DSDE Lesezirkel VI - Ansichten eines Clowns (Heinrich Böll)

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    • DSDE Lesezirkel VI - Ansichten eines Clowns (Heinrich Böll)

      Fortführend von hier:

      Der DSDE Lesezirkel


      Um den literarischen Horizont mit ein wenig Nachkriegsliteratur und Heinrich Böll (nicht Uwe Boll) zu erweitern,
      starte ich eine neue Runde des Lesezirkels mit


      Ansichten eines Clowns (1963)



      Beginnend ab heute, den 1. April, endet spätestens am 29. April.
      Ich hoffe auf rege Teilnahme und erfreuliche Diskussionen.

      Viel Spaß :)

      LerYy schrieb:

      Shrodo es ist schon lange nichts mehr witzig wir sind im Krieg.
    • bin knapp über der hälfte

      hat mich anfangs krass abgeholt, anti-establishment, knackige love-story, spannender schreibstil, interessante erzählstruktur. besonders die love-story beschäftigt mich an manchen stellen auf ner persönlichen ebene (näheres dazu eventuell noch bald) so sehr, dass ich das buch manchmal aus der hand legen musste, weil es mich so runter gezogen hat.
      inzwischen bin ich fast ein wenig gelangweilt vom ewigen wettern gegen die katholiken, wobei ich es natürlich vollends nachvollziehen kann. ich werde das buch natürlich zu ende lesen, weiß aber nicht ob ich dann groß was dazu schreibe, bin schlecht in reviews und hängt davon ab, ob es noch viel food for thought liefert
    • Bin durch.

      Spoiler anzeigen

      Hat mich nicht wirklich gehooked, obwohl das Buch vom Sprachduktus echt angenehm zu lesen war. Overall zu wenig "Action" bzw. echte Handlung und Zuviel "katholikengebashe" für meinen Geschmack. Allerdings kann man durchaus einige ganz geile Messages mitnehmen wenn man ein bisschen Interpretiert. Geld macht nicht glücklich und stinkt. Und man sollte viel besser im Moment als von vergangenen Momenten leben und auch nicht versuchen diese mit "Gewalt" wiederholen zu wollen, weil es einfach nicht klappt. Finde ich eigentlich ganz lustig und deckt sich mit ner Erfahrung, die ich vor ner Weile gemacht habe.

      Als ich beim BBQ mit den alten Freunden versucht habe eine Stimmung wie vor 10 Jahren zu erzeugen, hat das einfach nicht geklappt, weil wir eben keine ausgelassenen 16/17 Jährigen mehr sind die sich bei Punkrock/Metall/Ska einen Einleuchten, Trinkspiele spielen und wenn alle voll sind zu den sanften Klängen von Onkel Kurts Stimme (Nirvana) über Hoffnungen, Träume und die Ungerechtigkeiten der Welt diskutieren.

      Das ist aber eigentlich nichts schlechtes, weil ein paar aus meinem "Kreis" von damals mittlerweile selber Eltern geworden sind oder das Kind ist unterwegs, einige haben auch schon geheiratet und die die Junggesellinnen und Junggesellen sind, stecken bis zum Hals in den "Problemen" des Erwachsenseins wie Job, Karriere oder Hobbies. Die Themen sind einfach andere geworden und man kann die Leichtigkeit des Seins von früher nichtmehr heraufbeschwören oder "ernsthaft" über die "Große Revolution" sinnieren. Was aber etwas gutes hat, denn jeder einzelne hat sich entwickelt und auf die eine oder andere Art und Weise seinen ganz eigenen persönlichen Weg gemacht. Und nur, weil wir jetzt anders miteinander verkehren, macht es einem die Erinnerung an "früher" und auch die aktuellen Zusammenkünfte nicht schlecht.

      Die Menschen sind die gleichen und ich schätze sie genauso wie damals, nur mittlerweile zum Teil aus anderen Gründen. Finde ich ziemlich analog zur Storyline mit dem Bruder oder den 10.1 Sekunden.

