Outrages Weltgeschehen-Thread

    • Der_Busfahrer. schrieb:

      Ist hoher Mindestlohn = weniger Jobs tatsächlich bewiesen oder doch ein Schreckgespenst von Hans-Werner?
      Wollte nochmal auf das Thema etwas eingehen, da ich in letzter Zeit einige Wirtschaftsbücher zu Themen wie diesen gelesen habe.
      Auch im Bezug auf das, was Südländer zu dem Thema gesagt hat.
      Inzwischen bin ich zu 100% gegen den Mindestlohn und will mal kurz darlegen, wieso das so ist.

      Vielleicht einige wirtschaftstheoretische Vorbemerkungen.
      Löhne von Arbeitern steigen immer dann konstant an, wenn die Produktivität z.B. durch technischen Fortschritt erhöht wird. Jede künstliche Erhöhung z.B. durch den Mindestlohn über den aktuellen Marktpreis ist entweder nicht konstant oder wird durch Preiserhöhungen auf einem anderen Level wieder ausgeglichen.

      Henry Hazlitt beschreibt in seinem Buch "economics in one lesson" einen der typischen Fehler, die bei der Betrachtung solcher Themen gerne mal gemacht werden.
      Fehler Nr 1: Man schaut nur auf Person A --> Ist in diesem Falle der Arbeiter. Gleichzeitig werden aber alle anderen Personen, die ebenfalls von so etwas wie Mindestlohn betroffen sind, ausgeklammert (in diesem Falle ein Arbeiter einer anderen Branche, die verschiedenen Unternehmen etc.)
      Fehler Nr 2: Man sieht nur auf die kurzfristigen, nicht aber auf die langfristigen Entwicklungen.


      Hinzu kommt die allgemein recht weit verbreitete Vorstellung, dass Unternehmen irgendwo einen Raum haben, wo sie ihre unendlichen Reichtümer, die sie aufgrund der Ausbeutung der Arbeiterschaft erworben haben, lagern um dann den ganzen Tag dort zu schwimmen.


      Aber schauen wir mal konkret, was es für potenzielle Folgen geben kann, wenn man den Mindestlohn einfügt.
      Hierfür ein paar Szenarien, die dann multikausal so eintreffen können/werden.


      A) Mindestlohn wird in allen Branchen sagen wir deutschlandweit eingeführt. 8,50€ Das heißt ökonomisch gesprochen, dass jeder Arbeiter, der weniger als 8,50€ die Stunde erwirtschaftet, quasi sofort überflüssig und arbeitslos wird. Wenn er 8€ erwirtschaftet und vorher 7€ gezahlt bekommen hat, wird er seinen Job schlicht nicht behalten oder das Unternehmen macht Verlust --> geht langfristig pleite. Selbst wenn der Arbeiter mit seinem 7€ Job zu 100% zufrieden war, wird er jetzt auf die Straße geschickt, weil der Mindestlohn die Unternehmen dazu zwingt.
      Die Vertragsfreiheit wird damit praktisch aufgehoben. ---> Verlust von Freiheit sowie Verlust von Jobs

      B) Einfaches Rechenbeispiel. Ein Unternehmen hat eine bestimmte Summe X für die Bezahlung ihrer Mitarbeiter. Sagen wir mal 100€ für jede Stunde. Wenn durch Mindestlohn jetzt die Kosten steigen und das Unternehmen aber im Gegensatz aller populären Vorstellungen nicht im Geld schwimmt, bleiben die 100€, die es für die Bezahlung der Mitarbeiter erübrigen kann. Sie müssen dann nur anders aufgeteilt werden aka es müssen Arbeiter entlassen werden.

      C) Das Unternehmen entscheidet sich den Betrag für die Bezahlung der Mitarbeiter zu erhöhen, damit niemand entlassen wird. Da diese Lohnerhöhung allerdings nicht real ist (aka die Produktivität ist nicht gestiegen und die Firma stellt gar nicht mehr oder bessere Güter her als vorher), muss diese Lohnerhöhung dann an die Kunden weiter gegeben werden. Es steigt also der Preis des Produktes, was die Firma verkauft und zwar genau in dem Maße, wie zuvor die Löhne künstlich erhöht worden sind. Die Arbeiter müssen bekommen also trotz mehr Lohn nicht mehr Güter. Bedeutet im Umkehrschluss, dass der Mindestlohn nur Augenwischerei ist, weil die Güter dann eben genau um das selbe Level teurer sind.
      Nochmal als Erinnerung: Erst wenn die Produktivität erhöht wird, man also günstiger und besser produzieren kann als vorher, steigen die tatsächlichen Löhne an.

      Bei keinem dieser drei Szenarien wirkt sich der Mindestlohn positiv auf. Es gibt allerdings noch ein letztes Szenario, was viele Verfechter des Mindestlohns mehr oder weniger im Kopf haben.

      D) Gemäß der populären Vorstellung ist das Unternehmen tatsächlich super reich und kann es sich leisten weder Mitarbeiter zu entlassen, noch die Preise zu erhöhen. Selbst alle geplanten Investitionen, neue Standorte, neue Mitarbeitereinstellungen (alles Dinge, an denen man eben hätte sparen können) werden genauso gehandhabt, als wenn es den Mindestlohn gegeben nie gegeben hätte. Selbst in diesem absolut utopischen und unrealistischen Idealszenario, hat dann eben der Unternehmenseigentümer nur "9 statt 10 Autos". Hey wer braucht schon 10 Autos, der Typ hat doch eh schon genug Geld. Mag sein, dass niemand 10 Autos braucht, actually schätze ich die Freiheit sehr hoch ein und sage, jeder kann so viele Autos haben, wie er will, wenn er sich das leisten kann. Aber alleine dadurch, dass er ein Auto weniger kauft/kaufen kann, verkauft ein Unternehmer voller Arbeiter dann auch ein Auto weniger, die Nachfrage sinkt also und das drängt dann eben ein paar Autounternehmen aus dem Markt und ihrer Mitarbeiter sind arbeitslos.

