Der -Was mich aufregt- Thread

    • roflgrins schrieb:

      Perdita schrieb:

      Dann ist dein Verhalten halt auch bereits komplett verändert - verstehe ja nicht, woher die Prämisse rührt, dass man jederzeit und auf jede mögliche Art und Weise eine Beschäftigung oder soziale Interaktion braucht. Wenn man mal 20 Sekunden einfach nur isst, ist das jetzt kein Untergang. Argumentationskette mit Instant Gratification, Abhängigkeit, Suchtverhalten kannste dir jetzt selber zusammenreimen ^^
      Kannst du deine Argumentation ein wenig ausführen? Ich stimme deinem Urteil größtenteils zu, aber da wir in vielen anderen Themen in der Regel recht gegensätzliche Meinungen haben, würde mich deine Begründung in diesem speziellen Fall interessieren.
      Wenn ich jetzt Team Smartphone wäre, würden mich nämlich die random Schlagwörter mit ziemlicher Sicherheit nicht umstimmen und ich könnte dich z.B. fragen, womit ich denn deiner Meinung nach die Zeit sinnvoller nutzen könnte, in welcher ich auf mein Handy schaue.
      Eins vornweg: Die Argumentation kann man auf sämtliche Verhaltensweisen und Konsummuster anwenden, die in irgendeiner Art und Weise das Leben umfangreich verändern. In Maßen bestimmst du über das entsprechende Verhalten, ab einem gewissen Maß allerdings bestimmt dein Verhalten über dich. Unzählige Beispiele sind dann halt Computerspielesucht, Drogenkonsum, Foodkonsum, Sport, Wetten oder auch das hier genannte Smartphoneverhalten.

      Alle diese Beispiele haben meist ein Ziel: Irgendeine Belohnungsreaktion hervorzurufen (Euphorie, Bestätigung, gesteigerte Lust). Die meisten modernen Medien bieten mittlerweile die Möglichkeit, diese Belohnung auf einem direkten Wege überall/jederzeit zu stillen. Diese hohe Verfügbarkeit führt dazu, dass man ohne große Anstrengung ohne Kontrolle immer mehr konsumieren kann. Im Gegensatz zu diesen schnellen Belohnungsreaktion durch moderne Medien ist das zwischenmenschliche Interagieren (in unterschiedlichen Stufen: gemeinsames Essen, Freundschaften aufbauen, erfolgreiche Karriere) alles andere als schnell und direkt. Hier muss man also Arbeit erst Arbeit reinstecken, bevor man Erfolge ernten kann.

      Es ergibt sich ein Problem und jetzt kommt das große Generationenbashing: Größtenteils sind wir (und die folgende Generation) mit einer hohen Verfügbarkeit dieser direkten Erfolgsmechanismen aufgewachsen und haben es tatsächlich verlernt, diese "schwierigen" sozialen Interaktionen wertzuschätzen und auszuüben. In unserer Kultur gibt es dafür mittlerweile auch echt einige Begriffe wie "Extended Adolescence". ich will nicht die krassen Vorteile des Informationszeitalters klein reden (Möglichkeit von Bildung, Globalisierung und sowas halt). Man sollte halt durchaus auch erkennen, dass es nicht nur gute Seiten gibt.

      Zurück zum Essenbeispiel: Es ist schwierig für jemanden, ein 20-minütiges Gespräch am Leben zu halten. Durch hochverfügbare Medien (Fernseher anschalten oder Smartphone nutzen) ist es jetzt einfach, aus der Situation zu kommen. Ist halt der einfache Weg, die Situation zu überbrücken. Dafür bleibt die soziale Interaktion auf der Strecke.

      Ich hatte vor kurzem mal eine interessante Studie gelesen, die den Umgang mit Smartphone als biomechanisches Verhalten erklärt hat. Das Smartphone wird in dem Fall ein Teil des eigenen Körpers, welchem man erhöhte Aufmerksamkeit schenkt. Es gibt sogar ein Phantom-Vibrations-Syndrom, welches den tiefen Eingriff des Konsumverhaltes auf das menschliche Gehirn als Auslöser sieht.