      Kann man auch frei nach Faust mit "Oh Augenblick verweile doch, du bist so schön - so seis um mich geschehen" umschreiben.

      Ansonsten konnte ich leider nicht viel an Message aus dem Buch mitnehmen, aber war ein guter Read (6.5/10)


      Hier sollte irgendwas mit Bierpong stehen :grinking:
    • Apocalypso schrieb:

      die (unerträgliche) Leichtigkeit des Seins
      Zitat zweckentfremdet.
      Bin aktuell einem nicen Leserausch verfallen und arbeite am Aufbau meiner Bibliothek weiter, eben mit jenem Buch.


      Spoiler anzeigen

      Ansichten eines Clowns hat mich ebenfalls weder geflasht noch gehookt auf weitere Böll-Sachen.
      Nach eigener Aussage Bölls sei Ansichten eines Clowns zu konstruiert, dem kann ich nur beipflichten und ist für mich auch quasi schon der größte Kritikpunkt.
      Protagonist sieht (nur sehen!) desöfteren ein hübsches Mädchen, reden kaum bis gar nicht miteinander, dann geht er eines Tages in ihre Wohnung,
      rutscht über sie drüber, es entsteht eine komplett befremdlich wirkende Beziehung, wobei das befremdliche nicht mal der Tatsache geschuldet ist,
      dass er katholische Prinzipien einreißt, sondern mir einfach als kompletter Unsympath erscheint und die Beziehung so künstlich lieblos wirkt.
      Sie wird quasi nur durch einen winzigschmalen Faden des Autors gehalten, welcher ja bereits zu Anfang losgelassen wurde.
      Aufgebaut durch den Hass auf die Katholiken, die erwiderte Liebe durch Marie Derkum kommt mir zwanghaft vor, bis gar nicht existent.
      Unkalibriert wird mittendrin erzählt wie sie _mehrere_ Schwangerschaftsabbrüche hatte, sie jede größere europäische Stadt von innen gesehen haben,
      da hat er mal jemanden ins Gesicht geboxt, hier hat er mal binnen zwei Minuten das Hab und Gut seiner Schwester verbrannt.

      Den Antikatholizismus fand ich gar nicht so schlimm, er hat auch ein paar Problematiken angesprochen wie sich Altnazis & Kirche die Klinke in die Hand geben und nach '45 weiterhin beruflich in vielen Institutionen zugegen waren.
      Gut finde ich es, wenn sowas immer subtil erzählend passiert und der Leser schon ein bisschen interpretieren muss, als dass dort stünde "Die Nazis und Katholiken, die hass ich sowieso. Und Ohh die sind ja alle so schlimm xd", wie in 80% der Fälle.
      Man merkt dass er offen provozieren wollte, es sollte und konnte auch nicht anders als ein Buch werden über dass man sprechen wird.

      Gut fand ich den besonderen Witz in den Dialogen und die immersive Erzählweise.
      Konnte in vielen Stellen des Buchs seine Gebrechen mitfühlen, weshalb ich, und auch wegen des kurzweiligen Erzählstils, schon zügig das Buch durch hatte.


      kleiner Schmunzler zum Ende als ihm erzählt wird, dass der Kaplan mit einem Mädchen "abgehauen" sei

      Böll schrieb:

      Mir tat das Mädchen leid. Sie war sicher katholisch, und es mußte peinlich für sie sein, mit einem ehemaligen Priester jetzt irgendwo in einer Bude zu hocken
      und die Details des "fleischlichen Verlangens" zu erdulden, herumliegende Wäsche, Unterhosen, Hosenträger, Unterteller mit Zigarettenresten,
      durchgerissene Kinobillets und beginnende Geldknappheit, und wenn das Mädchen die Treppe hinunterging, um Brot, Zigaretten
      oder eine Flasche Wein zu holen, machte eine keifende Wirtin die Tür auf, und sie konnte nicht einmal rufen:
      "Mein Mann ist ein Künstler, ja, ein Künstler."