      Geld ansich ist nur eine Währung. Es besitzt selbst nur einen symbolischen Wert. Inflation würde es ohne das Drucken von neuem Geld nicht geben. Folglich ist es vollkommen sinnlos durch so etwas wie den Mindestlohn die Verteilung des Geldes ändern zu wollen, weil reale Einkommen und Reichtum nur durch verbesserte Produktion entstehen können. Siehe die Kosten für Computer, Smartphones, sichere Autos etc. Es gibt schlicht kein mögliches Szenario, wo eine künstliche Erhöhung dauerthaft funktionieren kann, ohne negative Folgen zu haben, weil es eben den Gesetzen des Marktes widerspricht. Es ist sogar gefährlich, wie man an einigen Inflationen schon anschaulich in der Geschichte betrachten konnte.

      Eine weitere Negativfunktion ist, dass durch Mindestlohn neue Unternehmensgründungen natürlich erschwert werden, heißt es werden keine neuen Arbeitsplätze geschaffen, was natürlich wieder negative Folgen hat. Der Markt ist extrem gut darin sich innerhalb kurzer Zeit für ein attraktives Produkt anzupassen und weiter zu entwickeln. Wo ein hoher Profit möglich ist, werden viele Versuchen, diesen zu erwirtschaften. Und je mehr Unternehmen es in einer Branche gibt, desto stärker die Konkurrenz untereinander (also der Kampf um die günstigste und beste Produktion) und desto niedriger der Preis. Wenn ein Unternehmen konstant überteuerte oder schlechte Produkte produziert, wird es in einer Marktwirtschaft innerhalb kürzester Zeit vom Markt verdrängt und durch alternative Unternehmen, die es besser machen, ersetzt (übrigens einer der Hauptgründe, weshalb Sozialismus noch nie funktioniert hat, diese selbstheilende Funktion des Marktes wird nämlich negiert). Natürlich gibt es Fälle, wo man kurzfristig einen schlechten Schuh oder ein schlechtes Handy kauft, aber langfristig können sich solche Unternehmen nicht halten, besonders in Zeiten, wo man zum Vergleichen die weiten des Internets nutzen kann und nicht auf die Nachbarsmeinung angewiesen ist.




      Warum gibt es dann trotzdem so viele (linke) Parteien, die den Mindestlohn in verschiedenen Formen fordern, obwohl er ökonimischer Unsinn ist?

      Politik ist schon vor langer Zeit zu einer moralischen Frage geworden. Leute wählen nicht mit ihrem Kopf basierend auf erworbenem Wissen über Wirtschaft, sondern mit ihrem Herzen. Sie wollen das "Richtige" tun. Und Slogans wie "Gerechte Löhne für die Arbeiter" oder "Solidarität mit der Arbeiterschaft" oder "Gegen die Ausbeutung durch Bonzen" verkaufen sich eben historisch gesehen gut. Dass man dabei selbst im besten aller möglichen Fälle, die Situation nicht verbessert sondern sie maximal auf dem selben Level halten kann, sie jedoch zu 99% verschlechtert, wird dabei sehr gerne übersehen. Und dass man hierfür fundamentale Freiheiten der Menschen beschneidet (z.B. Vertragsfreiheit), stört leider auch noch viel zu wenige. Es steht jedem frei selbst ein Unternehmen zu gründen, wenn man tatsächlich der Meinung ist, dass man hier ohne viel selbst zu tun, ganz einfach zu Reichtum kommen kann. Damit schafft man sogar neue Jobs und sorgt für mehr Konkurrenz --> gut für die Kunden.

      Die Forderung nach einem Mindestlohn von Seiten der Politik ist entweder fehlende ökonomische Bildung (sie wissen es nicht besser siehe Fehler Nr. 1 und Nr. 2), oder aber populistische Bauernfängerei (sie wissen es eigentlich besser, aber wollen die Stimmen der Arbeiterschaft). Mindestlohn verhindert Innovationen und neue Unternehmen, also genau die Zugpferde, die durch fortschritliche Methoden für eine tatsächliche und nicht nur eine imaginäre (Löhne hoch, Preise hoch) Lohnerhöhung sorgen könnten.



      Anbei nochmal zwei wunderschönes Videos von Ben Shapiro, der Typ ist ohnehin übertriebener Boss. Eines zum Thema Mindestlohn, das zweite über "how to argue with leftist"

      Könnte den Faden jetzt noch weiterspinnen und über andere staatliche Eingriffe, wie Mietpreisbremse, staatlichen Wohnungsbau, soziale Leistungen, aber das würde den Rahmen des Posts sprengen.


    • Alex- schrieb:

      Nochmal als Erinnerung: Erst wenn die Produktivität erhöht wird, man also günstiger und besser produzieren kann als vorher, steigen die tatsächlichen Löhne an.
      Dein Argument hätte halt gestimmt wenn die löhne im exakt selben maß gestiegen wären wie die Produktivität. Da die Produktivität aber in den letzten Jahrzehnten sehr viel stärker angestiegen ist als die Löhne (Ist so das was ich von SPON und ZON gelernt hab, wissenschaftliche Studien hab ich dazu nicht) und die Arbeiter daher derzeit eigentlich unterbezahlt sind, ist dein Post zwar korrekt, passt aber nicht in die heutige Situation.
      Byron - Attributmagier
      Der Korpothread

      Oster schrieb:

      Wenigstens shrodo denkt mit.





