheit bewusst machen, könnte man doch schwören, es gehe um die Erbsünde.

      ZEITmagazin: Unter dem, was man unter Antirassismus versteht, gibt es doch verschiedenste Strömungen, mit unzähligen Denkerinnen und Autoren. Sie tun so, als wäre alles eins. Ist das nicht eine allzu grobe Vereinfachung?
      McWhorter: Ich verstehe, was Sie meinen, und mein Buch ist tatsächlich keine präzise Analyse einer politischen Bewegung. Zwei der bekanntesten Antirassisten der USA sind Ibram Kendi und Robin DiAngelo. Kendi, Autor des Buchs How to Be an Antiracist, ist der Meinung, dass alle sozialen Ungleichheiten zwischen Weißen und Schwarzen zurückzuführen sind auf Rassismus und dass die Lösung wäre, alles zu beseitigen, was Ungleichheiten hervorbringt. DiAngelo, die das Buch Wir müssen über Rassismus sprechen geschrieben hat, ist eine weiße Frau, die davon ausgeht, dass alle Weißen tief sitzende rassistische Vorurteile in sich tragen und dass sie sich erst einmal damit auseinandersetzen müssen, ehe wirklicher Fortschritt zwischen Weißen und Schwarzen überhaupt denkbar ist. Ich habe in meinem Buch versucht, meine Beobachtungen zu einer zentralen Botschaft zu verdichten, die man auch dann versteht, wenn man keine Zeit hat, 400-Seiten-Abhandlungen zu lesen: Der Antirassismus führt zu Ungerechtigkeiten und schadet schwarzen Menschen.


      ZEITmagazin: Wie denn?
      McWhorter: Ich nenne Ihnen ein Beispiel: In den USA schneiden schwarze Kinder und Jugendliche bei standardisierten Prüfungen schlechter ab als weiße. Die Gründe haben mit der Geschichte der Schwarzen in Amerika zu tun. Vor 50 Jahren hätte ein Bürgerrechtler gefragt: Wie schaffen wir es, dass die schwarzen Kids besser in der Schule werden? Die Auserwählten sagen: Wenn die Testergebnisse so schlecht ausfallen, müssen die Tests selbst rassistisch sein. Also lasst uns die Tests abschaffen. Und wenn man dann fragt, wie denn ein Test rassistisch sein kann, ob etwa die Fragen voreingenommen seien und wenn ja, welche, hat niemand eine Antwort. Das Problem ist: Schwarze Kinder von Tests zu befreien, mit denen auf objektive Weise ihre kognitiven Fähigkeiten beurteilt werden sollen, hat nicht nur etwas Herablassendes, weil man ja letztlich aussagt, dass sie dazu zu dumm seien – es wird ihnen im späteren Leben auch nichts nutzen, sich nicht mit Weißen messen zu müssen. Sollten wir nicht, statt uns über die Tests und das System zu beschweren, mehr Kraft in die Bildung schwarzer Menschen stecken, damit sie bei den Tests nicht schlechter als Weiße abschneiden?
      ZEITmagazin: Weil Sie gerade die Bildung ansprechen: Viele Antirassismus-Bücher klären doch vor allem über die Zeit der Sklaverei und der Segregation auf und beleuchten, welche Auswirkungen die amerikanische Geschichte auf die Jetztzeit hat. Was gibt es daran auszusetzen?
      McWhorter: Es ist natürlich wichtig, das Erbe unserer Vergangenheit zu berücksichtigen. Aber dann sollte man meiner Meinung nach schnell zu der Frage kommen, wie wir einem schwarzen Kind dabei helfen können, sich zu entfalten.