      LerYy schrieb:

      Shrodo es ist schon lange nichts mehr witzig wir sind im Krieg.
    • Krieg das Buch erst Morgen.
      Werde mich aber trotzdem versuchen dran zu hängen. Ich mag seinen Schreibstil.
      Hab aber langsam etwas die Nase voll von Nachkriegsliteratur. Weiss zwar nicht ob das jetzt hier zentrales Thema ist, befürchte es aber.
      Hätte mal wieder Bock auf etwas Amerikanisches. Nord und Süd.
      Aber erst mal Böll. Freu mir drauf.
      Hater prallen ab an der Karbonschicht wie der Regen.
      Mann, ich setz mich auf den Thron und geb ein Fick dabei auf Jeden.
      Und roll weiter auf Chrom bis sie dann nicht mehr mit mir reden.
      Keine Bitch und kein Stress zieht mich runter wie ein Dämon,
      Ich blend sie alle weg mit ultraviolettem Xenon.
    • TripperK schrieb:

      Fands lesbar aber nichts zwingend lesenswert.

      Trifft es eigentlich ganz gut. Das Buch ist definitiv angenehm zu lesen weil es vom Stil her sehr unterhaltsam geschrieben ist. Bestimmt hatte es zur damaligen Zeit auch gesellschaftliche Auswirkungen. Aber letztlich ist nichts dabei gewesen, das mich heutzutage groß zum Nachdenken angeregt hätte oder woraus ich irgendetwas für mich hätte herausziehen könnte. War schon okay das Buch zu lesen, aber wenn ein Buch keinerlei bleibenden Eindruck auf mich hinterlässt, fühlt es sich immer ein wenig verschwendet an. Ich lese wohl einfach nicht mehr gerne Bücher um des Bücherlesens willen.

      Ich glaube so was Ähnliches hatte ich schon mal bei früheren Lesezirkelrunden als Fazit gezogen und wollte daher eigentlich schon gar nicht mehr partizipieren bis dann letzte Runde Siddharta dran war. Daher muss ich an dieser Stelle ein weiteres Mal Hesse dafür commenden, dass seine Werke mich doch immer wieder kurzzeitig zum Lesen motivieren, auch wenn es dann doch nur zu Ernüchterungen führt.
    • Bin noch nicht ganz fertig, deshalb noch keine endgültige Aussage.
      Bin auch nicht sonderlich begeistert. Der Hauptakteur ist ein Lappen ohne nachvollziehbare Motivation.Zumindest für mich nicht. Leider mal wieder ein Abziehbild der Deutschen Nachkriegsliteratur. Aus reichem Hause ausgebrochen, blabla.
      Böll hat glaube ich allgemein ein Problem mit der Katholischen Kirche. Ist jedenfalls bei dem was ich gelesen habe noch nie gut weggekommen. Und solche Privatkriege dünken mich immer etwas kleinlich.
      Ausser er versucht darzustellen, das der Clown schlicht verlassen wurde und einen schuldigen sucht, den er in den Katholiken dieses Kreises findet.
      Dann wärs einfach das Abziehbild eines Waschlappenlauchs vor dem Herrn. (Dem Protestantischen latürnich.)
      Ansonsten gtönnt euch von Böll "Irisches Tagebuch".
      Sein lockerer Schreibstil mit unterhaltsamen Anekdoten die sich im Urlaub sehr entspannt lesen.
      Ganz andere Baustelle als das hier.
      Hater prallen ab an der Karbonschicht wie der Regen.
      Mann, ich setz mich auf den Thron und geb ein Fick dabei auf Jeden.
      Und roll weiter auf Chrom bis sie dann nicht mehr mit mir reden.
      Keine Bitch und kein Stress zieht mich runter wie ein Dämon,
      Ich blend sie alle weg mit ultraviolettem Xenon.
    • Bin halb durch und es zieht sich ein bisschen, der Herzschmerz ist mir bisschen zu zäh. Ansonsten aber ein paar nice Schmankerl schon gefunden.