      Womit hättest du also die Zeit meiner Meinung nach sinnvoller nutzen können? Für die zwischenmenschliche Interaktion!
      Ab aufs Velo:

    • Möchte noch hinzufügen, dass ich es für bemerkenswert halte, wenn man sich nichtmehr langweilen kann. Es ist sehr viel einfacher was random auf dem Handy zu machen als quasi mit sich allein zu sein.

      Ob das positiv oder negativ ist sei mal dahingestellt aber es wurde ja quasi schleichend abgeschafft (für Leute die sich nicht dagegen wehren).
    • # Die Möglichkeit unangenehmer Interaktion auszuweichen um dann nie zu lernen dieses Unbehagen auf andere Weise zu umgehen oder eben auszuhalten.

      Bin ja selber großer Ablenkungsjunkie, besonders wenn es mal wieder eine harte Nuss zu knacken gibt fällt es mir extrem schwer einfach dazusitzen und auf eine Inspiration oder eine Idee zu warten, stattdessen suche ich dann im besten Fall irgendwelche Paper die etwas damit zu tun haben, wo ich aber weiß, dass ich nichts finden werde weil zu spezifisch oder zu unwichtig, lese was auf Wikipedia dazu nach oder im schlimmsten (meine damit im allerbesten) Fall lande ich für 10 Minuten auf ds.de.

      Dadurch denke ich verbaue ich mir schon die ein oder andere sehr gute Idee die mich wirklich weiterbringt.
      Früher (pre-2010? pre-2000?) wäre das vermutlich anders gewesen und ich hätte mich mit was beschäftigt bei dem mein Hirn im Hintergrund weiter an dem Problem arbeitet während ich irgendwo auf ner Parkbank hocke und Löcher in den Himmel starre und die Seele baumeln lasse.
      Eine richtige Antwort ist nicht immer eine gute Antwort.
    • Nutze mein Smartphone minimum zu 70% zur Kommunikation.
      Außerdem ist es trotz Besitz eines Smartphones möglich, mit Menschen längere Gespräche zu führen oder gar neue Menschen kennen zu lernen: Im Gegenteil, vielleicht lernt man erst durch neue Kommunikationsmittel neue Menschen kennen, mit denen man dann Gespräche führt (hi @dsde).

      Und was soll eigentlich immer dieser Bullshit mit der Instant-Gratification? Was ist das denn für'n Argument? Nur weil ich auf dotasource mit nem Oneliner paar Likes instant abstauben kann, heißt das doch noch lange nicht, dass ich mich dafür nicht mehr langfristig motivieren kann. Wieso schließt sich das alles bei dir so heftig aus?

      Manchmal will man halt faul sein und ne kurze Motivationsinjection, an anderen Tagen arbeitet man länger auf ein Ziel hin und freut sich dann halt später und mitunter intensiver.

      C'est la vie
    • Spoiler anzeigen

      Perdita schrieb:

      roflgrins schrieb:

      Perdita schrieb:

      Dann ist dein Verhalten halt auch bereits komplett verändert - verstehe ja nicht, woher die Prämisse rührt, dass man jederzeit und auf jede mögliche Art und Weise eine Beschäftigung oder soziale Interaktion braucht. Wenn man mal 20 Sekunden einfach nur isst, ist das jetzt kein Untergang. Argumentationskette mit Instant Gratification, Abhängigkeit, Suchtverhalten kannste dir jetzt selber zusammenreimen ^^
      Kannst du deine Argumentation ein wenig ausführen? Ich stimme deinem Urteil größtenteils zu, aber da wir in vielen anderen Themen in der Regel recht gegensätzliche Meinungen haben, würde mich deine Begründung in diesem speziellen Fall interessieren.Wenn ich jetzt Team Smartphone wäre, würden mich nämlich die random Schlagwörter mit ziemlicher Sicherheit nicht umstimmen und ich könnte dich z.B. fragen, womit ich denn deiner Meinung nach die Zeit sinnvoller nutzen könnte, in welcher ich auf mein Handy schaue.
      Eins vornweg: Die Argumentation kann man auf sämtliche Verhaltensweisen und Konsummuster anwenden, die in irgendeiner Art und Weise das Leben umfangreich verändern. In Maßen bestimmst du über das entsprechende Verhalten, ab einem gewissen Maß allerdings bestimmt dein Verhalten über dich. Unzählige Beispiele sind dann halt Computerspielesucht, Drogenkonsum, Foodkonsum, Sport, Wetten oder auch das hier genannte Smartphoneverhalten.
      Alle diese Beispiele haben meist ein Ziel: Irgendeine Belohnungsreaktion hervorzurufen (Euphorie, Bestätigung, gesteigerte Lust). Die meisten modernen Medien bieten mittlerweile die Möglichkeit, diese Belohnung auf einem direkten Wege überall/jederzeit zu stillen. Diese hohe Verfügbarkeit führt dazu, dass man ohne große Anstrengung ohne Kontrolle immer mehr konsumieren kann. Im Gegensatz zu diesen schnellen Belohnungsreaktion durch moderne Medien ist das zwischenmenschliche Interagieren (in unterschiedlichen Stufen: gemeinsames Essen, Freundschaften aufbauen, erfolgreiche Karriere) alles andere als schnell und direkt. Hier muss man also Arbeit erst Arbeit reinstecken, bevor man Erfolge ernten kann.

      Es ergibt sich ein Problem und jetzt kommt das große Generationenbashing: Größtenteils sind wir (und die folgende Generation) mit einer hohen Verfügbarkeit dieser direkten Erfolgsmechanismen aufgewachsen und haben es tatsächlich verlernt, diese "schwierigen" sozialen Interaktionen wertzuschätzen und auszuüben. In unserer Kultur gibt es dafür mittlerweile auch echt einige Begriffe wie "Extended Adolescence". ich will nicht die krassen Vorteile des Informationszeitalters klein reden (Möglichkeit von Bildung, Globalisierung und sowas halt). Man sollte halt durchaus auch erkennen, dass es nicht nur gute Seiten gibt.

      Zurück zum Essenbeispiel: Es ist schwierig für jemanden, ein 20-minütiges Gespräch am Leben zu halten. Durch hochverfügbare Medien (Fernseher anschalten oder Smartphone nutzen) ist es jetzt einfach, aus der Situation zu kommen. Ist halt der einfache Weg, die Situation zu überbrücken. Dafür bleibt die soziale Interaktion auf der Strecke.

      Ich hatte vor kurzem mal eine interessante Studie gelesen, die den Umgang mit Smartphone als biomechanisches Verhalten erklärt hat. Das Smartphone wird in dem Fall ein Teil des eigenen Körpers, welchem man erhöhte Aufmerksamkeit schenkt. Es gibt sogar ein Phantom-Vibrations-Syndrom, welches den tiefen Eingriff des Konsumverhaltes auf das menschliche Gehirn als Auslöser sieht.

      Womit hättest du also die Zeit meiner Meinung nach sinnvoller nutzen können? Für die zwischenmenschliche Interaktion!

      Also gilt das alles nur in der Gesellschaft Anderer?
    • Oster schrieb:

      stattdessen suche ich dann im besten Fall irgendwelche Paper die etwas damit zu tun haben, wo ich aber weiß, dass ich nichts finden werde weil zu spezifisch oder zu unwichtig, lese was auf Wikipedia dazu nach oder im schlimmsten (meine damit im allerbesten) Fall lande ich für 10 Minuten auf ds.de.
      1 zigarettenpause
    • Konnte (und kann auch bis jetzt) es einfach ganz schwer aushalten kontinuierlich an einem long-time-goal zu arbeiten, wenn ich nicht diese kurzfristigen Motivationsschübe habe wie z.B beim Sport die Glücksgefühle. Klar, das ist was menschliches aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich besonders während der Diplomarbeit schneller vorangekommen wäre wenn ich nicht alle 30 Minuten einen "Feelgoodpush" gebraucht hätte in Form von Youtube Video watchen, mit ds.de lesen belohnen, etc.

