Malochomei schrieb:

Weiß jetzt nicht genau, warum es relevant war, dass es beides Frauen gewesen sind. Aber ok.

Be4stM4ster schrieb:

Einfach mal wieder nach 500 Jahren eingeloggt und schön zu sehen, dass manche immer noch hier hängen geblieben sind.

Kyuzo schrieb:

Malochomei schrieb:

Weiß jetzt nicht genau, warum es relevant war, dass es beides Frauen gewesen sind. Aber ok.

Funfact: ZU anderer Uhrzeit spricht mich eine Mensch an, der mich fragt, von welchem anderswo ich herkomme, weil ich so sprechen würde wie Menschen von anderswo. Dieser Mensch kommt aus meinem Anderswo das nahe dem Anderswo ist, wo ich Mensch geworden bin.

THC-Veraechter schrieb:

Comedy Show gestern Abend

Ich war gestern Abend bei einer englischen Amateur Standup Comedy Show zusammen mit meiner Freundin.
Die Show war in einem kleinen Lokal, wenn 20 Leute da gewesen wären, wäre es schon sehr voll gewesen.

Fünf Minuten vor Beginn waren wir allerdings nur vier Zuschauer, dann stolpern aber plötzlich fünf Anfang 20-Jährige rein, die offensichtlich stockbesoffen von der Wien kommen, aber trotzdem noch ein Bier trinken möchten.
Der Host beginnt die Show und versucht ein bisschen Crowdwork, aber schnell wird klar dass die Wiesnbesucher entweder kein Englisch sprechen können oder wollen.
Stattdessen rufen sie immer rein "Jawohl!", "Genau", "G'suffe". Der Host ergibt sich und fängt an ein Prosit der Gemütlichkeit zu singen, die Wiesnbesucher machen begeistert mit.

Danach ist der erste Comedian dran, ein Engländer der erstmal ein paar nicht sonderlich lustige Witze erzählt, danach bisschen Crowdwork mit mir macht bevor er unterbrochen wird, weil ein neuer Besucher in die Bar reinschwankt.
Dieser hat zwar keine Tracht an, ist aber mindestens genauso besoffen wie die Wiesn Crowd. Spätestens ab jetzt fühle ich mich deutlich unterbiert.
Der Comedian fragt den Neuzugang nach seinem Namen und wo er herkommt, der Typ antwortet wortwörtlich: "Sorry, only few English!"
Die Menge johlt, der Host schaut verzweifelt, der Comedian fängt an den Neuzugang als "stupid Cunt" zu beschimpfen.
Der Neuzugang erzählt auf Deutsch dass er Nicolas heißt und aus Argentinien kommt.
Weil ich die Welt brennen sehen möchte rufe ich rein, dass die beiden sich über die Falkland Inseln unterhalten sollen.
Die Wiesnbesucher finden das eine klasse Idee und gröhlen zustimmend, meine Freundin schaut mich verärgert an.
Der Comedian und Nicolas fangen tatsächlich an über die Falkland Inseln zu diskutieren, was aufgrund der Sprachbarriere schwierig ist, nach zwei Minuten beleidigen sie sich dann gegenseitig, das geht leichter.
Der Host macht den Comedian darauf aufmerksam dass seine Zeit rum ist, dieser verlässt die Bühne und der Host rettet die Stimmung indem er wieder ein Prosit der Gemütlichkeit anstimmt.