      Der Clown schrieb:

      Ich würde irgendeine Gesellschaft gründen, die sich um die Kinder reicher Eltern kümmert. Die Dummköpfe wenden den Begriff asozial immer nur auf die Armen an.
      Fand ich zB geili, weil viele Reichen-Kinder die ich kennen gelernt habe auf ihre Art asozial sind.

      Greulich schrieb:

      Der Hauptakteur ist ein Lappen ohne nachvollziehbare Motivation.Zumindest für mich nicht.
      Das ist lustig, weil er mich (no offense) voll an dich erinnert mit seinem Wechsel aus Selbstmitleid, zynisch-trockener Gesellschaftskritik und anecken zu wollen.

      Let's Play: CK2, Patrizier 2, Anno 1800
    • Naja, wenn du das so empfindest, kann man wohl nix gegen machen.
      Hater prallen ab an der Karbonschicht wie der Regen.
      Mann, ich setz mich auf den Thron und geb ein Fick dabei auf Jeden.
      Und roll weiter auf Chrom bis sie dann nicht mehr mit mir reden.
      Keine Bitch und kein Stress zieht mich runter wie ein Dämon,
      Ich blend sie alle weg mit ultraviolettem Xenon.
    • Ist jetzt nicht gerade ein Kompliment. Ehrlich gesagt, hat mich das sogar ziemlich getroffen.
      Bin mir dieser Aussenwirkung nicht bewusst, aber von sich selbst hat man bekanntlich immer ein Anderes Bild.
      Von daher wirds wohl schon zutreffen.
      Muss ich mal drüber nachdenken.
      Hater prallen ab an der Karbonschicht wie der Regen.
      Mann, ich setz mich auf den Thron und geb ein Fick dabei auf Jeden.
      Und roll weiter auf Chrom bis sie dann nicht mehr mit mir reden.
      Keine Bitch und kein Stress zieht mich runter wie ein Dämon,
      Ich blend sie alle weg mit ultraviolettem Xenon.
    • Hab mich jetzt doch nochmal aufgerafft es durchzulesen.

      Positiv ist auf jeden Fall seine Veralberung der katholischen "Szene". Die ganzen Anekdoten bezüglich ehemaliger NS-Funktionäre, die jetzt auf scheinheilig machen ist auch gelungen, besonders gefallen haben mir die Deutschtümelei-Flames mittels Skat, ein Beispiel

      Böll schrieb:

      Ich hätte den Kerl richtig beleidigen, ihn fragen sollen, ob er seine eigene Frau schon vergewaltigt, den Grand mit Zweien gewonnen und im Amt mit seinen Kollegen den obligatorischen zweistündigen Plausch über den Krieg schon hinter sich habe.
      nett delivered^^

      Leider passiert im ganzen Roman aber gefühlt nix. Nachdem man rausgefunden hat, dass der Clown schon nicht unschuldig am Abhauen seiner Freundin ist, kommt kaum noch was. Klar werden die Beziehungen zu Eltern, Freunden und Umfeld noch näher erläutert und einige nette Hiebe gegen die damalige verlogene Gesellschaftsstruktur rausgehauen. Doch das konstante selbstmitleidige Rumgeweine über seine Verflossene ist schon hart auszuhalten und hat mich lange daran gehindert, den Rest zu lesen (der auch nicht mehr nötig zu lesen war imo). Im Nachwort steht noch was von Satire, aber ich denke das bezieht sich eher auf die überzeichneten Charaktere, die den Katholizismus und Reichtum kritisieren sollen. Ich hatte nie das Gefühl, dass das Nachtrauern irgendwie unernst gemeint war.

      Insgesamt schon prinzipiell lesenswert, aber sicherlich nicht komplett. Gekürzt auf die Gesellschaftskritik imo 3/5, insgesamt vllt 1.5/5.
      Let's Play: CK2, Patrizier 2, Anno 1800
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