      ZEITmagazin: Es gibt Studien, die besagen, dass ein Viertel der Wählerschaft der Republikaner denkt, dass Schwarze dümmer sind als Weiße. Wie rassistisch geht es in den USA zu?
      McWhorter: Ach, wissen Sie, dann sollen diese republikanischen Weißen das eben denken. Das sollte keinen Einfluss auf den Entfaltungsdrang der Schwarzen haben. Natürlich gibt es Rassismus, ich erlebe ihn selbst ab und an. Aber das Ausmaß wird manchmal verzerrt dargestellt. Polizeigewalt zum Beispiel ist ein großes Problem, doch sie richtet sich auch stark gegen Weiße. Haben Sie schon mal von Tony Timpa gehört? Ein weißer Mann, der auf die gleiche Weise getötet wurde wie George Floyd, nur ein paar Jahre vorher. Auch in diesem Fall gab es ein Video, doch weder in Deutschland noch in den USA wurde über Tony Timpa viel berichtet. Rassismus spielt in Wahrheit heute nicht annähernd so eine große Rolle wie vor 35 oder 40 Jahren.

      ZEITmagazin: Also braucht er heute auch nicht mehr bekämpft zu werden?
      McWhorter: Die Frage, die ich stelle, ist: Braucht das schwarze Amerika die vollständige Beseitigung des Rassismus, bevor es glänzen kann? Die Idee, dass eine unterdrückte Gruppe auf eine psychosoziale Revolution ihrer Unterdrücker warten muss, bevor sie sich durchsetzen kann, ist eine neue Vorstellung, auf die Bürgerrechtler vergangener Jahrzehnte nie gekommen wären. In den Sechzigerjahren wurden noch echte Hindernisse für schwarze Menschen beseitigt, es wurde zum Beispiel illegal, Schwarze aus Wohnvierteln auszugrenzen. Das hat was gebracht. Die neue Idee, dass die Weißen ganz anders über uns und sich nachdenken sollten, hilft uns nicht weiter – ich finde sogar, es bringt uns in eine schwache Position, so zu tun, als wäre uns wichtig, was Weiße in ihrem tiefsten Inneren über uns denken. Ich vertrete die Position der schwarzen Stärke. Ich sage: Es wird immer Rassismus geben, aber wir können und sollten das Beste aus uns machen.


      ZEITmagazin: Würden Sie so weit gehen, zu sagen, Schwarze sollten nicht so sensibel sein, wenn jemand zum Beispiel das N-Wort verwendet oder sich aus irgendeinem Grund mit Schuhcreme schwarz anmalt?
      McWhorter: Es kommt auf das richtige Maß an. Menschen sollten nicht gefeuert werden, weil jemand herausfindet, dass sie auf einer Party in den Achtzigerjahren ihr Gesicht schwarz angemalt haben. Man sollte auch nicht gefeuert werden, weil man das N-Wort in einem Zitat verwendet hat, wie es einem ehemaligen New York Times-Redakteur passiert ist. Eine prominente Kochkolumnistin, Alison Roman, deren Lammragout mir über die Lockdown-Monate half, war plötzlich von der Bildfläche verschwunden, weil sie den Popstar Chrissy Teigen und die Aufräum-Expertin Marie Kondo unhöflich kritisiert hat. Da die beiden asiatischer Herkunft sind, wurde das Alison Roman als Rassismus ausgelegt. Ich dachte nur: Wow, das ist wirklich jenseits von allem, was irgendwie noch Sinn ergibt. Warum sollten wir ernsthaft so tun, als würden uns solche Vorfälle verletzen? Die Social-Media-Empörung ist reine Performance. Wie wäre es denn stattdessen, der alleinstehenden schwarzen Frau mit ihren drei Kindern, die immer wieder krank werden, dabei zu helfen, dass sie weiter arbeiten gehen kann, indem man sich zum Beispiel für bessere Kinderbetreuung einsetzt?
      ZEITmagazin: Antirassismus spielt auch in der Kultur eine wichtige Rolle, Institutionen wie das New Yorker Museum of Modern Art haben es sich zur Aufgabe gemacht, diverser zu werden, zum Beispiel also auch mehr Kunst von Schwarzen zu zeigen. Was halten Sie davon?
      McWhorter: Wenn es da draußen ausgezeichnete schwarze Kunst gibt, der wir bislang nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt haben, finde ich das eine gute Entwicklung. Diese Bestrebungen gab es natürlich auch schon vor George Floyd, aber jetzt ist da deutlich mehr los. Hier in New York gibt es am Broadway plötzlich schwarze Opern, die ich mir auch angesehen habe. Wenn Sie Zurückhaltung in meiner Stimme hören, dann nur, weil ich mich mal wieder frage, ob die neuen Bilder in Museen oder eine neue Oper am Broadway im Leben armer Menschen so viel bewirken.