Der nächste Comedian tritt auf, ein dicker Pakistani mit langen Haaren, der zu uns meint er wird öfters mit Hagrid aus Harry Potter verglichen.
Dann hätte er sich aber mal die Haare geschnitten und jemand haben zu ihm gesagt er sähe jetzt aus wie "lesbian Kim Jong-un".
Er fragt in die Crow ob wir wüssten wer ihn so genannt hat, ich rufe zurück "your wife".
Das ist dummerweise auch die Punchline von seinem Witz und er wird ziemlich wütend und fragt mich ob ich ein Osteuropäischer Nazi Kollaborateur sei, ich würde wie einer aussehen.
Ich sage ihm dass ich Deutscher bin. Nicolas hebt sein Bierglas hoch und ruft: "Deutschland über Alles"
Mein Freundin macht Witze darüber, dass das hier bald endet wie in Sylt und wir unsere Jobs verlieren, weil wir auf einem Handyvideo auftreten.
Der Pakistani hat Gefallen an Nazi Witzen gefunden, er erzählt dass er neulich das KZ in Dachau besucht hätte: "For historical accuracy we went there by train."
Ein Raunen geht durch die Menge, ich merke dass ich den Comedian schon eine Woche vorher gesehen habe und daher die Punchline zu seinem Witz kannte.
Der Pakstani wird langsam warm, er erzählt dass er mehrer Schwarze in seinem Freundeskreis hat und auch Schwarze unterstützt, er schaut nämlich gerne Filme mit schwarzen Schauspielern.
Vor allem Pornos.
Die Wiesnbesucher gröhlen vor Lachen, es sieht schon fast so aus als würden sich Publikum und Comedians versöhnen.
Dann bekommt aber einer der Wienbesucher einen Anruf und telefoniert lautstark, ohne aus der Bar zu gehen.
Dem Pakistani ist das gar nicht so recht, er beschimpft ihn als "Asshole", die Wienbesucher gröhlen zurück. Einer von ihnen holt einen Vaporizer raus und sie fangen an im Lokal zu rauchen.
Der Wirt scheint sich nicht daran zu stören, der Pakistani geht wütend von der Bühne.
Meine Freundin fragt mich ob wir gehen sollen, aber ich habe das Gefühl etwas zu verpassen falls ich jetzt schon gehen würde.

Der Host kündigt den nächsten Comedian an, einen Inder namens Natish.
Der ist sehr clever und schafft es tatsächlich die rauchenden Wiesnbesucher zu ignorieren und nicht zu beschimpfen, obwohl sie immer noch vereinzelt "Jawohl", "So isses", "Lustig" reinrufen.
Er macht ein paar Witze über Linkedin, ist aber auch nicht sonderlich lustig. Für den größten Lacher während seines Auftritts sorgt Nicolas, der irgendwann einfach so aufsteht und ruft: "Die S-Bahn fährt zum Heimeranplatz!"
Danach setzt er sich wieder hin, eine zierliche Asiatin die unter den ersten vier Gästen war und den ganzen Abend das Schauspiel stumm ertragen hat nutzt die Ablenkung und verlässt fluchtartig die Bar.

Der Host kommt wieder auf die Bühne und erklärt dass das alle Comedians für den heutigen Abend waren, er würde aber noch ein bisschen Musik und Comedy machen und fängt an eine Gitarre rauszuholen.
Er möchte dass wir ihm Wörter reinrufen um aus denen ein Song zu machen, es klappt so halbwegs.
Er fragt nach einem Namen, einer der Wiesnbesucher ruft rein: "Thaddäus", der Host singt ein Lied über Thaddäus der gerne Eier leckt.
Es stellt sich heraus, dass einer Wiesnbesucher selbst Thaddäus heißt, der findet das gar nicht gut und gröhlt dass das nicht okay sei.
Der Host rettet die Situation mit einem Prosit der Gemütlichkeit.

Der offizielle Teil ist vorbei, einer der Wiesbesucher nutzt dass der Wirt kurz um die Ecke gegangen ist und verbindet sich mit der Musikanlange, er spielt eine Karaoke Version von griechischer Wein und nutzt das Mikro auf der Bühne um zu singen, danach spielt er noch Junge von den Ärzten, wieder als Karaoke.
Seine restliche Crew ist dabei natürlich begeistert dabei, aus lauter Freude machen sie direkt (versehentlich) zwei Biergläser kaputt.
Der Wirt kommt zurück, nimmt die Musik wieder an sich und kehrt die Scherben auf.
Die Stimmung wird entspannter, einer der Wiesnbesucher versucht Nicolas zu erklären warum es nicht okay ist "Deutschland über Alles" zu sagen, ich bin positiv überrascht.
Mein Freundin und ich reden noch ein bisschen mit dem Host, der echt nett und cool ist, wir tauschen Nummern aus bevor wir gehen.


Kann also den Besuch einer Amateur Comedyshow uneingeschränkt empfehlen.