Stimme den anderen hier nur teilweise zu.
Bardem war spitze, klar. Aber Craig & Dench haben da auch ziemlich gut als Gegengewicht gedient, um's in der ernsten Schiene zu halten und nicht albern werden zu lassen.
Mochte die Aufzug + Ratten-Szene aus genau dem Grund auch nicht so - es war too much, zu albern. Bardem (oder der für die Szene zuständige Cutter) hat's zum Ende hin wieder rumgerissen, das wurd dann wieder gut.
Das danach draußen - v.a. das beiläufige Erschießen der Hure - hätte mit ner anderen Altersfreigabe und ner glaubwürdigeren Vorbereitung durch ne bessere Schauspielerin viel intensiver und verstörender gestaltet werden können.
Abzüge also für sie und die Umsetzung, aber Pluspunkte für die Idee dahinter.
Mochte den Anfang ebenfalls nicht. So Renn- und Prügelszenen sind okay, wenn sie mittendrin stattfinden, aber so schnell hatte ich noch nicht genug Bezug zur Story aufgebaut, um kleine Fehler darin zu ignorieren.
War außerdem ebenfalls too much.
Fands auch nicht so offensichtlich, dass die Namenlose Moneypenny wird. Ich hielt sie eher für eine neue Goodnight.
Da irgendeiner vorher nach der Motivation des Antagonisten und seiner Entscheidung, offensichtliche Risiken einzugehen, gefragt hatte, dazu noch was.
(Ich will eigentlich gar nicht drüber reden, weil das sehr angenehm gemacht wurde, indem alle Finger drauf zeigten, es aber nie explizit erwähnt wurd.)
Daher nur knapp: Skyfall reflektiert die Bondgeschichte psychologisch. Darum der Name des Films, darum der Showdown in seiner Kindesstätte (samt Zerstörung dieser), darum die offensichtlichen Parallelen zwischen Bond und Silva und ihre Verbindung zur weiblichen M.
Bei Silva hat sich die Herangehensweise des MI6, Waisenkinder zu bevorzugen, psychopathologisch manifestiert: Er hat M als neue Mutter angenommen, als Bezugspunkt, und wird entsprechend tief verletzt, als sie ihn opfert. Darüber verliert er aber nicht seine Bindung, sondern vertieft sie vielleicht sogar noch, jetzt aber mit Vorwürfen und Rachegefühlen.
Es geht ihm also nicht darum, die Weltherrschaft an sich zu reißen; für ihn, ganz persönlich, geht es immer noch nur um das ungelöste Problem seiner zweiten Kindheit: Warum M ihn verlassen hat und wie er damit innerlich klar kommt.
(Finde den Joker-Vergleich von Floyd daher auch nicht angemessen - der Joker war fundamental anders angelegt in Batman; alles, was die beiden teilen, ist das Lachen hin und wieder, und selbst das ist unterschiedlich, hat unterschiedliche Gründe)
Darum auch so geplant: Silva wollte M töten, aber nicht einfach nur so, in ihrer Wohnung (dafür hätte er sich, wie Bond, einfach nur reinschleichen müssen), sondern vor den Augen ihrer Vorgesetzten, vor den Augen all derer, die an der Maschinerie des MI6 beteiligt waren und auch vor den Augen derer, die nicht mehr glaubten, dass sie überhaupt noch einen Sinn hat.
Und dass er sich dafür erst vom MI6 gefangen nehmen lässt, bedient nur seine Eitelkeit - das zweite herausstechende psychologische Merkmal seiner Figur (und der Grund seiner Lachattacken).
Deswegen finde ich's auch nicht so schlimm, dass der Plotpart so ähnlich schon zu sehen war und die Idee, sich gefangennehmen zu lassen, nicht neu ist, denn hier war sie auf motivationaler Ebene viel besser implementiert.
Während Silvas Gefühle also sichtbar werden, bleiben die von M und Bond halb verdeckt. Bei M erkennt man am Ende und zwischendrin immer wieder, dass sie die Zuneigung ihrer "Kinder" erwidert, sich aber nicht von ihren Gefühlen beherrschen lässt und sie notfalls eben opfert. Trotzdem hält sie den Gedanken daran nicht aus, dass Bond Silva nach dessen vorwurfsvoller Rede Glauben schenkt, und rechtfertigt ihre Handlung vor ihm. An dieser Stelle nochmal ein klares Lob an Dench und ihre minimalistische Mimik.
Bond schließlich scheint zu fühlen, was Silva fühlt, aber auch zu verstehen, warum M so handelt, und darum in der Lage zu sein, sich trotz seiner Gefühle ein unabhängiges Selbst aufzubauen und der Pflicht immer wieder den Vorrang zu geben. Allerdings nicht problemlos. Wie er auch nicht richtig mit seiner Kindheit abschließen konnte.
Wird nicht wirklich aufgelöst, ist auch gut so.
--
Im Zuge eines zunehmend komplexer werdenden psychologisierenden Trends momentan begrüße ich übrigens die langen, ruhigen Gesichts-Nahaufnahmen wie in Drive, die auch in Skyfall oft verwendet wurden. Manchem mag das langatmig vorkommen, ich finds zwischen den Actionszenen gut und nötig, um nicht das Interesse an den Protagonisten zu verlieren.