      ZEITmagazin: Was würde schwarzen Menschen, die arm sind, Ihrer Meinung nach denn wirklich helfen?
      McWhorter: Wir müssen den sogenannten Krieg gegen die Drogen beenden. Ich argumentiere seit 15 Jahren, dass er die schwarzen Gemeinden und Nachbarschaften zerstört.
      ZEITmagazin: Sie sind also dafür, dass Drogen wie Kokain und Heroin legalisiert werden, damit der Polizeikrieg gegen die Drogendealer aufhört?
      McWhorter: Wenn der Krieg gegen Drogen aufhörte, gäbe es keinen Grund mehr für Polizisten, die ganze Zeit in schwarzen Nachbarschaften unterwegs zu sein, das Verhältnis zur Polizei würde sich ändern. Väter würden nicht mehr im Knast landen, Söhne nicht mehr vaterlos aufwachsen. Niemand könnte mehr mit dem Verkauf von Drogen seinen Lebensunterhalt verdienen, wenn es die Drogen billiger in der Drogerie zu kaufen gäbe. Keine Revierkämpfe mehr zwischen Gangs, keine Toten.
      ZEITmagazin: Die Meinungen gehen ja sehr auseinander, ob dieser Ansatz funktionieren würde. Welche Möglichkeiten sehen Sie noch?
      McWhorter: Wir müssen weg von der Idealvorstellung, dass jeder hier vier Jahre ans College muss, um danach ein erfolgreiches, erfülltes Leben führen zu können. Wir müssen stattdessen die handwerklichen Berufsausbildungen stärken. Der Typ, der heutzutage wegen Drogenhandel ins Gefängnis geht, wäre nicht dort, wo er ist, wenn er vorher eine Ausbildung zum Elektriker gemacht hätte. Mit solchen Berufen, für die man seine Hände braucht, kann man in den USA ein sehr solides Einkommen erwirtschaften, nur kann ich aus Erfahrung sagen, dass ich hier in New Jersey praktisch keinen schwarzen Handwerker bekomme. In meinem Wohnzimmer geht immer wieder eine Steckdose kaputt, und die Handwerker, die kommen, sind jedes Mal Latinos. Ich wünsche mir mehr schwarze Handwerker.