      Besonders wenn ein Problem mal nicht in 30 Minuten Takte gestückelt ist sondern eine 3 Stunden Aufgabe darstellt stehe ich beinahe paralysiert vor dem Problem und wünschte ich wäre in der Happyworld mit kleinen hüpfenden Zauberponys.
      Eine richtige Antwort ist nicht immer eine gute Antwort.
    • roblgrens schrieb:

      Also gilt das alles nur in der Gesellschaft Anderer?
      In diesem Beispiel verlernt man tatsächlich den Umgang mit sozialen Interaktionen. Wenn jemand 3 Minuten auf den Bus wartet und sich in der Zwischenzeit etwas ablenken will, ist das nochmal was anderes.

      Insgesamt geht es eher darum, dass man Abkürzungen oder alternative Wege sucht, um mit schwierigen Situationen umzugehen. Eine durch Drogen injizierte Glücklichkeit und Verhaltensänderung ist auch nur eine Abkürzung, um die eigentlichen Probleme zu umgehen. Wer sich ne Tafel Schokolade reinzieht belohnt sich sofort. Wer in WoW ein geiles Item bekommt, belohnt sich. Wer nach nem harten Tag den verdienten 10er am Automaten verzockt (oder verdoppelt) belohnt sich sofort. Wer mit Selbstverletzung nach Aufmerksamkeit anderer sucht und diese findet, belohnt sich sofort. Und so weiter.
      Ab aufs Velo:

    • Ich zitiere mich nochmal selbst: "In Maßen bestimmst du über das entsprechende Verhalten, ab einem gewissen Maß allerdings bestimmt dein Verhalten über dich." - ich traue mir selber nicht den maßvollen Umgang mit einem Smartphone zu, weshalb ich tatsächlich verzichte.

      roflgrins schrieb:

      Oder anders gefragt: Warum ist es so wichtig, dass man viel Arbeit in etwas reinsteckt bevor man die Belohnung einsacken kann, wenn es doch auch jederzeit kleine Belohnungen für lau gibt?
      Es ist wichtig zu lernen, dass man nicht immer alles direkt haben kann. Das bildet widerum ein Anspruchsdenken, aus dem man nur sehr schwer wieder herauskommen kann. Hier wird so oft erklärt, dass man 1 sozialer Krüppel ist, weil man eben die letzten 3-10 Jahre vergessen hat, wie man soziale Kontakte pflegt.

      Die Belohnungen in der Form eines Smartphoneabdriftens in Gesellschaft sind aber in Wirklichkeit gar nicht reell, sondern stillen halt das antrainierte Bedürfniss der Reizüberlutung. Alles muss spannend sein, nichts darf langweilig sein. Probier es mal aus, eine längere Zeit gezielt an einem Problem zu arbeiten, was deine komplette Konzentration fordert (irgendwas wissenschaftliches oder so, für andere vll. das Saubermachen der Bude). Da ist alles andere spannender und man prokrastiniert. Und Prokrastination ist long-term meistens kein positiver Effekt für das eigene Leben. Aus kleinen "Belohnungen" für das Hirn werden long-term also gar keine Belohnungen.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Brutalemasse ()

      Ab aufs Velo:

      Beitrag von calcu ()

      Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().
    • Warum brauche ich auf der Arbeit ein Smartphone wenn der PC daneben steht?
      War bisher immer mein Hauptargument gegen ein Smartphone, dass ich eh immer nen PC/Laptop griffbereit habe.
      Besonders auf der Arbeit wo sogar in 90% der Fälle der Laptop läuft und am Internet angeschlossen ist.
      Eine richtige Antwort ist nicht immer eine gute Antwort.
    • Die Diskussion, ob Verzicht auf „Lust“ oder eben das Hingeben zur „Lust“ der Schlüssel zur Weisheit sind, geht halt auch schon über 2000 Jahre ohne eindeutiges Ergebnis.
      Muss im Endeffekt jeder selbst gucken, wo im Spektrum er sich sieht, und was am besten funktioniert für einen selbst.
      Durch zu heftiges Konzentrieren kann man beispielsweise, nur um mal einen ganz extremen Fall zu nennen, auch einen Burn-Out bekommen. Dann kann man gar nicht mehr abschalten
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