/edit: Bewertung ganz vergessen: 8-8,5/10
Bardem war spitze, klar. Aber Craig & Dench haben da auch ziemlich gut als Gegengewicht gedient, um's in der ernsten Schiene zu halten und nicht albern werden zu lassen.
Mochte die Aufzug + Ratten-Szene aus genau dem Grund auch nicht so - es war too much, zu albern. Bardem (oder der für die Szene zuständige Cutter) hat's zum Ende hin wieder rumgerissen, das wurd dann wieder gut.
Das danach draußen - v.a. das beiläufige Erschießen der Hure - hätte mit ner anderen Altersfreigabe und ner glaubwürdigeren Vorbereitung durch ne bessere Schauspielerin viel intensiver und verstörender gestaltet werden können.
Abzüge also für sie und die Umsetzung, aber Pluspunkte für die Idee dahinter.
Mochte den Anfang ebenfalls nicht. So Renn- und Prügelszenen sind okay, wenn sie mittendrin stattfinden, aber so schnell hatte ich noch nicht genug Bezug zur Story aufgebaut, um kleine Fehler darin zu ignorieren.
War außerdem ebenfalls too much.
Fands auch nicht so offensichtlich, dass die Namenlose Moneypenny wird. Ich hielt sie eher für eine neue Goodnight.
Da irgendeiner vorher nach der Motivation des Antagonisten und seiner Entscheidung, offensichtliche Risiken einzugehen, gefragt hatte, dazu noch was.
(Ich will eigentlich gar nicht drüber reden, weil das sehr angenehm gemacht wurde, indem alle Finger drauf zeigten, es aber nie explizit erwähnt wurd.)
Daher nur knapp: Skyfall reflektiert die Bondgeschichte psychologisch. Darum der Name des Films, darum der Showdown in seiner Kindesstätte (samt Zerstörung dieser), darum die offensichtlichen Parallelen zwischen Bond und Silva und ihre Verbindung zur weiblichen M.
Bei Silva hat sich die Herangehensweise des MI6, Waisenkinder zu bevorzugen, psychopathologisch manifestiert: Er hat M als neue Mutter angenommen, als Bezugspunkt, und wird entsprechend tief verletzt, als sie ihn opfert. Darüber verliert er aber nicht seine Bindung, sondern vertieft sie vielleicht sogar noch, jetzt aber mit Vorwürfen und Rachegefühlen.
Es geht ihm also nicht darum, die Weltherrschaft an sich zu reißen; für ihn, ganz persönlich, geht es immer noch nur um das ungelöste Problem seiner zweiten Kindheit: Warum M ihn verlassen hat und wie er damit innerlich klar kommt.
(Finde den Joker-Vergleich von Floyd daher auch nicht angemessen - der Joker war fundamental anders angelegt in Batman; alles, was die beiden teilen, ist das Lachen hin und wieder, und selbst das ist unterschiedlich, hat unterschiedliche Gründe)
Darum auch so geplant: Silva wollte M töten, aber nicht einfach nur so, in ihrer Wohnung (dafür hätte er sich, wie Bond, einfach nur reinschleichen müssen), sondern vor den Augen ihrer Vorgesetzten, vor den Augen all derer, die an der Maschinerie des MI6 beteiligt waren und auch vor den Augen derer, die nicht mehr glaubten, dass sie überhaupt noch einen Sinn hat.
Und dass er sich dafür erst vom MI6 gefangen nehmen lässt, bedient nur seine Eitelkeit - das zweite herausstechende psychologische Merkmal seiner Figur (und der Grund seiner Lachattacken).
Deswegen finde ich's auch nicht so schlimm, dass der Plotpart so ähnlich schon zu sehen war und die Idee, sich gefangennehmen zu lassen, nicht neu ist, denn hier war sie auf motivationaler Ebene viel besser implementiert.
Während Silvas Gefühle also sichtbar werden, bleiben die von M und Bond halb verdeckt. Bei M erkennt man am Ende und zwischendrin immer wieder, dass sie die Zuneigung ihrer "Kinder" erwidert, sich aber nicht von ihren Gefühlen beherrschen lässt und sie notfalls eben opfert. Trotzdem hält sie den Gedanken daran nicht aus, dass Bond Silva nach dessen vorwurfsvoller Rede Glauben schenkt, und rechtfertigt ihre Handlung vor ihm. An dieser Stelle nochmal ein klares Lob an Dench und ihre minimalistische Mimik.
Bond schließlich scheint zu fühlen, was Silva fühlt, aber auch zu verstehen, warum M so handelt, und darum in der Lage zu sein, sich trotz seiner Gefühle ein unabhängiges Selbst aufzubauen und der Pflicht immer wieder den Vorrang zu geben. Allerdings nicht problemlos. Wie er auch nicht richtig mit seiner Kindheit abschließen konnte.
Wird nicht wirklich aufgelöst, ist auch gut so.
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Im Zuge eines zunehmend komplexer werdenden psychologisierenden Trends momentan begrüße ich übrigens die langen, ruhigen Gesichts-Nahaufnahmen wie in Drive, die auch in Skyfall oft verwendet wurden. Manchem mag das langatmig vorkommen, ich finds zwischen den Actionszenen gut und nötig, um nicht das Interesse an den Protagonisten zu verlieren.
/edit: Bewertung ganz vergessen: 8-8,5/10
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