      "some games just feel so unthrowable until you suddenly lost"
    • Auch die Aussage dass der Unternehmer sich dann nur noch 9 statt 10 Autos kaufen kann ist nicht weit genug gedacht. Wenn die Unterschicht mehr Geld hat kurbelt das den Konsum wesentlich stärker an als wenn das Geld bei reicheren Leuten ist. Und das bringt der Wirtschaft wesentlich mehr als wenn das Geld z.B. in Finanzprodukte investiert wird. Hatte genau zu dem Thema mal nen sehr schönen Artikel von nem Top 1% Typen aus den USA gelesen, der für ne Superreichensteuer eintritt, weil er sonst den Kapitalismus kaputtgehen sieht. Sein Hauptargument war eben, er hat gar nicht so viel Zeit zu konsumieren, wie er tun müsste um die Wirtschaft ankurbeln zu können. Wenn aber durch Umverteilung sich die unteren Schichten mehr kaufen können, tun sie das in einer wesentlich größeren Dimension und eben auch viel zuverlässiger in Konsumgüter.

      Vertragsfreiheit schön und gut, aber in unsrer Verfassung steht z.B. auch etwas wie Eigentum verpflichtet. Es ist also nicht so, dass hier einer unserer Grundsätze verraten wird, sondern eine Abwägung gegenüber anderen Grundsätzen stattfindet.

      Dann zu deinen Punkten:

      A) Arbeitnehmer, die keine 8,50€/Stunde "wert" sind. Entweder die Arbeit ist nötig für den Betrieb des Unternehmens, dann MUSS der Unternehmer mehr zahlen. Ist die Arbeit nötig, dann ist sie aber auch 8,50€ und tendenziell mehr wert. Gründe für einen niedrigeren Stundenlohn muss nicht unbedingt der Wert der Arbeit sein, sondern kann einfach durch ein Machtgefälle entstehen. Wenn die Arbeit jetzt tatsächlich nicht diesen Wert entspricht und auch nicht nötig ist für den Betrieb, dann wird der Job abgeschafft. Aber wenn du jetzt eh so stark im Markt argumentierst, sollte das für dich kein Problem darstellen, oder? Dafür ist der Markt doch da so etwas zu regeln. (wieso das aber gar nicht der Fall ist siehe meinen Abschluss)

      B) Entweder man drückt Kosten oder man erhöht Preise. Wenn das Unternehmen tatsächlich Mitarbeiter entlassen kann, dann konnte es dies auch vorher und hat es nur nicht getan, weil es die Löhne stark genug drücken konnte. Wenn es das muss und aber nicht könnte, weil es die Arbeitskraft braucht, sinkt die Produktion und n Konkurrent übernimmt. Wenn es branchenweit so ist, ist es okay, wenn die Preise steigen.

      C) Unternehmen arbeiten mit Gewinnmargen. Man hat in so einem Fall immer die Wahl Preise zu erhöhen oder die Gewinnmarge zu reduzieren. Das wird dann über den Markt ausgehandelt, inwiefern man es sich leisten kann die Preise zu erhöhen. Ist doch jetzt in BWL Manier nichts negatives, sondern der Mechanismus.

      Auf D) bin ich ja schon am Anfang eingegangen.

      Ich halte Mindestlohn jetzt auch nicht wirklich für nen Sieg und die Wirkung nicht krass genug um da irgendwie zu feiern, aber zu sagen die armen Unternehmen können sich keine 8,50€/Stunde leisten ist einfach Blödsinn. Entweder sind sie auf die Arbeitskraft angewiesen und dann können sie auch die 8,50€ zahlen oder sie entlassen die Person. Jetzt zu kommen und diese Entlassungen dagegenzuhalten ist scheinheilig, weil durch den Mindestlohn nen Sektor, in dem wir mehr Leute arbeiten lassen können, als Jobs da sind der Stundenlohn immer gedrückt werden kann. Und zwar entweder bis an die Schmerzgrenze der Unterschicht oder aber wie in Deutschland noch weit darunter, weil die dann als Aufstocker arbeiten und das so im Endeffekt nur ne Subvention von Arbeitskraft ist. Solange es sowas wie Aufstocker gibt, ist der Mindestlohn auf jeden Fall nichts negatives.

      Da wir eh nicht genügend Jobs für ne Vollbeschäftig haben werden, wird sich daran auch nichts ändern und sowas wie Mindestlohn ist einfach nur ein Schutz gegen die wesentlich stärkere Verhandlungsposition der Unternehmen was ungelernte Jobs oder Jobs mit massiven Überangebot an Arbeitskräften angeht.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Walnuss (die Echte) ()

      There are 10 types of people - those who understand binary, and those who don't.
    • 1nf3ct3d schrieb:

      du sagst die nachfrage wird weniger da der arbeitgeber weniger geld hat, der arbeitnehmer hat dann allerdings mehr geld und kann sich mehr kaufen. wo ist da ein geld verlust der zu nachfrage veränderung führt?
      vielleicht schlecht ausgedrückt, natürlich hat der arbeitnehmer dann "mehr Geld", aber der arbeitgeber halt nicht, was wiederum arbeitern in anderen branchen schadet durch mangelnden konsum. In besten falle bleibt dann die situation ausgeglichen, im wahrscheinlicheren Fall, wird sie schlechter dadurch, dass investitionen ausbleiben.