      ZEITmagazin: Wie erklären Sie sich, dass weiße Menschen sich überhaupt so sehr für den modernen Antirassismus interessieren?
      McWhorter: Es ist attraktiv, auf der Seite der Engel zu stehen. Man kann die ganze Sache auch als Beleg dafür sehen, wie weit wir es gesellschaftlich gebracht haben: Kaum etwas ist hierzulande verpönter in gebildeten Kreisen, als für einen Rassisten gehalten zu werden. Das war bis in die Siebzigerjahre nicht so. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ich als weißer Mensch auch Antirassist wäre. Gerade als Mann kann ich mich da gut einfühlen: Ich will ja zum Beispiel auf gar keinen Fall sexistisch sein. Es würde mich fast umbringen, wenn mir Sexismus unterstellt würde. Ich würde mich schuldig fühlen, klein, es wäre mir peinlich. So geht es vielen Weißen mit Schwarzen.
      ZEITmagazin: Und haben Sie auch eine Theorie, warum der von Ihnen kritisierte Antirassismus auf schwarze Menschen so attraktiv wirkt?
      McWhorter: Ich glaube, dass wir alle aufgrund der Geschichte eine Unsicherheit in Bezug auf unser Schwarzsein haben. Ein Weg, diese Unsicherheit zu lindern, eine Möglichkeit, mit sich im Reinen zu sein, besteht darin, sich eine Identität als edles Opfer zu schaffen.
      ZEITmagazin: Viele werden das, was Sie da sagen, als unverschämt empfinden und sagen, dass der Rassismus, den sie erleben, real ist.
      McWhorter: Ich sage ja auch nicht, dass es keinen Rassismus gibt. Aber, ja, ich gebe zu Protokoll, dass ich glaube: Manche übertreiben ein wenig.
      ZEITmagazin: Woher wollen Sie das wissen?
      McWhorter: Weil ich seit 56 Jahren mit schwarzer Haut herumlaufe und es keinen Grund gibt, warum meine Erfahrung so völlig anders sein sollte als die anderer Schwarzer. Wenn man den Auserwählten folgt, sollte es doch so sein, dass egal, welche soziale Klasse ich habe, egal, was ich tue, die Weißen mich stereotypisieren werden und ich ständig Mikroaggressionen aushalten muss. Und das kommt ja gelegentlich auch vor, aber nicht jeden Tag, bei Weitem nicht. Anders verhält es sich sicherlich bei einem jungen schwarzen Mann in einer unterversorgten, armen Gegend, in der die Polizei tagein, tagaus patrouilliert. Bei so jemandem verstehe ich vollkommen, dass er sagt, er fühle sich täglich mit Rassismus konfrontiert. Aber viele der schwarzen Auserwählten sind eher wie ich, gebildet, wohnhaft in einem guten Stadtteil. Gerade wenn das eigene Leben im Grunde in Ordnung ist, vermittelt einem der Antirassismus das gute Gefühl, ein Überlebender zu sein und Teil einer Gruppe. Und der Antirassismus stiftet Sinn, weil das eigene Leben ein Kreuzzug gegen den Rassismus ist.
      ZEITmagazin: In Ihrem Buch werfen Sie selbst die Frage auf, ob Sie "schwarz genug" sind, um so, wie Sie es tun, über Rassismus zu sprechen und zu urteilen. Wie sind Sie aufgewachsen?
      McWhorter: Ich komme aus der Mittelschicht, wir waren nicht reich. Wir wohnten in einem Teil von Philadelphia, in dem etwa jede zweite Person schwarz war. Das war wirklich eine Besonderheit in den Siebzigern, solche gemischten Viertel waren damals sehr selten. Und das unterscheidet mich bestimmt von vielen meiner Generation: Ich bin nicht in einem Viertel aufgewachsen, in dem ich keine weißen Menschen kannte. Es gab keine Polizisten auf den Straßen, kein Leid, keine Straßenkämpfe, und ich empfand Weiße nicht als bedrohlich.






      ZEITmagazin: Der Schriftsteller Ta-Nehisi Coates schrieb einmal über Obama, der ehemalige Präsident besitze die für schwarze Amerikaner ungewöhnliche Fähigkeit, Weißen zu vertrauen, weil er schon früh in seinem Leben vertrauensvolle Beziehungen zu Weißen gehabt habe. Finden Sie sich in der Beschreibung wieder?
      McWhorter: Ta-Nehisi Coates’ Leser sollen das natürlich so interpretieren, dass ein gesundes Misstrauen gegenüber den Weißen die richtige Sichtweise ist und dass Barack Obama dieses seltsame Zutrauen zum weißen Teufel habe, weil seine Mutter weiß war. Ich selbst hatte keine weißen Verwandten. Ich fühlte mich bei den schwarzen Kindern am wohlsten. Unter den weißen Kindern auf der Privatschule, auf die ich ging, gab es einige, die man heute rassistisch nennen würde und die mich zum Beispiel "Blackie" nannten. Die Erwachsenen, die Lehrer etwa, waren meist sehr freundlich, aber trotzdem hingen die Weißen mit den Weißen und die Schwarzen mit den Schwarzen ab.
      ZEITmagazin: Wie war das für Sie, "Blackie" genannt zu werden?
      McWhorter: Ich dachte über den Jungen nur: Du kleines Arschloch. Ich habe mich nicht in eine Ecke zurückgezogen und geweint, ich habe eher auf ihn herabgesehen. Ich habe zwar Rassismus erlebt, aber nicht annähernd genug, um das Gefühl zu haben, dass er mein Leben bestimmt.

