Floyds Filmforum

Ich habe es ja schon mehrmals durchschimmern lassen, dass ich kein Fan von Tarantinos neuestem Machwerk bin. Vergleichen sollte man ihn mit "Inglorious Basterds" der ebenfalls eine dunkle Zeit der Menschheitsgeschichte neu schreibt und mit dem typischen Tarantino-Stil mixt. Der Unterschied ist einfach, dass IB meiner Meinung nach auf allen Ebenen besser funktioniert. Nicht zuletzt deshalb weil er einen Subtext hat, der etwas zur Konversation (Holocaust) beiträgt, was meiner Meinung nach bei Django nicht der Fall ist. Django ist purer Sadismus, pure Revengefantasie ohne wirklich etwas dahinter. Ja, er traut sich hier etwas, dass sich in Amerika oft nicht getraut wird: Nämlich die wirklich bitterbösen Taten der Sklaverei zu zeigen (siehe Sonnengrab (?), ka wie man das Teil nennt). Tarantino darf das, denn mittlerweile ist er mächtig genug in Hollywood um sich das erlauben zu können.
Und ich glaube ihm auch, wenn er sagt er hasst Sklaverei (wer nicht?), und Rassist ist er sicher auch keiner. Nichts destotrotz funktioniert der Mix zwischen Humor und realem Horror ohne eine bestimmte Aussage nicht. Django massakriert den bösen weißen Mann am Ende des Filmes, und das wars. Während IB mit der Kinoszene am Ende einen passenden Vergleich zwischen dem IB-Zuschauer und den Leuten im Film zieht und damit unter all der Unterhaltung moralische Fragen stellt, gibt es das bei Django einfach nicht.

Was macht einen Tarantino Film aus?

- Großartige schauspielerische Leistungen: Zugegeben, die sind auch hier vorhanden. Waltz so cool wie schon in IB (einen Golden Globe hätte ich ihm trotzdem nicht gegeben), DiCaprio hervorragend und eine Schande, dass er immer noch Awardtechnisch ignoriert wird. das wahre Highlight aber dennoch Samuel L. Jackson. Jamie Fox unscheinbar, was aber nicht an ihm, sondern dem Drehbuch liegt. Viel tun darf er als Django nicht, was irgendwie absurd ist.

- Die Musik: Ist hier sehr durchwachsen. Die Hip-Hop Lieder ergeben null Sinn, stören nur, lenken die Aufmerksamkeit weg vom Film und lassen einen den Kopf schütteln. War das die Intention dahinter? Möglich, macht es aber nicht weniger verstörend.

- Genremix und Recycling: Auch hier ganz offensichtlich der Fall. Tarantino wollte schon seit Ewigkeiten einen Western machen, da er dieses Genre liebt. Das merkt man. Zumindest in der ersten Hälfte des Films. King Schultz und die Brittle Brothers, der Masken-Gag etc ist meiner Meinung nach das Highlight des Films. Als DiCaprio (der zwar hervorragend spielt) ins Geschehen kommt, wirds allerdings problematisch. Man spürt zunehmend die Länge des Films, der Showdown gehört Django, einem Charakter der uninteressanter nicht sein könnte.

- Zitat würdige und legendäre Dialoge: So weit ich weiß fällt das Wort Nigger 110 Mal in Django Unchained. Was ich damit sagen will ist, denke ich offensichtlich. Klar, wurde zu dieser Zeit, das Wort sehr häufig benutzt um Farbige von ihren Herren abzugrenzen. Ändert aber nichts daran, dass die Gespräche der Charaktere dadurch irgendwann sehr darunter leiden und nicht mal annähernd das Kaliber eines jeden anderen Tarantino Films erreichen.

Fazit: Django Unchained = Tarantino unfiltered. Und das ist meiner Meinung nach ganz schlecht. Gerade Regisseure mit einem sehr speziellen Stil, und vor allem beinahe genzenlosen kreativen Freiraum brauchen jemanden der ihnen sagt, wo sie sich hin und wieder zurücknehmen sollen. Für reine Unterhaltung ist das Thema zu wichtig und authentisch dargestellt, für einen Kommentar auf Sklaverei an sich ist er aber zu locker flockig leicht, und ohne konkrete Aussage/Sinn. Aufgrund der starken 1. Hälfte, und der Tatsache dass selbst ein schlechter Tarantino noch hervorragend in Szene gesetzt ist:
6,5/10