      Lohnanstieg durch produktivität muss ja nicht unbedingt durch steigende Löhne kommen, sondern funktioniert genauso gut über niedrigere Preise. Schau doch einfach mal, was nen Computer mit einer bestimmten Leistung X vor 12 Jahren gekostet hat und was ein Computer mit der selben Leistung heute kostet. Und dass, obwohl durch diverse semiguten Staatsmoves Inflation relativ stark ist.

      Und zu Watnuss ich verstehe dein Argument nicht ganz "Ist die Arbeit nötig, dann ist sie aber auch 8,50€ und tendenziell mehr wert."
      Woher willst du denn das wissen, dass das pauschal immer so gilt? Da fehlt mir jegliche Logik. Kommt doch ganz auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an.
      Und wenn du von Machtgefälle redest. Trotz des technischen Fortschritts der letzten 200 Jahren haben Maschinen trotz aller bedenken die Menschen als Arbeitskräfte nicht ersetzt.

      Und zu dem b) Wenn es branchenweit so ist, ist es okay, wenn die Preise steigen.


      Wo soll denn dann bitte der Sinn darin liegen die Löhne künstlich zu erhöhen, wenn du sagst, es ist okay, wenn die Preise steigen?

      Dann kann man es genausogut bleiben lassen und dodged dadurch noch andere negative Konsequenzen.


      Dem massiven "Überangebot an Arbeitskräften" von dem du redest kommt man übrigens am besten dadurch bei, dass man potentielle Unternehmungsgründungen nicht durch Mindestlohn und hohe Steuern behindert.
      Unternehmen sind genauso abhängig von Arbeitskräften, wie andersherum. Genau deshalb sorgt mehr Konkurrenz unter den Unternehmen einer Branche ja auch dafür, dass diejenigen Unternehmen, welche deutlich weniger als die Konkurrenz zahlen ihre Mitarbeiter verlieren.
    • Alex- schrieb:

      1nf3ct3d schrieb:

      du sagst die nachfrage wird weniger da der arbeitgeber weniger geld hat, der arbeitnehmer hat dann allerdings mehr geld und kann sich mehr kaufen. wo ist da ein geld verlust der zu nachfrage veränderung führt?
      vielleicht schlecht ausgedrückt, natürlich hat der arbeitnehmer dann "mehr Geld", aber der arbeitgeber halt nicht, was wiederum arbeitern in anderen branchen schadet durch mangelnden konsum. In besten falle bleibt dann die situation ausgeglichen, im wahrscheinlicheren Fall, wird sie schlechter dadurch, dass investitionen ausbleiben.
      Lohnanstieg durch produktivität muss ja nicht unbedingt durch steigende Löhne kommen, sondern funktioniert genauso gut über niedrigere Preise. Schau doch einfach mal, was nen Computer mit einer bestimmten Leistung X vor 12 Jahren gekostet hat und was ein Computer mit der selben Leistung heute kostet. Und dass, obwohl durch diverse semiguten Staatsmoves Inflation relativ stark ist.

      Und zu Watnuss ich verstehe dein Argument nicht ganz "Ist die Arbeit nötig, dann ist sie aber auch 8,50€ und tendenziell mehr wert."
      Woher willst du denn das wissen, dass das pauschal immer so gilt? Da fehlt mir jegliche Logik. Kommt doch ganz auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen an.
      Und wenn du von Machtgefälle redest. Trotz des technischen Fortschritts der letzten 200 Jahren haben Maschinen trotz aller bedenken die Menschen als Arbeitskräfte nicht ersetzt.

      Und zu dem b) Wenn es branchenweit so ist, ist es okay, wenn die Preise steigen.


      Wo soll denn dann bitte der Sinn darin liegen die Löhne künstlich zu erhöhen, wenn du sagst, es ist okay, wenn die Preise steigen?

      Dann kann man es genausogut bleiben lassen und dodged dadurch noch andere negative Konsequenzen.


      Dem massiven "Überangebot an Arbeitskräften" von dem du redest kommt man übrigens am besten dadurch bei, dass man potentielle Unternehmungsgründungen nicht durch Mindestlohn und hohe Steuern behindert.
      Unternehmen sind genauso abhängig von Arbeitskräften, wie andersherum. Genau deshalb sorgt mehr Konkurrenz unter den Unternehmen einer Branche ja auch dafür, dass diejenigen Unternehmen, welche deutlich weniger als die Konkurrenz zahlen ihre Mitarbeiter verlieren.
      Die Arbeit ist nötig, wenn das Unternehmen keine Wahl hat diese Arbeit nicht erledigen zu lassen. z.B. in einem Büro eine Putzkraft zu haben oder nen Hausmeister. Es hat einfach keine Wahl diese Leute nicht anzustellen. Und dann ist die Arbeit auch sicher den Mindestlohn wert und meine Vermutung ist auch, dass der reale Wert dieser Arbeit wahrscheinlich sogar wesentlich höher anzusiedeln ist. Dass der reale Lohn niedriger ist liegt an dem Machtgefälle. Das existiert und begünstigt die Unternehmen. Das hat nichts mit Maschinen zu tun sondern mit Angebot und Nachfrage. Solange ein Unternehmen Gewinn macht und dort Arbeit verrichtet wird, die gemacht werden muss, kann sich der Stundenlohn dieser Arbeit erhöhen bis der Gewinn einen gewissen Wert unterschreitet. Warum das aber praktisch nicht der Fall ist habe ich aber begründet. Das liegt am Überangebot an Arbeitskräften.