      ZEITmagazin: Gab es nie eine Zeit in Ihrem Leben, in der Sie Rassismus beklagt haben?
      McWhorter: Doch, als Jugendlicher. Ich erinnere mich an eine Szene in der achten Klasse, wir Schüler sollten leise sein. Ich habe geflüstert, aber meine Stimme war schon immer recht laut und raumfüllend, sodass die Lehrerin mich trotzdem noch gehört hat. Sie war eine weiße Aushilfslehrerin, eine gebildete, aufgeklärte Person aus einem Vorort, die heute wohl How to Be an Antiracist von Ibram Kendi lesen würde, keineswegs eine Rassistin. Als sie mich ermahnte, still zu sein, sagte ich: Sie wollen doch, dass ich still bin, weil Sie nur weiße Stimmen hören wollen und keine schwarzen Stimmen. Der Spruch war eine Ausflucht, mir war es peinlich, ermahnt worden zu sein, und ich wollte außerdem ein Mädchen in der Klasse beeindrucken. Es gab damals schon Schüler, die mein Verhalten insgesamt zu weiß fanden, und in dem Moment glaubte ich, ihnen und dem Mädchen zeigen zu können, dass ich schwarzes Bewusstsein in mir hatte. Es war nicht schön, ich spürte sofort, dass ich die Lehrerin grundlos angegriffen und verletzt hatte. Ich spürte damals, dass die Erwartung an mich als junger schwarzer Mann war, dass ich überall Rassismus wittern sollte, und ich experimentierte tatsächlich immer mal wieder damit.
      ZEITmagazin: Welche Rolle spielte Hautfarbe in Ihrem Elternhaus?
      McWhorter: Meine Mutter wuchs im tiefen Süden auf, in Atlanta in den Vierziger- und Fünfzigerjahren, als dort noch Segregation herrschte. Sie wurde Sozialarbeiterin und mochte Weiße nicht. Sie unterrichtete einen Kurs, der, soweit ich mich erinnere, Rassismus für Anfänger hieß. Sie ist früh gestorben und hätte wohl ihre Probleme mit meinen heutigen Ansichten gehabt. Mein Vater aber, der ebenfalls früh verstorben ist, würde mir recht geben, da bin ich mir sicher. Auch er kam natürlich aus einer Zeit, in der er aufgrund seiner Hautfarbe im Zweiten Weltkrieg nicht Pilot werden konnte. Meine Großeltern in Atlanta durften nicht wählen gehen. Allein anhand meiner Familie können Sie nachvollziehen, wie groß die Fortschritte für Schwarze in Amerika in den vergangenen Jahrzehnten waren. Meine Töchter wird sicherlich keiner mehr "Blackie" nennen.
      ZEITmagazin: Welche Musik lief damals bei Ihnen zu Hause – eher weiße oder schwarze?
      McWhorter: Jazz, Soul oder Funk. Meine Eltern hatten aber auch großen Respekt vor klassischer Musik, sodass ich oft in die Academy of Music mitgenommen wurde. Ich nahm Musikunterricht in der Schule und in Camps. Das war eine große Sache in Philadelphia und keineswegs eine Sache der Weißen, wie man es sich heute klischeehaft vorstellen mag. Ich habe vier Jahre lang Cello gespielt. Die Streicher waren fast alle schwarz, die Bläser komischerweise weiß, keine Ahnung, warum. Es gab einen genialen Cellisten in meinem Alter, Robert Walker, alle sprachen über ihn. Er trug muscle shirts, war schwarz und sah aus, als könne er einen jederzeit verprügeln. Und doch war er der beste Cello-Spieler der gesamten Musikschule.
      ZEITmagazin: Wie haben Sie als Student an der Uni über Rassismus nachgedacht?
      McWhorter: In den Neunzigerjahren, nach Rodney King, wurde mir klar, dass ich glauben sollte, die Bürgerrechtsrevolution der Sechzigerjahre habe nicht viel erreicht.
      ZEITmagazin: Rodney King war ein schwarzer Mann, der von weißen Polizisten brutal zusammengeschlagen wurde. Deren späterer Freispruch führte 1992 zu den Unruhen von Los Angeles mit Dutzenden Toten.
      McWhorter: Ich studierte damals an der Stanford University in paradiesischer Umgebung, umgeben von anderen aufstrebenden Schwarzen, die so wie ich Stipendien bekommen hatten. Ich konnte einfach nicht begreifen, dass das, was mit Rodney King geschehen war, bedeuten sollte, dass es keinen Fortschritt gegeben hatte. Das stimmte doch einfach nicht. An dem Punkt wurde mir klar, dass es vielen um etwas anderes ging als die Realität.
      ZEITmagazin: Ihre beiden Töchter sind sieben und zehn Jahre alt. Was haben Sie ihnen über das Schwarzsein beigebracht, über schwarze Identität?
      McWhorter: Schwarze Identität – das ist natürlich etwas sehr Abstraktes. Ich mache meine Identität als schwarzer Mensch nicht davon abhängig, was Weiße möglicherweise über mich denken könnten. Denn das würde bedeuten, sie gewinnen zu lassen. Die eigene Identität sollte doch eher auf einem positiven Sinn für das beruhen, was die eigene Gruppe tut und mag. Und da liegt ein Problem mit dem schwarzen Amerika: Sobald man versucht, über die positiven Dinge zu sprechen, kommt der Vorwurf, man denke in Stereotypen. Tanzen, frittiertes Huhn – da heißt es gleich, diese Vorlieben träfen doch nicht auf alle Schwarzen zu. Stattdessen wird einem beigebracht, sich selbst ständig zu fragen, wie weiße Polizisten einen wohl sehen. Das Leben ist zu kurz für so viel Negativität. Und ich wünsche mir, dass meine Töchter davon frei bleiben.