      Der Sinn Lohnkosten künstlich zu erhöhen besteht darin die Bevölkerung zu schützen. Wir leben in einem Sozialstaat und solange das der Fall ist, ist das Aufgabe des Staates für seine Leute zu sorgen, dass alle die mitspielen einen gewissen Lebensstandard haben. Das wird bei Leuten mit niedrigen Lohn trotz 40h Woche z.B. durch Aufstocken erreicht. Stattdessen kann der Staat aber auch von seinem Recht gebrauch machen Gesetze zu erlassen, die diesen Leuten einen Stundenlohn sichert, dass sie diesen vereinbarten Lebensstandard auch ohne Aufstocken erreichen. Deswegen auch mein Argument, dass Aufstockerjobs im Prinzip subventionierte Arbeitskraft für Unternehmen sind, weil die Leute wahrscheinlich nicht für diesen Lohn arbeiten würden, wenn es die Option des Aufstockens nicht gäbe. Wenn du das Prinzip von Angebot und Nachfrage verstanden hast, kannst du doch nicht umhinkommen einzusehen, dass bei nem massiven Überangebot an Arbeitskräften in einem Bereich der Lohn sinkt. Und zwar bis an den Punkt, an dem sich noch ausreichend Leute für genau diesen Lohn diese Arbeit "antun". Das ist der Marktmechanismus. Und jetzt komme ich und sag das ist in einem gewissen Ausmaß nicht mehr menschenwürdig und der Markt versagt und in nem Sozialstaat greifen dann irgendwelche Mechanismen in den Markt ein. Und das ist auch gut so.

      Und das ein Mindestlohn Unternehmensgründungen verhindert ist kein wirkliches Argument. Wenn ein Unternehmen nicht mit nem angemessenen Lohn Leute anstellen kann, ist das Konzept fehlerhaft. Außer man kann das Unternehmen nur gewinnbringend führen, wenn Menschen dort arbeiten, die mit ihrem Lohn nicht mal den vereinbarten Mindeststandard erarbeiten können. Man diese also ausnutzt. Der Gewinn eines solchen Unternehmens ist also wortwörtlich von der Leidensfähigkeit der Arbeitnehmer abhängig.

      Warum das wie schon beschrieben in Deutschland bisher möglich war, ist unser soziales Netz/Gefüge. Ich finds ehrlich gesagt cooler, wenn unsere Unternehmen tatsächlich hauptsächlich ihre Gewinne aus der Produktivität ziehen würden und nicht aus z.B. minderbezahlte Jobs.
      There are 10 types of people - those who understand binary, and those who don't.
    • Alex- schrieb:

      Der_Busfahrer. schrieb:

      Ist hoher Mindestlohn = weniger Jobs tatsächlich bewiesen oder doch ein Schreckgespenst von Hans-Werner?





      Politik ist schon vor langer Zeit zu einer moralischen Frage geworden. Leute wählen nicht mit ihrem Kopf basierend auf erworbenem Wissen über Wirtschaft, sondern mit ihrem Herzen. Sie wollen das "Richtige" tun. Und Slogans wie "Gerechte Löhne für die Arbeiter" oder "Solidarität mit der Arbeiterschaft" oder "Gegen die Ausbeutung durch Bonzen" verkaufen sich eben historisch gesehen gut. Dass man dabei selbst im besten aller möglichen Fälle, die Situation nicht verbessert sondern sie maximal auf dem selben Level halten kann, sie jedoch zu 99% verschlechtert, wird dabei sehr gerne übersehen. Und dass man hierfür fundamentale Freiheiten der Menschen beschneidet (z.B. Vertragsfreiheit), stört leider auch noch viel zu wenige. Es steht jedem frei selbst ein Unternehmen zu gründen, wenn man tatsächlich der Meinung ist, dass man hier ohne viel selbst zu tun, ganz einfach zu Reichtum kommen kann. Damit schafft man sogar neue Jobs und sorgt für mehr Konkurrenz --> gut für die Kunden.

      Die Forderung nach einem Mindestlohn von Seiten der Politik ist entweder fehlende ökonomische Bildung (sie wissen es nicht besser siehe Fehler Nr. 1 und Nr. 2), oder aber populistische Bauernfängerei (sie wissen es eigentlich besser, aber wollen die Stimmen der Arbeiterschaft). Mindestlohn verhindert Innovationen und neue Unternehmen, also genau die Zugpferde, die durch fortschritliche Methoden für eine tatsächliche und nicht nur eine imaginäre (Löhne hoch, Preise hoch) Lohnerhöhung sorgen könnten.

      Finde diese Angstmasche wesentlich schlimmer, bei der das einzige Argument Angst um Arbeitsstellen ist.
      Jeder behinderte Move von Wirtschaftskapitänen wird damit gerechtfertigt.
      Völlig überissene Gehälter der Führungsebene? Halt die Fresse Wurm, sonst "müssen" wir Stellen streichen.
      Wenn ihr Mindestlöhne einführt, streichen wir Stellen, wenn ihr uns zu hoch besteuert, verlagern wir die Produktion ins Ausland, ergo keine Stellen. Zeitarbeit ist Ausbeutung? Fresse, sonst streichen wir die Stelle ganz.
      Arbeitssicherheit gibt es in Deutschland kaum noch. Alleine diese Unsicherheit ob man nach Äonen mal eventuell fest übernommen wird....
      Was du da alles von dir gibst, ist halt einfach eine Art Betrachterperspektive, wie sie wohl nur Jemand haben kann, der nie von diesen Zuständen betroffen war oder ist.
      Hater prallen ab an der Karbonschicht wie der Regen.
      Mann, ich setz mich auf den Thron und geb ein Fick dabei auf Jeden.
      Und roll weiter auf Chrom bis sie dann nicht mehr mit mir reden.
      Keine Bitch und kein Stress zieht mich runter wie ein Dämon,
      Ich blend sie alle weg mit ultraviolettem Xenon.
    • Meine Vorredner haben schon sehr viel richtiges gesagt zum Thema Mindestlohn, ich will das ganze auch noch mal bündeln und meine Perspektive dazu geben:

      1. Der freie Markt und die Vertragsfreiheit


      Man muss sich bewusst sein, dass die klassischen Modelle der VWL zum freien Markt und dessen Wohlfahrtsgewinn auf Voraussetzungen basieren, die in der Realität meistens nicht gegeben sind.
      Unter anderem darf an dem Markt kein Marktteilnehmer eine Marktmacht besitzen und es dürfen keine Informationsasymmetrien bestehen.
      Es dürfte relativ offensichtlich sein, dass diese Voraussetzungen bei Vertragsverhandlungen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer in der Regel nicht vorhanden sind, vor allem im Mindestlohnbereich. Wenn Burger King einen neuen Bürgerbräter sucht, ist das Unternehmen in einer wesentlich besseren Verhandlungsposition als der einzelne Arbeitssuchende.
      Daher nimmt hier der Staat eine Schutzfunktion ein, indem er zum Schutz des Arbeitnehmers in die Vertragsfreiheit eingreift. In Deutschland gibt es einen Mindestanspruch auf Urlaub, Tages- und Wochenarbeitszeiten haben ein Höchstgrenze, etc.
      Arbeitsverträge sind nicht die einzigen Verträge in denen in die Vertragsfreiheit der Verhandlungspartner eingegriffen wird, auch Kauf-/Miet-/Dienstleistungsverträge etc. unterliegen staatlichen Regulierungen.

      2. Lohn- und Produktivitätsentwicklung im Vergleich

      Shrodo hat es schon angeschnitten, der Produktivitätsfortschritt in Deutschland und auch weltweit ist schon seit Jahrzehnten entkoppelt von der Lohnentwicklung. Tatsächlich hinkt die Lohnerhöhung dem Produktivitätszuwachs gewaltig hinterher, wie man z.b. auf folgendem Schaubild sehen kann:


      Das heißt, dass der durchschnittliche Arbeitnehmer von dem von ihm erwirtschafteten Produktivitätszuwachs nur sehr gering profitiert hat, die Unternehmenseigner aber dank der logischerweise stark gefallenen Lohnstückkosten hier sehr stark profitiert haben. Ablesen kann man das beispielsweise an der sehr positiven Entwicklung großer Aktienindizes im selben Zeitraum:




      Auch wenn im zweiten Schaubild die Inflation nicht herausgerechnet wurde, erahnt der schlaue Betrachter doch schnell, dass der durch Produktivitätszuwachs erwirtschaftete Wohlfahrtsgewinn wohl sehr einseitig verteilt wurde. (Bei einer angenommenen Inflationsrate von jährlich 2%, ist der DAX real um ca. 330% gestiegen, die Arbeitslöhne in dem selben Zeitraum um 5%)



      3. Vermögensverteilung und Konsumquote

      Auch sehr interessant finde ich die Debatte um die Folgen der "Umverteilung" die durch einen Mindestlohn erfolgen würde, wenn sich durch ein Mindestlohn das Einkommen der Arbeitnehmer erhöht, wohingegen das der Unternehmenseigner sinkt.
      Erstens kann ich diejenigen beruhigen, die sich Sorgen um Deutschlands Vermögende machen, denen geht es prächtig und diejenigen unter ihnen die Anteilseigner an einem Unternehmen sind, werden es sich auch leisten können ihre Angestellten besser zu bezahlen.





      Hab jetzt leider beim kurzen googeln keine aktuelleren Zahlen gefunden und es kann durchaus sein, dass die Vermögensverteilung kurzzeitig nach 2007 durch die Finanzmarktkrise "gerechter" wurde, das sollte sich aber durch die aktuelle Erholung der Finanzmärkte wieder eingerenkt haben, keine Sorge.
      Die reichsten 10% der Deutschen haben ca. 60% des gesamten Vermögens, die ärmsten 50% haben leider gar kein Vermögen.


      Wie wirkt sich nun eine solche Vermögensaufteilung auf die Wirtschaft aus?
      Um diese Frage zu beantworten, muss man sich klar machen, dass Arme Menschen eine sehr viel höher Konsumquote als Reiche Menschen haben.
      D.h. dass Arme Menschen einen wesentlich höheren Anteil ihre Einkommens ausgeben und ein sehr viel weniger Geld sparen. Logischerweise kann man weniger sparen, wenn man zwangsläufig einen großen Anteil seiner Einnahmen gezwungenermaßen für Miete, Essen und ÖPNV ausgeben muss.
      Ein Niedriglöhner der von 1200€ Netto leben muss, wird am Monatsende nicht viel Geld zurücklegen können, ein Unternehmer der ein Monatseinkommen von 50.000€ hat, kann auf sehr großem Fuß leben und trotzdem ein großen Anteil seiner Einnahmen sparen.
      Sein gespartes Vermögen würde der Unternehmer liebend gerne investieren, blöderweise nutzt es absolut nichts zu investieren, wenn keine Nachfrage besteht.
      Der schönste neue Burger King nützt nichts wenn die Putzkräfte von nebenan sich keinen Burger leisten können, weil 70% ihres Lohns für Miete und Grundnahrungsmittel draufgehen.
      Also trägt der Unternehmer sein Geld doch zur Bank, die leider auch keine so richtige Verwendung dafür hat, weil auch sie Schwierigkeiten hat gute Investitionsmöglichkeiten zu finden. Geld gibt es überall zu einem historisch niedrigen Zins, nur wohin damit? Dem deutschen Staat Geld zu leihen ist zwar sicher, aber niedriger verzinst als die Inflationsrate, Griechische Staatsanleihen lässt man lieber die Finger von, genauso wie von amerikanischen Hauskrediten. Man ist ja nicht blöd und lernt aus der Geschichte. Aber chinesische Immobilien, das klingt doch sexy? Der Trick ist nur rechtzeitig auszusteigen....


      Falls hier aber nun aber eine Umverteilung stattfinden würde, in der eine große Anzahl von Mindestlohnbeziehern etwas mehr Geld haben, während wenige Unternehmer deutlich an Einkommen verlieren, erhöht sich der Anteil an Geld der ausgegeben wird, es kommt mehr Geld in den Umlauf und die Inländische Güternachfrage steigt.
      Und plötzlich lohnt es sich wieder zu investieren und es lässt sich auch ein Deutschland eine Rendite erwirtschaften die über der Inflationsrate liegt.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von THC-Veraechter ()

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    • Bighead schrieb:

      Ansonsten danke für eure ausführlichen Posts
      dicke raute.

      ein punkt, der mir ins auge springt:

      ihr redet alle vom reichen unternehmer als gegenbeispiel zum einfachen arbeitnehmer. das problem besteht allerdings mitnichten in zu hohen spitzen-/manager-/unternehmergehältern, die in deutschland im gegensatz zu den US of A immerhin mit satten 42% bzw. 45% besteuert werden (ein valider kritikpunkt hier wäre die iirc von @devilchen mal angesprochene zu niedrige staffelung des spitzensteuersatzes, MfG beginn der letzten tarifzone bei 53.666€). sondern das problem liegt vielmehr darin, dass kapitaleinkünfte unabhängig von ihrer höhe mit lediglich 25% (26,375% incl. soli) flat besteuert werden.

      ist arguably ein kleiner punkt, aber den startupgründer, der mit 80+ arbeitsstunden pro woche sein eigenes gehalt erwirtschaftet, sollte man imho nicht mit den richtigen großverdienern auf eine stufe stellen. letztere machen nämlich höchstens einen bruchteil ihres geldes mit "echter", versteuerter arbeit.
    • Ja, der Graph beinhaltet auch den Produktivitätsgewinn durch Maschinen. Da Maschinen letztendlich auch von Angestellten entwickelt und bedient werden find ich es auch nur fair, wenn sie ebenfalls vom technologischen Fortschritt profitieren.
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    • LSD-Veraechter schrieb:

      Auch sehr interessant finde ich die Debatte um die Folgen der "Umverteilung" die durch einen Mindestlohn erfolgen würde, wenn sich durch ein Mindestlohn das Einkommen der Arbeitnehmer erhöht, wohingegen das der Unternehmenseigner sinkt.
      Erstens kann ich diejenigen beruhigen, die sich Sorgen um Deutschlands Vermögende machen, denen geht es prächtig und diejenigen unter ihnen die Anteilseigner an einem Unternehmen sind, werden es sich auch leisten können ihre Angestellten besser zu bezahlen.
      Ich bezweifle, dass der Verteilungseffekt wie Du ihn beschreibst so zustande kommen wird. Ein Großteil der Menschen betrifft der Mindestlohn halt reichlich wenig, weil sie eh schon mehr verdienen. Für Jobs die vom Mindestlohn betroffen sind gibt es mehrere Auswirkungen.
      1. Das Unternehmen zahlt den Angestellten den Mindestlohn und hat dafür eine geringere Gewinnmarge.
      2. Das Unternehmen zahlt den Angestellten den Mindestlohn und erhöht im Gegenzug seine Preise.
      3. Das Unternehmen ersetzt Mitarbeiter durch Maschinen/Computersysteme um die Produktivität der verbleibenden Mitarbeiter zu erhöhen, welche Mindestlohn erhalten müssen.
      Ich denke eine Kombination aus 2 und 3 ist am wahrscheinlichsten. 1 ist möglich bei Märkten wo es harten Preiskampf gibt, dort sind die Margen aber meistens eh schon sehr niedrig, so, dass wahrscheinlich einige Unternehmen ihren Betrieb einstellen müssen. Fall 1 ist der einzige wo ich einen (geringen) Verteilungseffekt vom Unternehmer zum Arbeitnehmer sehe. Im Fall 2 leiden die restlichen Konsumenten und im Fall 3 die unproduktivsten Arbeitnehmer die entlassen werden.

      Persönlich finde ich die 8,50€ Mindestlohn nicht so schlimm, er ist so niedrig gelegt, dass er viele eh nicht betrifft. Die am meisten Betroffenen sind die Personen welche nicht eingestellt werden können, weil Betriebe dicht gemacht haben. Ich bin auch dafür, dass die Löhne in Deutschland steigen sollten, mMn. ist der Mindestlohn aber das völlig falsche Mittel.

      @Boo^ Kapital wird in Deutschland aber schon doppelt besteuert. Unternehmen zahlen Steuern auf ihre Gewinne. Mit den Gewinnen wird Kapital gebildet und Dividenden ausgezahlt, welche nochmal als Kapitaleinkünfte besteuert werden. Darum ist der Steuersatz so "niedrig".