    • begleitend zu dem thema passen die Jung und naiv interviews mit Aladin El-Mafaalani ganz gut:

      in Teil 1 gehts um Bildung in Teil 2 um Rassismus. Die Teile gehören nicht wirklich zusammen. Beide wirklich hörenswert. Ich fand Teil 1 interessanter aber Teil 2 passt hier besser.

      In Teil 2 hat er nen gleichniss aufgemacht was ich ganz gut fand. Menschen sind in einem Raum und die Männer am Tisch. Gegessen wird was den Männern gut schmeckt. Mit dem Feminismus kamen die Frauen dazu und wollten auch am Tisch sitzen und später auch mit entscheiden was es zu essen gibt. Bei anderen diskriminierten Gruppen läuft es ähnlich.
      Wenn ich das auf den Artikel oben beziehe, dann kritisiert er quasi, dass die Menschen am Tisch erstmal das Rezept ändern, weil es bestimmt so besser wäre anstatt erstmal jedem dem Großteil zu helfen an den Tisch zu kommen.
      Teil 1:
      https://www.youtube.com/watch?v=19vIlQkiotc
      Teil 2:
      youtube.com/watch?v=Dh89s1daltU
    • Habe mir beim Lesen auch überlegt das Video zu erwähnen. Am interessantesten fand ich daraus das was er das Integrationsparadoxon nennt: Nur weil die Integration von rassistisch diskriminierten Gruppen in der Vergangenheit deutliche Fortschritte gemacht hat, erleben wir heute vermehrt Konflikte über Rassismus. Früher haben Opfer von Rassismus diesen häufig eher still ertragen, oder sie wurden einfach ignoriert wenn sie doch darauf aufmerksam gemacht haben. Heute haben sie eine bessere Position in der Gesellschaft und können deshalb viel effektiver dagegen protestieren, weshalb die Mehrheitsgesellschaft verstärkt Konflikte wahrnimmt.

      Weiterhin fand ich den Hinweis darauf wichtig, dass Minderheiten ihre bessere Behandlung immer gegen den Widerstand der priviligierten Gesellschaftsschichten erkämpft haben. Die von konservativer Seite häufig vertretene Auffassung, dass der gesellschaftliche Fortschritt aus der Mitte der Gesellschaft entstanden sei halte ich deshalb für genau so verklärt und realitätsfern, wie die von vermeintlich progressiven Gruppen manchmal vertretene Überzeugung, weiße Menschen könnten durch eine eigenständige Reflexion ihrer selbst den Rassismus überwinden. Ich glaube es war auch die erwähnte Robin DiAngelo, über die ich irgendwo anders schon mal gelesen habe wie sie mit unwissenschaftlichen Anti-Rassismus-Coachings das Problem eher befeuert [citation needed].

      Von daher teile ich die Auffassung von McWhorter, dass die Schwarzen in den USA sich nicht auf die Selbstverbesserung der Weißen verlassen sollten, sondern weiter aus eigener Kraft heraus für ihre Rechte eintreten müssen. Alle Weißen über einen Kamm zu scheren und deren Engagement kategorisch als religiösen Wahn abzutun halte ich aber für zu reißerisch. Fortschreitende Integration bedeutet eben nicht nur, dass Minderheiten stärker ihre Rechte einfordern, sondern auch, dass die Mehrheit diese stärker anerkennt. Dass es unter Weißen in den USA also zur Norm wird Antirassist sein zu wollen ist also nur folgerichtig. Es ist halt nur kein so großer Treiber tatsächlicher Verbesserungen wie es manche Weiße gerne hätten.
    • blutgarten schrieb:

      Habe mir beim Lesen auch überlegt das Video zu erwähnen. Am interessantesten fand ich daraus das was er das Integrationsparadoxon nennt: Nur weil die Integration von rassistisch diskriminierten Gruppen in der Vergangenheit deutliche Fortschritte gemacht hat, erleben wir heute vermehrt Konflikte über Rassismus. Früher haben Opfer von Rassismus diesen häufig eher still ertragen, oder sie wurden einfach ignoriert wenn sie doch darauf aufmerksam gemacht haben. Heute haben sie eine bessere Position in der Gesellschaft und können deshalb viel effektiver dagegen protestieren, weshalb die Mehrheitsgesellschaft verstärkt Konflikte wahrnimmt.

      Weiterhin fand ich den Hinweis darauf wichtig, dass Minderheiten ihre bessere Behandlung immer gegen den Widerstand der priviligierten Gesellschaftsschichten erkämpft haben. Die von konservativer Seite häufig vertretene Auffassung, dass der gesellschaftliche Fortschritt aus der Mitte der Gesellschaft entstanden sei halte ich deshalb für genau so verklärt und realitätsfern, wie die von vermeintlich progressiven Gruppen manchmal vertretene Überzeugung, weiße Menschen könnten durch eine eigenständige Reflexion ihrer selbst den Rassismus überwinden. Ich glaube es war auch die erwähnte Robin DiAngelo, über die ich irgendwo anders schon mal gelesen habe wie sie mit unwissenschaftlichen Anti-Rassismus-Coachings das Problem eher befeuert [citation needed].

      Von daher teile ich die Auffassung von McWhorter, dass die Schwarzen in den USA sich nicht auf die Selbstverbesserung der Weißen verlassen sollten, sondern weiter aus eigener Kraft heraus für ihre Rechte eintreten müssen. Alle Weißen über einen Kamm zu scheren und deren Engagement kategorisch als religiösen Wahn abzutun halte ich aber für zu reißerisch. Fortschreitende Integration bedeutet eben nicht nur, dass Minderheiten stärker ihre Rechte einfordern, sondern auch, dass die Mehrheit diese stärker anerkennt. Dass es unter Weißen in den USA also zur Norm wird Antirassist sein zu wollen ist also nur folgerichtig. Es ist halt nur kein so großer Treiber tatsächlicher Verbesserungen wie es manche Weiße gerne hätten.
      das problem in den usa ist ja auch, dass alle reformen die sozial benachteiligten wirklich helfen geld/steuern kosten, bessere bildung, besseres gesundheitssystem etc und das ist ja alles kommunismus. da ist es günstiger über sich selber zu pseudoreflektieren und hin und wieder zu nem anti rassismus seminar zu gehen…

      und auf die arbeiterschicht wird weiter runtergeschaut, weil die sind ja dumme fox news schauer und eh verloren, richtige deplorables eben
    • worksinprogress.co/issue/the-housing-theory-of-everything/

      semi related


      Try listing every problem the Western world has at the moment. Along with Covid, you might include slow growth, climate change, poor health, financial instability, economic inequality, and falling fertility. These longer-term trends contribute to a sense of malaise that many of us feel about our societies. They may seem loosely related, but there is one big thing that makes them all worse. That thing is a shortage of housing: too few homes being built where people want to live. And if we fix those shortages, we will help to solve many of the other, seemingly unrelated problems that we face as well.
    • devilchen schrieb:



      Try listing every problem the Western world has at the moment. Along with Covid, you might include slow growth, climate change, poor health, financial instability, economic inequality, and falling fertility. These longer-term trends contribute to a sense of malaise that many of us feel about our societies. They may seem loosely related, but there is one big thing that makes them all worse. That thing is a shortage of housing: too few homes being built where people want to live. And if we fix those shortages, we will help to solve many of the other, seemingly unrelated problems that we face as well

      Imo liegt da der Hase im Pfeffer. Im Westerwald ist richtig viel Platz, aber da willste halt nicht wohnen.
      Wir haben als Land/Kultur anscheinend irgendwann beschlossen, dass alle wichtigen Dinge, in eine Stadt gehören und die ländlichen Regionen ... existieren. Dazu noch Geldsparen und die die physische und digitale Infrastruktur links liegen lassen und schon ziehen alle, die können in die Stadt. Gerade durch Berufe, die man bequem im Homeoffice erledigen könnte und die intaktere Natur, wäre eigentlich so ein Dorf ziemlich geil. Aber alles was über einen Bäcker/Aldi hinausgeht zwingt dich dann wieder in die Stadt.
      Leute ziehen in die Stadt -> Betriebe haben keine* Kundschaft mehr und gehen pleite -> gibt nichts* mehr im Dorf außer Rentner, die als beschäftigungstherapie 3 mal die Woche in die Kirche gehen -> keiner* Will mehr da hin

      *groteske Übertreibung als Stilmittel
      Eine Mutter kann nicht helfen, bei so vielen lockeren Schrauben.
    • Trendwende ist doch schon begonnen seitdem AG wegen Covid mehr Homeoffice erlauben mussten und wenigstens die meisten PC, Telko und Telefon Jobs auch easy von zuhause machbar machen. Die Leute ziehen ja nicht nur wegen Quality of Life in die Städte sondern auch den Jobs nach, die sich in einer immer spezialisierteren Welt an wenigen Orten bündeln. Wenn man auch auf dem Land wohnend geile Jobs ausüben kann ist doch schon ein großer Pullfaktor der Städte entschärft
      Let's Play: CK2, Patrizier 2, Anno 1800
    • adamtooze.substack.com/p/chart…om-hayek-to-left-populism

      money quote, wahrscheinlich noch mehr anwendbar in deutschland als in UK:
      More generally the embrace of the discourse of the “cost of living crisis”, rather than alternative formulations like “the crisis of low pay”, or the “crisis of inadequate state benefits”, seems dangerous. It plays into the hands of inflation hawks. Tender concern for the cost of living of the struggling pensioner has long been a staple of conservative anti-inflation rhetoric. It is a close kin of the “householder fallacy” i.e. the idea that macroeconomic accounts are like household budgets and tightening belts is the way to meet a crisis.

      The anti-inflation push right now is taking on the quality of a more broadly based conservative campaign. Andrew Bailey’s remarks about wage restraint let the cat out of the bag on that score.

      As the Governor of the Bank of England told BBC radio, he wants British workers to think again when they ask for an inflation-busting wage rise. “I’m not saying nobody gets a pay rise, don’t get me wrong, but I think, what I am saying, is we do need to see restraint in pay bargaining otherwise it will get out of control,”

      This exposes one of the most profound hypocrisies in conventional talk about inflation, the asymmetrical treatment of the price of labour i.e. wages. If a central bank is truly committed to stabilizing the general price level, then it has no business lecturing any one particular actor on the need for restraint. Asking for wage restraint is literally asking for an allocative effect, one-sidedly, in favor of employers.