      Ein Grund für die in Deutschland relativ große Vermögensungleichheit ist dem Umstand geschuldet, dass Deutschland eine Gesellschaft aus Mietern ist. Immobilienkauf ist weniger beliebt als z.B. in Italien, wo ein Großteil der Leute im Eigenheim wohnen. Habe letztens einen Artikel gelesen, wonach dies im Gesellschaftlich sogar effizienter sei. Wenn man zur Miete wohnt, finanziert man sich quasi seine Wohnung komplett per Fremdkapital, hat aber den ganzen administrativen Aufwand (Bau etc.) outgesourced. Rechtlich ist man als Mieter in Deutschland sowieso sehr gut geschützt, auch ist es viel einfacher seine Wohnung zu kündigen, als z.B. zu verkaufen. Ein Haushalt hat nun also ein paar 100k€ weniger Vermögen, allerdings gehts ihm nicht wirklich schlechter als seinem Pendant anderswo. (Das ist auch der Ursprung der Debatte vor einiger Zeit, wonach die Griechen "reicher" als die Deutschen seien, wie die Bildzeitung das betitelt hat)

      Das größere Problem bei der Vermögensverteilung ist imo in Deutschland, die Rentenversorgung. Reiche Leute sind stärker im Aktienmarkt und alternativen Anlagen wie Hedge-funds oder Private Equity investiert. Mittelständische Sparer haben diese Möglichkeiten weniger oder gar nicht. Das Geld, welche sie zur Rente weggelegt haben (müssen) liegt in Pensionskassen. Diese haben im aktuellen Niedrigzinsumfeld riesige Probleme die Renditen zu erwirtschaften mit denen die zukünftige Renten einer älter werdenden Gesellschaft bezahlt werden müssen. D.h. in den nächsten Jahrzehnten werden wir länger arbeiten müssen oder weniger Geld zur (staatlichen) Rente bekommen. Altersarmut wird ein Riesenproblem werden in den nächsten 20 Jahren.

      tl:dr. Mindestlohn hat imo sehr geringe Verteilungseffekte. Niedrigzinsphase fickt die Rentenkassen so richtig von hinten. Reiche lachen sich immer noch ins Fäustchen.
    • Bin dank roflgrins Like erst jetzt auf die Antwort von devilchen aufmerksam geworden und will da noch kurz darauf eingehen:

      Bei der Frage wie sich die Einführung des Mindestlohns (kurzfristig) ausgewirkt hat auf die Löhne kann man sich ja einfach anschauen was in Deutschland nach dessen Einführung im Januar 2015 passiert ist. Die Bundesbank hat im August 2015 unter anderem dazu ein Bericht herausgegeben in dem sie von einem zusätzlichen allgemeinen Lohnanstieg von 0,5% ausgeht dank des Mindestlohns.
      Das ist insgesamt nicht viel, aber vor allem gering Verdiener haben deutlich profitiert, so stieg der Bruttolohn von ungelernten Arbeitnehmern um 9,4% im Vergleich zum Vorjahresquartal.


      Bundesbankbericht S.59 schrieb:

      Insgesamt deuten die Ergebnisse der VierteljährlichenVerdiensterhebung darauf hin, dassdie Einführung des Mindestlohns die Lohnstrukturstark beeinflusst hat. Besonders betroffenwaren Geringqualifizierte und Beschäftigtein niedrig vergütenden Wirtschaftszweigenin den neuen Bundesländern sowie vermutlichdie geringfügig Beschäftigten in ganzDeutschland, für die aber im Rahmen der VierteljährlichenVerdiensterhebung keine Stundenverdienstevorliegen. Der vom Mindestlohnin diesen Bereichen am unteren Ende der Entgeltverteilungausgelöste Lohnzuwachs ist sostark, dass er sich auch in den Durchschnittsvergütungenniederschlägt.


      Der Tagesspiegel hat dazu auch noch einen Artikel der das ganz gut Zusammenfasst.

      Insgesamt reicht das natürlich noch nicht und imo müssen noch weitere Staatliche Regulierungen eingeführt werden damit die Löhne weiter steigen, da dies durch "freie" Marktmechanismen in den letzten Jahren offensichtlich nicht passiert ist (eventuell weil Unternehmen im Gegensatz zu Gewerkschaften voll "globalisiert" sind), aber es ist ein Anfang.
      Dieser Beitrag wurde bezahlt vom George Soros Zentrum für politische Agitation

      Beitrag von calcu ()

      Dieser Beitrag wurde vom Autor gelöscht ().

      Beitrag von roterbaron ()

      Dieser Beitrag wurde von TripperK aus folgendem Grund gelöscht: Spam/Offtopic ().
    • @calcu

      deutschlandfunk.de/fremdenhass…?dram%3Aarticle_id=366488

      DLF schrieb:

      Statt in Demokratie-Erziehung wurden Milliarden in rasante ICE-Strecken investiert, die ohne Halt an ostdeutschen Landschaften vorbei rasen.
      Der Osten braucht eine Demokratie-Erziehung (eher Umerziehung) weil er nicht die Blockparteien wählt.
      Köstlich.

      LerYy schrieb:

      Shrodo es ist schon lange nichts mehr witzig wir sind im Krieg.
    • Ländlicher.87 schrieb:


      Wie weit dürfen Tierschützer gehen?

      Mit einer Straftat eine andere Straftat aufdecken? Warum wird den Kriminellen die Hausfriedensbruch begehen und in Ställe einbrechen eigentlich immer mehr Glauben geschenkt als den Tierhaltern. Als ob bei so einer Aktion je herauskommen würde, das die sogenannten Tierschützer sagen es sei alles in Ordnung in deutschen Ställen.
      xddd
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